„Und Jephta rief alle Männer von Gilead zusammen. Sie kämpften gegen die Männer von Efraim und besiegten sie… Wenn ein flüchtiger Efraimit kam und hinüber wollte, fragten sie ihn: »Stammst du aus Efraim?« Und wenn er Nein sagte, forderten sie ihn auf: »Sag doch einmal Schibbolet!« Sagte er dann: »Sibbolet«, weil er es anders nicht aussprechen konnte, packten sie ihn und schlugen ihn nieder. Auf diese Weise fielen damals an den Jordanfurten 42000 Männer aus Efraim.“ (Richter 12:6)
Liebe Geschwister im HErrn Jesus,
ein falsches Wort und schon ist der Kopf ab: So wie damals, als „jeder tat was recht war in seinen Augen“ (Richt.21:25), so will man auch heute keine langen Erklärungen hören, sondern nur schnell wissen, in welche Schublade man den andersdenkenden Bruder oder Schwester hineinstecken kann. Heute lautet die Frage: „Glaubst Du an die …lehre – ja oder nein?“ Und wenn dann die „falsche Antwort“ kommt, wird die Bruderschaft oft sofort für beendet erklärt. Schließlich will man sich ja nicht mit „Irrlehrern“ abgeben…
Dabei vergessen wir zu oft, dass „der Mensch sich doch nichts nehmen kann, es sei ihm denn aus dem Himmel gegeben“ (Joh.3:27). In der Weise wie die Männer von Efraim nur so reden konnten, wie sie es gelernt haben, so können auch wir nur das reden, was wir aus der Schrift erkannt haben. Die richtige Erkenntnis ist eine Gnade, der wir uns nicht rühmen können. Aber es ist einfach naiv, anzunehmen, dass man sich nicht auch selbst irren könne, nur weil man den Heiligen Geist habe (vergl. Jak.3:1). Vor allem ist es eine Unart, dass man jede weitere Unterredung sofort abwehrt mit dem frommen Hinweis, dass man „über die Wahrheit nicht diskutieren dürfe“, (wobei man selbst natürlich über die alleinige Deutungshoheit und Unfehlbarkeit verfügt). „Richtet denn unser Gesetz den Menschen, ehe es vorher von ihm selbst gehört und erkannt hat, was er tut?“ (Joh.7:51). Voreingenommenheit ist kein Erkennungsmerkmal für die „Weisheit von oben“ (Jak.3:17), sondern wird in der Schrift klar verurteilt: „Wer Antwort gibt, bevor er zuhört, dem ist es Narrheit und Schande“ (Spr.18:13).
Warum gibt es überhaupt Unterschiede im Verständnis der Heiligen Schrift? Wenn doch alle den Heiligen Geist haben, der uns in die ganze Wahrheit leitet, warum sieht es dann der eine so und der andere anders (Joh.16:13, 1.Joh.2:27)? Weil es immer wieder Geschwister gibt, die sich bei einzelnen Lehrfragen nicht so sehr vom Wort Gottes leiten lassen, als vielmehr sich aus Bequemlichkeit auf die Belehrungen irrender Brüder stützen.
Mir ging es früher genauso. Da ich die Bibel selber noch nicht so gut kannte, verließ ich mich auf das Mehrheitsurteil innerhalb der evangelikalen Christenheit. Als mir jemand zum ersten Mal erklärte, dass es z.B. eine „Allversöhnungslehre“ gäbe, nach welcher angeblich alle Menschen nach dem Tod einfach so errettet werden, war mir sofort klar, dass das eine „Irrlehre“ sei, mit der ich mich nicht näher beschäftigen müsse. Ich nahm an, dass es da ein paar verträumte, lauen Christen gibt, die sich Gott als einen immer lächelnden Tattagreis vorstellen, der gerne alle bei sich haben will und deshalb am Ende einfach alle durchwinkt.
Jahre später lernte ich dann 1991 selbst solche „Allversöhner“ kennen, die die Biebl sehr gut kannten und ein sehr frommes Leben führten ohne Fernsehen oder weltliche Musik etc. Ich fragte mich, wie es sein könne, dass Gläubige, die die Bibel so gut kennen, trotzdem noch an die Allversöhnung glauben können. Und dann stellte ich fest, dass das, was man mir über deren Lehre erzählt hatte, gar nicht stimmte, sondern dass sie ein viel komplexeres Bild von der Zukunft hatten als immer behauptet. Vor allem konnten sie jedes einzelne Detail mit der Bibel belegen.
Was mich aber am meisten beeindruckte, war, dass sie meine bisherige Vorstellung von einer ewigen Verdammnis mit wenigen Worten als das darstellen konnten, was sie war: unvorstellbar grausam, makaber, unerträglich, eines barmherzigen Gottes unwürdig und in sich völlig widersprüchlich, ja geradezu lästerlich. Besonders ein Gedankenexperiment, dass mir ein Bruder damals vortrug, brachte mich ziemlich in Verlegenheit: „Stell Dir mal vor, Gott würde Dich am Ende der Tage als »Schöffen« zu Rate ziehen und Dich fragen, wie Er mit all den Ungläubigen der gesamten Menschheit verfahren solle; entweder: 1. alle zu begnadigen, 2. zu einer zeitlich begrenzten Höllenstrafe zu verurteilen, oder 3. zu einer nie mehr endenden Höllenstrafe zu verurteilen? Wie würdest Du Dich entscheiden?“ Als ich mich für die zweite Möglichkeit entschied, fragte er mich: „Kann aber Deine Gerechtigkeit, Liebe und Barmherzigkeit größer sein, als die von Gott?“ Hier musste ich passen.
Trotzdem aber weigerte ich mich damals, an eine Begnadigung aller Menschen am Ende der Zeit zu glauben, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass die Mehrheit der Christen sich irren könnte, Zudem war ich der Meinung, dass die ewige Höllenstrafe doch klar belegt sei in der Schrift und ich von der Mehrheit der Christen verachtet und verstoßen werden würde, wenn ich auf einmal die Allversöhnung vertreten würde. Dennoch aber kam mir die Idee einer unendlichen Höllenqual immer absurder vor und im völligen Widerspruch zu einer „Guten Nachricht„. Da ich aber glaubte, dass dies die Lehre der Bibel sei, stieg in mir allmählich der Verdacht auf, dass die Bibel von Menschen inspiriert sei und der Heilsplan Gottes nicht wirklich durchdacht sei. Daraufhin verwarf ich den Glauben an die Bibel und verbrachte 18 Jahre im finsteren Atheismus.
Die Christen taten mir damals leid, denn mir wurde bewusst, dass sie am liebsten diese peinliche Lehre von einer immerwährenden Folter in der Hölle aus der Bibel streichen würden, wenn sie es könnten, und dass all ihre Rechtfertigungen nur allzu durchschaubar unbeholfene Versuche waren, das Absurde und Widersprüchliche als etwas Schlüssiges und Sinnvolles zu verkaufen. Mir erschien es, als würden Neonazis versuchen, den Holocaust als Notwendigkeit und Voraussetzung für ein friedliches Zusammenleben der Deutschen nachträglich zu rechtfertigen. Christen waren für mich nicht nur unaufrichtig, sondern geradezu Meister der Verdrängung, die es geschafft hatten, sich das eigene Denken zu verbieten und ihre Gefühle zu unterdrücken, nur um nicht an der Bibel zweifeln zu müssen.
Doch als es Gott am 07.Mai 2014 gefiel, mich wieder aus der geistigen Finsternis herauszuführen, indem Er sich mir offenbarte, schenkte Er mir auch wieder den Glauben an Sein Wort und Seinen Sohn Jesus Christus. An einem Tag fragte ich ihn mit meiner Elberfelder Bibel in der Hand, wie sich denn die scheinbaren Widersprüche zum Thema ewige Höllenstrafe auflösen ließen. Und von einer Sekunde zur anderen – gleichsam einer Datenübertragung – öffnete Er mir die Augen, dass ich an all die vielen Bibelstellen erinnert wurde, die klar den Plan Gottes bezeugten, alle Menschen zu errettten, z.B. Jes.45:22-24, Jes.57:16, Ps.103:9, 1.Tim.2:4, Jes.46:10, Phil.2:10-11, 1.Kor.15:22,28 Kol.1:20, Ps.22:28, Röm.11:15+32, Ps.150:6, Zeph.3:9, 2.Sam.14:14, 1.Tim.4:10, Joh.12:32, 1.Petr.3:18-20. 2.Petr.3:9, Klag.3:31-32, Röm.5:18, Mich.7:18, Joh.5:25, Röm.14:9, Ps.107:10-15, Tit.2:11, Joh.1:29, 1.Tim.2:1, Apg.3:21, Mk.3:28-29, 2.Kor.5:19-20, Luk.15:4, Eph.1:9-10, Hes.16:53-55 uvm.
Besonders jene letztgenannte Stelle in Hes.16:53-55 ließ keinerlei Spielraum für Zweifel: Denn wenn Gott sogar Sodom nach einer Strafe des „äonischen Feuers“ (Jud.7) am Ende begnadigt und „ihre Gefangenschaft wendet„, wieviel mehr würde Er sich auch so vieler anderer Menschen wieder erbarmen, die weitaus weniger gesündigt hatten als die Sodomiter, denen der HErr ja ohnehin eine mildere Strafe ankündigte (Mt.11:24)! Ich erkannte in der Folgezeit auch aus dem Grundtext, dass das „hinein/für Äonen (von) Äonen“ in Offb.14:11 nicht das Gleiche ist wie ein „von Ewigkeit zu Ewigkeit„, wie es die meisten Bibeln falsch übersetzen, da es sich in Wirklichkeit um einen bestimmten Zeitraum innerhalb eines größeren Zeitraums handelt. Denn nach der Bibel haben alle Äonen einen Anfang und ein Ende, weshalb das Wort logischerweise nicht mit „Ewigkeit“ übersetzt werden kann (Mt.13:39-49, 24:3, 28:20, Röm.16:25, 1.Kor.2:7, 10:11, Eph.3:9+11+21, Kol.1:26, 2.Tim.1:9, Hebr.9:26, Jud.25).
Heute erschüttert es mich, wie abgestumpft die meisten Gläubigen sind, dass ihnen trotz vieler Jahre im Glauben nie Zweifel gekommen sind an dieser furchbaren Lehre von der ewigen Qual. Wie stellen sie sich denn die Herrlichkeit bei Gott vor in dem Wissen, dass ihre eigenen Söhne und Töchter oder ihre geliebten Eltern aufgrund fehlender Bekehrung zur gleichen Zeit höllische Qualen erleiden in ewiger Einsamkeit, ohne Hoffnung auf Trost und Sinn? Also selbst wenn diese schon nach kurzer Zeit ihren Unglauben bereuen und Gott um Gnade anflehen, sollen ihre Gebete angeblich nicht mehr erhört und ihre Sehnsucht und Liebe zu Jesus nicht mehr erwidert werden? Welch eine unvorstellbare Grausamkeit, wenn der HErr ihr Elend und ihre Verzweiflung einfach für immer ignorieren und ihnen keinerlei Aussicht mehr geben würde, dass Er sich ihrer erbarmen könnte! Da wäre ja sogar der schlimmste Schwerverbrecher irgendwann gnädiger und würde ihnen nochmal eine Chance geben! Und das soll der Vater der Erbarmungen und Gott alles Trostes sein? Haben diese Geschwister etwa Gott bisher so erfahren in ihrem Leben?
Dieser Irrsinn ist für mich heute die schlimmste und lästerlichste Irrlehre, die je in der Christenheit entstanden ist und die für die meisten Ungläubigen wohl einer der größten Hindernisse sein konnte, an das Evangelium zu glauben, da es schlichtweg nichts mehr mit einer Frohbotschaft, sondern eher mit einer Drohbotschaft zu tun hat. Deshalb werde ich nicht müde, sie immer wieder und bei jeder Gelegenheit zu verurteilen und meine Geschwister von der Widersinnigkeit dieser Vorstellung zu überzeugen.
Seid der Liebe unseres HErrn Jesus Christus anbefohlen!
Simon