„Die Nacht ist weit vorgerückt, und der Tag ist nahe.
Laßt uns nun die Werke der Finsternis ablegen
und die Waffen des Lichts anziehen.“

(Röm.13:12)

– „Als ich in Seinem Licht durch das Dunkel wandelte“ Teil 1

Als ich in Seinem Licht durch das Dunkel wandelte

von Simon Poppe

»Ich denke daran, wie du Mir treu gewesen bist, als du noch jung warst. Du liebtest Mich wie eine Braut ihren Bräutigam. Selbst durch die Wüste bist du mit Mir gegangen, dorthin, wo man weder sät noch erntet. Du gehörtest Mir allein, so wie die ersten Früchte der Ernte Mir gehören. Wer sich an dir vergriff, machte sich schuldig, und Ich brachte Unheil über ihn.«     (Jer.2:2-3)

 

Einleitung

Das vorliegende Buch habe ich mir nicht ausgedacht, – sondern Gott. Denn all das, was wir Menschen auf Erden erleben ist im Grunde wie ein Buch, das Gott selbst geschrieben hat. König David schrieb einmal zu Gott: „Deine Augen sahen mich schon, als mein Leben im Leib meiner Mutter entstand. Alle Tage, die noch kommen sollten, waren in Deinem Buch bereits aufgeschrieben, noch bevor einer von ihnen eintraf“ (Psalm 139:16). Und wenn wir mal genau darauf achten und uns zurückerinnern, dann haben wir schon alle mal Erfahrungen gemacht, wo wir uns von Gott getragen fühlten. Denn selbst wenn Er für uns nicht sichtbar ist, zeigt Er sich uns doch immer wieder durch alles Sichtbare und Erlebte, wenn wir nur offen sind für Sein Handeln.

Dieses Buch ist also eine Aufzählung von all den Erlebnissen, die ich während der ersten 25 Jahre meines Lebens mit Gott haben durfte und in denen Er sich mir immer wieder als Retter in der Not erwies. Als ich z.B. als 15jähriger mit meinem Zwillingsbruder Marcus auf der Insel Fehmarn das Segeln lernte, kam ich mit meiner Jolle in einen starken Sturm, so dass ich kenterte. Wir waren mitten auf dem Meer bei hohem Wellengang und unser Segelboot begann zu sinken. Da betete ich und bat Gott, dass Er uns doch retten möge. Und schon bald darauf sah ich einen winzigen weißen Punkt am Horizont, der sich beim Näherkommen als Motorboot erwies, das direkt auf uns zuhielt. Der Mann warf uns einen Rettungsring zu und erzählte später, dass er eigentlich gerade im Begriff war, nach Hause zu fahren, als er eine innere Stimme vernahm, die zu ihm sagte, er solle doch noch einmal aufs Meer hinausfahren, ob er vielleicht jemanden aus Seenot retten könne. Und da war mir klar, dass dies die gute Hand unseres Gottes war, der mir zeigen wollte, dass ich mich allezeit an Ihn wenden könne, wenn ich in Not bin.

Kurz darauf schenkte mir meine Mutter zu meinem 16. Geburtstag eine Elberfelder Bibel, die ich mir gewünscht hatte, und schrieb folgende Widmung hinein:

»Mein lieber Simon,

Du weißt, daß ich Dir das Beste mit auf Deinen Lebensweg geben möchte. Was ist das Beste?

Das Beste ist die Freude an diesem Buch. Halte immer fest an dem Worte Gottes, so wirst Du auch im Sturm feststehen:

„Nur auf Gott vertraut still meine Seele, von Ihm kommt meine Rettung.

Nur Er ist mein Fels und meine Rettung, meine hohe Feste;

Ich werde nicht viel wanken.“           (Psalm 62:1-2)«

Dieses Wort begleitet mich jetzt schon mein ganzes Leben und hat sich immer wieder als wahr erwiesen. Und da ich von Jugend auf die Heilige Schrift kennenlernen durfte, wusste ich auch schon bald, was los ist, wenn ich mal vom Weg Gottes abgewichen war und ließ mich wieder von meinem HErrn Jesus zurechtbringen. Das bedeutet aber nicht, dass ich nicht auch Zeiten der Angst und Verzweiflung erlebte – ganz im Gegenteil. Nicht selten hatte ich das Gefühl, dass der HErr mich völlig verlassen hatte. Aber dann las ich eines Tages folgendes Zeugnis, das sicher schon viele kennen, und für mich sehr aufschlussreich war:

»Eines Nachts hatte ich einen Traum: Ich ging am Meer entlang mit meinem Herrn. Vor dem dunklen Nachthimmel erstrahlten, Streiflichtern gleich, Bilder aus meinem Leben. Und jedes Mal sah ich zwei Fußspuren im Sand, meine eigene und die meines Herrn. Als das letzte Bild an meinen Augen vorübergezogen war, blickte ich zurück. Ich erschrak, als ich entdeckte, dass an vielen Stellen meines Lebensweges nur eine Spur zu sehen war. Und das waren gerade die schwersten Zeiten meines Lebens. Besorgt fragte ich den Herrn: Herr, als ich anfing, dir nachzufolgen, da hast Du mir versprochen, auf allen Wegen bei mir zu sein. Aber jetzt entdecke ich, dass in den schwersten Zeiten meines Lebens nur eine Spur zu sehen ist. Warum hast Du mich allein gelassen, als ich Dich am meisten brauchte?“ Da antwortete Er: „Mein liebes Kind, ich liebe dich und werde dich nie allein lassen, erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten. Dort wo du nur eine Spur gesehen hast, da habe ich dich getragen.“«

Bremen, 01.01.2021                                      Simon Poppe

 

 

1968 – 1975

Als ich geboren wurde

Die meisten Autobiographien beginnen wohl etwa mit dem Satz: „Ich wurde am … in … als Sohn von … geboren.“ Genau genommen aber beginnt das Leben ja nicht erst bei der Geburt, sondern schon vom Moment der Zeugung an. Und schon in diesen ersten neun Monaten geschieht so vieles, ohne dass es dem Menschen selbst bewusst ist. In dem eingangs erwähnten Psalm 139 schrieb David über diese Zeit: „Gewiss, Du selbst hast mein Inneres gebildet, mich zusammengefügt im Leib meiner Mutter. Ich preise Dich, dass ich auf erstaunliche Weise wunderbar geworden bin. Wunderbar sind Deine Werke, das erkenne ich sehr wohl. Als ich im Verborgenen Gestalt annahm, kunstvoll gewirkt in den Tiefen der Erde, war ich nicht unsichtbar für Dich. Du hast mich schon gesehen, als ich noch ein Embryo war“ (Ps.139:13-16). Jeder Mensch kann also mit recht von sich sagen, dass er von Gott gewollt ist, denn sonst würde es ihn ja nicht geben.

Dies ist wichtig zu erwähnen, denn sonst hätte es den Anschein, dass man nur „aus dem Willen des Fleisches oder aus dem Willen eines Mannes“ gezeugt wurde (Joh.1:13). Tatsächlich hatte meine Mutter nämlich nach der Geburt meiner zwei Jahre älteren Schwester Diana hormonell bedingt keine Lust mehr, mit meinem Vater zusammenzukommen, weshalb er ihr aus Verzweiflung eine Hormonspritze injizierte. Prompt wurde sie schwanger und bekam uns Zwillinge. Allerdings hatten meine Eltern bis zu unserer Geburt am 07.07.1968 keine Ahnung, dass wir zu zweit unterwegs waren, obwohl mein Vater dies schon ahnte. Er hatte sich nämlich aus Neugier von einer Arbeitskollegin dazu verleiten lassen, das Geschlecht durch Pendeln herauszufinden, und diese hatte auf einmal zu ihm gesagt: „Mensch, Georg, das werden ja Zwillinge!“ Als meine Mutter ihn nach unserer Geburt dann vom Krankenhaus aus anrief und ihm sagte, dass sie Zwillinge bekam, sagte er trotzdem ungläubig: „Renate, mit so etwas scherzt man nicht.“

Bei unserer Geburt waren meine Eltern sehr arm, denn mein Vater war noch in der Ausbildung zum Krankenpfleger. Er hatte damals immer die Angewohnheit, sich in den Läden die Preise zu notieren, um sie mit anderen Läden zu vergleichen. Wir wohnten in der Waschküche im Keller eines Mehrfamilienhauses in der Gröpelinger Heerstr. 33 gegenüber einem Friedhof. Meine Eltern hatten ja die Nachkriegszeit erlebt und waren deshalb Entbehrungen gewöhnt. Mein Vater wusste, dass es jetzt „ums Überleben ging“, wie er heute sagt, aber dass die besseren Zeiten schon noch kämen. Einwegwindeln konnten sie sich nicht leisten, weshalb meine Mutter uns mit wiederverwendbaren Stoffwindeln wickelte. Und durch die hohe Feuchtigkeit hatten wir als Kinder ständig eine Bronchitis oder Keuchhusten. Meine Mutter rieb uns damals immer mit Transpulmin ein (ich erinnere mich noch gut an den intensiven Geruch). Wenn beide Eltern in der Krankenpflege arbeiten, hat es ja den Vorteil, dass man immer gut versorgt wird.

Schon als Baby war ich Papas Liebling, weil ich ihn mit meinen roten Haaren an seine früh verstorbene Mutter erinnerte. Mein Bruder Marcus war indes der Liebling meiner Mutter, weil er immer so süß sabberte. Schon sehr früh zeigten wir beide unsere Begeisterung für unseren späteren Beruf, indem wir mit Leidenschaft lose Tapeten von der Wand rissen oder die Wände mit Filzstiften bemalten. Als mein Vater 1970 seine erste Anstellung als Pfleger erhielt bei der Ev. Kirche, zogen wir um in die Luchtbergstr. 4, wo wir sogar einen kleinen Hof hatten zum Spielen. Mein Vater baute sich damals eine große Voliere (Freiflug-Käfig) und kaufte sich Kanarienvögel, denn er liebte Vögel über alles. Da er das Drahtgeflecht von oben jedoch nicht richtig zugemacht hatte, schlich sich eines Tages eine Katze hinein und tötete mehrere Vögel. Als mein Vater dies sah, geriet er in Rage vor Wut, nahm eine Mistforke aus dem Schuppen und tötete die Katze aus Rache. Später begann mein Vater dann mit einer Taubenzucht.

Als ich drei Jahre alt war, spielte Diana immer mit mir als ihrem „Baby“, weil ich immer das tat, was sie mir sagte. Wenn sie mir Blätter zu essen gab, aß ich sie, wobei ich mich einmal richtig daran verschluckte, so dass mich mein Vater über Kopf hielt und mir mit den Händen auf den Rücken schlug. Als ich einmal im Laufstall auf dem Bauch lag, stellte Diana (5) sich aus Langeweile mit beiden Füßen auf meinen Bauch, aber mein Vater sah es gerade noch rechtzeitig.

Glückliche Kindertage

1972 kam dann mein Bruder Patrick zur Welt. Ich erinnere mich noch, wie mein Vater ihn mir auf den Schoß legte, damit ich ihm auch mal das Fläschchen geben konnte. Nun war die Wohnung aber viel zu klein für ein weiteres Kind, so dass wir wieder umzogen in die Delmestr. 142 in Bremen-Neustadt. Mein Vater wurde leider wegen wiederholter, unangemessener Kommentare gekündigt, fand aber schon bald darauf eine Festanstellung als Krankenpfleger bei der Senatskommission für ein städtisches Krankenhaus, wodurch er sozusagen ein unkündbarer Staatsdiener wurde. Damit meine Mutter in Ruhe ihre Hausarbeit machen konnte, ließ sie uns im Sommer tagsüber einfach immer nach draußen, nur mit kurzen, roten Höschen bekleidet, im Vertrauen, dass wir schon immer gegenseitig aufeinander aufpassen würden. In unserer neuen Straße gab es nur zwei Familien mit Kindern, nämlich die Huntemanns und die Bullmanns, ansonsten aber nur alte Leute, die in den Blöcken wohnten. Da wir als Kinder immer laut auf der großen Wiese im Hinterhof spielten, brüllten die alten Omas jedes Mal vom Fenster aus in den Hof: „VON 1:00 BIS 3:00 IST MITTAGSRUHE !!! ICH RUF GLEICH BEI DER NEUEN HEIMAT* AN!“ (*Vermieter). Einmal warf eine Oma sogar einen Eimer Wasser auf uns runter, weil wir so einen Krach machten. Und ein anderes Mal kam eine Oma mit einer Teppichklopfrute runter und schlug auf meinen Bruder Marcus ein. Ständig kamen wir heulend nach Haus, weil wieder irgendwas passiert war. Nicht selten in Begleitung der Feuerwehr, die mit meiner Mutter schimpfte, weil wir mal wieder aus Spaß den Feuerwehrmelder eingedrückt hatten, um zu beobachten, wie die Feuerwehr kam. Wenn diese dann erschien, liefen wir immer schnell weg und die Männer hinter uns her. Das machte uns richtig Spaß.

Da meine Eltern arm waren, kauften sie uns immer gebrauchte Kinderkleidung vom Roten Kreuz für 1,-DM/kg. Wenn uns etwas zu klein geworden war, tauschte meine Mutter die Kleidung mit Mutter Bullmann, so dass wir uns als Kinder manchmal wunderten, warum die auf einmal unsere Pullover oder Jacken anhatten. Aber mit 5 J. sieht man ja alles noch gelassener. Wir leckten sogar am selben Eis, auch wenn dem Torsten Bullmann beim Ablecken die Nase lief. Eines Tages spielte ich mit Marcus und anderen Kindern in der Ingelheimerstr., da fragte uns einer der Jungs, ob wir einen Schluck Cola trinken wollen. Er machte den Kofferraum eines Autos auf, holte eine Flasche Coca-Cola heraus und öffnete mir die Flasche. Ob er wusste, dass da in Wirklichkeit alte Nitroverdünnung drinnen war, weiß ich nicht; aber als ich an der Flasche roch, wollte ich nicht mehr trinken. Doch statt sie zurückzugeben, reichte ich sie an Marcus weiter, der sofort begann zu trinken. Auf einmal spuckte er und fing an zu heulen. Während ich mit ihm nach Haus ging, spuckte er in einer Tour und weinte bitterlich. Zuhause angekommen, rief meine Mutter sofort den Notdienst, der ihn ins Krankenhaus brachte, wo man ihm den Magen auspumpte.

Meine Mutter hatte eine sehr schwere Kindheit (Missbrauch), weshalb sie regelmäßig in eine psychotherapeutische Selbsthilfegruppe ging. Weil sie uns als Kindern eine gute Mutter sein wollte, las sie viel über Erziehung und geriet sofort in Panik, wenn sie irgendein Verhalten bei uns beobachtete, dass ihr irgendwie „unnormal“ erschien. Ständig lief sie mit uns zur Erziehungsberatungsstelle, um sich zu vergewissern, ob mit uns alles in Ordnung sei. Weil ich z.B. die Angewohnheit hatte, bei jeder Kleinigkeit laut zu lachen, musste ich auch mal eine Sitzung dort miterleben, wo ich mit Bauklötzen spielen sollte, während die Psychologin mir Fragen stellte und sich Notizen machte. Es war alles in Ordnung. Meine Mutter achtete auch immer darauf, dass wir mittags einen Mittagsschlaf machen. Wir beschwerten uns dann: „Und warum braucht Diana keinen Mittagschlaf machen?“ – „Weil sie schon zur Schule geht. Wenn ihr so alt seid wie sie, braucht ihr auch keinen Mittagsschlaf mehr machen.“ Doch so lange wollten wir nicht warten, sondern spielten immer heimlich. Wenn meine Mutter dann rief und ins Zimmer kam, krochen wir schnell ins Bett und taten so, als würden wir schlafen. Einmal kniff ich mit aller Kraft meine Augen zu, aber meine Mutter sagte: „Simon, Du schläfst ja gar nicht!“ – „Wie hast Du das herausgefunden?“ fragte ich erschrocken. „Weil man nun mal beim Schlafen nicht die Augen zukneift.“

Unsere beiden Omas waren schon gestorben, bevor wir geboren wurden, und zu unseren Opas hatten wir fast keinen Kontakt. Der eine war nach dem Tod seiner zweiten Frau Alkoholiker geworden und der andere wollte von meinem Vater nichts mehr wissen, weil er meine Mutter immer abgelehnt hatte („Wenn Du diese hässliche Missgeburt heiratest, bist Du nicht mehr mein Sohn!“). Eines Tages war ich mit meiner Mutter in Bremen-Findorff, und sie zeigte mir, wo mein Opa wohnt. Sie sagte: „Klingel doch mal dort und sag ihm, dass Du sein Enkel bist!“ Ich lief hin und tat es. Der alte Mann schaute mich an und fragte nur, ob auch meine Mutter in der Nähe sei. Ich zeigte auf sie. Er blickte um die Ecke und sah meine Mutter von Weitem auf das Haus zugehen. Da machte er schnell die Tür vor meiner Nase zu. Meine Mutter sagte nur: „Mach dir nichts draus. Opa ist doof.“ Meine Mutter hatte ohnehin immer auf alles eine Antwort, weshalb wir sie ständig Löcher in den Bauch fragten. Als Diana mal auf dem Töpfchen saß, fragte sie meine Mutter: „Mama, sind meine Beine eigentlich lächerlich oder dunkelblau?“ Einmal setzten wir uns in eine vollbesetzte Straßenbahn, und weil es nur wenig Plätze gab, setzte ich mich ganz nach vorne. Während ich so vor mir grübelte, fiel mir plötzlich eine Frage ein. Ich rief durch die ganze Straßenbahn: „MAMAAA.“ Zunächst keine Reaktion: „MAAAAMA!“ – „Was ist denn?“ rief sie von hinten. Ich fragte: „Haben Hexen eigentlich auch einen Pimann?“ Da lachte die ganze Straßenbahn.

Zu Heiligabend verkleidete sich mein Vater für uns immer als Weihnachtsmann. Meine Mutter erzählte uns jedes Mal, dass mein Vater leider Nachtdienst hätte und deshalb nicht da sein könne. Wir standen dann abends am Fenster und schauten wie gebannt auf den Park hinterm Haus, als wir plötzlich den Mann mit rotem Mantel und weißen Bart erblickten, der mit einer kleinen Glocke bimmelte. Einmal als wir 5 waren, sagte uns der „Weihnachtsmann“ nach dem Verteilen der Geschenke, dass er jetzt gerne mal einen von uns Kindern mitnehmen wolle auf seinen Schlitten, um in den Himmel zu fliegen und wählte mich aus. „Du musst Dich aber gut festhalten am Schlitten, Simon, denn sonst fällst Du runter“ sagte er mit tiefer Stimme. Ich geriet in Panik und wunderte mich, dass meine Mutter das erlaubte, wo sie sich doch sonst immer so viel Sorgen machte. Wir gingen alle runter in den Keller, wo der Schlitten sein sollte. Auf einmal nahm der Weihnachtsmann grinsend seine Maske runter, und wir erkannten unseren Vater. Meine Schwester sagte sofort: „Ich wusste das!“ (sie war tatsächlich eingeweiht), aber ich hatte keinen blassen Schimmer gehabt. Nun aber hüpfte ich vor Freude, dass es den Weihnachtsmann doch nicht gab, denn er hatte mir immer irgendwie Angst gemacht.

 

Schwarze Pädagogik

Mein Vater nahm 1974 eine Nebentätigkeit als Werbeplakatkleber an, so dass er zusammen mit seinem Hauptberuf als Krankenpfleger bis zu 15 Std. am Tag arbeitete und fast kaum zuhause war. Meine Mutter fühlte sich mit uns Kindern heillos überfordert und sehnte sich danach, uns Kinder auch mal irgendwo abzugeben, besonders in den Sommerferien. Irgendwoher erfuhr sie, dass der Caritas regelmäßig Kinderverschickungen anbot, und zwar sechs Wochen und auch noch völlig kostenlos. Was meine Mutter nicht ahnen konnte, dass dies für uns die schlimmsten sechs Wochen unserer Kindheit werden sollten, voller Schikanen, Demütigungen und seelischen Grausamkeiten, durch die wir schwer traumatisiert wurden. Die Verbrechen in solchen katholischen Verschickungsheimen zwischen 1950 bis 1990 blieben jahrelang unbemerkt und werden erst in jüngster Zeit aufgearbeitet.

Im Frühsommer 1975 fuhren wir also in einer Gruppe mit anderen Kindern in den Allgäu, und zwar in ein von Nonnen geführtes Kinderheim in Oy-Mittelberg. Als wir ankamen, sollten wir uns alle in einen riesigen Speisesaal setzen, wo die etwa 70-Jahre alte Obernonne uns die Hausordnung verkündete. Währenddessen blickte ich mich um und stellte zu meinem Erschrecken fest, dass die anderen Kinder alle viel älter waren. Tatsächlich waren die meisten zwischen 8 bis 14 Jahre alt, während Marcus und ich gerade erst 6 waren. Als die Obernonne fertig war, fing mein Bruder auf einmal laut an zu heulen, wobei er seinen Kopf unter die Arme auf dem Tisch vergrub. Die anderen Kinder umringten den Tisch, lachten und verspotteten Marcus. Wie aus einem Reflex heraus ballte ich auf einmal meine Hand zur Faust und hielt sie ihnen entgegen, als wollte ich die Kinder bedrohen. Ich wollte meinen Bruder beschützen, und das tat ich auch noch viele Jahre später immer wieder, weil ich ihn als schwach und hilflos ansah.

Wir bekamen ein Etagenbett zugewiesen inmitten eines 100 m² großen Zimmers mit ca. 40 – 50 Betten. Dann gingen wir wieder in den Speisesaal zum Mittagessen. Doch den trockenen Reis mit Knödel konnten wir nicht essen, weil wir es nicht gewohnt waren. Als alle Kinder nach dem Essen rausgingen, forderte uns eine Nonne auf, den Teller leer zu essen. Wir erklärten, dass wir das nicht mögen, aber das interessierte die Nonne nicht: „Ihr beide dürft erst vom Tisch aufstehen, wenn ihr das aufgegessen habt!“ herrschte sie uns an. Marcus fing wieder an zu weinen. So saßen wir etwa zwei Stunden lang im Speisesaal, während uns eine Nonne bewachte. Irgendwann als die Nonne kurz weg war, nahm ich unsere Teller und kippte sie schnell in einen großen Pflanzkübel und deckte das Essen dann mit Erde zu.

Doch schon am Abend gingen die Schikanen weiter. Wir sollten alle in einen großen Duschraum gehen, wo eine Nonne uns kontrollierte, ob wir uns auch ja richtig waschen würden. Dann sollten wir der Reihe nach auf Toilette (egal ob wir mussten oder nicht), denn man sagte uns, dass wir ab 20:00 Uhr nicht mehr auf Toilette dürften, weil dann Nachtruhe sei. Was passieren würde, wenn man trotzdem mal müsse, sollte ich schon in der zweiten oder dritten Nacht erfahren: Ich machte leise die Tür vom Schlafsaal auf und blickte um die Ecke. Da saß eine dicke Nonne auf einem Stuhl und las ein Buch. Sie hatte mich nicht bemerkt, also ging ich auf Zehenspitzen auf die gegenüberliegende Seite, wo die Toiletten waren. Ich hatte es geschafft und wollte gerade strullen, da machte sie hinter mir die Kabine auf, zog mich an den Ohren hinaus und bedrohte mich, es nicht noch einmal zu versuchen.

An einem Tag fragte uns eine junge Nonne, ob wir nicht mal einen Brief schreiben wollen an unsere Eltern. Ich erklärte ihr, dass wir noch nicht schreiben können, aber dass ich schon sämtliche Buchstaben mal abgeschrieben hätte. Dann bot sie an, dass sie den Brief für uns schreiben könnte, wenn wir ihn diktieren würden. Als wir fertig waren, sagte sie, dass wir den jetzt abschreiben sollten, damit man sieht, dass es unsere Schrift sei. Ich begann den ersten Satz, hatte aber dann keine Lust mehr dazu. Die Nonne sagte: „Ihr dürft erst wieder mit den anderen Kindern spielen, wenn ihr den Brief abgeschrieben habt!“ Schon wieder vergingen quälende Stunden, die Marcus und ich allein im Aufenthaltsraum saßen, während wir durch eine Panoramascheibe den anderen Kindern beim Spielen auf dem Spielplatz zuschauten. Als es langsam Abend wurde, kamen die anderen Kinder rein, um die Serie Die kleinen Strolche zu sehen. Wir saßen hinten im Aufenthaltsraum und wollten auch gucken, aber jedes Mal, wenn wir uns dem Fernseher zuwandten, schimpfte die Nonne mit Marcus und mir, dass wir nicht hinschauen dürften, sondern weiter den Brief abschreiben sollten.

Logisch, dass wir ins Bett machten. Nicht nur einmal, sondern viele Male. Und zwar nicht nur wegen der strengen Pinkelzeiten, sondern weil wir jeden Abend Albträume hatten. Doch anstatt die Regeln zu lockern, legte die Aufseher-Nonne mir einfach eine Gummimatte unter das Bettlaken. Jede Nacht träumte ich, wie Marcus und ich die Flucht ergriffen und in einen dunklen Wald liefen. Aber die Nonnen verfolgten uns mit Bluthunden, um uns wieder einzufangen. Wir wollten nur noch zurück zu unserer Mama, aber die war 800 km entfernt. ‚Wenn die nur wüsste, wie man uns hier quält!‘ dachte ich. Man folterte uns zwar nicht körperlich, aber seelisch. An einem Sonntag sollten sich alle Kinder in der Messe in eine Schlange stellen, um die Eucharistie zu empfangen. Von weitem sah ich, wie die Kinder vorne alle so einen runden Keks in den Mund bekamen. Plötzlich zerrte uns eine Nonne aus der Schlange raus und sagte: „Ihr könnt hier nicht dran teilnehmen, denn ihr seid evangelisch!“ Ich hatte keine Ahnung, was „evangelisch“ bedeutet, aber ich ahnte, dass es irgendetwas Böses sein musste, weshalb man uns bestrafen wollte. Sie platzierte uns an den Eingang der Kirche, wo so ein komisches Wasserbecken war. Aus Langeweile spielte ich mit dem Finger darin und bekam schon wieder eine scharfe Rüge: „LASS DIE FINGER DAVON! DAS IST WEIHWASSER!

Als die sechs Wochen endlich vorbei waren, waren für Marcus und mich gefühlte sechs Jahre vergangen. Wir wollten nur noch zurück zu unserer Mama. Als der Zug sich dem Bremer Hauptbahnhof näherte, starrten wir wie gebannt auf die Zugtür und hatten Tränen in den Augen. Als wir dann unsere Mama am Bahnsteig sahen, hielt uns nichts mehr und wir liefen in ihre Arme. Nie wieder wollten wir an so einer Reise teilnehmen. Meine Mutter dachte, dass wir nur Heimweh gehabt hätten und hielt unsere Schilderungen wohl für Kindergeschwätz. Denn schon ein Jahr später wollte sie uns schon wieder in so eine Kinderverschickung ent-sorgen, aber Marcus weigerte sich mit allen Kräften. Ich weiß nicht warum, aber aus irgendeinem Grund ließ ich mich dann dazu überreden, alleine zu reisen im Sommer 1976, und zwar diesmal nach Pelzerhaken an die Ostsee. Und auch diesmal gab es wieder ein Terror-Regime aus Nazi-Nonnen, die unseren Willen brechen wollten mit Psychoterror und drakonischen Strafen, und wieder war ich mit meinen 7 Jahren der Jüngste. Aber immerhin lernte ich dort einen Freund kennen, und zwar Mike (10), der sich leidenschaftlich für den zweiten Weltkrieg interessierte und mit dem ich immer zusammen mit seinen Plastiksoldaten spielte. Später lud ich ihn zu meinem 8. Geburtstag ein. Er schenkte mir das Buch „Der Arzt von Stalingrad“, mit dem ich aber nichts anfangen konnte.

 

1975 – 1978

Beginn der Schulzeit

Nach den Sommerferien 1975 wurden Marcus und ich eingeschult. Doch die traumatischen Erlebnisse in Mittelberg lagen erst wenige Tage hinter uns, und wir hatten sie noch lange nicht verdaut. Ich fand jedoch einen Trick, um mich zukünftig vor weiteren Seelenschäden zu schützen, indem ich mich völlig abkapselte von der Außenwelt. Dies tat ich natürlich nicht bewusst, sondern es war vielmehr eine instinktive Abwehrreaktion. Meine Klassenlehrerin merkte dies, denn sie sah auf dem Schulhof, dass ich kaum mit anderen Kindern spielte, sondern nur still zusah. Sie schrieb in mein Zeugnis: „Simon konnte den Anforderungen des ersten Schuljahrs voll gerecht werden. Er kann unbekannte Texte selbständig erlesen und ist im Schreiben recht geschickt… Simon ist es noch nicht gelungen, guten Kontakt zu seinen Mitschülern herzustellen. Er ist häufig isoliert. Im Unterricht ist er oft noch zu verträumt und schweift mit seinen Gedanken ab…“

Diese Verträumtheit nahm manchmal schon groteske Züge an. Einmal schrieben wir ein Diktat, das mit den Sätzen begann: „Heute ist ein sehr heißer Tag.“ Und dann setzte die Lehrerin fort: „Ute sagt zu Peter: Komm, lass uns Schwimmen gehen“. In Gedanken war mir jedoch gar nicht nach Schwimmengehen, sondern ich dachte bei der Vorstellung an einen heißen Tag eher daran, ein Eis zu essen. Also schrieb ich: „Ute sagt zu Peter: Komm lass uns ein Eis essen.“ Dies tat ich keineswegs absichtlich, sondern ich glaubte wirklich, dass die Lehrerin dies gesagt hatte. Als Frau Grönzin dies später las, muss sie wohl ziemlich ratlos gewesen sein. Diese gedankliche Abwesenheit sollte leider noch Jahre andauern und hörte erst etwa in meinem 35. Lebensjahr allmählich auf. Mir fiel es immer wieder schwer, zwischen Traumwelt und Realität zu unterscheiden, so dass es immer wieder Phasen gab, in denen ich nicht zuhörte und anschließend lernen musste, mir die Wirklichkeit zu rekonstruieren. Dadurch kam ich häufig in die peinlichsten Situationen.

Um der Wirklichkeit zu entfliehen, begann ich zu malen. Während es anfangs noch Strichmännchen waren, begann ich schon sehr früh, perspektivisch zu zeichnen und die Flächen auszulegen. Meine Mutter lobte mich immer für meine Bilder, was mich enorm anspornte, weiter zu malen. Ich achtete auf die vielen kleinen Details und versuchte, mich zu verbessern. Besonders oft malte ich die Siegfried-Geschichte mit dem Drachen und der gefesselten Frau, aber auch Geschichten aus der Bibel, die meine Mutter uns vorgelesen hatte. Ich erinnere mich an eine Schallplatte mit biblischen Geschichten, die ich immer wieder rauf und runter hörte und dabei das Cover abmalte, auf dem die Sintflut zu sehen war, wo die Menschen versuchten, sich an Felsen festzuhalten, während die Arche im Hintergrund voll war mit Tieren. So richtig korrekt wurden die Geschichten aber nicht erzählt, denn als z.B. der Sprecher Gott aus dem Himmel zu Abraham sagen ließ, dass er seinen Sohn opfern solle, antwortete Abraham mit weinerlicher Stimme: „Oh nein, warum ausgerechnet meinen einzigen Sohn! Bitte, Gott, kann es nicht auch ein anderes Opfer sein?“ Ich dachte damals: „Gott ist ja richtig fies und gemein, dass er sowas von ihm fordert!

Während ich zuhause Märchenkassetten hörte, malte ich Dinosaurier aus einem Buch ab und schrieb die lateinischen Namen derselben darunter. Die Dinosaurier faszinierten mich so sehr, dass ich möglichst alle vollständig erfassen wollte. Irgendwann interessierte ich mich auf einmal für die Flaggen aller Nationen, malte sie ab und schrieb die Namen der Länder darunter. Dann malte ich immer und immer wieder die Weltkarte ab, um mir auf diese Weise zu merken, wo sich jeweils diese Länder befänden. Meine Eltern nannten mich „Goldköpfchen“ oder „Professor Siebenschneider“ und waren stolz auf mich. Allerdings hatte der Ehrgeiz, den sie in mir weckten, auch seine Schattenseite, denn ich konnte nie verlieren. Häufig wenn wir zusammen ein Spiel machten, warf ich am Ende die Figuren vom Brett, wenn ich verlor.

Mit 8 Jahren gab uns meine Mutter zum ersten Mal Taschengeld, damit wir uns in der Drogerie an der Erlenstraße Süßigkeiten kaufen konnten. Die kleinen Münzen sammelte ich in einer Plastikbüchse, die die Form eines Fliegenpilzes hatte, konnte aber kaum abwarten, bis wieder eine Woche vorbei war, um neue Münzen zu bekommen. Ich wusste, wo meine Mutter das Geld aufbewahrte, und so schlich ich mich eines Nachts in die Küche, stieg auf den Stuhl und öffnete die Tür vom Hängeschrank. Mein Herz klopfte, als ich die Glasschale mit den vielen Münzen sah. Ich nahm ein paar heraus und betrachtete sie fasziniert. Es waren 2,- DM und 5,- DM-Stücke. So große Münzen hatte ich noch nie gesehen. Plötzlich ging das Licht an und Diana stand in der Tür. „DAS SAG ICH MAMA!“ sagte sie und ich erschrak heftig. Wie sollte ich das erklären, dass ich mitten in der Nacht auf dem Stuhl in der Küche stand? Eine ähnlich peinliche Situation hatte ich schon einmal, als ich mal in einem Laden Panini-Sammelbilder nahm und ohne zu bezahlen aus dem Laden gehen wollte. Die Verkäuferin hielt mich fest und fragte, was ich da in meiner Hand hätte. Dann schimpfte sie mit mir, dass man nicht einfach etwas mitnehmen dürfe, ohne zu bezahlen.

An einem Samstag schickte mich meine Mutter zum Bäcker, um Brötchen zu holen. Alle warteten auf mich am Frühstückstisch, doch auch nach einer Stunde kam ich nicht wieder. Meine Mutter schickte Diana los, um nach mir zu suchen. Sie fand mich, wie ich auf dem Bürgersteig saß, die Brötchentüte neben mir und einen Strauß Gänseblümchen in der Hand, die ich gerade pflückte. Ich war mal wieder völlig enthoben von Zeit und Raum und lebte in meiner Traumwelt. So manches Mal sah mich meine Mutter alleine auf der Erde graben, und ich erklärte ihr, dass ich hoffte, einen Piratenschatz zu finden.

Eines Tages lernte ich beim Spielen auf der Straße ein Mädchen kennen namens Angela. Sie war ganz das Gegenteil von mir, nämlich redselig und draufgängerisch, was mich sehr beeindruckte. Sie hatte an der einen Hand nur drei Finger, wohl ein Geburtsfehler. Wir wurden Freunde miteinander und ich besuchte sie bald jeden Tag. Allmählich taute auch ich auf und machte viel Blödsinn, um sie zum Lachen zu bringen. Bald darauf freundete ich mich mit einem gewissen Michael Brummer aus meiner Klasse an, mit dem ich von nun an immer zusammen zur Schule ging. Auch Michael war sehr lustig und verrückt, wodurch er meine Sympathie gewann. Meine Klassenlehrerin merkte indes, dass ich eine ungewöhnliche künstlerische Begabung hatte und empfahl meiner Mutter, mich zu fördern. Kurz darauf meldete mich meine Mutter bei der Künstlerin Lotte Reinicke an, die damals Malunterricht für Kinder gab. Als das zweite Schuljahr zu Ende ging, schrieb meine Klassenlehrerin in mein Zeugnis: „Simons Entwicklung ist im vergangenen Jahr erfolgreich verlaufen. Zu seinen Klassenkameraden hat er ein besseres Verhältnis gewinnen können. Er wird jetzt von ihnen akzeptiert. Simon war meistens aufmerksam, packte seine Aufgaben mit ruhiger Überlegung an, die ihm keine großen Anstrengungen abverlangten… Simon gelangen sehr gute Bilder im Kunstunterricht.“

 

Unser Umzug nach Arbergen

Inzwischen hatten sich meine Eltern entschieden, sich ein Haus zu kaufen, da die Förderung von Wohneigentum für kinderreiche Familien in den 70ern enorm war und mein Vater sich mittlerweile genügend Eigenkapital angespart hatte. Sie entschieden sich für ein neugebautes Reihenendhaus im Bremer Stadtteil Arbergen, in das wir im September 1977 einziehen durften. Im Sommer hatten wir Kinder jedoch einen „Krieg“ begonnen mit den Bullmann-Kindern, die uns alters- und zahlenmäßig überlegen waren. Und ausgerechnet zum Umzugstermin hatte sich die Situation so dermaßen zugespitzt, dass sie uns nicht schadlos ziehen lassen wollten, sondern einen „Anschlag“ auf uns planten. Deshalb trauten wir uns in den letzten Tagen vor dem Umzug schon gar nicht mehr aus dem Haus, weil wir nicht wussten, was sie vorhatten. Als dann der Umzugstag kam, beluden unsere Eltern den Möbelwagen, während wir gespannt zuschauten. Doch dann sagte meine Mutter, dass wir noch nicht mitkommen könnten, da nur Platz für einen Beifahrer sei, weshalb wir erst bei der zweiten Tour mitdürften. Wir gerieten in Panik, denn das bedeutete, dass unsere Eltern uns für ein paar Stunden allein lassen würden, so dass wir den Bullmanns fast schutzlos ausgeliefert waren.

Wir verriegelten alle Fenster unserer Erdgeschoßwohnung, und sobald die Eltern weg waren, wurde das Gebäude „belagert“ von den Bullmanns. Uns schlug das Herz bis zum Hals, und wir hofften nur, dass unsere Eltern bald wiederkämen. Plötzlich hörten wir ein Geräusch im Keller. Wir liefen schnell runter und sahen, wie sich der Kleinste der Bullmanns gerade durch ein Kellerfenster zwängte, das nicht richtig verriegelt war. Wir zogen ihn hinein und drückten ihn auf den Boden. Nun hatten wir also eine „Geisel“ und konnten mit ihr machen, was wir wollten. Ich erinnerte mich, wie mein Vater schon einmal einen Jungen, der mein Fahrrad gestohlen hatte, in diesem Keller fesselte und ihn bedrohte, dass er nun ins Kinderheim käme. Er wollte ihm eine Lektion erteilen, aber als er pausenlos heulte, ließ mein Vater ihn wieder frei. Wir ahnten, dass es besser sei, ihn nicht zu quälen und ließen ihn deshalb gleich sofort frei, wobei wir schnell die Tür wieder hinter ihm verschlossen. Stunden später kamen dann unsere Eltern.

Unser neues Zuhause in Arbergen war inmitten einer Neubausiedlung, die sowohl aus Wohnblöcken als auch Reihenhäusern bestand und für junge Familien erbaut wurde. Entsprechend zahlreich waren die Kinder und Jugendlichen, die auch noch alle in unserem Alter waren. Die Nachbarn wollten gerne von Anfang an ein enges Band der Freundschaft zueinander pflegen, was schon beim Richtfest absehbar war. Aber meinem Vater war dieses kumpelhafte Getue eher unangenehm, weshalb er sich lieber zurückzog. Als er dann noch den Nachbarn die Zuwegung zum Garagenhof verwehrte, weil diese Teil seines Grundstücks sei, war er bei ihnen endgültig unten durch. Sie fluchten, weil sie nun jedes Mal von außen um den Geragenhof herumgehen mussten. Mein Vater sagte, dass es ihn störe, wenn alle ständig an unserer Terrasse vorbei gingen. Aber ich spürte schon damals, dass diese Wut auf meinen Vater bald auch auf uns zurückfallen würde. Aber was konnten wir als Kinder tun?

Die Schule hatte bereits begonnen, und ich kam in die 3. Klasse der Grundschule an der Heisiusstr. Die Mitschüler kannten sich natürlich seit zwei Jahren, doch es dauerte nicht lange, dass sie mich in ihren Reihen aufnahmen. Am ersten Tag bat unsere Klassenlehrerin, Frau Magnussen, eine Schülerin nach vorne, damit sie den neuesten Stand über irgendwelche Terroristen berichten sollten, die erst einen Mann und dann sogar ein ganzes Flugzeug entführt hatten. Es war der sog. heiße Herbst 1977, als die RAF-Terroristen ihre gefangenen Genossen freipressen wollten. Ich verstand mit meinen 9 Jahren natürlich gar nicht, wovon die da redeten. Dann bekamen wir an einem Tag im Kunstunterricht die Aufgabe, ein Gemälde von einer Hafenszenerie abzumalen. Ich wurde an „Wicki, der Wikinger“ erinnert und malte entsprechend ein Wikingerschiff, aus dem Waren abgeladen wurden mit vielen kleinen Details (z.B. hatte einer der Männer, der sich mit dem Kapitän unterhielt, hinter seinem Rücken ein Messer versteckt). Das Bild erregte in der Klasse großes Aufsehen. Seither war ich bei allen beliebt und bekam in Kunst jahrelang immer nur noch eine 1. Beim Julklapp-Fest dichtete ein Schüler über mich: „Der große Blonde aus dem Norden, der von mir erhält `nen Orden, weil er so gut malt mit seinem Zeigefinger die alle uns bekannten Wikinger“.

Mein bester Freund wurde Ulf Panzer, der Sohn eines Lehrerehepaars, der so etwas wie ein Alphatier war und einer der besten Sportler der Schule. Ulf gehörte wie ich zu den Hochbegabten, von denen es aber mehrere gab in der Klasse. Im Gegensatz zu ihm hatte ich aber keinerlei Persönlichkeit, sondern war extrem unsicher und schüchtern. Ulf nahm mich überall hin mit und spielte immer Fußball mit den anderen Jungen, wo ich überhaupt keine Lust zu hatte. Ich versuchte, mitzuhalten, stellte mich aber sehr ungeschickt an, da ich eher unsportlich war. Wenn die Mannschaften zusammengestellt wurden, kam ich in der Auswahl immer als Letzte dran. Keiner wollte mich in der Mannschaft haben, weshalb sie mich zum Ball-Holer degradierten. Dazu hatte ich natürlich keine Lust und kam nicht mehr mit zum Sport.

Stattdessen pflegte ich lieber mein Hobby, nämlich die Kartographie. Ich malte Dutzende Male unseren Stadtteil Arbergen ab, um mir dadurch die genauen Straßennamen zu merken. Meine Mutter kam gelegentlich in mein Zimmer und wunderte sich, dass ich mich stundenlang allein beschäftigen konnte. Einmal schenkte sie mir mehrere Bände eines Lexikons, das ich mit großem Interesse durchblätterte. Überall waren Fotos von berühmten Erfindern und Forschern abgebildet, und ich träumte davon, auch eines Tages berühmt zu werden. Marcus war damals genau das Gegenteil von mir, also ein Draufgänger und begeisterter Sportler, der den ganzen Tag draußen verbrachte zusammen mit seinem Freund Marco Knobbe. Er wurde Mitglied im Faustballverein und nahm sogar an Turnieren teil. Ein wenig erinnert mich das heute an Esau und Jakob, von denen es heißt: „Die Jungen wuchsen heran. Esau wurde ein erfahrener Jäger, der gerne im Freien umherschweifte. Jakob dagegen war ein ruhiger Mann, der lieber bei den Zelten blieb“ (1.Mo.25:27).

Am liebsten spielte ich zuhause mit meinem kleinen Bruder Patrick Playmobil. Wir bauten zusammen große Städte in seinem Zimmer. Da wir als Jungs nur zwei Kinderzimmer hatten, teilte ich mir mit Marcus das große Zimmer vorne, während mein Bruder Patrick, den wir alle Pelle nannten, das kleine Zimmer hinten ganz für sich allein hatte. Meistens verstand ich mich gut mit ihm, aber wenn wir uns mal stritten, rief er immer: „Maaama, Simon will nicht aus meinem Zimmer gehen.“ Zu meinem 10. Geburtstag lud ich dann sämtliche Freunde aus meiner Klasse ein und plante einen richtig schönen Kindergeburtstag. Doch nachdem wir Torte und Kuchen gegessen hatten, wollten die Kinder unbedingt im Wohnzimmer einen Winnetou-Film sehen. Zum Spielen hatten sie keine Lust, zumal es draußen regnete. Ich stand enttäuscht in der Tür, denn meine ganze Planung war vergeblich. Anschließend gingen auf unser Zimmer, wobei beim Rumtoben die Glasscheibe der Tür zu Bruch ging. Meine Mutter befahl uns, im Zimmer zu bleiben und keinen Krach mehr zu machen. Doch als dann auch noch die Füße vom Schreibtisch zusammenbrachten, weil sich mehrere Jungen auf ihn gesetzt hatten, warf meine Mutter vor Wut alle hinaus. Ich heulte den ganzen Abend und sagte: „Das war der schlimmste Geburtstag meines Lebens!

An einem Tag kam ich nach Hause von der Schule, und als meine Mutter die Tür öffnete, sagte sie: „Gut, dass Du kommst, denn Du kannst mal eben etwas für mich einkaufen. Warte mal, ich schreib Dir mal eben einen Einkaufszettel!“ Sie ging wieder zurück ins Haus. Auf einmal wachte ich auf und stellte fest, dass ich ihr gar nicht zugehört hatte. Was könnte sie zu mir gesagt haben? Irgendwas sollte ich tun, aber WAS? Sollte ich noch mal klingeln und fragen? Nein, das wäre zu peinlich. Auf einmal fiel mir ein, dass ich ja öfters schon Pelle vom Kindergarten abholen sollte. Na klar, DAS war’s also. Ich machte mich auf den Weg und ging zum Kindergarten. Als ich ankam, sagte die Kindergärtnerin zu mir: „Dein kleiner Bruder ist heute doch gar nicht gekommen, weil er krank ist. Wahrscheinlich hat Deine Mutter Dich aber geschickt, weil Du die Stelzen abholen sollst, nicht wahr?“ Später erfuhr ich, dass meine Mutter über den Kindergarten für uns Stelzen bestellt hatte, um uns diese zum Geburtstag zu schenken. Sie sollten aber eigentlich bis dahin dortbleiben, damit wir sie nicht fänden. Nun war meine Mutter aber außer sich, als sie mich mit den Stelzen in der Hand vor der Tür sah und fragte sich, was bloß mit mir los sei.

An einem Tag hatte meine Mutter mir eine Entschuldigung geschrieben, weil ich am Tag zuvor wegen eines Unwohlseins nicht in der Schule war. Als ich nachmittags nach Hause kam, fragte meine Mutter mich beiläufig: „Hast Du Deiner Klassenlehrerin auch die Entschuldigung gegeben?“ – „Ja.“ – „Und hat Sie noch was gesagt?“ – „Hm, Sie sagte nur, das könne ja jeder behaupten.“ – „WAS?!?“ schrie meine Mutter „hat Sie das wirklich gesagt?!“ Plötzlich erschrak ich, als ob ich gerade wieder aus einem Traum erwacht war und fragte mich, warum ich das eben gerade behauptet hatte. Meine Mutter ging auf mich zu und fragte erneut: „Hat Deine Lehrerin das wirklich gesagt? Das ist ja eine Unverschämtheit!“ Aus Angst vor meiner Mutter, bekräftigte ich nun einfach kleinlaut: “Ja, wirklich.“ Meine Mutter geriet außer sich vor Wut und schnaubte: „Ich ruf jetzt sofort Deine Lehrerin an und werde Sie fragen, was ihr einfällt, meine Entschuldigung in Frage zu stellen. Das ist ja wirklich ungeheuerlich!“ – „Nein, Mama“ bettelte ich „bitte ruf sie nicht an! Bitte, bitte, nein“ – „Du willst sie jetzt auch noch in Schutz nehmen, aber das hat sie nicht verdient. Was bildet die sich eigentlich ein!“ Meine Mutter griff zum Hörer und suchte die Nummer. Ich winselte: „Mama, bitte, ruf sie nicht an. Ich glaube, ich habe mir das nur wieder ausgedacht. Tut mir leid“. Meine Mutter ließ den Hörer fallen und fragte sich verdutzt, wie man sich so etwas nur ausdenken konnte. Das fragte ich mich auch.

Die christlichen Pfadfinder

Von klein auf hatte meine Mutter uns immer von Gott erzählt und auch abends mit uns zusammen gebetet. Während wir schon im Bett lagen, legte sie ihre gefalteten Hände über unsere gefalteten Hände, schloss die Augen und betete voller Andacht und Gefühl, so dass wir keinen Zweifel hatten, dass Gott ihr Gebet erhören würde. Als ich eines Tages von einem Mädchen aus der Klasse ein Poesiealbum erhielt, in das man damals ein Gedicht reinschreiben musste, bat ich meine Mutter um Hilfe. Sie erzählte mir einen Spruch, den ihre Mutter ihr damals ins Lebensbuch schrieb und der da lautet: „Wenn du glaubst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her, das leise zu dir spricht: ‚Vergiss mein nicht!‘“ Meine Mutter hat dieses Licht immer mit Gott in Verbindung gebracht und sagte, dass sie schon immer die Vorstellung hatte, dass in all der Finsternis ihres Lebens irgendwo am Horizont ein kleines Licht brennt, auf dass sie sich zubewegt. Dieses Licht am Ende des Tunnels sei die Heimat, das Ende der Suche nach Gott. Ich fragte meine Mutter, ob dieses Mädchen es überhaupt verstehen könne, wenn ich diesen Spruch nehmen würde.

Als die Sommerferien 1978 kamen, hingen wir an einem Nachmittag alle im Wohnzimmer rum und schauten einen Film. Da kam meine Mutter rein und sagte, wir sollten doch mal etwas unternehmen. Aber uns fiel nicht ein, was. Da erkundigte sich meine Mutter in einem Lokalblatt und fand heraus, dass es in Arbergen den christlichen Pfadfinderverein („Stamm“) Heinrich von Zütphen gäbe, der sehr viele Angebote für Kinder und Jugendliche hätte. Von Pfadfindern hatte ich bis dahin nur aus Donald-Duck-Heften gehört, fand es aber interessant. Wir waren einverstanden und gingen von da an regelmäßig zu den Treffen. Marcus und ich wurden einer Gruppe („Sippe“) zugeteilt unter einem gewissen Jens Hansemann, der mit seinen 16 Jahren gerade nur 6 Jahre älter war als wir. Er bastelte mit uns, machte Andachten und sang mit uns aus dem christlichen Liederbuch „Die Mundorgel“. Und alle drei Monate machten wir Ausflüge und Reisen in sog. „Zeltlager“, wo wir in Waldlichtungen riesige schwarze Zelte („Jurten“) aufrichteten, um dann eine Woche lang durch Wanderungen die Natur zu erkunden und christliche Tugenden zu erlernen.

Eines Tages sagte Jens: „Hört mal her: Ihr wisst ja, dass man sich eigentlich kein Bild von Gott machen darf. Aber wir wollen heute mal eine Ausnahme machen, denn ihr sollt mal alle ein Bild malen, wie ihr euch Gott vorstellt“. Ich zeichnete einen alten Mann mit langem Bart, der fröhlich auf einer Wolke saß und auf die Erde herabschaute. Jens Hansemann zeichnete einen Menschen, der in dem Herzen eines anderen Menschen war. Aber das mit Abstand eindrucksvollste Bild hatte Marcus gemalt: Alle standen um sein Bild herum und fragten sich, was das sein sollte. Er hatte einen Wald gemalt, in dem alle Bäume abgehauen waren außer einen einzigen. Marcus erklärte dazu: „Gott ist für mich in der Hoffnung und dem Erbarmen sichtbar, dass selbst wenn alle Bäume gefällt sind, immer noch einer übrig bleibt, der für die Hoffnung steht.“ Marcus hatte sich wahrscheinlich anders ausgedrückt, aber wir alle verstanden, was er sagen wollte. Ich war damals sehr beeindruckt von meinem Bruder, denn ich hätte nie gedacht, dass er zu solchen abstrakten Gedanken fähig war.

Die Pfadfinder waren aufs Engste mit der Evangelischen Kirche verbunden. Nicht nur fanden unsere Treffen im Gemeindehaus statt, sondern es kam auch regelmäßig ein Pastor, der mitten im Wald einen Gottesdienst für uns hielt, wenn wir uns zu großen überregionalen Gau-Versammlungen trafen, wo an die 100 oder 200 Jugendliche im Hochsommer auf selbstgebauten Sitzbänken aus Baumstämmen saßen. Ich stellte mir damals Gott tatsächlich wie einen alten Opa vor, den kaum jemand mehr besuchte und der uns dankbar war, dass wir wenigstens noch an Ihn dachten und Ihm durch unsere Treffen Freude bereiteten. Besonders genoss ich die Abende im Wald, wo wir alle um das große Lagerfeuer herumsaßen und gemeinsam zum Gitarrenklang Lieder sangen. Obwohl auch Mädchen erlaubt waren, bestanden wir zu 99 % nur aus Jungen. Die älteren Jugendlichen und jungen Männer waren für uns Jungen große Vorbilder und hatten jeweils von uns Spitznamen bekommen, z.B. Stoffel, Ölmi oder Ossi. Ölmi brachte mir das Gitarrenspiel bei. Da es von der Familie Osmers gleich 3 „Ossis“ gab, hieß der mittlere „Mini-Ossi“ und der jüngste „Atom-Ossi“.

An einem Ostersonntag durften wir Pfadfinder den Gottesdienst gestalten. Ich saß ganz vorne in der vollbesetzten Kirche und lauschte der Predigt eines jungen Pfadfinders, der an einem Whiteboard den schmalen und den breiten Weg aufgemalt hatte. Er erklärte der Gemeinde, dass sich alle Menschen von Geburt an auf dem breiten Weg befänden, der ins Verderben führe und dass man deshalb den breiten Weg verlassen und durch Jesus Christus auf den schmalen Weg wechseln müsse, um in Gottes Reich einzugehen. Ich erschrak bei dieser Vorstellung und wollte unbedingt zu Gott auf den schmalen Weg kommen, um nicht verloren zu gehen. Wie dies jedoch genau geschehen konnte, verstand ich noch nicht, denn dafür war ich noch zu klein. Aber ich ahnte, dass ich auf jeden Fall weiter zur Kirche gehen müsse, um dies zu erfahren.

Von nun an ging ich mit meinem kleinen Bruder Patrick regelmäßig in den Kindergottesdienst. Aber auch meine Mutter gewann Interesse am christlichen Glauben und kam immer mit zum Gottesdienst in der Arberger Kirche, der allerdings nur spärlich besucht wurde. Sie setzte sich beim Elternabend dafür ein, dass es im Unterricht wieder das Fach Biblische Geschichte geben sollte, doch die Mehrheit der atheistisch geprägten Eltern lehnte dies ab. Am Ende des Elternabends sagte meine Mutter: „Ich fände es schön, wenn wir zum Abschluss alle noch gemeinsam ein Lied singen, und zwar eines, das Ihr alle kennt.“ Dann stand sie auf und verteilte an alle einen Zettel mit dem Liedtext „Der Mond ist aufgegangen“. Aber die Elternsprecherin widerstand ihr: „Entschuldige, Renate, aber Du kannst nicht erwarten, dass wir jetzt alle hier ein Lied singen. Das kannst Du gerne in Deiner Kirche tun, aber nicht hier!

 

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