„Die Nacht ist weit vorgerückt, und der Tag ist nahe.
Laßt uns nun die Werke der Finsternis ablegen
und die Waffen des Lichts anziehen.“

(Röm.13:12)

– Warum konnte Philadelphia nicht halten, was sie hatte?

Warum konnte Philadelphia nicht halten, was sie hatte?*

1.    Die warnende Aufforderung des HErrn an Philadelphia

Offb.3,11: „Ich komme bald. Halte fest (od. gebrauche mit Macht) was du hast, damit niemand deinen Siegeskranz nehme!

Was hatte Philadelphia, das sie festhalten und mit Macht gebrauchen sollte ?:

2.    Die lobende Anerkennung durch den HErrn

Offb.3,8: „Ich kenne deine Werke. Siehe, ich habe eine geöffnete Tür vor dir gegeben, die niemand schließen kann; denn du hast eine kleine Kraft und hast mein Wort (von Anfang bis Ende) bewahrt und hast meinen Namen nicht verleugnet.“

 Philadelphia hatte eine kleine Kraft und hatte das Wort des HErrn Jesus theoretisch und praktisch gehütet und hatte Seinen Namen nicht geleugnet. „Name“, griech. O´NOMA, bedeutet wörtlich: „Genanntes“. Z.B. bedeutet „die an Seinen Namen glauben“ (Joh.1,12): die an alles glauben, was in der Bibel direkt oder indirekt von dem oder über den HErrn Jesus genannt ist. „Du hast meinen Namen nicht verleugnet“ bedeutet, dass Philadelphia nichts von dem geleugnet, sondern sich zu allem bekannt hat, was in der Bibel direkt oder indirekt von und über Ihn geschrieben steht.

 Das hatte Philadelphia, und das sollte sie festhalten und mit Macht gebrauchen. Dafür gab ihr der HErr die Verheißung, dass Er sie nicht in „die Stunde der Versuchung“ hineinkommen lassen, oder, falls doch, Er sie da herausholen würde.

3.    Die Verheißung des HErrn für Philadelphia

Offb.3,10 „Weil du das Wort vom Harren auf mich (von Anfang bis Ende) bewahrt hast (wörtl. „das Wort des vom Bleiben unter dem von Mir Auferlegtem“), werde auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung (Erprobung), die über den ganzen Erdkreis kommen wird, um die zu versuchen (erproben), die auf der Erde wohnen.“ ||  1 a.: Mein Wort des vom Bleiben unter dem vom Wort Gottes Auferlegtem; a.: unter dem Auferlegtem bleibenden Harren auf Mich.

 „Die Stunde der Versuchung“ meint die 42 Monate Vollmachtszeit des Antichrists (Offb.13,5), die zweiten 3 1/2 Jahre des letzten Siebeners, in der jeder Mensch im Herrschafts- oder Einflussbereich des Antichrists vor die Wahl gestellt (= versucht) wird: Für ihn und damit gegen Gott – oder für Gott und damit gegen ihn. Je nach seiner Entscheidung kann der Mensch dann seine Seele befristet behalten und dann in den Feuersee verlieren, oder sie kurzzeitig verlieren und damit ins ewige Leben erzeugen (Luk.17,33).

 Eine der Verheißung  in Offb.3,10 ganz ähnliche Verheißung hatte der HErr bei Seiner Endzeitrede in Matth.24 genannt:   Matth.24,12-13: „und weil die Gesetzlosigkeit überhandnimmt (zur Fülle gebracht wird), wird die Liebe der meisten erkalten (d.i. Christen Anm.d.V.- vergl.: Röm.5,15.19; 12,5; 1.Kor.10,17.33; 2.Kor.2,17). Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden (d.h.der unter dem durch Gottes Gebote und die Lebensumstände Auferlegtem geblieben ist bis hin zum Ziel/ Ende, dieser wird gerettet werden).

4.    Wie können wir sichern, was wir haben?

 Ein Grundsatzwort des HErrn zum Haben steht fünfmal in den Evangelien (Matth.13,12; 25,29; Mark.4,25; Luk.8,18; 19,26):   Matth.13,12 „Denn wer hat, dem wird gegeben und überreichlich gewährt werden; wer aber nicht hat, von dem wird selbst, was er hat, genommen werden.“

 Alles, was Gott uns geschenkt hat, können wir nur dauerhaft und nutzbringend haben, wenn wir es aktiv und mit Verstand gebrauchen. Was nicht ständig gebraucht und nicht verstanden wird, geht verloren. Zum Verstehen sagt uns der HErr:   Matth.13,19: „Sooft jemand das Wort vom Reich (der Königsherrschaft der Himmel) hört und nicht versteht, kommt der Böse und reißt weg, was in sein Herz gesät war; dieser ist es, der an den Weg gesät ist.“

 Der Böse, d.h. der Teufel, sucht uns jedes Wort, das die Königsherrschaft Gottes betrifft, aus dem Herzen zu rauben. Um dies zu verhindern, müssen wir das Wort erkennen und verstehen:   Kol.1,9 „… dass ihr mit der Auf-(der ganzen Linie–) Erkenntnis (= gezielten, begründeten und zusammenhängenden Erkenntnis) Seines Willens erfüllt werdet in aller Weisheit und geistlichem Verständnis.“   1.Kor.14,37 „Wenn jemand meint, ein Prophet oder sonst ein Geistbegabter zu sein, so erkenne er (auf der ganzen Linie) (= gezielt, begründet und im Zusammenhang) , dass das, was ich euch (irgendwann) schreibe, ein Gebot des Herrn ist.“

Wenn „ich schreibe“ im Aorist stünde („was ich euch soeben geschrieben habe“), würde sich dieses Auferkenntnis-Gebot nur auf das unmittelbar zuvor genannte Schweigegebot für die Frauen in der versammelten Gemeinde beziehen. Weil es aber im Präsens steht, gilt jede Anweisung in den Paulus-Briefen als Gebot des HErrn. Vgl. Luk.10,16 „Wer euch (= die von Mir ausgesandten Jünger Luk.10,1) hört, hört Mich“.

5.    Die übergebenen Anweisungen zu 1.Kor.14,37 im NT

Das unmittelbar vor diesem umfassenden Auferkenntnis-Gebot genannte Schweigegebot für Frauen ist nur ein kleiner Teil dieses Auferkenntnis-Gebots. Es ist nämlich eine Ausführungsbestimmung zu dem vom HErrn nach dem Sündenfall erteilten Unterordnungsgebot und Emanzipationsverbot für die Frau:

1.Mos.3,16: „Und zu deinem Mann hin sei dein aktives Hinstreben, und er soll (wird) herrschen über dich!“

 Das Unterordnungsgebot wird im NT in 1.Kor.11,3; 14,34; Eph.5,22.24; Kol.3,18; 1.Tim.2,11; Tit.2,5; 1.Petr.3,1 genannt, das Emanzipationsverbot als Verbot eigenmächtigen (w.: selbstbestimmerischen) Handelns der Frau gegenüber dem Mann in 1.Tim.2,12 zugleich mit dem dazu gehörigen Lehrverbot und Stillegebot (1.Tim.2,12; 1.Petr.3,4). Eine weitere zu 1.Mos.3,16 gehörige Ausführungsbestimmung ist das Gebot der gemäßen Darstellung in Beruf, Haltung und Kleidung der Frauen 1.Tim.2,9 + 1.Petr.3,3. Zu letzterem gehört das Gebot der Barhäuptigkeit des Mannes und des verhüllten Hauptes der Frau beim Beten und prophetischen Reden 1.Kor.11,2-16. Letzteres wird in 1.Kor.11,2 als „(apostolische) übergebene Anweisung“ (a.: Überlieferung) bezeichnet, wozu auch die in 1.Kor.11,17ff. genannte Ordnung des Herrenmahls gehört.

 In 1.Kor.11,2 lobt Paulus die Korinther dafür, dass sie die übergebenen Anweisungen in jeder Beziehung haben, festhalten und gebrauchen, und in 2.Thes.2,15 forderte er schon früher die Thessalonicher auf:   2.Thes.2,15 „Also nun, Brüder, steht fest und haltet (setzt durch und gebraucht mit Macht) die Überlieferungen (die übergebenen–Anweisungen), die ihr gelehrt worden seid, sei es durch Wort oder durch unseren Brief.“

Diese Aufforderung des Paulus „haltet fest und gebraucht mit Macht“ ist laut 1.Kor.14,37 ein Gebot des HErrn, und es ist wörtlich identisch mit der Aufforderung des HErrn an Philadelphia in Offb.3,11 (siehe oben). Im Folgekapitel (2.Thes.3,6+14) gibt Paulus konkrete Anweisung, wie das Durchsetzen–mit-Macht erfolgen soll: Durch Meidung des Umgangs (2.Thes.3,6+14) und brüderliche Ermahnung (w.: „Denken–Zurechtsetzung“) (2.Thes.3,15).

6.    Zur Wirkung des Emanzipationsverbots 1.Mos.3,16 im AT

 Nach dem Sündenfall von Adam und Eva hatte der HErr zur Schlange gesagt: 1.Mos.3,15 „Und Ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau und zwischen deinem Samen und ihrem Samen; Er (= der Same der Frau) wird / soll dir das Haupt zermalmen (schnappen, überrumpeln, hart angreifen), und du, du wirst /sollst ihm die Ferse (das Hinterherfolgende = die nicht unmittelbar, sondern mit Abstand folgende Gefolgschaft) zermalmen (schnappen /überrumpeln /hart angreifen).

 Mit dem Emanzipationsverbot 1.Mos.3,16 „Nach deinem Mann wird dein Verlangen sein (wörtl. „zu deinem Mann hin sei dein aktives Hinstreben“), er aber soll/wird über dich herrschen!“ wollte der HErr einem nochmaligen eigenmächtigen Handeln der Frau gegenüber ihrem Mann vorbeugen, das zu ihrer völligen Täuschung (1.Mos.3,6 + 1.Tim.2,14) und zur Verführung des Mannes (1.Mos.3,6+17) und so zum Sündenfall beider geführt hatte. Nur unter dieser Voraussetzung konnten gottesfürchtige Frauen den in 1.Mos.3,15 verheißenen Samen (= Christus und Seine Nachfolger) gebären und erziehen, der der Satansschlange die Hauptschaft wegschnappen würde. Und nur so konnte der Auftrag des HErrn an die Satansschlange, die Ferse des Frauensamens (= die mit Abstand folgende Gefolgschaft des Christus) zu schnappen, dazu führen, dass diese Nachfolger wieder an den HErrn herangeführt und nicht zum Besitz der Schlange würden.

Zu dem Thema Herrngebot 1.Mos.3,16 1.Kor.14,37 gehört auch der Irrtum Evas, dass sie den stattlichen Kain, der ein Schlangensamen war, Qa´JiN, „Erwerb“ (= Errungenschaft) nannte, aber den unstattlichen Abel, den wahren Frauensamen, nannte sie Hä´BhäL, „Windhauch“ (= Nichigkeit; 1.Mos.4,1-2). Dieser Irrtum wiederholt sich seitdem überall in der Welt und auch in der Gemeinde mit schlimmen Folgen.

Die erste Wiederholung dieses Irrtums geschah, als die Schlange einige ihrer Engel, „die Söhne Gottes“, dazu anstiftete, mit „guten“ (nicht „schönen“!) Frauen Ehen einzugehen und die daraus geborenen, körperlich und geistig weit überlegenen Söhne („Überlegene Helden“ 1.Mos.6,4) zu verderblichen Vorbildern und Anführern zu erziehen (1.Mos.6,1-4). Durch diese wurde die gesamte Menschheit so sehr verdorben (1.Mos.6,5), dass Gott alle Menschen – außer Noah und seiner Familie – durch die Sintflut wegnahm (1.Mos.6,6-7).     Weiterhin gehört zu 1.Mos.3,15-16:

— Rebekkas Gehorsam gegenüber der ihr vom HErrn gegebenen Handlungsanweisung (1.Mos.25,22-23), sodass Jakob, der Frauensame, den von Esau eidlich abgekauften Erstgeburtssegen bekam, und nicht Esau, der Schlangensame, der Jakob den Segen zu stehlen versuchte.

— Mirjams und Aarons Anspruch auf Gleichstellung mit Mose (4.Mos.12,1-2), durch den Mirjam – gegen 1.Mos.3,16 – die Stellung des Mannes beanspruchte, worauf der HErr Mirjam für sieben Tage mit Aussatz schlug (4.Mos.12,10-15).

— Die Aufhebungsvollmacht des Vaters oder Ehemannes über das Gelübde einer Frau (4.Mos.30,4-17).

7.    Die Warnungen vor einer Wiederholung der Sündenfallgeschichte im AT und NT

Sach.5,5-11: Die Gesetzlosigkeit in Gestalt einer in einem Gefäß versteckten Frau wird durch zwei Frauen mit Wind/Geist in den Flügeln des Storchs (hebr. ChaSIDa´H, w.: „die Fromme“ ≙ geistl.: die von Frauen bestimmte Frömmmigkeit) zwischen Himmel und Erde emporgehoben, und diese bringen das Gefäß in ein Haus, das für die Gesetzlosigkeit gebaut wird im Land SchiN˙˜a´R (ü.: Zahn des Gegners).

— Die völlige Täuschung der Gemeinde durch die Schlange:   2.Kor.11,3-4 (GtÜ): „Ich fürchte aber, ob nicht etwa, wie die Schlange die Eva völlig getäuscht hat mittels ihrer Hinterlist, so auch eure Gedanken verdorben werden weg von der Einfachheit (vgl. das „einfache Auge“ Matth.6,22-23) [und der lauteren Gesinnung und Haltung], die gerichtet ist hin zu (mit Hingabe anhangt an) dem Christus. Denn wenn zwar der, welcher irgendwann mit Sicherheit kommt, einen anders dargestellten Jesus heroldet, den wir Apostel nicht geheroldet haben, oder ihr einen andersartigen / artverschiedenen Geist annehmt, den ihr durch uns nicht in Empfang genommen habt, oder ein andersartiges /artverschiedenes Evangelium, das ihr durch uns nicht empfangen habt, vortrefflich (als eine vortreffliche Errungenschaft) haltet ihr es hinauf (stolz in die Höhe)“.

8.    Warum Philadelphia nicht halten konnte, was sie hatte

 Die Philadelphia-Gemeinde im 17. und 18. Jahrhundert befolgte die Samenverheißung 1.Mos.3,15 und das Herrngebot 1.Mos.3,16 auf der ganzen Linie in allen seinen Teilen. Sie hatte es praktisch, aber sie hielt es für überflüssig, es auch theoretisch abzusichern, indem sie das Auferkenntnisgebot 1.Kor.14,37 für jeden Propheten (= Wortverkündiger) und geistlichen Christen erfüllt hätte.

 Z.B. stattete Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf (1700-1760) die nach dem Vorbild der Judith Rohleder besonders schön gestalteten Hauben mit farbigen Bändern aus, die den Stand der Trägerin (Kinder, größere Mädchen, kleine Jungfern, ledige Schwestern, älteste ledige Schwestern, Bräute, Ehefrauen, Witwen, älteste Witwen) anzeigten. Später setzte Zinzendorf – entgegen der Ordnung des NT – Frauen als Ältestinnen der Gemeinde ein (was die Gemeinde nach seinem bald folgenden Tod sogleich wieder rückgängig machte).

   Auf diesem Weg des praktischen Habens, aber theoretischen Nicht-Habens ging der Philadelphia-Gemeinde und den sie nachahmenden Gemeinden als Erstes die Kopfbedeckung der Frauen allmählich auch praktisch verloren.

So kritisierte Ludwig Schneller, ein gläubiger Pastor, (dessen Vater Joh. Ludwig Schneller das syrische Waisenhaus in Jerusalem gegründet hatte), 1889: „In Basel soll vor nicht allzu langer Zeit der Leiter einer religiösen Versammlung sich so lange geweigert haben, zu beten, bis die Frauen, deren einige unbedeckten Hauptes waren, ausnahmslos den Kopf, wenn auch nur mit einem kleinen Tuch, bedeckt hatten.“

   Dieser Versammlungsleiter „setzte–mit Macht–durch“, was uns in 2.Thes.2,15 geboten ist. Aber Schneller kritisiert das, erklärt dann die Kopfbedeckung der Frau für eine orientalische Sitte, die für uns nicht mehr gelte, und schreibt dann: „Für uns ist in Bezug auf die Kopfbedeckung natürlich entscheidend, was in unserer heutigen christlichen Kulturwelt Sitte ist. Auch ist bei uns die christliche Sitte so mächtig geworden, dass solche Auswüchse wie das öffentliche Predigen oder Beten der Frauen, in allen gesunden christlichen Verhältnissen unmöglich sind. Was aber hinter der äußeren Hülle der Auseinandersetzung über die Kopfbedeckung der Frauen liegt, welche Paulus nach seiner Weise symbolisch ausgedeutet hat, das hat für alle Zeiten bleibenden Wert: die Stellung, welche er der christlichen Frau in der Kirche wie im sozialen Leben anweist.“ (L. Schneller: „Kennst du das Land?“, Leipzig 1895, S.247-248; Hervorhebungen von B.F.).

   Schneller erkannte die unverrückbare Gültigkeit der nicht-emanzipierten Stellung der Frau in der Gemeinde voll an und wollte die Frauen nicht aus dieser geschützten Stellung herauslösen. Aber er erkannte und anerkannte die Anweisung des Paulus nicht als Gebot des HErrn, sondern als damalige und im Orient zu seiner Zeit noch bestehende Sitte, „welche Paulus nach seiner Weise symbolisch ausgedeutet“ habe. So erklärte er – mit falschen Argumenten – die vorderste Schutzbarriere für die geschützte Stellung der Frau für überflüssig und trug sein Teil dazu bei, sie niederzureißen. Die vorhandene sittliche Stabilität sollte die Mittel, mit denen sie errichtet und geschützt wurde, ersetzen. Der längst erfolgte Zusammenbruch des scheinbar so stabilen Gebäudes hat den Irrtum erwiesen.

 Ähnlich wie L. Schneller irrten auch unzählige andere gläubige Männer, denen die Gemeinde ansonsten viel zu verdanken hat. Fast alle dieser Männer (und Frauen) benutzten ihren Verstand mit der Zielrichtung, die Kopfbedeckung los zu werden. Die ganz wenigen, die sie erhalten wollten, taten dies meist mit falschen Argumenten, indem sie z.B. Engeln geschlechtliches Empfinden und Begehren unterstellten. Auch vonseiten der bibeltreuen Theologie ist mir nie eine Auslegung begegnet, mit der das Auferkenntnis-Gebot 1.Kor.14,37 mit dem gebotenen positiven Ergebnis befolgt worden wäre.

 Philadelphia wollte ganz bewusst die vom HErrn in Offb.3,7-13 angesprochene Gemeinde sein und nahm sich die Smyrna-Gemeinde bewusst zum Vorbild. Sie erkannte aber nicht die in Offb.3,11 indirekt enthaltene Warnung des HErrn, wie gefährdet das war, was sie hatte. Die Gefährdung hat sich schon sehr bald offen gezeigt:

 1675 brachte der Engländer John Lightfoot (laut Angaben von Th. Schirrmacher in seinem Buch „Paulus im Kampf gegen den Schleier“) seine Zitat-Theorie zu 1.Kor.11,4-10 heraus, in der er unterstellte, Paulus zitiere hier die Meinung der Korinther und lehne sie ab. Im gleichen Jahr 1675 hatte Philipp Jakob Spener (1635-1705) seine Schrift „Pia desideria“ (fromme Wünsche) herausgebracht. Letztere war die Geburtsurkunde des Pietismus, der Wegbeschreibung der Philadelphia-Gemeinde, und in der Ersteren sehe ich die Geburtsurkunde von Laodizea. Die Zitat-Theorie ist ein typisches Muster für „das methodische Vorgehen des Irrtums“ (Eph.4,14), mit dem man unter dem Bekenntnis zur Bibeltreue das Wort der Bibel dahin verdreht, wohin man es haben will. In dieser Methode hat es Laodizea dann zur Meisterschaft gebracht. Lightfoots Zitat-Theorie hat damals vielleicht wenig Wirkung gezeigt und ist in Philadelphia wohl kaum je bekannt geworden. Aber in unserer Zeit ist die von Th. Schirrmacher in seinem Buch „Paulus im Kampf gegen den Schleier“ wieder aufgewärmte Zitattheorie von vielen Gläubigen als endgültige Befreiung von all den verhassten Ordnungen zur Stellung der Frau aufgenommen worden.

 Statt das Pauluswort 1.Kor.14,37 wirklich zu befolgen, wurden die Paulusbriefe zur Erfindung des Dispensationalismus und Hyperdispensationalismus (= Schriftzerschneidung) missbraucht als Weg zum Verlorengehen (2.Petr.3,16).

 All dies sollte für gehorsamstreue Gläubige ein Alarmsignal dafür sein, mit größter Aufmerksamkeit auf die Worte des HErrn auch in den Sendschreiben und auf alles, was Paulus schreibt, zu achten, was beides vollkommen zusammenstimmt:   1.Tim.6,3 „Wenn jemand anders lehrt und sich nicht zuwendet den gesunden Worten (gesund machenden und gesund erhaltenden Worten) unseres Herrn Jesus Christus und der Lehre, die gemäß der Gottseligkeit (dem Wohlehren) ist, so ist er aufgeblasen und weiß nichts, sondern ist…“

   Armin Sierszyn schreibt über den Weg des Pietismus (d.h. der Philadelphia-Gemeinde) (Hervorhebungen von mir, B.F.):   „Wo der Pietismus – wie in Halle – auch an der Universität zur bestimmenden Kraft wird, setzt er den Schwerpunkt auf die Auslegung der Bibel und die praktische Theologie, besonders auch auf die Erbauung der Studenten zur erwecklichen Herzensfrömmigkeit und -praxis pietatis ((= praktische Frömmmigkeit. B.F.)). Das ist seine Stärke, aber auch seine Grenze. Für fundamentaltheologische Fragen herrscht wenig Begeisterung. Auch die intellektuelle Auseinandersetzung mit den Grundproblemen der Zeit – Apologetik, systematische Theologie – bleibt schwach. Der Pietismus bringt begnadete Lehrer und Seelsorger mit unvergleichlicher Ausstrahlung hervor, denen aber Zeit und Motivation für systematische Publikationen fehlen. So laufen, als das Morgenrot der modernen Ideologie kräftiger aufleuchtet, die Studenten gerade der halleschen Universität scharenweise in die Hörsäle der steigenden Aufklärung. J. S. Semler (1725-1791) – Schüler des fromm-rationalen S. J. Baumgarten und in seiner Jugend selber Pietist – erhebt sich in Halle zum Vater der historisch-kritischen Theologie. Damit wird der hallesche Pietismus kirchen- und theologiegeschichtlich ungewollt zum „Bindeglied zwischen der altgläubigen und der aufgeklärten Christenheit.“ (A. Sierszyn: 2000 Jahre Kirchengeschichte, S. 687).

 Das Auferkenntnisgebot 1.Kor.14,37 betrifft ein fundamental-theologisches Thema, das Philadelphia anscheinend ebenso wenig befolgt hat wie die anderen Gemeinden. So hat sich die ganze Gemeinde die Kopfbedeckung rauben lassen. 1.Kor.11,16 enthält indirekt, aber trotzdem sehr klar, die Aussage, dass nur die Gemeinden wirkliche „Gemeinden Gottes“ sind, in denen – sowohl in der versammelten Gemeinde wie auch im Alltag – die Kopfbedeckungsordnung gilt. So verwundert es nicht, dass Philadelphia und mit ihr die gesamte Gemeinde nach der Kopfbedeckung auch auf fast jedem anderen Gebiet das verloren hat, was sie hatte. Aus Philadelphia wurde Scheinphiladelphia, dann Exphiladelphia und dann Laodizea. Sollte es irgendwo in Deutschland noch oder wieder echtes Philadelphia geben, wäre ich dankbar, wenn man es mir mitteilen würde.

9.    Was sollen wir tun?

 Seit geschätzten 200 Jahren ist die Kopfbedeckung der gläubigen Frauen zunehmend verloren gegangen, und damit sind ihre Häupter, ihre Männer, immer mehr geschändet worden (1.Kor.11,5). Durch das Nichtbefolgen des Auferkenntnis-Gebots und durch die ständige Schändung ist das in 1.Kor.14,38 angedrohte Verstockungsgericht über Propheten und geistliche Christen heute flächendeckend wirksam, und wir gläubigen Männer sind nur noch pro forma, aber nicht mehr wirklich „Bild und Bewährtheitsdarstellung Gottes“ (1.Kor.11,7). Das versuchen die gläubigen Frauen auszugleichen, indem sie zunehmend die Stellung und Aufgaben der Männer ausfüllen – ein totaler Irrweg, der die Gemeinde nur immer weiter ins Verderben bringen wird.

 Die Frauen sollten vielmehr zusammen mit den Männern das Auferkenntnis-Gebot befolgen und daraufhin zu ihrer nichtemanzipierten geschützten Stellung zurückkehren.

 Nicht nur Philadelphia, sondern alle Gemeinden, müssen das wieder erlangen, was Philadelphia hatte. Gott wird Seine Bedingungen nicht unserer Halsstarrigkeit anpassen, sondern:

Matth.24,13 „Der aber, der unter dem – durch Gottes Gebote und die Lebensumstände – Auferlegtem geblieben ist bis hin zum Ziel Ende, dieser wird gerettet werden.“

12.9.2016 / Bernd Fischer
* Aus Gründen der besseren Lesbarkeit habe ich die Bibelstellen in der Elberfelder Übersetzung wiedergegeben.
(http:www.gtü-bibel.deindex.phpprophetie unter WaPhilNi.docx)

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