„Die Nacht ist weit vorgerückt, und der Tag ist nahe.
Laßt uns nun die Werke der Finsternis ablegen
und die Waffen des Lichts anziehen.“

(Röm.13:12)

– „Stich-Worte“ Teil 1

Stich-Worte

Einleitung

Worte können manchmal sehr verletzend sein wie ein Pfeil oder ein Messerstich. Es macht aber einen Unterschied, ob Menschen uns aus lauter Bosheit verletzen wollen, oder ob Gott uns durch Sein Wort getroffen hat. Als Paulus am Pfingsttage zu der Menge redete, da drangen seine Worte in ihr Herz und sie taten Buße und ließen sich taufen (Apg.2:37). Wenn heute hingegen das Evangelium verkündigt wird, dann werden kaum noch Gottes Pfeile ausgesandt, die wirklich ins Herz gehen, sondern die Leute werden mit moderner Rhetorik angelockt, um sich ohne echte Buße und Sündenerkenntnis „für Jesus zu entscheiden“. Und wo doch noch zur Umkehr aufgerufen wurde, ist der stechende Pfeil der Sündenüberführung sofort wieder rausgezogen worden, bevor er überhaupt seine Wirkung entfalten konnte, indem sogleich beschwichtigend versichert wurde, dass der HErr Jesus ja alle Schuld auf sich nahm und es deshalb nicht nötig sei, sich über seine vergangenen Sünden noch weiter Gedanken zu machen. Kein Wunder, dass die Gewohnheiten des alten Lebens dann oftmals ins neue Leben weiterverübt wurden.

Viele biblische Begriffe haben heute leider an Bedeutung verloren oder wurden umgedeutet in ihr Gegenteil. Während zu biblischen Zeiten z.B. „toll“ noch etwas Schlimmes war, i.S.v. wahnsinnig, verrückt (Pred.7:7+25), ist es heute etwas Gutes. Andersherum war „blöd“ ursprünglich eigentlich nur im Sinne von „bescheiden“, „schwächlich“ oder „gebrechlich“ gemeint (1.Mo.29:17, 1.Sam.3:2), während es heute als Schimpfwort gebraucht wird. Das Gute wird also schlecht geredet, während das Böse verharmlost wird. Als durch den Geist Gottes erneuerte Jünger Jesu wollen wir uns aber nicht am Zeitgeist orientieren, sondern „das Bild gesunder Worte festhalten“ (2.Tim.1:13), wie sie uns in der Bibel übermittelt wurden.

Deshalb möchte ich in der folgenden Betrachtung 40 biblische Begriffe aufführen, deren Bedeutung heute in Vergessenheit zu geraten droht bzw. durch Umdeutung und Verwässerung an Schärfe und Schlagkraft verloren hat im Sinne von Jeremia 23:28-29: „Wer aber mein Wort hat, rede mein Wort in Wahrheit! Was hat das Stroh mit dem Korn gemeinsam? spricht der HErr. Ist mein Wort nicht brennend wie Feuer, spricht der HErr, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmettert?“   Es soll dargestellt werden, dass bei biblischer Betrachtung die Worte Gottes bei rechter Anwendung heute noch genauso wie damals ihre Wirkung entfalten und dann auch nicht fruchtleer zu Gott zurückkehren (Jes.55:11).

Die Worte der Weisen sind wie Treibstacheln, und wie eingeschlagene Nägel die gesammelten Sprüche; sie sind gegeben von einem Hirten“ (Pred.12:11).

 

1. Gottesfurcht

„Weil sich dieses Volk mit seinem Mund Mir naht und Mich mit seinen Lippen ehrt, während es doch sein Herz fern von Mir hält und ihre Furcht vor Mir nur angelerntes Menschengebot ist“ (Jes.29:13)

Wenn man heute unter Gläubigen von der Gottesfurcht spricht, dann kommt reflexartig die Erwiderung, dass wir als vermeintlich gereifte Kinder Gottes den HErrn nicht mehr fürchten bräuchten, da ja geschrieben steht: „Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus, denn die Furcht hat Pein. Wer sich aber fürchtet, ist nicht in der Liebe“ (1.Joh.4:18). Im Zusammenhang von Kap. 4 geht es aber nicht um Gottesfurcht, sondern um den „Tag des Gerichts“ (Vers 17). Auch wenn wir uns Gott heute mit Freimütigkeit nahen und Ihn sogar „Abba“ („Vater“) nennen dürfen, werden wir auch heute aufgefordert, Gott zu fürchten (1.Petr. 2:17). Wir sollen „Gott wohlgefällig dienen mit Frömmigkeit und Furcht, denn auch unser Gott ist ein verzehrendes Feuer“ (Hebr.12:28-29). Die Gottesfurcht ist nicht nur bekanntermaßen „der Weisheit Anfang“, sondern wir sollen auch „die Heiligkeit vollenden in der Furcht Gottes“ (2.Kor.7:1).

Die Kritiker der Gottesfurcht wenden ein, dass Gott uns doch im Neuen Bund „nicht einen Geist der Knechtschaft gegeben habe wiederum zur Furcht, sondern den Geist der Sohnschaft“ (Röm.8:15). Zudem hat Gott uns auch nicht „einen Geist der Furchtsamkeit (wörtl. Feigheit) gegeben“ (2.Tim.1:7). Diese Tatsachen stehen aber nicht im Widerspruch zur Gottesfurcht, sondern ergänzen sich. Denn in der Heiligen Schrift finden wir zwei Arten von Furcht (wie es auch zwei Arten von „Sorgen“ gibt), nämlich eine gute und eine schlechte. Die gute und gesunde Gottesfurcht ist keine panische Angst vor Seinem Gericht, sondern eine tief empfundene Ehrfurcht vor Seiner Hoheit und Erhabenheit.

Zugleich ist Gottesfurcht aber auch das Bewusstsein, dass wir jederzeit in der Gefahr stehen, uns durch Unachtsamkeit an Gottes heiligem Namen versündigen können und deshalb auf Christus konzentriert wandeln sollen „mit Furcht und Zittern“ (1.Kor.2:3, 2.Kor.7:15, Eph.6:5, Phil.2:12, Hebr.12:21). In diesem Sinne ist wohl auch Spr.28:14 zu verstehen: „Glückselig der Mensch, der sich beständig fürchtet; wer aber sein Herz verhärtet, wird ins Unglück fallen“. Die „Vollkommenheit gegen Gott“ erlangte David, indem er sagen konnte: „ich hütete mich vor meiner Ungerechtigkeit“ (Ps.18:23).

Das Volk Israel hatte zwar Gottesfurcht, aber ihre Furcht war nur „angelerntes Menschengebot“. Mit anderen Worten: die Gottesfurcht war für sie nur theoretisch da, aber sie wurde nicht wirklich empfunden. In der Septuaginta, die der HErr in Matth.15:8-9 zitiert, heißt es nur, dass sie „Menschengebote lehren“, weil sie scheinbar den eigentlichen Sinn der Gebote Gottes gar nicht verstanden haben. Durch beide Verhaltensweisen „halten sie ihr Herz fern von Gott“. Statt dem HErrn das Beste vom Vieh zu opfern, gaben sie Ihm nur das Minderwertige, da sie es nicht einsahen, ausgerechnet makellose Tiere zu opfern (Mal.1:8-14). Ihnen fehlte einfach die Gottesfurcht. Und so ist es auch heute: Wie viele rationelle Überlegungen stellen wir an, um unser Gewissen zu besänftigen, weil wir die radikale und konsequente Nachfolge oftmals für übertrieben halten?

Im Anfang von Jesaja 29 bezeichnet der HErr Jerusalem als „Ariel“, d.h. „Gotteslöwe“ oder „Gottesherd“. Es war eine stolze Burgfeste, die hoch oben auf einem Berg errichtet war und sich deshalb nicht vor den Feinden zu fürchten brauchte. Gott aber kündigt ihr an, dass sie bis in den Staub erniedrigt und am Ende nur noch wie ein Totengeist flüstern werde (Jes.29:4). Hier lernen wir das Geheimnis echter Gottesfurcht: Wer glaubt, etwas zu sein, obwohl er nichts ist, dem wird von Gott vor Augen geführt, dass er nichts ist, damit er die Gottesfurcht lerne (Gal.6:3). Gott erniedrigt das Hohe und erhöht das Niedrige (Ps.18:27, Jes.2:12, 10:33, Hes.17:24, 21:26, Mt.23:12, Röm.12:16). Paulus war sich immer bewusst, dass er „nichts“ ist (2.Kor.12:11).

Doch selbst jene, die Gott fürchten und sich ihrer Nichtigkeit bewusst sind, stehen in Prüfungen oft in der Gefahr, dass sie Menschen mehr fürchten als Gott. Daher heißt es: „Menschenfurcht legt einen Fallstrick; wer aber auf den HErrn vertraut, wird in Sicherheit gesetzt“ (Spr.29:25). Gerade in der Corona-Krise haben wir erlebt, wie willkürlich und doppelmoralisch politische Entscheidungsträger den Christen den Gottesdienstbesuch oder einzelne Gottesdiensthandlungen verbieten oder einschränken können, während anderen Gruppen, die eine stärkere Lobby haben (Muslime, LGBTQI-Comunity, Klima-Aktivisten) viel mehr erlaubt wird. Um solchen staatlichen Übergriffigkeiten gegen Gebote Gottes und verfassungsmäßig geschützter Rechte vorzubeugen, haben der Frankfurter Anwalt Tobias Riemenschneider und der Pastor Peter Schild im September 2022 die sog. „Frankfurter Erklärung“ verfasst, die man unterzeichnen sollte: https://frankfurtdeclaration.com.

Wir kommen demnächst in eine Zeit, wo wir aus Furcht vor menschlicher Strafe zu Duckmäusern werden und nicht mehr den Mut haben, unsere Stimme gegen das Unrecht zu erheben. Während Klima-Aktivisten sich mit Sekundenkleber vor den Augen der Polizei z.T. straflos auf die Straße kleben dürfen, um dadurch stundenlang den Berufsverkehr aufzuhalten, bekommen Pastoren wie Olaf Latzel Strafanzeigen, wenn sie unliebsame Gebote Gottes verkünden. Vor kurzem hat der Bundestag den Paragraphen 130 im StGB über die sog. „Volksverhetzung“ um einen Passus erweitert, dass schon allein die Verharmlosung eines angeblichen Völkermords, die unter Verdacht steht, „den öffentlichen Frieden zu stören“, als „Volksverhetzung“ gewertet und entsprechend bestraft werden kann. Solch eine Formulierung kann so beliebig ausgelegt werden, dass z.B. auch der Vergleich der Abtreibung mit dem Holocaust schon als eine Verharmlosung des Holocausts gedeutet werden könnte. Man ist also völlig der Deutungshoheit eines Richters ausgeliefert, wie er entsprechend des vorherrschenden Volksempfindens eine öffentlich geäußerte Meinung als „Hetze“ beurteilt oder nicht. Gleiches gilt, wenn man sich in Zeiten des Ukrainekrieges gegen eine einseitige TV-Berichterstattung äußert oder eine andere Meinung über die Russen vertritt, die der Kriegspropaganda in den Staatsmedien widerspricht. Diesbezüglich habe ich nebenbei gesagt vor kurzem selbst eine Ordnungsstrafe erhalten, während ich auf der Straße evangelisierte. „Deshalb schweigt der Einsichtige in dieser Zeit, denn es ist eine böse Zeit“ (Amos 5:13).

 

 

 

2. Schweigen

„Zu dir, HErr, rufe ich; mein Fels, wende Dich nicht schweigend von mir ab, dass Du nicht gegen mich verstummst und ich so denen gleich werde, die in die Grube hinabfahren!“ (Psalm 28:1)

Wenn David hier einmal die Erfahrung machte, dass Gott zu ihm schwieg, dann setzt dies voraus, dass Er in der übrigen Zeit immer zu ihm redete, sei es durch Seinen Geist oder durch Propheten. Das Schweigen Gottes aber war für ihn gleichbedeutend, als würde sich Gott von Ihm abgewandt haben, da diese Erfahrung normalerweise völlig untypisch war für einen Gläubigen. „Meine Schafe hören meine Stimme“ (Joh. 10:27) – das ist der Normalfall. Dennoch machten die Psalmisten immer wieder die Erfahrung, als ob Gott schweigen würde und ihr Gebet gar nicht erhörte: „Höre mein Gebet, HErr, und vernimm mein Schreien; schweige nicht zu meinen Tränen!“ (Ps.39:12). „Gott, schweige nicht! Verstumme nicht und sei nicht stille, Gott!“ (Ps.83:1). Sie hatten den Eindruck, als wenn der HErr sie verlassen habe, so wie es bei König Saul war, dem Gott nicht mehr antwortete (1.Sam.28:6).

Aber ist das so, dass Gottes Schweigen immer gleich Seine Verstoßung bedeutet? Es gibt wohl sehr viele Gläubige, die noch nie den Eindruck hatten, dass Gott zu ihnen geredet hätte, außer durch Sein Wort oder durch Erlebnisse. Ein Bruder schrieb mal: „Während einer Klassenarbeit muss der Lehrer schweigen und darf den Schülern keinen Tipp geben.“ Wir sind es ja gewohnt, das Schweigen eines Menschen als negativ zu interpretieren, als ob dieser einen Groll gegen uns hege. Dieser Eindruck mag bei Menschen stimmen, aber Gott ist kein Mensch. „Er freut sich über dich mit Wonne, Er schweigt in Seiner Liebe, frohlockt über dich mit Jubel“ (Zeph.3:17). „Also hat der HErr zu mir gesprochen: ‚Ich will still sein und will zuschauen in meiner Wohnstätte, wie heitere Wärme bei Sonnenschein, wie Taugewölk in der Ernte Glut“ (Jes.18:4).

Gott will uns durch Sein Schweigen nicht nur sagen, dass alles in Ordnung ist, sondern uns beibringen, dass auch wir still sein sollen, wenn wir nicht wirklich etwas zu sagen haben. Der alte Bruder Elieser sagte einmal: „Meine Frau Martha und ich haben so viel Vertrauen zueinander, dass wir oftmals eine halbe Stunde lang im Auto kein einziges Wort reden müssen, ohne dass einer von uns beiden beunruhigt wäre.“ An dieser Aussage wird deutlich, dass wir häufig nur etwas sagen, weil wir die Stille nicht ertragen können. Wenn man jedoch bedenkt, dass wir durch Worte viel Schaden anrichten können (Jak.3:1-9) und einmal für jedes unnütze Wort Rechenschaft ablegen werden (Mt.12:26), sollen wir Gott umso mehr bitten: „Setze, HErr, eine Wache meinem Munde; behüte die Tür meiner Lippen“ (Ps.143:3).

Der HErr möchte uns „zu stillen Wassern führen“ (Ps. 23:2), damit wir „die Stillen im Lande“ werden (Ps. 35:20). Schon in ihrer Jugend sollen Brüder lernen: „Er sitze einsam und schweige, weil Er es ihm auferlegt hat; er lege seinen Mund in den Staub, vielleicht gibt es Hoffnung. Dem, der ihn schlägt, reiche er den Nacken dar, werde mit Schmach gesättigt“ (Klg.3:26). Und ebenso gilt für junge Schwestern, dass Eltern sie entsprechend ihrem Naturell erziehen sollen: Wenn sie von Natur offen wie ein Tor sind, sollte man dieses „mit einem Riegel verschließen“; und wenn sie eher verschlossen sind, dann sollte man ihnen diese Zurückhaltung belohnen (vergl. Hohl.8:8-9). Als ich 16 war, schrieb mir meine Mutter folgenden Widmungsvers in meine Elberfelder Bibel (und damit in mein Lebensbuch): „Nur auf Gott vertraue still meine Seele; von Ihm kommt meine Rettung. Nur Er ist mein Fels und meine Rettung, meine hohe Feste; ich werde nicht viel wanken“ (Ps.62:1). Das Vertrauen auf Gott führt in die Stille, aber die Stille ist zugleich die Voraussetzung für das Vertrauen der Seele. „Der HErr wird für euch streiten, und ihr werdet stille sein“ (2.Mo.14:14).

Zu schweigen ist auch eine Form der Buße. Als König Ahab sein Todesurteil aus dem Munde des Propheten vernahm, heißt es, dass er „seine Kleider zerriss und Sacktuch um seinen Leib legte und fastete; und er lag im Sacktuch und ging still einher“ (1.Kön.21:17). Gott gab Ahab durch diese Geste der Demut trotz seiner vielen Sünden noch einmal eine weitere Gnadenfrist. Wir sehen hier, dass auch schlimme Sünder durch die Stille ihre Strafe noch abmildern können: „Selbst ein Narr, der schweigt, kann als weise gelten; wenn er seine Lippen verschließt, als verständig“ (Spr.17:28).

Man könnte nun denken, dass das Schweigen eine absolute Tugend sei. Tatsächlich aber kann das Schweigen in manchen Situationen sogar eine Sünde sein, denn wir dürfen nicht „vom Guten schweigen“ (Ps. 39:2). Gerade im Hinblick auf das Evangelium, sollten wir von jenen Aussätzigen lernen, die sagten: „Dieser Tag ist ein Tag guter Botschaft. Schweigen wir aber und warten, bis der Morgen hell wird, so wird uns Schuld treffen“ (2.Kön.7:9). Der „Morgen“ ist in diesem Fall die Wiederkunft des HErrn Jesus. Es ist ja nicht so, dass der HErr auf unser Zeugnis angewiesen wäre, aber Gott erwartet von uns, dass wir „in dieser Zeit“ nicht schweigen dürfen (Esth.4:14). Der HErr hat an vielen Orten ein „großes Volk“, das noch errettet werden muss und ruft uns deshalb zu: „Rede und schweige nicht!“ (Apg.18:9). Und wem nicht die Gabe des Evangelisierens gegeben ist, der kann im Gebet eintreten für alle Missionare: „Auf deine Mauern, Jerusalem, habe ich Wächter bestellt. Den ganzen Tag und die ganze Nacht werden sie keinen Augenblick schweigen. Ihr, die ihr den HErrn erinnert, gönnt euch keine Ruhe und lasst Ihm keine Ruhe…“(Jes.62:6).

 

 

 

3. Aufhören

„Wascht euch, reinigt euch! Tut das Böse, das ihr getan habt, von Meinen Augen hinweg; hört auf, Böses zu tun!“ (Jes.1:16)

Wenn ein Hirsch im Wald beim Äsen (Essen) auf einmal ein verdächtiges Geräusch hört, dann unterbricht er seine Mahlzeit, hebt den Kopf und lauscht voller Anspannung, ob er noch ein weiteres Geräusch vernimmt. Das ist wohl der Ursprung des deutschen Wortes Auf-Hören. Wie bei akustischen Geräuschen ist es auch mit der leisen Stimme des Heiligen Geistes, die ich erst dann vernehmen kann, wenn ich meine Geschäftigkeit unterbreche, um konzentriert zuzuhören (1.Kön.19:12-13). „Du aber stehe jetzt still, dass ich dich das Wort Gottes hören lasse“ (1.Sam.9:27).

Interessant ist, dass es auch für die Befolgung des Gehörten im Deutschen das gleiche Verb gibt: „auf jemanden hören“. Überhaupt macht es einen Unterschied, ob wir nur Hören oder Zuhören: „Sehet nun zu, wie ihr höret…“ sagt der HErr Jesus im Zusammenhang mit dem Lohn, den wir für unser verborgenes Tun oder Lassen empfangen (Luk.8:18). Denn Gott hat uns nicht nur Gebote gegeben, sondern Er will uns auch beraten, wie wir sie immer einhalten können:                       „Gepriesen seiest Du, HErr! Lehre mich, Deinen Bestimmungen zu folgen! Öffne mir die Augen, damit ich die Wunder erkenne, die Dein Gesetz enthält! Zu jeder Zeit verzehre ich mich vor Sehnsucht nach Deinen Rechtsbestimmungen. An dem, was Du bezeugst, habe ich große Freude, es ist der Ratgeber für mein Leben. Beschenke mich durch die Unterweisung aus Deinem Gesetz. Ohne zu zögern will ich den Weg gehen, den Deine Gebote weisen, denn Du machst mein Herz dazu bereit“ (Psalm 119:12-32).

Ein Großteil der Gebote Gottes behandelt die Dinge, die wir nicht (mehr) tun sollen. Und das ist ja nur allzu verständlich, denn wir können nicht zwei Herren dienen – entweder folgen wir unseren Lüsten oder wir folgen dem, was dem HErrn wohlgefällig ist. Da der Tag aber nur 12 Stunden hat, müssen wir Prioritäten setzen: „Trachtet zuerst nach Gottes Reich und Seiner Gerechtigkeit, und alles andere wird euch hinzugefügt werden“ (Mt.6:33). Je mehr ich also für Gott tun will, desto mehr muss ich Abstriche machen bei dem, was mir für die Ewigkeit keinen Gewinn, sondern Verlust einbringt. Dabei mahnt der Prophet Jesaja das Volk Gottes, dass auch ihr ganzer Gottesdienst völlig sinnlos ist und sogar ein Gräuel für den HErrn, solange sie weiter in der Sünde leben und die Verbote Gottes einfach ignorieren.

Das Aufhören mit liebgewonnen aber schlechten Angewohnheiten ist manchmal gar nicht so einfach. Wie oft habe ich meinen Mitarbeitern eine Geldprämie angeboten, wenn sie endlich mit dem Rauchen aufhören (zumal sie ständig Raucherpausen einlegen müssen). „Das ist nicht so einfach, wie Du denkst!“ antworten sie mir. Einer sagte: „Ich rauche schon seit zwanzig Jahren, und werde es nie schaffen, damit aufzuhören.“ Als er eine Woche später auf der Baustelle kollabierte und wegen einer lebensbedrohlichen Stoffwechselstörung ins Krankenhaus eingeliefert werden musste, hörte er plötzlich sofort mit dem Rauchen auf. Wenn es um Leben und Tod geht, ist auf einmal die Kraft zum Aufhören da.

Auch ich leide an einer Sucht bzw. Störung, gegen die ich bereits alles Mögliche versucht habe, um davon frei zu werden. Sie heißt „Prokrastination“, im Volksmund auch „Aufschieberitis“ genannt. Als Selbstständiger habe ich ja neben meiner handwerklichen Arbeit (die ich liebe) auch häufig Büroarbeit zu erledigen (die ich hasse). Viel lieber verbringe ich meine freie Zeit mit theologischen Debatten in den sozialen Netzwerken oder am Telefon, weil sie mich angenehm ablenken von meinen eigentlichen Verpflichtungen. So kommt es, dass sich Kunden immer wieder bei mir beschweren, wann sie denn endlich ihr Angebot oder ihre Rechnung bekommen. Um diesen Drang zur Ablenkung zu überwinden, habe ich mich jetzt entschlossen, mein Smartphone abzuschaffen, um dann nur noch über ein billiges Handy zu kommunizieren. Das meinte der HErr, als Er sagte: „Wenn Dein rechtes Auge Dich ärgert, dann reiße es heraus und wirf es weg…“ (Mt.5:29)

Aus seelsorgerlichen Gesprächen weiß ich, dass viele junge Brüder noch ein Problem haben mit der Pornographie. Dabei dürfte es eigentlich kein Problem sein, seinen Zugang zu solchen Inhalten durch eine Kindersicherung zu versperren. Wem das nicht gelingt, der sollte am besten gar keinen Internetanschluss mehr haben. Andere schaffen es nicht, von ihrer Spielsucht frei zu werden, obwohl man sich in Spielotheken auch selbst Hausverbot geben lassen kann. Manche Frauen können nicht an einem Modeladen vorbeigehen, ohne mal nach einem Angebot zu suchen. Hier könnte ein streng überwachtes Haushaltsgeld Abhilfe schaffen. Wem Weisheit mangelt im Kampf gegen die Versuchung, darf Gott jederzeit um diese bitten (Jak.1:5).

Um im Glauben Fortschritte zu machen, ist der Verzicht auf die weltlichen Freuden unvermeidbar. Der HErr sagt: „Wer nicht allem entsagt, was er hat, kann nicht mein Jünger sein“ (Luk.14:33). So wie man gelegentlich einen Schuppen oder Dachboden ausmistet, so müssen wir uns von Zeit zu Zeit überlegen, ob es noch Annehmlichkeiten (Götzen) in unserem Leben gibt, auf die wir künftig lieber verzichten sollten, damit der HErr wieder den alleinigen Platz in unserem Herzen gewinnt. Um zur Besinnung und zum Umdenken zu kommen, hat der HErr uns einen Tag in der Woche geschenkt, der nicht umsonst Schabbat heißt (wörtl. „Aufhören). An diesem Tag sollen wir nicht nur körperlich zur Ruhe kommen, sondern auch geistlich, nämlich von unseren „toten Werken, um dem lebendigen Gott zu dienen“ (Hebr.9:14).

 

 

 

4. Führung

Weil Führer führten in Israel, weil sich das Volk freiwillig unterstellte: preiset den HErrn! Mein Herz gehört den Führern Israels und denen, die sich freiwillig unterstellten im Volk. Preiset den HErrn!“ (Ri.5:2+9)

Wie bei allen Begriffen in der Bibel, ist es an dieser Stelle unmöglich, alle Aspekte zu diesem Thema auf so kurzem Platz auszuführen, weshalb ich mich bei dem Wort „Führung“ entsprechend beschränken will. Es soll hier also z.B. mal nicht um göttliche Führung gehen, sondern um die menschliche Führung der Gemeinde Gottes, wie sie z.B. Mose ausführte, als er das Volk Israel aus Ägypten führte (ein Abbild auf den HErrn Jesus, der uns aus der Welt herausführt).

Wo keine Führung ist, verfällt ein Volk“ (Spr.11:14), und das sehen wir ja durch die ganze Weltgeschichte hindurch, aber leider eben auch in der Gemeinde. Führung wurde auch unter Debora nur dadurch möglich, dass das Volk den Führungsanspruch von Barak anerkannte und sich ihm freiwillig unterstellte. Dem Mose hingegen wurde die Bevollmächtigung von Gott zum Führer immer wieder abgesprochen, und weil Mose sehr sanftmütig war, musste Gott selbst immer wieder den Führungsanspruch von Mose gegenüber den Widersachern durchsetzen (in 4.Mo.12 gegenüber von Aaron und Miriam und in 4.Mo.16 gegenüber der Rotte Korah).

Doch auch in der Richterzeit wurde die göttliche Bevollmächtigung der Richter immer wieder infrage gestellt, so dass am Ende jedermann immer nur das tat, was gerade so recht war in seinen Augen (Richt.17:6, 21:25), und genauso ist es ja auch heute wieder. Seit 200 Jahren werden die „von den Vätern festgelegten Grenzen“ immer weiter zurückgesetzt oder sogar ganz aufgelöst, obwohl sie eigentlich ewige Gültigkeit beansprucht haben (Spr.22:28). Dies bezieht sich z.B. auf die Geschlechtergrenze: immer mehr Männer benehmen sich wie Frauen und immer mehr Frauen verhalten und kleiden sich wie die Männer, obwohl Gott das ein Gräuel ist (5.Mo.22:5). Aber es gibt auch keinen Respekt mehr vor älteren Brüdern, sondern jeder erhebt sich über den anderen, selbst wenn man erst seit kurzer Zeit gläubig ist: „Der Knabe wird frech auftreten gegen den Greis, und der Verachtete gegen den Geehrten. Mein Volk, seine Bedrücker sind Buben, und Weiber herrschen über dasselbe. Mein Volk, seine Leiter führen irre, und den Weg Deiner Pfade haben sie dir entrückt“ (Jes.3:5+12).

Diese Erfahrung habe ich vor einer Woche selbst gemacht, als ein befreundeter, 26-jähriger Roma mich völlig unerwartet um 1:30 Uhr in der Nacht besuchen kam mit fünf Leuten und von mir Essen und Übernachtung erbat. Als sie dann um 2:00 Uhr nachts bei mir aßen, teilte mir der Mike Stanojevic mit, dass er inzwischen ein „Apostel“ sei und zugleich ein direktes Sprachrohr des HErrn. Als ich dann drei Tage später seinen Anspruch als neuer Apostel infrage stellte, war ich auf einmal nicht mehr sein „geliebter Bruder im HErrn“, sondern angeblich ein „abtrünniger Bruder“ – Zitat: „Der HErr Jesus Christus hat zu mir gesprochen, dass er dich schon längere Zeit ausgeschlossen hat aus dem Reich Gottes… weil du schon lange Zeit rebellierst gegen seinen heiligen Geist…“ Dann prophezeite er mir noch Schlaf- und Rastlosigkeit für die nächsten 5 Tage, die sich aber gemäß Spr.26:2 nicht erfüllten.

Es ist ein Zeichen der Endzeit, dass sich jeder noch so bibelunkundige, aufgeblähte Neuling immer gleich zum Bibellehrer aufspielt (1.Tim.3:6, Jak.3:1) und dann schon nach kurzer Zeit als Heuchler enttarnt wird wie erst kürzlich der selbsternannte Bibellehrer „Nature23“ alias Marcus Bockhammer (39), gegen den jetzt die Kripo wegen Verführung Minderjähriger ermittelt. „Wenn jemand meint, etwas zu sein, da er doch nichts ist, so betrügt er sich selbst“ (Gal.6:3). Wir haben heute leider jede Menge selbsternannte Führer, die eigentlich eher VERführer sind, aber es gibt kaum noch echte Hirten, die nicht an der Wolle, sondern am Schaf selbst interessiert sind. Und deshalb sind die Gläubigen heute wie in Hesekiel 34 überall verstreut und kaum einer kümmert sich um sie. Viele Christen gehen aus Enttäuschung nirgendwo mehr hin, obwohl die Gewohnheit des Nichtversammelns zu jenen Tatbeständen zählt, die in Hebr.10:25-26 als ein „mit Willen Sündigen“ bezeichnet wird, für dass das Opfer des HErrn nicht mehr in Anspruch genommen werden kann. Wir können unsere Gleichgültigkeit nicht mit der Unfähigkeit anderer begründen, sondern stehen selbst vor Gott in der Verantwortung.

In Hebr.13 lesen wir: „Gedenket eurer Führer, die das Wort Gottes zu euch geredet haben! Schaut den Ausgang ihres Wandels an, und ahmt ihren Glauben nach! … Gehorcht und fügt euch euren Führern! Denn sie wachen über eure Seelen, als solche, die Rechenschaft geben werden, damit sie dies mit Freuden tun und nicht mit Seufzen; denn dies wäre nicht nützlich für euch“ (Hebr.13:7+17). Ein echter Führer ist also immer ein Vorbild für andere und hat von Gott die Vollmacht bekommen, über die Seelen der Gläubigen zu wachen, weil sie eines Tages dem HErrn für jede einzelne Seele Rechenschaft geben müssen. Lieber Bruder, liebe Schwester: lass Dich doch vom Heiligen Geist dazu anregen, ein Führer für jüngere Brüder bzw. jüngere Schwestern zu werden. Denn die Ernte ist so groß, aber es gibt heute viel zu wenig Arbeiter!

Was im Kleinen gilt, gilt aber auch im Großen: Anstatt dass jede Gruppierung ihr eigenes Süppchen kocht, sollten die Gläubigen aller Bekenntnisse sich wieder an einen Tisch setzen und Verantwortung für die Einheit des Volkes Gottes übernehmen. In Apg.15 sehen wir vorbildhaft, wie ein solches Konzil gelingen kann. Keine Firma könnte heute Erfolg haben, wenn es nicht verbindliche Regeln und Vorgaben gäbe, an die jeder sich zu halten hat. Heute aber ist nichts mehr verbindlich. Vereinbarungen werden einfach missachtet. Wenn man sich in einer Gemeinde nicht mehr wohlfühlt, geht man heute einfach in eine andere. Kein Chef könnte heute seinen Betrieb führen, wenn jeder macht, was er will. Das ist auch der Grund, warum die Katholische Kirche so erfolgreich war: Weil es bei ihr noch echte Führung gibt und vor allem das biblische Amt des Aufsehers, griech. EPI-SKOPOS = Bischof (1. Tim.3:1-7). Selbst bei den „Söhnen dieser Welt funktionieren Dialoge und Absprachen gesitteter als bei vielen Gläubigen: in den Parlamenten hat jeder seine Redezeit und man ist stets um Sachlichkeit bemüht ohne den Gegner persönlich anzugreifen (Luk.16:8).

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