„Die Nacht ist weit vorgerückt, und der Tag ist nahe.
Laßt uns nun die Werke der Finsternis ablegen
und die Waffen des Lichts anziehen.“

(Röm.13:12)

– „Such, wer da will, ein ander Ziel“ Teil 19

Oktober – Dezember 2020

Die unbrauchbare Kronzeugin

Nachdem ich Mike am Bahnhof Heidelberg nach Hause geschickt hatte, fuhr ich weiter nach Ludwigshafen, um mich mit Natalia zu treffen. Als ich ankam, ließ sie mich zunächst nicht ins Haus hinein, da sie dies für unsittlich hielt, und bat mich stattdessen, dass wir uns im Garten unterhalten sollten (zur Erinnerung: Natalia kommt aus einer strengen Mennoniten-Kolonie in Paraguay). Ich berichtete Natalia von meinem Besuch im „Horrorhaus“ von Hockenheim, und dass ich dort nichts Auffälliges sehen konnte. Ich zeigte Natalia die Fotos, die ich vom Keller gemacht hatte. Da sagte sie: „Siehst Du diese vollgestellte weiße Tür hier am oberen Rand des Fotos? Da hättest Du durchgehen müssen! Denn dahinter ist der Anbau mit der Bodenluke, die eine Etage nach unten geht, und dort waren die Kinder gefangen gehalten! Schade, dass Du nicht erstmal zu mir gekommen bist, dann hätte ich Dir eine genaue Zeichnung vom Keller gemacht!“ – „Die standen doch alle hinter mir und deshalb kam ich mir blöd vor, so misstrauisch zu sein. Außerdem hatte doch auch die Polizei die Räume längst durchsucht, und die hätten doch die Kinder finden müssen,“ erwiderte ich. „Nein, die wurden genauso geblendet und von ihnen hinters Licht geführt, wie sie es mit Dir gemacht haben. Das sind doch Profis!

Auf einmal sagte Natalia: „Simon, entschuldige, aber ich habe jetzt einen Termin bei meinem Anwalt. Wenn Du willst, kannst Du gerne mitkommen.“ Ich wollte, und so stiegen wir zusammen in ihren Wagen. Doch als wir schon etwa fünf Minuten gefahren waren, sagte sie: „Ich glaube, wir werden verfolgt…“ – Ich drehte mich um, konnte aber an den hinter uns fahrenden Autos nichts Auffälliges bemerken, da sie entweder abbogen oder nach weiterfuhren, nachdem Natalia abgebogen hatte. „Ich glaube, das redest Du Dir ein.“ „Nein, sie haben es bestimmt gemerkt und einen Peilsender an mein Auto angebracht“. Jetzt wurde mir klar, dass Natalia spinnt. Aber wer konnte ihr diese Paranoia verdenken, wo sie doch schon seit vier Jahren diesen Terror erleben musste! Als wir uns gesetzt hatten im Büro des Anwalts, eines älteren Herrn mit weißen Haaren, fing Natalia sofort an, drauf los zu rattern: „Hier sind erstmal die Unterlagen, die Sie beim letzten Mal erbeten hatten. Die wollen sich an meiner Kindern vergnügen und mir jetzt auch noch das Haus wegnehmen. Unsere Bürgermeisterin hat einen Bezug zum Pädophilenring. Diese Unterlagen reden von alleine. Die Kirche und das Jugendamt stecken auch mit drin. Der Pastor unterstützt ihn, weil er an dem Haus interessiert ist, die beiden gehören der Satanischen Bruderschaft an, dafür habe ich Beweise! Die Polizei hat den Auftrag von Richter Lauer, mir nicht zu glauben. Sowohl die Richter als auch die Polizei stecken unter einer Decke, weshalb sie die Beweise verschwinden lassen…“

Ich dachte nur: Au weia!!! Aber der Anwalt las seelenruhig in den Unterlagen, ohne auch nur einmal aufzublicken, wobei er den irren Wortschwall von Natalia tapfer über sich ergehen ließ. Am liebsten hätte ich Natalia unterbrochen, aber ich merkte, dass der Anwalt schon längst begriffen hatte, dass sie nicht ganz bei Trost war. Als wir wieder zuhause waren, bat ich Natalia, mir mal die Prozessakten zu geben, um mich mal in den Fall einzulesen. Sie gab mir drei Aktenordner und ein Tablett mit Tee und Butterbroten, um in aller Ruhe auf einer Luftmatratze im Garten die Akten zu studieren. Nach zwei Stunden klopfte ich an ihre Wohnzimmertür, und sie ließ mich rein. „Sag mal, Natalia, Du hattest mit Deinem Handy doch alles gefilmt, was Du im Keller gesehen hast. Wo sind diese Videoaufnahmen?“ – „Die Polizei hatte ja das Handy von mir erbeten, um die Beweise zu sichern. Als ich aber nach einem Jahr mein Handy wiederbekam, waren die Videos gelöscht. Die Polizei leugnete dies jedoch. Zum Glück hatte ich vorher Kopien davon zu meinen Verwandten nach Paraguay geschickt, was ich auch zu Protokoll gab. Später aber erfuhr ich, dass man meinen Bruder eines Nachts überfallen und schwer verprügelt hat, um ihn einzuschüchtern, nichts gegen diese Leute zu unternehmen. Seither will meine Familie aus Angst vor denen die Filme nicht herausgeben.“ – „Natalia, das hört sich für mich an wie ein Polit-Thriller. Das ist alles zu spannend, um wahr zu sein. Wenn wir den Fall nochmal neu aufrollen wollen, dann brauchen wir handfeste Beweise und nicht so eine Räuberpistole.“ – Natalia stand auf und schaute mir tief in die Augen: „Simon, ich bitte Dich, mir einmal ganz ehrlich die Wahrheit zu sagen: Du glaubst mir nicht mehr, nicht wahr? Oder haben sie Dich jetzt auch schon bedroht? Oder gehörst Du etwa auch zu dieser satanischen Bruderschaft? Haben sie Dich geschickt, um mich zum Schweigen zu bringen? Sei ehrlich!

„Natalia, was soll das?! Ich versuche Dir zu helfen, weil man Dir Deine Kinder weggenommen hat. Und Du unterstellst mir allen Ernstes, dass ich für die Gegenseite arbeite? Ich kann auch gerne alles stehen und liegen lassen, wenn Du mir nicht mehr vertraust!“ Natalia entschuldigte sich und ich beruhigte mich wieder. „In den Gerichtsprotokollen stand, dass man von Dir die Teilnahme an einer Ehetherapie verlangt hat. Diese hattest Du aber verweigert, wie auch mehrere andere Auflagen, während Dein Mann allem zugestimmt hat und mit den Behörden kooperieren wollte. Deshalb hat man ihm am Ende geglaubt, während man Dich für eine Verrückte hielt, die sich das alles ausgedacht hat. Wenn Du Deine Kinder wiederhaben willst, dann musst Du listig sein, Dich entschuldigen und dem Gericht anbieten, dass jetzt auch Du einverstanden bist, alle Auflagen zu erfüllen, damit man Dir erstmal wieder Umgangsrecht gewährt. Wenn Du einverstanden bist, schreibe ich einen Brief ans Gericht, den Du dann nur noch unterschreiben musst.“ – „Das kann ich nicht, Simon.“ – „Wieso nicht?“ – „Weil ich nicht lügen darf.“ – „Aber Du lügst doch gar nicht, wenn Du Dich jetzt kompromissbereit zeigst und mit den Behörden zusammenarbeitest!“ – „Nein, Simon, man darf mit dem Bösen keine Kompromisse machen.“ – „Aber dann wirst Du Deine Kinder nie wiedersehen. Willst Du das etwa?“ – „Wenn der HErr das von mir verlangt, dann nehme ich das aus Seiner Hand an. Aber ich arbeite nicht mit denen zusammen.“

Nun war mir klar, dass ich von Natalia keine Hilfe mehr erwarten konnte. Ihre Wahnideen waren ihr offensichtlich wichtiger als ihre eigenen Kinder! Wir beteten noch einmal zusammen, und ich bat Gott erneut inständig, dass Er doch Klarheit in diesen Fall bringen möge und Natalia ihre Kinder wiederbekäme. Bevor ich ging, bat ich Natalia, ob sie mir mal die Handynummer ihres 12-jährigen Sohnes Emil geben könne, um mit ihm Kontakt aufzunehmen. Als ich wieder im Auto saß, schrieb ich ihm über WhatsApp: „Lieber Emil, sollte Dir Dein Vater Gewalt antun oder Dich missbrauchen, dann sag uns bitte sofort bescheid, damit wir Dir helfen können, Gott beschütze Dich! Dein Freund.“ Am nächsten Tag kam die Nachricht: „Welcher Freund?“ Ich schrieb zurück: „Ich biete Dir meine Freundschaft an und will Dir helfen, soweit ich es kann. Aber ich muss wissen, ob Du die Wahrheit gesagt hast, als Du diesen Brief geschrieben hast. Und ich muss auch wissen, ob Du es selbst bist, der gerade schreibt. Bitte schick mir ein kurzes Video von Dir mit Deiner Antwort.“ Auf einmal kam statt einer Antwort ein komischer Jingle, als wolle er mich veräppeln. „Was soll das jetzt?“ fragte ich. – „Ich bin es, Emil.“ – „Dann schick mir ein Video, wo man dich und dein Zimmer sehen kann, dass Du allein bist.“ – „Nein. Meine Kamera ist kaputt“ – „Ja, ja, schon klar.“ – „Du musst mir glauben.“ – „Ich glaube nicht mehr, dass Du Emil bist.“ – Daraufhin hörte man eine nervige Marschmusik und dann die Nachricht: „Sie werden blockiert!“ – Es war also gar nicht Emil, sondern vielleicht sein Vater.


Der Satanisten-Jäger

Ich hatte eigentlich schon fast aufgegeben, da schilderte ich den Fall einem gläubigen Polizeihauptmeister, der Jura studierte, um mich von ihm beraten zu lassen. Er gab mir die Telefonnummer von einem gewissen Dr. Marcel Polte, einem Rechtsanwalt, der schon mehrere Bücher über Satanismus und rituelle Gewalt geschrieben hatte. Er galt als Experte zum Thema MK Ultra, einem geheimen Forschungsprogramm der CIA zur Bewusstseinskontrolle. Man hatte festgestellt, dass man durch Psychoterror und Folter die Persönlichkeit eines Kindes spalten konnte, so dass man diese dann neu „programmieren“ und sie mithilfe von Triggerworten und Hypnose zu willenlosen Tätern von Verbrechen machen konnte. Die Ergebnisse waren derart erfolgreich, dass man der Öffentlichkeit vorgaukelte, man habe das Programm eingestellt, während elitäre Kreise es in Wirklichkeit weiterbetrieben, um z.B. Satan Opfer darzubringen. Ich kontaktierte also den Marcel und fragte ihn, ob er diesen Fall übernehmen könne. Er antwortete mir, dass er derzeit nur ein Syndikusanwalt sei, aber gerne mal die Natalia besuchen wolle, um ihre Angaben zu überprüfen. Es wäre für ihn der erste Fall, wo eine Chance bestand, eines Täters habhaft zu werden.

Nachdem er sie Ende September dann besucht hatte, fand er die Geschichte durchaus glaubhaft, zumal es ja auch Zeugen gäbe, die einzelne Bestandteile bestätigen könnten über die häusliche Gewalt. Besonders interessant war für ihn, dass Natalias Tante mit einem gewissen Michael Aquino verheiratet war, einem bekannten Satanisten aus den USA, wie er mir erklärte. Doch fand er eine Audioaufnahme von Emil nicht ganz stimmig, in welcher er berichtete, wie er von seinem Vater mit Hals und Händen in eine Art Holzjoch gesperrt wurde, aus dem er sich jedoch mit einer Hand befreien und dann das Schloss mit einem Hammer kaputtschlagen konnte. Als sein Vater dann den Krach hörte, sei er ins Zimmer gekommen und habe Emil diesmal mit einem Böller bedroht, den er ihm angeblich in den Mund stecken und anzünden würde, wenn er nochmal versuchen würde, zu fliehen. Konnte es sein, dass Emil zu viele Kinofilme geschaut hatte, die nicht für seine Altersstufe geeignet waren? Denn hätte er diese Geschichte erfunden, hatte er möglicherweise eine Vorlage, durch die er sich die Geschichte zusammengebaut hat. Denn er trug sie seiner Mutter ja völlig flüssig vor. Dass Kinder sich manchmal eine Geschichte ausdenken, ist nichts Ungewöhnliches, aber bei näherem Nachfragen verheddern sie sich dann meist in Widersprüche. Vielleicht aber sei die Geschichte wahr und er habe sie nur ausgeschmückt.

Ich bat Natalia um weitere Beweise, da man ohne diese in der Sache nicht weiterkäme. Auf einmal schickte sie mir unscharfe Fotos aus dem PC ihres Mannes, die angeblich aus dem Darknet stammen. Da die Bilder hart an der Grenze zur Pädophilie waren, habe ich sie sofort wieder gelöscht und ihr erklärt, dass sie sich dadurch strafbar mache. Natalia behauptete nun, dass auch der Oberarzt an der Uniklinik Tübingen Teil dieser satanischen Sekte sei und dass sie Organe, die sie Kindern herausoperiert hätten, gemeinsam essen würden. Da sie immer wieder neue Gräueltaten erzählte, ohne dafür Beweise zu liefern, und sämtliche Behördenmitarbeiter beschuldigte, sie würden die Satanisten decken, ermahnte ich sie, endlich mit ihren bösen Verdächtigungen aufzuhören, da man sie andernfalls irgendwann nochmal entmündigen und wegen paranoider Schizophrenie in die Psychiatrie sperren würde. Daraufhin war sich Natalia auf einmal sicher, dass auch ich Teil der satanischen Bruderschaft sei und kündigte mir die Freundschaft. Als ich dann Marcel mitteilte, dass ich aus dem Fall raus bin, fragte ich ihn zum Abschied: „Sag mal, Marcel, Du beschäftigst Dich schon seit Jahren mit Satanismus und paranormalen Phänomenen. Aber wenn Dir inzwischen klar ist, dass es das Böse gibt, warum kannst Du dann nicht an Gott glauben, der doch der Gute ist?“ Marcel antwortete: „Ich bin noch auf der Suche und kann mir schon vorstellen, dass es ein höheres Wesen gibt. Aber wenn ich an Gott glauben soll, woher kann ich wissen, welcher der wahre Gott ist? denn es gibt ja viele Religionen…“ Ich erwiderte: „Wenn Du aufrichtig bist, wirst Du erkennen, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist und in die Welt gesandt wurde, um uns zu erretten. Ich werde für Dich beten, dass Gott Dir die Augen öffnen möge.“ Ein paar Wochen später erfuhr ich von jenem gläubigen Polizisten, dass Marcel Polte sich bekehrt habe und nun auch Christ sei.

Antifa-Überfälle

Inzwischen hatte sich auch der gläubige Sänger Xavier Naidoo des Themas ritueller Kindesmissbrauch angenommen und eines Abends ein Video veröffentlicht, in welchem er unter Tränen erklärte, dass die Satanisten Babys töten, um deren Blut zu trinken, da dieses ein Stoff namens Adrenochrom enthalten soll, der angeblich einen Rausch enthalten soll. Sofort wurde er von den Medien verspottet und als Verschwörungstheoretiker abgestempelt, obwohl es diesen Missbrauch ja tatsächlich gab (siehe z.B. die Doku „Höllenleben“ Teil 1 und 2: https://www.youtube.com/watch?v=qkr4qJA6oYY oder die Doku „50 Stimmen des rituellen Missbrauchs: https://www.youtube.com/watch?v=O-Gpy6mDQvY. Die Medien aber versuchten es als antisemitische Ritualmordlegende abzutun, so dass jeder, der Mitleid hatte mit all diesen ermordeten Kindern, sofort als rechter Judenhasser verunglimpft wurde. Überhaupt ließen sich die Öffentlich-Rechtlichen Medien seit der Coronazeit immer unverhohlener instrumentalisieren für eine ganz bestimmte, linke Agenda, um die Bürger aufzuhetzen durch gezielte Desinformationen und Framen von Regierungskritiken (Framen = einseitige Stigmatisierung zum Zweck der Manipulation). So war es kein Wunder, dass Demonstanten auf sog. Querdenkerdemos z.T. mit völlig übertriebener Gewalt niedergeprügelt oder mit Pfefferspray und Wasserwerfern attackiert wurden, um sie einzuschüchtern.

Anfang September schickte mir Bruder Adrian einen Artikel zu über einen sog. „Save Abortion Day“, also eine Pro-Abtreibungs-Veranstaltung in Bremen. Obwohl der Massenmord an noch nicht geborenen Kindern schon längst straffrei war, wollten diese Feministinnen den $ 218 ganz abschaffen, um dadurch in jedem Schwangerschaftsmonat. Die Heilige Schrift sagt, dass wir uns für jene einsetzen sollen, die nicht für sich sprechen können, „für den Rechtsanspruch aller Söhne des Vergehens! Öffne deinen Mund, richte gerecht und schaffe Recht dem Elenden und Armen!“ (Spr.31:8-9). Da die Gesetzlosigkeit schon so weit fortgeschritten war, dass Feministinnen für sich ein „Recht auf Mord“ proklamierten, wollte ich mit einer stillen Mahnwache dagegenhalten und lud Brüder aus der Martinigemeinde ein, mich darin zu unterstützten. Es meldeten sich etwa 10 bis 15 Geschwister, so dass ich eine Gegendemo anmeldete. Ich machte ein großes Schild mit der Aufschrift „Abtreibung ist Mord.“, dass wir zusammen auf dem Domshof aufstellten – gegenüber jener Pro-Abtreibungsdemo auf dem Marktplatz, die uns zahlenmäßig weit überlegen war. Als aber plötzlich etwa 40 vermummte Jugendliche auf uns zuliefen, schützte uns die Polizei, indem sie uns mit etwa 20 Mann einkesselte. Laut riefen die Demonstranten nun: „KEIN GOTT! KEIN STAAT! KEIN PATRIARCHAT!  Nachdem sie es einige Male wiederholt hatten, nahm ich mir das Mikrophon von Bruder Andreas und sagte laut: „Ihr könnt doch froh sein, dass Eure Mütter Euch nicht abgetrieben haben, sonst wäret ihr heute nicht hier! Und Ihr könnt auch froh sein, dass wir einen funktionierenden Staat haben, der Euch Demonstrationsfreiheit gewährt und Euch durch die Polizei schützt. Denn was würdet Ihr machen, wenn man Euch beraubt und Ihr keine Polizei hättet?“ Ein junger Polizist rief: „Genau!“ Während die Demonstranten zunächst noch weiter gebrüllt haben, um mich zu übertönen, wurden sie auf einmal still, so dass ich ungestört weiterreden konnte: „Wir wollen genauso wie Ihr eine bessere Welt, in der Gerechtigkeit herrscht. Und deshalb setzen wir uns auch für die Rechte der Kinder ein, die noch nicht geboren wurden, aber genauso wie wir ein Recht auf Leben haben. Wenn eine Frau kein Kind will, darf sie auch nicht zulassen, schwanger zu werden. Wenn aber das Kind schon da ist, kann sie nicht mehr entscheiden, ob ihr Kind geboren werden soll oder nicht, denn auch ihr Kind hat ein Recht auf Leben…“ – Auf einmal tippte mir eine Polizistin auf die Schulter und sagte: „Herr Poppe, Sie hatten eine stille Mahnwache angemeldet, aber keine Kundgebung mit Mikrophon. Deshalb bitte ich Sie, sich an Ihren Antrag zu halten.“ Ich entschuldigte mich und gab das Mikrophon wieder zurück. Daraufhin sangen wir ein paar christliche Lieder, während Andreas uns auf der Gitarre begleitete.

Eine Woche später lud ich Bruder Torsten B. ein, um mich anlässlich einer Querdenker-Demo auf der Bürgerweide zu begleiten. Er willigte ein. Zuvor hatte ich ein neues Schild gemacht mit der Aufschrift: „Ändert euer Denken! denn das Reich Gottes ist nahegekommen. (Mat.3:2)“. Die 200 Querdenker wurden von Hunderten von Polizisten vor den ca. 3.000 linken Gegendemonstranten geschützt, die man sofort an ihrer Maske erkannte. Einer von ihnen hielt uns wohl für Querdenker und buffte uns an: „Nur wegen euch Schwurblern müssen wir alle leiden, indem die Hygienemaßnahmen weiter aufrechtzuerhalten müssen!“ Ich sagte: „Na sowas! Und ich dachte immer, dass ihr Linken immer regierungskritisch seid; aber jetzt habt ihr euch ja zu nützlichen Dienern der Regierung gemacht.“ – „Halt die Fresse, Alter!

Nach zwei Stunden gingen Torsten und ich wieder zurück zu meinem Wagen, der auf einem Hinterhof der Baptistengemeinde geparkt war. Während ich die Schilder wieder einlud, sagte Torsten erschrocken: „Oh-oh, ich fürchte, wir bekommen Besuch!“ Ich drehte mich um und sah etwa 8 – 10 vermummte und schwarz gekleidete „Antifaschisten“ auf uns zu laufen, die uns scheinbar heimlich gefolgt waren. Ich konnte gerade noch in letzter Sekunde die Heckklappe zudrücken und schnell auf den Verriegelungsknopf drücken, da hatten sie uns schon umzingelt und einer von ihnen herrschte mich an, ich solle sofort wieder den Kofferraum öffnen. „Das kannst du vergessen.“ stellte ich fest. Er griff mich am Arm, aber ich befahl ihm: „Bitte fass mich nicht an!“ Und zu den anderen gewandt, fragte ich: „Was habt ihr vor? Möchtet ihr eine Straftat begehen?“ Sie fingen an, uns zu beleidigen, aber ich spürte irgendwie ihre Angst, als ich das Wort „Straftat“ sagte, denn keiner von ihnen wollte sich wohl mit der Vorstellung anfreunden, als vorbestraft zu gelten. Erst jetzt fiel mir auf, dass sie nicht nur alle den gleichen Kapuzen-Pulli des Labels The North Face trugen, sondern auch noch sehr jung waren. „Vom Alter her könntet ihr alle meine Kinder sein“, stellte ich fest, ohne dass ich mich später an diese Aussage erinnern konnte (Torsten berichtete mir dies). In dieser gespannten Lage, in der keiner so recht wusste, wie’s jetzt weiter geht, zog ich mein Handy aus der Tasche. Ich wollte eigentlich nur ein Foto von ihnen machen, doch dann warnte mich jener Hüne neben mir: „Untersteh dich!“ Da fiel mir ein, dass ich ja auch mal die Polizei rufen könnte, was ich dann auch tat. Während es noch in der Leitung klingelte, sah ich, wie sich die jungen Leute zuflüsterten und dann auf einmal schnell wegliefen. Als die Polizei dann ranging, sagte ich, dass ich eigentlich gerade einen Antifa-Überfall melden wollte, aber dass sich das inzwischen erledigt habe, da sie gerade flüchten würden. Die Polizei, wollte den Fall aber trotzdem aufnehmen und kam deshalb nochmal mit einem Streifenwagen vorbei, um unsere Zeugenaussagen aufzunehmen.

An einem anderen Tag stand ich ganz allein auf dem Bahnhofsplatz mit meinen Schildern und meinem Traktate-Rollwagen, als ich mal wieder von Antifa-Aktivisten bespuckt und beleidigt wurde. Auf einmal nahm einer ganz schnell mein Schild weg und rannte in die Bahnhofshalle rein. Ich rannte hinterher, hielt ihn fest und versuchte, ihm das Schild aus der Hand zu drücken. In dem Moment kamen zwei Bundespolizisten und verhafteten den Mann, während ich mein Schild wiederhatte. Doch der Frieden währte nur kurz: Denn nach einigen Gesprächen mit Passanten über den Glauben kamen schon wieder zwei scheinbar lesbische, junge Frauen zu mir und beschimpften mich wegen meiner Plakate. Ich versuchte ein ruhiges Gespräch, aber sie schrien mich nur an. Plötzlich nahmen sie meine Schilder und gingen weiterhin schimpfend einfach weg. Ich ging ihnen hinterher und sagte, dass es jetzt reiche und sie mir die Schilder zurückgeben sollen. Sie weigerten sich und gingen weiter. Da ergriff ich die eine von beiden von hinten und hielt sie fest. Sie schrie aus Leibeskräften und versuchte, mir von hinten in den Schritt zu treten. Auf einmal liefen mehrere Türsteher auf mich zu und rissen mich weg von den Mädchen, weil sie wohl dachten, dass ich ein Unhold sei. Zum Glück war im Nu wieder die Bahnhofspolizei zur Stelle und nahm unsere Personalien auf. Die junge Frau behauptete, dass ich ihr das Schild geschenkt habe, was ich natürlich vehement bestritt. Dann bat ich einen der Polizisten, mich zu meinem Traktat-Rollwagen zu begleiten, da ich diesen ungerne unbeaufsichtigt lassen wollte. Während wir uns dann noch eine Weile unterhielten, kamen die anderen beiden Polizisten zu uns und fragten mich, ob ich eine Strafanzeige stellen wolle. „Nein. Aber wo haben sie mein Schild??!“ Die Polizisten schauten sich erschrocken an und gingen dann zurück zu der Stelle, wo sie die Mädchen verhört hatten. In der Zwischenzeit hatten diese aber das auf dem Boden liegende Schild genommen und versucht, es durchzubrechen, was ihnen jedoch nicht gelang. Als die Polizisten das Diebesgut nun zu mir brachten, war es arg lädiert und mit Knickspuren versehen. Da schimpfte ich mit ihnen, warum sie es nicht sofort an sich genommen hätten, und verlangte von ihnen eine Entschuldigung. Sie redeten sich heraus und gaben sich unschuldig. Als ich ihnen jedoch versicherte, dass ich keine Dienstaufsichtsbeschwerde erheben würde, sondern es mir nur um eine Entschuldigung ging, da entschuldigten sie sich bei mir und ich verabschiedete mich von ihnen.


Januar – März 2021

Ein weiterer Besuch bei Olaf Latzel

Eigentlich wollten wir im Winter wieder nach Peru reisen, aber wegen Corona waren alle Flugreisen gestrichen. Da mich jedoch Pastor Latzel nach unserem ersten Gespräch mal eingeladen hatte, um über die Argumente der Allversöhnung zu sprechen, erbat ich einen Termin bei ihm. Nach der Begrüßung in seinem von ausgestopften Tieren vollbehängten Pastorenzimmer gab ihm zunächst ein kleines Buchgeschenk (d.h. vier meiner selbstverfassten Büchlein über die 7 Sendschreiben, den tolerierten Genderismus, die 10 Gebote und das „Gespräch unter Brüdern“). Er bedankte sich, war aber sichtlich irritiert über dieses Geschenk, dass er geradewegs in eines seiner Bücherregale steckte. Dann setzte ich mich unabsichtlich in seinen Sessel, so dass er gezwungen war, auf dem Gästesofa Platz zu nehmen. Er schaute mich zunächst stumm an mit seiner von Natur ernstwirkenden Zornesfalten, und ich hatte den Eindruck, dass er viel nervöser war als ich. Dann erzählte ich ihm kurz von mir, wie ich mich mit 16 J. bekehrte, in einer strengen Gruppierung aufwuchs, später vom Glauben abfiel und wie der HErr mich nach 18 Jahren wiedererweckt hatte. Ich erklärte ihm, dass ich keine Debatte mit ihm führen wolle über die Allversöhnung, da dies vielleicht nur Streit verursachen würde und ich es auch meiner Frau versprochen hatte. Stattdessen würde ich mit ihm lieber über die Sendschreiben und die Kirchengeschichte sprechen. Er sagte, dass er grundsätzlich auch Lust gehabt hätte auf einen sachlichen Austausch über solch eine kontroverse, „theologische Frage“, aber auch gerne bereit sei für jedes andere Thema. Ich machte den Vorschlag, dass ich ihn wenigstens nur mal über drei Bibelstellen zur Allversöhnung fragen wolle, wie er sie auslege. Ich begann mit 1.Petr.4:6, und er erklärte, dass er es grundsätzlich für möglich halte, dass sich auch im Totenreich noch Menschen zum HErrn bekehren dürfen in Ausnahmefällen. Zitat: „Ich sehe nicht nur einen zweifachen Ausgang der Geschichte, sondern auch noch einen dritten, nämlich bei solchen, wo deren endgültiger Verbleib noch nicht geklärt ist und sich das erst am Weißen Thron entscheidet.“ Die Errettung aller lehnte er aber kategorisch ab, da dies seiner Sicht nach dem Worte des HErrn widersprechen würde. Dann bat ich ihn, gemeinsam Jes.45:22-24 zu lesen. Ich fragte ihn: „Wenn alle Zungen eines Tages sagen werden: ‚Nur in dem HErrn habe ich Gerechtigkeit und Stärke‘ , müssen dann am Ende nicht auch alle errettet sein?“ Olaf widersprach: „Nein. Denn auch die ewig Verdammten können am Ende sagen: ‚Ich habe Gerechtigkeit bekommen, indem ich jetzt für immer gerecht bestraft wurde!‘“ – „Aber was nützt es ihnen, dass sie sich noch rühmen, ‚nur in dem HErrn Gerechtigkeit und Stärke zu haben‘, wenn sie für immer verloren sind?“ – „Man müsste noch mal genau im Hebräischen nachschauen, was da wirklich steht“ räumte er ein. „Und was ist mit Hes.16:53-55, wo steht, dass Sodom begnadigt wird am Ende der Tage?“ Wir lasen den Text, und es schien mir, als wenn Olaf ihn zum ersten Mal las. Er überlegte und sagte dann: „Wenn das da so steht, dann ist das wohl so. Das sind dann jene Fälle, wo sich das erst nach dem Tod entscheidet“ Darauf ich: „Aber dann kann die ‚äonische Strafe‘ für Sodom doch nicht ewig sein.“ Darauf ging er nicht ein, sondern erklärte: „Die Schrift sagt klar, dass der Teufel und seine Anhänger auf ewig im Feuersee sein werden, ‚von Ewigkeit zu Ewigkeit‘ – da gibt es nichts dran zu rütteln!“ Ich erklärte ihm dann die Fehlübersetzung dieser Redewendung und dass die Äonen immer zeitlich begrenzt seien, dass es aber auch noch eine Zeit nach den Äonen gäbe („OLaM Wö-äD“). Diese Information begrüßte er dann freudig und sagte: „Dann ist das eben die endgültige Ewigkeit, wo sich nichts mehr ändert und auch die Zeit aufhört zu existieren, sondern ein ewiger Zustand!

Und dann sagte Olaf etwas für mich sehr Überraschendes: „Simon, ich habe einen brüderlichen Rat an Dich: Benutze einfach nicht mehr den Begriff ‚Allversöhnung‘, sondern nenne es irgendwie anders, damit man Dich nicht immer gleich in eine Schublade steckt, in die Du nicht reingehörst. Du bist ja hier in Bremen kein Unbekannter, sondern alle wissen von Dir, dass Du an die Allversöhnung glaubst, weil Du sie immer wie eine Monstranz vor Dir her trägst. Dadurch tust Du Dir aber keinen Gefallen, sondern schadest Dir nur. Schau mal, von mir sagen sie immer, dass ich ein ‚Calvinist‘ sei, was ich aber immer abstreite. Sicher hatte Calvin einige biblische Ansichten, aber ich folge nicht Calvin nach, sondern Jesus. Und auch Du solltest achtgeben, dass der Feind Deine Arglosigkeit nicht dazu missbrauchen möge, um Deinen Dienst für den HErrn kaputtzumachen, denn Du argumentierst ja nur von der Schrift her, aber das wissen viele eben nicht, die Dich nicht wirklich kennen.“ Ich sagte, dass ich seinen Rat durchaus bereitwillig beherzigen könne, weil wir ja auch klug sein sollen wie die Schlangen und einfältig wie die Tauben.

Dann sprachen wir über die Sendschreiben, und ich fragte ihn zunächst, ob auch er eine Analogie der Sendschreiben zur Kirchengeschichte sehe. Leider lehnte er diese jedoch ab mit der Begründung, dass er alle Arten von Christen und Gemeinden heute fände, ob nun Pergamos oder Laodizea. Ich erklärte ihm dann, dass man trotzdem gewisse typische Charakteristika erkennen könne, die jede Phase und Ausprägung der Gemeinde ausmache und gab als Beispiel die Sardes-, Philadelphia- und Laodizea-Gemeinden im Vergleich. Als ich das Stichwort „Hauskreise“ erwähnte, erklärte er mir, dass die Bremer St.-Martinigemeinde sogar die erste Kirche in ganz Deutschland war, wo Hauskreise eingeführt wurden. Ich fragte ihn, ob das nicht in Frankfurt durch Philip-Jacob Spener geschah, und er sagte, dass der Liederdichter Joachim Neander zu Gast bei Spener war und die Idee von Hauskreisversammlungen in die Martinigemeinde seiner Heimatstadt Bremen brachte (wo er 1680 mit 30 Jahren starb). Dann fragte ich ihn, wie es denn jetzt weitergehen würde mit seinem Predigtdienst. Er sagte, dass diese Frage auf dreifache Weise zu beantworten sei:

1.) Gottes Wille geschehe.  2.) Es sei notwendig gewesen, dass sein Anwalt gegen das Urteil in Berufung ging, denn es müsse geklärt werden, ob Pastoren heute noch alle biblischen Wahrheiten verkündigen dürften oder nicht, um Rechtssicherheit zu haben – und sei es, dass am Ende das Bundesverfassungsgericht dies entscheiden müsse.  3.) Das Disziplinarverfahren der Kirche zwinge ihn derzeit, auf den Predigtdienst zu verzichten, wobei er sich frage, ob dies wirklich Gottes Wille sein könne oder ob dies nicht ein Grund sei, zu kündigen, selbst wenn er dann seine Renten- und Krankenversicherungsansprüche z.T. verlieren würde, zumal ja die Martinigemeinde genug Geld habe, um ihn auch weiterhin von ganz allein sein Gehalt zu zahlen. Sie könnten sogar im Fall eines Austritts oder Ausschlusses aus der Kirche das Kirchengebäude weiter mieten. Oder aber er mache im Falle einer letztinstanzlichen Verurteilung mit der Ev. Kirche einen Kompromiss, dass er weiter predigen dürfe, aber dann nicht mehr in Bremen, sondern irgendwo auf dem Land.

Ich erklärte ihm, dass ich früher immer der Überzeugung war, dass man die Staatskirchen verlassen müsse, um nicht ihrer Sünden mitteilhaftig zu werden, aber dass ich aus den Sendschreiben gelernt habe, dass der HErr die Sardesgemeinde ermahne, sich darauf zu besinnen, wie sie einst das Wort empfangen und gehört hatten (in der Reformation), und dass sie nur echte Buße tun müssten (Offb.3:3). Schließlich sei er ja als Pastor an sein Ordinationsgelübde gebunden, das auch vor Gott Bestand habe, und dürfe deshalb nicht kündigen. Er sah es auch so, wandte aber ein, ob er sein Ordinationsgelübde nicht gerade dadurch brechen würde, wenn er sich von einer gottlosen Kirchenleitung dazu zwingen lassen würde, nicht mehr predigen zu dürfen, was doch seine eigentliche Berufung sei. Ich erzählte ihm darauf die Geschichte eines Pastors, der eines Tages einen berühmten Mann Gottes einlud, um eine Woche lang in seiner Gemeinde Bibeltage abzuhalten. Der berühmte Prediger willigte ein und alle freuten sich und bereiteten die Konferenz vor. Doch als der Prediger einen Tag zuvor angereist kam, teilte er dem Pastor überraschend mit, dass er nicht vorhabe zu predigen, sondern er würde dies dem Pastor überlassen und stattdessen im Hintergrund Tag und Nacht für ihn beten. Und so geschah es, dass der Pastor allein predigte wie immer, aber diesmal mit einer Vollmacht wie nie zuvor, so dass eine große Erweckung geschah, nicht zuletzt, weil er den berühmten Mann Gottes als Beter hinter sich hatte und Gott dazu Segen gab. Olaf sagte, dass er auch schon überlegt habe, dass Gott ihn jetzt absichtlich auf ein Abstellgleis getan habe, damit er sich bei all dem Hype um seine Person nicht überhebe, sondern sich zurücknehme, um seinem Nachfolger Paul Koch (26) den Predigtdienst zu überlassen.

Zuletzt sprachen wir dann über die Endzeit, indem ich ihn fragte, wann seiner Ansicht nach der HErr wiederkomme. Er lächelte und erzählte mir von seiner vorigen Gemeinde im Siegerland, dass dies Thema Nummer Eins gewesen war, aber dass er aus all den Enttäuschungen in der Kirchengeschichte für sich den Schluss gezogen habe, dass wir uns keine Gedanken darüber machen müssen, zumal ja noch nicht einmal der HErr selbst den Zeitpunkt seines Kommens wusste. Ich erzählte ihm, dass ich mich schon immer brennend für diese Frage interessiert hätte, zumal ja auch der HErr uns viele Hinweise und Erkennungszeichen in Seinem Wort nenne, die uns prophetische Orientierung geben sollen, wie weit es schon ist. Auch Olaf sah die Analogie zu den sieben Schöpfungstagen, wies jedoch darauf hin, dass Jesus nicht im Jahre Null geboren sein konnte, sondern vor dem Jahr 4 v.Chr., als Herodes nachweislich starb (Mt.2:15). Ich erzählte ihm, dass die 2000 Jahre ja nach dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter erst ab der Auferstehung zu rechnen seien, also etwa ab dem Jahr 2029 oder früher, demnach also die siebenjährige Drangsal kurz bevorstehe und mit dem Auftreten der zwei Zeugen beginne. Dann sprachen wir über die Flucht der Frau in die Wüste, und ich erzählte ihm von meinen Auswanderungsplänen. Er sah dies als hochgefährlich an, da ja doch alles noch völlig vage sei und schon viele christliche Auswanderer in der Ferne kläglich gescheitert seien.

Dann berichtete ich ihm, wie Gott meinen Glauben belohnt habe, als ich vor sechs Jahren meine Lebensversicherung aufgrund von Mt.6:19 gekündigt hatte und ich den Erlös von 40.000 € ein Jahr später auf einmal dringend brauchte, um eine unvorhergesehene Steuerschuld von 33.500 € zu begleichen. Olaf fragte mich: „Du hast also jetzt gar keine Altersvorsorge mehr?“ Ich sagte: „Nein, nur noch das Haus. Aber wenn wir nicht mehr kaufen oder verkaufen können in Deutschland, dann nützt es uns auch nichts mehr.“ – „Und was ist mit Deiner Tochter?“ – „Die ist inzwischen verheiratet mit einem jungen Arzt und wird ihr Lehramtsstudium auch in zwei Jahren abschließen, um auf eigenen Beinen zu stehen. Für sie ist also finanziell gesorgt.“ Olaf bewunderte meinen Glauben, sagte aber: „Ich bin in diesen Dingen etwas konservativer“. Dann beteten wir noch zusammen und verabschiedeten uns. Als ich ging, fragte ich noch nach seiner Familie. Er habe eine Frau namens Jana und eine Tochter namens Maja. „Ich weiß, ein ganz weltlicher Name, aber ich ging auch davon aus, dass wir einen Sohn bekommen, und dann hätte ich ihn Joab genannt.“ Als ich zum Auto ging, fragte ich mich, warum er seinen Sohn Joab genannt hätte, wo dieser doch bekannterweise ein brutaler Heißsporn war.

Der Auftragskiller

Anfang 2021 erhielt ich die Email eines jungen Bruders namens Lukas P. (27) aus Münster, der auf der Suche nach der Wahrheit auf meine Webseite gestoßen war und durch das Lesen der Artikel viel Hilfe für seinen Glauben gefunden hatte, insbesondere zum Thema Heiligung. Der Artikel „Wird Gott die ungläubig Gestorbenen unendlich quälen?“, den ich gerade erst im Jahr zuvor geschrieben hatte, überzeugte auch ihn von der Allversöhnung, und er bat mich um ein persönliches Gespräch. Er hatte bereits lange zuvor sein Jura-Studium aufgrund von Überforderung abgebrochen und hing quasi seither in der Luft, sowohl beruflich als auch geistlich. Zuletzt hatte er in einer Boulderhalle gearbeitet, wo er den Besuchern das Klettern beibrachte. So besuchte er mich in Bremen und entschied sich kurzerhand, nach Bremen zu ziehen, um bei mir in der Firma als Malerhelfer zu arbeiten. In erster Linie ging es ihm aber um das geistliche Wachstum.

Zu jener Zeit hatte ich ein paar Wochen für ein Missionswerk gearbeitet (WEC International), das in Oyten ein Jüngerschaftshaus betrieb („Ephata“), das von einem Schweizer Bruder namens Esra Blaser (40) geleitet wurde. Ich hatte dort Putzarbeiten, Innendämmung und Verspachteln von Trockenbauwänden gemacht, sowie zum Schluss alles mit meinem Airlessgerät gespritzt. Sinn und Zweck war, dass in diesen Räumen nun junge Christen mit Startschwierigkeiten wohnen und geistlich betreut werden sollten. Da Lukas genau solch ein Kandidat war, bat ich Esra, ihn aufzunehmen, zumal Lukas auch geschickt war für hausmeisterliche Tätigkeiten. Zeitgleich nahm Esra auch einen 27-jährigen, bulgarischen Bruder namens Hristo auf (gesprochen: „Christo“), der einige Zeit zuvor einen schweren Motorradunfall überlebt hatte, durch den Gott sehr zu ihm geredet hatte. Aufgrund der Coronabeschränkungen hatten wir unsere Bibelstunden damals zunächst virtuell abgehalten durch das Videokonferenzprogramm Zoom, entschieden uns dann ab April 2021, uns zusammen mit den Brüdern Daniel P., Sergej B. und einer Schwester namens Eva H. in Oyten-Bassum regelmäßig zu treffen, um gemeinsam Gottes Wort zu lesen. Bruder Hristo fiel uns damals als sehr redselig und temperamentvoll auf, genau das Gegenteil vom eher schüchternen und besonnenen Bruder Lukas.

Eines Tages ging ich mit Lukas und Hristo im angrenzenden Wald spazieren und beantwortete ihnen Fragen zur Bibel. Als wir auf einmal eher zufällig auf das Thema Hölle zu sprechen kamen, war es für mich unvermeidlich, dem Hristo von meiner biblischen Überzeugung zu erzählen. Hristo war darüber sehr irritiert und sprach deshalb mit verschiedenen Brüdern über mich. Von Bruder Sergej erhielt er dabei die Auskunft, dass ich nach meinem Glaubensabfall 1996 auch eine Weile mal zu den Freimaurern ging. Für Hristo war damit der Fall klar, dass ich gar kein echter Christ sei, sondern ein Spion, der von den Freimaurern geschickt wurde, um das Christentum durch falsche Lehren zu zerstören. Doch anstatt über seine Verschwörungstheorie mal direkt mit mir zu sprechen, steigerte er sich nun von Tag zu Tag mehr in diese Idee hinein, indem er den Lukas für einen Komplizen von mir hielt, da auch dieser an die Allversöhnung glaubte. An einem Abend fragte Lukas den Hristo, ob er nochmal Lust auf einen Spaziergang hätte. So gingen die beiden in den Wald, redeten aber diesmal nicht allzu viel. Als sie zurückkehrten, fiel Hristo auf einmal ein Stein vom Herzen und er sagte zu Lukas: „Ehrlich gesagt habe ich gedacht, dass Du mich jetzt auf dem Spaziergang töten wirst.“ Lukas war völlig irritiert: „Wieso das denn??!“ – „Weil ich dachte, dass Simon Dir befohlen hat, mich zu ermorden, da ich schon zu viel von ihm weiß. Simon ist ein Hochgradfreimaurer, der das Christentum zerstören will. Und ich dachte, dass Du für ihn als Spion und Auftragskiller auf mich angesetzt wurdest. Als Du mich fragtest, ob ich mit Dir in den Wald gehen möchte, war ich mir sicher, dass Du mich jetzt erschießen würdest, denn das macht die Mafia immer so. Aber jetzt, wo wir zurückgekommen sind, bin ich heilfroh, dass ich mich geirrt habe.“

In den Tagen danach verhielt sich Hristo immer merkwürdiger, so dass er schließlich in die psychiatrische Klinik in Ottersberg eingewiesen wurde. Dort besuchten Ruth und ich ihn, und er entschuldigte sich, dass er mich zu Unrecht verdächtigt hatte. Als er wieder entlassen wurde, blieb er lange Zeit vernünftig und bereicherte unseren Hauskreis durch seine fröhliche und temperamentvolle Art, wobei er den HErrn groß machte.  Doch auf einmal verschwand er plötzlich, und wir wussten nicht, was los war, bis er mich auf einmal nachts anrief und mich fragte, ob ich ihm Geld schicken könne. Er sei in Holland und habe noch nicht einmal mehr Geld zum Tanken. Da er leicht angetrunken wirkte, ermahnte ich ihn, Buße zu tun über seinen eigenen Weg. Später erfuhr ich, dass er die Nummernschilder eines fremden Wagens stahl, und sie an sein Auto schraubte, um damit zu tanken ohne zu bezahlen. Da er dadurch eine schwere Straftat begangen hatte und auch noch eine völlig unschuldige Person damit hineinzog, war mir klar, dass er zum Gesetzlosen geworden war, der sich nichts mehr sagen ließ. Später erfuhr ich, dass er über diese Sünde Buße getan hatte; aber er kam nicht mehr zurück zu uns. Wir konnten ihn nur dem HErrn anbefehlen. Später im Sommer lernte Lukas eine russlanddeutsche Glaubensschwester aus Minden kennen. Die beiden verliebten sich in einander und heirateten bald darauf im September. Wir kamen zu ihrer Hochzeit, hörten aber danach auch nichts mehr von ihnen.

Unsere Tochter Rebekka war inzwischen mit ihrem Ehemann Dennis nach Berlin gezogen, wo er verpflichtet war, als Arzt bei der Bundeswehr im dortigen BW-Krankenhaus zu arbeiten. Sie hatten in Berlin-Mitte ein schönes Appartement gefunden mit drei Zimmern, das jedoch stolze 1.800 € an Miete kostete. Dennis verdiente aber schon ganz gut, und seine Arbeitsstelle lag nur 7 Minuten zu Fuß entfernt. Als sie uns an einem Wochenende besuchen kamen, überraschten sie uns mit der Nachricht, dass Rebekka inzwischen schwanger war. Eigentlich wollte Rebekka erst ihr Lehramtsstudium beenden, weshalb sie verhüteten. Aber Gott hatte es anders geplant und ihr Baby setzte sich gegen alle Widerstände durch. Wir freuten uns sehr, schon im August 2021 Großeltern zu werden und beteten für diesen Kind, dass es doch gläubig werden möge.

Ruth erfuhr im März, dass ihr Arbeitgeber, der Tierarzt Dr. Koch, im Sommer in den Ruhestand gehen und seine Praxis schließen wolle. Da Ruth schon seit 1994 bei ihm gearbeitet hatte, fühlte er sich aus Dankbarkeit dazu verpflichtet, für sie eine neue Stelle zu suchen. So sprach Herr Koch mit seinem Kollegen Dr. Koopmann und empfahl ihm, Ruth zu nehmen, was er auch tat. Für Ruth war dieser Wechsel aber alles andere als erfreulich, da sie in der Klinik von Herrn Koopmann als das dritte Rad am Wagen gesehen und behandelt wurde. Nur eine Kollegin behandelte sie freundlich und mit Respekt, so dass sie die neue Arbeitsstelle einigermaßen ertragen konnte. Besonders hart war für sie, dass sie keine Rücksicht nahmen auf Ruths Schmerzkrankheit (Fibromyalgie), sondern ständig von ihr verlangten, sie solle beim Hochtragen der bis zu 35 kg schweren Hunde mithelfen. Der Hinweis auf ihre körperliche Gebrechlichkeit wurde oftmals als Ausrede angesehen. Und obwohl Ruth unentgeltlich als Praktikantin dort arbeitete, wurde sie schon bei kleinsten Fehlern wie eine Auszubildende gemaßregelt, obwohl sie anerkannte Tierärztin mit Doktortitel war. Ich machte Ruth Mut, durchzuhalten und ihr Kreuz auf sich zu nehmen, zumal der HErr ja auch bald wiederkomme.

Darf man Tiere aus Spaß töten?

Bei meinem Besuch bei unserem Pastor hatten mich die vielen Jagdtrophäen an den Wänden seines Büros irritiert, weshalb ich ihn gefragt hatte, wie er das mit seinem Gewissen vereinbaren könne. Er hatte mir daraufhin erklärt, dass er nie behauptet hätte, ein vollkommener Mensch zu sein, aber das Jagen für ihn eine vergleichsweise harmlose Abwechslung sei zu seinem eher spannungsarmen Pastorenalltag. Wörtlich sagte er zu mir: „Du kannst Dir gar nicht vorstellen, was für eine Lust es sein kann, wenn man so eine Wildsau vor die Flinte bekommt und dann abdrückt!“ Nein, das konnte ich mir wirklich nicht vorstellen, sondern fand im Gegenteil Abscheu bei diesem Gedanken und der Lust am Töten eines unschuldigen Tieres. Ich hatte mich nicht getraut, ihn deshalb zu kritisieren, zumal er ein angesehener Pastor ist und ich ein Niemand. Aber eines Abends sah ich mich innerlich gedrängt, ihm wenigstens eine kurze Ermahnung darüber per WhatsApp zu schicken. Olaf war jedoch über meine scharfe Ausdrucksweise entsetzt („fleischlich“, „eitel“ usw.) und wies meinen Vorwurf entschieden zurück. Das Jagen sei aus seiner Sicht gemäß Ps.22:1 biblisch gerechtfertigt, da mit der einleitend erwähnten „Hindin der Morgenröte“ die Melodie eines Jagdliedes gemeint sei. Außerdem sei solch eine Leidenschaft genauso wie die Sexualität dem Menschen von Gott gewährt worden und keine Sünde. Deshalb bat er mich, diesen aus seiner Sicht unberechtigten Vorwurf wieder zurückzunehmen.

Mir war klar, dass ich mir auf keinen Fall erlauben konnte, mit Olaf einen völlig unnötigen Streit vom Zaun zu brechen, zumal ich mich hier auch in etwas einmischte, was mich eigentlich nichts anging. Denn es steht ja geschrieben: „Wer bist du, der du den Hausknecht eines anderen richtest? Er steht oder fällt seinem eigenen Herrn. Er wird aber aufrecht gehalten werden, denn der HErr vermag ihn aufrecht zu erhalten“ (Röm.14:4). Da Olaf jedoch annahm, dass ich mich von jenen Argumenten des Veganismus und grünen Ideologie habe beeinflussen lassen, entschied ich mich, ihm zur Beendigung des Themas wenigstens meine Argumente aus der Bibel zu nennen: „Lieber Bruder Olaf, … Deine Ansicht über das Jagen und Töten von Wildtieren kann ich stehenlassen und akzeptieren, auch wenn ich sie selbst nicht teile. Auf jeden Fall soll diese unterschiedliche Sichtweise auch nicht zwischen uns stehen, sondern wir sollten es jetzt auch beenden und dem HErrn anbefehlen. Denn was auch immer wir uns schreiben oder sagen, vermag ja dennoch nicht, unsere Standpunkte zu verändern, wenn nicht der Heilige Geist ein Umdenken bewirken kann. Vielmehr besteht aber die Gefahr von Missverständnissen und Verbitterung, indem Worte in den falschen Hals gelangen und Verletzungen bewirken können. Doch bevor wir das Thema endgültig „begraben“, möchte ich nur noch mal den von Dir falsch verstandenen Eindruck richtigstellen, dass ich Tier und Mensch auf die gleiche Stufe stelle und dass meine Sorge um die Tiere auf irgendeiner „grünen Ideologie“ beruhe, sondern sie stützt sich allein auf Gottes Wort. „Gottes Erbarmungen sind über alle Seine Werke“ (Ps.145:9); deshalb „kümmert sich der Gerechte um das Leben seines Viehs, aber das Herz der Gesetzlosen ist grausam“ (Spr.12:10). Barmherzigkeit ist in der Heiligen Schrift ja ein zentrales Thema (Mt.5:7, 12:7, Luk.6:36, Röm.1:31, Jak.2:13), deshalb kann sie in einer Abwägung nie den zweiten Platz einnehmen, sondern steht weit über anderen Regelungen (Mt.23:23). Gott will an erster Stelle Barmherzigkeit und keine Tieropfer, auch wenn sie vom Gesetz her erlaubt und sogar vorgeschrieben sind.

Die Tiere sind uns zwar in der Rangordnung untergeordnet und wir dürfen und sollen über sie „herrschen“ (1. Mo.1:28); aber Herrschaft verpflichtet auch zur Verantwortung den Tieren gegenüber. Wir haben z.B. kein Recht, Tiere zu quälen oder ihre Qual billigend in Kauf zu nehmen (durch aufgestellte Fallen oder Fehlschüsse), sondern müssen uns nötigenfalls für ihr Wohl einsetzen, sofern es in unserem Einfluss- und Verantwortungsbereich liegt. Zum Beispiel sollten wir besser keine Eier kaufen von Hühnern, die in ihrem kurzes Erdendasein nicht artgerecht gehalten wurden, weil der Halter nur an Profitmaximierung und nicht am Wohl der Tiere interessiert war. Selbstverständlich dürfen wir Fleisch essen, aber so gut wie alle Fleischprodukte, die wir heute im Supermarkt kaufen, sind aus nicht artgerechter und damit tierquälerischer Massentierhaltung. Bis vor etwa 100 Jahren gab es noch einen harmonischen Ausgleich zwischen Tierrecht und Menschenrecht. Die Tiere wurden noch als Geschöpfe Gottes wahrgenommen und entsprechend rücksichtsvoll gehalten und getötet. Heute aber werden sie ja nur noch wie ein toter Gegenstand angesehen, dem jedes Glück und Lebensrecht abgesprochen wird. Hier gewinnt das Wort in Röm.8:19-22 noch mal eine viel intensivere Bedeutung: „Wir wissen, dass die ganze Schöpfung zusammen seufzt und zusammen in Geburtswehen liegt bis jetzt“ (V.22).

Es liegt in unserer Hand, ob wir dieses Leid durch einen freiwilligen Verzicht auf Fleisch lindern wollen oder nicht. „Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles ist nütze“ (1.Kor.6:12). Bei all dem reichhaltigen Angebot an alternativen Nahrungsmitteln sollten wir also nicht allein darauf bestehen, dass uns Fleisch von Gott erlaubt sei, sondern prüfen, ob der Fleischkonsum auch immer noch der „gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes“ sei (Röm.12:2). Denn Ehescheidung, Blutrache oder die Vielehe war im Alten Bund auch von Gott erlaubt, aber nur wegen der Herzenshärtigkeit der Menschen. „Von Anfang war es aber nicht also“ vom HErrn geplant, dass der Mensch Fleisch essen sollte, sondern Er wies den Menschen die „samentragenden Früchte und Pflanzen“ als Nahrung zu (1.Mo.1:28). Erst nach dem Sündenfall hat Gott dem Menschen auch den Verzehr von Fleisch zugestanden (1.Mo.9:2-3). Durch den Sündenfall war der Erdboden verflucht, so dass die Menschen nur mit Mühsal Nahrung durch ihn finden konnten (1.Mo.3:17). Das Jagen und Töten von Tieren diente also dem nackten Überleben. Wenn Du als Christ aber heute in Deutschland noch auf die Jagd gehst, dann tust Du das ja nicht mehr, um nicht zu verhungern, sondern weil Dir das Töten von wehrlosen Tieren „ein Genuss“ ist. Würde Dich nur das Schießen und Treffen als solche reizen, könntest Du ja genauso gut auf eine Zielscheibe zielen. Stattdessen reizt Dich aber das Gefühl, über Leben und Tod zu herrschen, und das ist aus meiner Sicht nicht gut und auch kein gutes Zeugnis. Und ich bin keineswegs der einzige, der daran Anstoß nimmt, sondern mehrere Geschwister sehen dies genauso. Paulus sagt ja, dass unsere Freiheit in Christus dort seine Grenze hat, wo wir durch unser vermeintlich „erlaubtes“ Handeln anderen Gläubigen ein Anstoß oder Ärgernis sind. Er sagte, dass er lieber sein Leben lang auf Fleisch verzichten würde, wenn er wüsste, dass ein Bruder daran Anstoß nimmt (1.Kor.8:13). Das Recht zum Fleischessen war für ihn also zweitrangig, – viel wichtiger war ihm die Liebe, die nicht zuerst an das eigene Interesse denkt, sondern an das des anderen. Eine Haltung wie die: „Wenn Dir das nicht passt, dann ist das eben Dein Problem!“ entspricht nicht der Gesinnung Christi, der aus Liebe auf all Seine Rechte verzichtete, sondern eher unserer alten Fleischesnatur. „Denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geiste… Es ist gut, kein Fleisch zu essen, noch Wein zu trinken, noch etwas zu tun, worin dein Bruder sich stößt oder schwach ist“ (Röm.14:17+21). Interessant ist, dass Paulus hier keine Beispiele von Lebensnotwendigen Dingen nennt, wie z.B. der Verzicht auf Wasser, Brot, warme Kleidung, Schlaf, Bewegung, Medizin, Körperhygiene oder sogar sexuelle Befriedigung. In 2.Mo.21:10 zählt Gott Nahrung, Kleidung und sexuelle Befriedigung zu den Grundbedürfnissen eines Menschen. Man kann also nicht behaupten, dass es sich beim Bedürfnis nach sexueller Befriedigung um jene „Leidenschaften und Lüste des Fleisches“ handelt (Gal.5:24), sondern damit sind alle Arten von ungeistlichen Handlungen gemeint, die aus unserer fleischlichen Natur kommen und die wir noch nicht bereit waren, um Christi willen aufzugeben (Luk.14:33). Ich habe z.B. nach meiner Bekehrung die Kunstmalerei aufgegeben, weil sie kaum Sinn und Nutzen hat im Reich Gottes, sondern allein zum eitlen Ruhm getaugt hätte. Wenn ich ständig fleißig für den HErrn tätig bin, dann habe ich gar keine Zeit mehr für törichte Hobbys, da die Rettung von Seelen alle zur Verfügung stehende Zeit in Anspruch nimmt. „Niemand, der Kriegsdienste tut, verwickelt sich in die Beschäftigungen des Lebens, damit er dem gefalle, der ihn angeworben hat.“…“ (2.Tim.2:4).Die „Hindin der Morgenröte“ (Ps.22:1) war kein „Jagdlied“ (davon steht nichts im Grundtext), sondern wohl nur die gleiche Melodie wie von Psalm 42:1, wo ebenso von einem „Hirsch“ die Rede ist. Jedenfalls lässt sich eine Jagderlaubnis nicht aus diesem Psalm ableiten. Der Babylon-Erbauer Nimrod war ein „gewaltiger Jäger“ vor dem HErrn (1.Mo.10:9) und auch das „Tier“ aus der Offenbarung, griech. ThERION, ist wörtl. ein „Jagender“ (der die Kinder Gottes verfolgen und töten wird). Auch der Pharao hat die Kinder Israel „gejagt“ (2.Mo.14:4,8,9,23). „Der Feind sprach: Ich will nachjagen, einholen, Beute teilen; meine Gier soll sich sättigen…“ (2.Mo.15:9). Das Jagen von Geschöpfen Gottes wird also nicht unbedingt positiv konnotiert in der Heiligen Schrift. Wir sollen im Neuen Bund „dem Frieden nachjagen und der Heiligung“ (Hebr.12:14, 1.Petr.3:11). Ebenso sollen wir dem „Kampfpreis der Berufung Gottes nachjagen“ (Phil.3:12-14), bzw. der „Gerechtigkeit nachjagen“ (Spr.15:9, Jes.51:1) und der „Güte“ (Spr.21:21). Wir haben also noch jede Menge geistliche Dinge zu erjagen, die uns einen ewigen Lohn bringen, so dass uns vergängliche Jagdtrophäen nicht mehr reizen sollten.

Gott reicht uns alles dar zum Genuss“ (1.Tim.6:17), aber wenn wir bereits ausreichend „Nahrung und Bedeckung haben, dann sollen wir uns daran genügen lassen“ (1.Tim.6:8). Dem Prediger Salomo war nur ein Blick „unter der Sonne“ gewährt, da „Leben und Unverweslichkeit erst in Christus ans Licht gebracht“ wurde (2.Tim.1:10). Folglich war sein Rat, das Leben einfach sorgen- und sinnfrei zu genießen, sicherlich nicht der Weisheit letzter Schluss. Und Petrus bekam mit der Anweisung „Nimm und iss“ sicher auch keine Empfehlung für protein- und Vitamin B12-reiche Fleischnahrung, sondern den Hinweis, dass bei Gott von nun an kein Geschöpf mehr als unrein zu gelten habe, „sondern aus jeder Nation – wer Ihn fürchtet und Gerechtigkeit übt, ist Ihm angenehm“ (Apg.10:35). Wie gesagt – dass Du mich nicht falsch verstehst: Wir DÜRFEN Fleisch essen – auch als Kinder Gottes im Neuen Bund, aber wir BRAUCHEN es nicht, sondern sollten aus vielerlei guten und biblisch belegten Gründen lieber darauf verzichten, wie es Daniel und seine Freunde in einem gesetzlosen Umfeld freiwillig taten (Dan.1:8-16). Und wenn wir wirklich nicht darauf verzichten wollen, können wir jederzeit eben schnell nach ALDI oder LIDL fahren, um Fleisch zu kaufen und müssen nicht mehr dafür in den Wald gehen wie in vorindustrieller Zeit. Vor allem sollte uns das Töten von Geschöpfen Gottes keinen Spaß machen und auch kein „Genuss“ sein, meinst Du nicht?

Wir sollen die Tiere als unsere Mitgeschöpfe auch deshalb lieben, weil sie eines Tages zusammen mit uns den HErrn loben werden, wie in Psalm 148: 7+10 angekündigt wird. Dies wird auch im NT bestätigt: „Und jedes Geschöpf, das im Himmel und auf der Erde und unter der Erde und auf dem Meer ist, und alles, was in ihnen ist, hörte ich sagen: Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm den Lobpreis und die Ehre und die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit“ (Offb.5:13). Gott ist „der Gott alles Fleisches“ (Jer.32:27) bzw. „der Gott der Geister alles Fleisches“ (4.Mo.27:16). Hier sind auch die Tiere inbegriffen ebenso wie bei der Sintflut („Das Ende alles Fleisches ist vor Mich gekommen“ 1.Mo.6:13). Gott ist also auch der Gott der Tiere, wobei der Schwerpunkt auf dem Geist der Menschen und Tiere liegt, denn „Fleisch und Blut können das Reich Gottes nicht ererben“ (1.Kor.15:50). Wir Menschen sind ja gemäß Pred.3:18 „an und für sich Tiere“ und wir gehen zusammen mit den Tieren an den gleichen Ort, also in den Scheol/Hades; aber ich bin davon überzeugt, dass Gott sie am Ende ebenso wie uns auferwecken und lebendig machen wird; denn nach 1.Tim.6:13 werden „(ausnahmslos) alle (Dinge und Wesen) lebendig gemacht“, was gemäß Joh.5:21 nicht das gleiche ist wie Auferstehung, sondern eine geistliche Veränderung meint.

Der HErr Jesus hat uns deshalb befohlen, das Evangelium nicht nur den Menschen, sondern „der ganzen Schöpfung“ zu verkünden (Mark.16:15, Kol.1:23). Das heißt natürlich nicht, dass wir mit den Tieren reden, sondern ihnen die Liebe Christi vermitteln sollen durch einen liebevollen Umgang und eine artgerechte Fürsorge. Wie oft haben Delphine oder Wale schon Menschen aufgesucht, damit diese sie von Stricken oder Fangnetzen befreien mögen, in die sie versehentlich geraten sind! Die Tiere werden am Ende ja völlig ihren Raubtierinstinkt wieder verlieren, sondern im 1000-jährigen Reich in friedlicher Harmonie beieinander wohnen, wie wir es teilweise schon heute zwischen ihnen beobachten können (Jes.11:6-8, 65:25). Schon heute gibt es vereinzelt Löwen, die sich vor Fleisch ekeln und nur noch Gemüse oder Spaghetti essen (https://www.youtube.com/watch?v=eI1kcyKx1yQ). Bei der Offenbarung der Söhne Gottes wird die ganze Schöpfung erlöst werden von ihrer Knechtschaft und wieder in den Zustand zurückversetzt, den sie vor dem Sündenfall hatte. Die Tiere, mit denen wir heute Kontakt haben, sollten an unserem Verhalten erahnen können, dass wir Söhne Gottes sind, auch wenn wir ein Tier töten müssen. Das Tier, das wir töten, wird uns eines Tages wiedersehen, und wir werden es hin zum ewigen Leben betreuen (Röm.8:20-21).

Mir ist bewusst, dass Dir diese Überlegungen fremd und schwer verdaulich sind, aber ich habe mich bemüht, sie mit zahlreichen Stellen im Worte Gottes zu belegen. Sie entsprechen zwar nicht dem, was landläufig heute gelehrt und geglaubt wird, aber heute wird ohnehin vieles gelehrt und geglaubt, was die Bibel gar nicht lehrt. Die meisten Christen haben z.B. absolut keine Vorstellung davon, wie sie 1.Kor.15:28 auslegen könnten, dass Gott einmal „alles in allen sein wird“. Stattdessen wiederholen sie lieber die unbewiesene Phrase, dass die „Allversöhnung eine Irrlehre“ sei, obwohl sie nichts anderes ist (und sein will) als das, was in Kol.1:16-23 bezeugt wird.

Ich danke Dir, dass Du Dir die Zeit genommen hast, meine Klarstellung und Rechtfertigung bis hierher zu lesen. Ich hoffe, dass Du es gemäß 1.Thess.5:21 prüfen und das Gute behalten mögest. Und ich erwarte nicht, dass Du jetzt Deinerseits dazu noch ausführlich Stellung beziehen willst, was Du ja auch nicht musst.

Sei der Gnade unseres HErrn Jesus Christus anbefohlen!

Simon

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