„Die Nacht ist weit vorgerückt, und der Tag ist nahe.
Laßt uns nun die Werke der Finsternis ablegen
und die Waffen des Lichts anziehen.“

(Röm.13:12)

– „Such, wer da will, ein ander Ziel“  Teil 7

 


Juli bis Dezember 2017

Schicksalhafte Fügungen

Anfang Juli stieg ich eines Nachmittags nach einem Kundenbesuch in meinen Wagen und fuhr nach Hause, als mich auf einmal eine Architektin anrief, um mit mir über den weiteren Ablauf bei einem Dämmauftrag zu sprechen, der in der nächsten Woche beginnen sollte. Ich bog vom Sielwall auf den Osterdeich, als – von mir unbemerkt – eine Polizeistreife auf mich aufmerksam wurde, wie ich während des Autofahrens telefonierte. Sofort fuhren die beiden Polizisten hinter mir her und gaben mir mit einer Leuchtschrift über dem Autodach ein Stop-Signal. Ich war indes so vertieft in mein Gespräch, dass ich gar nicht in den Rückspiegel schaute, um die Halteaufforderung zu sehen. So wunderte sich die Polizei, dass ich den ganzen Osterdeich runterfuhr entlang der Weser, ohne die vielen Gelegenheiten zu nutzen, um rechts ranzufahren. Bei einer Ampel fuhr ich dann auf die Carl-Carstens-Brücke und beschleunigte, so dass die Polizisten dachten, ich wollte fliehen. Immer wieder blinkte die Halteanzeige, aber ich merkte nichts. Unten bei der Bekenntnisschule fuhr ich dann rechts auf die Habenhauser Landstraße und dann wieder rechts in die Fontanestraße, so dass die Polizisten dachten, ich hätte sie endlich bemerkt. Als ich gerade mein Telefonat beendet hatte, fuhr ich wie gewohnt links an der Verkehrsinsel herum, hielt den Wagen, schaute rechts in den Außenspiegel und setzte den Wagen zurück, um möglichst eng an der Bordsteinkante zu parken. Plötzlich machte es einen lauten Krach, und erst in dem Moment sah ich den Streifenwagen, der unmittelbar hinter mir gehalten hatte, weshalb ich ihn nun frontal gerammt hatte.

Wie abgebrüht ist denn dieser Kerl!? dachten sich die Polizisten und stiegen erschrocken aus, wobei sie vorsichtshalber die Hand schon mal an ihr Halfter legten. Als ich dann ebenso herzrasend aus dem Wagen stieg, riefen die Polizisten mir zu: „Wir haben alles aufgezeichnet auf der Dash-cam – Sie brauchen es also nicht zu leugnen, dass Sie es waren, der uns rückwärts gerammt hat!“ Voller Scham hob ich meine Hände und sagte ganz unterwürfig: „Entschuldigung, Entschuldigung! Das wollte ich nicht! Es tut mir so leid…“ – Irritiert fragte mich einer der beiden: „Wieso haben Sie eigentlich gar nicht angehalten? Wir verfolgen Sie schon seit zehn Minuten!“ – „Entschuldigen Sie bitte vielmals – ich war einfach so zerstreut durch das Telefongespräch, dass ich gar nicht in den Spiegel schaute.“ – „Allerdings! Den Eindruck hatten wir auch. Aber jetzt sind wir Unfallbeteiligte und können Ihre Fahrzeugpapiere nicht mehr einfordern, sondern müssen jetzt mal selbst eine Streife rufen, die den Fall aufnimmt.“ Einer von ihnen rief bei der Zentrale an, während ich mit dem anderen ein wenig plauderte. Ich weiß nicht mehr, über was wir sprachen, aber irgendwie musste ich wohl auf die beiden sympathisch gewirkt haben. Denn noch bevor der andere Polizeiwagen eintraf, sicherten mir die beiden zu, dass sie den Vorwurf des Handytelefonierens einfach unter den Tisch fallen lassen würden, so dass ich nur den Unfallschaden am Polizeiauto erstatten solle. Ich bedankte mich sehr und gelobte Besserung für die Zukunft. Durch dieses Erlebnis hatte mir Gott mal wieder vor Augen geführt, wo meine Schwächen sind und wie weit ich noch immer entfernt war von dem Vorbild, das ich als Christ eigentlich für andere sein sollte.

Kurz darauf erfuhren wir durch Ruths Bruder Israel, dass ihre Mutter Lucila in Peru heimgegangen war. Israel versicherte seiner Schwester, dass ihre Mutter nicht litt, sondern in der Nacht friedlich eingeschlafen war.  Trotzdem war Ruth dadurch natürlich emotional sehr aufgewühlt – vor allem, weil sie ihre Mutter nicht begleiten konnte. Aber letztlich hatte sie es auch erwartet und war froh, dass ihre Mutter jetzt nicht mehr leiden brauchte, sondern beim HErrn war. Wir erinnerten uns an die vielen schönen Erlebnisse, die wir gemeinsam mit ihr hatten, wie sie uns immer zum Lachen brachte und wir miteinander scherzten. Zugleich war sie aber für uns alle ein ganz großes Vorbild im Erdulden von Demütigung und Benachteiligung, da sie es als Analphabetin und Opfer häuslicher Gewalt nie leicht hatte im Leben. Sie war immer äußerst bescheiden und genügsam. Sie nahm wenig und gab so viel. Obwohl sie wegen ihres geringen IQs noch nicht mal sagen konnte, wie die vier Evangelienschreiber hießen, bestand für uns kein Zweifel, dass sie beim HErrn einen Ehrenplatz im Paradies erhalten würde.

Mitte Juli kam dann sogleich die nächste emotionale Veränderung in unserer Familie: Dennis, der Freund von Rebekka, kam uns eines Abends besuchen und bat uns nach einem Gespräch um die Hand unserer Tochter. Mir gefiel es sehr, dass er uns nicht vor vollendete Taten stellte, sondern uns respektvoll fragte, ob auch wir mit der Heirat einverstanden sind. Selbstverständlich waren wir das, obwohl Dennis nicht wirklich wiedergeboren war, sondern eher ein Mitläufer, was den Glauben angeht. Aber bei unserer Tochter war es ja auch nicht anders, sodass man nicht von einem „ungleichen Joch“ sprechen konnte (vergl.2.Kor.6:14). Wir waren ja schon froh, dass die beiden gelegentlich in eine Gemeinde gingen und zusammen abends beteten. Zudem hatten beide vorher noch nie eine Beziehung gehabt, weshalb sie füreinander jeweils die erste große Liebe waren. Am darauffolgenden Wochenende machte Dennis dann Rebekka einen Heiratsantrag.


Matthias verlässt mich

Im August erfüllte sich unser peruanischer Bruder Ricardo Pineda (62), der uns 1988 schon einmal besucht hatte, einen jahrzehntelang gehegten Wunschtraum, nämlich noch ein einziges Mal nach Deutschland zurückzukehren, dem Land, mit dem er so viele schöne Erinnerungen verband. Er nahm seine Tochter Sara (26) mit und hatte einen sehr eng getakteten Zeitplan, um auf einer Rundreise durch Europa in relativ kurzer Zeit möglichst viel gesehen zu haben. Sein größter Wunsch – als er nach Bremen kam – war, noch einmal alle Geschwister des damaligen Hauskreises wiederzusehen. So fuhr ich mit ihm zunächst nach Blumenthal in das Haus bei den Böhnkes, wo wir uns damals versammelten. Bruder Edgard war ja inzwischen schon 2010 heimgerufen, aber Schwester Hedi (84) war noch da und freute sich sehr, den Ricardo nach 29 Jahren wiederzusehen. Dann fuhren wir zusammen nach Schwester Alice (77), die Ricardo damals ganz besonders ins Herz geschlossen hatte wegen seiner fröhlichen Art. Am zweiten Tag fuhren wir vormittags zunächst zum Valentinsbunker, wo die Nazis im Krieg mithilfe von Zwangsarbeitern einen riesigen U-Boot-Bunker bauen ließen. Dann machten wir einen Spaziergang durch die mittelalterliche Innenstadt Bremens, damit sie Fotos machen konnten. Am dritten Tag fuhren wir mit ihnen nach Hamburg, um ihnen den Hafen mit Elbphilharmonie, sowie die Innen- und Außenalster zu zeigen.

Nachdem mich in den letzten Jahren über die Hälfte meiner Mitarbeiter verlassen hatte, machte ich auch mit meiner relativ kleinen Mannschaft von vier Gesellen und vier Lehrlingen immer noch einen Jahresumsatz von rund 350.000,- €, wobei ich dem Matthias trotz seines Meistertitels noch immer nur einen Gesellenlohn zahlen konnte, wenn auch über Tarif. Da ich ihm blind vertraute, gab ich Matthias als meinen zukünftigen Nachfolger Einblick in alle Geschäftsgeheimnisse, z.B. in die Einheitspreise aller Leistungspositionen, damit er schon jetzt eigenständig Angebote und Rechnungen für mich schreiben konnte. Damit er mehr verdienen könne, empfahl ich ihm, dass er sich schon jetzt selbstständig machen sollte, um für mich statt als Geselle als Subunternehmer zu arbeiten, was er dann auch Anfang September tat. Was ich jedoch nicht ahnte, war, dass er schon seit Monaten hinter meinem Rücken schlecht über mich redete, sich aber nicht traute, über seine Kritik an mir persönlich mit mir zu sprechen. Mitte September musste ich aber dann einmal sehr mit ihm schimpfen, da er vor dem Tapezieren bei einem Kunden einfach ein langes Kabel aus der Wand hängen ließ, obwohl er dies eigentlich unter Putz legen sollte. Daraufhin erschien Matthias auf einmal vier Wochen nicht mehr zur Arbeit ohne jede Begründung und ging auch nicht mehr ans Handy, so dass ich mir Sorgen machte, ob ihm etwas zugestoßen sei.

Nach vier Wochen erhielt ich plötzlich eine sehr lange WhatsApp-Nachricht, in welcher er mir eine ganze Menge Vorwürfe machte. Vor allem missfiel ihm, dass ich ihn jetzt schon fast zwei Jahre mit dem Versprechen hingehalten hätte, dass ich ihm meine Firma geben würde, aber es noch immer nicht getan hatte. Deswegen sei er zuletzt immer frustrierter geworden, worunter die Qualität seiner Arbeit gelitten hätte. „Du bist schuld daran, dass ich schon längst nicht mehr die Leistung abrufen kann, die ich normalerweise bringen könnte“ schrieb er mir, „und je länger ich für Dich arbeite, desto schlechter werde ich, so dass ich mich selbst nicht mehr im Spiegel anschauen kann“. Er schrieb auch, dass er schon viele Male versucht hatte, mir seinen Frust von der Seele zu reden, aber dann immer wieder einknickte aus Furcht, ich würde ihn manipulativ zum Bleiben überreden. „Deine Art tut mir nicht gut“, folgerte er, weil ich zwar immer lieb und freundlich sei, aber am Ende doch immer nur meinen Willen durchsetzen würde. Dann zählte er noch viele kleine Beispiele auf aus den letzten Monaten, wo ich ihm seiner Ansicht nach Unrecht getan hatte und schloss mit dem Fazit, dass wir ab jetzt getrennte Wege gehen würden. Dieser unerwartete Schwall an Kritik war für mich etwas zu viel auf einmal, und ich hätte mir gewünscht, dass er doch lieber offen zu mir gewesen wäre, anstatt alles in sich hineinzufressen. Meine Mitarbeiter bezeugten, dass er schon seit vielen Monaten über mich abgelästert hatte und sie ihn immer wieder fragten, warum er dann nicht einfach gehe, wenn er es nicht ertragen würde. Für mich hingegen war dieser plötzliche Verlust von Matthias aber ein herber Rückschlag, denn ich stand auf einmal wieder ohne Nachfolger. Aber letztlich nahm ich es aus Gottes Hand und vertraute auf Seine Führung.

Und dann kam der 23.09.2017, der aus Sicht vieler Christen weltweit ein bedeutsamer Tag werden müsste (https://www.youtube.com/watch?v=BZ4fna0lbr4 ), da sich an diesem Tag eine Prophetie aus Offb.12:1 erfüllen sollte. Aber es passierte an jenem Tag nichts, absolut gar nichts. Es war ein Tag wie jeder andere. Kein himmlischer Posaunenklang (wie ein Jahr zuvor über Jerusalem: https://www.youtube.com/watch?v=o1CVB_swsvA), keine Entrückung und auch keine weltweite Belebung des Volkes Gottes. Es war der Tag vor der Bundestagswahl und entsprechend ging es in Deutschland vor allem um Wahlprognosen. Aber auch international gab es kein Ereignis, das in irgendeinem Zusammenhang mit der biblischen Prophetie zu deuten wäre. Von daher war die Sternenkonstellation zwar durchaus verblüffend übereinstimmend mit dem Wortlaut in Offb.12:1, aber hatte trotzdem nichts mit diesem zu tun. Da ich aber im Vorfeld vielen Gläubigen von diesem Zusammenhang erzählt hatte, nannte mich Bruder Richard scherzhaft einen „falschen Propheten“.


Der schwarzfahrende Schriftgelehrte

Anfang Oktober war ich eingeladen auf einer Straßenprediger-Konferenz in München (30.09.-05.10.17), die von den Brüdern Alan Haufe und Alois Böck in einer Offenen Brüdergemeinde abgehalten wurde. Neben Predigten und Workshops (evangelistischer Unterricht), gab es auch täglich Straßeneinsätze an verschiedenen Plätzen in München, was sich besonders gelohnt hat, weil gerade das Oktoberfest begonnen hatte. Dem HErrn sei Dank, dass auch ich viele gute Gespräche haben konnte und neue Geschwister kennengelernt habe. Übernachten durfte ich wieder im Haus von Jonathan und Carolyn Minko, die mir schon sehr ans Herz gewachsen waren. Die Redner auf dieser Konferenz, u.a. Arno Backhaus und Alois Böck, wirkten eher lässig, locker und humorvoll. Doch am dritten Tag ging ein junger Mann mit Anzug und Krawatte ans Rednerpult. Er war blass, trug eine altmodische Brille und Manschettenknöpfe. Er wirkte wie aus der Zeit gefallen, und ich befürchtete, dass er sich gleich ziemlich blamieren würde vor allen. Aber genau das Gegenteil war der Fall: Schon bei seinem Gebet spürte jeder im Raum, dass Peter Schild ein Mann Gottes war, der in engster Verbindung mit Seinem HErrn lebte. Und als er dann predigte, bekam ich regelrecht eine Gänsehaut durch seine kräftige, beschwörende und leicht weinerliche Stimme, die mich an Paul Washer bzw. an Paulus erinnerte, der jeden einzelnen Bruder in Ephesus unaufhörlich „Nacht und Tag mit Tränen ermahnte“ (Apg.20:31). Er predigte zwar etwas pathetisch, aber mit Vollmacht. Peter Schild – diesen Namen musste ich mir merken.

Im Anschluss an die Konferenz fuhr ich weiter nach Augsburg, wo ich von den Brüdern Harald und Nadim erwartet wurde, sowie auch von Bruder Friedemann, der zu diesem Zweck extra von Stuttgart aus angereist war, um Harald mal kennenzulernen. Am nächsten Tag besuchten wir zusammen einen Hausgemeindeleiter namens Shah AlSaifuddin (aus Afghanistan gebürtig), den ich durch seine aufklärenden Internet-Videos kennen- und schätzen gelernt habe. Wir verbrachten den ganzen Tag zusammen im Austausch über diverse Lehrfragen (Verlierbarkeit des Heils, Allversöhnung etc.). Er berichtete, dass er zum Hauskreisbesuch nach München früher immer schwarzgefahren sei, da im Zug so selten kontrolliert werde, dass es trotz eines gelegentlichen Bußgeldes wirtschaftlich gesehen günstiger sei, als jedes Mal ein Ticket zu kaufen. Ich sagte, dass ich das früher auch immer so gemacht hätte, aber ich damals auch noch nicht gläubig war. Als Christen sollten wir „jedem geben, was ihm gebührt“ (Röm.3:7), da es sonst Betrug und Diebstahl sei. Dann erzählte er uns, wie er mal einen Bruder, dem der Weg zur Hausgemeinde zu weit war, in eine Falle gelockt habe, indem er ihn von einer frei erfundenen Stellenausschreibung in seiner Nähe erzählte. Als dieser sich dann sofort bereit erklärte, seinen Wohnort für die Stelle zu wechseln, beschämte der Schah ihn mit den Worten: „Für eine Arbeitsstelle wärst du also dazu bereit gewesen, nicht aber, um regelmäßig mit uns Gemeinschaft zu haben!“ Auch hier korrigierte ich den Bruder, dass wir weder lügen sollen, noch einen Bruder hinterhältig bloßstellen dürfen. Sein ganzes Verhalten sei lieblos und selbstgerecht gewesen, weshalb er Buße tun sollte.

Ein paar Wochen später teilte mir Shah Alsaifuddin mit, dass er mich nicht mehr als Bruder betrachten könne, da ich angeblich nicht an die Göttlichkeit Jesu glauben würde. Ich fragte ihn, wie er darauf käme und erklärte ihm, dass ich selbstverständlich an die Dreieinigkeit glaube. Er sagte, dass ich ja die ewige Herkunft Jesu geleugnet hätte, indem ich den HErrn als geschaffenes Wesen betrachten würde. Ich korrigierte ihn, dass ich nicht „geschaffen“, sondern „gezeugt“ gesagt hatte, so wie es in Psalm 2:7 geschrieben stehe. Schah entgegnete, dass es egal sei, ob jemand gezeugt oder geschaffen sei, denn solange er einen Anfang in der Zeit habe, könne er nicht von Ewigkeit her existiert haben. Zudem sei es bei dieser geistlichen Zeugung in Psalm 2:7 um die Auferstehung Jesu gegangen, da Paulus diese in Apg.13:33 in diesen Zusammenhang brachte. Darauf erwiderte ich, dass der HErr Jesus gemäß 1.Kor.1:30 die „Weisheit von Gott“ sei und als diese gemäß Spr.8:22-31 die Welt geschaffen habe. Dort heißt es aber auch, dass Er „geboren“ wurde vor Urzeiten (V.24), was ja auch schon durch die Bezeichnung „eingeborener Sohn“ zum Ausdruck komme. Abgesehen davon werden nach Hebr.7:9-10 auch solche Geschöpfe als existent gesehen, wenn sie noch ungezeugt, aber schon „in der Lende des Vaters“ sind. In diesem Sinne ist der HErr Jesus von Ewigkeit her existent, und zwar in dem Vater (Joh.14:20). AlSaifuddin wollte diese Erklärung jedoch nicht gelten lassen, sondern behauptete auf einmal, dass ich schon aufgrund von Hebr.6:4-6 kein echter Christ mehr sein könne, da ich schon einmal vom Glauben abgefallen sei. Meine Entgegnung, dass es nur bei Menschenunmöglich“ war, mich zur Buße zu erneuern, aber dass es für Gott möglich war, wollte er nicht anerkennen, da er den Zusatz „bei Menschen“ als eine unerlaubte Hinzufügung zum Wort Gottes betrachtete (vergl. Luk.18:27).

Meine letzte Station auf dieser diesmal verkürzten Reise war dann bei meinem geistlichen Vater Bernd (78) und seiner Frau Brigitte in Ludwigsstadt. So wie er mir bisher immer half bei meinen Hahnenschrei-Ausgaben, indem er sie durchlas und korrigierte, bevor sie veröffentlicht werden, konnte auch ich ihm wieder helfen bei seinen PC-Problemen (er schrieb noch mit einem MS-DOS Betriebssystem). Da sein Arbeitsspeicher schon völlig überlastet war, kaufte ich einen Laptop für ihn in Saalfeld. Auf Spaziergängen in der malerischen Landschaft sprachen wir dann u.a. über die sog. Nachtwachenlehre von Arthur Muhl, und abends hatten wir wieder Wortbetrachtungen mit Bernds Schwestern im thüringischen Nachbardorf Lichtentanne.


Ruths lebensbedrohliche Bauchfellentzündung

Am Abend des 12.10. rief mich meine Frau Ruth an, die in jener Woche mal wieder ihren Chef als Tierärztin vertreten hatte: Sie klagte über starke Schmerzen im Unterleib, die sie schon seit drei Tagen hatte und immer schlimmer wurden. Wir beteten für sie und baten den HErrn um Linderung und Bewahrung. Nachdem ich am nächsten Tag nach Bremen zurückgefahren war, wollte sie am darauffolgenden Samstag vormittags noch ein letztes Mal ihren Chef in der Praxis vertreten und dann anschließend mit mir ins Krankenhaus fahren. Schließlich fuhren wir aber doch erst am Sonntagnachmittag in die Klinik. Man untersuchte sie und erkannte zunächst nur eine akute Blinddarmentzündung. Sie sollte aber noch am gleichen Nachmittag operiert werden. Dabei stellte sich heraus, dass sie eine lebensbedrohliche Infektion im gesamten Bauchraum hatte, weil ihr Blinddarm geplatzt war und Darminhalt entwich. Nach der OP sagte der Oberarzt zu meiner Frau: „Wenn Sie einen Tag später gekommen wären, dann wären sie jetzt nicht mehr auf der Erde…

Doch dann gab eine Krankenschwester der Ruth versehentlich ein viel zu schwaches Antibiotikum, so dass Ruth drei Tage nach der OP immer noch sehr starke Schmerzen im Bauch hatte, bis der Fehler endlich bemerkt wurde. Da sich inzwischen wieder sehr viel Eiter im Bauch angesammelt hatte, musste Ruth erneut operiert werden, um den Bauchraum zu reinigen. Doch dem HErrn sei Dank, dass Er die ganze Zeit auf meine Ruth achtgehabt hat! Nach zwei Wochen Krankenhaus-Aufenthalt konnte ich Ruth dann wieder nach Haus bringen, da es ihr inzwischen wieder besser ging. Wie dankbar dürfen wir sein, dass wir in einer Zeit leben, wo solche schweren Entzündungen nicht mehr ein Todesurteil sind wie noch in all den Jahrhunderten zuvor, sondern mittlerweile durch Antibiotika unzählige Menschenleben gerettet wurden. Auch das ist ja Gottes Güte, dass Er den Ärzten Weisheit geschenkt hat, dass sie dieses Heilmittel aus der Schöpfung entdeckt haben. Sonst wäre meine Frau abberufen worden wie zuvor ihre Mutter. Dort ist es zwar „weit besser“, aber ihr vorläufiges Bleiben auf Erden war ebenso wichtig, weil meine Tochter und ich sie noch brauchten und sie zudem ihren Lauf noch nicht vollendet hatte (Phil.1:23).

Anlässlich ihrer schmerzhaften Bauchfellentzündung und der damit verbundenen, gerade noch rechtzeitigen Verhinderung ihres Todes, stellte Ruth sich trotzdem die Frage, ob es vielleicht nicht doch das Beste gewesen wäre, wenn der HErr sie abberufen hätte. Denn sie litt ja noch immer jeden Tag an Schmerzen wegen ihrer Fibromyalgie und hatte tief im Inneren den Wunsch, dass Gott sie doch endlich sterben ließe, um ihr Leiden zu beenden. Vielleicht war jetzt der Zeitpunkt gekommen, dass Gott ihren Wunsch erhören wollte, und wir hatten durch diesen ärztlichen Eingriff die Entscheidung Gottes sabotiert. Aber war es überhaupt möglich, dass man Gottes Plan vereiteln konnte (Luk.7:30)? Oder lässt Gott einem die Freiheit wie bei Hiskia, den er auf seinen Wunsch hin von seiner Todeskrankheit wieder gesund machte und ihm weitere 15 Jahre Lebenszeit schenkte (Jes.38)? Ruth war indes fest entschlossen, dass sie nur noch weiterleben wollte, wenn es irgendwie eine Aussicht auf Heilung für sie gab. Wir waren ja schon bei vielen Ärzten und Schmerztherapeuten gewesen, aber sie konnten Ruth nicht helfen (Mk.5:26). Manche vermuteten sogar, dass Ruth sich die Schmerzen nur einbilden würde und empfahlen ihr eine Psychotherapie. Eine iranische Ärztin verordnete ihr viel Sport, und dass sie ihre Opiate einfach mal schrittweise absetzen sollte, ohne überhaupt sich vorstellen zu können, dass Ruth dazu gar nicht in der Lage war. Mit anderen Worten: Ruth fühlte sich von niemand mehr ernstgenommen. Wir beschlossen deshalb, dass ich ab jetzt möglichst nur noch vormittags arbeiten sollte, um wenigstens am Nachmittag für sie da zu sein und sie zu massieren. Statt nach Peru auszuwandern, wo man für die Schmerzmittel Woche für Woche viel Geld bezahlen müsste, wollten wir von nun an nur noch im Winter nach Peru reisen, wo es ihr seelisch besser geht und sie sogar als Tierärztin arbeiten könnte bei ihrem Kollegen und Glaubensbruder Francisco Lopez. Und so kauften wir uns Flugtickets nach Peru für den 10.01-09.02.2018, um dort auch unseren 25. Hochzeitstag zu feiern.


Der asketische Evangelist

Eines Tages bekam ich eine E-Mail von einem Bruder namens Wolfgang Ruland, der auf meine Internetseite aufmerksam wurde und mich gerne mal besuchen kommen wollte, um gemeinsam zu evangelisieren. Wolfgang trug einen Anzug, hatte schneeweiße Haare und dunkelbraune Haut. Als ich ihn vom Hauptbahnhof abholte, war ich sehr beeindruckt von seinen vielen Kästen mit Verteilmaterial, die alle mit Aufrufen zur Bekehrung beschriftet waren. Auf einem seiner selbstverfassten Traktate wurden sämtliche Sünden aufgelistet; unter diesen fand sich auch das Wort „Schwulitäten“. – „Meinst Du damit Homosexualität?“ fragte ich. „Ja, natürlich“ sagte Wolfgang, „also im Grunde alles, was unter schwule Taten fällt. Deswegen sagt man ja auch ‚Schwuli-täten‘“ – „Aber das Wort bedeutet ja eigentlich etwas ganz anderes, nämlich ‚Verlegenheit‘ oder ‚Stress‘. ‚Jemanden in Schwulitäten bringen‘ bedeutet, ihn in Bedrängnis zu bringen.“ – „Ja, das gibt es auch. Vielleicht habe ich mich da geirrt. Aber ich denke, dass das wohl trotzdem jeder versteht.“ Er bedankte sich herzlich dafür, dass ich ihn für ein paar Tage bei uns übernachten ließ und freute sich besonders darüber, dass er mit mir zusammen beten konnte.

Ja, Wolfgang war wirklich ein Beter, d.h. er verbrachte einen großen Teil seiner freien Zeit im Gebet. Wenn wir gemeinsam auf die Kniee gingen, dann konnte er problemlos über eine Stunde lang laut beten, so dass ich meine Arme abstützen musste, um keine Rückenschmerzen zu bekommen. In seinem Gebet sprang er immer von einer Bibelstelle zur nächsten, die er nach 50 Jahren im Glauben natürlich alle auswendig kannte. Mich wunderte nur, dass er eigentlich kaum eine Bitte an Gott richtete, sondern einfach nur von seiner Beziehung zu Gott erzählte. Wolfgang schenkte mir auch ein Buch von Ole Hallesby über das Beten, dass ihm sehr geholfen habe. Er litt jahrelang unter seiner sexuellen Neigung und habe durch sein streng asketisches Leben gelernt, diese zu unterdrücken. So ernährte er sich z.B. nur von Wasser und Brot, und zwar ein solches, das er selbst herstellte und das wirklich nur aus Mehl und Wasser bestand. Zu den Mahlzeiten bei uns aß er dieses morgens, mittags und abends. Auf meine Frage, ob das nicht ungesund sei, erwiderte er, dass Mehl etwa 10 % Eiweiß enthalte und dies zum Leben genüge. Er sagte, dass sein Brot ihm nach so vielen Jahren wie die leckerste Speise schmecke.

Am Samstag gingen wir zusammen in die Bremer Innenstadt an einer bestimmten Stelle in der Fußgängerzone, wo ich sonst immer predigte. Schon auf dem Weg dorthin, als ich mit Wolfgang an einer roten Ampel stand zusammen mit etwa 30 anderen Passanten, fing er auf einmal laut an, zu singen: „LOB UND DANK! LOB UND DANK! LOB UND DAHAHANK, GOTTES KINDER SAGEN IMMER LOB UND DANK!“ Die Leute drehten sich belustigt zu ihm um und sahen, wie er mit seinem zahnlückenreichen Mund eine Strophe nach der anderen sang, ganz ohne Scheu. Wolfgang ermutigte mich, mitzusingen, was ich dann auch mit etwas leiserer Stimme tat: „Jedes Weh wurde gut durch des Heilandes Blut. Sieg im Blut, Sieg im Blut, Sieg im Bluhuhut, Gottes Kinder haben immer Sieg im Blut. – Satan flieht, Satan flieht, Satan fliehihit, wenn er Gottes Kinder unterm Kreuze sieht…“ Als wir ankamen, beteten wir gemeinsam, dass der HErr doch die Menschen ziehen möge. Dann fing ich an und predigte etwa 15 Minuten, während Wolfgang Traktate verteilte.

Dann stieg Wolfgang auf sein Podest und sang zunächst ein mir unbekanntes Kirchenlied. Dann rief er die Menschen zur Buße auf und zählte alle möglichen Sünden auf, durch welche die Menschen vor Gott schuldig würden.  Plötzlich tauchte mein Bruder Marcus auf, der wohl gehört hatte, dass wir beide evangelisieren würden. Er hörte Wolfgang eine ganze Weile von ferne zu. Als dieser eine Pause machte, ging Marcus auf ihn zu und erklärte ihm, dass Wolfgang aus seiner Sicht kein Zeugnis sei durch sein Auftreten, sondern eher abschreckend wirke. Wolfgang schaute Marcus einfach nur starr an ohne etwas zu sagen. Als Marcus fertig war, sah er ihm in die Augen: „Sag doch mal was dazu!“ Noch immer blickte Wolfgang ihn einfach nur an, wobei er wohl innerlich betete. Dann sang er auf einmal laut: „Lob und Dank, Lob und Dank, Lob und Dahahank, Gottes Kinder sagen immer Lob und Dank. Alles Weh‘ wurde gut, durch des Heilandes Blut. Halleluja! Lob und Dank…“ Marcus wandte sich wütend von ihm ab und sagte zu mir: „Der ist ja völlig irre! Der nimmt mich überhaupt nicht ernst.“ – „Vielleicht will er aber auch einfach nicht mit Dir diskutieren“ entgegnete ich, „denn es ist doch gerade wirklich kein geeigneter Moment, um sich vor den Leuten zu streiten.“ Marcus ging frustriert weg, und wir machten munter weiter.

Eine Woche später standen wir wieder an der gleichen Stelle und wechselten uns mit dem Predigen ab. Diesmal war auch Bruder Daniel Pyka mitgekommen, der ganz wunderbar predigen konnte. Auf einmal kam ein schwarzer Afrikaner zu mir und fragte mich, um was es denn ginge. Ich erklärte ihm die Evangeliumsbotschaft und fragte ihn, ob er den HErrn Jesus aufnehmen wolle. Er sagte, dass er Muslim sei, aber auch an Jesus glaube. Er heiße Alpha Diallo und komme aus Guinea. Es hatte angefangen, zu schneien und mir fiel auf, dass er viel zu dünn angezogen war, so dass ihm die Zähne klapperten. Deshalb fragte ich ihn, ob er nicht zu uns in das Auto steigen wolle, um sich aufzuwärmen, – was er dankbar annahm. Im Wagen erklärten Daniel und ich ihm noch einmal ganz ausführlich die Botschaft des Heils in Christus und beantworteten seine Fragen. Dann fragten wir ihm, ob er jetzt zusammen mit uns beten wolle, um Buße zu tun und den Heiligen Geist zu empfangen. Er willigte ein, und wir beteten reihum, wobei wir auch Gott dankten. Mir wurde bewusst, dass dies das erste Mal war in den letzten zwei Jahren, dass sich auch mal jemand in Bremen bekehrte. Mein Lehrling Basamba aus Gambia stand zwar auch schon einmal kurz davor, aber im letzten Moment hatte er gekniffen und sagte flehentlich zu mir: „Ich kann nicht, denn meine ganze Familie würde mich verwerfen…“


Der Streit um die Wiederheirat

Eines Abends nach der Bibelstunde setzte ich mich noch einmal mit Bruder Wolfgang in die Küche, weil ich ihn zu einer bestimmten Aussage von ihm mal befragen wollte. Er hatte nämlich gesagt, dass gläubige Männer nach der Bibel zwar nach der Bekehrung eine gläubige Frau heiraten dürfen, auch wenn sie früher als Ungläubige schon in Hurerei mit anderen Frauen gelebt hatten; eine Frau die gläubig wird, muss hingegen warten, bis jener junge Mann, mit dem sie einmal vorehelichen Verkehr hatte, sich bekehrt oder aber stirbt, um dann zu heiraten; denn eine andere Möglichkeit zu heiraten habe sie sonst nicht. Wie er auf diese Idee kam, war mir völlig schleierhaft. Er brachte Stellen aus dem Alten Testament und erklärte, dass eine Frau, die ihre Jungfräulichkeit verliert, sozusagen entsiegelt ist und dadurch nicht mehr das Recht hat, einen anderen Mann zu nehmen, außer dass ihr erster Mann stirbt. Ich fragte ihn, wie das in unserer heutigen Zeit praktisch gehen soll, wo Beziehungen doch schon nach kurzer Zeit enden können und man manchmal noch nicht einmal eine Adresse hat. Außerdem sei es doch völlig lebensfern, dass der erste Sexpartner auf einmal in eine Ehe einwilligt. Wolfgang bestand jedoch darauf, dass eine verlassene Frau sich nach Röm.7:1-6 und 1.Kor.7:10-11 + 39 nur dann neu verheiraten dürfe, wenn der vorige Mann sich wieder mit ihr versöhnt oder stirbt.

Ich hatte mich bis dahin der Lehrauffassung von Bruder Bernd angeschlossen, dass einer, der gegen seinen Willen von seiner Frau geschieden wurde, grundsätzlich nicht sündigt, wenn er erneut heiratet, auch wenn Paulus dies in 1.Kor.7:27-28 nicht empfiehlt. Wolfgang erwiderte, dass mit dieser Auslegung der Vers 39 für ungültig erklärt werde, wo Paulus doch ausdrücklich erklärt, dass eine Frau sich nur durch den Tod neu verheiraten dürfe. Hier war ich tatsächlich dann etwas aus der Bahn geworfen, denn ich hatte mir über diese Stelle bisher noch gar nicht so viel Gedanken gemacht. „Mir fällt auf, dass Paulus hier ja nur von den Frauen spricht, nicht aber von gläubigen Männern. Dies würde ja dann Deine These bestätigen, dass Männer mehr Rechte haben vor Gott als Frauen…“ – „Nein,“ entgegnete Wolfgang, „die gläubigen Männer dürfen nach einer Scheidung erst recht nicht nochmal heiraten, denn das lehrt der HErr Jesus ja an vielen Stellen, z.B. in Luk.16: 18, wo der HErr sagt, dass JEDER die Ehe bricht, wenn er sich nach einer Scheidung neu verheiratet oder wenn er eine Geschiedene heiratet!“ – „Aber was ist mit der Ausnahme in Matth.5:32, wo der HErr sagt, dass bei nachgewiesener Hurerei eine Wiederheirat möglich ist?“ – „So sagt Er das ja gar nicht, sondern nur, dass man eine Entjungferte nicht heiraten braucht, sondern die Ehe annullieren darf. Dies kann der Verlobte wie Joseph feststellen, wenn seine Verlobte auf einmal schwanger wird oder aber spätestens in der Hochzeitsnacht.“

Irgendwie klang mir die Auslegung von Wolfgang sehr schlüssig und widerspruchslos. Da fiel mir ein, dass ich gerade vor fünf Monaten in Meiner „Hahnenschrei“-Ausgabe vom August begründet hatte, welche Ausnahmen es gibt zum Thema Wiederheirat. Wenn ich mich nun geirrt hatte, dann könnte ich theoretisch schon Gläubige zum Ehebruch verführt haben! Sofort machte ich mich daran, meinen Aufsatz auf meiner Internetseite abzuändern, indem ich für ein ausnahmsloses Wiederheiratsverbot plädierte. Als ich meinen Sinneswandel jedoch meinem Lehrer Bernd bekannte, geriet dieser außer sich und schrieb mir einen 16 Seiten langen Brief, in welchem er mir u.a. vorwarf, dass ich mich durch Wolfgang zu einer „dämonischen Irrlehre“ habe verleiten lassen, von einem Mann, der aus Erbarmungslosigkeit und Heuchelei „sein Gewissen wie mit einem Brenneisen gehärtet habe, indem er verbietet zu heiraten“ (1.Tim.4:2-3), obwohl es doch solche gäbe, die nicht die Gabe der Ehelosigkeit hätten und deshalb dazu verleitet werden, in Hurerei oder Pornographie zu verfallen (1.Kor.7:2+7-9). Auch das leuchtete mir ein, weshalb ich meinen Artikel ein wenig abänderte, um ihn um diesen Aspekt zu ergänzen. Bernd reichte dies aber noch immer nicht und verlangte von mir, dass ich diese falsche Lehre ersatzlos streichen möge, da ich andernfalls das endgültige Verderben über die laue Christenheit bringen würde, indem ich ihnen eine Last auferlege, der sie zu tragen gar nicht imstande sind.

Nun geriet ich immer mehr in einen inneren Konflikt, denn ich hatte Angst, dass es vielleicht mein geliebter Bruder Bernd sei, der mich zur Lauheit und falschen Kompromissen verleiten könnte. Immer wieder telefonierte ich mit ihm, manchmal über zwei Stunden, um mir Klarheit in dieser Frage zu verschaffen. Zum Beispiel leuchtete mir nicht ein, warum der HErr angeblich Rücksicht nehmen würde auf die Schwäche von ungewollt Geschiedenen, wenn doch auch der schuldige Partner nach einer Scheidung in Gefahr steht, in Hurerei zu fallen. Und was war mit all den Homosexuellen? Oder was ist mit den Pädophilen? Mussten nicht auch diese nach der Schrift auf eine erfüllte Sexualität verzichten? Der Konflikt sollte Bernd und mich noch Monate beschäftigen.

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