„Die Nacht ist weit vorgerückt, und der Tag ist nahe.
Laßt uns nun die Werke der Finsternis ablegen
und die Waffen des Lichts anziehen.“

(Röm.13:12)

– Werden alle Menschen einmal errettet sein? (Teil 2)

Werden alle Menschen einmal gerettet sein?  (Teil 2)

Ein Gespräch unter Brüdern

 

R: „Guten Abend, lieber F., ich freue mich, dass Du wieder gekommen bist!“

F: „Nun ja, das ist keineswegs selbstverständlich, denn meine Brüder haben mir schon dazu abgeraten, als sie erfuhren, dass Du an die Allversöhnung glaubst. Aber ich bin zuversichtlich, dass ich Dich heute überzeugen werde, worin Du Dich geirrt hast. Ich möchte nicht zu denen gehören, die wie die Freunde Hiobs »keine Antwort mehr fanden und Hiob verdammten« (Hiob 32:3). Nachdem ich mich für heute gut vorbereitet habe, geht es mir nun so wie Elihu, der sagte: »Voll bin ich von Worten; denn der Geist meines Innern drängt mich… Ich will reden, dass mir Luft werde, will meine Lippen auftun und antworten« (Hiob 32:18+20).“

R: „Na, dann bin ich aber gespannt, was Du mitgebracht hast!“

F: „Dann fangen wir doch mal an mit dem Wort des HErrn Jesus in Mark.16:16 »Wer da glaubt und getauft wird, wird errettet werden; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden«, und das in »ewiger Pein« (Matth.25:46). Das ist eindeutig und darf nicht relativiert werden!“

R: „Nun, wenn es tatsächlich so eindeutig wäre, dann könnten wir an dieser Stelle schon das Gespräch beenden. Leider aber beruhen viele Irrtümer auf einer dogmatischen Voreingenommenheit der Übersetzer, die leider allzu oft von einer wortgetreuen und konsequent übereinstimmenden (konkordanten) Übersetzung der Grundtextworte abgewichen sind, zugunsten ihres eigenen Bibelverständnisses. Das griechische Wort KATAKRIThESETAI bedeutet wörtlich »verurteilt«. Das selbe Wort findet sich z.B. in Röm.14:23: »Wer aber zweifelt (als Gläubiger), ist verurteilt…« (aber nicht automatisch »verdammt«). Oder in Joh.8:11: »Hat niemand dich verurteilt?… Dann verurteile auch ich dich nicht« Die Juden hätten die Sünderin auch gar nicht »verdammen« können, sehr wohl aber verurteilen nach dem Gesetz. Und so sind auch die Nichtgläubigen verurteilt nach dem Wort Gottes, aber sie sind deshalb noch nicht sofort »verdammt in alle Ewigkeit«.

F: „Verurteilt oder verdammt – was spielt das für eine Rolle! Entscheidend ist doch, dass es für die Ungläubigen nach der Verurteilung keine Hoffnung mehr gibt, sondern sie »ewige Qual« erleiden werden: »Und viele von denen, die im Staube der Erde schlafen, werden erwachen: diese zu ewigem Leben, und jene zur Schande, zu ewigem Abscheu« (Dan.12:2)..“

R: „Vorausgesetzt, dass das Wort »ewig« hier tatsächlich auch EWIG i.S.v. unendlich bedeutet. Tatsächlich hat sowohl das hebräische OLa̲´M wie auch das griechische AeOo´N nicht die Bedeutung von »Ewigkeit«, sondern von »Zeitalter«. Dies lässt sich problemlos nachweisen an Hand Dutzender Stellen. So spricht Judas von einer Zeit »vor jedem Äon« (Jud.25) und Paulus von »vor den Äonen« (1.Kor.2:7) bzw. »vor äonischen Zeiten« (Tit.1:2, 2.Tim.1:9). Was sollte es aber vor der Ewigkeit gegeben haben, wenn äonisch ewig bedeuten würde? Und wenn ein Äon keinen Anfang hätte, warum lesen wir dann immer wieder: »Vom Äon an« (Luk.1:70, Joh.9:32, Apg.3:21, 15:18)? Gleiches gilt, wenn vom »Ende der Äonen« die Rede ist (1.Kor.10:11, Hebr.9:26). Wie kann denn von einem Ende der Äonen(zeit) die Rede sein, wenn die Äonen doch angeblich niemals enden?“

F: „Das sind doch rhetorische Stilmittel, die Paulus doch gar nicht wörtlich gemeint hat! Auch wir sagen doch z.B. öfter mal: »Räum das doch endlich mal weg, denn das liegt schon ewig hier rum!« Aber wir meinen natürlich nicht wirklich »ewig« im buchstäblichen Sinn. So hat z.B. auch Jona gesagt, dass er »auf ewig« im Meer versank, obwohl es objektiv gesehen nur 3 Tage waren (Jona 2:7). Wenn Paulus also vom »Ende der Äonen« spricht, dann meint er damit nur die »Zeit der Erfüllung sämtlicher Verheißungen«. Und wenn Petrus auf dem Apostelkonzil in Jerusalem die Propheten zitiert, deren Botschaften »von jeher« (AP´AeOoNIOS = »von Äonen an«) bekannt sind, dann meint er natürlich nicht »von Ewigkeit her«, sondern von der Zeit ihrer ersten Verkündigung an. Die Zuhörer haben es auf jeden Fall sofort verstanden, was er meint!“

R: „Das bestreite ich nicht. Aber es ist auch gar nicht notwendig, dem Heiligen Geist hier eine sprachliche Ungenauigkeit zu unterstellen, denn der Prediger erkannte, dass »alles, was Gott tut, für (o. im Interesse des) Äon(ischen)/ Äon(enziels) geschieht« (Pred.3:14). Wenn also z.B. die – so wörtlich – »äonische Grenze nicht verrückt« werden soll, »die von den Vätern gesetzt wurde« (Spr.22:28), dann gilt diese Vorschrift natürlich nur für die Äonenzeit, nicht aber in alle Ewigkeit. Schon allein der Umstand, dass die Heilige Schrift immer wieder von Äonen in der Mehrzahl spricht (OLa̲MiM, AeOoNIOS) zeigt doch schon, dass es hier um verschiede Zeitalter geht und nicht um »Ewigkeiten«, denn eine buchstäbliche Ewigkeit wird nicht dadurch verlängert, indem man ihr noch andere Ewigkeiten anhängt.“

F: „Wenn OLa̲´M oder AeOo´N nicht Ewigkeit bedeuten würde, willst Du dann sagen, dass es überhaupt keine Ewigkeit gibt?“

R: „Nein, natürlich nicht. Nur dass diese im Grundtext der Heiligen Schrift durch ein OLa̲´M Wa̲˙ä´D ausgedrückt wird, d.h. »äonisch und fortdauernd« (ELB: »für immer und ewig«). Die Präposition ä´D wird in Bezug auf Gott gebraucht (Jes.57:15), sowie auf Seine Gerechtigkeit (Ps.11:3, 112:3+9), Sein Lob (Ps.45:17, 52:9, 11:10, 145:1-2+21), den Thron Gottes (Ps.10:16, 45:6) und auch für viele andere positive Eigenschaften (2.Mo.15:18, Ps. 119:44, Jes.45:17, Dan.12:3). Hingegen beschränkt sich die Bestrafung der Gottlosen immer nur auf die Äonenzeit“.

F: „Das müsste ich in Ruhe überprüfen. Aber auf den ersten Blick kann ich jetzt schon sagen, dass auch die Begriffe OLa̲´M und AeOo´N an den meisten Stellen immer im Sinne von »Ewigkeit« gebraucht werden. David wollte z.B. »in Ewigkeit« (Ola̲´MiM) in Gottes Zelt weilen und nicht nur für eine befristete Zeit (Ps.61:4). Auch ist der HErr kein zeitlich begrenzter Fels, sondern ein »Fels der Ewigkeiten« (Jes.26:4). Man würde den Männern Gottes Unrecht tun, wollte man ihnen unterstellen, dass sie den HErrn nur für eine begrenzte Zeitdauer loben und preisen wollten, anstatt »ewiglich« (Ps.30:13, 52:11, 75:10, 79:13, 86:12, 89:53 etc.). Und auch irdische Herrscher müssten doch beleidigt reagiert haben, wenn man ihnen nur gewünscht hätte, »äonisch« zu leben (1.Kö.1:31, Neh.2:3, Dan.2:4, 3:9, 5:10, 6:7+22).“

R: „Aber so steht es nun mal da! Was hätte denn einen König mehr geehrt, wenn man ihm nur für sich ein unendliches Leben gewünscht hätte (das doch in Wirklichkeit ohnehin mit seinem Tod endet), oder aber einen so nachhaltigen Einfluss seines Königtums, der sogar noch lange nach seinem Tod segensreiche Auswirkungen hat auf die Nachfolgegenerationen?!“

F: „Das ist wohl wahr. Und abgesehen davon haben wir Menschen ohnehin keine Vorstellung davon, wie viele Äonen es gibt und wie lange diese andauern. Nach 2.Kor.4:18 ist »äonisch« das Gegenteil von »zeitlich«, also außerhalb unseres Vorstellungsvermögens. Man könnte also auch eine Zeitlosigkeit annehmen.“

R: „Nach der Elberfelder Studienbibel leitet sich das hebr. OLa̲´M vom hebr. Verb a̲La’M ab, d.h. verhüllen, verborgen sein, heimlich sein, und »spricht nicht von einem abstrakten Zeitbegriff oder von Zeitlosigkeit, vielmehr von einem verhüllten unabsehbaren Zeitraum« – vergl. 5.Mo.29:28 »Das Verborgene ist des HErrn, unseres Gottes; aber das Offenbarte ist unser und unserer Kinder in Ewigkeit«. Wir wissen nicht, wie lange die Äonen dauern, aber wir wissen, dass sie einmal enden werden.“

F: „Nein! Das wissen wir ja gerade eben nicht! weil uns Gott dies verhüllt hat. Wie kannst Du dann so etwas einfach behaupten?“

R: „Weil die Heilige Schrift immer wieder von dem »jetzigen Äon« spricht, der eines Tages vorbei sein wird, wenn der HErr kommt (Mat.12:32, 13:22+39, 24:3, Luk.16:8, 20:34, Röm.12:2, 1.Kor.1:20, 2:6+8, 3:18, 2.Kor.4:4, Eph.1:21, 2:2, 1.Tim.6:17, 2.Tim.4:10, Tit.2:12). Und dann spricht sie von dem »künftigen Äon« (Mark.10:30, Luk.18:30, 20:35, Hebr.6:5), nämlich dem 1000jährigen Reich; und dann aber auch von den »künftigen ÄonEN« (Luk.1:33, Eph.2:7, Hebr.13:8, 2.Petr.3:18).“

F: „Halt! Nicht so schnell. Ich habe das mal eben nachgeschaut, und in Lukas 1:33 eine bemerkenswerte Entdeckung gemacht: »Und Er wird über das Haus Jakobs herrschen in Ewigkeit (w. »hinein in die Äonen«), und Sein Reich wird KEIN ENDE haben«. Na, was sagst Du dazu?!“

R: „Ja, es wird kein Ende haben während der gesamten Äonenzeit. Aber wenn irgendwann die Äonenzeit abgelaufen ist, dann kommt das absolute »Ende, wenn Er das Reich dem Gott und Vater übergibt, wenn Er weggetan haben wird alle Herrschaft und Gewalt und Macht. Denn Er muss herrschen bis Er alle Feinde unter Seine Füße gelegt hat. Als letzter Feind wird der Tod weggetan… Wenn Ihm aber alles unterworfen sein wird, dann wird auch der Sohn selbst Dem unterworfen sein, der Ihm alles unterworfen hat, damit Gott alles in allem sei« (1.Kor.15:24-28).“

F: „Hier steht aber doch gar nichts von einem »Ablaufen der Äonenzeit«. »Christus bleibt in Ewigkeit« (Joh.12:34) und nirgendwo steht, dass die Äonen irgendwann einmal enden werden!“

R: „Doch! Ich hatte ja vorhin schon das »Ende der Äonen« zitiert (1.Kor.10:11, Hebr.9:26), und auch an anderen Stellen wird ein Zustand als »ewig« beschrieben »bis« zu einem bestimmten Ereignis (z.B. Jes.32:14+15). In Matth.21:19 wird das »ewig« begrenzt durch die Lebensdauer des Feigenbaums, und in 2.Mos.21:6 hört das »ewige Dienen« mit dem Tod des Sklaven auf. Auch das »ewige Feuer« brennt nur deshalb »ewig«, weil es während der gesamten Äonenzeit niemals zwischendurch ausgelöscht wird (Mat.25:41, Jud.7).“

F: „Es gibt Ausnahmen, welche die Regel bestätigen. Nur weil sich die Schrift an einigen wenigen Stellen unpräzise ausgedrückt hat, kannst Du daraus kein Ende der Ewigkeit ableiten. Das ist eine kühne Unverfrorenheit!“

R: „»Unverfroren« ist doch vielmehr die Annahme, dass der Heilige Geist Seine Worte ungenau und ohne die erforderliche Sorgfalt platziert habe, nur weil man die Wortwahl nicht richtig zu deuten weiß! Warum sollte Gott für die Ewigkeit einen Begriff wie AeOo´N verwenden, wenn dieser doch nachweislich einen Zeitraum und nicht einen Zustand beschreibt?! Der HErr hätte für die angeblich endlose Qual im Feuersee doch auch genauere Wörter verwenden können wie z.B. PA´NTOTÄ = allezeit, immer (Joh.8:29, 11:42, Phil.4:4, 1.Thes.4:17) bzw. AäI´= stets, immerfort (2.Kor.4:11, 6:10, 1.Petr.3:15) oder einfach A´PÄIR´OS = unbegrenzt, unendlich – stattdessen aber bezieht Er sich mit AeOo´NIOS ganz präzise nur auf die Äonenzeit, denn nur um diese geht es Ihm.“

F: „Um die absolute Unendlichkeit auszudrücken, haben die Schreiber der Bibel die Formulierung »von Ewigkeit zu Ewigkeit« gewählt (hebr. MiN HaOLaM AD-HaOLaM, Neh.9:5 bzw. gr. ÄIS AeOo´NAS AeOo`NON, Offb.14:11), um dadurch eine unendliche Kette von Äonen zu beschreiben. Stärker konnte man die Endlosigkeit nicht mehr in Begriffe fassen. Übrigens wird genau dieselbe Formulierung auch auf Gott verwendet (1.Chron.16:36, 29:10, Ps.18:51, 28:9, 41:14, 90:2, 103:17, 106:31+48, 113:2, 115:18. 121:8, 125:2, 131:3, 133:3, Jes.9:6, 45:17, etc.). Wie armselig wird doch das Lob Gottes, wenn es sich angeblich nur auf die Äonenzeit beschränken soll! Oder sollte gar »die Mehrung der Herrschaft und der Friede« mit Abschluss jenes Äons doch schon ein Ende haben (Jes.9:6)? Wie erbärmlich wird doch durch eine solche Unaufrichtigkeit die Erhabenheit und die Herrlichkeit Gottes reduziert, nur weil man sich sonst eingestehen müsste, dass auch die Flüche und das Feuer Gottes ewiglich existieren würde (5.Mo.28:46, Jer.17:4).“

R: „Nun mach mal halblang! Es handelt sich bei den »Äonen der Äonen« in der Tat um eine redensartliche Steigerung, wie wir sie oft in der Bibel finden: »ein Knecht der Knechte« (1.Mo.9:25) = ein totaler Knecht, »der Fürst der Fürsten« (Dan.8:25) = der absolute Fürst, »der Himmel der Himmel« (1.Kön.8:25) = der höchste Himmel«, »das Heilige (der) Heilige(n Dinge)« = das Allerheilgste (2.Mo.26:33, 4.Mo.4:19). Es geht hier also immer um eine Steigerung innerhalb einer bestimmten Einheit, aber nie um eine Übertreibung, die außerhalb dieser Einheit führt. Dementsprechend sind auch der Äon des Äons oder die Äonen der Äonen nicht außerhalb der Äonenzeit angesiedelt, sondern innerhalb dieser begrenzt.“

F: „Das klingt ja beinahe wie eine mathematische Mengenlehre. Du übersiehst aber dabei, dass auch der HErr Jesus diese Ausdrucksweise für sich beansprucht: »Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige, und ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit, und ich habe den Schlüssel des Todes und des Hades« (Offb.1:17-18). Wenn sich das Leben Jesu nur auf die Äonenzeit beschränken würde, dann müsste Er nach Ablauf der Äonenzeit ja wieder sterben; die Schrift sagt aber, dass Er »nicht mehr stirbt, weil der Tod keine Macht mehr über Ihn hat« (Röm.6:9). Wenn aber Jesus ewig lebt, dann ist auch die Höllenstrafe ewig, denn hier wird genau die gleiche Formulierung gebraucht.“

R: „Ohne Frage lebt der HErr Jesus ewig. Aber um die Aussage richtig zu verstehen, sollte man auch hier auf den Grundtext achten: wörtlich sagt Er nämlich nicht »ich lebe von Ewigkeit zu Ewigkeit«, sondern »(Mein) Leb(en führ)end bin-Ich für /hin(führend in) die Äonen der Äonen« (Offb.1:17 GtÜ). Diese ungewöhnliche Redewendung macht bei genauerer Betrachtung gar nicht wirklich eine Aussage über die DAUER Seines Lebens, sondern über die Bedeutung Seines LebensZIELS. Die griech. Präposition ÄIS = hin, hinein in, (bis) hin, (im) Hin(blick auf), hat eine ausgeprägte Richtungsbedeutung und zeigt an vielen Stellen Ziel oder Zweck eines Handelns an. So vergoss der HErr Jesus z.B. Sein Blut »hin(zielend auf)/ hin(führend zur) Vergebung (von) Sünden« (Mat.26:28 GtÜ). »(So wahr) Ich (mein) Leb(en führ)e (zum Besten) für /(im Interesse des) Äonischen /Äonenziels…« (5.Mo.32:40 GtÜ).“

F: „Das hört sich doch allzu sehr konstruiert an! Da gefällt mir die schlichte Formulierung »von Ewigkeit zu Ewigkeit« doch viel besser. Der HErr will einfach nur sagen: Weil ich ewig lebe, dürft auch ihr jetzt ewig leben – mehr nicht. Alles andere ist mir viel zu kompliziert und deshalb auch sehr verdächtig. »Dein Thron, o Gott, ist von Ewigkeit zu Ewigkeit… Deine Jahre werden nicht vergehen« (Hebr.1:8+12) – das ist doch die Kernaussage, wenn er den HErrn Jesus hier mit den Engeln und den Menschen vergleicht: »Sie werden untergehen, DU aber bleibst«. Der HErr Jesus hatte wie Melchisedek »weder Anfang der Tage noch ein Ende des Lebens«, sondern »bleibt Priester auf immerdar« (Hebr.7:3). Er kam aus der Ewigkeit und geht in die Ewigkeit.“

R: „ER hat die Äonen geschaffen und war demzufolge VOR den Äonen, aber Er war nicht ewig da, sondern wurde von Gott »gezeugt« (Hebr. 1:5).“

F: „Jesus wurde durch den Heiligen Geist gezeugt, als Er auf die Erde kommen musste, aber vorher war Er bei Gott und Gott in allem gleich (Phil.2:6).“

R: „Willst Du damit sagen, dass Er erst durch Seine Fleischwerdung zum Sohn wurde? Dann stellt sich aber die Frage, was Er vorher war. Wenn Er aber schon vorher Sohn war, dann muss Er auch vor Erschaffung der Welt von Gott irgendwann mal gezeugt worden sein, denn sonst wäre Er nicht der Sohn Gottes, sondern Gott selbst.“

F: „Ja, Er ist der ewige Logos, der schon immer bei Gott war und durch den alles geschaffen wurde (Joh.1:1-3). Er ist nicht erst an einem bestimmten Tag gezeugt worden, sondern ist geistlich aus dem Vater hervorgegangen.“

R: „Aber in Psalm 2:7 sagt Er: »Du bist mein geliebter Sohn; HEUTE habe ich Dich gezeugt«. Also doch an einem bestimmten Zeitpunkt und nicht nur abstrakt.“

F: „Wir können uns das ohnehin nicht vorstellen, also warum sollten wir uns darüber Gedanken machen?!“

R: „Weil es Deiner Ewigkeitstheorie widerspricht. Wenn der HErr Jesus der »Erstgeborene aller Schöpfung« ist, wie die Schrift bezeugt, dann hatte Er einen zeitlichen Ursprung, und zwar »von der Vorzeit an, von den Tagen der Äonenzeit an« (Mi.5:1 GtÜ). »Der HErr hat mich erworben als Anfang Seines Weges als erstes Seiner Werke von jeher. Von Äonenzeit an wurde ich eingesetzt, vom Hauptbeginn an, von den Voranfängen der Erde an. Als es noch keine Fluten gab, wurde ich unter Sichwinden geboren… Als Er die Himmel feststellte war ich dabei… da war ich treuer Handwerker bei Ihm und war Seine Wonne Tag für Tag, Mich erheiternd vor Ihm allezeit« (Spr.8:22-30 GtÜ).“

F: „Aber was hat das mit der Möglichkeit einer späteren Bekehrung nach dem Tod zu tun? Wer den HErrn Jesus heute in der Gnadenzeit ablehnt, obwohl er hätte wissen können, dass Er der Sohn Gottes ist, dem wird nie mehr vergeben werden, auch nicht nach Ablauf der Äonen!“

R: „Wo steht das geschrieben?“

F: „In Matth:12:32b sagt der HErr Jesus: »Wer aber irgend gegen den Heiligen Geist redet, dem wird nicht vergeben werden – weder in diesem Zeitalter, noch in dem zukünftigen«. Hier wird es doch ganz deutlich – weil Du ja immer von der Buße von Gestorbenen sprichst – auch in der Zukunft, wenn der HErr Jesus wiedergekommen ist, gibt es für solche keine Vergebung mehr, selbst wenn sie Buße tun würden!“

R: „Das hier verwendete Wort APhI´EMI bedeutet wörtlich »erlassen«. Sie bekommen also keinen Erlass ihrer Strafe im künftigen Äon, aber ob sie auch im darauffolgenden Äon keinen Straferlass bekommen, wird hier nicht gesagt. Abgesehen davon ist es doch vielmehr eine Bestätigung des HErrn, was ich die ganze Zeit schon zu erklären versuche, dass es grundsätzlich auch noch im künftigen Äon Straferlass geben wird, denn sonst würde die ausdrückliche Erwähnung des künftigen Äons an dieser Stelle gar keinen Sinn ergeben! Eines Tages werden den Menschen einmal alle ihre Sünden und Lästerungen vergeben, sagt der HErr Jesus in Vers 31. Das ist doch eine wirklich gute und tröstliche Nachricht!“

F: „Ja, aber nur, wenn sie zuvor Buße tun! und nicht einfach so!“

R: „Selbstverständlich. Aber die Möglichkeit zur Buße und zum Straferlass ist auch im zukünftigen Äon noch gegeben, – das sagt der HErr Jesus doch hier indirekt, wenn Er hier die Ausnahme der Geisteslästerung nennt. Diese kann übrigens nur von denen verübt wurden, die den Heiligen Geist haben und dennoch wider besseren Wissens Sein Zeugnis in Frage stellen. Aber da die Schrift von kommenden Äonen in der Mehrzahl redet, kann die Möglichkeit der Vergebung schon im übernächsten Äon gegeben sein. Auch bei unserer irdischen Rechtslage kann ein Gericht bei der Urteilsverkündung eine Strafverkürzung ausdrücklich ausschließen oder (zum Schutz der übrigen Menschen) eine Fortdauer des Freiheitsentzugs nach Strafverbüßung festlegen.“

F: „Du sprichst hier von einer »Strafverbüßung«, aber in der Hölle kann man seine Strafe doch gar nicht »verbüßen«. Denn wenn dies möglich wäre, dann bräuchte es doch gar nicht mehr Christi Sühneopfer, denn dann hätten die Menschen sich ja schon selber eine Haftentlassung verdient. In Wirklichkeit aber kann von einem Absitzen der Schuld gar keine Rede sein, denn die Ablehnung des Erlösungsangebotes Jesu ist eine solch unendlich große Sünde, dass dadurch jeder Mensch eine unendliche Höllenstrafe verdient hat.“

R: „Nein, man kann sich bei Gott gar nichts »verdienen«, weder das ewige Leben noch die ewige Pein. Wenn die Ungläubigen die ewige Höllenqual »verdient« hätten, dann hätten entweder auch die Gläubigen die ewige Seligkeit im Himmel »verdient« oder aber Gott würde die Menschen ungerecht behandeln und erteilt Seine Gnade nach Willkür. Tatsächlich trifft aber weder das eine noch das andere zu, sondern Gott bietet jedem Menschen Seine Gnade und Vergebung an durch den HErrn Jesus, aber solange ein Mensch dieses Gnadenangebot ablehnt, muss er nach dem Gesetz Gottes für seine Sünden bestraft werden, und zwar solange, »bis er den letzten Heller bezahlt hat« (Luk.12:59). Unabhängig von der Vergebungsbereitschaft Gottes muss ein Sünder jedoch die Konsequenten seines bösen Tuns auf Erden büßen, so wie auch David trotz seiner Gebetserhörung um Vergebung dennoch seinen Sohn verlor. Deshalb kann dem einen schon in diesem, dem anderen erst im nächsten Äon die Reststrafe erlassen werden (2.Sam.12:13-14).“

F: „Korrigiere mich, wenn ich mich irre, aber das ist doch nichts anderes als die katholische Lehre vom FEGEFEUER – nicht wahr? Die Gläubigen sollen solange leiden, bis sie geläutert und heilig genug sind, um künftig in der Gegenwart Gottes bestehen zu können. Das ist doch das typisch religiöse Selbstkasteiungs-Denken in allen Religionen, das letztlich auf eine Selbsterlösung abzielt. Die Schmerzen und das Leid des HErrn Jesus am Kreuz waren ja dann – zumindest für diese Menschen – völlig überflüssig, denn sie erbringen ja selber die Sühnopfer für ihre Sünden! Oder wenn ich an die ganzen Märtyrer denke, die trotz Folter und jahrzehntelanger Einzelhaft in düsteren Kerkern zusammen mit Ratten und stinkendem Fäkalgeruch am Glauben festgehalten und ihren HErrn nicht verleugnet hatten – was für ein entsetzlicher Irrtum, wenn sich dann auf einmal herausstellt, dass es doch noch eine andere »Tür« gegeben hat, durch welche man in das Himmelreich hätte eingehen können, und all die Mühen am Ende gar nicht nötig gewesen wären!“

R: „Das ist ja genau jene typische Unterstellung, die uns immer wieder gemacht wird, indem man uns vorwirft, wir würden ein »anderes Evangelium« lehren, nämlich angeblich einen Heilsweg ohne den Glauben an das Kreuz Christi.“

F: „Ja, ist dem etwa nicht so?“

R: „Nein, auf keinen Fall! Niemand kommt zum Vater als nur durch Ihn (Joh.14:6). Deshalb sagte der HErr ja auch, dass Er nach Seiner Erhöhung am Kreuz »alle zu sich ziehen werde« (Joh.12:32). »Zu Ihm wird man kommen« (Jes.45:24), so wie damals die Menschen aus der ganzen Welt zu Joseph strömten und sich Ihm am Ende als Sklaven verkauften. Der Vater wird Ihm alle Nationen zum Erbteil geben, und Er wird ihre Herzen wie Töpfergefäße zerschmeißen, damit sie zur völligen Buße kommen (Ps.2:8-9). »Es werden sich besinnen und zu dem HErrn umkehren alle Enden der Erde; und vor Dir werden niederfallen alle Geschlechter der Nationen« (Ps.22:27). Alle Angehörigen von Gläubigen, »über deren Namen der HErr angerufen wurde«, damit sie errettet werden mögen, die aber dennoch im Unglauben gestorben sind, werden den HErrn »(eifrig und bis zum Erfolg) suchen« (Apg.15:17, 17:27 GtÜ), denn – und das wird immer wieder vergessen – »Gott will, dass alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen« (1.Tim.2:4).“

F: „Na dann brauchen wir uns ja keine Sorgen mehr machen, wenn das so ist, dass ohnehin alle errettet werden. Wozu brauchen wir dann überhaupt noch das Evangelium verkünden und vom HErrn Zeugnis geben, damit die Menschen HEUTE Buße tun mögen, wenn sie doch ohnehin eines Tages alle errettet werden?!“

R: „Ja, auch mit diesem Vorwurf werden wir leider immer wieder geschmäht, die wir auf einen »Heiland-Gott« vertrauen, »der ein Erretter aller Menschen ist, besonders der Gläubigen« (1.Tim.4:10). Man unterstellt uns völlig zu Unrecht, dass wir gegenüber jenen, die das Evangelium nie gehört haben, gleichgültig wären; dabei ist doch gerade die Hoffnung, dass Gott wirklich alle Menschen erretten will, uns erst recht ein Ansporn, ihnen diese Möglichkeit auch schon heute zu geben, damit sie gar nicht erst an den Ort der Qual kommen. Es ist vielmehr die calvinistische Prädestinationslehre, die die Gläubigen träge gemacht hat. Jene aber, die an den freien Willen des Menschen glauben (Arminianer) müssten eigentlich wegen »unterlassener Hilfeleistung« angeklagt werden; denn sie glauben ja wenigstens an Gottes Heilswillen für alle Menschen, aber tun viel zu wenig dafür, dass ihre Mitgeschöpfe errettet werden.“

F: „Ja, da muss ich Dir wirklich rechtgeben. Durch ihre Tatenlosigkeit beweisen viele Gläubige, dass sie in Wirklichkeit doch nicht ernsthaft an eine ewige Verdammnis für die Verlorenen glauben, sondern hoffen insgeheim, dass Gott am Ende doch noch ein Auge zudrückt. Wir müssen uns in der Tat fragen: Gehen Menschen eines Tages nur deshalb ewig verloren, weil ich Gelegenheiten zum Zeugnis verstreichen ließ? Oder trösten wir uns jedes Mal damit, dass Gott nicht auf uns angewiesen sei oder dass der Mensch ja auch schließlich durch die Natur Gott hätte erkennen können?“

R: „Paulus sagt: »Da wir nun den Schrecken des HErrn kennen, überreden wir die Menschen« (2.Kor.5:11). Ja, wahrlich: »Es ist furchtbar, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen!« (Hebr.10:31). Und selbst wenn die Menschen nur für eine ganz kurze Zeit in den Feuersee kämen, möchte ich mir ihre Qualen nicht vorstellen wollen! Vielleicht ist mit „äonischer Qual“ ja auch der seelische Schmerz gemeint, den die Menschen über ihre Sündenschuld empfinden, also ein ständiges Bereuen.“

F: „Wie kommst Du denn darauf?!“

R: „Überleg doch mal: Der HErr Jesus spricht vom Heulen und Zähneknirschen (Matth.13:42). Wann heult denn wohl ein Mensch? Und wann knirscht er mit den Zähnen? Sind das nicht typische Zeichen von Reue und Selbstvorwürfen? »Ach hätte ich doch nur! Ich Idiot!«, »Wie konnte ich nur so dumm sein!« – Das reicht aber noch nicht. Auch Joseph ließ seine Brüder erst mal noch weiter zappeln, denn sie hatten noch viel zu viel Selbstmitleid und schoben sich gegenseitig die Schuld zu (1.Mo.42:21-23). Erst als Juda bereit war, die ganze Schuld allein auf sich zu nehmen, weil er nicht wollte, dass sein Vater leidet, da erst offenbarte sich Joseph seinen Brüdern (1.Mo.44:33-34). Auch dem Schächer am Kreuz wurde erst in dem Moment das Heil zuteil, als er sagte: »Wir sind zurecht in diesem Gericht, denn wir empfangen, was unsere Strafen wert sind; dieser aber hat nichts Ungeziemendes getan« (Luk.23:41).“

F: „Du glaubst also nicht, dass »der Wurm, der nicht stirbt, und das Feuer, das nicht erlischt«, buchstäblich gemeint sind (Mark.9:44)?“

R: „Wenn es sich um ein echtes Feuer handeln würde, dann müsste doch sowohl der Mensch als auch der Wurm verbrennen. Der Wurm steht für alles, was uns innerlich »wurmt«, wo ich mich also über mich selbst ärgere und zum Nachdenken komme. Außerdem wird der Ort auch die »äußerste Finsternis« genannt (Mat.22:12-13). Buchstäblich »finster« könnte es ja gar nicht sein, wenn die ganze Zeit ein Feuer dort brennen würde. »Äußerste Finsternis« bedeutet, dass es ein Ort ist, wo der Mensch zur Besinnung kommt. Wenn die Mutter ihr Kind zur Strafe in einen Schrank einsperrt, dann kommt das Kind erstmal innerlich zur Ruhe.“

F: „Mir scheint, dass Du die Hölle hier verharmlost. Der HErr Jesus hat bestimmt keine pädagogischen Maßnahmen ergreifen wollten, als Er den Ungerechten zu Seiner Linken sagte: »Gehet von mir, Verfluchte, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln« (Mat.25:41). Das hört sich nicht gerade sehr freundlich und einladend an, sondern eher nach großer, angestauter Wut und Empörung.“

R: „Sicher. Aber Er erklärt ihnen dann ja auch warum. Wozu begründet Er überhaupt noch Seine Entscheidung, wenn sie doch als nächstes ohnehin für immer weggesperrt werden sollen? Wenn Er sie doch sowieso nie mehr wiedersehen wird, weil sie auch keine Berufung gegen ihr Urteil einlegen können, dann braucht Er sich doch auch nicht mehr vor ihnen rechtfertigen, sondern macht einfach die Ofentür auf und rein mit ihnen! Offensichtlich ist es Ihm aber doch wichtig, dass sie noch etwas lernen sollen. Wozu will man aber jemandem die Leviten lesen bzw. eine Lektion erteilen, wenn er sie doch ohnehin nie mehr anwenden kann?“

F: „Nicht schlecht. Aber hast Du mal überlegt, dass Er diese Rechtfertigung gar nicht um ihretwillen abgibt, sondern um der anwesenden jedoch nicht betroffenen Zeugen der unsichtbaren Welt? Es soll sichergestellt werden, dass die Schuldigen ein faires Verfahren hatten. Zudem begründet Er ja auch, warum die »Gerechten« das Reich Gottes ererben sollen.“

R: „Ist Dir mal aufgefallen, dass Er hier gar nicht deren Buße und Bekehrung erwähnt, geschweige denn ihre Taufe? Stattdessen zählt Er nur ihre Werke auf, als ob sie wegen ihrer Werke errettet werden. Auch nennt Er sie gar nicht Brüder, sondern bestätigt ihnen nur, dass sie früher Seinen »Brüdern« Gutes getan haben. Allem Anschein nach handelt es sich hier also gar nicht um Christen, sondern um Ungläubige, die aufgrund ihrer guten Werke begnadigt werden.“

F: „Ja, darauf hatte ich Dich ja schon beim letzten Treffen aufmerksam gemacht (HS 12/16, S.4). Hier stimme ich ausnahmsweise mal mit Dir überein. Aber es handelt sich hier um eine absolute Ausnahme. Gott lässt sich von den Ungläubigen nichts schenken, deshalb sollen alle belohnt werden, die den Gläubigen in der Not beigestanden haben (1.Kön.17:16, 2.Kön.4:9-16). Eine Begnadigung aller Menschen lässt sich daraus jedenfalls nicht ableiten.“

R: „Der HErr Jesus hat in der Bergpredigt aber vielen Menschen eine Verheißung zugesprochen, die zu ihren Lebzeiten ebenfalls noch nicht unbedingt wiedergeborene Christen waren. Kannst Du Dir z.B. vorstellen, dass ein Muslim, der arm im Geiste ist, in das Reich der Himmel eingehen wird? (Mat.5:3). Oder glaubst Du auch, dass einmal alle Trauernden getröstet und alle Sanftmütigen das Land ererben werden, auch wenn sie Hindus waren…? (Mat.5:4-5). Hältst Du es für möglich, dass alle die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten, eines Tages gesättigt werden, auch wenn sie zuvor aufgrund ihrer kommunistischen Überzeugung den Tod fanden? (Mat.5:6). Hältst Du es für denkbar, dass es Barmherzige gibt, denen eines Tages Barmherzigkeit wiederfahren wird, auch wenn sie in ihrem Leben Agnostiker oder gar Atheisten waren? (Mat.5:7). Könntest Du Dir vorstellen, dass ein geistig behinderter Buddhist eines Tages Gott schauen kann, weil er während seines ganzen Lebens reinen Herzens war? (Mat.5:8). Oder glaubst Du, dass es auch unter den Friedensstiftern eines Tages solche geben wird, die Söhne Gottes genannt werden, obwohl sie während ihres Lebens nur für NGOs tätig waren? (Mat.5:9). Kannst Du Dir vorstellen, dass alle, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt wurden in das Reich Gottes eingehen werden, obwohl sie sich nur für die Menschenrechte in Diktaturen eingesetzt haben? (Mat.5:10). Glaubst Du, dass ein Jude, der die geringsten Gebote Gottes tut und lehrt, groß geheißen wird im Reich der Himmel? (Mat. 5:19). Oder hältst Du es für möglich, dass jeder Mensch, der bewusst darauf verzichtet, andere zu richten, nicht gerichtet wird? (Mat.7:1).“

F: „Die von Dir aufgezählten Beschreibungen von Personen aus der Bergpredigt verhalten sich wie Gläubige, und allein solche sind hier wohl auch gemeint. Wenn ein Mensch von Natur schon gewisse hilfreiche Charaktermerkmale mitbringt, dann kann er sie gerne für das Reich Gottes einsetzen. Aber um errettet zu werden, reichen diese Eigenschaften nicht aus, denn das sagt uns der HErr unmissverständlich im Röm.3:28 »Wir urteilen, dass ein Mensch durch Glauben gerechtfertigt wird, ohne (w. getrennt von) Gesetzeswerken«.“

R: „Zuvor sagt er aber auch: »Gott wird jedem vergelten nach seinen Werken: denen, die mit Ausharren in gutem Werke Herrlichkeit und Ehre und Unvergänglichkeit suchen, ewiges Leben; denen aber, die streitsüchtig und der Wahrheit ungehorsam sind, der Ungerechtigkeit aber gehorsam, Zorn und Grimm. Drangsal und Angst über jede Seele eines Menschen, der das Böse vollbringt, sowohl des Juden zuerst als auch des Griechen; Herrlichkeit aber und Ehre und Frieden jedem, der das Gute wirkt, sowohl dem Juden zuerst als auch dem Griechen; denn es gibt kein Ansehen der Person (d.h. parteiisches Urteilen) bei Gott« (Röm.2:6-11). Damit sage ich ja nicht, dass diese nicht auch an den Sohn Gottes glauben müssen, um errettet zu werden, sondern, dass sie sich durch ihr eifriges Suchen eine gute Bedingung schaffen, um sich von Gott finden zu lassen. Die guten Werke der Ungläubigen werden bei Gott nicht einfach unter den Teppich gekehrt, wie viele meinen. Es heißt sogar: »Wer irgend einem dieser Kleinen nur einen Becher kalten Wassers zu trinken gibt im Namen eines Jüngers (d.h. weil er ein Jünger ist), wahrlich, ich sage euch: Er wird seinen Lohn nicht verlieren« (Mat.10:42).“

F: „Ja, Gott ist nicht ungerecht, dass Er vergäße was wir für Ihn getan haben (Hebr.6:10). Fjodor Dostojewski erzählte mal von einer alten bösen Frau, die nach ihrem Tod in die Hölle geworfen wurde. Als sie fürchterlich schrie, erinnerte sich einer der Engel, dass sie mal jemandem eine Zwiebel geschenkt habe in ihrem Leben. Daraufhin boten sie der alten Frau an, dass sie sich an der Lauchzwiebel festhalten möge, um sie aus dem Feuersee herauszuziehen. Doch als sie diese ergriffen hatte, da hängten sich auch viele andere an ihrem Bein fest, die auch alle hinauswollten. Sie aber strampelte mit den Beinen, weil sie die anderen abschütteln wollte. Durch das heftige Strampeln riss aber dann die Lauchzwiebel, so dass am Ende niemand mehr hinausgezogen werden konnte. Ich finde, dass diese Geschichte sehr schön die Unmöglichkeit beschreibt, sich durch eine gute Tat erretten zu lassen. Allein die Erlösungstat Christi kann den Menschen vom Verderben erretten. Wer diese nicht zu Lebzeiten im Glauben angenommen hat, auf den »bleibt der Zorn Gottes« (Joh.3:36). Deshalb heißt es: »Suchet den HErrn, solange Er sich finden lässt, ruft Ihn an, solange Er nahe ist« (Jes.55:6). Wenn der HErr sich darüber hinaus auch noch einigen aus den anderen Religionen erbarmen will, dann ist das Seine Sache, aber wir sollten darauf nicht spekulieren.“

R: „Das ist klar. Einen Anspruch auf Begnadigung können wir aus der Schrift nicht ableiten, und das wäre ja auch ein Widerspruch in sich. Aber mir geht es darum, dass die Gläubigen auch wirklich an die GERECHTIGKEIT Gottes glauben, indem sie diese nachvollziehen und innerlich bejahen können. Gott ist wirklich gerecht, und deshalb wird Er die ungläubigen Menschen »gemäß ihrer Werke« richten und nicht UNgemäß ihrer Werke (Offb. 20:12-13). Am weißen Thron wird kein Stalinistischer Schauprozess« stattfinden, wo ohnehin von vornherein klar ist, dass alle im Grunde über einen Kamm geschert und in den Feuersee geworfen werden. Sonst hätten sich die Engel die Mühe sparen können, jede einzelne Tat in die Buchrollen einzutragen. Selbst über jedes unnütze Wort, das jeder Mensch irgendwann einmal geredet hat, werden sie am Tage des Gerichts Rechenschaft abgeben (Mat.12:36). Dies ist nicht bloß eine rhetorische Floskel gewesen, sondern vom HErrn ernst gemeint. Denn auch jedes gute Wort wird an jenem Tage in die Waagschale gelegt und bei dem Schlussurteil berücksichtigt.“

F: „Dies mag ja bei der Intensität der Qualen eine Rolle spielen, aber nicht bei der Frage, ob der Mensch trotz seines Unglaubens schuldig gesprochen wird.“

R: „Also doch unterschiedliche Temperaturen? Das ist doch absurd! Ein gerechtes Strafmaß kann doch nur durch die individuelle Dauer im Feuersee bestimmt werden. Zur Veranschaulichung kann uns hier die irdische Justiz dienen, die ebenfalls zur göttlichen Justiz gehört und ein Vorspiel und Vorbild zur äonischen Justiz ist. Jedem gerichtlich Verurteilten wird ein bestimmtes Strafmaß zugeteilt: entweder Todesstrafe oder eine zeitlich definierte oder lebenslängliche Freiheitsstrafe. Oberhalb dieser gerichtlichen Strafzumessung waltet das Gnadenrecht der Obrigkeit, das die Strafe mindern oder aufheben kann. Aber auch unterhalb des Gnadenrechts gibt es gesetzliche Ausführungsbestimmungen für den Strafvollzug, die eine Linderung (z.B. durch Freigang oder Erleichterung der Haftbedingungen) oder Abkürzung der Strafe (durch vorzeitige Entlassung) vorsehen.“

F: „Das klingt alles sehr logisch und menschlich nachvollziehbar, aber darum ist es noch lange nicht biblisch. Wir müssen uns frei machen von der Erwartung, dass wir Gottes Gerechtigkeit immer sofort verstehen müssen. Diesen Fehler machte schon Hiob und wurde deshalb von Gott gerügt. Wir müssen auch die Grenzen des menschlichen Verstandes annehmen: »Denn wir sehen jetzt mittels eines Spiegels, undeutlich, dann aber von Angesicht zu Angesicht« (1.Kor.13:12). »Der Gesetzlose verlasse seinen Weg und der Mann des Frevels seine Gedanken; und er kehre um zu dem HErrn, so wird Er sich seiner erbarmen, und zu unserem Gott, denn Er ist reich an Vergebung. Denn Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht Meine Wege, spricht der HErr. Denn wie der Himmel höher ist als die Erde, so sind Meine Wege höher als eure Wege und Meine Gedanken als eure Gedanken« (Jes.55:7-9).“

R: „Die Gedanken Gottes beziehen sich hier jedoch nicht auf eine für uns nicht nachvollziehbare, gnadenlose Verdammung aller Ungläubigen, sondern auf die für uns unvorstellbare Barmherzigkeit und Vergebungsbereitschaft Gottes. Wir Menschen tun anderen von Natur eher Unrecht, weil wir deren Motive und Hintergründe nicht kennen. Gott aber berücksichtigt alles, deshalb ist Er gerechter und zugleich barmherziger als wir.“

F: „Das stimmt nur teilweise: Wir Menschen sind von Natur häufig auch viel toleranter mit der Sünde und den Sündern als Gott es wäre, und wir haben auch keine rechte Vorstellung, wie verheerend sich die Ablehnung der Heilsbotschaft auf die Schuld des Menschen auswirkt. Die Schrift sagt, dass jeder, der seine Schuld leugnet, »Gott zum Lügner macht« (1.Joh.1:10) und in eigener Verantwortung »den Sohn Gottes noch einmal kreuzigen und anprangern« (Hebr.6:6). Der HErr Jesus sagt: »Wenn man dies tut an dem grünen Holze, was wird an dem dürren geschehen!« (Luk.23:31). Unglaube ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine verhängnisvolle Fehlentscheidung mit fataler und unumkehrbarer Folge für die Ewigkeit. Wir alle wissen, dass eine einmal getroffene Entscheidung weitreichende Folgen haben kann, z.B. die Wahl eines unpassenden Lebensgefährten. Und es bereitet uns ja scheinbar keine Mühe, dass eine zeitliche Entscheidung einen ewigen Segen mit sich bringen kann: nämlich, dass die in der Endlichkeit getroffene Entscheidung, umzukehren und an Jesus zu glauben, ewiges Leben bewirkt. Dann ist es aber auch nicht so unvernünftig, sich vorzustellen, dass die Gleichgültigkeit gegenüber dem Evangelium Gottes eine unendliche Folge nach sich ziehen kann.“

R: „Das erinnert mich gerade an jenen zynischen Satz, den ich vor 2 Monaten am Tore des KZ Buchenwald las: »Jedem das Seine«. Zweifellos haben die Gottlosen durch ihren Unglauben und ihre Gleichgültigkeit eine ungeheure Schuld auf sich geladen; aber genauso wenig, wie wir uns anmaßen dürfen, die Sünden der Gottlosen kleinzureden, genauso wenig steht es uns zu, uns unter Berufung auf die Unverstehbarkeit der göttlichen Gerechtigkeit uns zum Ankläger der Schuldigen und zum Verteidiger der göttlichen Ehre aufzuschwingen, wie es die Freunde Hiobs taten. Gott dankte diesen Freunden ihren auf Irrtum und Unterstellung gegründeten Einsatz für Seine Ehre nicht, sondern erzürnte sich sogar darüber (Hiob 42:7-8).“

F: „Aber Du selbst bist es doch, der die ganze Zeit schon die Ehre Gottes verteidigen will, indem Du menschliche Maßstäbe zugrundelegst, um Deine eigene Erwartung an den Urteilsspruch Gottes darzulegen. Wir Menschen gehen immer von großen Massen aus, um uns einen glorreichen Sieg vorzustellen, aber Gott braucht – wie im Falle von Gideon – immer nur eine kleine Schar, um sich zu verherrlichen (Richt.7:2). »Fürchte dich nicht, du KLEINE Herde, denn es hat eurem Vater wohlgefallen, EUCH das Reich zu geben« (Luk.12:32). Ich verstehe ja, dass Du Mitleid hast mit den Verlorenen, aber dies darf nicht dazu führen, dass Du über das Geschriebene hinausgehst (1.Kor.4:6).“

S: „Bisher habe ich immer nur von der Heiligen Schrift her argumentiert und bin der Versuchung nicht erlegen gewesen, die Annahme der unendlichen Verdammung im Hinblick auf die Gerechtigkeit und die Liebe Gottes philosophisch in Frage zu stellen. Denn in der Tat sollen wir »Vernunftschlüsse zerstören und jede Höhe, die sich erhebt gegen die Erkenntnis Gottes und jeden Gedanken gefangen nehmen unter den Gehorsam des Christus« (2.Kor.10:5). Wenn ich die Antiallversöhnungslehre menschlich-philosophisch angreifen wollte, dann wüsste ich gar nicht, wo ich anfangen sollte, denn sie hinkt ja auf allen Seiten. Als Atheist habe ich z.B. damals die Frage aufgeworfen, wie Gott denn von uns erwarten kann, unsere Feinde zu lieben (Mat.5:44) und unseren Brüdern 70 x 7 Mal zu vergeben (Mat.18:22), wenn Er sich angeblich selbst irgendwann nicht mehr dazu in der Lage sieht. Und dann lässt es sich philosophisch gesehen wohl kaum erklären, wie Gott selbst der Inbegriff von LIEBE sein kann, wenn Er Seine eigenen Geschöpfe für alle Ewigkeiten quälen möchte für Taten, die sie aufgrund ihrer angeborene Eigenschaften und Verhaltensweisen nicht aus eigener Kraft überwinden können. Wegen all dieser Fragen habe ich vor 20 Jahren meinen Glauben an den Gott der Bibel verloren. Und es ist allein Gottes unvorstellbare Gnade, dass Er mir diesen 18 Jahre später neu geschenkt hat in Verbindung mit der Einsicht in die biblisch bezeugte Allversöhnung (Kol.1:20).“

F: „Ja, ich erinnere mich, dass Du damals ja sogar ein erbitterter GEGNER der Allversöhnungslehre warst und 1990/91 eine 42-Seiten-lange Widerlegungsschrift verfasst hast, in welchem Du das Buch von Fritz-Henning Baader kritisiertest. Eigentlich kann man heute kaum verstehen, wie aus einem Gegner der Allversöhnung plötzlich ein Befürworter werden kann. Das ist mir persönlich auch ein absolutes Rätsel. Das sind ja alles ganz gewaltige Brüche in Deiner Biographie!“

S: „Wenn man sich einfach mal bewusst macht, dass ich mich ja zum Schreiben meiner Widerlegungsschrift ganz intensiv mit dem Thema auseinandersetzen musste, dann sollte man sich vorstellen können, dass schon allein die Entdeckung eines »Rechenfehlers« irgendwo im Detail dazu führen kann, dass man gezwungen wird, den gesamten Rechenweg und damit auch das Rechenergebnis zu korrigieren. Leider fehlt es hierzu bei vielen an der erforderlichen Aufrichtigkeit. Man findet zwar den einen oder anderen Fehler im eigenen System, aber man ist trotzdem nicht bereit, die geforderte Konsequenz daraus zu ziehen, weil dieser Schritt zu starke Verwerfungen nach sich ziehen kann bis hin zum Ausschluss aus der eigenen Gemeinde, was mir gerade erst vor einem Monat passiert ist.“

F: „Ich will Dir Deine Aufrichtigkeit grundsätzlich nicht absprechen, aber ich bezweifle, dass es allein die von Dir behaupteten »Rechenfehler« waren, die Dich zum Umdenken in dieser Frage geführt haben, sondern auch und vor allem ist doch bei Dir der Wunsch der Vater des Gedankens! Du willst nicht glauben, dass die Mehrzahl der Menschen verloren geht, deshalb versuchst Du mit unzähligen Bibelstellen Deine Wunschvorstellung zu rechtfertigen, indem Du sie eigenwillig auslegst. Aber Du solltest auch mal sehen, dass es menschlich gesehen viel angenehmer ist, an eine Lehre zu glauben, nach der es am Ende ein großes Happy End gibt, anstatt sich demütig unter das Wort Gottes zu stellen, das schlicht und einfach die ewige Pein als Strafe für die Gottlosen bezeugt, auch wenn wir uns selber vielleicht ein anderes Ende wünschen würden.“

S: „Nein, Du irrst Dich, wenn Du glaubst, dass ich mir das mit der Annahme der Allversöhnung leicht gemacht habe. Im Gegenteil habe ich immer wieder Gott gebeten, dass Er mir doch vollkommene Sicherheit und Klarheit in dieser Frage schenken möge aus Seinem Wort und dass Er mich vor Irrtum bewahren möge. Gerade WEIL ich mich in der Vergangenheit oft genug geirrt hatte, bat ich Ihn unterwürfig um »Augensalbe«, dass Er mir zeigen möge, was ich nicht sehe, um nicht wie ein Geisterfahrer in die falsche Richtung zu fahren. Es ist keineswegs angenehm, an einer Lehre festzuhalten, die von der großen Mehrheit der Christen kategorisch abgelehnt und aufs Schärfste bekämpft wird. Niemand möchte doch als Außenseiter dastehen, es sei denn, dass er dazu gezwungen wurde.“

F: „Niemand zwingt Dich, sondern es ist einzig und allein Dein eigener Stolz und Eitelkeit, die Dich daran hindern, aufrichtig Dich den ernsten Gerichtsstellen der Schrift zu stellen und Dich darunter zu beugen. »Es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben; danach aber das Gericht« (Hebr.9:27) – Punkt! Und nichts weiter. Gottes Größe bedeutet nicht, dass Er zugleich auch großmütig sein muss gegenüber den Verbrechen, die in der Welt geschehen sind. Die Täter zu schonen, käme einer Verhöhnung der Opfer gleich. Die Gerechtigkeit Gottes erfordert es, dass Er einen Ausgleich schaffen muss, damit niemand einen Anlass hat, sich über sein Schicksal beklagen zu können, so wie geschrieben steht: »Freuen wird sich der Gerechte, wenn er die Rache anschaut… und der Mensch wird sagen: Fürwahr, es gibt Lohn für den Gerechten; fürwahr, es gibt einen Gott, der auf Erden richtet!« (Ps.58:11).“

S: „Wirst Du Dich auch so freuen, wenn Dein eigener Sohn oder Deine Tochter eines Tages für ewig im Höllenfeuer brennt, weil Du ihnen vielleicht nicht oft genug vom HErrn Jesus erzählt hast? Wirst Du die Herrlichkeit bei Gott wirklich genießen können, wenn Du weißt, dass all Deine Freunde, Verwandten und Arbeitskollegen für immer in Feuersee gequält werden? Und wenn doch verheißen ist, dass »kein Tod mehr sein wird, noch Geschrei, noch Schmerz mehr sein wird«(Offb.21:4) – gilt dass dann nur für den Himmel oder nicht auch überall, wo sich Seine Geschöpfe befinden? Und selbst wenn Gott auf wundersame Weise unsere Erinnerung löschen würde, damit wir nicht mehr leiden müssen, dann würde aber doch immer noch Er selber Schmerz und Mitleid empfinden über all Seine Geschöpfe, die Er nicht zu retten vermocht hat, obwohl Er es wollte.“

F: „Solche Fragen zielen stark auf die Gefühlsebene ab und sind geeignet, Gott förmlich zu nötigen, alle Seine Geschöpfe zu erretten. Gott ist aber souverän in Seinen Entscheidungen und kann immer tun und lassen, was Er will – ohne dass irgendjemand Ihm einen Vorwurf machen dürfte. »Wen Er will, begnadigt Er« (Röm.9:18).“

S: „Keine Frage: Gott ist souverän! Aber diese Souveränität hat Er nicht gegenüber sich selbst, denn Er kann sich z.B. selbst nicht verleugnen (2.Tim.2:13). Gott hat sich selbst an Seine Wesensmerkmale (= Seinen Namen) gebunden, wie Liebe, Licht, Treue, Wahrheit, Huld, Gerechtigkeit und Recht (= die Grundfeste Seiner Thronesmacht, Ps. 89:15, 97:2), womit Seine Vollmacht, ganz im Gegensatz zu der Ihm im Calvinismus unterstellten absoluten Souveränität – eine zu Seinen Wesensmerkmalen abhängige Macht ist. Weil man die vermeintlich unendliche Höllenstrafe aber selbst nicht in Einklang zu bringen vermag mit Gottes absoluter Liebe und Güte, unterstellen manche der Bibel sogar eine göttliche Überlogik, die vom begrenzten Verstand des Menschen prinzipiell nicht verstanden werden kann.“

F: „Selbst wenn Gott tatsächlich den Menschen auch nach dem Tod noch die Möglichkeit zur Umkehr und Rettung einräumen würde – was ja durchaus ein Grund der Freude wäre – so fehlt es mir dafür doch noch zu sehr an klaren und unzweideutigen Schriftzeugnissen. Ich gebe zu, dass sich die Allversöhnung an vielen Stellen indirekt ableiten ließe aufgrund logischer Schlussfolgerungen. Aber wenn Gott uns diese Hoffnung wirklich hätte mitteilen wollen, warum wird sie dann von über 99 % Seiner – durch den Geist Gottes belehrten – Kinder nicht erkannt? Ich weiß nicht so recht… Kann es nicht sein, dass es sich um eine listige Irrlehre der Schlange handelt, um die Menschen von der Furcht Gottes abzubringen? »Hat Gott wirklich gesagt…« (1.Mo.3:1).“

S: „Dass die Allversöhnung nur von 1 % der Gläubigen bisher erkannt wurde, stimmt so nicht. Durch die gesamte Gemeindezeit hat es immer Brüder gegeben, die die Allversöhnung erkannten, auch wenn sich nicht alle immer offen dazu bekannten aus Furcht vor ihren Gegnern, um nicht ausgestoßen zu werden (Joh.12:42).“

F: „Man sagt, dass der Kirchenvater Origenes (185-154 n.Chr.) einer der ersten Allversöhnungsvertreter war. Allerdings stand er sehr unter gnostischem Einfluss.“

S: „Nein. Der erste, der sich zur Allversöhnung bekannte, war Paulus von Tarsus (1.Tim.2:4, 4:10, Röm.5:8, 11:32, 1.Kor.15:22-28, Kol.1:20 etc.). In der Periode von Smyrna (2.-3.Jh.) und Pergamos (ab 4.Jh.) glaubten nicht wenige, auch sehr angesehene Väter der Gemeinde, an die Allversöhnungslehre. Damals kam noch niemand auf die Idee, jemanden wegen seines Allversöhnungsglaubens abzuwerten oder ihn gar als Irrlehrer zu bezeichnen, auch Augustinus nicht, der aber den Siegeszug der Antiallversöhnungslehre in Gang setzte. Nach Augustinus entwickelte sich in der Thyatira-Gemeinde (ab 6. Jh.) eine Unzahl von Irrlehren, die nach und nach zum Glaubensdogma erhoben wurden. Gleichzeitig wurde der Allversöhnungsglaube zunehmend als schlimme Irrlehre verworfen und unterdrückt.“

F: „Aber auch in der Reformationszeit wurde der Glaube an die Wiederbringung (Apokatastasis) abgelehnt.“

S: „Sardes (ab 16.Jh.) brachte die biblischen Grundlagen des Glaubens wieder ans Licht, behielt aber noch viele falsche Lehren der römischen Kirche. Erst Philadelphia (ab 17.Jh.), also der Pietismus, nahm sich die Bibel wieder konsequent als alleinige Grundlage des Glaubens, so dass auch der Allversöhnungsglauben bei vielen wieder auflebte. Philadelphia (=Bruderliebe) achtete und schätzte den anders denkenden Bruder und überwand die Erkenntnisunterschiede, indem man jedem seine eigene Meinung in dieser Frage zugestand. Erst Laodizea (ab 18.Jh.) machte aus der Meinung der Allversöhnung wieder eine Sache der Parteidisziplin, bei der die Mehrheit ihre Meinung der Minderheit aufzwingt oder sie hinauswirft und verketzert.“

F: „Nun, ich selbst denke nicht so, sondern glaube, dass Gott uns nicht nach unseren Glaubensüberzeugungen richten wird, sondern nach unseren Werken. Für unsere theoretischen Ansichten werden wir vom HErrn weder Lob noch Tadel bekommen, sondern Er wird allein prüfen, ob wir in der Liebe gewandelt haben.“

S: „Ja, so ist es, lieber Bruder.“

 

 

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