„Die Nacht ist weit vorgerückt, und der Tag ist nahe.
Laßt uns nun die Werke der Finsternis ablegen
und die Waffen des Lichts anziehen.“

(Röm.13:12)

– Das 6. Gebot

Die 10 Gebote

 

Das 6. Gebot

»Du sollst nicht töten« (2.Mo.20:13)

Genau genommen muss es richtig heißen: »Du sollst nicht morden«, denn zwischen den Verben »morden«, hebr. רָצַח RaZaCh, und »töten«, hebr. מוּת MUT – wörtlich »sterben (lassen)« – wird auch in der Bibel deutlich unterschieden. »Töten« ist ja ganz allgemein ein Akt, der in bestimmten Situationen legitim sein kann, während ein Mord immer das Kennzeichen der Verwerflichkeit hat. Wenn ich z.B. eine Mücke töte, verhindere ich dadurch, dass sie mich sticht; und bei dem geringen Wert, den eine Mücke (vielleicht als Nahrung für Vögel) hat, hat ihr Tod in solch einer Situation sicherlich einen höheren Wert. Eine solche Interessenabwägung findet auch bei der Frage statt, ob man Tiere töten darf, um sie zu essen. Außer den Vegetariern bzw. Veganern haben die meisten Menschen damit kein Problem. Aber wie ist das beim Menschen? Kann es auch Fälle geben, bei denen das Töten von Menschen erlaubt ist? Doch bevor ich die Frage vom Wort Gottes her beleuchte, möchte ich kurz aus eigenen Erfahrungen berichten.

Sind wir überhaupt fähig, zu töten?

Als ich 15 Jahre alt war, wurde ich von jemandem aufgefordert, vier Hundewelpen zu erschlagen. Wie jeder andere Jugendliche war auch ich eigentlich nicht in der Lage, so etwas Grausames und Abartiges zu tun. Aber der Druck, der auf mir lastete, war so groß, dass ich es tatsächlich machte. Nach der Tat stand ich völlig unter Schock und konnte selber nicht verstehen, dass ich dazu überhaupt in der Lage war. Bis heute verfolgt mich noch das Quicken der kleinen Vierbeiner, wenn ich an den Moment denke, als ich sie erschlug, und bis heute frage ich mich, wie ein einziger Befehl bewirken konnte, dass ich für einen Moment jegliches Mitgefühl verlor. Es waren zwar nur Tiere und keine Menschen, aber man fand heraus, dass man Personen allein durch einen Befehl dazu bringen kann, ihr Gewissen völlig auszuschalten, um dann unbekannte Menschen zu quälen und sogar deren Tod in Kauf zu nehmen (das sog. »Milgram-Experiment«). Dies erklärte dann auch, warum die Deutschen sich von den Nazi-Schergen z.T. zu »willigen Vollstreckern« machen ließen, obwohl diese doch zugleich ganz normale Familienväter waren.

Ein paar Monate nach dieser Tierquälerei hätte ich dann beinahe tatsächlich einen Menschen getötet. Ich war mit meiner Schwester Diana auf dem Dachboden unseres Elternhauses und wir machten zusammen Späße. In meinem Übermut griff ich zu einem Luftgewehr, weil ich dachte, dass es nicht geladen sei, und schoss auf meine Schwester. Sie sank in sich zusammen und ich nahm zunächst an, dass sie nur Spaß machte. Es dauerte eine Weile bis mir klar wurde, dass ich sie getroffen hatte. Doch Dank sei Gott konnte die Kugel durch eine OP noch rechtzeitig entfernt werden. Daraufhin nahm ich mir vor, dass ich nie im Leben mehr eine Waffe anrühren würde.

Damals war ich auch sehr oft in Schlägereien verwickelt, die nicht selten vor Gericht endeten. Nachdem der HErr mich aber dann ein Jahr später errettete, las ich in der Bergpredigt: »Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Auge um Auge und Zahn um Zahn. Ich aber sage euch: Widerstehet nicht dem Bösen, sondern wer dich auf deine rechte Wange schlägt, dem halte auch die andere hin« (Mat.5:38-39 ELB). Da wurde mir klar, dass ich mich von nun an auch besser nicht mehr an Schlägereien beteiligen sollte und auch erst recht nicht am Wehrdienst. Als ich dann mit 18 gemustert wurde, schrieb ich einen Brief ans Kreiswehrersatzamt, in welchem ich mithilfe zahlreicher Bibelstellen nachwies, dass ein Christ sich nicht am Wehrdienst beteiligen könne. Zu meiner großen Überraschung wurde mein Antrag auf Kriegsdienstverweigerung zunächst abgelehnt. In der Begründung wies man mich darauf hin, dass sie nicht von mir wissen wollten, was die Bibel zu dem Thema sage, sondern warum ICH nicht am Kriegsdienst teilnehmen könne aus Gewissensgründen. Ich fragte mich, wo denn der Unterschied sei und rief den Ausschussvorsitzenden an. Er sagte mir, dass auch er ein wiedergeborener Christ sei, aber ein anderes Verständnis von der Bibel zu diesem Thema habe. Unabhängig von dieser Frage, sei er aber gehalten, nur solche Anträge zu bewilligen, aus denen sich deutlich eine nachvollziehbare Gewissensnot des Verweigerers ergäbe. Daraufhin schrieb ich einen neuen Antrag, in welchem ich mein natürliches Harmoniebedürfnis und meine Friedfertigkeit beschrieb, der dann auch bewilligt wurde.

Je mehr ich dann in der Folgezeit auch andere Christen kennenlernte, umso überraschter war ich, dass die Ablehnung des Kriegsdienstes bei Christen gar nicht so selbstverständlich war, wie ich immer dachte. Ein alter Bruder wies mich auf die Gefahr des Kommunismus hin, der sich damals in den 80er Jahren noch weltweit ausbreiten wollte und dem die christlichen Nationen Einhalt gebieten müssten. »Was würdest Du tun« fragte mich der Bruder, »wenn ein Russe Deine Mutter getötet hätte und als nächstes Deine Schwester vergewaltigen wollte und Du eine Waffe hättest, um einzugreifen – was würdest Du in dem Moment tun?!« – »Als erstes würde ich auf die Knie gehen und beten« erwiderte ich. »Bis Du damit fertig bist, hätte er Deine Schwester aber schon längst vergewaltigt und getötet!« – »Nein, hätte er nicht!« entgegnete ich, »denn inzwischen hätte Gott mein Gebet schon erhört und es wäre niemand zu Schaden gekommen. Außerdem: wenn ich ihn getötet hätte, wäre er für alle Zeit verloren und könnte sich nicht mehr rechtzeitig noch bekehren, um errettet zu werden. Ich hingegen müsste mir in alle Ewigkeit Vorwürfe machen, dass ich an seinem Schicksal mitschuldig bin und könnte diese Gewissenslast kaum ertragen.«

„Soldaten sind Mörder!“ – stimmt das?

Diese provokante Behauptung stammt aus einem Zitat von Kurt Tucholsky 1931 und wird seither immer wieder von Pazifisten verwendet, um zum Nachdenken anzuregen. Die Folge waren oftmals Strafanzeigen wegen Beleidigung oder Volksverhetzung, u.a. auch von Politikern wie Franz-Josef Strauß, die aber meistens mit einem Freispruch endeten. Zuletzt entschied das Bundesverfassungsgericht 1995, dass diese Aussage mit dem Recht auf Meinungsfreiheit gemäß Artikel § 5 des Grundgesetzes gedeckt sei.

Unabhängig von der juristischen Bewertung stellt sich aber die Frage nach der inhaltlichen Richtigkeit der Behauptung. Tatsächlich ist Krieg ja immer ein Massenmord, aber sind deshalb auch die Soldaten zugleich »Mörder«? In Einzelfällen mag sicher auch dies zutreffen, dass z.B. Soldaten der Wehrmacht aufgrund fleischlicher oder ideologischer Enthemmung aus Mordlust töteten und dadurch auch Kriegsverbrechen begingen. Aber die meisten Soldaten töten ja nicht willentlich, sondern sind nur »willenlose Werkzeuge« ihrer Befehlshaber. Diese aber sind im Grunde doch die eigentlichen Mörder, wohingegen die Soldaten ja vor allem ihren Lebensunterhalt bestreiten wollen und dadurch sogar ihr eigenes Leben aufs Spiel setzen. In Friedenszeiten dienen Armeen auch einfach nur der Abschreckung, um das Blutvergießen zu verhindern, ähnlich der Polizei. Wenn die Abschreckung jedoch nicht mehr funktioniert, weil z.B. die islamistischen Selbstmordattentäter sich damit den Himmel verdienen wollen, sind sie am Ende doch gezwungen, sich an Kriegshandlungen in selbst weit entfernten Ländern zu beteiligen.

Für uns als Gläubige stellt sich neben moralischen Erwägungen aber vor allem die Frage, wie die Heilige Schrift das Töten im Krieg bewertet. Wir wissen, dass der HErr im Alten Bund den Kindern Israel befahl, die Völker Kanaans zu vertreiben, um ihr Land in Besitz zu nehmen. Dabei sollte in der Regel »alles Männliche« getötet werden, im Falle der Midianiter aber auch die Ehefrauen (4.Mo.31:17) und im Falle von Jericho sogar die Nutztiere (Jos.6:21). Die Ungläubigen werfen hier den Israeliten Völkermord vor und sehen in Jahwe einen »blutrünstigen Machthaber«. Dabei übersehen sie, dass der Mensch als Geschöpf Gottes nicht das Recht hat, so zu leben, wie es ihm gefällt, sondern er ist verpflichtet, nach den Geboten Gottes zu leben, »denn das soll jeder Mensch tun« (Pred.12:13). Und selbst wenn ihnen der Wille Gottes vielleicht unbekannt war, so konnten sie dennoch Gott erkennen (Röm.1:18-21) und durch ihr Gewissen auch merken, ob ihr Tun richtig oder falsch ist (Röm. 2:14-16). Gott gab diesen Völkern viel Zeit zur Buße und ließ die Kinder Israel solange in Ägypten, bis das Maß der Ungerechtigkeit dieser Nationen »voll« war (1.Mo.15:16). Sie hatten neben Inzucht und Sodomie auch ihre Kinder dem Götzen Molech durchs Feuer gehen lassen und sich durch all diese Gräuel so sehr verunreinigt, dass der HErr »ihre Ungerechtigkeit heimsuchte, und das Land spie seine Bewohner aus« (3.Mo.18:25). Wir können davon ausgehen, dass ein Krieg oder eine Naturkatastrophe (wie z.B. der Tsunami von 2004) ein Gericht Gottes ist, weil ein Volk eine Gnadenfrist fruchtlos verstreichen ließ. Von daher war es also kein Völkermord, sondern die Vollstreckung des göttlichen Rechtsurteils, den die Kinder Israel an den Kanaanitern verübten (5.Mo.9:4-5; 18:12). Auch bei den Massakern, die die Engländer an den Indianern oder die Spanier an den Maya und Inkas verübten, wird oft übersehen, dass diese Völker zuvor selber andere Volksstämme abgeschlachtet und ausgerottet haben. Bekanntlich hatten auch diese den Göttern Kinder geopfert und teilweise sogar Menschenfleisch gegessen. Vor Gott bleiben aber all diese Gräuel nicht ungesühnt, damit die Menschen lernen, Ihn zu fürchten.

Der Holocaust

Als ich vor fast 30 Jahren anfing, Spanisch zu lernen, stutzte ich, als ich in der spanischen Bibel immer wieder das Wort »holocausto« las, wo eigentlich das Wort »Brandopfer« steht. Später erfuhr ich, dass der Begriff Holocaust tatsächlich ein »vollständiges Verbrennen«, abgeleitet von gr. hOLOS = ganz und KAUSO’Oo = brennen. In der Tat war ja der z.T. industriell betriebene Massenmord an ca. 6 Millionen Juden wie die Hölle auf Erden und mit kaum einem anderen Verbrechen in der Menschheitsgeschichte vergleichbar. Vielen Deutschen waren die Gräueltaten des NS-Regimes nicht bewusst und sie reagierten teils mit Unglauben teils mit Scham, als sie nach dem Krieg davon erfuhren. Manche wollen bis heute nicht wahrhaben, dass diese systematische Vernichtung der Juden in Europa tatsächlich stattgefunden hat und glauben bereitwillig den pseudowissenschaftlichen Geschichtsverfälschern der rechten Szene, die mit immer neuen »Beweisen« versuchen, die Verbrechen der Nazis zu vertuschen oder zu verharmlosen. Leider haben sie auch unter den Gläubigen einige gefunden, die ihnen Glauben schenken.

Dabei ist der Holocaust eine erwiesene Tatsache und gehört zu den am besten erforschten Ereignissen der Zeitgeschichte. Viele Tausende von Zeugenberichten überlebender Opfer und Täter sowie Hunderttausende Gerichtsakten wurden inzwischen von anerkannten Historikern vielfach untersucht, überprüft und sorgfältig dokumentiert. Davon wollen die Leugner jedoch nichts wissen, sondern sie glauben an eine geheime jüdische Weltverschwörung, die die Macht hat, sogar die Berge an Koffern, Wertgegenständen und Haaren in Auschwitz samt allen Fotos zu fälschen sowie all die Zeugenberichte zu erfinden, nur um die armen Deutschen zu ärgern. Dabei stehen solche Glaubensgeschwister durch das Leugnen der Verbrechen ihrer deutschen Vorfahren in Gefahr, das Maß ihrer Väter voll zu machen (Mat.23:29-32). Den Holocaust als planmäßige Lüge des Judentums darzustellen, hat zur Folge, dass dieses Volk von seinen Feinden und immer mehr Menschen als Verbrechervolk angesehen wird, das im Grunde kein Lebensrecht hat. Damit bereitet man den nächsten Holocaust an den Juden vor, der in Sach.13:8 angekündigt ist. Diese Beschuldigung der Juden ist deshalb indirekter Mord an den Juden (vgl. 5.Mo.19:16-19).

Als ich mich vor vielen Jahren mal mit Studenten über den Holocaust unterhielt, äußerte ich die Feststellung, dass der Holocaust eine Bestrafung Gottes an Seinem Volk war, weil sie den Messias verworfen hatten. Daraufhin sagte einer von ihnen: »Simon, für diesen Satz würde ich Dir am liebsten in die Fresse hauen!« Ich war etwas erschrocken und überlegte kurz, ob ich wirklich etwas Falsches gesagt hatte. Für einen Atheisten ist es natürlich schwer verdaulich, wenn man ihm erklärt, dass Jahwe den Kindern Israel den Segen und den Fluch vorgelegt hatte und sie durch ihren »Vertragsbruch« indirekt den Fluch als Konsequenz gewählt haben (3.Mose 26, 5.Mose 28). Ich erklärte ihnen aber auch, dass diese Bestrafung nur zeitlich befristet sei und der HErr verheißen hatte, dass Er sich Israels wieder erbarmen werde am Ende der Tage, wenn sie sich zu Ihm bekehren, und dass Er sie aus allen Völkern sammeln würde, um sie wieder in das Land ihrer Väter zurückzubringen, was sich ja seit der Gründung des Staates Israel 1948 tatsächlich erfüllt (5.Mo.30:2-5).

Ist Militärdienst im Neuen Bund erlaubt?

Nach meinem Dafürhalten ist die Frage schon beantwortet durch jene Worte des HErrn über die rechte und die linke Wange. Dennoch sind auch heute viele Christen davon überzeugt, dass der Pazifismus unbiblisch sei, weil eine Obrigkeit verpflichtet ist, ihr Volk vor fremden Mächten zu schützen, die ihm schaden wollen (z.B. der islamistische Terror). Hier wird die Legitimität von Waffengewalt damit begründet, dass die Obrigkeit ihr   »Schwert nicht umsonst trägt« (Röm.13:4). Schließlich habe doch auch der HErr Jesus Seine Jünger dazu aufgefordert, ein Schwert zu kaufen (von dem Erlös eines Oberkleides) (Luk.22:36), und sei es auch nur zur Abschreckung und Abwehrung von Räubern. Diesen Sinn aber hatten die Jünger nicht alle verstanden, denn als sie den HErrn verhaften wollten, griff Petrus ja zum Schwert und hieb dem Knecht des Hohepriesters das Ohr ab (Mat.26:51). Daraufhin befahl Jesus ihm: »Stecke dein Schwert an seinen Platz; denn alle die das Schwert nehmen, werden durch das Schwert umkommen« (Mat.26:52). Ergänzend dazu sagte der HErr dann noch: »Den Kelch, den mir der Vater gegeben hat, soll ich den nicht trinken?« (Joh.18:11).

Wir sollen uns in Verfolgungszeiten nicht wehren, so wie der HErr sich nicht gewehrt hat, selbst wenn sie unseren Leib töten wollen (Luk.12:4). Spätestens wenn der Antichrist regieren wird, dann gilt für uns: »Wenn jemand mit dem Schwerte töten wird, so muss er mit dem Schwerte getötet werden. Hier ist das Ausharren (w. das Untenbleiben unter dem Auferlegtem) und der Glaube der Heiligen (gefragt)« (Mat.26:52). Ein gläubiger Soldat, der sich aber im Ernstfall weigert, zu schießen, täuscht nicht nur seine Vorgesetzten, sondern gefährdet möglicherweise auch das Leben seiner Kameraden, die sich auf ihn verlassen haben. In Zeiten von Auslandseinsätzen ist die Wahrscheinlichkeit, in kriegerische Einsätze zu geraten, um ein Vielfaches erhöht als noch zur Zeit des Kalten Krieges.

Hier wird nun der Einwand erhoben, ob es denn fair und vorbildlich sei für einen Christen, wenn er anderen die »Drecksarbeit« überlassen würde, das Heimatland zu schützen und den Frieden zu wahren. Müsste es denn nicht an jedem Orte Jünger Jesu geben, die Ihn bezeugen? Und hat etwa Johannes der Täufer zu den Soldaten gesagt, sie sollten sofort ihren Dienst quittieren, als sie ihn fragten, was sie tun sollten? Stattdessen sagte er ihnen: »Misshandelt und erpresst niemand, und begnügt euch mit eurem Sold« (Luk.3:14). Tatsächlich soll ja ein jeder in dem Stand bleiben, in welchem er berufen wurde (1.Kor. 7:20), und solange man sich nicht an Angriffskriegen beteiligt sondern nur an der Friedenssicherung, hilft man doch schließlich auch, dass unruhige Länder wie Afghanistan oder Kongo sich beruhigen.

Andererseits haben wir Christen als Fremdlinge und Bürgerrechtlose auf Erden gar nicht den Auftrag, den Frieden auf Erden zu sichern, erst recht nicht mit Waffen, denn diese Welt hat ohnehin keine Verheißung. Die Welt soll erst mal Buße tun und zu ihrem Schöpfer umkehren! Der verheißene »Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen« aus Luk. 2:14 in der Lutherbibel beruht auf einer späteren Lesart. Richtig muss es heißen: »auf Erden Frieden in den Menschen (des) Wohlgefallens (o. des guten Meinens)«, also eben nicht global! Für alle, die sich nicht aktiv um Gottes Wohlgefallen gekümmert haben, gilt stattdessen: »Kein Friede den Gesetzlosen!« (Jes. 48:22). Der HErr Jesus ist ja gerade NICHT gekommen, »Frieden auf die Erde zu bringen, sondern das Schwert« (Mat. 10:34). Wir sollen zwar den »Frieden der Stadt suchen« (Jer.29:11), aber nicht durch Frieden-Demos, sondern durch das Gebet (1.Tim.2:1-3). Unser Friede hingegen ist der HErr Jesus selbst (Eph.2:14, Röm.5:1). Und durch diesen wahren »Friedefürsten«, der in uns Wohnung genommen hat, hat sich auch die Verheißung in Jes.2:4 schon heute anbruchmäßig erfüllt: »Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen schmieden und ihre Speere zu Winzermessern… und sie werden den Krieg nicht mehr lernen«.

Nun könnte man einwenden: Das erfüllt sich doch erst im 1000jährigen Reich, aber bis dahin heißt es »bis ans Ende Krieg, Festbeschlossenes von Verwüstungen« (Dan.9:26, Offb.6:4). Hätte das christliche Europa sich im 16. Jh. nicht gegen die Invasion der Türken zur Wehr gesetzt, dann wäre Europa heute muslimisch. Thomas von Aquin (1225-1274 n.Chr.) hielt es für eine »Blutspflicht« vor Gott, das eigene »Vaterland« zu verteidigen, indem er die Vaterlandsliebe als eine »Schuld den Blutsverwandten gegenüber« bezeichnete (Summa Theologica, Band 3: Die Blutspflichtverbundenheit).

Die Väter der – wegen ihrer Verweigerung der Teilnahme am staatlichen Götzendienst vom Staat immer wieder verfolgten – Smyrna-Gemeinde hingegen vertraten ein ausnahmslos geltendes Tötungsverbot für Christen. So erteilte z.B. Tertullian (155-240 n.Chr.) eine Absage an jeden Waffengebrauch: »Wie könnte der Christ Krieg führen, wie könnte er selbst in Friedenszeiten Soldat werden, ohne das Schwert zu tragen, das der HErr verboten hat?« (De Corona) . Die angesehene Römische Kirchenordnung des Hippolyt (170-235 n.Chr.) schreibt kategorisch vor: »Wenn ein Taufbewerber oder Gläubiger Soldat werden will, dann weise man ihn zurück, denn er hat Gott verachtet«. (Traditio Apostolica). Origenes (185-254 n.Chr.) schrieb: »Wir Christen… lernen keine Kriegskunst mehr, denn wir sind Söhne des Friedens geworden durch Christus«.

Legalisiertes Töten

Seit Charles Darwin 1859 sein unsägliches Werk »Über die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl« schrieb, hat nicht nur die Gottlosigkeit in der Welt zugenommen durch den Aberglauben  an die Evolutionstheorie, sondern es wurden auch Milliarden von Menschen getötet, weil man sie für »unwertes Leben« hielt, und zwar nicht nur in der NS-Zeit, sondern bis heute:

  • Euthanasie

    Der Nationalsozialismus war ein System einer entfesselten totalitären Macht, in welchem die Menschen teilweise in dem Wahn lebten, über dem Gesetz und der Moral zu stehen, so als ob sie selber über Leben und Tod entscheiden können. Darwin hatte ja gelehrt, dass im »Kampf ums Dasein« nur die Starken, d.h. die Angepasstesten, überleben würden, während die Schwachen auf der Strecke blieben. Seine Nachfolger leiteten daraus die Idee einer künstlichen Züchtung ab, die sie als »Rassenhygiene« (Eugenik) bezeichneten. Der NS-Staat nahm sich das Recht heraus, durch Zwangssterilisationen und durch systematische Ermordung von Behinderten und psychisch Kranken, selber zu entscheiden, wer durch seinen Nutzen für die Gesellschaft ein Recht auf Leben behalten dürfe und wer nicht. Euphemistisch wird diese systematische Tötung bis heute »Euthanasie« genannt (wörtl. übersetzt »Wohl-Tötung = wohl (angemessene oder verdiente) Tötung«, von gr. ÄU- = wohl und ThA´NATOS = Tod). Die Verantwortlichen für diese Mordaktionen rechtfertigten sich später damit, dass schon Martin Luther in einer seiner Tischreden das Ersäufen von geistig Behinderten empfohlen hatte.

    In einer Predigt vom 03.08.1941 über Luk.19:41 brachte der katholische Bischof C. A. Graf von Galen den Mut auf, den Massenmord an den von den Nazis als »unwertes Leben« betrachteten Behinderten öffentlich anzuprangern. Ihm war bewusst, dass er sich dadurch in Lebensgefahr gebracht hatte, denn die Nazis schreckten nicht davor zurück, auch Geistliche zu verhaften und sie im KZ Buchenwald zu foltern und zu töten (wie z.B. der Märtyrer Paul Schneider). Er stellte sogar eine Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Münster, weil die Euthanasie selbst nach dem noch geltenden Gesetz des Dritten Reiches eine Straftat war. Hitlers Stellvertreter Rudolf Heß erwog, von Galen hängen zu lassen, aber Joseph Goebbels wollte keine katholischen Märtyrer während des Krieges schaffen, und schlug vor, von Galen erst »nach dem Endsieg« zu beseitigen, da von Galen eine Berühmtheit war unter den Katholiken im Münsterland.

  • Abtreibung

    Eigentlich bedarf es keiner näheren Begründung, dass natürlich auch die Tötung ungeborener Menschen ein MORD ist, auch wenn die Tat selbst von vielen Weltmenschen wie eine Virusinfektion betrachtet wird, von der man sich mal eben ärztlich »heilen« lässt, so als ob nie etwas gewesen wäre. Deshalb spricht man heute ja auch verharmlosend von einem »Schwangerschaftsabbruch«, so als würde man ein geplantes Vorhaben abbrechen, weil man sich anders entschieden hat. Dass aber in diesem Moment das Leben eines neuen Menschen ausgelöscht wird, der in gleicher Weise ein Recht auf Leben hat, wird dabei völlig außer Acht gelassen, weil man diesen Menschen nur als »Zellklumpen« betrachtet. Dabei sollte man schon aus dem Biologieunterricht gelernt haben, dass es von dem Moment der Befruchtung der Eizelle an kein einschneidendes Ereignis mehr gibt, das den Menschen in seiner Entwicklung erst vollständig zum Menschen macht, denn sein gesamtes Entwicklungspotential ist in diesem Moment schon vorhanden.

    Da ich mich schon vor 15 Jahren zu diesem Thema häufig im Internet geäußert hatte, wurde ich schon zweimal von Sat1 in eine Talkshow eingeladen, wo ich diese Zusammenhänge erklären durfte. Da aber Abtreibung in Deutschland nicht strafrechtlich geahndet wird, glauben viele, dass sie erlaubt bzw. moralisch vertretbar sei. Man wertet eben die egoistischen Interessen der Mutter – bzw. derer, die die Mutter dazu drängen – höher als die Interessen des Ungeborenen.

    Die Abtreibung wurde schon von den Gemeindevätern scharf verurteilt. Tertullian schrieb: »Ein vorweggenommener Mord ist es, wenn man eine Geburt verhindert; es fällt nicht ins Gewicht, ob man einem Menschen nach der Geburt das Leben raubt oder es bereits im werdenden Zustand vernichtet. Ein Mensch ist auch schon, was erst ein Mensch werden soll – auch jede Frucht ist schon in ihrem Samen enthalten« (Apologeticum 9.8). Eine Glaubensschwester erzählte mir mal, dass ihr alkoholsüchtiger Ehemann sie damals zwang, ihr gemeinsames Kind abzutreiben. Auf dem Weg zur Klinik ging sie an einer Kirche vorbei, und irgendwie spürte sie das Verlangen, diese zu betreten. Im Vorraum las die dann einen Bibelspruch an der Wand: »Ich werde nicht sterben, sondern leben, um die Taten des HErrn zu erzählen« (Ps.118:17). Daraufhin verließ sie die Kirche und ging wieder nach Hause, denn der HErr hatte deutlich zu ihr geredet, dass ihr Kind leben solle.

    Gerät eine Mutter durch eine ungeplante Schwangerschaft wirklich in eine große Notlage, dann kann sie ihr Kind ja auch zur Adoption freigeben. Dagegen ist vom Wort Gottes her nichts einzuwenden. Eines der berühmtesten Adoptivkinder in der Bibel war Moses. So wie damals, geraten auch heute viele junge Frauen unter gesellschaftlichen Druck, ihr Kind einfach »wegzumachen«. Aber seine Mutter (und sein Vater, der seinen Kopf dafür hinhielt) vertraute dem HErrn, dass Er schon auf das Kind aufpassen würde (Hebr.11:23) und wurde schließlich zu Moses Amme. Auch wir hatten vor 20 Jahren mal so einen Fall, dass eine Glaubensschwester aus Peru, die bei uns als Au-pair-Mädchen arbeiten wollte, nach 2 Wochen plötzlich ein Kind bekam, von dem sie nichts wusste. Als sie dann nach Peru zurückkehrte, bat sie uns, den »Moisés« zu behalten, um für ihn in Deutschland Adoptiveltern zu suchen, da sie in Peru nicht gut für ihn sorgen könne. Nachdem wir für ihn die nötigen Unterlagen beschafft hatten, wurde Moisés dann einige Wochen später von einem kinderlosen Ehepaar adoptiert. Und als er vor zwei Jahren 18 J. alt wurde, stand er plötzlich vor unserer Tür und wollte von uns Näheres wissen über seine leibliche Mutter.

  • Sterbehilfe

    Aktive Sterbehilfe

    Außer in Holland, Belgien und Luxemburg ist die aktive Sterbehilfe (Tötung auf Verlangen) in allen Ländern der Welt verboten, weil man einen Missbrauch verhindern möchte. Die Bibel berichtet von zwei Fällen, nämlich Abimelech (Richt.9:54) und Saul (2.Sam.1:9-10), in denen das Leiden von Sterbenden auf deren eigenen Wunsch gewaltsam beendet wurde. Beide waren keine gottesfürchtigen Menschen, sondern haben selber viel unschuldiges Blut vergossen. Sie eignen sich also nicht zu Vorbildern.

    Passive Sterbehilfe

    Hierunter versteht man nicht nur die selbstverständliche Begleitung eines sterbenden Menschen, sondern das Zulassen eines begonnenen Sterbeprozesses durch Verzicht, Abbrechen oder Reduzieren lebensverlängernder Behandlungsmaßnahmen, aufgrund einer entsprechenden Patientenverfügung. Kurz bevor meine Mutter 2015 starb, gab man ihr keine Flüssigkeit mehr, weil ihre Beine ohnehin schon stark angeschwollen waren, sondern beträufelte nur noch ihre Lippen. Die moderne Medizin kann aber einen Schwerstkranken über diverse Geräte noch sehr lange am Leben erhalten, der unter normalen Umständen schon längst gestorben wäre. »Kein Mensch hat Macht über… den Tag des Todes…« (Pred.8:8), aber gerade die Ungläubigen versuchen diesen immer weiter hinauszuzögern. Ein Kind Gottes sollte sich hier wirklich durch viel Gebet von Gott leiten lassen, ob es z.B. einer Chemotherapie zustimmen sollte, denn selbst wenn diese »Erfolg« hätte, stellt sich die Frage, ob wir nicht besser daran getan hätten, unser Weiterleben ganz in Gottes Hände zu legen. Wir wissen, dass es dem Hiskia gar nicht gut bekam, dass er von Gott noch weitere 15 Jahre geschenkt bekam, denn danach fiel er in eine gewisse geistliche Gleichgültigkeit (vgl. 2.Kön.20:19 u. 2.Chr.32:31) und zeugte einen Sohn, der zum gottlosesten König von allen aus Juda wurde. Der Tod ist ja nichts Schlimmes für einen Frommen, sondern »kostbar in den Augen des HErrn« (Ps.116:15). »…auf dass sie ruhen von ihren Arbeiten, denn ihre Werke folgen ihnen nach« (Offb.14:13).

  • Suizid

    Wenn ein Mensch unter Depressionen oder einer schweren Krankheit leidet, die mit starken Schmerzen verbunden ist oder seine Lebensqualität erheblich einschränkt (z.B. als Querschnittgelähmter), dann wünscht sich so manch einer den Tod herbei, so wie auch Hiob. Seine Frau konnte sein Leid kaum mehr mit ansehen und empfahl ihm indirekt den Suizid, den Hiob jedoch aus Gottesfurcht ablehnte: »Da sprach seine Frau zu ihm: Hältst du noch fest an deiner Vollkommenheit? Sage dich los (Genauer: Verabschiede dich) von Gott und stirb! Und er sprach zu ihr: Du redest, wie eine der Törinnen redet. Wir sollten das Gute von Gott annehmen, und das Böse sollten wir nicht auch annehmen?« (Hiob 2:9-10 ELB). Hiob dachte gar nicht daran, sich das Leben zu nehmen, sondern bat vielmehr Gott darum, dies zu tun: »dass es Gott doch gefiele, mich zu zermalmen, dass Er Seine Hand losmachte und mich vernichtete! So würde doch mein Trost sein, und ich würde frohlocken in schonungsloser Pein, dass ich die Worte des Heiligen nicht verleugnet habe« (Hiob 6:9-10 ELB). Am Ende erwies sich seine Geduld als äußerst lohnend, denn er bekam alles doppelt erstattet. »Von dem Ausharren Hiobs habt ihr gehört, und das Ende des HErrn habt ihr gesehen, dass der HErr voll innigen Mitgefühls und barmherzig ist« (Jak.5:11).

    Erstaunlicherweise war es in der Bibel aber nie unerträgliches Leid, das die die Menschen in den Freitod trieb, sondern häufig Fälle von verlorener Ehre oder um sich befürchtetes künftiges Leid zu ersparen. Besonders erbärmlich erscheint uns hier der Fall des Ahitophel, der sich das Leben nahm, weil man ausnahmsweise mal nicht auf seinen Rat gehört hatte (2.Sam.17:23). Er ahnte wahrscheinlich, dass die Verwerfung seines Rates zum Untergang Absaloms führen könnte, und dass er selbst dann als Verräter hingerichtet werden würde. Das aber wollte er sich lieber ersparen. Ungewöhnlich ist auch das ungeplante, spontane »Selbstmordattentat« von Simson, das Gott ihm gewährte, um sich an seinen Feinden zu rächen, weil sie ihm die Augen ausgestochen hatten (Richt.16:23-31). Auch wenn seine Wutausbrüche nicht geistlich waren, gebrauchte der HErr sein ungestümes Wesen, um die Philister zu bestrafen. Im Neuen Testament gibt es nur Judas Iskariot, der sich aus Reue und Verzweiflung erhängte (Mat.27:5). Manche sehen hier einen Widerspruch zu Apg.1:18, wo es heißt: »Dieser nun hat zwar von dem Lohn der Ungerechtigkeit einen Acker erworben und ist, kopfüber gestürzt, mitten entzweigeborsten, und alle seine Eingeweide sind ausgeschüttet worden«. Wahrscheinlich ist der Ast gebrochen, an dem er hing, und die Leiche einen Abhang hinuntergestürzt, wobei der Bauch aufgeschlitzt wurde. Und den Acker hat er indirekt »erworben«, weil der Kauf ja erst durch den Verzicht auf seinen Lohn möglich wurde.

  • Verschuldete Unfälle

    Während heute der Verursacher eines Unfalls mit Todesfolge häufig straffrei ausgeht, jedoch für den Personenschaden haftet, musste ein Jude im Alten Bund einen durch Fahrlässigkeit verursachten Unfall nicht selten mit seinem Leben bezahlen (2.Mo.21:12, 23, 29). Das Prinzip »Leben um Leben, Auge um Auge, Zahn um Zahn« brachte endlich eine verbesserte Gerechtigkeit im Vergleich zu den völligen Übertreibungen in vorsintflutlicher Zeit, wie Lamech sagte: »Einen Mann erschlug ich für meine Wunde und einen Jüngling für meine Stieme! Wenn Kain siebenfach gerächt wird, so Lamech siebenundsiebzigfach« (1.Mo.4:23-24). Da wir als Christen niemandem etwas schuldig sein sollten, außer ihn zu lieben (Röm.13:8), stellt sich hier die Frage, ob man als Christ nicht eine Haftpflichtversicherung haben sollte, um im Falle eines versehentlichen Personenschadens auch zahlen zu können, damit der Geschädigte nicht auf den Kosten sitzen bleibt. Andererseits dürfen wir aber auch im beständigen Gebet auf den HErrn vertrauen, dass Er uns bewahrt vor Schaden, damit wir niemandem zur Last fallen müssen. Man kann hier also keine Regel aufstellen, sondern es ist eine persönliche Frage des Gewissens und des Glaubens jedes Einzelnen.

    Der Brudermord

    Von einem »Morden« ganz anderer Art spricht der HErr Jesus in Mat.5:21-22: »Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht morden; wer aber morden wird, der wird dem Gericht verfallen sein. Ich aber sage euch, dass jeder, der seinem Bruder zürnt, dem Gericht/(Orts)gericht verfallen sein wird; wer aber (zu) seinem Bruder (o. aufgrund seines Bruders) sagt: „RAKA´!“ Dem Hohen Rat verfallen sein wird; wer aber sagt: „MOoRÄ´!“ Der Gehenna des Feuers verfallen sein wird« (GtÜ).

    Mein Freund und Bruder Bernd Fischer bemerkt hierzu in seinem GtÜ-Kommentar: »Das in Matth. 5:22 gebrauchte Wort für MORä’H ist abgeleitet von MaRa´H: widerspenstig sein, Widerspenstiger (wörtl. Erbitterter, Rebell, Unbändiger, Rebellierer gegen Gott, Antigöttlicher; Feind der Menschheit, der kein Mensch mehr istAlso ein Totalverwerfungsurteil über den Bruder). MOoRÄ‘ würde als griechisches Wort (Ruffall von MOoRO’S, töricht) ‚Du Törichter/ Tor‘ bedeuten und wird leider von vielen Übersetzern auch so aufgefasst… M.E. konnte, ja musste jeder denkende griechische Leser erkennen, dass, wenn das erste Wort RAKA´ aus dem Aramäischen ReQa´H (= leer) transkribiert ist (d.h. RAKA´= Inhaltsloser, Wertloser, Wertloses Produzierender), es das zweite ebenfalls sein muss. Selbst der HErr Jesus hätte sich ja sonst durch die Anrede an die Pharisäer ‚Ihr Toren!‘ in Mat.23:17 schuldig gemacht.

    Widerspenstig sein gegen Gott ist eine krasse Form der Abweisung Gottes, die nach Hebr.12:25 im Neuen Bund noch viel schwerer wiegt als im Alten. Deshalb stellt das Urteil ‚MORä’H, Widerspenstiger‘ über den Bruder im Glauben, den Bruder in Christus, diesen als einen dar, der die Unterordnung unter Gott und Christus ablehnt, sich rebellisch gegen sie auflehnt, der den Treuebund mit Ihnen gebrochen und praktisch aufgekündigt hat und somit gar kein wirklicher Bruder mehr ist.

    Mit ‚Bruder‘ meint der HErr hier aber nicht nur den Glaubensbruder, den Bruder in Christus, sondern darüber hinaus auch den Bruder in Adam, den Nächsten, den Mitmenschen. In diesem Fall kennzeichnet ‚MORä’H, Widerspenstiger‘ den Mitmenschen als einen, der sich gegen jede menschliche Ordnung auflehnt, sich außerhalb der menschlichen Gesellschaft, ja des Menschseins überhaupt stellt und nicht mehr als Mitmensch anzusehen und zu behandeln ist. Antichristliche ldeologien, wie Nationalsozialismus und Kommunismus, haben über ganze Menschengruppen solche Urteile ausgesprochen und verbreitet und in millionenfachen physischen Mord umgesetzt. Der uns gebotene Gegensatz zu MORä’H steht in 1.Petr.2:17: »Allen Menschen erweist Wertschätzung«.

    Im Textzusammenhang von Matth.5:21-22 ist RAKA‘ Kennwort für ein Abwertungsurteil bzw. TEILverwerfungsurteil und MORä’H für ein TOTALverwerfungsurteil über den Bruder… Auch ein RAKA‘-Urteil (Abwertungsurteil), das jemand ausgesprochen hat, könnte sich, wenn es von der Gesamtgemeinde Jesu auf Erden (z.B. von mindestens 71 dazu berufene Christen als eine gewisse Entsprechung zum Synedrium der Juden) geprüft würde, als nicht schuldhaft erweisen. Aber weil diese Prüfung praktisch heute kaum verwirklichbar ist, sollte man das hohe Risiko eines Abwertungs- oder Teilverwerfungsurteils über den Bruder lieber nicht eingehen bzw., wenn es einem doch unterlaufen ist, es der Liebe gemäß abmildern oder widerrufen. Maßvolle und sachliche brüderliche Kritik am Bruder ist jedoch kein schuldhaftes RAKA´-Urteil. Wenn sie das öffentliche Wirken des Bruders betrifft, kann oder muss sie auch unmittelbar öffentlich geäußert werden wie z.B. Gal.2:14. Nur wo ein Wahn herrscht, kann sogar sachlich-brüderliche Kritik zum ‚Zeugnis des Wahnhaften‘ (5.Mos.5:20) werden und zum Brudermord beitragen.

    Für ein Totalverwerfungsurteil (MORa’H-Urteil) über den Bruder oder Mitmenschen gibt es prinzipiell keine Möglichkeit der Rechtfertigung, sondern damit spricht man sich zugleich selbst das Urteil für das Feuergericht. Ein MORä’H-Urteil sollten wir auch im Herzen nicht dulden, und wenn es schon unter die Leute gekommen ist, sollten wir es bald und intensiv widerrufen.« (GtÜ-Bibel, Bemerkung zu Mat.5:22)

    Verbotenes Richten

    Es besteht heute leider eine große Verwirrung unter Gläubigen bezüglich des Richtens. Einerseits wird dort, wo vor der Sünde gewarnt oder sie auch konkret aufgedeckt wird, oftmals unberechtigt der Vorwurf erhoben, man würde »richten«, obwohl die liebevolle Zurechtweisung des Bruders uns ausdrücklich geboten ist (3.Mo.19:17, Mat.18:15, Luk.17:3, Gal.6:1, 1.Kor.5:12, 1.Thes.5:14, 2.Thes.3:6, Jak.5:19-20). Und andererseits wird in Fällen, wo der HErr oder die Apostel uns ausdrücklich verboten haben, ein Urteil zu fällen, hemmungslos geurteilt und verurteilt (Mat.7:1-2, Luk.6:37, Röm.14:3-4, 10-13, 1.Kor.4:5, Jak.4:11-12).

    Wo aber ist uns nun das Richten geboten und wo ist es uns verboten? Wir können nur beurteilen, was wir wirklich wissen, d.h. mit eigenen Augen gesehen oder aus zuverlässiger Quelle gehört haben. Was wir aber nicht wirklich wissen können und nur reine Vermutung bzw. Spekulation ist, z.B. die Gesinnung eines Menschen, das sollen wir nicht beurteilen und können es in Wirklichkeit auch gar nicht, weil es nur Gott selbst zukommt (1.Kor.4:5). Zu Letzterem zählt auch die Frage, ob jemand wiedergeboren ist oder nicht. Die Frage ist nicht nur müßig, sondern auch irrelevant. Denn maßgeblich ist ja gar nicht das vergangene, verborgene Handeln Gottes an einem Menschen, sondern das gegenwärtige, sichtbare Handeln des Menschen, das wir erkennen und beurteilen sollen, so wie geschrieben steht:

    »Wenn aber der Gottlose umkehrt von allen seinen Sünden, die er getan hat… so soll er gewiss leben… Aller seiner Übertretungen, die er begangen hat, soll ihm nicht gedacht werden; wegen seiner Gerechtigkeit die er geübt hat, soll er leben…« Diese Worte werden von den Gläubigen heute gerne angenommen in Bezug auf die Bekehrung und Errettung durch den HErrn Jesus. Aber auch die weiteren Worte gehören zu den unveränderlichen Rechtsprinzipien Gottes, die heute aber von vielen verdrängt werden: »Wenn aber ein Gerechter von seiner Gerechtigkeit umkehrt und unrecht tut, nach allen Gräueln tut, die der Gottlose verübt hat, sollte er leben? Aller seiner gerechten Taten, die er getan hat, soll nicht gedacht werden; wegen seiner Treulosigkeit, die er begangen und seiner Sünde, die er getan hat, soll er sterben« (Hes. 18:21-24).

  • Nachdem ich mich mit 16 bekehrt hatte, blieb ich dem HErrn 12 Jahre lang treu und wandelte auf Seinen Wegen. Doch dann fiel ich vom Glauben ab und lebte wie ein Gesetzloser und zwar 18 Jahre lang. Wäre ich in jener Zeit gestorben, wäre ich verloren gewesen. Doch Gott gelang es, mich wieder zurückzuholen aus der Finsternis, denn vor 3 Jahren wurde ich vom HErrn erneut zum Leben erweckt. Ich tat Buße von meinen Sünden und ließ mich von Ihm geistlich erneuern, dass ich wieder begann, dem HErrn Jesus in Treue zu folgen und von der Sünde abzulassen. »Vielen bin ich wie ein Wunder« (Ps.71:7). Doch es gab sowohl solche, die meine damalige Abkehr vom Glauben in Frage stellten, als auch solche, die annahmen, dass ich damals noch nicht wirklich wiedergeboren war, denn mein Schicksal passte nicht so recht in ihr Lehrkonzept.

  • Ein Bruder behauptet sogar bis heute stur, dass ich nicht wirklich Buße getan und umgekehrt wäre, weil er aus Hebr.6:4-6 schließt, dass ein Abgefallener »nicht mehr zur Buße erneuert werden« könne. Ich wies ihn darauf hin, dass es tatsächlich kein Mensch fertig gebracht hatte, mich zur Umkehr zu bewegen, aber dass »bei Gott alle Dinge möglich sind« (Mark.10:27). Vor allem aber war es doch mein verändertes Denken und Handeln, das Zeugnis davon gab, wie Gott mich verändert hatte. Können denn aus einem schlechten Baum gute Früchte kommen? (Mat.7:16-18). Das alles beeindruckte ihn aber nicht, weil er wahnhaft an seiner Bibelauslegung von Hebr.6:4-6 festhalten wollte. Da ich in seinen Augen nun ein unerrettbarer Gottloser war, glaubte er, mich als »Heuchler« und »Psychopath« beschimpfen zu dürfen. Dass er sich in diesem Urteil aber irren könnte, kam ihm nicht in den Sinn. Gott wird aber genau die gleiche Härte und Unnachsichtigkeit mit uns üben, wie wir sie selbst bei anderen für rechtmäßig halten (Mat.7:2).

    Von daher ist es erschreckend, mit welchem Leichtsinn und Vermessenheit man sich heute erlaubt, einen andersdenkenden Gläubigen als »Satanisten« oder als »Diener Satans« zu bezeichnen, weil man meint, der HErr Jesus habe die an Ihn gläubig gewordenen Juden (Joh.8:31), die gegen Ihn opponierten, ja schließlich auch als vom Teufel geleitet beurteilt (Joh.8:44). Aber ER wusste, dass sie es waren, während wir uns nur anmaßen, es zu wissen! Tatsächlich ist das aber ein Brudermord, besonders wenn es öffentlich geäußert wurde, der den Verlust des ewigen Lebens zur Folge hat, denn »ihr wisset, dass kein Menschenmörder ewiges Leben in sich bleibend hat« (1.Joh.3:15). Deshalb sollten wir uns hüten, einem Bruder leichtfertig den Glauben abzusprechen oder ihn gar als »Schlangenbrut« zu beschimpfen, denn für all solche Flüche werden wir uns einmal verantworten müssen (Mat.12:36).

  • Das Ausschließungsurteil einer Gemeinde

    Wenig Beachtung findet heutzutage das von Paulus verhängte Ausschließungsurteil, das er in 1.Kor.5:1-5 der Gemeinde nahelegt für einen Bruder, der in schwerer Sünde lebte (in diesem Fall Blutschande). Im Alten Bund erfolgte der Ausschluss aus der Gemeinde vor dem Exil durch Hinrichtung des Sünders. Unter Fremdherrschaft ohne Tötungsvollmacht wurde der Ausschluss ohne Tötung vollzogen (Esra 10:8; vgl. Neh.13:28). Im Neuen Bund ist der in Mat.18:17 vom HErrn angewiesene Ausschluss (aus der Gesamtgemeinde, nicht nur der Ortsgemeinde) gleichbedeutend mit der Übergabe an den Satan gemäß 1.Kor.5:3-5. Dies ist eine Anwendung der der Gemeinde vom HErrn gegebenen Vollmacht zum Binden und Lösen (Mat.18:18; Joh.20:23).

    Das Ausschließungsurteil der Gemeinde führt meist nicht zum schnellen Tod des Sünders, sondern es geht dabei vorrangig darum, den sündigen Bruder am Fortschreiten in der Sünde zu hindern, indem er z.B. krank oder siech wird und vor der Zeit stirbt (vgl. 1.Kor.11,30-32), um sein Sündenkonto nicht weiter zu erhöhen, da er andernfalls den zweiten Tod im Feuersee erleiden wird. Deshalb ordnet Paulus in leiblicher Abwesenheit aber in geistiger Anwesenheit an, »In dem Namen unseres HErrn Jesus, wenn ihr und der meinige Geist zusammengeführt worden sind zusammen mit der Kraft unseres HErrn Jesus, den so Beschaffenen dem Satan (zweckbestimmt) zu übergeben zur Vertilgung/Zerstörung des Fleisches, damit der Geist errettet werde am Tag des Herrn Jesus« (1.Kor.5:4-5 GtÜ). Die durch das zweckbestimmende »DAMIT« ausgedrückte Begründung gibt uns auch einen ernsten Hinweis darauf, dass bei einem fahrlässigen Ausbleiben eines solchen Gemeindegerichts, der Geist eines solchen Sünders fatalerweise NICHT gerettet wird am Tage des HErrn Jesus. Denn wenn er auch ohne ein solches Gemeindegericht errettet wird, dann würde sich dieses doch erübrigen.

    Heute werden leider nur noch von Satanisten Bannsprüche verhängt, weil die Gemeinde sich diese Autorität nicht mehr zutraut.

    Die Übergabe an den Satan ist das stärkste Gnadenmittel Gottes, um einen Gläubigen am Sündigen zu hindern, damit er nicht verloren geht.

     

 

 

 

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