„Die Nacht ist weit vorgerückt, und der Tag ist nahe.
Laßt uns nun die Werke der Finsternis ablegen
und die Waffen des Lichts anziehen.“

(Röm.13:12)

– Das 5. Gebot

Die 10 Gebote

Das 5. Gebot

»Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit deine Tage lange währen in dem Land, das der HErr, dein Gott, dir gibt.«  (2.Mo.20:12 ELB)

 

Wie dankbar dürfen wir Gott sein, dass Er uns dieses gar nicht so selbstverständliche Gebot in unser Lebensbuch geschrieben hat!

Stellt Euch nur mal eine Welt vor, in welcher die Eltern nicht mehr geachtet werden! Teilweise haben wir das ja heute schon durch die zunehmende Gesetzlosigkeit, leider sogar unter Gläubigen! Da werden Eltern von ihren Kindern schon häufig mit Vornamen angeredet und manchmal so beschimpft, als würden sie sich mit Ihresgleichen auf dem Schulhof streiten. Aber auch als Erwachsene werden die eigenen Eltern heutzutage in Altenheime abgeschoben, obwohl dies kein Zeichen von Ehre ist (Spr.23:22). Die Pharisäer waren ja der Meinung, dass sie ihre Eltern nicht mehr versorgen müssten, wenn sie stattdessen das Geld für das Werk Gottes spenden, was der HErr Jesus ihnen aber zurecht als ein Auflösen des Ehrgebotes vorwirft (Mark.7:9-13).

An diesem Beispiel sehen wir auch, dass die 10 Gebote auch im Neuen Bund eine uneingeschränkte Gültigkeit behalten und nicht etwa abgelöst wurden durch neue Gebote des HErrn Jesus, wie es heute viele Christen meinen. Wie selbstverständlich zitiert Paulus das 5. Gebot, nachdem er zuvor anordnet: „Ihr Kinder, gehorcht (grundsätzlich und ständig) euren Eltern im HErrn. Denn dies ist gerecht. »Halte (grundsätzlich und ständig) wert deinen Vater und (deine) Mutter«, welches ist das erste Gebot mit Verheißung: »damit es dir wohl wird/werden kann und du lange Zeit sein wirst auf der Erde«“ (Eph.6:1-3 GtÜ).

Die Einfügung „im HErrn“ ist keineswegs eine Einschränkung i.S.v. „sofern sie im HErrn sind (also gläubig)“, sondern wie B. Fischer schreibt: „»Im HErrn« bedeutet »in (Übereinstimmung mit dem) HErrn«, »im (Rahmen dessen, was der) HErr (bestätigt und geboten hat)«. In diesem Rahmen dürfen und sollen die Eltern auch Ge- und Verbote geben, die über die biblischen Gebote hinausgehen (s. Jer. 35, Kol 3:20 »in allem«), ohne ihnen zu widersprechen.“

 

Meine eigenen Erfahrungen

Als wir noch klein waren, erklärte unsere Mutter uns, dass wir als Kinder unsere Eltern immer wertachten sollten, und zwar deshalb, weil meine Mutter immer sehr viel Mühe mit uns hatte, sei es durch die 9 Monate der Schwangerschaft oder die vielen Jahre der Fürsorge und Erziehung, in denen sie all ihre Zeit und Kraft aus Liebe zu uns investiert hatte. Das leuchtete mir schon als Kind ein, weshalb ich dieses Gebot auch von Herzen innerlich bejaht habe.

Meine Mutter hatte selbst eine sehr schwere Kindheit, aber sie wollte unbedingt, dass wir es einmal besser haben sollten, weshalb sie sich Erziehungsratgeber kaufte und immer wieder mit uns 4 Kindern zur Erziehungsberatungsstelle ging, wenn sie nicht weiter wusste. Sie liebte uns über alles, aber wir müssen wohl ziemliche Rabauken gewesen sein, weshalb sie die Sommerferien nutzte, um sich von uns für 6 Wochen zu erholen, indem sie uns zur Kinder- und Jugendverschickung vom Caritas weggab, wo wir z.T. sehr schikaniert wurden.

Meinen Vater habe ich immer bewundert, denn er war fleißig, sparsam, unkonventionell und hatte eine starke Persönlichkeit. Aber er war während unserer Kindheit nur selten zuhause, so dass ich eigentlich erst mit 17 J. eine echte freundschaftliche Beziehung zu ihm aufbauen konnte, als er mich ein Jahr lang jedes Wochenende zur Versammlung begleitete; vorher ging er nur mal gelegentlich auf dem Flur an uns Kindern vorbei, wenn er gerade vom Nachtdienst im Krankenhaus nach Hause kam, um sich dann gleich umzuziehen für seine 2. und 3. Nebentätigkeit, durch welche er etwa 20 Std. am Tag abwesend war. Auch das war sicherlich ein Grund, warum auch ihre Ehe 1995 nach 30 Jahren zerbrach.

Als ich 18 wurde, bat mich meine Mutter, das Haus zu verlassen und zu den Geschwistern aus Bremen-Blumenthal zu ziehen, da sie meinen religiösen Fanatismus nicht mehr ertragen konnte. Einen Monat später beschwerte sich meine Mutter am Telefon bei mir, warum ich sie eigentlich nie mal anrufen würde. Ich sagte ihr: „Mutti, ich bin jetzt ein Kind Gottes und folge dem HErrn Jesus nach. Wenn Du diesen Weg nicht mitgehen willst, dann haben wir keine Gemeinsamkeiten mehr. Der HErr sagt: »Wer ist meine Mutter und meine Brüder? … wer Gottes Willen tut, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter« (Mark. 3:33+35 ELB). Aber Du willst den Willen Gottes nicht tun, deshalb habe ich jetzt eine andere Mutter.“ Daraufhin fing meine Mutter an zu weinen und sagte: „Wenn Du wüsstest, wie Du mich damit verletzt!“ – So wie meine Ausweisung durch sie nicht gottgemäß war, war auch meine Antwort an sie nicht gottgemäß, aber sie bewirkte doch Gutes, denn zwei Monate später bekehrte sich meine Mutter.

Während der 5 Jahre, die ich bei den Geschwistern wohnte, musste ich mir immer wieder in den Predigten der Hausversammlungen anhören, dass „die Jüngeren sich den Älteren unterordnen“ sollten (1.Petr.5:5), und ich fragte mich jedes Mal, was ich denn noch alles tun müsse, um den Geschwistern meine Hochachtung zu erweisen. Denn ich war doch schon ihr „lieber Junge“, und sie hatten mich wie einen Sohn angenommen. Ich durfte sogar regelmäßig predigen und sie ließen mich spüren, dass ich ihr ganzer Stolz war. Aber vielleicht war es gerade ihre Furcht davor, dass ich eines Tages aufmüpfig werden könnte aufgrund meiner Begabungen, dass sie mir immer wieder meine Stellung als „Jüngeren“ ins Gedächtnis rufen wollten.

Doch dann entdeckte ich eines Tages jene wunderbaren Worte in Klag.3:22-32, die ich dann auswendig lernte: „Es ist gut, dass man still warte auf die Rettung des HErrn. Es ist gut für einen Mann, dass er das Joch in seiner Jugend trage. Er sitze einsam und schweige, weil Er es ihm auferlegt hat. Er lege seinen Mund in den Staub: vielleicht gibt es Hoffnung. Dem, der ihn schlägt, reiche er den Nacken dar, werde mit Schmach gesättigt. Denn der HErr verstößt nicht auf ewig…“ Kaum ein Text in der Bibel beschrieb besser meine Gefühlslage in jener Zeit und bewegt mich sogar heute noch, wenn ich es lese. Ein junger Mensch muss lernen, sein Vertrauen ganz auf den HErrn zu stützen und nicht mehr auf sein eigenes Können oder die Bewunderung der anderen, weil er nur dadurch innerlich reifen kann.

Heute bin ich selber Vater einer wohlgeratenen Tochter, die inzwischen auf Lehramt studiert und habe als Malermeister auch schon viele junge Lehrlinge ausgebildet. Da ich selber viel gelitten habe während meiner Ausbildung, habe ich viel Verständnis und Geduld mit meinen Lehrlingen, die ich wie ein Trainer ermutige und tröste. Die meisten von ihnen haben nur einen sehr niedrigen Intelligenzquotienten, weil sie durch Alkohol- und Drogenmissbrauch ihre Gehirnzellen dauerhaft geschädigt haben. Einige waren schon wegen Diebstahl und Schlägereien im Gefängnis oder in der Psychiatrie und sehen in mir ein Vorbild, dem sie nacheifern wollen, um endlich aus dem Sumpf ihres Lebens herauszukommen. Als Christ lade ich sie dabei immer wieder ein, ihr Glück allein in Jesus Christus zu suchen, der immer bei ihnen ist, wenn sie Ihn in ihr Leben aufnehmen.

 

Was bedeutet eigentlich »EHREN«?

Das hebräische Wort KaBhe´D bedeutet eigentlich „schwer (machen)“, sowohl im positiven Sinn von ehren, d.h. jemandem ein großes Gewicht beimessen, als auch im negativen Sinn: Nachdem der Pharao den Dienst der Kinder Israel zunächst „schwer gemacht hat“, machte er später sein eigenes Herz „schwer“, indem er sich verstockte. F.H. Baader übersetzt das Wort mit „beherrlichen“, also den Eltern Herrlichkeit zumessen. Umgangssprachlich sagen wir ja auch, dass jemandes Meinung „gewichtig“ sei oder sogar „Gold wert“ (Klag. 4:2). Dies kann man sich auch ganz buchstäblich vorstellen: Wenn ich jemanden z.B. aus Dankbarkeit einen schweren Pokal aus purem Gold schenken würde, dann bringt er danach auch mehr Gewicht auf die Waage, weil ich ihn damit „schwer gemacht“ habe. Wie dies in Einzelfällen dann aussieht, dafür gibt uns die Bibel eine ganze Menge Beispiele:

–   Ehrfurcht und Bewunderung üben

Es reicht überhaupt nicht aus, jemanden nur mit Worten zu ehren. Als erstes muss einmal die Einsicht in uns reifen, dass ältere Menschen schon ein langes und entbehrungsreiches Leben auf dem Buckel haben und deshalb unseren hohen Respekt verdienen. Hier bedarf es also einer grundlegende Bewunderung und Ehrfurcht vor den Älteren, so wie schon im Gesetz steht: „Vor grauem Haar sollst du aufstehen und die Person eines Greisen ehren, und du sollst dich fürchten vor deinem Gott. Ich bin der HErr“ (3.Mo.19:32 ELB).

Sehr schön beschreibt Hiob diese Ehrfurcht, die die Menschen vor ihm hatten, als er noch reich und gesund war: „Die Jünglinge sahen mich und verbargen sich, und die Greise erhoben sich und blieben stehen; die Fürsten hielten die Worte zurück und hielten die Hand auf ihren Mund; die Stimme der Vornehmen verstummte und ihre Zunge klebte an ihrem Gaumen. Denn wenn das Ohr von mir hörte, so pries es mich glücklich, und wenn das Auge mich sah, so legte es Zeugnis von mir ab… Sie hörten mir zu und harrten und horchten schweigend auf meinen Rat. Nach meinem Wort sprachen sie nicht noch einmal, und auf sie träufelte meine Rede. Und sie harrten auf mich wie auf den Regen und sperrten ihren Mund auf wie nach dem Spätregen. Ich lächelte ihnen zu, wenn sie kein Vertrauen hatten, und das Licht meines Angesichts konnte sie nicht trüben. Ich wählte für sie den Weg aus und saß als Haupt und thronte wie ein König unter der Kriegsschar, wie einer der Trauernde tröstet“ (Hiob 29:8-11, 21-25). Im Grunde sollen ältere Geschwister das Wesen Gottes darstellen, d.h. Seine Würde und Barmherzigkeit, damit sich die Jüngeren dadurch Gott besser vorstellen können. Und dann ist die Ehrfurcht auch eine ganz normale Reaktion.

 

  • Den Eltern aus Liebe zu Gott gehorchen

Wenn wir über die Geschichte reden, wie Abraham bereit war, seinen Sohn zu opfern, dann steht für uns meistens Abraham im Mittelpunkt, weil er trotz der Liebe zu seinem Sohn, dennoch Gott gehorchen wollte, indem er sogar glaubte, dass Gott ihn anschließend sofort aus den Toten auferwecken könnte (Hebr.11:17-19). Es lohnt sich aber, auch mal auf den Gehorsam von Isaak zu achten, wie er – als Bild auf das Lamm Gottes – sich völlig vertrauensvoll in den Willen seines Vaters fügte und ihn dadurch ehrte. Ein heutiger Jugendlicher hätte vielleicht gesagt: „Papa, was soll das?! Jetzt latschen wir schon 3 Tage in dieser Einöde, und du hast mir immer noch nicht verraten, was das eigentlich alles soll. Ich bleibe jetzt stehen und gehe erst weiter, wenn du mir erklärt hast, was du eigentlich vorhast!“

Isaak hingegen gab sich mit der Antwort seines Vaters zufrieden und vertraute ihm völlig, dass er schon alles richtig machen würde, weil er ein frommer Mann war. Und selbst, als Abraham ihn fesselte und auf das Holz auf dem Altar legte, um ihn zu schlachten, hat sich Isaak überhaupt nicht gewehrt. Diese ungewöhnliche Ergebenheit unter den Willen des Vaters finden wir übrigens auch bei der Tochter von Jephta (Richt.11:36-39).

Es gibt aber auch einen indirekten Gehorsam gegenüber den Eltern, der sogar dann noch gewährt ist, wenn man z.B. nicht auf die dement kranke Mutter hört oder dem alkoholkranken Vater gewaltsam die Flasche entreißt, denn diese hätten ein solches Handeln durchaus bejaht, als sie noch klar bei Verstand waren. Einen solchen Fall finden, wir auch bei Gideon, als er ohne seinen Vater zu fragen die Götzenbilder zerstörte, weil er Gott mehr gehorchen musste als Menschen (Richt.6:27). Der Vater verstand dies und hat seinen Sohn später sogar noch verteidigt. Wenn ein Kind für den HErrn eifert, dann kann dies auch die Eltern beschämen und sie sollten ihr Kind lieber darin bestärken, als es zu maßregeln. Auch die Eltern vom HErrn Jesus verstanden, dass Er Seinem himmlischen Vater mehr verpflichtet war als ihnen, weshalb sie Seine Erklärungen bereitwillig annahmen (Luk.2:48-51, Joh.2:4-5). Dies ist sicherlich auch die wahre Bedeutung der Worte Jesu in Luk.14:26, dass wir im Vergleich zu Ihm sogar unsere engsten Familienangehörigen „hassen“ sollten, d.h. ihren Bedürfnissen keinen Vorrang geben sollen vor dem Willen Gottes, damit wir wahre Jünger des HErrn werden mögen. Hier haben wir aber schon das nächste Stichwort:

  • Sich die berechtigten Bedürfnisse der Eltern ganz zu eigen zu machen

Vater oder Mutter zu ehren, kann niemals durch einen „Kadavergehorsam“ gelingen, sondern muss eine Herzensüberzeugung sein. Gute Kinder achten auf die Vorlieben ihrer Eltern und versuchen, ihren Bitten zuvor zu kommen, weil sie jede Gelegenheit nutzen, um ihre Liebe zu ihnen zum Ausdruck zu bringen. Meine Mutter hat uns dies oft zum Vorwurf gemacht, dass wir immer erst auf Befehle warteten bis wir gehorchten, anstatt ihr schon im vorauseilenden Gehorsam eine Freude zu bereiten. Grund war vor allem die Rivalität, die wir als Geschwister unter einander hatten. Wir fürchteten immer, dass wir vom anderen irgendwie übervorteilt werden konnten, indem wir mehr taten als sie. Hier können gläubige Eltern den Kindern beibringen, dass sie ja in Wirklichkeit alles für den HErrn tun und auch von Ihm belohnt werden.

In der Bibel finden wir in Joseph einen treuen Sohn, der seinem Vater regelmäßig Bericht erstattete, was die Leute sich von dem bösen Treiben seiner Brüder erzählten (1.Mo.37:2). Jakob liebte seinen Sohn auch deshalb, weil er erkannte, dass er die Interessen seines Vaters und den Ruf seiner Familie höher achtete als die Loyalität zu seinen Brüdern, die seine Verschwiegenheit gar nicht richtig verdient hätten. In einer Großfamilie wird es kaum vermeidbar sein, dass ein Kind mehr geliebt wird als die anderen, aber wir sehen, dass dies manchmal auch tragische Folgen haben kann für die anderen.

Im Buch der Sprüche finden wir eine ganze Menge an Ratschlägen, die Salomo seinen eigenen Söhnen aber wohl auch anderen in ihr Lebensbuch geschrieben hat:

„Mein Sohn, bewahre das Gebot deines Vaters, und verlass nicht die Belehrung deiner Mutter“ (Spr.6:2 ELB). „Ein weiser Sohn erfreut den Vater, aber ein törichter Sohn ist seiner Mutter Kummer“ (Spr.10:1 ELB). „Mein Sohn, wenn dein Herz weise ist, so wird auch mein Herz sich freuen… Hoch frohlockt der Vater eines Gerechten, und wer einen Weisen gezeugt hat, der freut sich seiner“ (Spr. 23:15+24 ELB). Dies erinnert uns an die Worte des alten Johannes: „Ich habe keine größere Freude als dies, dass ich höre, dass meine Kinder in der Wahrheit wandeln“ (3.Joh.4 ELB). Eine größere Ehre gibt es wohl auch kaum für gläubige Eltern.

 

  • Die Blöße des Vaters nicht aufdecken

Wir alle kennen die Geschichte, wo Ham seinen nackten und betrunkenen Vater schlafend im Zelt entdeckte. Aber anstatt ihn heimlich selber zuzudecken, erzählte er es seinen Brüdern, wohl mit der Absicht, sich darüber lustig zu machen. Seine Brüder aber, obwohl sie das Gesetz Gottes nicht kannten, handelten instinktiv und deckten ihren Vater zu, ohne ihn dabei anzuschauen (1.Mos. 9:20-23). Die Folge war ein fehlende Segen für Ham (Verse 24-27), unter dem bis heute die Nachfahren Hams zu leiden haben (die Afrikaner), der aber ersetzt wird, wenn sie an den HErrn Jesus gläubig und dadurch Söhne Abrahams werden (Gal.3:7-9).

Tatsächlich war es im Gesetz verboten, die Blöße des eigenen Vaters aufzudecken (3.Mo.18:7). Dies mag buchstäblich auch heute noch gelten, dass wir unsere Eltern nicht nackt sehen dürfen (außer zum Zwecke der Pflege), und uns auch selber den eigenen Kindern nicht nackt zeigen sollten. Vor allem aber dürfen wir nicht schlecht über unsere Eltern reden und sollten die Sünden, von denen wir erfahren haben, zudecken, indem wir sie niemandem erzählen.

  • Die Eltern um die Ehe-Erlaubnis bitten

Dies kommt uns heute sehr altmodisch vor, war aber zur Zeit der Bibel noch gang und gäbe: Junge Männer baten die zukünftigen Schwiegereltern um die Hand der Tochter. Zuvor fragten sie aber auch ihre eigenen Eltern um Erlaubnis, ob auch sie die Braut annehmen würden. Hätte Esau dies auch getan, hätte er seinen Eltern viel „Herzeleid“ erspart (1.Mo.26:35). Simson fragte zwar seine Eltern, aber es klang doch mehr wie ein Befehl, denn er ignorierte ihre Bedenken (Richt.14:3). Jakob hingegen gehorchte seinen Eltern und nahm sich eine Frau aus der eigenen Verwandtschaft, was für uns heute geistlicherweise vergleichbar ist mit der Heirat einer Gläubigen, anstatt mit einer Ungläubigen. Der christliche Sänger Xavier Naidoo schrieb 2001 ein Lied („Der Brief“), in welchem er beschreibt, dass er den Vater seiner Geliebten um die Hand seiner Tochter bat, dieser aber ablehnte. Seine Tochter beugte sich unter den Willen ihres Vaters und schrieb ihm, dass sie sich deshalb nie wieder sehen dürfen. Er wiederum fällt darüber zwar in tiefe Trauer, aber versucht nicht, seine Geliebte zu überreden, sich einfach über die Entscheidung des Vaters hinwegzusetzen. Für die heutige Zeit ist ein solch respektvoller Umgang mit den Eltern in solch einer gewichtigen Frage ganz ungewöhnlich, ja geradezu anachronistisch. Millionen von Jugendlichen in Deutschland haben dieses Lied schon gehört und eine Ahnung dadurch bekommen, wie es in christlichen Familien geordnet zugehen kann. Ein schönes Zeugnis!

 

  • Freiwilliger Gehorsam

Zur Zeit des Alten Bundes zählte das Trinken von Wein zu den wenigen Freuden der Menschen, den Gott ihnen in Maßen auch zugestand. Umso lobenswerter war es, wenn sich Menschen freiwillig dazu entschlossen hatten, vorübergehend ein Nasir-Gelübde auf sich zu nehmen, um über einen längeren Zeitraum durch das Nicht-Schneiden ihrer Haare nicht nur auf ein gepflegtes Äußeres zu verzichten, sondern auch auf jeglichen Genuss von Alkohol, um sich dadurch ganz auf die Heiligung für den HErrn zu konzentrieren. Grundsätzlich hat uns Gott ja nicht den Genuss sinnlicher Freuden wie schöne Musik, Unterhaltung oder leckeres Essen verboten, solange wir uns von diesen Dingen nicht abhängig machen. Aber um uns in der Heiligung und Enthaltsamkeit zu üben, ist ein gelegentlicher Verzicht durchaus nützlich.

Wenn wir allerdings die Geschichte der Nachkommen Jonadabs in Jeremia 35:1-11+16 lesen, dann beschämt uns das. Ihr Vater hatte ihnen in einer Zeit großer Gesetzlosigkeit ein Gelöbnis abverlangt, dass weder sie noch ihre Frauen und Kinder ewiglich keinen Wein trinken sollen und auch kein Haus bauen, keinen Samen säen und keine Weinberge pflanzen, sondern ein Leben als Nomaden führen sollen in Zelten, damit sie dadurch Segen empfingen. Mal unabhängig von der tiefen geistlichen Botschaft, die hier auch für uns als „Fremdlinge und Pilger auf Erden“ enthalten ist (1.Petr.2:11), so beeindruckt uns hier der beispiellose Gehorsam und die unbeirrbare Treue dieser Söhne zu ihrem Vater, obwohl ihnen bewusst war, dass dieser Verzicht freiwillig war. Gott lobte ihren Gehorsam und gab ihnen daraufhin eine Verheißung (Jer.35:18-19, Neh.3:14). Heute könnte man dies vergleichen, wenn ein Vater seine Kinder bitten oder ihnen gebieten würde, bis zum Ende ihres Lebens auf Fernsehen, Internet oder Handy zu verzichten. Aber welches Kind gläubiger Eltern wäre dazu wohl heute bereit? Jonadab erkannte aber die Zeichen der Zeit, dass er durch dieses freiwillige Gelöbnis auf Dauer seinen Kindern etwas Gutes tun würde, um sie vor den gefährlichen Verlockungen der Welt zu bewahren (vergl. Gehasi in 2.Kön.5:26). Und genauso sollten auch die heutigen Eltern sich überlegen, ob es wirklich an der Zeit ist, dass ihre Kinder noch viele Jahre studieren sollten, um eine große Karriere in der Welt anzustreben (Röm.12:16). Aber welches Kind würde schon heute auf den weisen Rat der Eltern hören, um im Hinblick auf die Wiederkunft des HErrn Jesus auf weltliche Freuden oder Karrierechancen zu verzichten?

 

Negative Beispiele

Wenn wir immer nur von solchen vorbildlichen Kindern in der Bibel lesen würden, dann könnten wir wirklich verzweifeln angesichts der desaströsen Lage der heutigen familiären Beziehungen. Aber es gab auch damals zum Teil sehr bösartige Kinder, die ihre Väter verspotteten oder ihre Mütter verachteten (Spr.30:17). Nach dem Gesetz sollten solche „unbändigen und widerspenstigen Söhne“ von den Leuten der Stadt gesteinigt werden (5.Mo.21:18-21). Dies geschah aber wohl nur in den seltensten Fällen. So fanden sich schon bald Söhne, die ihre eigenen Mütter bestahlen (Richt.17:1-2). Auch der Priester Eli war ja bekanntermaßen sehr lasch in der Erziehung seiner Söhne, so dass sie schließlich „Söhne Belials“ wurden, die sich um die Gebote Gottes nicht scherten (1.Sam.2:12-25). Dies wurde am Ende aber auch dem Eli selbst zum Verhängnis, weil er durch seine laschen Ermahnungen zum Ausdruck gab, dass er seine Söhne mehr liebte als den HErrn (1.Sam.2:29).

 Sogar von König David ist uns bekannt, dass er seine Söhne nie so recht im Griff hatte, zumal er auch sehr viele hatte, und sie sogar so bösartig waren, dass sie z.T. sogar versuchten, ihm das Königtum zu entreißen, was ihnen in zwei Fällen auch fast gelungen war. Aber wir finden auch den Grund für diese Fehlentwicklung an einer Stelle erwähnt, wo es von Adonija heißt: „Sein Vater (David) hatte ihn, so lange er lebte, nicht betrübt, dass er gesagt hätte: Warum tust du also?“ (1.Kön.1:6 ELB). Mit anderen Worten: Er hatte ihn nie gezüchtigt, noch nicht einmal verbal, sondern war viel zu gutmütig mit seinen Söhnen, so dass sie sich alle Frechheiten herausnahmen. Gerade in besonders kinderreichen Familien gelingt es den Eltern irgendwann nicht mehr, jedem Kind die gleiche Aufmerksamkeit zu schenken, was oft zur Folge hat, dass sie sich diese dann mit Gewalt verschaffen, indem sie irgendwelchen Blödsinn anstellen, um ihre Altersgenossen zu beeindrucken. Die verzweifelten Eltern wissen sich dann oftmals nicht anders zu helfen, als sie unter Drogen zu setzen (Ritalin), mit der Begründung, dass ihr Kind „zufällig“ unter ADHS leide („Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom“).

Man würde aber vielen gläubigen Eltern Unrecht tun, wenn man sie immer verantwortlich machen würde, wenn ihre Kinder sich zu frechen Rotzlöffeln entwickeln. Nur weil die Eltern fromm sind ist dies nicht immer eine Garantie, dass auch die Kinder gläubig werden, was wir ja auch bei den Söhnen Samuels sehen (1.Sam.8:3). Hiob opferte deshalb regelmäßig für seine Söhne, falls sie sich versündigt hätten, was auch wir durch die regelmäßige Fürbitte tun sollten (Hi.1:5). In der heutigen Zeit ist es besonders schwer, die Jugendlichen in Gottesfurcht zu erziehen, da es zu viele Verlockungen durch ihre Umgebung gibt. Gerade für die Endzeit wird uns ja gesagt: „Der Knabe wird frech auftreten gegen den Greis“ (Jes.3:5), und in einer solchen Zeit leben wir ja inzwischen.

 

„Die Jugend von heute“

 Eigentlich ist es nicht sehr klug, den Jugendlichen von heute vorzuwerfen, dass sie viel frecher und unverschämter wären, als die Jugend der vergangenen Jahrhunderte, denn so belehrt uns ja auch der HErr in Pred. 7:10 „Sprich nicht: Wie ist es, daß die früheren Tage besser waren als diese? Denn nicht aus Weisheit fragst du danach“. Es war schon immer so: „Narrheit ist gekettet an das Herz des Knaben…“ (Spr.22:15) und „Das Dichten des menschlichen Herzens ist böse von seiner Jugend an“ (1.Mo. 8:21).

Dennoch müssen wir natürlich feststellen, das die Jugendlichen heute aufgrund der veränderten technischen und gesellschaftlichen Verhältnisse völlig anders aufgewachsen sind als in den vorigen Generationen, und dass diese Einflüsse selbstverständlich nicht spurlos an ihnen vorübergegangen sind. Während in früheren Jahrhunderten der Zusammenhalt von alt und jung in den Familien durch die gemeinsame landwirtschaftliche Arbeit gewährleistet war, sehen wir durch die Industrialisierung bedingte Arbeitsteilung seit etwa 100 Jahren einen zunehmenden Zerfall der Familienbande. So wachsen die meisten Kinder schon seit mindestens 2 oder 3 Generationen ohne Vater auf, und zwar gar nicht nur wegen der hohen Scheidungsrate (jede 2. Ehe wird heute geschieden), sondern auch durch die berufsbedingte permanente Abwesenheit des Vaters. 

Aber auch die Frauen möchten schon lange nicht mehr das „Heimchen am Herde“ sein, sondern wurden durch die Emanzipationsbewegung in den 60er und 70er Jahren dazu angestiftet, ihre biblische Frauenrolle als tradiert zurückzulassen und es den Männern in der Arbeitswelt gleichzutun. Dadurch wuchs zwar der Wohlstand, aber der ohnehin verringerte Familienzusammenhalt verarmte dadurch noch weiter. Die Kinder werden heute in Krabbelgruppen und KiTas abgeschoben und die Großeltern in Altenheime in Verwahrung gegeben. Und in den wenigen gemeinsamen Zeiten am Wochenende werden die Kinder dann sehr häufig vor den Fernseher „zwischengelagert“, da die Eltern ja auch mal „für sich“ sein wollen. Dabei sind die beliebten Walt Disney-Filme keineswegs so harmlos, wie viele denken: ähnlich wie in Grimm’s Märchen werden die Erwachsenen immer als böse und selbstsüchtig dargestellt, während die Kinder immer die Helden sind, die sich durch freche Sprüche und listige Tricks zu behaupten wissen. Auch in den unzähligen Fernsehserien und Hollywood-Filmen werden die Väter immer wieder als trottelige Versager dargestellt (z.B. Homer Simpson, Hangover etc.), während die Kinder die einzig Vernünftigen sind, die die Eltern eigentlich gar nicht brauchen, sondern sich selbst erziehen können. Nur wenige Fernsehserien vermitteln noch das biblische Familienbild (z.B. Unsere kleine Farm).

Die emotionale Vereinsamung treibt viele Jugendliche heute in die Drogen: erst Zigaretten und Alkohol, dann Shisha und Marihuana und schließlich Kokain und Amphetamine. Von meinen Mitarbeitern und Lehrlingen gibt es kaum jemanden ohne Drogenerfahrung. Hinzu kommen andere Süchte wie Pornographie, Glückspiel und PC-Spiele, sowie sexuelle Desorientierung (angeblich gibt es 60 verschiedene „Gender-Identitäten„!). Aber es gibt heute auch eine ganz andere Art, das 5. Gebot zu brechen, die sich gar nicht auf die eigenen Eltern bezieht, über die wir noch mal sprechen sollten:

 

Die Missachtung der Gemeindeväter

Noch nie hat es so viele christliche Bücher gegeben wie heute, und wenn diese sich inhaltlich im Wesentlichen mit den Erkenntnissen der Gemeindeväter auseinandersetzen und ihre Weisheit in die heutige Zeit überliefern würden, dann könnte man wirklich sagen, dass die Gemeinde Gottes ein Gebäude ist, das aufbaut auf den Erkenntnissen der Vorväter und dadurch lehrmäßig immer weiter wächst. 

Tatsächlich aber versuchen viele christliche Autoren das Rad heute wieder ganz neu zu erfinden und kommen dadurch auf immer eigenwilligere Ideen der Bibelauslegung, angefangen von Thomas Schirrmachers Zitattheorie über 1.Kor.11:1-16 über N.T. Wrights Neue Paulusperspektive bis hin zu William P. Young „Die Hütte“, dessen teilweise lästerliches Buch gerade in den Kinos zu sehen ist und dort leider auch von Gläubigen mit Begeisterung aufgenommen wird. Alle diese Autoren meinen, dass alle bisherigen Bibelausleger der letzten Jahrhunderte im Dunkeln getappt haben und es sich jetzt ein ganz neues Licht – angeblich vom Herrn – zum Verständnis der Bibel durchsetzen würde, das eine komplette Revision (Korrektur) der biblischen Lehre erforderlich machen würde.

Mal abgesehen von der äußerst verdächtigen und gefährlichen Behauptung, es habe eine ganz neue Offenbarung zum Verständnis der Heiligen Schrift gegeben, so ist auch die Dreistigkeit alarmierend, mit welcher sich die heutigen  Theologen der sog. Emerging Church über die klugen Väter der Gemeinde hinwegsetzen und deren Einsichten mit einem Handstreich einfach vom Tisch fegen, so als ob die Gemeindegeschichte ein einziger Irrweg gewesen war, von dem es nun gelte, sich endgültig davon abzuwenden.

Diese Einstellung ist typisch für Laodizäa, der letzten Ausprägung der Gemeindegeschichte, die durch die Sendschreiben dargestellt wird und in der wir heute leben. Laodizäa ist die „Volksgerechte“, die sich selbst für gerecht erklärt, indem sie sich zum einen von den Fehlern der anderen Kirchen freispricht, zum anderen aber sich für autonom erklärt unter Berufung auf 1.Joh.2:27 („ihr bedürfet nicht, dass euch jemand belehre„). Dadurch hält sie sich selbst für so „reich“, dass sie „nichts bedarf“ an Korrektur durch die Vorväter, da diese ja angeblich ohnehin alle irregeleitet waren.

 

Die uralte Grenze der Väter“

In Spr.22:28 lesen wir: „Setze nicht die äonische (d.h. über Jahrhunderte gültige) Grenze zurück, die Deine Väter gemacht haben“. Hier geht es nicht nur um Grundstücksgrenzen, sondern auch um jede andere Art von Festlegungen und Definitionen, z.B. auch um die Grenze in der Kleiderordnung zur Unterscheidbarkeit von Mann und Frau gemäß 5.Mo.22:5 (ELB): „Es soll nicht Mannszeug auf einer Frau sein, und ein Mann soll nicht Frauen-Oberkleidung anziehen; denn jeder der dies tut, ist ein Gräuel für den HErrn, deinen Gott“.

Wenn heute ein Transvestit in eine evangelikale Gemeinde gehen würde, dann würden sich alle zu ihm umschauen und verächtlich die Nase rümpfen. Aber dass vor 50 Jahren mit der Einführung der Frauenhose die „generationenübergreifende Grenze der Väter zurückgesetzt“ wurde als Zugeständnis und Kniefall vor dem Zeitgeist und der Mode, das will heute kaum noch einer erkennen. Dabei geht es bei dieser Gräuelsünde gar nicht vorrangig um das Tragen oder Nicht-Tragen von Röcken als solcher, sondern um eine äußere Darstellung der Unterordnung der Frau, die auch kleidermäßig durch die Anerkennung von männertypischer und frauentypischer Kleidung zum Ausdruck kommt. Unsere Vorväter der Gemeinde haben diese Unterschiede in den verschiedenen Jahrhunderten und Jahrtausenden der Geschichte festgeschrieben und nur in sehr seltenen Fällen klimabedingt revisioniert (zunächst trugen Männer und Frauen ja beide lange Gewänder, unterschieden sich jedoch durch die Gerätschaften, die sie bei sich trugen). Die Entscheidung für die Frauenhose ging aber nicht von Gemeindevätern aus, sondern von der 68er Generation, deren Leitgedanke der Aufstand gegen die bestehenden Verhältnisse war.

Die heutigen Laodizäa-Christen stört dies jedoch nicht, weil sie sich ja für viel klüger halten als die Gemeindeväter. Sie sind sogar stolz darauf, dass sie die spießigen Ansichten ihrer Vorfahren überwunden haben und halten sich für „rein in ihren Augen“ (Spr.30:12). Umso wichtiger ist es, dass so kurz vor der Wiederkunft des HErrn Jesus noch der Prophet Elia kommen muss, der auch „das Herz der Kinder zu ihren Vätern wenden“ muss, damit der HErr nicht komme „und das Land mit dem Banne schlage“ (Mal.3:24 od. 4:6).

„So spricht der HErr : Tretet auf die Wege, und sehet und fraget nach den Pfaden der Vorzeit, welches der Weg des Guten sei, und wandelt darauf“ (Jer. 6:16)  

 

 

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