„Die Nacht ist weit vorgerückt, und der Tag ist nahe.
Laßt uns nun die Werke der Finsternis ablegen
und die Waffen des Lichts anziehen.“

(Röm.13:12)

– „Prophetische Ereignisse“ (Teil 3)

B.     Das Buch Daniel


Vorwort

Der Prophet Daniel war in seiner Zeit in besonderer Weise von Gott bevorrechtigt, Einblicke in noch weit in der Zukunft liegende Ereignisse zu erlangen. Sicherlich ist das auf seinen treuen und tadellosen Wandel zurückzuführen, den sogar seine Widersacher nicht leugnen konnten (Daniel 6:5). Ja auch war er treu im Gebet und wartete sehnsüchtig, dass der HErr die Gefangenschaft der Juden wenden würde (6:11). Als er in den Schriften merkte, dass die Erfüllung der Zusage Gottes nahe bevorstand, demütigte er sich und bekannte vor Gott die Schuld seines Volkes. Dabei bezog er sich trotz seiner Treue selbst sogar mit ein, was dem HErrn sehr wohlgefällig war – weshalb er bei den Engeln auch als „Vielgeliebter“ betrachtet wurde (Dan.9:23, 10:11+19). Ach möchte doch auch unsere Gesinnung so sein, dass wir nicht bloß unsere Köpfe füllen mit Informationen über zukünftige Dinge, sondern dass wir in unseren Herzen das Verlangen haben, uns auf die Wiederkunft unseres geliebten HErrn Jesus zubereiten zu lassen! So soll auch diese Betrachtung dazu dienen – wenn der HErr Gnade schenkt – dass auch wir die Dringlichkeit zur Buße heute erkennen wegen all unsere Treulosigkeit durch Lauheit, Hochmut und Weltlichkeit. Der HErr wird nicht eher wiederkommen, bis wir zur Buße gekommen sind (2.Petr.3:9)!

Das Buch Daniel belehrt uns wie kein anderes, wie wir als Christen heute nicht nur theoretisch, sondern auch ganz praktisch den Herausforderungen in der der Endzeit begegnen sollen. Daniel ist uns ein Vorbild, wie wir uns verhalten sollen, wenn die Obrigkeit etwas von uns verlangt, was wir nicht mit unserem Glaubensverständnis in Einklang bringen können: Auch im Neuen Bund sind wir verpflichtet, uns gemäß Jak.1:27 von den „Befleckungen der Welt“ zu enthalten (Dan. 1), sowie vom Götzendienst (Dan.3) und von Einschränkungen des Gebetslebens (Dan.6). „Wir müssen Gott mehr gehorchen als Menschen“ (Apg.5:29) – das ist kein Aufruf zur allgemeinen Rebellion gegen staatliche Bevormundung, sondern lediglich eine genaue Abgrenzung gegenüber staatlicher Übergriffigkeit. Denn wir sehen ja gerade bei Daniel, dass er ausgesprochen höflich und unterwürfig gegenüber den verschiedenen Königen war. Daniel war wahrscheinlich nicht selbst der Verfasser des Buches, obgleich er auch persönliche Angaben machte in Kapitel 7 bis 12. Der Umstand, dass sogar die ungläubige Welt weder die historische Existenz Daniels noch die Echtheit der Aussagen im Danielbuch leugnet, wirft ein bedeutsames Licht auf die Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit seiner Vorhersagen. Selbst moderne Theologen bestreiten heute nicht, dass die im Buch beschriebenen Ereignisse stattgefunden haben, aber sie glauben natürlich nicht, dass das Buch schon im 6. Jh. v.Chr. geschrieben wurde, weil sie ja dann zugeben müssten, dass sich die Prophetien z.T. schon erfüllt haben. Nach Dan.10:1 lebte Daniel noch in der Regierungszeit des persischen Königs Kyros II. (559-530 v.Chr.), kehrte aber nicht aus dem Exil zurück im Jahr 538, sondern starb in Persien. Auch im Islam gilt Daniel als Prophet. Sein Grab in der iranischen Stadt Susa ist heute nicht nur für Touristen, sondern auch für die muslimischen Iraner eine Pilgerstätte.

 

1. Der Kompromissvorschlag  (Daniel 1)

Daniel war zum Zeitpunkt seiner Wegführung nach Babel ein Teenager. Das hebr. Wort für Jüngling = JeLaD (Vers 4) bezeichnet einen Jugendlichen im Alter zwischen 11 bis 16 Jahren (wir finden das gleiche Wort auch in 1.Sam.1:2 für Samuel gebraucht, als dieser noch ein Kind war). Man vermutet, dass Daniel im Jahr 620 v.Chr. geboren wurde, demnach also 15 Jahre alt war, als der Hofbeamte Aschpenas ihn mit vielen anderen Jünglingen im Jahr 605 v.Chr. nach Babel brachte. Interessant ist, dass Daniel schon sehr früh auch bei den Juden in Ansehen stand, denn der HErr nennt ihn in Hesekiel 14:14+20, wo Er ihn auf die gleiche Stufe mit Noah und Hiob stellt, was Seine Gerechtigkeit betrifft. Er gehörte zur Königsfamilie (2.Kön.20:18), hatte also eine besonders tugendhafte und gottesfürchtige Erziehung bzw. Unterweisung genossen. Nun sollte er die Schriften der Chaldäer studieren, die wohl ziemlich religiös geprägt waren. Verglichen mit heute denken wir an die vielen Kinder von gläubigen Eltern, die in der Schule das z.T. gottlose „Wissen“ der Welt erlernen müssen, ob sie wollen oder nicht. Wie wir aber noch sehen werden, hat der fromme elterliche Einfluss dazu geführt, dass er und seine Freunde keinen geistlichen Schaden nahmen, sondern sich im richtigen Moment abgrenzen konnten vor Erwartungen, die man von Seiten der Welt an sie stellte. So schreibt auch der Psalmist von den gläubigen Söhnen der Jugend, die wie Pfeile in die feindliche Welt geschossen werden: „Sie werden nicht beschämt werden, wenn sie mit Feinden reden im Tore“ (Ps.127:5).

Gewöhnungsbedürftig ist für uns heute, dass auch das Essen der königlichen Speisen Bestandteil der dreijährigen Ausbildung zum Dienst am Königshofe war. Darin lag sicherlich nicht nur ein Ausdruck der wohlwollenden Fürsorge, sondern auch der Würde, die die Jugendlichen in Zukunft durch ihr Amt bekämen. Wir würden uns heute sicherlich geehrt fühlen und uns über solch ein Privileg freuen. Doch Daniel sah in dieser an sich ja gut gemeinten Geste sofort die Gefahr, dass man ihm auch von unreinen oder den Götzen geweihten Tieren Fleisch geben könnte, wodurch er sich gemäß 3.Mo. 11 verunreinigen würde. Schon dass man ihnen andere Namen gab, die ja ganz offen die Erinnerung an die Namen ihres Gottes Jahwe bzw. El zerstören sollten, den sie alle in ihren Namen trugen, war eine antigöttliche Übergriffigkeit und eine unverschämte Anmaßung, so als ob sie völlig über ihre Seelen verfügen könnten. Aus Dani-El (d.h. „Gott ist mein Richter“) sollte nun Betschazar werden, was bedeutet: „Bel schütze den König“). Der Heilige Geist machte diese Umbenennung aber nicht mit, so dass Daniel im ganzen Buch seinen Namen beibehielt.

In Vers 8 lesen wir, dass Daniel es sich „in seinem Herzen vornahm, dass er sich nicht mit… unrein machen wollte“. Diese Formulierung ist ganz wunderbar. Es geht hier nicht um eine dogmatische Frage, sondern um eine ganz persönliche Gewissensentscheidung. Dies erinnert mich gerade ganz stark an das Thema „allgemeine Impfpflicht“ in unseren Tagen. Gott hat nicht zugelassen, dass alle Gläubigen hier in Deutschland, die sich aus gesundheitlichen Bedenken bisher geweigert haben, sich zu impfen, dazu gezwungen werden. Allerdings gibt es auch nicht wenige, die in Pflegeberufen arbeiten und jetzt in Gefahr stehen, ihren Job zu verlieren. Solche können hier ganz besonders von der Weisheit Daniels profitieren. Denn Daniel versuchte angesichts der Übermacht des Imperators nicht, sich auf eine rechtliche Klärung einzulassen (wie es Paulus tat, der sich auf den römischen Kaiser berief), wollte auch keine verfassungsrechtliche Überprüfung der königlichen Forderung, sondern er hoffte lediglich, durch Erklärung seiner Gewissensnot eine Ausnahmebewilligung zu erreichen aufgrund einer unzumutbaren Härte, wie man heute in der Sozialgesetzgebung zu sagen pflegt. Es ist nicht zuletzt dem Einfluss des Christentums geschuldet, dass wir heute im noch immer christlichen Abendland eine weitestgehend humane und rücksichtsvolle Rechtsprechung haben, die auch die Not des Schwachen berücksichtigt und die bei Härtefällen auch Ausnahmen ermöglicht innerhalb eines Ermessensspielraums. Auch Nebukadnezar sollte später am eigenen Leib erfahren, wie es ist, wenn man jemanden erbarmungslos wie ein Tier behandelt, was dann dazu führte, dass ihm am Ende wieder „eines Menschen Herz geschenkt wurde“ (Dan.7:14).

Daniel ging mit seinem Antrag ein hohes Risiko ein, denn schlafende Hunde soll man ja eigentlich nicht wecken. Jede Diktatur würde es doch eigentlich als Beleidigung auffassen (nach dem Motto: „Euren Fraß ess´ ich nicht!“)? Daniel hätte ja auch einfach heimlich andere Nahrung zu sich nehmen können (so wie mache Gemeinden in der Coronakrise einfach heimlich auf die 3-G-Regel verzichteten oder heimlich sangen trotz Verbotes). Aber dem Daniel ging es vor allem auch um das Bekenntnis zur Ehre Gottes. Manch einer hätte in solch einer Situation gesagt: „Lohnt sich denn das Risiko überhaupt? Passen wir uns doch einfach an, dann ersparen wir uns den Ärger!“ Wie viele Pastoren haben sich z.B. in der NS-Zeit einfach dem Druck gebeugt und ihre Gemeinde zur Anbiederung an die antichristliche Ideologie ermutigt! Es ist erschreckend, wie schnell sich Gläubige aus Angst vor Repressalien einem Gruppendruck fügen, anstatt auch in der Bedrängnis eine klare Sicht für den Willen Gottes zu behalten. Daniel wollte keine faulen Kompromisse eingehen, suchte aber nach Verständigung und einem Interessenausgleich.

Auch der oberste Hofbeamte ging ein hohes Risiko ein, wenn Daniels Kompromissvorschlag nicht den gewünschten Effekt erbracht hätte, weshalb sie eine Probezeit vereinbarten. Kompromisse haben heute unter vielen bibeltreuen Christen einen faden Beigeschmack, weil man fürchtet, dass man dadurch Abstriche an der Wahrheit vereinbare. Tatsächlich sind sie aber ursprünglich beidseitige Versprechen, sich dem Schiedsspruch eines von beiden anerkannten Dritten zu unterstellen, um einen Konflikt zu lösen. Im vorliegenden Fall wurde der Dritte durch eine recht subjektive Beobachtung der Hautfarbe ersetzt, bei deren Ergebnis sich die beiden erstaunlicher Weise sofort einig waren. Normalerweise hätte sich der Beamte gar nicht auf diesen Vorschlag einlassen brauchen und hätte auch am Ende noch immer das Resultat abstreiten können. Aber seine wohlwollende Haltung zeigt, dass Gott selbst sein Herz dem Daniel zugeneigt hatte, dass er „Gnade und Erbarmen“ bei ihm fand (Ps.3:15, Spr.21:1). Wir lernen hier daraus, dass wir auch unter antichristlicher Herrschaft mit Gottes Hilfe durch gutwillige Ungläubige rechnen dürfen.

Durch seine Zuversicht, dass der HErr ihm beim Ausgang dieses Experiments zur Seite stehen würde, gewann Daniel auch die Herzen seiner drei Freunde, die schließlich mitmachten. Daniels Idee, statt Fleisch Gemüse und statt Wein nur Wasser zu verwenden, ist sicherlich kein Plädoyer für eine vegane und abstinente Ernährung, sondern soll den verzagten und kleingläubigen Lesern veranschaulichen, dass Gott sogar durch die winzigen Äderchen unter unserer Haut Einfluss ausüben kann, wenn wir aus Liebe zu Seinen Geboten in eine Zwangslage geraten können. Wir finden im Buch Daniel erstaunlich häufig solche Glaubensexperimente (der Feuerofen in Kap.3, die Löwengrube in Kap.6), die nichts mit einer Versuchung Gottes zu tun haben – wie manche vielleicht behaupten mögen, um ihren Kleinglauben zu vertuschen – sondern Gelegenheiten sind, durch welche wir den Ungläubigen zeigen können, das wir an einen lebendigen Gott glauben. Und selbst, wenn sie sich dadurch nicht bekehren, bieten wir ihnen dadurch die Chance, sich als „Gerechte aus den Nationen“ zu erweisen, denen der HErr am Ende sagen wird: „Was ihr meinen geringsten Brüdern Gutes getan habt, das habt ihr Mir Gutes getan.“


2. Die Weltreiche (
Daniel 2, sowie in 7 und 8)

In dem Traumgesicht Nebukadnezars in Daniel 2 wird uns von fünf Weltreichen berichtet, die alle hintereinander folgen, wobei das letzte ein „geteiltes“ ist. Diese werden uns in dem Standbild in verschiedenen Metallen vorgestellt, die in ihrer Wertigkeit (das heißt von edel bis unedel) nach unten hin immer mehr abnehmen: Gold – Silber – Kupfererz – Eisen – Ton+Eisen. Gewiss mag diese Feststellung ein Hinweis darauf sein, wie Gott diese Menschenreiche beurteilt. Alle diese Metalle drücken Härte, Glanz und Beständigkeit aus (4.Mo.31:22, Jer.15:12), allerdings werden Metalle aus dem „Staube der Erde“ gewonnen (Hi.28:1-2) und können daher nur Menschen nutzen (Jos.8:31). Waffen werden meist aus Metallen gemacht, um sich unter den Menschen zu behaupten und die Herrschaft zu erlangen (1.Sam.17:45). Und nicht zuletzt werden aus Metall auch Götzenbilder gegossen, derer sich die Menschen dann rühmen (Dan.5:4). Doch trotz aller Härte und irdischer Stabilität wird ein einziger Stein dieses Machwerk von Menschen zerstören, nämlich unser HErr Jesus Christus (Jes.28:16, Luk.20:18, 1.Petr. 2:7-8).

Beschäftigen wir uns mit den verschiedenen Königreichen, den einzelnen Teilen dieses Bildes: der König von Babel war das Haupt von Gold; es hat Gott gefallen, ihn zum Herrscher über viele Länder zu setzen. Wer sich ihm nicht unterwerfen würde, hätte sich dadurch auch Gott nicht unterworfen (Jer.27:5-7). Wie wichtig ist es daher, für jede Obrigkeit Fürbitte zu tun, wie Gott es Seinem Volk auch damals schon gebot (Jer.29:7). Auch wenn Nebukadnezar ein Vorläufer auf den Antichristen war – was wir noch später sehen werden – so hat Gott ihn dennoch gebraucht, um Sein Volk zu züchtigen (es ist auch bezeichnend, dass seine Regierungszeit 42 Jahre betrug, d.h. 7×6). In Kap.7:4 wird er als ein Löwe mit Adlersflügeln dargestellt. Dort ist auch davon die Rede, wie er von Gott gezüchtigt wurde. Wenn er auch nicht errettet wurde, so hat der HErr sich doch seiner bedient (Hes.29:20, vergl. Jes.10:5-7) und sich durch ihn verherrlicht (Dan.4:34-37). Das Neubabylonische Reich war von 626-539 v.Chr. Das andere Königreich, das ihm folgte und „geringer“ war, ist zweifellos Medo-Persien, von 539-331 v.Chr. (5:28). In Kap. 7:5 wird es mit einem Bären verglichen und in Kapitel 8:3-4 mit einem Widder (vergl. V. 20). Die zwei Hörner sind wahrscheinlich Kyros II. (559-529 v.Chr.) und Dareios I. der Große (522-436 v.Chr.). Diesen beiden gütigen Königen folgte der launische, vorschnelle und grausame König Xerxes I. (oder Ahasveros) aus dem Estherbuch (486-465 v.Chr.). Die Zerstörungen, die Xerxes bei der Unterwerfung sich widersetzender Völker anrichten ließ, schwächten nachhaltig die Wirtschaftskraft des Perserreiches. In Kap. 8:5-7 wird dann ausführlich geschildert, wie der letzte Perserkönig, Dareios III. im Jahre 331 v.Chr. von Alexander dem Großen (336-323 v.Chr.) vernichtend geschlagen wurde.

So erkennen wir auch unschwer das dritte Weltreich als das der Griechen, und zwar in seiner größten Ausdehnung unter Alexander dem Großen, dem „großen Horn“ (8:21). Als „Leopard“ mit vier Flügeln wird er in Kapitel 7:6 wohl deshalb bezeichnet, weil er in kurzer Zeit sehr weit vorgedrungen ist in seinem vierjährigen Eroberungszug bis nach Indien, wo die erschöpften Soldaten meuterten und den Rückmarsch nach Mazedonien forderten. Doch wiewohl er ein tapferer König war, starb er doch schon sehr früh mit 28 Jahren in Babylon an einem Mückenstich (Malaria), und da er keinen Erben hinterließ, wurde sein Reich zertrümmert und unter seine Nachfolger (Diadochen) verteilt (vergl. Kap.11:3-4), die sich bis zum Jahr 281 v.Chr. um die Nachfolge der Vorherrschaft im Mittelmeerraum stritten. Dann ist von einem „vierten“, eisernen Königreich die Rede, dessen Zeugnis von Macht und Gewalt völlig mit dem in Kapitel 7:7+23 genannten übereinstimmt. Es ist wohl das römische Weltreich, das nach vielen harten Kriegen in den Jahren 280 – 171 v.Chr. eine Blütezeit erfährt und zum Jahre 60 v.Chr. sogar bis nach Palästina vordringt. Schwere innere Krisen und Streitigkeiten schwächten später zunehmend die Führung, so dass die späteren Kaiser sich genötigt sahen, durch erzwungenen Götzendienst die Loyalität der Untertanen zu prüfen und die eingenommenen Kolonien zusammenzuhalten. Auch die Christen mussten später in den ersten 300 Jahren n.Chr. sehr darunter leiden.

Das geteilte Königreich von Ton und Eisen weist wahrscheinlich auf die Dynastien der Seleukiden (Syrien) und der Ptolemäer (Ägypten) hin, deren Vorrangstellung in Palästina sich von 281 – 64 v. Chr. laufend abwechselte, was wir noch später in Kapitel 11 sehen werden. Das Eisen mag die Brutalität der Seleukiden andeuten, aber auch die mit Rom verwandte, totalitäre Herrschaftsform. Der Ton könnte auch ein Bild auf das jüdische Volk sein, dessen Führer Judas Makkabäus sich 165 v.Chr., gegen den Seleukiden-König Antiochus IV. zur Wehr setzt, um eine weitere, gewaltsame Durchsetzung der hellenischen Kultur zu verhindern. Um genau diesen Antiochus IV. Epiphanes handelt es sich mit Sicherheit auch in Kapitel 7:19-25 und 8:23-25 bei dem „kleinen Horn“, dem Antichristen des Alten Testaments.

Wenn wir die Weltgeschichte nun weiterverfolgen und sie mit den Zeugnissen aus Kap.5: 44, 7:26 -27 und 8:14 vergleichen, dann müsste nun das Gericht Gottes folgen, das mit der Ankunft des Menschensohnes eingeleitet wird (7:13+14) In der Tat kam auch der HErr Jesus auf die Erde zum Gericht, wie Er selbst sagt (Johannes 3:19, 9:39, 12:31), nur eben nicht so, wie Seine Jünger dachten: „Wir aber hofften, dass Er der sei, der Israel erlösen solle“ (Luk.24:21). Sie waren der Meinung, dass der HErr in dieser Zeit dem Volke Israel das tausendjährige Friedensreich aufrichten würde (Apg.1:6), und versuchten, Ihn deshalb auch zum König zu machen (Joh.6:15). In der Tat stand ja auch von Ihm geschrieben in den Propheten: „Er wird nicht ermatten, noch niedersinken, bis Er das Recht auf Erden gegründet hat“ (Jes.42:4). Wie geschah das? Indem Sein Opfertod und Seine Auferstehung eine Gerechtigkeit offenbarte, durch welche jeder, der an Ihn glaubt, gerechtfertigt werden würde (Röm.3:21-26). Auf diese Weise hat Er u.a. eine ewige Gerechtigkeit eingeführt (Dan.9:24) und das Gericht hinausgeführt zum Siege (Mat.12:18).

Daniel 7:18+27 zeigt uns aber auch, dass „die Heiligen der höchsten Örter das Reich empfangen werden“. In einer Weise geschah dies ja auch geistig, wie in Eph.2:6+19 geschrieben steht; aber noch haben wir es nicht dem Leibe nach empfangen, sondern sind „Fremdlinge und ohne Bürgerrecht auf Erden“ (Phil.3:20+21). Wir kommen also nicht umhin, eine Deutung im Danielbuch zu finden, über die verbleibende Zeit vom ersten Kommen des HErrn bis zu seinem zweiten Kommen in der Zukunft. Denn immerhin sind schon bald 2000 Jahre vergangen, und viele andere Königreiche haben inzwischen Herrschaft über die Welt ausgeübt. Aber gerade hierin liegt ein Geheimnis, dass es im Folgenden zu entschlüsseln gilt.

Parallellaufende Herrschaftsformen nach Christus

Das, was gewesen, ist das, was sein wird; und das, was geschehen, ist das, was geschehen wird. Und es gibt gar nichts Neues unter der Sonne“ (Pred.1:9). Wenn das Predigerbuch uns auch nur Eindrücke und Erkenntnisse „unter der Sonne“ vermittelt, so ist das Geschriebene doch richtig, da es vom Guten Hirten kommt (Pred. 12:10). Nur zwei entscheidende Eingriffe von über der Sonne sind tatsächlich noch nie dagewesen: „So wird auch der Christus, nachdem Er einmal geopfert worden ist, um viele Sünden zu tragen, zum zweiten Male denen, die Ihn erwarten, getrennt von der Sünde erscheinen zur Seligkeit“ (Hebr. 9:28).

Als ich mich vor 35 Jahren zum ersten Mal mit dieser Frage auseinandersetzte, wie die Kluft der letzten 2000 Jahre vom Danielbuch her zu deuten ist, kam ich zu folgender Überlegung:

Babylon = Katholizismus,     Persien = Absolutismus,

Griechenland = Demokratie,     Rom = Kapitalismus,

Seleukiden/Ptolemäer = Nationalismus/Sozialismus.

Bei dieser Analogie handelt es sich keineswegs um eine zwingende Schlussfolgerung, geschweige denn um eine eindeutige biblische Lehre, sondern lediglich um einen höchst spekulativen Vorschlag, ein unter Bibelforschern bekanntes Auslegungsproblem zu lösen. Sollte jemand unter den Lesern einen besseren Vorschlag zur Deutung haben, wäre ich dankbar, diesen zu erfahren.

Zunächst sei festgestellt, dass das Babylonische Reich schon um 1.800 v.Chr. durch Samu-abum gegründet wurde. Etwa um 2.200 v.Chr. wurde unter Nimrod der Turm von Babel gebaut, in dessen Folge die Erde geteilt wurde in verschiedene Völker, Stämme und Sprachen (1.Mo.10:25 spricht nicht von einer Kontinentaldrift!). Analog dazu ist der Katholizismus im Jahr 313 n.Chr. durch das Mailänder Toleranzedikt entstanden, als das auseinanderfallende Römische Reich durch eine Tolerierung aller Religionen und Kulte geeint werden sollte (wie beim Turmbau von Babel). Im Jahr 380 wurde das Christentum zur Staatsreligion erhoben und die Ausübung heidnischer Kulte unter Strafe gestellt. Unter Berufung auf Matth.18:18 wurden nun Andersgläubige verfolgt und sogar mit dem Tode bedroht. Dadurch konnte sich das Christentum innerhalb kürzester Zeit in ganz Europa ausbreiten und war vor äußeren Feinden weitestgehend geschützt. Im Mittelalter (529 – 1517) entwickelte sich die katholische Kirche nach anfänglicher Schwächung durch den neu entstandenen Islam zur dominierenden Macht in Europa. Sogar Könige wie Heinrich der IV. konnten nun durch den Päpstlichen Bann ihre Macht verlieren (Investiturstreit von 1076). Doch Gott ließ die dauerhafte Vorherrschaft der Kirche als weltlicher Macht nicht zu, so wie er auch die Herrschaft Babels einschränkte: „Du Üppige, die in Sicherheit wohnt, die in ihrem Herzen spricht: ‚Ich bin’s, und gar keine sonst! Ich werde nicht als Witwe sitzen, noch Kinderlosigkeit kennen. Dieses beides wird über dich kommen in einem Augenblick an einem Tage: Kinderlosigkeit und Witwentum… trotz der gewaltigen Zahl deiner Bannsprüche. Und du vertrautest auf deine Bosheit …und du sprachst in deinem Herzen: Ich bin’s und gar keine sonst!“ (Jesaja 47:8-10). Sogar die Babylonische Gefangenschaft (606 -536 v.Chr.) wiederholte sich in gewisser Weise zu Beginn der Neuzeit, als die Juden aus Spanien vertrieben wurden (1493) und einige von ihnen dann in der Philadelphiazeit (17.-18. Jh.) schließlich zum Glauben an den HErrn Jesus fanden, wodurch ihre geistige Gefangenschaft beendet wurde (Offb.3:9).

So grausam wie die in den Klageliedern beschriebene Babylonische Gefangenschaft für die Juden war, so grausam war auch die sog. Heilige Inquisition, bei der in Spanien, Frankreich, Deutschland und Südamerika Tausende von Andersgläubigen gefoltert und hingerichtet wurden durch die Römische Kirche. Die Urteile wurden nicht direkt von ihr vollstreckt, sondern durch die weltlichen Herrscher, auf deren Rücken die „Hure Babylon“ saß, während sie das „Blut der Märtyrer“ trank bis zur Trunkenheit (Offb. 17:4-6). Obwohl Babylon zur Zeit vom Johannes noch ein „Geheimnis“ war, wurde schon zu Luthers Zeiten immer deutlicher, dass diese „Hure“, die mit der Welt in geistiger Hurerei lebte, die Kirche Roms war, die durch den Vatikan „auf sieben Hügeln“ residierte (V. 9). Neben den für Kardinäle und Bischöfe typischen Farben Scharlach und Purpur gibt die Erwähnung von Flötenspielern, Harfensängern, Trompetern, Künstlern, sowie „Braut und Bräutigam“ in Offb.18:22-23 einen weiteren untrüglichen Hinweis, dass es sich bei der Hure Babylon nicht um Israel handeln kann, das ja nach Hosea 3:3-4 während der gesamten Diaspora ausdrücklich gar nicht mehr „huren“ konnte. Ebenso kann die Hure Babylon nicht die antike Stadt Rom sein, denn die Gläubigen werden ja in Offb.18:4 aufgefordert: „Gehet aus ihr hinaus, MEIN Volk, auf dass ihr nicht ihrer Sünden mitteilhaftig werdet…“ Wenn es also das Römische Reich gewesen wäre, hätten die dortigen Christen sich ja versündigt, dass sie dieses Reich nie verlassen hatten. Ganz abgesehen davon stellt sich die Frage, mit wem denn die Römer in geistiger Hurerei gelebt hätten.

Nach dem 30-jährigen Krieg brachte der „Westfälische Friede“ von 1648 nicht nur eine relative Religionsfreiheit mit sich, sondern auch eine Mäßigung der Römischen Kirche, die sich fortan der Weltmission widmete in den neuentdeckten lateinamerikanischen Ländern, sowie in Ostasien, wo sie jedoch weitgehend erfolglos verlief. Auf einmal halfen z.B. Jesuiten den Indios im Amazonas durch ihr medizinisches Wissen und brachten ihnen das Lesen und Schreiben bei. Hier erfüllte sich auch das Wort über Babylon in Dan.7:4 „Das erste Tier war gleich einem Löwen und hatte Adlersflügel; ich schaute, bis seine Flügel ausgerissen wurden, und es von der Erde aufgehoben und wie ein Mensch auf seine Füße gestellt und ihm eines Menschen Herz gegeben wurde“ (Dan.7:4). Doch wurde dieses Machtvakuum schnell wieder ausgefüllt durch willkürliche und gesetzlose Alleinherrscher. Es begann die Epoche des Absolutismus.

Der Wissenschaftsphilosoph René Descartes kam 1637 zu der atheistischen Behauptung: „Ich denke, also bin ich,“ d.h. nicht mehr Gott, sondern der menschliche Geist ist der Maßstab aller Dinge, und machte sich dadurch zum Vorreiter der Aufklärung im 18. Jh. Der französische Sonnenkönig Ludwig XIV. begründete mit seiner selbstherrlichen Feststellung „L’etat c’est moi“, „der Staat bin ich“ den monarchistischen Absolutismus, dessen Regierungsform bis zum 19. Jh. Vorbild in ganz Europa war, aber auch in den nah- und fernöstlichen Imperien (Osmanisches Reich, indisches Mogulreich, chinesische Kaiserdynastien). Die folgenden 200 Jahre bis zum Revolutionsjahr 1848 waren also nicht durch die Herrschaft EINES Reiches oder EINER Institution geprägt, sondern von vielen Einzelherrschern, die sich mindestens so launenhaft und egozentrisch verhielten wie die Könige der Meder und Perser, von denen wir erfahren, dass die Jungfrauen sich erstmal ein Jahr lang parfümieren mussten, um mit dem Herrscher schlafen zu dürfen (Esther 2:12). Und dann denke man an das „unwiderrufliche Gesetz der Meder und Perser, dass ein jeder, der binnen 30 Tagen von irgendeinem Gott oder Menschen etwas erbittet“ außer vom König, in die Löwengrube geworfen werden soll (Dan.6:8-9). Was für eine Vermessenheit!

Nach vielen Volksaufständen und Unruhen in Ägypten, Kleinasien und Phönikien gelang es dem griechischen König Alexander dem Großen 331 v. Chr. das durch Thronstreitigkeiten und Hofintrigen ohnehin schon morsch gewordene Perserreich in seine Gewalt zu bringen. Analog dazu wurden seit der französischen Revolution 1789 viele absolutistische Könige abgesetzt und seit dem Revolutionsjahr 1848 in vielen Ländern Europas und ihren Kolonien die Demokratie eingeführt. Die Rolle Alexander III. des Großen zur gewaltsamen Durchsetzung von Volksherrschaft und Rechtstaatlichkeit (336-323) hat in der Neuzeit Napoleon Bonaparte (1769-1821) übernommen, der genauso wie Alexander der Große innerhalb von 13 Jahren (1804-1812) fast die gesamte zivilisierte Welt eroberte. „Wo keine Führung ist verfällt ein Volk, aber Heil ist bei der Menge der Ratgeber… Wer Korn zurückhält, den verflucht das Volk, aber Segen wird dem Haupte dessen zuteil, der Getreide verkauft“ (Spr.11:14+26).

Die humanistische Philosophie der Griechen mit ihrer demokratischen Zielsetzung hat ihre Wurzel schon im 7. Jh. v.Chr., konnte sich aber wegen der vorherrschenden Aristokratie und dem griechischen Götterglauben erst im 4. Jh. v.Chr. im Hellenismus durchsetzen. Analog dazu entwickelte sich auch schon im 14. Jahrhundert das neue Menschenbild der Renaissance (Wiedergeburt der Antike!!). In der Rückbesinnung auf das antike Griechenland entdeckten die ersten Humanisten für sich neue Ideale, z.B. die Autonomie des Ichs gegenüber den himmlischen Mächten. Erst nach der Französischen Revolution 1789 oder den Revolutionen im Jahr 1848 begann sich die Demokratie allmählich durchzusetzen und damit eine entscheidende Wende in der Menschheitsgeschichte. Von nun an sollte nicht mehr der einzelne, von Gott eingesetzte König, sondern das Volk selbst über das Volk regieren – unabhängig von göttlicher Bevollmächtigung (Spr.28:2, 4.Mo.14:4, 16:3, 2.Chr.32:11-15, Luk.23:13-25, 2.Petr.2:10).

 Im Unterschied zu den bisherigen Weltreichen Babylon, Medo-Persien und Griechenland wird das 4. Weltreich nicht namentlich genannt (Dan.8:20-21, 10:20, 11:2). Die meisten christlichen Ausleger gingen schon immer davon aus, dass es Rom sein muss, denn Rom hatte über Jahrhunderte die Vorherrschaft über Südeuropa und den Nahen Osten. Der Bibellehrer Achim Klein ist indes der Ansicht, dass nicht Rom, sondern das in vier Reiche geteilte Reich der Diadochen („Übernehmende“) mit den ehernen Beinen dargestellt werden, zumal sie aus vier Schenkeln bestehen. Denn Rom habe ja erst in den Jahren von Julius Cäsar (100 – 44 v.Chr.) eine beachtliche Ausdehnung im Mittelmeerraum gehabt. Das ist richtig. Rom wurde aber der Sage nach bereits 753 v.Chr. gegründet und wurde 290 v.Chr. zur größten Führungsmacht in Italien. Aufgrund seiner gut ausgebildeten Staats- und Heeresverfassung brachte Rom innerhalb von hundert Jahren sämtliche Mittelmeerländer unter seine Kontrolle. Durch seine unnachgiebige Expansionspolitik umfasste das Römische Reich um 60 v.Chr. bereits fast ganz Europa und den Nahen Osten. Doch viel größerer Imperialismus wurde am Ende des 19. und im 20. Jahrhundert von fast allen europäischen Industrienationen betrieben im sog. KAPITALISMUS. Das von Adam Smith im 18. Jh noch als gerecht gepriesene Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage und der dadurch verheißene Volkswohlstand durch das Stillen jedermanns Bedürfnisse, artete schon bald in die Unersättlichkeit der neoliberalen Raubtier-Kapitalisten aus, die durch ungerechte Löhne das einfältige Proletariat hintergingen. Dies führte auch bald im Römischen Reich zu Protesten aus der mittleren Volksschicht (Plebs), aus der sich dann eine Opposition gegen die reichen Patrizier bildete. Auch entstand durch die erfolgreichen Beutezüge beim Ausweiten ihres Imperiums ein Überangebot an Sklaven, die deshalb für nichts geachtet wurden. In späterer Zeit fürchteten die römischen Machthaber den Aufstand oder Boykott der Sklaven, weshalb man umso mehr bemüht war, diese durch brutale Ausnutzung zu schwächen. Diese Schwächung geschieht heute durch einen überhandnehmenden Medienkonsum. Die Leute werden in einem ständigen Rausch gefangen gehalten, damit sie keine Zeit finden, ihr Sklavendasein zu bemerken und zu hinterfragen. Auf die Analogie zum letzten Reich werde ich in einem späteren Kapitel noch zu sprechen kommen.

In Daniel 7 und 8 werden die antiken Weltreiche als Tiere dargestellt, von denen wir noch wertvolle Ergänzungen erfahren: Der Löwe mit Adlersflügeln, dem in Dan.7:4 die Flügel ausgerissen wurden und der „wie ein Mensch auf seine Füße gestellt und ein menschliches Herz bekam“, passt gut zur Katholischen Kirche des 17.Jh., die nach der gescheiterten Gegenreformation, sich vermehrt um die Weltmission und soziale Dienste bemühte. Der Bär mit den drei Rippen (wörtl. „Seiten“) deutet vielleicht an, dass es neben den absolutistischen Herrschern in Frankreich (Ludwig XIV.), Deutschland (Habsburger) und England (Elisabeth I.) auch noch im Osten mächtige Reiche entstanden: Russland (Peter der Große), Osmanisches Reich (Osman II.) und Persien (Abbas I.). Der „russische Bär“ ist heute sprichwörtlich geworden, und auch die Zusammenarbeit mit islamischen Ländern haben wir nicht nur im Kalten Krieg gesehen, sondern sehen wir auch jetzt wieder. Schon zu Sowjet-zeiten versuchte der KGB, den Westen durch die Abhängigkeit von russischem Gas und arabischem Erdöl eines Tages lahm zu legen, wie der Überläufer Sacharow mitteilte. Und nachdem sich Russland von seiner „tödlichen Wunde“ der Perestroika allmählich erholt und zu neuer Macht gelangt ist, kann Putin (hebr. PäTäN = Giftschlange) demnächst erneut die Europäische Wirtschaft lahmlegen durch die völlig irrsinnige Sanktionspolitik der roten Grünen (man könnte meinen, dass die Grünen durch ihre antinationalistische Politik absichtlich unsere Wirtschaft sabotieren, um dadurch Russland und China stark zu machen).

In Daniel 8 wird das Medo-Persische Weltreich als Widder dargestellt mit „zwei Hörnern“ (V. 3). Da sich diese Vision ausdrücklich auf „die Zeit des Endes“ (V.17) bzw. auf „die letzte Zeit des Zornes“ (V.19) bezieht, gilt es auch hier nach Parallelen zu suchen. Sollte es sich bei dem Widder um den heutigen Iran und die islamischen Länder handeln, was geographisch am meisten Sinn macht, dann könnte es sich bei den beiden Hörnern um die Schiiten und Sunniten handeln, die derzeit noch in erbitterter Feindschaft zueinander stehen. Es könnte aber auch Russland und der Iran sein, die heute miteinander verbunden sind. Der Ziegenbock im Westen, der – ohne die Erde zu berühren – den Widder vernichtend schlägt, wären dann die USA, welche vor 30 Jahren den Ostblock durch wirtschaftliche und heute den Islam durch ideologische Überlegenheit geschlagen haben.


3. Der Hochmut Babels (
Daniel 3 und 4)

Das babylonische Reich wurde bereits um 2000 v.Chr. durch Nimrod gegründet (1.Mo.10:10) und damit auch ein religiöses System, das später die ganze Welt beherrschen sollte. Das Bestreben Babels war von jeher dasselbe: Unabhängigkeit von Gott, Selbstverwirklichung des Menschen und Einfluss auf die Welt. Sie wollten verwirklichen, was die Schlange der Eva bereits versprochen hatte: „Mitnichten werdet ihr sterben! Sondern Gott weiß, dass welches Tages ihr davon esset, eure Augen aufgetan werden und ihr sein werdet wie Gott, erkennend Gutes und Böses“ (1.Mo.3:4+5). Es war also der Baum der Erkenntnis – nicht der Baum des Lebens (ein Bild auf den HErrn Jesus), auf den es Babel – im Bilde gesprochen – abgesehen hat. Nicht der HErr Jesus soll über sie mit Gnade herrschen, sondern sie selbst wollen sich gemeinsam eine eigene Seligkeit erschaffen. Das wird auch sehr deutlich in Kap.11:4 beschrieben: „Und sie sprachen: ‚Wohlan, bauen wir uns eine Stadt und einen Turm, dessen Spitze an den Himmel reiche, und machen wir uns einen Namen, dass wir nicht zerstreut werden über die ganze Erde!‘“ Geistig gesehen wird bis heute an diesem „babylonischen Turm“ noch gebaut, denn es heißt weiter: „Und dies haben sie angefangen zu tun; Und nun wird ihnen nichts verwehrt werden was sie zu tun ersinnen“ (1.Mo.11:4+6). Wenn wir heute an den sog. Transhumanismus denken, der den Menschen mit Hilfe Künstlicher Intelligenz vervollkommnen will, um ihn dadurch lt. dem jüdischen Autor Juval Harari „zu Gott zu machen“, dann sehen wir das Antichristliche an dieser Ideologie, den Menschen von seinen Fehlern und seiner Sterblichkeit erlösen zu wollen (https://youtu.be/5fHKK_YFUrw). In einer Weise hatte Gott dann aber doch eingegriffen in ihre gottlose Einmütigkeit, indem er ihre Sprachen verwirrte (auch im übertragenen Sinne). Und so wird der HErr auch den geplanten Great Reset und die damit verbundene Erschaffung eines Übermenschen bis 2030 vereiteln durch Deine Ankunft.

In Dan. 3 errichtete sich König Nebukadnezar ein goldenes Standbild, das alle Menschen anbeten sollten. Daniel hatte ihm ja über die Statue in Dan.2 gesagt: „Du bist das Haupt von Gold“, was den König vielleicht zur Errichtung dieses Standbildes angeregt hat. Dies erinnert uns unvermittelt an Offb.13, wo wir in Vers 14-15 lesen: „Und es verführt die, welche auf der Erde wohnen, wegen der Zeichen, die vor dem Tier zu tun ihm gegeben wurde, und es sagt denen, die auf der Erde wohnen, dem Tier, das die Wunde des Schwertes hat und wieder lebendig geworden ist, ein Bild zu machen. Und es wurde ihm gegeben, dem Bild des Tieres Odem zu geben, sodass das Bild des Tieres sogar redete und bewirkte, dass alle getötet wurden, die das Bild des Tieres nicht anbeteten.“ Solche sprechenden Riesen, die sich bewegen können, werden gerade in 21 Städten überall auf der Welt errichtet (s.: https://invidis.de/2021/03/the-giant-die-groesste-bewegliche-led-statue-der-welt/).

Der zukünftige Antichrist möchte sich selbst darstellen, als ob er Gott sei (2.Tess.2:4). Für Hananja, Misael und Asarja war es selbstverständlich, dass sie dieses goldene Bild nicht anbeten würden. Sie blieben ganz ruhig, weil sie davon überzeugt waren, dass sie sich vor denen, die nur den Leib töten konnten, nicht zu fürchten hatten (Mt.10:28). Auch uns sollte immer bewusst bleiben, dass der HErr nicht nur durch unser Leben, sondern auch durch unseren Märtyrertod verherrlicht wird (Phil.1:20). Diese Freimütigkeit beeindruckte den babylonischen König zutiefst. Aber selbst später als die Freunde Daniels wieder unversehrt aus dem Feuerofen hinausgingen, lesen wir überhaupt nichts von Buße und Umkehr bei ihm, sondern er ordnete lediglich an – wie der spätere Perserkönig Ahasverus (Xerxes) – dass die Verfolger nun mit derselben Härte und Grausamkeit getötet werden sollten, wie einst die Verfolgten. Erinnert uns das nicht an Kaiser Konstantin? Als das Christentum verstaatlicht wurde, sah der Geschichtsschreiber Eusebius darin eine Erfüllung von Dan.7:18 „Die Heiligen der höchsten Örter werden das Reich empfangen, und werden es besitzen bis in Ewigkeit“. Aus diesem Selbstverständnis der ehemals Verfolgten wurden fortan nun selbst Verfolger von Andersgläubigen.

Die Anfänge des Christentums verglich der HErr Jesus in Mt.13:32 mit einem Senfkorn, das in die Erde gepflanzt wurde und zu einem Baum heranwuchs, in dem sich die „Vögel des Himmels“ niederließen. Viele Christen heute wollen nicht wahrhaben, dass es sich bei diesen Vögeln um dämonische Geister handelt, die das Wort Gottes aus den Herzen der Menschen rauben, obwohl der HErr es selbst sagt in den Versen 4 und 19. Auch in Offb.18:2 wird bezeugt, dass die Hure Babylon eine Behausung von unreinen Geistern geworden sei, die mit „unreinen und gehassten Vögeln“ gleichgesetzt werden. Und hier haben wir dann genau die Überleitung zu Daniel 4, wo der König von Babylon im Traum einen Baum sieht, „der bis an den Himmel reichte … und die Vögel des Himmels wohnten in seinen Zweigen“ (V. 11-12). Gott ließ also sowohl das alte Babylon wie auch den Katholizismus zu einer großen Macht auf Erden heranwachsen, in deren „Zweige“ (d.h. die aus ihr entstandenen christlichen Abzweigungen) sich fremde Geister niederließen.

In Mt.13:33 spricht der HErr dann von einem „Weib“, das „Sauerteig“ nahm und diesen mit Feinmehl vermengte. Als „Sauerteig“ bezeichnet die Schrift an allen Stellen überall immer nur den Hochmut und die „Lehre der Pharisäer“ (Luk.12:1, Mt.16:12). Der Sauerteig steht nirgendwo in der Bibel als Synonym für das Evangelium, sondern für „Bosheit und Schlechtigkeit“, die den ganzen Teig (Gemeinde) verdirbt (1.Kor.5:6-8). Das „Mehl“ hingegen wird aus dem gesäten Samen, also dem „Wort Gottes“ gewonnen und bedeutet die christliche Lehre (Luk.8:11). Bei den Opfergaben sollte das Mehl aber nie mit Sauerteig, sondern mit Öl vermengt werden, also dem Heiligen Geist (1.Sam.16:13). Von daher war das Handeln des Weibes frevelhaft, indem sie die christliche Lehre mit Irrlehren vermengte. Dies erinnert uns an das „Weib Jesabel“ aus Offb.2:20, „die sich eine Prophetin nennt, und sie lehrt und verführt Meine Knechte, Hurerei zu treiben und Götzenopfer zu essen“. Die Gemeinde von Thyatira ist in der kirchengeschichtlichen Deutung der Sendschreiben die Katholische Kirche des Mittelalters (500 – 1.500 n.Chr.). Diese wurde zunehmend von einer politischen Macht beherrscht, die die Gläubigen zur geistigen Hurerei und zum Götzendienst verführte durch fremde Lehren. Diese Macht kann eigentlich nur der Vatikan sein, der sich in Rom, der Stadt „auf sieben Hügeln“, niedergelassen hat, sprich: die Hure Babylon (Offb.17:9). Nirgendwo sonst auf der Welt findet man bis heute mehr Leute, die sich in Purpur und Scharlach kleiden als im Vatikan (Offb.17:4, 18:12+16). Schon im Alten Testament wurde das abtrünnige Volk Gottes als „Hure“ bezeichnet (Jes.1:21, Hes.16, Hos.5:3). Im neuen Bund hingegen hat Gott selbst gemäß Hos.3:3-4 dem Volk Israel nicht mehr ermöglicht, weiterhin zu huren, bis der Messias wiederkommt. Dass die Hure „trunken ist von dem Blut der Heiligen“ (V.6) könnte zwar auch für das Römische Reich gelten, aber dieses wiederum konnte gar nicht eine „Hure“ sein, weil es aus Gottes Sicht nie zur ehelichen Treue gegenüber Gott verpflichtet war. Zudem fanden im Römischen Senat auch keine Eheschließungen statt, bei denen man „die Stimme des Bräutigams und der Braut hören“ konnte (Offb.18:23), in der Katholischen Kirche hingegen schon. Das gleiche gilt für die „Stimme der Harfensänger und Musiker und Flötenspieler und Trompeter“ und all die vielen Künstler (V.22), die über Jahrhunderte hinweg für den Vatikan gearbeitet haben. Das „Geheimnis Babylon“ ist also gelüftet: Es sind jene Unkraut-Christen, die der Feind in die Christenheit hineingeworfen hat, um das Volk Gottes zum Abfall zu verführen, sei es im Vatikan oder in all den anderen „Huren“, deren „Mutter“ der Vatikan ist (Offb. 17:5). Deshalb steht geschrieben: „Gehet aus ihr hinaus, Mein Volk, damit ihr nicht ihrer Sünden mitteilhaftig werdet, und damit ihr nicht empfanget von ihren Plagen; denn ihre Sünden sind aufgehäuft bis an den Himmel und Gott hat ihrer Ungerechtigkeiten gedacht“ (Offb.18:4).

Vorheriger Beitrag
– „Prophetische Ereignisse“ (Teil 2)
Nächster Beitrag
– Prophetische Ereignisse Teil 4 (Dan. 9 – 12)

Inhaltsverzeichnis

Etwas nicht gefunden?

Neuste Beiträge

Gastbeiträge

„Der ist kein Narr, der aufgibt, was er nicht behalten kann, damit er gewinnt, was er nicht verlieren kann.“

(Jim Elliott)