Der Prophet Sacharja
Der Prophet Sacharja weissagt in einer Zeit, als der zweite Tempel gerade gebaut wurde. Die 70-jährige Gefangenschaft war gerade vorbei und die Juden waren wieder in ihr Land zurückgekehrt. Im 1. Kapitel erinnert er sie daran, dass Gott sehr zornig gewesen war auf ihre Väter, weshalb Er all dieses Unglück über sie gebracht hatte. Nun aber waren mehr als zwei Generationen vergangen, und die Ursachen für Gottes Strafen drohten in Vergessenheit zu geraten (Ps.78:6-8).
Die Väter waren am Ende umgekehrt und hatten ihre Sünden bereut. Aber jetzt waren sie gestorben, und man konnte sich nicht mehr auf ihre Buße berufen. Jetzt galt es der neuen Generation, dass auch sie zu Gott umkehren sollten, um Ihn zu suchen und eigene Glaubenserfahrungen mit Ihm zu machen. Aber sie sollten jetzt nicht immer wieder die gleichen Fehler machen, sondern von den Verfehlungen ihrer Väter lernen. Und was Gott ihnen sagte, sollte genauso auch für uns gelten, denn Gottes Worte sind ewig gültig (1.Kor.10:1-12).
Der HErr der Heerscharen – Sacharja 1:1-6
Auffällig ist, wie häufig Sacharja den Titel „HErr der Heerscharen“ verwendet (allein in Vers 3 kommt diese Formulierung gleich dreimal vor!). Das erste Mal wird dieser Name Gottes in 1.Sam.1:3 genannt, als in der Zeit der Richter „kein König in Israel war und jeder tat, was recht war in seinen Augen“ (Richt.21:25). Vorher heißt es immer wieder: „ADoNaJ Gott“ oder „der Gott Abrahams, Isaaks und Israels“ oder „JaHWeH, dein Gott“. Man könnte zunächst den Eindruck haben, als wäre JaHWeH nach all den Enttäuschungen mit Seinem Volk Israel auf Distanz gegangen und wolle sich jetzt lieber nur noch durch Seine himmlischen Engelsheere definieren (die Ihm wenigsten absolut gehorchen). Tatsächlich aber will Gott vielmehr Seine ganze Machtfülle darstellen, die Er u.a. auch über Seine Engel ausübt als „dienstbare Geister“ und von denen auch Sein Volk profitieren kann und soll, sofern es Ihm denn gehorcht (Heb.1:14).
Kein Interesse an Israel – Sacharja 1:7-17
In der ersten Vision, die der HErr dem Sacharja dann sehen lässt, sieht er Pferde, die farblich abgestuft sind von dunkel- über hellrot nach weiß. Rot erinnert an Blut bzw. Krieg, wenn wir an Offb.6 denken; das weiße Pferd erinnert entsprechend an Frieden. Mit anderen Worten: Durch Babylon und Persien war jahrzehntelang Krieg gewesen – jetzt aber war es endlich ruhig geworden durch den Frieden, den das persische Reich mit sich gebracht hat. Diese Deutung wird nicht nur durch die Myrten bestätigt, die Freude und Fruchtbarkeit symbolisieren, sondern auch durch die Worte des Reiters, der bestätigt, dass „die ganze Erde ruhig und still sitzt“ (V. 11).
Scheinbar ist dies aber nicht nur eine gute Nachricht, denn durch das anschließende Flehen des Engels könnte man schließen, dass das Schweigen der Erdbevölkerung auch als Selbstgenügsamkeit – wenn nicht sogar als Gleichgültigkeit gegenüber Israel zu deuten ist. Denn warum sonst sollte der Engel des HErrn Gott fragen, bis wann Er sich Jerusalems und Judas wieder erbarmen wolle? Eine solche Gleichgültigkeit kennen wir auch aus der jüngeren Geschichte, als nach dem Holocaust kaum eine Nation seltsamerweise Interesse hatte, um den Juden nach ihren traumatischen Erlebnissen im 3. Reich bei der Gründung eines eigenen Staates zu helfen.
Und auch jetzt in unseren Tagen erleben wir wieder dieselbe Gleichgültigkeit gegenüber dem jüdischen Volk, dass kaum eine Nation den Wunsch hat, dass der inzwischen neu gegründete Staat Israel wieder einen eigenen Tempel bekommt, um seinen atl. Gottesdienst feiern zu können. Stattdessen geschieht durch die geplante Zwei-Staaten-Lösung genau das Gegenteil, dass man nämlich endgültig eine Spaltung des Landes anstrebt, wodurch Israel vom Tempelberg gänzlich abgeschnitten wäre, da dieser ja im Ostteil Jerusalems liegt. Zu Sacharjas Zeiten hatte das Exil nur 70 Jahre gedauert, aber inzwischen dauert es schon über 1950 Jahre an, so wie der Prophet Hosea vorhergesagt hat: „Die Kinder Israel werden viele Tage ohne König bleiben und ohne Fürsten, und ohne Schlachtopfer und ohne Bildsäule, und ohne Ephod und Teraphim. Danach werden die Kinder Israel umkehren und den HErrn, ihren Gott und David, ihren König, suchen; und sie werden sich zitternd wenden zu dem HErrn und zu Seiner Güte am Ende der Tage“ (Hos.3:4-5).
Die vier Hörner – Sacharja 2:1-4
In der zweiten Vision sieht Sacharja vier Hörner und dann vier Werkleute. Vier steht für die Welt (die vier Himmelsrichtungen) und das Horn ist in der Bibel immer ein Bild für Macht. Die Juden wurde nicht nur damals, sondern auch über die letzten 2000 Jahre immer wieder in vielen Ländern verfolgt und schikaniert durch Hetze, Pogrome und versuchte Ausrottung. Nun aber will Gott auch jene Nationen richten, die all die Jahrhunderte hindurch die Juden tyrannisiert und ermordet haben. Dazu hat Er eigens entsprechende „Werkleute“ bestellt (das hebr. Wort kann man auch mit „Schmiede“ übersetzen). Diese werden den Schuldigen sozusagen das Handwerk legen.
Die offene Stadt – Sacharja 2:5-9
In der dritten Vision erscheint dem Sacharja ein Mann mit einer Messschnur, der die Größe der Stadt Jerusalem vermessen / bestimmen soll. Bei diesem Vorhaben wird er aber anscheinend gehindert, indem erklärt wird, dass Jerusalem eine offene Stadt ohne Mauern bleiben soll, „wegen der Menge an Menschen“. Der HErr selbst wird zukünftig eine „feurige Mauer“ um es her sein und sich darin verherrlichen. Hier wird zum ersten deutlich, dass es sich nicht mehr um eine Verheißung für die damalige Zeit handeln kann, als Mauern noch unverzichtbar waren. Das Grundprinzip der unbegrenzten Offenheit für alle Suchenden finden wir aber nicht nur bezogen aufs 1000-jährige Reich, wie wir es in Hes.38:11 angekündigt finden, sondern schon in Jes.54:2-3, das Paulus in Gal.4:27 auf den neuen Bund in der Gnadenzeit bezieht.
Der HErr ist ein verzehrendes Feuer, das die Feinde fernhält, aber Seinem Volk Schutz und Orientierung gibt, so wie die Feuersäule auf der Wüstenwanderung. Er will auch uns damit zeigen, dass wir in dieser Welt keinerlei Schrecken fürchten brauchen, weil Er selbst uns umgibt und sich in unserer Mitte verherrlicht. Praktisch können wir dies anwenden, dass wir z.B. im Glauben auf Gottes Schutz auf Alarmanlagen verzichten können. Die einzige „Alarmanlage“, die für ein Kind Gottes unverzichtbar ist, ist „ein gutes Gewissen“ (1.Tim.1:19). Was aber Haus und Gut betrifft, gilt: „Wenn der HErr die Stadt nicht bewacht, vergeblich wacht der Wächter.“ (Ps.127:1)
Der Augapfel Gottes – Sacharja 2:10-17
So wie damals die Zeit überfällig war, dass die letzten verbliebenen Juden endlich aus Babylon fliehen sollten, bevor sie durch die Perser mitvernichtet wurden, so müssen auch heute die Gläubigen Babylon verlassen, d.h. die mit der Welt vermischte Christenheit, um „nicht ihrer Sünden mitteilhaftig zu werden“ (Offb.18:3-5). Die treuen Gläubigen sammeln sich „außerhalb des Lagers“ (Hebr.13:13). Auch im Neuen Bund gilt das Prinzip der Sippenhaftung: mitgehangen, mitgefangen. Wir dürfen nicht Anteil an Sünden anderer haben durch ein falsch verstandenes Andere-gewinnen-wollen (1.Tim.5:22).
Erst durch die Absonderung vom Bösen und Zuwendung zum Guten kann Gott unter uns wohnen und wandeln (2.Kor.6:14-18). Wenn wir Ihm treu sind, dann kümmert Er sich darum, die Feinde von uns abzuwehren. Ja, Er macht sich sogar völlig eins mit unseren Nöten, als ob man Ihn selbst angreifen würde. „In all ihrer Bedrängnis war Er bedrängt, und der Engel Seines Angesichts leitete sie“ (Jes.63:9). Das Auge ist so empfindlich, dass wir es auch schon bei der geringsten Gefahr sofort schließen. Und so passt auch der HErr auf uns auf, die wir ja die wieder eingepfropften Zweige des Ölbaums sind. Der heutige Staat Israel hingegen kann diesen Schutz heute noch nicht in diesem Umfang für sich beanspruchen, da die Juden noch nicht wiedergeboren sind. So sehr wir uns über das zukünftige Heil für Israel schon heute freuen, dürfen wir nicht so tun, als wären sie schon errettet. Die Zweige am Feigenbaum sind schon weich geworden, aber er hat noch keine genießbare Frucht.
Innerhalb des Judentums gibt es heute eine Bewegung, die die göttlichen Verheißungen für das 1000-jährige Reich schon heute für sich beansprucht, indem sie die Gojim (Heiden, wörtl. „Nationen“) als Untermenschen sieht, die ihnen zu dienen haben. Es gibt ja Zitate aus dem Talmud, die z.T. haarsträubend und menschenverachtend sind, wie z.B.: „Die Güter der Gojim gleichen der Wüste, und wer Besitz von ihnen nimmt, eignet sie“ (Baba bathra 54b). „Die weltlichen Völker sind keine Menschen, sondern Vieh“ (Baba mezia 114b). Heute wird immer wieder die Schutzbehauptung wiederholt, dass diese Zitate angeblich gefälscht seien, obgleich man ohne großen Aufwand feststellen kann, dass sie echt sind. Abgesehen davon ist die jüdische Knechtung der Völker ja keine Erfindung von Antisemiten, sondern steht auch schon in der Bibel – allerdings nicht für die heutige Zeit, sondern für das 1000-jährige Reich.
Vom Brandscheit zum Diener Gottes – Sacharja 3
Immer dann, wenn der HErr viel Segen schenkt, ob nun bei David, bei Hiob oder beim HErrn Jesus, macht sich sofort der „Verkläger der Brüder“ auf (Offb.12:10), um die Berechtigung für den Segen Gottes anzufechten; und so geschieht es auch hier: Der Hohepriester Josua steht hier nicht nur stellvertretend für das damalige Volk Gottes, sondern auch für jeden Gläubigen heute, der sich dem HErrn naht, um Vergebung für seine Sünde zu erlangen. Und wie in Judas 1:9 wird auch hier dem Teufel aufgrund seines hohen Amtes nicht der Respekt verweigert, indem der Engel des HErrn die Schelte nicht selbst übt, sondern sie Gott überlässt (Vers 2).
Das schmutzige Kleid von Josua symbolisiert hier seine Ungerechtigkeit (V. 4, vergl. Jes.64:6). Die Sünde führt uns Gläubige unbewusst in ein Feuer des Gerichts, das unsere „Rettbarkeit“ und Brauchbarkeit für den HErrn immer weiter reduziert. Aber der „Engel des HErrn“ (der HErr Jesus) ordnete an, ihm die schmutzige Kleidung auszuziehen und ihm Feierkleider anzuziehen. Dies erinnert uns an den verlorenen Sohn in Lukas 15, der ebenso noch einmal ganz von vorne anfangen durfte. Unser Schuldkonto wurde gelöscht, weil der HErr Jesus für unsere Schuld am Kreuz gelitten hat (Jes.53:4-5). Der „reine Kopfbund“ ist ein Zeichen der Vergebung und zugleich der Bevollmächtigung von Seiten des HErrn.
Erst jetzt ist Josua so weit, dass er vom HErrn in ein Amt berufen werden kann (V.7). Dies erinnert mich an Simon Petrus, der nach der vom HErrn erlangten Vergebung sogleich beauftragt wurde, die Herde des HErrn zu weiden, und zwar zunächst nur die „Lämmlein“, aber dann auch die „Schafe“ (Joh.21:15-17). Manche Ausleger deuten die dreifache Beauftragung heute als Bewährung in der Kinderstunde, dann in der Jugendstunde und zum Schluss in der Gemeindeleitung. Man könnte dies aber auch auf die drei „Schlüssel“ deuten, die Petrus in Mt.16:19 erhielt, um zunächst den Juden (Apg.2), dann den Samaritern (Apg.8) und zum Schluss den Nationen die Tür zum Reich Gottes aufzuschließen (Apg.10).
Diese Vollmacht ist selbständig an jene Bedingung geknüpft, die Mose schon im Gesetz immer wieder gestellt wird, nämlich dass er und seine Freunde, die „Männer des Wunders (od. Zeichens)“, in Gottes Wegen wandeln sollen und Seiner Hut warten sollen. „Gib Mir, mein Sohn, Dein Herz, und lass deine Augen Gefallen finden an Meinen Wegen“ (Spr.23:26). Auch wir haben als Wiedergeborene das Wunder erfahren dürfen, dass Gott uns durch Seinen Geist und der Gnade und Vergebung in Christus völlig neugestaltet hat, um nun Ihm zu dienen und Ihm anzuhangen. Aber auch wir müssen uns täglich darin üben, an Seinen Wegen und Entscheidungen Gefallen zu finden, indem wir auch in allen Widrigkeiten nicht den Mut verlieren, sondern Ihm vertrauen.
Und dann spricht der HErr von einem „Spross“ und von einem „Stein mit sieben Augen“, in welchen sein Name eingegraben werden soll. Spross (hebr. Zä´MaCh) ist eine Bezeichnung für den Messias (Jes.4:2, Jer.23:5, 33:15). Steine werden in der Schrift immer wieder als Denkmal für das Nichtvergessen verwendet, während die „sieben Augen“ die sieben Geister Gottes darstellen (Offb.5:6). Die Gravur in einen Stein kennen wir aus Offb.2:17 als Verheißung für die Überwinder. Augen sollen uns bildlich das Bewusstsein für die Gegenwart Gottes vermitteln, der uns allezeit sieht (vergl. Sach.4:10). Er will uns mit Seinen Augen leiten (Ps.32:8), d.h. ohne Worte ganz durch Seinen gütigen Blick die Richtung weisen, wenn wir auf Ihn achten. Gerade in Bezug auf all die Gefahren der Endzeit ist dies für uns ein großer Trost. Er ist für uns auch heute noch eine Wolken- und Feuersäule, die uns den Weg durch die Wüste weist.
Der Leuchter und die zwei Ölbäume – Sacharja 4
Die vierte Vision mit dem begnadigten Hohenpriester muss für Sacharja wie ein sehr ermutigender Traum gewesen sein, aus dem er jetzt von dem Engel geweckt wurde. Als nächstes wird ihm ein großer Leuchter gezeigt, vermutlich jener, der dem Mose auf dem Berg gezeigt wurde, um ihn als Abbild für das Zelt der Zusammenkunft herzustellen. Der Leuchter aus reinem Gold symbolisiert in erster Linie das vollkommene Licht, das der HErr Jesus – und damit auch wir als Seine Jünger – vor der sichtbaren und unsichtbaren Welt scheinen lässt (Joh.8:12, Mt.5:14). Doch zusätzlich sieht er hier zwei Ölbäume, die über zwei Behälter und Gießrohre die sieben Lampen des Leuchters (d.h. die sieben Gemeinden aus Offb.1:20) beständig mit Öl versorgen. Hier soll deutlich werden, dass wir diese Leuchtkraft nicht aus uns selbst haben, sondern von Gott durch Seinen Geist. „In Deinem Licht sehen wir das Licht“.
Auf die Frage nach der Bedeutung dieser Vision erhält der Prophet eine Botschaft des HErrn an Serubbabel, den Statthalter von Juda. Dieser hatte die von den Samaritanern gewünschte Beteiligung am Tempelbau abgelehnt, worauf diese durch mehrfache Anklagen bei den persischen Königen den Weiterbau des Tempels verhinderten (Esr4:1-5). 15 Jahre später, im zweiten Jahr des persischen Königs Darius (521 v.Chr.) begannen die Propheten Haggai und Sacharja abwechselnd zu prophezeien (Hag.1:1; 2:1; Sach.1:1; Hag.2:10; Sach.1:7; 7:1), indem sie Serubbabel und den Hohenpriester Jeschua und das Volk der Juden zur Fertigstellung des Tempels aufforderten (Esr.5:1-2). Das tat das Volk, und der erneut aufkommende Widerstand (Esr.5:3-17) führte zum ausdrücklichen Befehl des Königs Darius, den Tempel fertig zu bauen (Esr.6:1-14), und sowohl das Baumaterial wie auch der Opferdienst sollten aus der Staatskasse bezahlt werden (Esr.6:8-10), und all dies bewehrt mit Androhung der Todesstrafe (Esr.6:11-15). So erfüllte sich hier das Wort: „Nicht durch Macht und nicht durch Kraft, sondern durch meinen Geist.“ Für Gott ist nichts unmöglich, selbst wenn sich unsere Probleme wie ein Berg aufhäufen und wir in ihnen zu ersticken drohen – der HErr kann die Geschicke von einem Moment zum anderen zu unseren Gunsten verändern.
Wie oft war auch ich frühmorgens voller Sorgen, wenn ein Mitarbeiter sich plötzlich krankmeldete oder ich einen Kunden vergessen hatte und dadurch meine ganze Auftragsplanung durcheinanderkam. Wenn ich dann aber auf die Kniee ging, schenkte der HErr mir dann immer ganz überraschend eine Fügung, die all meine Sorgen als überflüssig erweisen ließen. „Wenn Er, wie Ihm gebühret, mit wunderbarem Rat das Werk hinausgeführet, das dich bekümmert hat“ dichtete Paul Gerhard 1653 nach dem 30-jährigen Krieg. Der HErr Jesus spricht diesen Berg von Problemen und Hindernissen an und verheißt uns, dass wir diesen allein durch den Glauben überwinden können. Als 1972 ein Flugzeug mit der uruguayischen Nationalmannschaft in den Anden abstürzte, sahen die 16 Überlebenden um sich herum ebenso nur unüberwindbare Berge. Da man das Flugzeug in der schneebedeckten Bergwüste nicht finden konnte, musste das Bergungsteam ihre Suche schon bald aufgeben. Aus Verzweiflung aßen die jungen Männer dann die Leichen ihrer Kameraden, um nicht zu verhungern. Erst nach zwei Monaten machten sich zwei von ihnen auf den beschwerlichen Weg, um im Vertrauen auf Gott Hilfe zu holen. Die Berge wurden für sie zwar nicht zur Ebene, aber mit Gottes Kraft legten sie schließlich unvorstellbare 3,7 Kilometer zurück, um am Ende Hilfe zu finden, so dass auch alle anderen überleben konnten.
Es gibt auch heute einen Berg, der für die Juden ein unüberwindliches Hindernis birgt, um ihren 3. Tempel zu bauen, nämlich der Tempelberg in Jerusalem, auf dem sich derzeit noch der muslimische Felsendom und die Al-Akscha-Moschee befindet. Der eigentliche „Tempel Gottes“, d.h. die Gemeinde (1.Kor.3:19), braucht keinen Berg mehr als Grundlage denn diese ist ja für uns der HErr Jesus (1.Kor.3:11). Und Er ist auch jener „Schlussstein“ (Giebel-Eckstein), der aus Serubbabels Nachkommen hervorkam (1.Petr.2:6-7). ER ist „der Erste und der Letzte, und der Lebendige“ (Offb.1:17-18). Und dieser Tempel wächst nicht durch tote, sondern durch lebende Steine, die miteinander durch den Mörtel der Liebe verbunden sind. Wir verachten auch nicht „den Tag kleiner Dinge“, weil wir geduldig auf den Tag des HErrn warten.
Am Ende fragt Sacharja noch nach der Bedeutung der zwei Ölbäume und erfährt, dass diese jene „zwei Söhne des Öls sind, die vor dem HErrn der ganzen Erde stehen.“ Der Prophet Elia betonte immer wieder, dass er „vor dem Angesicht des HErrn stehe“ (1.Kön.17:1, 18:15). Ebenso übernahm auch Elisa diese Formulierung (2.Kön.3:14, 5:16). Und da wir aus Mal.4:5 wissen, dass Gott den Propheten Elia noch einmal senden wird, den Johannes der Täufer nur schattenhaft darstellen sollte (Luk.1:17, Joh. 1:21), dürfen wir annehmen, dass einer der beiden Zeugen aus Offb.11:3ff der Prophet Elia sein wird, zumal dieser ja auch nie starb, sondern entrückt wurde. Und da auch die Wunder von Mose in Offb.11 beschrieben werden, dürfen wir annehmen, dass mit den „Söhnen des Öls“ Mose und Elia gemeint sind, die dem HErrn ja auch auf dem Berg der Verklärung erschienen (Mk.9:4-5).
Die fliegende Schriftrolle – Sacharja 5:1-4
In der sechsten Vision sieht Sacharja eine sehr große Schriftrolle (ca. 10 m x 5 m), d.h. ein Buch im alttestamentlichen Sinn, von der ihm gesagt wird: „Dies ist der Fluch, der ausgeht über die Fläche der ganzen Erde. Denn jeder, der stiehlt, ist bisher – wie lange ⟨nun schon⟩! – ungestraft geblieben, und jeder, der ⟨falsch⟩ schwört, ist bisher – wie lange ⟨nun schon⟩! – ungestraft geblieben“. Dass hier nur das Stehlen und der Meineid als zu bestrafende Sünden genannt werden, ist bemerkenswert. Manche vermuten, dass diese stellvertretend für alle Sünden angeführt werden, denn Stehlen bezieht sich auf Unrecht, das dem Nächsten angetan wird, und der Meineid dem Unrecht, das gegen Gottes Namen verübt wird. Ich denke jedoch, dass es hier noch einen anderen Grund gibt: Denn diese beiden Sünden haben gemeinsam, dass eine Überführung viel schwieriger ist als bei allen anderen Sünden, weshalb man das dadurch Erlangte nach der Überführung auch fünffach erstatten muss (2.Mo.22:1, 3.Mo.5:24). Diebstahl ist zudem nicht nur die Aneignung fremden Eigentums, sondern jede Übervorteilung des Nächsten, wie etwa die Ausnutzung der Not eines anderen, um sich selbst zu bereichern. Wer z.B. an der Börse mit sog. Shorts oder Leerverkäufen handelt, setzt damit auf fallende Kurse und beschleunigt damit den Untergang eines Unternehmens, das eigentlich noch hätte saniert werden können bzw. den Absturz des gesamten Aktienmarktes. Hunderte von Hedge Fonds, d.h. Heuschrecken-Investmentfirmen haben durch solche Spekulationen schon die Wirtschaft ganzer Länder auf legale Weise in den Ruin getrieben.
Ebenso hat auch der Meineid etwas Hinterhältiges und schadet nicht nur dem Namen Gottes, sondern auch allen, die sich auf den Eid verließen: z.B. auf den Amtseid von Politikern, Schaden vom Volk abzuwenden, wenn sie durch ideologische Wahnideen (Kampf gegen Klimawandel) oder durch sinnlose Subventionen eine Energie- und Wirtschaftskrise auslösen, wie es derzeit gerade die Ampelregierung tut. Gleiches gilt für Ärzte, wenn sie gegen ihr Gelöbnis und ärztliche Ethik Spritzen verabreichen, ohne die Geimpften umfangreich auf mögliche Nebenwirkungen hinweisen, weil sie dadurch mehrere Tausend Euro zusätzlich verdienen. Weil viele Ungerechtigkeiten nie aufgearbeitet und strafrechtlich verfolgt werden, verheißt der HErr, dass das Unrecht in Form eines Fluches gesühnt wird, der Auswirkungen in das Privatleben jedes Schuldigen haben werde.
Die Frau im Epha – Sacharja 5:5-11
Als nächstes sieht der Prophet ein Epha, d.h. eine Art Behälter, der zugleich als Gewichtseinheit verwendet wurde. In dieser Funktion wurde die Arglosigkeit von Käufern damals immer wieder missbraucht, indem man das Epha heimlich verkleinert hat, um dadurch weniger Ware zum gleichen Einheitspreis zu verkaufen (Am.8:5-6, Mich.6:10-12). Handel ist ja letztlich ein Tauschgeschäft, wobei Tauschen und Täuschen wortverwandt sind. Dort wo aber kein wirklicher Mehrwert geschaffen wird durch Handwerk oder Dienstleistung, ist die Verführung, dem anderen durch Täuschung zu übervorteilen, umso größer. Man spricht hier von einem „Nullsummenspiel“, d.h. einer Konkurrenzsituation, bei der der wirtschaftliche Erfolg oder Gewinn eines Beteiligten einem Misserfolg oder Verlust eines anderen in gleicher Höhe gegenübersteht. Mit anderen Worten: Die Gewinne des einen sind die Verluste des anderen. Es wird keine Wertschöpfung betrieben, sondern nur gepokert, wobei derjenige, der am besten blufft, am Ende trotz schlechter Karten gewinnt. Wenn ich mich aber nur auf Kosten anderer bereichere, schade ich ihn und allen anderen. So wurden z.B. durch Spekulationsgeschäfte mit Nahrungsmitteln schon große Hungersnöte ausgelöst.
Als nächstes sieht er, wie ein Bleideckel angehoben wird und eine Frau im Epha erscheint, die sinnbildlich für den „Frevel“ steht (das hebr. Wort RiSchaH ist weiblich). Könnte es sein, dass es sich hier um den Feminismus und die Verkehrung der göttlichen Schöpfungsordnung handelt? Denn es ist ja im Grunde der Feminismus, der sich maßgeblich hinter der heutigen Degenerierung der Männerwelt (sog. LGBTQ- u. Genderwahn) verbirgt, sowie auch für die hohe Scheidungsquote und den Massenmord im Mutterleib verantwortlich ist. Jedenfalls soll dieser Frevel beseitigt werden, weshalb zwei andere Frauen mit Storchenflügeln (unreines Tier!) sie ins Land Sinear verbannen, „wo ihr ein Haus gebaut werden soll“ (V.11). Sinear ist jene Ebene im heutigen Irak, wo Nimrod einst sein Reich gründete und der Turm von Babel gebaut wurde (1.Mo.10:10, 11:2). Zugleich ist der Name aber auch ein Synonym für Babel (Dan.1:2), so dass die Frau an die „Hure Babel“ erinnert (Offb.17:18).
Roger Liebi nimmt an, dass es sich bei der Verbringung des Epha um jene Juden handele, die in den Jahren 70 – 135 n.Chr. vor der Verfolgung nach Babylon flüchteten. Dagegen spricht, dass bereits ab dem Kapitel 4 von endzeitlichen Ereignissen die Rede ist, die sich bis heute noch nicht erfüllt haben. Zudem heißt es von der Frau, dass sie das personifizierte Böse sei, nämlich „DER Frevel“ bzw. „DIE Gesetzlosigkeit“ (ELB), was nicht gerade für flüchtende Juden spricht.
Eine weitere Auslegung ganz anderer Art stammt von dem schlesischen Bibellehrer H.O. Werner aus den 20er Jahren. Er nahm dieses Gleichnis insofern recht wörtlich, indem er vermutete, dass in baldiger Zukunft im Irak die biblische Stadt Babylon wieder aufgebaute werde und zu einem Zentrum der Gesetzlosigkeit und Pseudoreligion werde. Seiner Ansicht nach sei die „Hure Babylon“ also nicht nur eine Metapher für den Vatikan oder den Islam, sondern eine buchstäbliche Wiederbelebung des altbabylonischen Götzenkults, um im Auftrag der Ökumene ein Weltheiligtum zu schaffen, dem sich alle Menschen unterstellen würden. Diese Idee war natürlich sehr gewagt, denn damals gab es im irakischen Wüstensand lediglich ein paar Ruinen und eine Ausgrabungsstätte des Archäologen Robert Koldeway. Doch im Jahr 1986 hatte der irakische Präsident Saddam Hussein die Idee, die alte Stadt Babylon wiederaufzubauen, um sie für Touristen attraktiv zu machen. Dies ist insofern bemerkenswert, weil doch in Jer.50:39 geschrieben steht, dass Babylon „in Ewigkeit“ nicht mehr erbaut werden soll. Heute aber leben mehrere Tausend Menschen dort, so dass wir annehmen müssen, dass sich diese Prophezeiung noch nicht erfüllt hat.