„Nun denn, was versuchet ihr Gott, ein Joch auf den Hals der Jünger zu legen, das weder unsere Väter noch wir zu tragen vermochten. Vielmehr glauben wir, durch die Gnade des HErrn Jesus in derselben Weise gerettet zu werden wie auch jene…“ (Apg.15:10)
Bremen, den 30.05.2019
Lieber Bruder Wolfgang,
nachdem Du mir gestern am Telefon sagtest, dass Du Deinen „Kinderzeugung“-Aufsatz (Seiten 10-12 in http://www.bekehrdich.de/hauptinfo.pdf) noch einmal überarbeitet hattest, war ich eigentlich davon ausgegangen, dass Du Deine ursprüngliche Lehre, dass der Sex nur zur Kinderzeugung gedacht sei, inhaltlich wieder zurückgenommen hättest, nachdem ja schon mehrere Brüder – inkl. die Soltauer – Dich auf die Irrtümer in dieser Lehre aufmerksam gemacht haben. Nachdem ich Deine neue Version jedoch gelesen habe, muss ich mit Entsetzen feststellen, dass es sich nicht um eine Verbesserung, sondern um eine Verschlimmbesserung handelt, denn Du hast Deine unbiblischen Thesen ja nicht zurückgenommen, sondern noch um viele weitere unbiblische Behauptungen erweitert.
Selbst wenn Du Deine überaus seltene Lehre als „Meinung“ bezeichnest, ist mir inzwischen klar geworden, dass es Dir dabei keineswegs nur um eine übertriebene Askese geht, der Du Dich selbst unterworfen hast, sondern Du verbreitest die Forderung zur Abstinenz von jeglichem zeugungslosen Sex als neue Heilslehre sowohl im Internet als auch in Briefen und Gesprächen, so dass ich mich genötigt sehe, Dich hiermit zum Umdenken aufzurufen. Auch wenn Dein Anliegen, das Volk Gottes zu mehr Enthaltsamkeit aufzurufen, durchaus rühmlich wäre, gehst Du weit über dieses Ziel hinaus und bedrängst damit gerade junge Brüder, die noch ungefestigt im Glauben sind. Auch ich selbst habe damals in meinem Glauben Schiffbruch gelitten, weil ich u.a. glaubte, dass ich nur errettet werden könne, wenn ich es schaffe, keine Selbstbefriedigung mehr zu tun. Da mir dies jedoch nicht gelang, folgerte ich daraus, dass die Bibel ein von Menschen erfundenes Buch sei mit unzähligen Widersprüchen.
Wie Du weißt, warnt uns das Wort Gottes vor der Erfindung und Verbreitung neuer Lehren, insbesondere wenn diese auch noch als heilsnotwendig erklärt werden: „Werdet nicht viele Lehrer, meine Brüder, denn ihr wisst, dass wir ein größeres Urteil empfangen werden. Denn wir alle straucheln vielfach…“ (Jak.3:1-2). Ich nehme mal stark an, dass Du Dich nicht mit anderen Brüdern zur Beratung zusammen gesetzt hast, um Deine neuartige Orgasmuslehre auf Irrtümer hin zu überprüfen. Bevor ich etwas im Internet veröffentliche, besonders wenn es um Lehrfragen geht, lasse ich dies immer noch mal von einem Bruder korrekturlesen, denn der Feind gebraucht jede Eigenmächtigkeit, um uns dadurch zu Fall zu bringen. Besonders fatal sehe ich es, dass Du Deine Leser bei Nachfragen nicht nur auf meine Adresse verweist, weil Du gerade in meiner Werkstatt wohnst, sondern auch noch meinen Namen nennst und mich damit in Verbindung bringst mit Deiner Irrlehre. Warum gibst Du nicht die Adresse von Bruder N. Homuth in Nürnberg an, wo Du doch ohnehin jeden Sonntag hinfährst? Ich möchte auf jeden Fall nicht mehr, dass mein Name mit dieser Lehre in Verbindung gebracht wird!
Im Folgenden werde ich Dir nun einmal ausführlich die Unhaltbarkeit Deiner Lehre an Hand der Bibel nachweisen und Deine Argumente sachlich und geistlich widerlegen:
Zitat 1: „Dein Same darf nur für die Befruchtung deiner Ehefrau fließen, die du als Jungfrau oder Witwe
bekamst, wenn sie sich von dir ein Kind wünscht.“
Auf diese Kernthese, die Du gleich in der Einleitung Deines Aufsatzes stellst, werde ich noch detailliert eingehen, aber zunächst einmal festhalten, dass geschrieben steht: „Gebiete, …ihre Hoffnung auf Gott zu setzen, der uns ALLES reichlich darreicht zum Genuss…“ (1.Tim.6:17).
Zitat 2: „Alles andere ist Sünde, die du bekennen und beenden musst, wenn du durch JESUS CHRISTUS in den Himmel kommen willst!“
Falsch, denn Sex ist innerhalb der Ehe auch ohne Zeugungswunsch keine Sünde, sondern sogar eine PFLICHT! „Der Ehemann leiste der Frau die eheliche Pflicht, gleicherweise auch die Frau dem Mann“ (1.Kor.7:3). Dass es hier um sexuelle Erfüllung geht, wird im nächsten Satz deutlich, aus dem hervorgeht, dass weder Mann noch Frau Vollmacht hat über den eigenen Körper. Auch in 2.Mo.21:10 wird deutlich, dass die sexuelle Befriedigung zu den Grundrechten einer Ehe gehört: „Heiratet er sie und später noch eine andere, dann darf er sie in Nahrung, Kleidung und sexueller Gemeinschaft nicht benachteiligen. Vernachlässigt er eine dieser drei Pflichten, muss er sie unentgeltlich freilassen.“ Das Schlimmste ist, dass Du den ehelichen Geschlechtsverkehr hier sogar als Verdammungssünde hinstellst und behauptest, dass solche Christen nicht „in den Himmel kommen“! Nach Spr.17:15 ist Gott jedoch ein Gräuel wenn man einen Gerechten (bzw. einen in Christus gerecht Gesprochenen) verdammt. Der HErr Jesus sagt zu den Pharisäern: „Wenn ihr aber erkannt hättet, was es ist: ‚Ich will Barmherzigkeit und nicht Schlachtopfer‘, so würdet ihr die Schuldlosen nicht verurteilt haben“ (Mt.12:7).
Zitat 3: „Du bist garantiert sexsüchtig, wenn du es kein Jahr ohne Orgasmus und den damit verbundenen
Samenerguss aushalten kannst“.
Falsch! Fast alle Männer, auch Gläubige, praktizieren 2 – 3-mal in der Woche Selbstbefriedigung oder ehelichen Geschlechtsverkehr ohne dass sie deshalb schon „sexsüchtig“ wären. Wenn jemand allerdings 2 – 3 mal am Tag (oder mehr) Sex haben muss, dann sollte er sich schon eher mal fragen, ob das nicht schon krankhafte Züge trägt; denn „Sexsucht“, auch Hypersexualität genannt, ist tatsächlich eine ernstzunehmende psychiatrische Störung und hat nichts mehr mit normaler Sexualität zu tun: „Sexsüchtige streben demnach mehrmals täglich Orgasmen an, ohne tatsächlich Befriedigung zu erlangen. Dies alles gehe so weit, dass Familie, Beruf und sexfreie soziale Kontakte vernachlässigt werden. Entgegen stofflichen Süchten wie z. B. Alkoholismus zeigt sich die sog. Sexsucht selten über körperliche Auswirkungen, sondern häufig in erster Linie über negative soziale Folgen wie beispielsweise Konflikte in der Partnerschaft, finanzielle Belastungen oder berufliche Folgen“ (Wikipedia).
Zitat 4: „Orgasmus ist die größte Lust des Fleisches, die nach 1.Johannesbrief 2,16 nicht vom himmlischen VATER, sondern von der Welt ist.“
Das ist totaler Blödsinn, denn der Orgasmus ist ja der wesentliche Bestandteil einer gesunden Sexualität. Wenn es keinen Orgasmus gäbe, würde auch niemand Sex praktizieren. Dann würde aber auch niemand das Gebot Gottes befolgen, dass da heißt: „Seid fruchtbar und mehret euch…“ (1.Mo.1:28). Die Lust des Fleisches ist also nicht die sexuelle Lust als solche, auch wenn es durch das Wort „Fleisch“ den Eindruck erweckt, denn sonst hätte Gott selbst ja dem Menschen mit dem Sextrieb ein „vergiftetes Geschenk“ anerschaffen, um den Menschen dadurch fahrlässig zur Sünde zu verleiten. Die Sexualität ist aber nicht von der Welt, sondern vom himmlischen Vater; und der Orgasmus ist sozusagen die Belohnung für die anstrengende sexuelle Arbeit. Sexuelle Reize und körperliche Attraktivität dienen nicht zuletzt auch der Partnerwahl: „Und siehst du unter den Gefangenen eine Frau, schön von Gestalt, und hast Lust zu ihr und nimmst sie dir zur Frau“ (5.Mo.21:11). Nur sehr wenige Männer und Frauen haben die Gabe der Ehelosigkeit, d.h. die Befähigung, ihr ganzes Leben lang auf Sex zu verzichten ohne dabei in Hurerei zu fallen (1.Kor.7:7). Deshalb sagt Paulus: „Aber wegen der Hurereien [Mz.!] habe [Befehlsform!] ein jeder seine eigene Frau und eine jede habe den eigenen Mann“ (V.2). Ausgangspunkt für eine Eheschließung ist also die sexuelle Befriedigung, die aber später nach gegenseitiger Vereinbarung zeitweise oder ganz zurücktreten kann (V.5-6). Paulus fordert aber die Eheleute ausdrücklich auf, möglichst regelmäßig Geschlechtsverkehr zu haben (auch völlig unabhängig von einem Kinderwunsch): „Entzieht euch einander nicht [oder Enthaltet euch einander nicht vor]…“, denn sonst besteht die Gefahr, dass sie „vom Satan versucht werden, wegen eurer Unenthaltsamkeit“ (V.5)
Zitat 5: „Und Sexsüchtige kommen genauso wenig in den Himmel wie Alkoholsüchtige!“
Hier würde ich Dir sogar zustimmen, wenn ich nicht wüsste, dass Du eine völlig falsche Definition von „Sexsucht“ hättest. Sexsucht ist eine Fangschlinge des Teufels, eine Gebundenheit, die man in der Tat mit der Alkohol- oder Drogensucht vergleichen kann. Der Abhängige hat dann keinerlei Macht mehr über seinen Willen, sondern spürt einen permanenten Druck, der ihn an der Bewältigung seines Alltags hindert (ich weiß dies von Bruder Daniel, der mir seine Not erst kürzlich beschrieb).
Zitat 6: „Auch ich war sexsüchtig, bin aber durch JESUS CHRISTUS davon frei geworden“.
Dem HErrn sei Dank für dieses ehrliche Zeugnis! Du solltest Dich dessen aber nicht rühmen oder mit Eitelkeit auf jene Brüder herabschauen, die noch unter diesem Joch leiden, denn „Was aber hast du, dass du nicht empfangen hast? Wenn du es aber empfangen hast, was rühmst du dich, als hättest du es nicht [von Gott] empfangen?“ (1.Kor.4:7). „Daher soll der, der fest zu stehen meint, aufpassen, dass er nicht [wieder] zu Fall komme“ (1.Kor.10:16). „Wir, die Kraftvollen/Fähigen, sind verpflichtet, die Schwächen/Schwachheitsfolgen der Kraftlosen/Unfähigen zu umfassen und zu tragen und nicht uns selbst zu gefallen“ (Röm.15:1).
Zitat 7: „In Johannes 8,34+36 sagte JESUS: „Wer Sünde tut, ist ein Sklave der Sünde.Wen aber der SOHN GOTTES frei macht, der wird wirklich frei sein!“ Im Klartext: Jeder Orgasmus ist Sünde. Wer von dieser Sklaverei befreit ist, wird wirklich frei sein!“
Nein, das sagt der HErr Jesus hier doch gar nicht, sondern Er spricht von der Sünde! Wie schon oben erklärt, kann der Orgasmus gar keine Sünde sein, weil er zu der von Gott geschaffenen Sexualität dazugehört. Das wäre ungefähr so, als würde man einem Menschen zwar erlauben, auf einer Scheibe Brot rumzukauen, ihm aber verbieten, es runterzuschlucken. Auf die Dauer würde ein solcher Mensch dann verhungern. Genauso erfüllt der Orgasmus nicht nur den Zweck, mit seinem Ehepartner glückliche Stunden zu verbringen, sondern er hilft auch dem Einzelnen, Stress abzubauen und hormonellen Druck zu entladen. Wer deshalb den Menschen das Heiraten zur Erfüllung sexueller Bedürfnisse verbieten will, ist nach den Worten von Paulus einer, der „in Heuchelei Lügen redet und betreffs des eigenen Gewissens wie mit einem Brenneisen gehärtet“ (1.Tim.4:2). Solche haben „von der Glaubenstreue Abstand genommen“ und stattdessen „ihre aufmerksame Zuwendung zu irreführenden Geistern und Belehrungen von Dämonen genommen“ (Vers 1). Wohin das führt, wenn man den Menschen in eigenmächtigerweise den natürlichen Drang zu unterdrücken zwingt, sehen wir bei Saul in 1.Sam.14. Er hatte seinen hungrigen Männern verboten, etwas zu essen, solange sie noch nicht alle Feinde besiegt hätten. Die Folge war, dass sie sich am Ende wie die Wilden über die Beute hermachten und das geschlachtete Vieh sogar mit dem Blut aßen (1.Sam.14:32). Jonathan hingegen, der seine natürliche Lust durch das Essen des Honigs befriedigt hatte, konnte sagen: „Sehet doch, dass meine Augen hell geworden sind, weil ich ein wenig von diesem Honig gekostet habe. Was wäre es gewesen, wenn das Volk heute ungehindert von der Beute seiner Feinde gegessen hätte, die es gefunden hat! Denn wäre dann nicht die Niederlage der Philister groß gewesen?“ (V.29-30). Ähnliches mag auch für die sexuelle Befriedigung gelten, wenn sie in einem legitimen, ehelichen Rahmen verläuft. Wer sie hingegen verbieten will wie es die Katholische Kirche durch das Zölibat bewirkte, fördert dadurch die Hurerei.
Zitat 8: „Fast alle christlichen Männer sind immer noch sexsüchtig […] sie bilden sich oft ein, dass Orgasmus nicht immer Sünde sei. Denn GOTT hat letzten Endes auch den Sex erschaffen! Und an etwas sich zu erfreuen, was GOTT geschaffen hat, sei doch gewiss keine Sünde. Sie argumentieren damit genauso wie Säufer ihre Trunkenheit und Fresser ihren Fraß entschuldigen: Letzten Endes hat doch GOTT Wein und alle leckeren Speisen geschaffen, an denen sich zu erfreuen doch keine Sünde ist! Und dem stimme ich voll und ganz zu. Jeder Christ darf sich an Sex und Wein und leckeren Speisen erfreuen, aber niemals unbegrenzt. Denn in 1.Korinther 6,12 steht geschrieben: Alles ist mir erlaubt, aber ich will mich von keinem überwältigen lassen. Ohne Überwältigung ist dir alles erlaubt! Aber durch Sex zum Orgasmus überwältigt zu werden ist Sünde! Vom Wein zur Trunkenheit überwältigt zu werden ist Sünde! Von leckeren Speisen zum Fressen überwältigt zu werden ist Sünde!“
Das ist eine völlig verkehrte Analogie. Denn genauso wie man bis zur Sättigung isst, so ist auch der Orgasmus das Ziel vom Sex, nämlich die Befriedigung (5.Mo.23:24). Die Überwältigung beim Essen wäre ja, wenn ich immer noch weiter esse, obwohl ich schon satt bin, und genauso ist auch die Überwältigung beim Sex [wörtl.: „vollmächtige Beherrschung“ durch den Sex] eine unsinnige Übertreibung z.B. mit jeder Menge Hilfsmittel (wie Pornographie oder Hilfsmitteln), um möglichst viele Orgasmen hinter einander zu haben. Dass der Orgasmus aber noch keine sexuelle Ausschweifung ist, geht schon allein aus der Wortbedeutung hervor, denn ORGAS´MOS bedeutet übersetzt eigentlich „Zorn“ bzw. „Anschwellung“ und wird im Neuen Testament besonders häufig für den Zorn Gottes gebraucht.
Wenn Du schreibst, dass man den Sex „begrenzen“ müsse, damit es nicht zum Orgasmus kommt, ist dies fern aller Realität. Wir werden von Gott sogar aufgefordert „Ihre Brüste mögen dich berauschen allezeit. Taumle stets in ihrer Liebe“ (Spr.5:19). Das hebräische Wort TiS’GeH bedeutet wörtlich sogar „Werde entrückt!“ also im Grunde ein ausdrücklich erlaubter Kontrollverlust, weil beim Orgasmus ein Feuerwerk von Hormonausschüttungen im Gehirn stattfindet. Dass es ohne Orgasmus auch keine Empfängnis geben kann, wusste schon Sara: „Nachdem ich alt geworden bin, sollte ich Wollust haben?“ (1.Mo.18:12).
Zitat 9: „Scheidungen unter Christen und die Heirat eines dritten Partners sind nur dann erlaubt, wenn beide Ehepartner nie miteinander ein Fleisch wurden. Oder wenn der eine Ehepartner gestorben ist. Nur dann darf nach GOTTES Willen neu geheiratet werden.“
Auf das Thema Scheidung und Wiederheirat möchte ich hier nicht ausführlich eingehen, weil es sehr umfangreich ist und ich dazu schon einmal ein Kapitel geschrieben habe auf meiner Internetseite in einem überarbeiteten Aufsatz über das 7. Gebot („Wenn die Ehe gescheitert ist“ in https://www.derhahnenschrei.de/index.php/die-10-gebote-ein-katechismus-fuer-bibeltreue/22-gebote/70-das-7-gebot). Ich möchte nur am Rande erwähnen, dass Du in Deinem Aufsatz weiter unten biblisch korrekt erwähnst „Wenn du geschieden bist, dann suche keine neue Frau.“ wobei Du dem Sinne nach das Zitat von Paulus in 1.Kor.7:27 richtig wiedergibst: „Wenn du geschieden [wörtl. gelöst] wurdest von einer Frau, so suche keine [neue] Frau.“ Das Passiv-Perfekt des Verbes APO-LY´Oo (entlassen, scheiden, freigeben) macht deutlich, dass die Initiative zur Scheidung nicht von dem Bruder ausging, sondern von seiner treulosen Ehefrau. Dem Bruder wird in einem solchen Fall geboten, keine andere Frau zu SUCHEN. Wenn der HErr ihm nach einer rechtsgültig geschiedenen Ehe aber dennoch eine andere Glaubensschwester begegnen lässt und er sie heiratet, dann hat er nach dem Wort Gottes „NICHT GESÜNDIGT“ (1.Kor.7:28), ganz unabhängig davon, ob er mit seiner geschiedenen Ehefrau schon Geschlechtsverkehr hatte oder nicht, denn er ist nach dem Zeugnis der Schrift eben „NICHT VERSKLAVT“ an seine treulose Ehefrau, wenn diese die Scheidung herbeigeführt hat (1.Kor.7:15).
Zitat 9: „Nun behaupten manche Christen, dass eine unverheiratete Jungfrau, die gegen ihren Willen befruchtet wurde, mit ihrem Vergewaltiger nicht ein Fleisch wurde, weshalb sie frei ist, einen anderen Mann heiraten zu dürfen. Ich jedoch behaupte, dass in so einem Fall sie mit ihrem Vergewaltiger genauso ein Fleisch wurde, als ob beide zuvor geheiratet hätten“.
Du willst also damit sagen, dass eine solche geschändete Jungfrau ihren Vergewaltiger heiraten müsste, wenn sie nicht ihr ganzes Leben lang allein bleiben will? Eine solche Schlussfolgerung ist nicht nur absurd, sondern auch unverantwortlich! Denke nur mal an die 232 christlichen Mädchen aus Nigeria, die 2014 von der islamischen Terrormiliz Boko Haram entführt, vergewaltigt und zu Sexsklavinnen gemacht wurden! 214 wurden von ihnen geschwängert, bevor sie 2015 von der nigerianischen Armee befreit wurden. Willst Du nun von diesen traumatisierten Mädchen verlangen, dass sie sich nun ihre islamistischen Peiniger heiraten müssen, um auch weiterhin regelmäßig vergewaltigt zu werden? Oder sollen sie stattdessen als Geschändete ehelos bleiben und ihre Kinder ohne Vater aufwachsen lassen?
Zitat 10: „Meiner Meinung nach sind beide ein Fleisch geworden am Tag ihrer ersten Befruchtung unabhängig davon, ob sie dadurch schwanger wurde oder nicht!“
Bei dem Ein-Fleisch-werden denkst Du wieder nur an den Geschlechtsverkehr – was durchaus verständlich ist. Paulus aber dachte dabei gar nicht an Sex, sondern an ein inneres Einswerden durch die Liebe, indem er das Ein-Fleisch-werden auf Christus und die Versammlung bezog. Deshalb ist ein Ehebruch schon in dem Moment vollzogen, in welchem ein Mann nur in Gedanken schon eine solche Sexphantasie vollzogen hat. Der Geschlechtsverkehr ist sicherlich die symbolische Darstellung dieser Einswerdung, aber sie erschöpft sich nicht bloß in dieser rein äußerlichen Sexualpraktik. Wenn ein Christ zu einer Hure eingehen würde, hätte er ein Glied am Leibe Christi symbolisch zum Glied einer Hure gemacht, was aber nicht so zugelassen werden darf (1.Kor.6:15). Vor ihrer Bekehrung aber haben viele Brüder schon mit anderen Frauen in Hurerei gelebt, und dennoch wird der HErr durch die Wiedergeburt mit ihnen eins; dies aber zeigt doch, dass der HErr über die „Zeiten der Unwissenheit hinweggesehen hat“ (Apg.17:30). Durch die Buße hat ein Christ sozusagen „reinen Tisch“ gemacht und bekommt als Widergeborener, der mit Christus gestorben ist und sein altes Leben hinter sich gelassen hat, die Chance, noch einmal ganz neu anzufangen, inkl. der Heirat mit einer Glaubensschwester.
Zitat 11: „Darf oder muss ein Mann eine Hure heiraten, die er befruchtet hat? Das hängt davon ab, ob seine Hure eine Jungfrau war oder nicht […] Er muss sie auch dann heiraten, wenn sie durch diese Befruchtung nicht schwanger wurde. Weil beide miteinander ein Fleisch geworden sind.“
Auch hier führt Deine falsche Gleichsetzung von Geschlechtsverkehr mit Ein-Fleisch-Werdung zu einer absurden Schlussfolgerung. Stell Dir nur mal vor, ein junger Bruder hatte vor seiner Bekehrung mal Geschlechtsverkehr mit einer Jungfrau, die gerade angefangen hat, als Prostituierte ihren Lebensunterhalt zu verdienen (übrigens schicken in Peru viele Väter ihre 12-jährigen Söhne zu einer Hure, um von dieser ihre Unschuld zu verlieren, weil sie dadurch vermeiden wollen, dass ihre Söhne schwul werden). Nach Deiner Ideologie müsste dieser gläubig gewordene Bruder nun diese Prostituierte aufsuchen (die inzwischen schon mit vielen anderen Männern geschlafen hat) und um ihre Hand bitten, obwohl sie noch gar nicht gläubig ist und gar nicht vor hat, ihren Beruf als Dirne aufzugeben. Der Bruder würde in diesem Fall nicht nur gegen das Verbot verstoßen, dass er sich nicht in ein ungleiches Ehejoch mit einer Ungläubigen begeben darf (2.Kor.6:14), sondern er würde auch lebenslang Gemeinschaft haben mit einer Hure, obwohl Gottes Wort auch dieses ausdrücklich verbietet (1.Kor.5:9-11, 6:10-15). Du kannst also auch an diesem Beispiel erkennen, dass Deine Überlegungen unreflektiert und noch unausgereift sind.
Zitat 12: „Wenn der Mann aber seine Hure nicht als Jungfrau bekam, weil sie vor ihm bereits ein Fleisch mit ihrem ersten Mann geworden ist, dann darf er sie nicht heiraten.“
Auch hier ein veranschaulichendes Beispiel, um die Absurdität darzustellen: Ein Mann lernt eine Frau kennen, die früher einmal mit einem anderen Mann geschlafen hatte. Die beiden schlafen miteinander und bekommen 7 Kinder. Auf einmal bekehren sich beide und wollen heiraten, weil sie erkannt haben, dass eine Ehe ohne Trauschein vor Gott nicht wohlgefällig ist. Sie wenden sich an Dich mit der Bitte, ihr Trauzeuge zu werden, und Du sagst ihnen, dass sie sich nach 10 Jahren des Zusammenlebens wieder trennen müssen, trotz ihrer 7 gemeinsamen Kinder, weil die Frau bei ihrem ersten Geschlechtsverkehr keine Jungfrau mehr war. Stell Dir mal vor, die beiden würden auf Dich hören und sich trennen: Der Mann würde daraufhin ständig der Versuchung erlegen sein, seinen Geschlechtstrieb durch Pornographie zu befriedigen, die Frau würde aus Angst vor der Einsamkeit jedem jungen Mann schmachtend hinterher schauen und ihre sieben kleinen Kinder würden aufgrund mangelnder Geborgenheit später zu Drogen und Alkohol greifen – und das alles nur, weil Du den Eltern zur Trennung geraten hättest! Wie viel Schuld hättest Du dann wohl auf Dich geladen!
Zitat 13: „Nur sexsüchtige Menschen glauben an das Märchen, dass zur wahren Liebe zwischen Eheleuten
unbedingt auch sexuelle Kontakte dabei sein müssen! Die sogenannte Josefs-Ehe wird uns in 1.Korinther 7,29 empfohlen, wo geschrieben steht, dass die Männer, die Frauen haben, so seien, als hätten sie keine.“
Nein. In 1.Kor.7:29 weist Paulus lediglich darauf hin, dass die Ehe von Gläubigen nicht zum Götzen erhoben werden soll, da alles nur vorübergehend ist und deshalb eher eine beiläufige Stellung im Leben eines gläubigen Ehepaars haben sollte. Du versuchst hier durch eine perfide Formulierung, die geistliche Gemeinschaft von Eheleuten gegen die sexuelle Gemeinschaft auszuspielen, um ihnen dadurch ein schlechtes Gewissen zu machen. Ich kenne ein Ehepaar (von den Adventisten), die jedes Mal vor und nach ihrem Geschlechtsverkehr gemeinsam beten und Gott für dieses Geschenk der Sexualität danken. Gott möchte sich durch ALLE Seine Werke verherrlichen, und zu diesen zählt auch der Orgasmus. Als der HErr den Menschen und den Tieren die Fähigkeit zum Orgasmus anerschuf, gehörte auch dieser zu all den Werken, die „sehr gut“ waren. Die Herrnhuter Brüdergemeine unter Zinzendorf hat den gemeinsamen Geschlechtsakt eines jungvermählten Ehepaars in der Hochzeitsnacht noch mit einem Gottesdienst begleitet, indem man mit Lob- und Dankesliedern an die künftige Vereinigung von Christus mit Seiner Braut dachte. Es gehört zu den Grundprinzipien Gottes, dass der Arbeiter auch seines Lohnes Wert ist, und wenn ein Mann den ganzen Tag auf der Arbeit war und seine Frau alleine zurückließ, dann hilft es beiden sehr in ihrer Liebe zueinander, wenn sie miteinander schlafen können. „Du sollst dem Ochsen, der drischt, nicht das Maul verbinden“ (1.Kor.9:9).
Zitat 14: „Ein anderer zwar nicht sexsüchtiger Ehemann pocht dennoch wegen Sprüche 5,16-19 und dem gesamten Hohelied auf sein Recht, sexuelle Kontakte mit seiner Jungfrau zu haben. Aber weil er als Christ keinen Orgasmus mit seinem Samenerguss erleben möchte, hören beide immer rechtzeitig mit ihren gegenseitigen sexuellen Reizungen.“
Was Dir hier als „sogenannte Petting-Ehe“ vorschwebt, ist kaum realistisch, und als Mann solltest Du doch wissen, dass es ab Überschreitung einer bestimmten Reizschwelle kein „zurück“ mehr gibt. Es wäre zudem auf Dauer auch völlig unnatürlich und verkrampft. Ich finde es auch merkwürdig, dass Du als Unverheirateter solche Ehe-Tipps geben willst. Wäre es nicht besser, wenn Du Brüder beraten würdest, die wie Du – freiwillig oder unfreiwillig – unverheiratet sind oder bleiben wollen, indem Du ihnen Tricks verrätst, wie sie ihr sexuelles Verlangen zügeln können?
Zitat 15: „In einer reinen Ehe muss sein Samen sie befruchten, denn ohne Befruchtung kann kein Kind geboren werden, das beide haben wollen. […] Das männliche Glied ist zum ersten Mal in ihre Scheide eingedrungen, darf jedoch nicht zu lange drinnen verweilen, wenn ein Orgasmus mit Samenerguss dort unerwünscht ist. Deshalb zieht er sein Glied rechtzeitig heraus und beide hören sofort mit allen gegenseitigen sexuellen Reizungen auf. Weil vor jedem Orgasmus oft unbemerkt schon ein klein wenig Samen aus seinem Glied fließt, der für Zeugung und Geburt eines Kindes ausreicht, kann dadurch ohne Sünde sie befruchtet und Kinder gezeugt werden. […] Nur mit einem Orgasmus hassendem Herzen können reine Kinder ohne Orgasmus gezeugt werden. Eine reine Ehe liegt nur dann vor, wenn er und sie nicht sexsüchtig sind und beide jeden Orgasmus hassen!“
Hier wird es jetzt allmählich immer peinlicher. Du meinst, dass es Gläubige gibt, die sich auf solch einen „Coitus interruptus“ einließen, nur um reinen Gewissens ein Kind ohne Orgasmus zu zeugen? Wenn Gott das gewollt hätte, warum hat er dann den Orgasmus überhaupt geschaffen? Du hattest mir beim letzten Mal erzählt, dass Du von dieser merkwürdigen Sexualpraktik durch ein Buch erfahren hättest, in welchem es um die rigiden Ideen der Puritaner und anderer Christen der letzten Jahrhunderte geht. Dieses Buch, „Eunuchen für das Himmelreich“ von Uta Ranke-Heinemann, ist von einer gottlosen ehemaligen Bultmann-Theologin geschrieben worden. In diesem Buch verspottet sie das bibeltreue Christentum, indem sie Extrembeispiele von Prüderie und Sexualfeindlichkeit innerhalb des Christentums aufdeckt. Solche Bücher überhaupt anzurühren, halte ich für Sünde (Ps.1:1, 2.Kor.6:17 „Rühret Unreines nicht an!“), weshalb ich es mir – entgegen Deiner Empfehlung – am Ende doch nicht gekauft hatte. Wenn wir um Christi willen verspottet werden, sollen wir uns nicht grämen; aber wenn sie uns zu Recht verspotten, weil wir auf solche abstrusen Ideen kommen, dann bringen wir Schmach auf den Namen Christi!
Zitat 16: „Ein Mann kann in einer Jungfrau den Orgasmus wecken. Sie kann ihn jedoch auch ohne Mann sich selber wecken, wovor jedoch in Hohelied 2,7 & 3,5 & 8,4 ausdrücklich gewarnt wird. Ein Christ wird jedoch mit seiner Jungfrau im Ehebett alles tun, was er kann, damit seine Jungfrau nie einen Orgasmus erlebt. Denn dann wird es ihm auch leichter fallen, erwünschte Kinder ohne eigenen Orgasmus zu zeugen.“
Dadurch dass Du die im Hohelied erwähnte „Liebe, die man nicht wecken soll“ mit dem Orgasmus gleichsetzt, bringst Du Deine in sich völlig unbiblische und in sich widersprüchliche Irrlehre gänzlich zu Fall, denn wenn Du selber einräumst, dass der Orgasmus hier als „Liebe“ bezeichnet wird (was im Prinzip zutrifft), dann hast Du Dich damit selber widerlegt, da es ja weiter heißt: „…bis es ihr gefällt“ – oder anders gesagt: „Weckt den Orgasmus erst dann auf, wenn er es selber möchte“, also eine ausdrückliche Erlaubnis!
Durch die Verteufelung der Sexualität wird Brüdern ein schlechtes Gewissen eingeredet, indem sie etwas für Sünde erachten, was eigentlich gar keine Sünde ist. Das schlechte Gewissen ist aber das eigentliche Übel, denn „alles was nicht aus Glauben geschieht, ist Sünde“ (Röm.14:23), selbst wenn es normalerweise keine Sünde wäre. In 1.Kor.8 lesen wir am Beispiel vom Götzenopfer, wie das Gewissen eines schwachen Bruders befleckt werden kann, indem er etwas für Sünde hält, was es eigentlich nicht ist, er es aber trotzdem tut, weil er sich sagt: „Wenn der oder der es auch tut, dann wird diese Sünde schon nicht so schlimm sein!“ Und genau deshalb befürchte ich, dass Deine „Orgasmuslehre“ vielleicht sogar eine „Lehre von Dämonen“ ist (1.Tim.4:1-3), weil sie schwache Brüder zur Gewissensübertretung verleiten kann.
Das Wort Gottes sagt: „Den Reinen ist alles rein; den Befleckten aber und Treulosen ist nichts rein, sondern befleckt ist sowohl ihre Gesinnung, als auch ihr Gewissen“ (Tit.1:15). Der HErr möchte, dass wir wie unschuldige Kinder mit dem Thema Sexualität umgehen. Adam und Eva durften von allen Früchten des Gartens nach Herzenslust essen, außer vom Baum der Erkenntnis. „Alle Früchte des Gartens“ schließt indirekt auch alle „Früchte“ der Sexualität mit ein, denn im Hohelied werden erotische Erfahrungen immer wieder mit Früchten verglichen. Der „Baum der Erkenntnis“ steht symbolisch für die Erkenntnis von Gut und Böse, so wie Paulus schreibt: „Die Sünde hätte ich nicht erkannt, als nur durch Gesetz. Denn auch von [der Sündhaftigkeit und den Gefahren] der Lust hätte ich nichts gewusst, wenn nicht das Gesetz gesagt hätte: ‚Lass dich nichtgelüsten‘. Die Sünde aber, durch das Gebot Anlass nehmend, bewirkte jede Lust in mir; denn ohne Gesetz ist die Sünde tot. Ich aber lebte einst ohne Gesetz; als aber das Gebot kam, lebte die Sünde auf; ich aber starb. Und das Gebot, das mir zum Leben gegeben, dasselbe erwies sich mir zum Tode“ (Röm.7:7-10). Wer also nicht weiß, dass etwas Sünde ist, dem wird es also auch nicht als Sünde zugerechnet (Joh.9:41). Andersherum wird aber jede Sache, selbst wenn sie faktisch gar keine Sünde ist, jedem als Sünde angerechnet, der sich einredet, dass es Sünde sei, es aber trotzdem tut.
Der Teufel möchte in uns Auflehnung und Empörung gegen Gott hervorrufen. Deshalb sagte die Schlange provozierend zu Eva: „Hat Gott wirklich gesagt, dass ihr von keinem Baum im Garten essen dürft?“ (1.Mo.3:1). Mit anderen Worten: „Ist das etwa nicht ein missgünstiger und unbarmherziger Gott, dass er euch doch scheinbar gar nichts erlaubt!? Das solltet ihr euch nicht gefallen lassen!“ Heute hingegen sagt die Schlange zu den Gläubigen: „Hat Gott euch wirklich jede Art von sexueller Lust verboten? Und stimmt es, dass ihr überhaupt gar kein Fleisch und gar keinen Alkohol mehr trinken dürft?“ Dabei hat Gott genau das Gegenteil gesagt! Deshalb schreibt Paulus: „Ich weiß und bin durch den HErrn Jesus überzeugt, dass nichts von Natur unrein ist. Aber für den, der etwas als unrein ansieht, für den ist es auch unrein“ (Röm.14:14). Wirklich Sünde ist nur die Übertretung eines klaren Gebotes Gottes, und nicht irgendein vom Menschengeist ausgeklügeltes Gebotsderivat, das nur aus fadenscheinigen Vermutungen und falschen Analogien beruht, wie z.B. „Orgasmus = Überwältigung“ oder „Orgasmus = Sexsucht“. Damit verhältst Du Dich wie ein moderner Pharisäer, der aus den Geboten unzulässige Ableitungen konstruiert. So hatte Gott dem Volk Israel damals aus Liebe einen Ruhetag geschenkt, weil es ihrer seelischen Gesundheit förderlich ist. Die Pharisäer banden aber durch ihre vielen Extraregeln so schwere Lasten auf den Rücken des Volkes, dass z.B. schon allein eine Heilung am Sabbat verboten war, sodass der Sabbat für die Leute am Ende keine Lust, sondern eine Last war. Der HErr Jesus erinnerte die Pharisäer dann daran, dass der Sabbat um der Menschen willen geschaffen war, so wie auch die Sexualität dem Menschen neben der Erfüllung eines Kinderwunsches auch helfen soll, das Eheleben zu bewältigen.
Für einen geistlichen Menschen dürfen die natürlichen Bedürfnisse des Leibes aber keine zentrale Rolle mehr in ihrem Leben spielen, sondern sollten mit zunehmender Reife im Glauben allmählich immer weiter zurücktreten. So wie der Mann Herr sein soll über die Frau, so soll auch der Christ Herr werden über den Leib und über die Sünde (1.Mo.3:15, 4:7, Röm.14:9). Der HErr muss in uns wachsen, wir aber sollen abnehmen (Joh.3:30). D.h., dass wir Göttliches nur dann gewinnen können, wenn wir das Irdische und Eigene immer mehr loslassen. Unser Leib soll aber freiwillig dem HErrn geopfert werden, denn nur einen fröhlichen Geber hat Gott lieb (Röm.12:1, 2.Kor.9:7). Gott überfordert uns nicht, aber Er fordert schon, und das ist auch gut so. Der HErr gibt uns reichlich Tipps in Seinem Wort, wie wir immer mehr die Abhängigkeit zu unseren natürlichen Bedürfnissen überwinden können, indem wir z.B. wachen im Gebet. Enthaltsamkeit ist aber kein Selbstzweck, sondern ein Werkzeug, dass uns auf zweierlei Weise hilft: zum einen schafft sie uns Platz für mehr geistliche Fülle, und zum anderen ist sie eine Übung, um Zeiten der „Magerkeit“ (Reizarmut) im Leben wieder fruchtbar werden zu lassen. Gott will die Wüste in uns „zu einem Quellenort“ machen (Ps.86:4, 107:33, Jes.41:18).
Statt also unbiblische Verbote aufzustellen, die jungen Brüdern die Nachfolge des HErrn verleiden und ihr Gewissen zur Sünde verleiten, solltest Du lieber von den Segnungen schreiben, die der HErr Dir bisher durch Deine freiwillige Enthaltsamkeit und Selbstbeherrschung schenken konnte. Du solltest den HErrn groß machen und nicht Dich selbst (2.Kor.4:5), indem Du beschreibst, was Er für Dich geworden ist, seit Du auf alle Vorteile eines Ehelebens verzichtet hast und dadurch Sieg erlebt hast gegen die fleischlichen Lüste, die gegen die Seele streiten (1.Petr.2:11). Wie viele junge Brüder träumen heute von einer eigenen Familie und sind sich gar nicht darüber im Klaren, welche Einschränkungen sie dadurch in Kauf nehmen müssen! Wie viel schneller kann man im Glauben Fortschritte machen, wenn man auf die Angebote des Lebens freiwillig verzichtet, um dem HErrn jungfräulich zu dienen! Wer könnte dies glaubwürdiger bezeugen als einer wie Du, der dies schon seit Jahren auslebt?
Deshalb möchte ich Dich zum Schluss noch einmal ermuntern und ermahnen, doch Deine unbiblische „Orgasmuslehre“ aufzugeben und sie stattdessen ein ermutigendes Traktat zu schreiben, dass junge Christen zu einem Leben in der Enthaltsamkeit anspornt! Solltest Du jedoch an Deiner Orgasmuslehre festhalten wollen, sehe ich mich gezwungen, Dir vorläufig den Umgang mit mir aufzukündigen, so wie es mir Gottes Wort in 2.Thes.3:14-15 gebietet. Damit sage ich nicht, dass wir nicht in Gemeinschaft am Leibe Christi wären, sondern nur eine vorübergehende, räumliche Trennung. Das ist in etwa vergleichbar wie ein Streik oder Boykott, der nur so lange andauert, bis Du zur Besinnung gekommen bist. Ich werde aber trotzdem weiter inständig für Dich beten, dass der HErr Dir Buße und Augensalbe geben möge.
Im HErrn verbunden
Dein Bruder