„Die Nacht ist weit vorgerückt, und der Tag ist nahe.
Laßt uns nun die Werke der Finsternis ablegen
und die Waffen des Lichts anziehen.“

(Röm.13:12)

– „Lebenszeugnisse von Knechten Jesu Christi“ Teil 12

 

Lebenszeugnisse von Knechten Jesu Christi   Teil 35:

Paul Gerhardt (1607-1676)

Obwohl Paul Gerhardt zu Lebzeiten kein herausragender Lehrer oder Missionar war, wirkt er mit seinen erbaulichen Kirchenliedern noch heute. Paul Gerhardt wurde 1607 in Gräfenhainichen nahe der Lutherstadt Wittenberg geboren. Sein Vater war Gastwirt und zeitweilig Bürgermeister des kleinen Ortes. Seine Mutter stammte aus einer evangelischen Pfarrersfamilie. Die ländliche Umgebung mit ihrer vielfältigen Natur hat den jungen Paul tief beeindruckt und Spuren in seinen Liedern hinterlassen. In der kirchlichen Schule des Ortes wurden dem Jungen Lesen und Schreiben, Glaubensinhalte und Musik nahegebracht. Mit zwölf Jahren verlor Paul seinen Vater, und zwei Jahre später starb auch die Mutter. Mit 15 Jahren kam Gerhardt auf die sächsische Fürstenschule nach Grimma. Die Erziehung in dem ehemaligen Augustinerkloster war streng. Die Zimmer waren unbeheizt, die Schüler trugen einfache Kutten. Der Tagesablauf begann um 5 Uhr früh. Dann wechselten sich Gebetszeiten, Andachten, Unterricht und praktische Arbeite miteinander ab. Besonders wichtig wurde die „reine lutherische Lehre“ und die Beherrschung des Latein genommen. Damals war die lateinische Sprache Grundlage aller höheren Bildung. Fast alle wissenschaftlichen Bücher und universitären Vorlesungen in ganz Europa waren in Latein. Kontakte der Schüler außerhalb wurden als unwillkommene Ablenkung verstanden und waren deshalb verboten. Einmal in der Woche gab es einen gemeinsamen Spaziergang.

Als 20-Jähriger schloss der Dichter die Schule ab, um an der Wittenberger Universität Theologie zu studieren. Auch dort verstand man sich als Hort der reinen, lutherischen Lehre. Besonders grenzten sich die Professoren von der katholischen und der durch Calvin geprägten reformierten Kirche ab. Neben der lutherischen Orthodoxie betonten einige Lehrer den praktischen Glauben und empfahlen Erbauungsbücher von Johann Arndt (1555-1621), z.B. seine „Vier Bücher vom wahren Christentum“.

Mehrfach wurde Gerhardt in diesen Jahren mit der Brutalität des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) konfrontiert. 1631 besuchte der Schwedenkönig Gustav Adolf als siegreicher evangelischer Feldherr Wittenberg. 1637 plünderten schwedische Soldaten Gerhardts Heimatdorf Gräfenhainichen und steckten die Häuser in Brand. Auch sein Elternhaus wurde dabei zerstört. Wenig später starben sein Bruder Christian und Tausende anderer Bürger an der Pest. Die Bilder von Krieg, Zerstörung und tödlicher Krankheit blieben Gerhardt lebenslang in Erinnerung und tauchten auch in seelsorgerlichen Liedern immer wieder auf (z.B. „Befiehl du deine Wege“). Nach Beendigung seines Studiums zog Paul Gerhardt als Erzieher und Privatlehrer nach Berlin. Zu diesem Zeitpunkt hielt er sich noch für unfähig und unwürdig, die Verantwortung eines Pfarramts zu tragen. Nahezu nichts unternahm Gerhardt, um seine Karriere voranzutreiben. In Berlin lernte er den Kantor an der St. Nicolai-Kirche kennen, Johann Crüger. Dieser hatte schon 1640 erfolgreich ein geistliches Gesangbuch herausgegeben unter dem Titel „Praxis Pietatis Melica. Das ist Übung der Gottseligkeit in christlichen und trostreichen Gesängen“. Der Kantor überzeugte Gerhardt, hier achtzehn seiner Dichtungen zu veröffentlichen, darunter die Lieder „Wach auf mein herz und singe“ sowie „Nun ruhen alle Wälder“.

1651 wurde Paul Gerhardt schließlich mit 44 Jahren in Berlin als Pfarrer ordiniert und dann im 20 km entfernten Mittenwalde als Probst angestellt. Hier betreute er 700 Seelen des Dorfes. Mit dem Westfälischen Frieden (1648) war der Dreißigjährige Krieg inzwischen vorüber, doch die Spuren dieser zerstörerischen Zeit waren noch immer unübersehbar. In vielen Landstrichen waren bis zu 50 % der Bevölkerung durch den Krieg und die anschließenden Hungersnöte ums Leben gekommen. Weitere Menschen starben in den folgen Jahren an der Pest und anderen Seuchen. Felder lagen brach, der Handel war weitgehend zusammengebrochen, Häuserruinen erinnerten noch an die brutale Vergangenheit. Die Bevölkerung war sittlich verroht und geistig verwildert. Glaube und Religion hatten für viele einen negativen Zug bekommen. Mit großem Elan machte Paul sich daran, seine weitgehend brach liegende Gemeinde wiederaufzubauen. Viel Zeit investierte er in Predigten, Gottesdienste, Unterricht, Seelsorge und Hausbesuche. 1655 heiratete er die ihm längst vertraute Anna-Maria Berthold (1622-1668) aus Berlin. Ihre erste Tochter Maria starb bereits in ihrem ersten Lebensjahr. Auch drei weitere Kinder Gerhardts verloren sehr früh ihr Leben.

Mit fünfzig Jahren wurde Gerhard als dritter Pastor an die Berliner Hauptkirche St. Nikolai berufen (1657). Dort arbeitete er mit dem sorbisch-stämmigen Kirchenmusiker Johann Crüger zusammen, in dessen Gesangbuch Gerhardt schon verschiedene Lieder veröffentlicht hatte. Mit diesem Pfarramt mitten in Berlin kam Gerhardt zu Ansehen und bescheidenem Wohlstand. In seiner Arbeit konzentrierte er sich auf den Katechismus-Unterricht und die Stärkung des geistlichen Lebens. Sicher trug der große Erfolg von Crügers Gesangbuch nicht unwesentlich zur raschen Verbreitung von Gerhardts Liedern bei. Die 29. Auflage erschien 1702 mit einem Vorwort des einflussreichen Pietisten Philipp J. Spener in Berlin. 1736 umfasste das Buch bereits 1316 Lieder und wurde von den Frommen im Land gerne benutzt. Paul Gerhardt steuerte dazu 95 seiner Dichtungen bei. Auch Crügers Nachfolger als Kantor, Johann Georg Ebeling, förderte die Verbreitung der Kirchenlieder Gerhardts wie etwa „Du meine Seele singe“ und „Die güldne Sonne“. Der bescheidene Gerhardt unternahm nichts, um sich in den Vordergrund zu spielen oder seine Lieder zu bewerben.

In seinen Dichtungen zeigt sich Paul Gerhardt sehr vielfältig und kreativ. Themen, Versmaß und Strophenbau variieren stark. Mit starken Ausdrücken und bunten Bildern hielt sich der Dichter zurück, was sicher dazu beitrug, dass auch spätere Generationen sich mit seinen Texten identifizieren konnten. Nach dem Muster alttestamentlicher Psalmen dichtete Gerhardt häufig mit Doppelungen. In seinen Liedern redet Gerhardt als Tröster und Seelsorger. Wichtig waren ihm die Bibel, die lutherischen Lehren, die Heilstaten Gottes, Sein Handeln in Natur und Menschenleben sowie der Blick auf die himmlische Ewigkeit. Einige Lieder können dem Kirchenjahr zugeordnet werden. Er dichtete allein sieben Weihnachtslieder (z.B. „Ich steh an Deiner Krippe hier“). Immer wieder fast Gerhardt in seinen Dichtungen Bibeltexte zusammen. Allein 26 beziehen sich direkt auf biblische Psalmen, vor allem mit der Bitte um Führung und Frieden (z.B. „Du meine Seele singe“). Die Bedeutung des Todes Jesu Christi am Kreuz besingt Gerhardt in „O Haupt voll Blut und Wunden“. (aus: Michael Kotsch, Helden des Glaubens Band 1)

 

Lebenszeugnisse von Knechten Jesu Christi   Teil 36:

Blaise Pascal (1623-1662)

Heute ist er kaum noch bekannt, aber zu seiner Zeit war Blaise Pascal, der nur 39 Jahre alt wurde, ein absolutes Genie, sowohl als Wissenschaftler als auch als Christ. Im 17.Jh. steckte die Naturwissenschaft und die Aufklärung zwar noch in den Kinderschuhen, aber immer mehr Gelehrte wandten sich von der Bevormundung von der Kirche ab und vertraute auf Fortschrittsfähigkeit des menschlichen Denkens. Gegen diesen Trend setzte sich Blaise Pascal erfolgreich ein und wies auf die Grenzen des menschlichen Verstandes hin. Zu seiner Zeit galt Pascal nicht nur als Wissenschaftler, sondern zugleich als Ingenieur, Logiker und Philosoph. Nach ihm wurde die physikalische Einheit Pascal (Pa) für Druck und Spannung. Zentral für seine Weltsicht waren prinzipielle Überlegungen, die Gott und den Menschen betreffen: Wer ist Gott? Wer oder was ist der Mensch? Wie ist seine Stellung in der Welt und vor Gott zu begreifen?

Blaise Pascal wurde 1623 in Clermont-Ferrand in Frankreich geboren. Sein Vater war Jurist und arbeitete am Obersten Steuergerichtshof. Seine Mutter kam aus einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie. Nach ihrem Tod siedelte sein Vater mit ihm und seinen zwei Schwestern nach Paris um, als Pascal drei Jahre alt war. Blaise Pascal entwickelte sich zum mathematischen Wunderkind, obwohl er zunächst nur in den alten Sprachen unterwiesen wurde. Schon früh beschäftigte Pascal sich mit eifrig mit mathematischen und naturwissenschaftlichen Problemen. Mit elf Jahren verfasste er eine kurze Abhandlung über Schallerregung in schwingenden Körpern. Bereits als Kind leitete er die ersten 32 Sätze der Euklidischen Geometrie her. Früh wurde er in die Akademie der Wissenschaften aufgenommen und lernte dort den schon damals berühmten Philosophen und Mathematiker René Descartes (1596-1650) kennen. Bereits mit 18 Jahren quälten Pascal ständige Nervenschmerzen. Später gab er an, keinen Tag schmerzfrei verbracht zu haben. 1647 wurde er von einer Lähmung betroffen, die ihn zwang, sich fortan mit Krücken fortzubewegen. Ständig litt Pascal unter teils unerträglichen Schmerzen in Kopf und Bauch. Um die ständig kalten Beine und Füße zu wärmen, trug er immer mit Alkohol getränkte Strümpfe.

Damals gab es einen katholischen Theologieprofessor aus Holland, Cornelius Jansen (1585-1638), der lehrte, dass der Mensch allein aus Glauben ohne Zutun seiner Werke gerettet werde; doch schließlich bestimme Gott allein, wer gerettet werde und wer nicht. Im Gegensatz zu den französischen Jesuiten jener Zeit ging Jansen davon aus, dass der Mensch seinen freien Willen durch den Sündenfall verloren habe. Deshalb dürfe auch das logische Denken nicht überbewertet werden. Der Verstand sei dem vertrauenden Glauben weit unterlegen, wenn es um die Erkenntnis Gottes gehe. Die Sakramente ordnete er in ihrer Bedeutung einer persönlichen Beziehung zu Gott unter. Diese Gedanken wurden 1653 vom Vatikan durch eine päpstliche Bulle verurteilt. Als jedoch 1646 zwei Brüder, die diesen Jansenismus vertraten, über mehrere Monate im Haus der Pascals wohnten, um den hüftkranken Vater gesund zu pflegen, überzeugten sie den nachdenklichen Blaise von ihrer Lehre, so dass er sich in der Folge zum HErrn bekehrte.

Um nicht mehr an seine Zahnschmerzen denken zu müssen, löste Pascal eines Nachts so nebenher ein mathematisches Problem, an dem sich Generationen von Mathematikern die Zähne ausgebissen hatten. 1640 wurde sein Werk, die Abhandlung über Kegelschnitte, gedruckt. Diese mathematische Meisterleistung machte Pascal mit 16 Jahren in der wissenschaftlichen Welt schlagartig bekannt. Als Descartes dieses Manuskript las, schrieb er es Pascals Vater zu, da er nicht glauben konnte, dass ein Jugendlicher dazu fähig wäre.

Mit 19 Jahren erfand Pascal die erste Rechenmaschine, einem Vorläufer des Taschenrechners und Computers, die mathematische Operationen mechanisch ausführen konnte. Damit wollte er seinem Vater ein praktisches Instrument für dessen Steuerkalkulationen zur Verfügung stellen. Pascal fragte sich, ob man die endlosen Additionen nicht mit einen Mechanismus vereinfachen könnte. In wochenlanger Arbeit konstruierte er einen Apparat, mit dem er bis zu achtstellige Summen korrekt addieren konnte. Jahrelang arbeitete der junge Mann an Verbesserungen der Mechanik, bis er im Jahr 1645 die erste fehlerfreie Rechenmaschine der Öffentlichkeit vorstellen konnte. Leider konnte er in den folgenden Jahren gerade einmal nur 50 dieser Geräte an französische Finanzbehörden verkaufen. Dennoch versetzte es Wissenschaftler aus ganz Europa in Staunen.

Damals gingen viele Forscher noch von Annahmen aus, die sie bis dahin nie überprüft hatten. Pascal erkannte die Notwendigkeit von experimentell nachprüfbaren Beweisen für jede wissenschaftliche These und wurde dadurch zum Wegbereiter der modernen Wissenschaft. So beschäftigte sich die Gelehrten z.B. seit der Antike mit der Frage, ob es im Weltall ein Vakuum gäbe oder einen gas-ähnlichen Äther ähnlich unserer Atmosphäre. Pascal hatte die Idee, den Luftdruck zu vergleichen, der zwischen Berg und Tal ist, und maß diesen mithilfe eines gerade erfundenen Barometers auf den 1465 m hohen Berg Puy de Dime. Und tatsächlich war die Quecksilber-Säule oben viel niedriger als im Tal, so dass er damit indirekt den Beweis für eine Atmosphärenhülle um die Erde herum geführt hatte, welche die Erde vor dem eiskalten und luftleeren Weltraum schützt.

In den Jahren 1648 bis 1654 ging es Pascal gesundheitlich etwas besser. Er bezog eine luxuriöse Wohnung und hatte Bedienstete. Durch den Kontakt zu religionskritischen Glücksspielern versuchte Pascal die Gesetzmäßigkeiten des Münzwurfs zu ergründen, wodurch er die Grundlagen der Wahrscheinlichkeitsberechnung entdeckte. Bis heute werden diese Berechnungen z.B. von Versicherungsgesellschaften verwendet.

Seine Schwester Jaqueline machte sich Sorgen um ihren Bruder wegen seiner Leichtlebigkeit und ermahnte ihn, umzukehren. Sie betete, dass Gott ihn doch zur Buße führen möge. Dies geschah dann auch tatsächlich durch einen schweren Kutschenunfall, den Pascal wie durch ein Wunder überlebte. Pascal erkannte die Botschaft Gottes darin und veränderte seinen Lebenswandel auf radikale Weise. Seine Gottesoffenbarung schrieb er auf ein Pergament, das er in seine Weste einnähte: „Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, nicht der Philosophen und Gelehrten […] Gott Jesu Christi […], nur auf dem Wege, den das Evangelium lehrt, ist Er zu finden […] Tränen der Freude – Ich hatte mich von Ihm getrennt, den Quell lebendigen Wassers […]. Jesus Christus! Jesus Christus! Möge ich nie mehr von Ihm geschieden sein!“

Nach seiner zweiten Bekehrung unterwarf sich Pascal extremen Kasteiungen. Er enthielt sich angenehmer Speisen, unterdrückte die Gefühle natürlichster Zuneigung und verteilte großzügig Almosen. Immer stärker wurde der Glaube zum Ausgangspunkt seines Lebens und Denkens. In seiner Schrift Pensées („Gedanken“) legt Pascal die Schwächen des Materialismus bloß und entwickelt ein nach christlichen Maßstäben realistisches Menschenbild und argumentiert mit logischen Argumenten. In der sog. „Pascalschen Wette“ stellt er z.B. das Risiko einer unendlichen Strafe dem vergleichsweise geringen Risiko vergeblicher, irdischer Einschränkungen gegenüber und kommt zu dem Ergebnis, dass es vernünftig sei, an Gott zu glauben, da der erwartete Gewinn den Einsatz unendlich kompensieren würde.

Kurz vor seinem Tod kam Pascal die Idee, etwas für die Armen in Paris zu tun, indem er die allererste Omnibuslinie erfand, und zwar die sog. „Fünfgroschenkutschen“. Zu diesem Zweck hatte Pascal an belebten Plätzen und Straßenkreuzungen umfassende Verkehrsbeobachtungen angestellt und ausgewertet. Damit wurde er indirekt zum Gründungsvater der Pariser Metro.

Als sein Gesundheitszustand sich immer mehr verschlechterte, war Pascal trotz seiner Entkräftung fest entschlossen, den ihm von Gott geschenkten Glauben in praktischen Taten sichtbar werden zu lassen. Er spendete viel und nahm 1662 eine arme Familie bei sich auf. Als eines der Kinder tödliche Pocken bekam, warf er die Familie nicht etwa aus dem Haus, sondern überließ die ganze Wohnung jener Familie und zog zu seiner Schwester. Für ihn war Krankheit der natürliche Zustand des Christen. Als er 1662 dann an einer Hirnblutung starb, erhielt er wunschgemäß ein Armenbegräbnis und vermachte die Hälfte seines Vermögens den Armen. (aus: Michael Kotsch, Helden des Glaubens Band 1)

 

Lebenszeugnisse von Knechten Jesu Christi  Teil 37:

John Bunyan (1628-1688)

Wer hätte gedacht, dass ein einfacher Kesselflicker wie John Bunyan einfach nur durch eines seiner Bücher mit dem Titel „Die Pilgerreise“ so viel Bekanntheit erlangen könnte! Er wuchs in einer armen Familie auf und führte ein bewegtes Leben, das von geistlichen Kämpfen, völliger Hingabe und erbitterter Verfolgung um seines Glaubens willen geprägt war.

John Bunyan wurde 1628 in einem Dorf in der Nähe von Bedford/England geboren. Seine Familie gehörte der Arbeiterklasse an, und da seine Eltern sehr arm waren, erhielt er nur eine geringe Schulausbildung. Schon in jungen Jahren zeigte er jedoch ein großes Interesse an biblischen Themen. Er wurde wie sein Vater Kesselflicker – heute würde man sagen: Metallbauer. Mit 15 verlor er seine Mutter und seine Schwester. Dann erfuhr er, dass königliche Soldaten nur wenige Meilen entfernt ein Massaker unter puritanischen Gläubigen anrichteten, wobei er einige Opfer persönlich kannte. Gelegentlich hörte er puritanische Prediger. In seiner Jugendzeit lebte er jedoch ein recht weltliches und manchmal aufrührerisches Leben. Bunyan selbst beschreibt in seiner Autobiografie „Gnade im Überfluss für den größten aller Sünder“, dass er als junger Mann für seine Sünden und Ausschweifungen bekannt war. Obwohl diese Sünden für die damalige Zeit eher geringfügig waren, wie Fluchen und Tanzen, empfand Bunyan eine tiefe Reue und Schuld darüber, was ihn in eine langanhaltende geistliche Krise führte.

Während des Englischen Bürgerkriegs (1642–1651) diente Bunyan von 1644 bis 1647 in der Parlamentsarmee. Mit 21 heiratete er seine Frau Mary, die aus einem frommen Elternhaus kam und durch die ihm zwei Söhne und zwei Töchter geschenkt wurden.

In den frühen 1650er Jahren erlebte Bunyan eine Phase intensiver religiöser Kämpfe, die er als „geistliche Anfechtungen“ beschrieb. „Wie kannst du wissen, ob die Türken nicht ein genauso heiliges Buch besitzen, das Mohammed als einen Heiland bezeugt?“ Bis zu seiner Bekehrung plagte ihn immer wieder der Gedanke, ewig verdammt zu sein. „Mir fällt es schwer, zu Gott zu beten, weil ich so verzweifelt bin.“ Durch das Lesen von Luthers Kommentar zum Galaterbrief kamen ihm die Aussichtslosigkeit seiner eigenen Bemühungen und die Gnade Gottes deutlich zu Bewusstsein. Er fand schließlich Trost in der Bibel und wurde ein Laienprediger bei einer sog. nonkonformistischen Baptistengemeinde.

Seine Predigten zogen große Menschenmengen an, da er in einer klaren, verständlichen Sprache sprach und die persönlichen Erfahrungen der einfachen Leute direkt ansprach. Nach der Restauration der Monarchie unter Karl II. im Jahr 1660 wurde das Predigen außerhalb der etablierten Kirche jedoch illegal. Bunyan, der sich weigerte, seine Aktivitäten einzustellen, wurde 1660 verhaftet und für zwölf Jahre inhaftiert. Während dieser Zeit schrieb er eine Vielzahl geistlicher Werke, darunter seine Biografie und eine Reihe von Traktaten. „Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so sehr Gottes Wort verstanden wie jetzt im Gefängnis […] Ich habe an diesem Ort die wunderbare Vergebung meiner Sünden erfahren und erkannt, was es heißt, mit Jesus in einer anderen Welt zu sein.“

Nach der staatlichen Gewährung der Gewissensfreiheit (1672) und Bunyans Haftentlassung wurde er offiziell als Pastor der Baptistengemeinde von Bedford eingesetzt. Zuerst kamen die 120 Mitglieder in einer umgebauten Scheune zusammen. Später konnte man eine eigene Kapelle errichten. 1675 wurde Bunyan aufgrund der instabilen politischen Lage und der Missachtung des staatlichen Predigtverbots für freikirchliche Pastoren erneut inhaftiert. Während dieser Haft schrieb er das Buch The Pilgrim’s Progress, eine allegorische Erzählung über den geistlichen Weg eines Christen von der „Stadt der Zerstörung“ bis zur „Himmlischen Stadt“, wurde ein Bestseller und blieb bis heute eines der meistgelesenen Bücher der Welt, das in 200 Sprachen übersetzt wurde. Es erschien erstmals 1678, während Bunyan noch unter Hausarrest stand, und wurde sofort populär. Das Buch erzählt die Geschichte von „Christian“, einem Mann, der sich auf eine Pilgerreise begibt, um die himmlische Stadt zu erreichen, und dabei viele Herausforderungen, Versuchungen und Gefahren meistert. Die Allegorie war für die Leser seiner Zeit leicht verständlich, da sie die inneren Kämpfe des Glaubens symbolisierte, die Bunyan selbst durchlebt hatte. Das Werk ist nicht nur eine geistliche Allegorie, sondern auch eine tiefgründige Auseinandersetzung mit den Kämpfen eines Gläubigen und den Versuchungen, denen er auf dem Weg zum Heil begegnet. Obwohl er nie Theologie studiert hatte, schrieb er insgesamt 58 geistliche Schriften, die einen enormen Einfluss auf die christliche Literatur und die englische Literatur im Allgemeinen ausgeübt haben. Bunyan starb am 31. August 1688 in London, nachdem er sich bei einer Reise eine Erkältung zugezogen hatte.

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