Januar – Juni 2022
Unsere 12. Perureise
Nach sechs Jahren, die ich bis dahin täglich sehr aktiv auf Facebook Artikel und Kommentare verfasst hatte, entschied ich mich Anfang Januar endgültig, mich von meinen 4.500 „Freunden“ zu verabschieden, da es mir einfach zu viel Zeit raubte. Die einen bedauerten es und die anderen glaubten es mir nicht, dass ich wirklich mein Konto löschen würde, zumal ich es schon zwei oder dreimal zuvor angekündigt hatte und immer wieder rückfällig wurde. Aber diesmal gelang es mir endlich, und es war wirklich ein Befreiungsschlag. Denn das Antworten auf Fragen und kritische Argumente war längst zu einer Sucht geworden, besonders wenn viele gleichzeitig mir widersprachen. Unberechtigte Vorwürfe und grober Unfug konnte ich nicht lange im Raum stehen lassen, und ein Zögern könnte ja als Schwäche missinterpretiert werden. Aber inzwischen wurden schon alle Argumente so oft wiederholt, dass man mit Karl Valentin sagen konnte: „Es ist zwar schon alles gesagt, aber noch nicht von allen“. Es machte auch keinen Sinn mehr, die Dinge immer und immer wieder richtig zu stellen, denn von den etwa 100 Dauerteilnehmern von Pfingstlern, Adventisten, Messianischen, Unitariern, Allversöhnern, Brüdergemeindlern oder Katholiken hielt jeder fest an seinen Überzeugungen und war nicht bereit, die Seite zu wechseln. Nur wenige, die sich bisher noch keine eigene Meinung gebildet hatten, schlossen sich meiner Auffassung an und wurden mir auch nach der Facebook-Zeit zu echten Freunden. Allein um sie zu überzeugen, hatte sich das tägliche Diskutieren für mich am Ende gelohnt.
Nach zwei Jahren Auszeit wollten Ruth und ich Ende Januar wieder nach Peru reisen, was im Vorjahr wegen der Corona-Verordnungen noch nicht möglich war. In Peru hatte das Coronavirus besonders heftig gewütet: Da sich die Peruaner aufgrund ihrer Armut nicht an die strengen Quarantäne-Maßnahmen halten konnten, zählte man schon bis Juni 2021 über 180.000 Tote. Damit erreichte Peru weltweit die höchste Covid-Todesrate gemessen an der Einwohnerzahl. Das Gesundheitssystem war für einen solchen Ansturm an Infizierten völlig unzureichend ausgestattet, so dass man die Kranken nicht mehr aufnahm und vor dem Krankenhausplatz einfach sterben ließ (Peru hatte z.B. nur 29 Intensivbetten pro eine Million Einwohner). In der Amazonas-Stadt Iquitos sandte das einzige Krankenhaus einen Hilferuf, nachdem die Sauerstoffversorgung zusammengebrochen war und fast alle Ärzte gestorben waren, so dass die Patienten nur noch von Krankenschwestern behandelt werden konnten. Die Leichenverbrennungsstätten kamen an ihre Kapazitätsgrenze. Indes blühte der Schwarzmarkt von Sauerstoffflaschen, deren Preise wegen der Knappheit immer weiter stiegen. Die Pandemie riss die Fortschritte bei der Armutsbekämpfung um Jahre zurück: Zwischen 10 – 20 % mehr Menschen fielen 2020 in Armut, und die Mittelschicht schrumpfte von 43 % auf 24 %. Die durch ständigen Machtwechsel geprägte Regierung war instabil und ineffektiv.
Dass es Peru so hart traf, lag nicht nur an der maroden Gesundheitsinfrastruktur und der laxen Umsetzung von Schutzmaßnahmen auf dem Arbeitsmarkt, sondern auch an der genetischen Ausstattung der indigenen Bevölkerung, die nicht über das gleiche Immunsystem verfügten wie wir Europäer. Hinzu kommt die dichte Besiedelung, besonders in der Hauptstadt Lima, wo man die Menschen überall auf den Gassen dicht an dicht wie Ameisen umherschwirren sieht, während in Deutschland die Straßen und Städte tagsüber wie ausgestorben wirken. In den kleinen Wohnungen und Hütten wohnen die Familien auf engstem Raum, so dass es nur eines Einzigen bedurfte, der sich auf dem Wochenmarkt ansteckte und daraufhin alle anderen infizierte. Als wir Anfang 2022 in Lima ankamen, gab es entsprechend überall strenge Maßnahmen und Kontrollen. Im Bus musste man immer zwei FFP2-Masken übereinander tragen, sonst durfte man nicht einsteigen. Und wer vor dem Supermarkt nicht seinen Impfpass vorweisen konnte, durfte nicht einkaufen. Letztlich konnten wir froh sein, dass wir beide wenigstens zwei Impfungen vorweisen konnten, sonst hätten wir weder einkaufen noch Inlandsreisen mit Fernbussen unternehmen können.
Trotzdem gab es auch in Peru Impfgegner, die auf den großen Plätzen erklärten, dass die Impfung noch schädlicher sei als das Virus, und dass am Ende alle Geimpften sterben würden. Als Gegenmaßnahme wurde die Chlordioxid-Lösung (CDL) von Andreas Kalker als Wundermittel angepriesen (auch MMS genannt), das auch Ruth und ich in den Jahren zuvor schon eingenommen haben (sie wegen ihrer Schmerzen und ich hin und wieder zur Prophylaxe). Auch ich predigte wie immer auf dem Plaza de San Martin, aber diesmal hörten mir nur noch wenige zu, weil sie mich scheinbar schon kannten. Deshalb suchte ich mir einen anderen Platz in der historischen Altstadt, wo nach der ersten Predigt eine Frau auf mich zukam. Leonisa (48) war Goldschmiedin von Beruf und hatte sich erst gerade vor einem Jahr bekehrt in einer Pfingstgemeinde. Sie kam jedoch nicht so richtig voran im Glauben und suchte eine Gemeinde, wo sie mehr lernen konnte von der Bibel. Besonders lag ihr ihr 22 Jahre alter Sohn Ivan am Herzen, der noch bei ihr wohnte, und sie hoffte, dass auch er gläubig werde. Leider traute er sich nicht, mit ihr in eine Freikirche zu gehen, weshalb sie mich um Hilfe bat. Ich schlug vor, dass Ruth und ich sie beide zusammen besuchen kommen könnten, um bei mit ihnen über Gottes Wort zu sprechen. Und so geschah es, dass wir von nun an regelmäßig einmal pro Woche zu ihr kamen, um mit ihr und Ivan Bibelstunde zu halten. Als wir Ende Februar wieder zurück nach Deutschland flogen, übergaben wir die beiden an Bruder Francisco Lopez, dem Tierarzt-Arbeitskollegen von Ruth, der sich fortan um sie kümmerte.
Die Kriegslüge sollte nicht enttarnt werden
Als ich am 25.02.22 wieder nach Deutschland flog, war gerade der Ukrainekrieg ausgebrochen. Sehr schnell bemerkte ich, dass die öffentlichen Medien schon wieder logen, indem sie auf einmal unisono immer wieder von einem „Angriffskrieg“ sprachen und dabei verschwiegen, dass der Krieg bereits sei acht Jahren im Donbass tobte und bis dahin schon 14.000 Opfer gefordert hatte. Russland, das seine Landsleute im Donbass bis dahin nur heimlich unterstützt hatte, griff nun ganz offiziell in den Krieg ein, nachdem schon England und die USA ihre Söldner zur Unterstützung der Ukraine an die Front geschickt hatten. Aber alle Medien waren wieder mal gleichgeschaltet und berichteten nur noch einseitig die von den amerikanischen Geostrategen diktierte Kriegspropaganda, nach welcher Putin angeblich an allem schuld sei. Dass aber die ukrainischen Neonazis des paramilitärischen Asow-Batallions von Stepan Bandera schon seit Jahren die russische Bevölkerung in Donezk und Luhansk mit Bomben terrorisierten, wurde nicht mehr berichtet, obwohl man 2014 noch vor diesen an der Putschregierung beteiligten Faschisten gewarnt hatte. Jetzt aber wurde nur noch gegen Putin gehetzt und behauptet, er wolle einfach nur so aus Bosheit und Langeweile die Ukraine angreifen, und zwar nicht, um die russische Bevölkerung vor den ukrainischen Pogromen zu schützen, sondern um angeblich das über 17 Millionen Quadratkilometer große Russland noch weiter zu vergrößern. Und so wie in der Coronazeit, glaubten die Deutschen schon wieder an dieses Medienmärchen.
Doch schon einen Monat nach Kriegsbeginn willigten Selenskyj und Putin ein, unter Vermittlung der Türkei gemeinsame Friedensgespräche zu führen. Der ukrainische Politiker Davyd Arakhamia und der Journalist Max Blumenthal berichteten später, dass die Unterhändler tatsächlich einen fertigen Friedensvertrag ausgehandelt hatten, der nur noch ratifiziert werden musste. Dieser sah vor, dass die Ukraine dauerhaft auf eine NATO-Mitgliedschaft und die Krim verzichten würde, wenn im Gegenzug die Russen den Donbass wieder verlassen. Putin war damit einverstanden und forderte seine Truppen auf, sich aus Kiew wieder zurückzuziehen, was sie Ende März dann auch taten. Doch dann reiste der englische Premierminister Boris Johnson nach Kiew und machte dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ein Angebot, das er nicht ausschlagen konnte, wie man jetzt aus den Pandora Papers erfuhr (Verdacht auf Korruption wegen einer unerklärlichen, geheimen Spende von 41 Millionen in einer Steueroase). Die NATO wollte den Friedensprozess durch umfangreiche militärische Hilfszusagen torpedieren, um durch eine Fortsetzung des Krieges den geostrategischen Gegner Russland militärisch zu schwächen und sich an den Bodenschätzen der Ukraine als Reparationszahlung zu bereichern. Dazu verwandte sie vermutlich eine sog. false flag operation an, also ein Täuschungsmanöver, um ihrem Gegner Russland ein Massaker in die Schuhe zu schieben, das sie möglicherweise selbst inszeniert hatten: Nachdem die Russen Ende März den Großraum Kiew wieder verlassen hatten, soll Anfang April das Asow-Bataillon (Nazis) u.a. in die Stadt Butscha gesandt worden sein, um sie von Kollaborateuren (Verrätern) zu reinigen, da sich viele Ukrainer von den Russen Lebensmittelpakete geben ließen. Heute wird ja in den westlichen Medien einhellig behauptet, dass die Russen vor ihrem Rückzug aus Butscha noch ein Massaker angerichtet hätten an der Zivilbevölkerung, bei dem zwischen 200 und 400 Menschen durch Streumunition ums Leben kamen. Irritierend ist indes, dass der Bürgermeister von Butscha, Anatolij Fjodoruk, am 31.03.22 in einem viral gegangenen Video freudig lächelnd über die Befreiung der Stadt berichtet und dass an diesem „Tag der Freude“ endlich wieder die ukrainische Flagge über der Stadt wehe, aber mit keinem Wort von einem Massaker an der Bevölkerung spricht. Und wie wahrscheinlich ist es zudem, dass die Russen angeblich Streubomben auf die Stadt werfen, die nach ukrainischen Angaben sich schon seit dem 24.02. unter russischer Kontrolle befand?
Man sagt ja, dass die Wahrheit immer das erste Opfer in einem Krieg sei. Doch obwohl seit 1846 jeder Krieg der USA mit einer Kriegslüge begonnen wurde (z.B. 1964 Tonkin-Zwischenfall im Vietnamkrieg, 1991 Brutkastenlüge im 1. Irakkrieg, 2003 Massenvernichtungswaffenlüge im 2. Irakkrieg), ließen sich die Deutschen mal wieder von den Leitmedien verführen und plapperten wie in der Coronazeit alles nach, was ihnen die Tagesschau oder der Deutschlandfunk als „Wahrheit“ vordiktierte, ohne zu wissen, dass diese Medien unter Kontrolle von elitären, transatlantischen und pro-amerikanischen Lobbyverbänden stehen (z.B. Atlantikbrücke, ACG, Aspen Institut, WEF, German Marshall Fund, Council on Foreign Relations, Trilaterale Kommission, Bilderberg-Gruppe, DAG, SWP, Konrad-Adenauer-Stiftung, TABC, u.a.). Wenn also diese „Medien“ von „russischer Propaganda“ schwadronieren, dann ist dies selbst schon Propaganda.
Am Ostersamstag, den 16.04.22 ging ich wie immer mit meinen evangelistischen Plakaten auf den Bremer Bahnhofsvorplatz, um zu missionieren. Doch anlässlich des Ukrainekriegs hatte ich diesmal ein weiteres Schild gemacht, dass in sarkastischer Weise die Leichtgläubigkeit der Medienkonsumenten thematisierte: „Ihr sollt die Russen hassen und die Impfgegner verachten und alles glauben, was die GEZ-Medien euch sagen, und keine Fragen stellen. Denn die Rüstungs- und Pharmakonzerne wollen nur euer Bestes…“ Schon nach kurzer Zeit blieben viele vor diesem Schild stehen, lasen es, lächelten und hielten ihren Daumen nach oben, um mir ihren Zuspruch zu zeigen. Einige fotografierten das Schild. Aber kein einziger übte Kritik daran. Doch auf einmal kamen zwei Polizisten auf mich zu und erklärten mir, dass mein Plakat eine Straftat darstelle und sie es deshalb einkassieren wollen. Ich fragte nach dem Grund, zumal ich ja nach § 5 des GG das Recht hätte, meine Meinung „in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten“. Sie entgegneten mir, dass es in Anbetracht des Krieges eine Provokation darstelle und sie verpflichtet seien, den öffentlichen Frieden zu wahren. Ich erklärte, dass ich als Christ die Menschen zum Nachdenken über Krieg und Propaganda anregen wolle, um sie vor einem drohenden Dritten Weltkrieg zu warnen im Rahmen der landesweiten Ostermärsche. Sie widersprachen mir und behaupteten, ich würde ja im Gegenteil zum Hass gegen die Russen aufrufen, da sie offensichtlich den Sarkasmus nicht verstanden. Ich bot ihnen an, das Schild zu verbergen, aber sie wollten es gerne mitnehmen als Beweisstück für eine Strafanzeige. Als ich sie fragte, gegen welche Vorschrift ich verstoßen hätte, mussten sie sich selbst erst einmal schlau machen. Nach einem längeren Telefonat erklärten sie, dass es sich um eine „Belästigung der Allgemeinheit“ handele lt. § 118 OWiG. Ich solle nun warten auf den Bußgeldbescheid und könne ja dann immer noch Widerspruch einlegen. Ein Jahr später hatte die Staatsanwaltschaft das Verfahren wieder eingestellt.
Ein neuer Hauskreis entsteht
Anfang Mai lernte ich beim Evangelisieren einen Kolumbianer kennen namens David (29), der so wie ich Traktate verteilte zusammen mit seinem Freund Will aus der Dominikanischen Republik. Schon als ich David das erste Mal sah, kam er mir vor wie ein Engel mit seinem unschuldig lächelnden Gesicht. Als er mir später im Auto aus seiner Vergangenheit berichtete, stellte sich heraus, dass er früher alles andere als ein Engel war, sondern eher ein Casanova und Herzensbrecher, der sogar nach seiner Hochzeit noch weiter Affären mit anderen Mädchen hatte. Als er jedoch 2019 zum HErrn Jesus fand, hörte er sofort auf mit dem Fremdgehen und bekannte seiner gläubigen Frau Geraldine, dass er sie betrogen hatte. Als sie dann ein Kind bekamen, nannten sie es Ammi („mein Volk“) in Anlehnung an Hosea 2:23. Da wir uns auf Anhieb gut verstanden, beschlossen wir, zusammen mit Will und seiner Frau Debora einen Hauskreis zu gründen. Bisher gingen sie nämlich in einen anderen Hauskreis von Dominikanern, die jedoch den sog. Modalismus vertraten, indem sie Jesus und den Vater für ein und dieselbe Person hielten. Da es aber wegen dieser Frage immer wieder zum Streit kam, bat mich Will, ihn noch einmal zu diesem Hauskreis zu begleiten, um die Dominikaner noch ein letztes Mal mit biblischen Argumenten von ihrem Irrtum zu überführen, was mir jedoch am Ende auch nach zweistündiger Debatte nicht gelang, da sie ihre Erkenntnis mehr liebten.
Doch schon bald danach stellte sich heraus, dass auch Will nicht wirklich bibeltreu war, da er in den Bibelstunden immer wieder provozierte mit Andeutungen, die die Glaubwürdigkeit der Schrift infrage stellten. Deshalb forderte ich ihn einmal während der Bibelstunde auf, ein klares Bekenntnis zur Fehlerlosigkeit der Bibel abzulegen, was er nicht konnte bzw. wollte. Daraufhin erklärte ich ihm, dass dies für mich ein Ausschlusskriterium sei und ich keine Gemeinschaft haben könne mit einem Bruder, der das Wort Gottes anzweifelt. Will erklärte, dass die Bibel nicht dem Wort Gottes gleichzusetzen sei, da sie von fehlbaren Menschen geschrieben sei und man deshalb durch den Geist Gottes das Menschliche vom Göttlichen unterscheiden müsse. Auf dieses Glatteis wollte ich mich aber nicht führen lassen, da es der Willkür Tür und Tor öffnet. Auch David stimmte mir zu, so dass wir Will ultimativ zum Umdenken aufforderten. Da er sich verweigerte und „sich nicht erpressen lassen wollte“, wie er sagte, standen wir auf und kündigten ihm bis auf weiteres die Gemeinschaft. Mir tat es nur leid um seine Frau Debora, die an die Schrift glaubte, aber verständlicherweise zu ihm halten musste.
Nun waren David und ich nur noch zu zweit und versammelten uns mit unseren Frauen abwechselnd mal bei uns und mal bei ihm. Doch schon bald darauf schickte der HErr uns immer mehr Brüder und Schwestern, die regelmäßig zum Hauskreis kamen: Ein Bruder namens Alex (24), der zuvor ein Querdenker-Aktivist war, ein Bruder namens Mikael (38), der gerade aus einer Sabbatisten-Sekte kam (Jan Siegl und Harold Graf), eine Schwester namens Lotte (43), die ich bei Olaf Latzels Prozess vor dem Landgericht kennenlernte und Bruder Tunay (30), mit dem ich zusammen gerade mehrere Spielotheken in Bremen besucht hatte, damit er sich dort selbst Hausverbot erteilen ließ (§ 8 Abs.2 Glücksspielstaatsvertrags), damit er nicht mehr rückfällig werde in seiner Spielsucht. Uns war bewusst, dass wir alle unsere Probleme und „Baustellen“ hatten, aber dass der HErr uns gerade deshalb in eine gemeinsame „Herberge“ gebracht hatte, um aufeinander achtzuhaben (Luk.10:34, Hebr.10:24). Einer der vorgenannten war sogar noch immer Alkoholiker und arbeitete als Zuhälter; einmal kam er mit einer Flasche Wodka zur Bibelstunde, die wir beim Grillen auf unserer Terrasse hielten; und zu meiner Überraschung war die Wodkaflasche am Ende der Bibelstunde leergetrunken. Wie viel Geduld und Langmut hat der HErr mit uns bis wir alle frei werden von der Sünde durch den HErrn Jesus!
Eines Tages rief mich Ruth an und erzählte mir voller Aufregung, dass Rebekka sie angerufen habe und ihr unter Tränen berichtete, dass sie schon seit langem Eheprobleme habe, weil Dennis seine neue Rolle als Vater innerlich noch nicht akzeptiert habe. Er käme immer sehr spät erst von seiner Arbeit in der Notaufnahme des Bundeswehrkrankenhauses und habe dann keine Lust mehr, etwas mit Rebekka und ihrem gemeinsamen Baby zu unternehmen. Schon während der Schwangerschaft kam es ständig zum Streit zwischen ihnen, weil sich Rebekka einsam fühlte an seiner Seite. Aber seit das Baby da sei, sah sie sich völlig überfordert und im Stich gelassen von ihm. Da Dennis ihre häufigen Vorwürfe nicht mehr ertragen konnte, wurde er schnell aggressiv und manchmal sogar auch handgreiflich. Rebekka hatte uns dies all die Monate verheimlicht, weil sie hoffte, dass dies nur eine vorübergehende Phase sei. Aber inzwischen war die Situation unerträglich geworden, weshalb sie es nicht mehr verschweigen konnte. Ruth hatte Rebekka getröstet und ihr Ratschläge gegeben, wie sie in Konfliktsituationen die Ruhe bewahren könnte. Aber als ich am nächsten Tag von der Arbeit nach Haus kam, sah ich, wie Rebekka, die kurz zuvor aus Berlin angereist war, sämtliche eingerahmte Hochzeitsfotos auf dem Klavier umgelegt und verdeckt hatte, was kein gutes Zeichen war.
Als ich später mit ihr sprach, sagte sie mit weinerlicher Stimme, dass Dennis jetzt endgültig die Scheidung wolle, da er nur noch unglücklich sei in seiner Ehe. Er habe gesagt: „Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende“. Rebekka habe ihm eine gemeinsame Ehetherapie angeboten, aber er wolle nicht. Sie vermutete, dass er sich inzwischen auch in eine Ärztekollegin verliebt hatte, da er sich öfter schon mit ihr getroffen hatte. Wir trösteten sie und versprachen, jetzt regelmäßig für sie zu beten, damit der HErr diese Scheidung verhindern möge. Denn mal abgesehen von den seelischen Wunden, die eine solche Ehekrise hinterließ (nicht zuletzt auch für die gemeinsame Tochter), würde sich eine Scheidung für ihn auch als ein finanzielles Fiasko erweisen, da er ja dann auch für den Unterhalt von Rebekka aufkommen musste, die noch studierte, und eine zweite Wohnung würde er sich trotz seines guten Einkommens schlichtweg nicht leisten können, zumal eine Wohnungsmiete in Berlin bei 1.800 Euro kalt liegt.
Wieder ein falscher Apostel
Als ich eines Abends um 23:30 Uhr von der Bibelstunde bei Bruder David nach Hause kam, klingelte auf einmal das Telefon. „Wer ruft denn um diese Uhrzeit noch an?“ fragte ich mich. „Poppe, hallo!“ – „Hallo Simon, ich bin´s, der Mike aus Nürnberg. Wie geht´s Dir?“ – „Hallo Mike! Dem HErrn sei Dank, mir geht´s gut. Aber warum rufst Du zu so später Stunde noch an?“ – „Ich wollte Dich fragen, ob ich Dich mal besuchen kommen könnte?“ – „Aber doch nicht jetzt, oder doch?“ – „Ähm, ja, doch, wenn es ginge…“ – „Aber warum ausgerechnet jetzt?!“ – „Weil wir gerade hier in Norddeutschland unterwegs sind.“ – „Wer ist denn WIR?“ – „Ach so, ich bin gerade mit ein paar Geschwistern unterwegs…“ – „Häh? Wie kommt das? Wieso fahrt Ihr um diese Uhrzeit noch in der Gegend umher?“ – „Das ist eine lange Geschichte…“ – „Wollt Ihr denn auch hier übernachten?“ – „Nur, wenn es Dir keine Umstände macht…“ – „Wieviel seid ihr denn?“ – „Ähm, wir sind fünf: meine Mutter, Bruder Saša, Bruder Max, Schwester Vero und ich.“ – Ich schluckte und dachte: Mal gut, dass meine Frau gerade in Peru ist, denn sie würde das wohl gar nicht komisch finden… „Wie weit seid Ihr denn noch von Bremen entfernt?“ fragte ich. „Wir können etwa in 20 Minuten bei Dir sein.“ – „Habt Ihr denn schon was gegessen?“ – „Nein, aber wenn Du uns etwas geben könntest, wären wir Dir sehr dankbar…“
Ich hatte gar keine Zeit, mich zu fragen, wie verrückt das war, denn sofort machte ich mich daran, den Abendbrottisch zu decken und die Schlafplätze vorzubereiten. Um 0:30 Uhr klingelten sie dann an der Tür. Wir begrüßten uns herzlich und ich ließ sie Platz nehmen. Nachdem wir gedankt hatten, stellte Mike mir seine Begleiter vor und erklärte, dass sie in göttlicher Mission unterwegs seien und schon ganz viele Wunder auf dem Weg erlebt hätten (wobei er auch meine Gastfreundschaft als Wunder ansah). Mike erzählte mir, dass der HErr ihn zum Apostel berufen habe und er sich immer nur durch den Geist Gottes leiten ließe. Sofort verstand ich, dass es sich bei Mikes Begleitern um seine „Jünger“ handelte, die ihm treu ergeben waren. Während alle anderen Zigeuner waren, stach Max (23) als großer, blonder Norddeutscher auffällig heraus. Er kam aus Hamburg und hatte sich tatsächlich durch Mikes Evangelisieren auf der Straße zum HErrn Jesus bekehrt. Die vielen verrückten Abenteuer, die er seitdem mit Mikes kleiner Truppe erlebt hatte, waren für ihn Beweis genug, dass Mike wirklich eine Berufung Gottes habe. „Aber dass Du ein Apostel bist, glaube ich nicht, lieber Mike,“ sagte ich, „denn es gibt nur zwölf Apostel und um ein solcher zu sein, muss man Ihn leibhaftig gesehen und Zeuge Seiner Auferstehung gewesen sein.“ – „Das stimmt nicht!“ erwiderte Mike, „denn ich habe es überprüft und festgestellt, dass auch Barnabas an einer Stelle als Apostel bezeichnet wurde!“ – „Das mag ja sein, aber heute gibt es garantiert keine Apostel mehr, durch die Zeichen und Wunder geschehen konnten wie damals, sondern es gibt nur falsche Apostel.“ – „Da liegst Du falsch, lieber Simon, denn im Epheserbrief steht, dass Gott auch immer wieder Apostel berufen hat für den Aufbau Seiner Gemeinde.“
Ich wollte nicht mit Mike diskutieren, weil ich schon sehr müde war und nur noch ins Bett wollte. Es war inzwischen schon 1:30 Uhr in der Nacht und ich musste ja schon um 5:30 Uhr aufstehen. Ich zeigte ihnen ihre Schlafplätze und verabschiede mich. Als ich am Morgen um 6:00 Uhr runterkam, schliefen noch alle tief und fest. Auf dem Küchentisch fand ich ein Stück Küchenpapier auf den Mike etwas geschrieben hatte: „Wer euch aufnimmt, der nimmt Mich auf, und wer mich aufnimmt, der nimmt den auf, der Mich gesandt hat. Wer einen Propheten aufnimmt in eines Propheten Namen, der wird eines Propheten Lohn empfangen; wer einen Gerechten aufnimmt in eines Gerechten Namen, der wird eines Gerechten Lohn empfangen. Und wer dieser Geringsten einen nur mit einem Becher kalten Wassers tränken wird in eines Jüngers Namen, wahrlich Ich sage euch: es wird ihm nicht unbezahlt bleiben. Vielen Dank für Deine Gastfreundschaft, viele Grüße und Gottes reichlichen Segen, Liebe und Güte von unserem HErrn Jesus Christus, dem Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs Yeshua wünschen Dir Veronika, Max, Mike, Saša, Mama und alle Gläubigen in Christus“
Zwei Tage später, als Mike inzwischen schon wieder in Nürnberg war, rief er mich nochmal an. Es hatte ihm wohl keine Ruhe gelassen, dass ich sein Apostelamt einfach infrage gestellt hatte, denn er ermahnte mich, darüber Buße zu tun. „Weißt Du, Simon, der HErr hat mir gezeigt, dass Du einen Isebelgeist hast und dass Du schon lange nicht mehr mit Ihm wandelst. Deshalb musst Du umkehren und Buße tun!“ – „Ach ja? Und warum hat der HErr das ausgerechnet Dir gezeigt und nicht einfach mir direkt?“ fragte ich. „Weil Er dich nicht mehr erreichen kann, denn du hast ein verstocktes Herz.“ – „Ach so, aber durch Dich kann mich der HErr erreichen! Nein, Mike, ich glaube nicht, dass der HErr Dir das gesagt hat, sondern Du fühlst Dich einfach nur gekränkt, weil ich Dich nicht als Apostel anerkannt habe. Tut mir leid, aber das ist mir zu durchschaubar.“ Nur wenige Wochen später sandte mir Mike eine Botschaft: „Kehre um, Simon, damit du nicht in die Grube hinabfährst.“ Das Besondere an dieser Botschaft war, dass er sie mir nicht als SMS oder als WhatsApp-Nachricht schrieb, sondern in den VERWENDUNGSZWECK seiner regelmäßigen Ratenzahlungen von 50,- Euro als Abzahlung des Kredits über 2.000 Euro, den ich ihm zuletzt überwiesen hatte. Und da er für diese Überweisungen einen Dauerauftrag eingerichtet hatte, konnte das Personal meines Steuerberaters von nun an jeden Monat die gleichen Worte im Verwendungszweck lesen. Ich schrieb ihm, dass er damit aufhören solle, da solche privaten Nachrichten nicht in den Verwendungszweck einer Überweisung gehörten, aber nichts geschah.
Ein paar Monate später rief mich Max an und bekannte mir, dass er sich von Mike getrennt habe, weil er erkannt hatte, dass Mike ein Sektierer sei, der sich verrannt habe. Interessanterweise hatte Mike nun auch dem Max die gleichen Vorwürfe gemacht mit dem Isebelgeist, weshalb Max dies als „Masche“ ansah, um seine Kritiker mundtot zu machen. Er erzählte mir, dass Mike seit einem Jahr arbeitslos sei und statt Arbeit zu suchen lieber eigenmächtig durch Deutschland und Österreich umhervagabundiere, wobei er seine Frau Ivana mit den drei Kindern vernachlässige. In den folgenden Monaten überwies mir Mike nur noch 20 Euro im Monat und dann gar nichts mehr (da ich ja angeblich einen Isebelgeist habe). Daraufhin schrieb ich ihm: „Als ich Dir 2000 Euro überwies, war ich noch Dein ‚lieber Bruder Simon‘. Aber wenn man Dich kritisiert, hat auf einmal jeder einen Isebelgeist. Für diese Verleumdung wirst Du Dich einmal vorm HErrn verantworten müssen, lieber Mike!“ Ein paar Wochen später rief mich Mike an und bat mich um Vergebung. Er bekannte mir seine Unnüchternheit und seinen Größenwahn, versprach mir, dass er trotz seiner Armut versuchen wolle, seine Schulden bei mir abzuzahlen und bat mich, mit ihm geduldig zu sein. Seither habe ich nichts mehr von ihm gehört. Möge Gott ihm und seiner Familie gnädig sein!
Juli – Dezember 2022
Christopher-Street-Day
Seit etwa fünf Jahren fand in Bremen jedes Jahr eine Schwulen- und Lesben-Parade statt, der sog. Christopher-Street-Day (CSD), und da ich ohnehin jeden Samstagnachmittag mit Bruder Adrian (19) und Schwester Ursula (61) am Hauptbahnhof missionierte, war diesmal am 27.08. eine Gelegenheit, für möglichst viele Teilnehmer und Zuschauer die frohe Botschaft zu verbreiten. Von allen, die ich fragte, hatte jedoch nur der kolumbianische Bruder David den Mut, mich zu begleiten. Ich machte zwei Schilder, auf dem einen stand: „Gott schuf den Menschen in Seinem Bilde… als Mann und Frau schuf Er sie… und sprach: Seid fruchtbar und mehret euch… (1.Mo.1:27-28)“ und auf dem anderen Schild stand: „Ändert euer Denken, denn das Reich der Himmel ist nahe gekommen (Mt.3:2).“ Auch David hatte sich ein großes Schild gemacht mit Bibelversen und dazu ein echtes Schofar-Horn. So trafen wir uns um 13:00 Uhr in der Nähe des Hauptbahnhofs und gingen von dort zur Veranstaltung.
Schon kurz nachdem wir auf dem Bahnhofsplatz ankamen, wurden wir von den Schwulen beschimpft und bedrängt. Ein ziemlich hässlicher, dicker Mann, der sich mit Lippenstift bemalt hatte, stellte sich direkt vor mich und fragte, was ich hier zu suchen hätte. Ich bat ihn, etwas Abstand zu nehmen, aber stattdessen kam er mir noch näher und war nur noch 20 cm von meinem Gesicht entfernt. Ich schaute starr über ihn hinweg, während ich mein Schild hoch nach oben hielt. Er fragte mich pausenlos, warum ich das täte, aber ich antwortete ihm nicht, damit er endlich weggehe. Später erfuhr ich, dass es sich um den/die Politiker/in Maja Tegeler (47) von der Linkspartei handelte. Da schon mehrere Teilnehmer versucht hatten, mir meine Schilder mit LGBTQ-Aufklebern zu verunstalten, stellte ich mich vor zwei Polizisten in der Hoffnung, nun weniger belästigt zu werden. Doch auf einmal riss mir eine Demonstrantin mit aller Wucht mein 1.Mo.1:27-Schild weg, das ich mir um den Hals gelegt hatte und zerriss es vor den Augen der Polizei. Schockiert darüber schaute ich die beiden Beamten an, die wie versteinert dastanden und zeigte mit dem Finger auf die Frau „Haben Sie das gesehen?! Warum tun Sie nichts? Sie hat gerade mein Schild kaputtgemacht!“ Die beiden waren verlegen und wussten nicht, was sie sagen sollten. Doch dann sagte einer: „Wir haben nichts gesehen.“ – „Das stimmt doch gar nicht!“ erwiderte ich, „sie hat es doch genau vor ihren Augen gemacht. Das müssen Sie doch gesehen haben!“ Die Polizisten schauten sich gegenseitig an. „Nein, wir haben nichts gesehen. Tut mir leid.“
Nachdem der ganze Zug am Hauptbahnhof vorbeigezogen war, liefen David und ich schnell durch die Sögestraße zur Domsheide, wo der Zug als nächstes vorbeikommen würde. Wir hatten uns je rechts und links des Weges positioniert, um die Demonstranten zu empfangen. Doch auf einmal wurden wir massiv angegriffen, indem sie immer wieder versuchten, uns die Schilder zu entreißen. Ich hielt meines so hoch wie ich konnte. Dabei beklebten sie mich mit ihren Homo-Aufklebern. Als dann der Zug ankam, eskalierte die Situation völlig. Von allen Seiten wurden wir nun angeschrien und beleidigt, so dass ich nur noch wie erstarrt mein Schild hochhielt, aber nichts mehr sagen konnte. Da riefen die Schwulen im Sprechchor: „NAZIS RAUS, NAZIS RAUS, NAZIS RAUS!“ David war inzwischen zu mir gelaufen, um mir beizustehen. Auf einmal hatten die Demonstranten uns eingekesselt, und redeten alle gleichzeitig auf uns ein. Sofort liefen Polizisten zu uns und bildeten eine Menschenkette, um uns vor der Meute zu schützen. Da riefen die Homos im Gleichklang; „DEUTSCHE POLIZISTEN SCHÜTZEN DIE FASCHISTEN! DEUTSCHE POLIZISTEN SCHÜTZEN DIE FASCHISTEN!“ Trotz all der Schreierei fing David nun an, laut in die Menge hineinzupredigen: „WIR SIND KEINE NAZIS, SONDERN WIR LIEBEN JESUS UND LIEBEN EUCH ALLE. KEHRT UM ZU EUREM SCHÖPFER!“. Ich dachte: Woher hat der Kerl jetzt nur den Mut bei all diesem Stress!? In diesem Moment rief David in die Menge: „Kinder Gottes, kehret um zu dem HErrn!“ Ich stuppte ihn an: „Warum sagst Du das?“ David sagte: „Vielleicht ist unter ihnen ein Kind Gottes, das vom Wege abgekommen ist. Wer weiß…“ Nun rief ein Polizist nach Verstärkung, weil die Menschenmenge immer größer wurde um uns herum. Plötzlich drängte sich eine Frau durch die Menge zu uns und wurde von der Polizei durchgelassen. Sie sagte: „Ich bin die Organisatorin vom CSD und ich darf Sie bitten, jetzt die Veranstaltung hier zu verlassen, denn Sie behindern den Demonstrationszug. Es geht gar nicht mehr voran, weil Sie hier die Leute provozieren. Bitte gehen Sie jetzt!“ Kurz darauf kamen etwa 30 weitere Polizisten und bildeten einen engeren Ring um uns herum, weil einige sogar sich schon durch die Polizeitransporter durchgezwängt hatten, um uns von hinten anzugreifen.
Nun trat ein Polizeihauptmeister hinzu und sagte uns mit energischem Befehlston, dass er uns hiermit einen Platzverweis erteile und uns 5 Sekunden gäbe, um jetzt das Weite zu suchen, da er uns anderenfalls verhaften lassen würde. David rief sofort: „Nein, wir bleiben hier, weil wir nach dem Grundgesetz unsere freie Meinung…“ Ich unterbrach ihn: „Nein, Sie haben völlig recht: Wir werden jetzt gehen, denn wir sind auch schon sehr erschöpft. Ich habe nur eine Bitte, ob man uns bitte ein Stück eskortieren könne, denn sonst gehen die Leute sofort auf uns los.“ David schaute mich an und ich sagte nur: „Das reicht wirklich für heute. Unsere Botschaft ist doch längst angekommen.“ Herzklopfend gingen wir nun mit den Polizisten durch die Menge hindurch wie bei einem Spießrutenlauf. Beim Domshof hielten wir an, weil sie unsere Personalien aufschreiben wollten. In dem Moment kam ein Bruder auf mich zu, auf dessen T-Shirt stand: „Jesus loves you“. Cian Fogarty (35) war ein irischer Missionar, der überall durch Europas Städte reiste, um den Leuten mit selbstgeschriebenen Traktaten in verschiedenen Sprachen das Evangelium zu bringen. Wir unterhielten uns auf Englisch und tauschten die Handynummern aus. Dann ging ich mit David weiter, als wir plötzlich ein Traktat bekamen von zwei vollverschleierten Muslimas. Erst dachte ich, dass sie für den Islam werben wollten, aber dann sah ich, dass es Cians Traktate waren, von denen sie einige Duzend in der Hand hielten. „Wie kommt es, dass Ihr diese Traktate verteilt?“ Eine der beiden erklärte: „Wir haben gesehen, wie ein Mann diese Flyer verteilt, und wir fanden das eine gute Sache, denn auch wir lehnen diese Schwulenparade ab. Deshalb baten wir ihn, ob wir ihn mit dem Verteilen unterstützen dürfen, und er gab uns daraufhin einen Schwung Zettel, die wir nun verteilen.“ Ich musste sehr schmunzeln, sagte aber nichts und ließ sie Weiterverteilen.
Das prophetische Wort
An einem Sonntagnachmittag, als wir mal wieder bei Schwester Lotte unseren Hauskreis hatten, war Bruder Wolfgang Ruland zu Besuch und predigte über Psalm 139:21-22. Ehrlich gesagt hatte ich noch nie zuvor eine Andacht über die Notwendigkeit des Hassens gehört, da wir ja eigentlich einander lieben sollen. Aber trotz dieser Provokation machte Bruder Wolfgang es gut und verständlich, um was es ging. Anschließend sprachen wir darüber, wie viele Themen heutzutage gar nicht mehr in einer Predigt behandelt werden und bedauerte vor allem, dass unser Prediger Olaf so gut wie nie über die Offenbarung predigte. Deshalb schickte ich ihm am Abend eine E-Mail, in der ich über die gemeindegeschichtliche Auslegung der Sendschreiben schrieb und insbesondere über den Brief an Laodizea:
„Geliebter Bruder Olaf,
die Gnade und der Friede unseres HErrn Jesus Christus seien mit Dir!
Im Namen dieses Hauskreises schreibe ich Dir heute, um Dir ein Anliegen bzw. eine Anregung mitzuteilen, über die wir heute Nachmittag sprachen. Wir sind dem HErrn dankbar, einen Pastor wie Dich zu haben, der in Zeiten zunehmender Gesetzlosigkeit noch immer das Wort der Wahrheit bezeugt und lehrt, ohne Zugeständnisse an den vorherrschenden Zeitgeist, wie es bereits in vielen anderen Gemeinden geschieht. Mit diesem Brief möchten wir Dich dazu ermutigen, diesen geistlichen Kampf „für den ein für allemal den Heiligen übergebenen Glauben“ (Jud. 3) auch weiterhin zu führen, indem Du als „treuer und kluger Knecht“ nicht nur unserer Gemeinde, sondern allen übers Telefon und Internet zugeschalteten Gläubigen in Deutschland die „Speise zur rechten Zeit geben mögest“ (Matth. 24:45).
„Zur rechten Zeit“ meint ja die von Gott dafür jeweils bestimmte und geeignete Zeit. „Wie gut ist ein Wort, geredet zu Seiner Zeit“ (Spr.15:23). Nach der prophetisch-analogen Auslegung der Sendschreiben befinden wir uns heute in der letzten Phase der Kirchengeschichte*. Der HErr will, dass die Verantwortungsträger der Gemeinde („Engel“ wörtl. „Kündungsbeauftragte“) das predigen sollen, was „den gesundmachenden Worten des HErrn Jesus Christus“ an die jeweilige Gemeindeausprägung entspricht (1.Tim.6:3). Für die heutige Zeit ist dies die Botschaft an „Laodizea“ („Volksgerechte“, d.h. die aus Sicht des Gottesvolkes als „gerecht“ geltende und in diesem Sinne selbstgerechte Gemeinde der Endzeit, vergl. Richt.21:25, Luk.16:15). Keine Gemeindeausprägung wurde vom HErrn so scharf kritisiert wie die von Laodizea, zumal sie einer völligen Fehleinschätzung erlegen war, als ob doch alles in bester Ordnung sei und es keine Notwendigkeit zur Buße gäbe; tatsächlich aber befindet sich der HErr längst außerhalb der heutigen Gemeinde und ruft von außen dem einzelnen Christen zu, Ihm die Herzenstür aufzutun, um mit ihm das „Abendbrot“ zu essen (Offb.3:15-20).
Das Abendbrot zu essen (Vers 20) bedeutet allegorisch, miteinander das Wort für die Endzeit („Abend“) zu teilen, denn eschatologisch gesehen befinden wir uns derzeit noch in der Nacht (Röm. 13:11-14), solange der HErr als „Morgenstern“ und als „Sonne der Gerechtigkeit“ noch nicht erschienen ist: „Und so besitzen wir das prophetische Wort befestigt, auf welches zu achten ihr wohl tut, als auf eine Lampe, welche an einem dunklen Ort leuchtet, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in euren Herzen“ (2.Petr.1:19). Dieses „Prophetische Wort“ vermissen wir leider aus Deinem Munde (Mal.2:7). Du predigst zwar immer wieder gerne über das Evangelium und über die ersten Erfahrungen, die man als Christ macht. Dabei schätzen wir durchaus, dass Du immer mal wieder Anekdoten und interessante Informationen aus der Welt der Theologie bringst. Aber für diejenigen, die schon mehrere Jahre im Glauben stehen und gerne von Dir hören würden, wie man sich praktisch auf die immer bedrohlichere, endzeitliche Gegenwart vorbereiten sollte, sowohl im persönlichen als auch im politisch-wirtschaftlichen Bereich, hast Du nichts zu sagen, weil Du Dich nicht festlegen willst.
Du hast Deine beiden Andachtsbücher als „Schwarzbrot“ bezeichnet. Aber genau solch eine feste Nahrung für Erwachsene bekommen wir Älteren im Glauben zu wenig von Dir zu hören, obgleich die Pastoren doch in Hebr. 6 ermahnt werden, nicht immer wieder nur über das „Wort des Anfangs des Christus“ zu predigen, sondern „zum vollen Wuchse (wörtl. „zur Vollkommenheit“) zu gelangen (Hebr.6:1-3). Stattdessen wird aber fast jeden Sonntag immer nur „ein Grund gelegt mit der Buße von toten Werken und dem Glauben an Gott“, so dass die allermeisten der Gläubigen, die schon jahrelang in die Gemeinde gehen, innerlich am Verhungern sind, da diese einseitige Milch-Botschaft eben KEIN „Schwarzbrot“ ist. Und ironischer Weise stehen wir vielleicht kurz vor einem Atomkrieg mit Russland, während uns niemand erklärt, wie wir diese Ereignisse prophetisch einzuordnen haben. Wenn wir schon von den bibelkritischen Pastoren kein klärendes Wort erwarten können, da sie Wölfe im Schafspelz sind, wieviel wichtiger ist es dann, dass Du als unser eigener, bibeltreuer Pastor uns über die gegenwärtigen Entwicklungen im Hinblick auf die Offenbarung und den Propheten Daniel und Sacharja aufklärst! In Psalm 74:3-9 lesen wir: „Alles hat der Feind im Heiligtum verwüstet. Es brüllen Deine Widersacher inmitten deiner Versammlungsstätte. Sie haben ihre Zeichen zum Maßstab erhoben. Es sieht aus, wie wenn man Äxte emporhebt im Dickicht des Waldes. Und jetzt zerschlagen sie Deine Schnitzereien allesamt, mit Beilen und Brechstangen. Sie haben Dein Heiligtum in Brand gesteckt, bis auf den Grund entweiht die Wohnung Deines Namens. Sie sprachen in ihrem Herzen: Lasst sie uns allesamt niederzwingen! Sie haben alle Versammlungs-stätten Gottes im Lande verbrannt. Zeichen für uns sehen wir nicht. Kein Prophet ist mehr da, und keiner bei uns ist da, der weiß, bis wann.“
… Aber es ist noch nicht zu spät, so dass wir noch Buße tun können, um das Kaufangebot des HErrn anzunehmen, nämlich Gold ( = Bewährung in der Prüfung 1.Petr.1:7), weiße Kleider ( = Werke der Gerechtigkeit Offb.19:8) und Augensalbe ( = Schrifterkenntnis Ps.119:130). Wir glauben, dass Gott Dich erwählt und Dich begabt hat, um wie Luther damals den Anfeindungen zum Trotz das Wort Gottes wieder auf den Leuchter zu stellen. Deshalb nimm diese brüderliche Anregung als vom HErrn an und erweitere Deinen Hirtendienst, indem Du wie einst die bekennende Kirche im Hitler-Deutschland Deine Stimme erhebst über den Abfall der Christen durch Verweltlichung und Lauheit und die Gemeinde warnst vor den Gerichten Gottes, die schon kurz bevorstehen und sich gegenwärtig durch das Schwarze Pferd aus Offb.6 in Form einer Inflation und Weltwirtschaftskrise ankündigen. „Wenn Du aber ausgerechnet zu dieser Zeit schweigen wirst, so wird eine Hilfe und Errettung von einem andern Ort her … entstehen, … Und wer weiß, ob du nicht um dieser Zeit willen zur königlichen Würde gekommen bist?“ (Esth.4:14)…“
Olaf antwortete mir als Sprachnachricht und widersprach mir vor allem in meiner in meiner Überzeugung, wir würden uns „in der letzten Phase der Kirchengeschichte befinden“. Er sagte: „… Es kann sein, dass morgen die Welt zu Ende ist, aber es kann auch sein, sie geht noch 20.000 Jahre weiter – Ich weiß es nicht!“