„Lebenszeugnisse von Knechten Jesu Christi“ Teil 7
Cyprian von Karthago (*210? – †258 n.Chr.)
Wie Tertullian war auch Cyprian ein Nordafrikaner aus Karthago und ein Sohn reicher, heidnischer Eltern. Aber im Gegensatz zu seinem Meister war er freundlich, besonnen, gemäßigt, ausgewogen und liebte die Eintracht. Seinem Freund Donatus gestand er, dass er in seiner Jugend „wenig keusch“ gewesen sei. Umso schmerzlicher war sein Kampf als junger Weltmann, der das angenehme Leben liebte. Er schreibt: „Ich irrte blindlings in finsterer Nacht, ziellos schaukelnd auf dem wogenden Meer der Welt, ich trieb dahin ahnungslos über mein Leben, fremd der Wahrheit und dem Licht“ (Ad Donatum, S. 3). Er fragte sich, wie denn ein Mensch von Gott erneuert werden könne, ohne den Leib zu wechseln, aber die Seele und das Leben zu ändern. Als er jedoch die Wiedergeburt erfuhr, war seine Umwandlung radikal und ungeteilt. Er verschenkte den größten Teil seines Vermögens an die Armen und verzichtete zeitlebens auf profane Literatur.
Durch seinen Scharfblick, seine Milde und Standhaftigkeit erkannten die Gläubigen schon bald sein Talent, zu führen und wählten ihn 248 zunächst zum Ältesten und bald darauf zum Aufseher, d.h. Bischof. Als jedoch im Frühjahr 250 vom römischen Kaiser Decius eine schwere Verfolgung veranlasst wurde, verbarg sich Cyprian für 14 Monate, was ihm viele Gläubige später übel auslegten. Die Verfolgung traf besonders die vielen Neubekehrten völlig unvorbereitet. Die kaiserlichen Vollstrecker gingen systematisch von Haus zu Haus und forderten von den Bewohnern einen sofortigen Beweis ihrer Loyalität zum Kaiser, indem sie eine Opferhandlung verüben mussten. Weigerten sie sich, wurden sie augenblicklich verhaftet und zum Tode verurteilt. Gehorchten sie aber, wurde ihnen ein Ausweisdokument (Libelus) ausgestellt, durch welchen sie fortan unbehelligt blieben (Diese Praxis hat übrigens eine interessante Ähnlichkeit mit den heutigen Impfnachweisen). Um dem Tod zu entgehen, verschafften einige sich noch rechtzeitig Ausweise einer heidnischen Religionszugehörigkeit, mit denen sie sich decken konnten. Doch gerade die lauen Christen, die ihr lockeres Leben beibehalten hatten, erlagen reihenweise der Versuchung, das Opferritual nur zum Schein auszuführen, obwohl sie dadurch Christus verleugneten. Dieser faktische Abfall vom Glauben hatte auf Lateinisch die Bezeichnung lapsus, woher auch das heutige Wort für einen Fehltritt kommt (obwohl es natürlich alles andere als ein Lapsus war). Als die Verfolgung abebbte, wollten die Abgefallenen wieder in die Kirche aufgenommen werden. Cyprian war nun in eine schwierige Lage gekommen, da er ja selbst auch vor dem Märtyrertod geflohen war. Einige hatten sich Rekonziliationsbescheinigungen (libelli pacis) besorgt, die ihnen großmütig gegen einen Kaufpreis als auferlegte Buße ausgestellt wurden, aber von Cyprian nicht anerkannt werden konnten.
Neue Prüfungen trafen die afrikanische Christenheit: der Raub numidischer Christen, für deren Rückkauf der Bischof eine Geldsammlung ausschrieb; eine furchtbare Pest, für welche die Christen verantwortlich gemacht wurden. Cyprian begnügte sich nicht damit, Mut zuzusprechen; er organisierte Hilfsdienste ohne Unterschied der Religion, was ihm den Respekt und die Bewunderung seiner heidnischen Landsleute eintrug. Zum Trost der Angehörigen Verstorbener schrieb er damals ein Buch „Über die Sterblichkeit“ (De mortalitate), in welchem er an die christliche Hoffnung erinnerte, „bald zu Christus zu gelangen“.
Doch dann entstand ein neuer Konflikt mit dem römischen Bischof Stephan, der erneut die Christenheit zu spalten drohte, nämlich die sog. „Ketzertaufe“. Dabei ging es um die Frage, ob eine Taufe auch dann gültig sei, wenn sie von einem Häretiker (Ketzer) gespendet wurde. Unter den afrikanischen Christen war es schon lange Brauch, dass die Gültigkeit der Taufe abhängig gemacht wurde von der persönlichen Würdigkeit und Rechtgläubigkeit des Taufenden. Die Taufe durch einen vormals Abgefallenen wurde von Cyprian als ungültig erkannt und erforderte eine „Wiedertaufe“, was der römische Bischof rigoros ablehnte.
Als unter Kaiser Valerian erneut die Verfolgung aufflammte, suchte Cypian geradezu das Martyrium. Als er 257 dem Statthalter vorgeführt wurde, antwortete er ihm auf die Frage seiner Opferbereitschaft: „Ich kenne keine anderen Götter als allein den einen und wahren Gott, der Himmel und Erde gemacht hat, das Meer und alles was darin ist. Diesem Gott dienen wir Christen, Ihn flehen wir Tag und Nacht an, für uns und alle Menschen, auch für das Wohlergehen der Kaiser.“ (Proconsularische Akten). Dieses Bekenntnis kam seinem Todesurteil gleich. Am 13.09.258 wurde er durch den neuen Prokonsul Galerius Maximus zum Tode verurteilt und am folgenden Tag bei Karthago öffentlich enthauptet.
Lebenszeugnisse von Knechten Jesu Christi Teil 8:
Athanasius von Alexandrien (*296 – †373 n.Chr.)
Mit dem Aufstieg Konstantins (306 – 337), der sich schließlich als alleiniger Herrscher des Imperiums behauptete, wurde das Christentum, das zwei Jahrhunderte lang verfolgt wurde, auf einmal legalisiert und bald danach zur Staatsreligion erhoben. Der Kaiser, der die Einheit und die Stärke des Reiches auf neuen Grundlagen zu errichten gedachte, erkannte bald, was für eine Stütze ihm das Christentum werden könnte. Die Gemeinde hingegen bemerkte zunächst nicht, wie bedenklich es war, sich mit einem totalitären Staat einzulassen. Ihre offizielle Stellung im römischen Reich machte die Gemeinde in der Folge zur Helfershelferin eines unmenschlichen Staates, der nun jene verfolgte, die ein anderes Bibelverständnis hatten. Nur wenige der Gemeindeväter erkannten die Gefahr, dass sich der Kaiser schon bald darauf sogar in die Kirchenleitung einmischen würde.
So war es Konstantin – nicht der römische Bischof! – der den Anstoß zur Einberufung des ersten ökumenisches Konzils von Nizäa im Jahr 325 gab, das überdies in seinem Palast abgehalten wurde. Zuvor hatten die Anhänger des Arius, die die Gunst der Stunde genutzt, um Einfluss auf den Glauben des Kaisers und seiner Hofbeamten auszuüben. Ein bis dahin unbekannter, junger Diakon namens Athanasius begleitete damals den alten Bischof Alexander auf das Konzil von Nizäa. Doch mit der Unbeugsamkeit eines Märtyrers machte der 29-Jährige bald von sich reden, da er sich wie kein anderer der arianische Irrlehre entgegenstellte, welche die Gottheit Christi leugnete.
In seiner Kindheit hatte Athanasius noch die Verfolgung miterlebt, die ihn jedoch nicht erschüttert, sondern seinen Charakter eher noch gestählt hat. Gregor von Nazianz schrieb später über ihn: „Er hat nicht viel Zeit auf das Studium verwendet, gerade genug, um nicht unwissend zu erscheinen.“ Athanasius war ein einfacher Mann des Volkes, das er gut kannte. Er sprach fließend koptisch und die Gemeinde liebte ihn. Er glich eigentlich mehr einem christlichen Pharao als einem Theologen, denn er hatte eine unnachgiebige Strenge und schreckte sogar vor Erpressung nicht zurück, wenn es darum ging, der wahren Lehre zum Durchbruch zu verhelfen. Andere Zeiten, andere Sitten! Man sollte das heute nicht kritisieren.
Als Bischof Alexander 328 starb wurde Athanasius sein Nachfolger. Selbst der Bitte Kaiser Konstantins, die Exkommunizierung der Arianer wieder rückgängig zu machen, lehnte er ab: „Es geht nicht an, Leute in die Kirche wieder aufzunehmen, die der Wahrheit widersprechen und eine Irrlehre aufzüchten, gegen welche ein allgemeines Konzil das Anathem ausgesprochen hat.“ Mit ein wenig mehr Flexibilität und weniger Härte hätte Athanasius dazu beitragen können, die Lage zu entspannen, ohne dabei seine Grundsätze preiszugeben. Er hätte den Gegnern weniger Munition geliefert, ihn beim Kaiser, der ihm bisher wohl gesinnt war, als einen unverträglichen Menschen und Unruhestifter anzuschwärzen. Auf dem Konzil von Tyrus wollte man ihn dann absetzen, aber er entzog sich noch rechtzeitig und floh zu seinem Freund, dem Eremiten Antonius, der sich in der Folge dann bei Konstantin persönlich für ihn einsetzte. Leider zeigte sich der neue Kaiser inzwischen dem Arianismus zugetan, sodass er Athanasius abgesetzte. Dieser flüchtet nach Rom, wo er rehabilitiert wurde.
Der Bischof nutzte seinen Aufenthalt, um den Westen für die rechte Lehre zu gewinnen. Nun trat Athanasius auch für die Unabhängigkeit der Kirche vom Staat ein, denn die Einmischung des Kaisers in innerkirchliche Angelegenheiten bedeutete eine Gefahr für die Reinheit der Lehre. 348 kehrt er zurück in seine „Diözese“, ein Begriff, der eine altrömische Regionalverwaltung bezeichnet. Dort wird er freudig aufgenommen und erlebt zehn fruchtbare Schaffensjahre, in der seine Hauptwerke entstehen. Er unterhält brüderliche Beziehungen zu den Mönchen und beginnt mit der Evangelisierung Äthiopiens und Arabiens. Mit ganzer Seele wirbt er für die Bewegung des Mönchstums als Muster für das christliche Leben.
Wegen seines unnachgiebigen Verteidigens der Dreieinigkeit, das sich von all den Rückschlägen nicht aufhalten ließ, wurde Athanasius von seinen Zeitgenossen bewundert und in der Geschichte als eine Säule der Kirche gefeiert. Sein Verdienst ist, die Bedeutung und die Folgen des konstantinischen Friedens begriffen zu haben. Dem Kaiser ins Angesicht verteidigte er die Freiheit der Kirche und den rechten Glauben, auch wenn es ihm dabei an christlicher Milde mangeln ließ.
Lebenszeugnisse von Knechten Jesu Christi Teil 9:
Ephräm der Syrer (306 – 373 n.Chr.)
Es mag den Eindruck haben, als habe sich das Evangelium in den ersten Jahrhunderten immer nur von Ost nach West ausgebreitet. Tatsächlich aber wurde die frohe Botschaft schon sehr früh in den mittleren und sogar fernen Osten getragen, wenn auch noch nicht nach China oder Indien. Schon zu Beginn des 4. Jh. war die Kirche in Mesopotamien fest verwurzelt.
Zu jener Zeit gab es im persischen Nisibis einen Bischof namens Jakob, der ein treuer Hirte des HErrn war und Ihm diente mit viel Gebet und Fasten. Er hatte in Nisibis eine christliche Schule gegründet, wo neben Lesen und Schreiben auch Gesang und Schriftauslegung unterrichtet wurde. Die Bibel, die gelesen, abgeschrieben, übersetzt und gesungen wurde, war die Grundlage des Unterrichts. Aus ihr ging schließlich die syrische Liturgie hervor, die wegen ihres überströmenden, lyrischen Reichtums bis heute fasziniert. Später verlagerte sich diese „Schule der Perser“ etwas weiter nach Westen in die Stadt Edessa, wo sie durch den Diakon Ephräm einen großen Namen erwarb.
Von Ephräms Leben ist nicht viel Genaues bekannt. Nicht, als fehle es an Biographien, im Gegenteil, es gibt zu viele, an denen so viel herumgeflickt und eingefügt wurde, dass es schwer ist, das Falsche vom Echten zu unterscheiden. Ephräms Eltern waren Christen. Schon in seiner Jugend lebte er nach der Art der Eremiten, so dass er die Aufmerksamkeit des Bischofs auf sich zog. Zeitlebens hielt er eine enge Verbindung zu den Asketen von Edessa, die ihn stark beeinflussten. Bischof Jakob weihte den hochbegabten Ephräm zum Diakon und vertraute ihm die Leitung der Schule an.
Von den unzähligen Texten, die dem Ephräm zugeschrieben wurden, ist heute nicht mehr sicher, welche wirklich aus seiner Feder stammen. Als strenger Asket lebte er nur von Gerstenbrot und Gemüse, weshalb man ihn beschrieb wie „aus Haut und Knochen“. Er war mystisch begabt und verwendete in seinen Gedichten gerne lyrische Verschnörkelungen und kühne Bilder, die seine Landsleute sehr mochten. Es war ihm aber auch stets ein Herzensanliegen, durch seine Texte den Einfluss von Irrlehren wie die von Markion und Mani zurückzudrängen, die einen vom iranischen Mazdaismus geprägten Synkretismus lehrten.
Als Ephräm sah, dass die Bewohner von Edessa so viel Gefallen an den Gesängen fanden, machte er daraus ein Gegenstück zu den damals beliebten Theaterstücken und gründete Nonnenchöre, denen er die in Strophen eingeteilten Hymnen mit vielen Belehrungen beibrachte. Er begleite die Wechselgesänge dann mit der Harfe und führte sie an Sonntagen und den Festen auf, sodass sich die ganze Stadt um sie sammelte und die Gegner – mit Schande bedeckt – davongingen.
Zu jener Zeit gab es im persischen Nisibis einen Bischof namens Jakob, der ein treuer Hirte des HErrn war und Ihm diente mit viel Gebet und Fasten. Er hatte in Nisibis eine christliche Schule gegründet, wo neben Lesen und Schreiben auch Gesang und Schriftauslegung unterrichtet wurde. Die Bibel, die gelesen, abgeschrieben, übersetzt und gesungen wurde, war die Grundlage des Unterrichts. Aus ihr ging schließlich die syrische Liturgie hervor, die wegen ihres überströmenden, lyrischen Reichtums bis heute fasziniert. Später verlagerte sich diese „Schule der Perser“ etwas weiter nach Westen in die Stadt Edessa, wo sie durch den Diakon Ephräm einen großen Namen erwarb.
Von Ephräms Leben ist nicht viel Genaues bekannt. Nicht, als fehle es an Biographien, im Gegenteil, es gibt zu viele, an denen so viel herumgeflickt und eingefügt wurde, dass es schwer ist, das Falsche vom Echten zu unterscheiden. Ephräms Eltern waren Christen. Schon in seiner Jugend lebte er nach der Art der Eremiten, so dass er die Aufmerksamkeit des Bischofs auf sich zog. Zeitlebens hielt er eine enge Verbindung zu den Asketen von Edessa, die ihn stark beeinflussten. Bischof Jakob weihte den hochbegabten Ephräm zum Diakon und vertraute ihm die Leitung der Schule an.
Von den unzähligen Texten, die dem Ephräm zugeschrieben wurden, ist heute nicht mehr sicher, welche wirklich aus seiner Feder stammen. Als strenger Asket lebte er nur von Gerstenbrot und Gemüse, weshalb man ihn beschrieb wie „aus Haut und Knochen“. Er war mystisch begabt und verwendete in seinen Gedichten gerne lyrische Verschnörkelungen und kühne Bilder, die seine Landsleute sehr mochten. Es war ihm aber auch stets ein Herzensanliegen, durch seine Texte den Einfluss von Irrlehren wie die von Markion und Mani zurückzudrängen, die einen vom iranischen Mazdaismus geprägten Synkretismus lehrten.
Als Ephräm sah, dass die Bewohner von Edessa so viel Gefallen an den Gesängen fanden, machte er daraus ein Gegenstück zu den damals beliebten Theaterstücken und gründete Nonnenchöre, denen er die in Strophen eingeteilten Hymnen mit vielen Belehrungen beibrachte. Er begleite die Wechselgesänge dann mit der Harfe und führte sie an Sonntagen und den Festen auf, sodass sich die ganze Stadt um sie sammelte und die Gegner – mit Schande bedeckt – davongingen.
Mit Vorliebe behandelt Ephräm die Themen des Glaubens und des inneren Lebens im Gebet:
„Das Gebet ist ein Spiegel vor Deinem Antlitz. Gefasst werde darin, HErr, Deine Schönheit und Dein Glanz. Der Böse habe darin keinen Zutritt,
Er möchte sonst seinen Abdruck und seinen Schmutz hinterlassen.
Der Spiegel fängt das Bild von dem ein, der sich abzeichnet:
Überfielen unsere Gedanken doch nicht unser Gebet!
Könnten sich die Züge Deines Angesichts eindrücken, Dass der Spiegel Deine Schönheit fasse!“
Das Gebet geht Hand in Hand mit der Buße, die für Ephräm eine Grundhaltung des Lebens ist. Er vergleicht sie mit den Zufluchtsorten, wo die Juden des Alten Testaments Schutz suchten; aber im Unter-schied zu diesen muss der Gläubige dort zeitlebens verweilen. Wie Hieronymus erzählt, war Ephräms Ansehen so groß, dass seine Werke in manchen Kirchen nach der Schriftlesung öffentlich vorgetragen wurden. Man gab ihm den Beinamen „Zither des Heiligen Geistes“ und sein Einfluss auf die syrisch-orthodoxe Kirche dauert noch bis heute an.