„Die Nacht ist weit vorgerückt, und der Tag ist nahe.
Laßt uns nun die Werke der Finsternis ablegen
und die Waffen des Lichts anziehen.“

(Röm.13:12)

Aktuelles

– Lebenszeugnisse von Knechten Jesu Christi 14

 

Lebenszeugnisse von Knechten Jesu Christi  Teil 39:

Johann Sebastian Bach (1685-1750)          

Die Schrecken des 30-jährigen Krieges wurden von den Christen als ein ernstes Gericht Gottes empfunden, das die Menschen wieder mehr zu Gott führte. Die Musik vermittelte den Hörern nicht nur die Schönheit der Ordnung Gottes, sondern auch eine Heilung für das Herz.

Johann Sebastian wurde als jüngstes von sieben Kindern in eine Familie von Organisten und Hofmusikern hineingeboren und erhielt schon mit sieben Jahren von seinem Vater Geigenunterricht. Mit acht Jahren beteiligte sich der Junge im Kirchenchor an anspruchsvollen Motetten, Konzerten und Kantaten. Trotz seiner zahlreichen musikalischen Verpflichtungen war er zumeist der beste Schüler seiner Klasse in Eisenach. Mit neun Jahren verlor er seine Mutter, und mit zehn Jahren starb auch noch sein Vater, sodass er zu seinem 24 Jahre alten Bruder Johann Christoph zog, wo er das Klavier- und Orgelspiel erlernte sowie in die Kunst der Komposition eingeführt wurde. Im Jahr 1700 begab sich Bach zu Fuß ins 350 km entfernte Lüneburg, um dort in der Klosterschule für junge Adlige unterrichtet wurde. Anschließend fand er eine Anstellung als Organist in Arnstedt.

Im Jahr 1705 erbat sich Bach Urlaub vom Konsistorium der Kirche, um nach Lübeck zu reisen, wo der berühmte Organist Dietrich Buxtehude lebte, um durch ihn neue Inspirationen zu erhalten. Begeistert vom reichhaltigen Musikleben Lübecks verlängerte Bach seinen Aufenthalt eigenständig auf vier Monate, ohne das mit seinen Vorgesetzten abzustimmen, was das bereits angespannte Verhältnis noch mehr belastete. Da man ihm in Mühlhausen ein höheres Gehalt versprach, wechselte er dorthin, heiratete 1707 seine Verlobte Maria Barbara und zeugte mit ihr zwei Söhne, die ebenso Musiker wurden. In Mühlhausen entstanden Bachs erste Kantaten: „Gott ist mein König“, „Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu Dir“ und „Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit“.

Aus den heftigen theologischen Auseinandersetzungen seiner Zeit hielt sich Bach weitgehend heraus. In der Orthodoxie war man bemüht, den christlichen Glauben nach dem Vorbild der Naturwissenschaften in logischen und biblisch begründeten Leitsätzen zu systematisieren, um ihn damit für den Verstand besser greifbar zu machen. Der Pietismus setzte angesichts des herrschenden Humanismus und Rationalismus auf authentische, persönliche Glaubenserlebnisse, auf das Hören der Stimme Gottes und auf eine Bekehrung angesichts der eigenen Sündenerkenntnis. Bach fand bei beiden Gruppen der lutherischen Kirche des 18. Jahrhunderts Anregungen für seinen Glauben. Ihm ging es aber nicht so sehr darum, theologische Streitfragen zu klären. Vielmehr wollte er den Gottesdienstbesuchern die Aussagen der Bibel musikalisch möglichst eindrücklich nahebringen. Für ihn war die Musik eine Art klingende Predigt.

1708 wurde Bach vom Herzog Wilhelm Ernst von Sachsen in Weimar zum Konzertmeister ernannt. Die Zuhörer waren begeistert von Bachs technischer Perfektion, den einfühlsamen Interpretationen und von seiner Improvisationsgabe. Er komponierte dort Orgelkonzerte, Choräle, Präludien, Toccaten und Fugen. 1717 wechselte Bach an den Hof von Leopold von Anhalt-Köthen als Hochfürstlicher Kapellmeister, wodurch er an die Spitze der damals möglichen Musikerkarriere angekommen war.  Er wohnte im Schloss und durfte an der Tafel der Offiziere speisen. Er bezog ein beachtliches Jahresgehalt von 400 Reichstalern, obwohl er kaum noch kirchliche Verpflichtungen hatte, sondern hauptsächlich mit dem Fürsten zusammen musizieren und für den Hof Kammermusik komponieren sollte.

Während einer Reise mit dem Fürsten starb überraschend seine Frau Maria Barbara, mit der er 13 Jahre eine sehr glückliche Ehe geführt hatte. Durch diesen schmerzlichen Verlust wandte sich Bach wieder viel intensiver seinem Glauben zu. Er nahm sich vor, sein Talent nun wieder viel mehr zur Ehre Gottes einzusetzen und mehr geistliche Stücke zu komponieren. 1721 heiratete er die 20-jährige Anna Magdalena, die er als Sängerin in der Köthener Hofkapelle kennengelernt hatte. Mit ihr hatte er insgesamt 13 Kinder, wobei sieben bereits früh starben. Die anderen sechs unterrichtete er, so dass auch sie z.T. bedeutende Musiker wurden.

1723 nahm Bach eine Anstellung als Kantor der Thomas-Kirche in Leipzig an, wo er die letzten 27 Jahre seines Lebens bleiben sollte. Dies war nicht immer einfach, denn während ihm in Köthen eine Kapelle von hervorragenden Musikern zur Verfügung stand, musste er sich in Leipzig mit Schülern, Studenten und mittelmäßigen Stadtpfeifern begnügen. Sein volles Pensum ließ ihm zudem nur wenig Freiraum für schöpferische Pausen und außerplanmäßige Kompositionen. Er war nicht nur für den Musikunterricht verantwortlich, sondern musste darüber hinaus auch noch Latein, Rhetorik und Religion unterrichten. Zudem sollte er für die Gottesdienste regelmäßig geistliche Kantaten komponieren. Einmal sagte er: „Ich bin nicht der Meinung, dass durch das Evangelium die Künste zu Boden geschlagen werden sollen, wie einige vorgeblich Fromme fordern. Alle Künste und ganz besonders die Musik soll in den Dienst dessen gestellt werden, der sie gegeben und geschaffen hat.“ Seine Kantaten sollten den Glauben vertiefen.

In seiner Funktion als Musik-Direktor sollte er den musikalischen Rahmen von Ratsfeiern, Fürstenempfängen, Familienfesten und anderen öffentlichen Feierlichkeiten gestalten. Sein Arbeitspensum war immens. Auch die regelmäßigen Singstunden mit wenig begabten und unmotivierten Schülern verlangten ihm einiges ab. Daneben musste er sich ständig mit den Intrigen zahlreicher Neider auseinandersetzen, die es auf seinen Posten abgesehen hatten. Überhaupt wurde Bach ständig von seinen städtischen Vorgesetzten angegriffen und kritisiert. Die einen wollten ihm gerne noch mehr Arbeit aufdrücken, den anderen gefiel Bachs Musikstil nicht oder hatten ganz generell eine skeptische Haltung zur Kirchenmusik. Sie lenke von der Predigt ab und führe zu emotionalem Überschwang. Bachs Kantaten wurden als viel zu „fleischlich, luxeriös und sinnlich“ abgelehnt. Sie sei eine „teuflische Versuchung“. Seine Werke signierte Bach indes mit dem Kürzel SDG für Soli Deo Gloria (Allein Gott die Ehre). „Mit aller Musik soll Gott geehrt werden. Wenn man Gott nicht ehrt, ist die Musik nur teuflischer Lärm und Krach“ war Bach überzeugt.

Durch einen fehlgeschlagenen Versuch, ihn am Auge zu operieren (Grauer Star) erblindete Bach und starb bald darauf an einer Lungenentzündung und einem Schlaganfall.

 

Lebenszeugnisse von Knechten Jesu Christi  Teil 40:

Ludwig Graf von Zinzendorf (1700-1760)

Das am häufigsten erschienene und weltweit verbreitetste christliche Andachtsbuch trägt den Namen „Losungen“. Es geht auf ein äußerst innovatives und frommes Mitglied des europäischen Hochadels zurück. Seine Zeitgenossen reagierten sehr zwiespältig auf den gleichzeitig stolzen und demütigen Mann. Viele hielten ihn für einen überspannten Sektierer, andere achteten ihn als authentischen Christen und vorbildlichen Prediger. Er experimentierte nicht nur mit neuen Ausdrucksformen des Glaubens, sondern gründete einen bis heute existierenden Gemeindeverband und initiierte die evangelische Weltmission durch theologische Laien.

Geboren wurde Zinzendorf 1700 in Dresden. Die Familie gehörte dem Habsburger Hochadel an. Nachdem sein Vater 1704 gestorben war, wuchs Zinzendorf bei seiner Großmutter Henriette Katharina von Gersdorf aus dem Schloss Großhennersdorf bei Zittau in der Oberlausitz auf. Seine Großmutter war musisch begabt und galt als eine der gebildetsten Frauen Deutschlands. Sie las die Bibel in den Urschriften, unterrichtete ihre Dienstboten und korrespondierte mit allen bekannten Pietisten ihrer Zeit. So wurde der junge Zinzendorf vom vorbildlichen Gebetsleben seiner Großmutter, durch die regelmäßigen Andachtsstunden in der Hofkapelle und die frommen Hauslehrer geprägt. Schon früh entwickelte der als Einzelkind aufgewachsene Zinzendorf eine zärtliche Anhänglichkeit an den Heiland. Er war sein Bruder, sein Gesprächspartner, sein Spielgefährte, der Adressat seiner Kinderbriefe.

1710 bis 1716 besuchte Zinzendorf als erster Reichsgraf Frankes Pädagogikum in Halle. Das allein schon war ein Kompromiss. Eigentlich lehnte sein Vormund es ab, den jungen Adeligen an eine Schule zu schicken, wo er mit den Kindern einfacher Handwerker und Händler in einem Zimmer unterrichtet wurde. Auf Drängen der Mutter und Großmutter einigte man sich. Entsprechend seiner gesellschaftlich herausgehobenen Stellung sollte er auch in Halle bevorzugt behandelt werden: ihm wurde ein eigenes Apartment mit Diener zugestanden. Außerdem sollte er immer mit dem Leiter der Anstalten, August Hermann Francke, an einem Tisch zu Mittagessen usw. Aufgrund dieser, nicht von Zinzendorf gewollten Sonderbehandlung hatte er kaum Freunde in der Schule. Selbst sein Hofmeister spionierte ihn nach, intrigierte und berichtete alles an Schulleitung und Familie. In dieser Situation suchte Zinzendorf umso mehr bei dem Heiland seiner Kindertage Zuflucht und Geborgenheit. Gelegentlich schlug er sich auch mit schweren Glaubenszweifeln herum. Zeitweilig stellte er sogar die Existenz Gottes in Frage. In solchen Situationen half ihm die Erinnerung an die Erfahrungen der Vergangenheit und das Gefühl tiefer Glaubensgewissheit. Außerdem gründete er mit dem gleichaltrigen Patriziersohn Friedrich von Wattenwyl den Senfkornorden, eine kleine Sozietät, die sich für weltweite christliche Mission einsetzen wollte. Später erinnerte sich Zinzendorf immer gerne an diese für ihn prägende Zeit in Franckes Pädagogikum. Hier festigte sich sein Glaube. Er lernte das absolute Vertrauen auf Gott und wurde auch akademisch gut auf seine weiteren Studien vorbereitet. Auch den Gedanken der Weltmission nahm er aus Halle mit. Jahre danach bewarb sich Zinzendorf sogar bei Francke als potentieller Mitarbeiter, der die Verbindungen zwischen den Anstalten und dem Adel pflegen wollte. Francke allerdings lehnte ab. Der innovative und etwas sprunghafte Reichsgraf schien ihm dann doch zu unseriös. Obwohl Zinzendorf gerne eine theologische Laufbahn einschlagen wollte, bestand sein Vormund, sein dem Pietismus kritisch gegenüberstehender Onkel darauf, dass er in Wittenberg ein standesgemäßes Jurastudium absolvierte. Nebenher beschäftigte er sich auch weiterhin intensiv mit geistlichen Fragen. Schließlich bemühte er sich sogar um eine Versöhnung zwischen den Pietisten aus Halle und den mit ihnen zerstrittenen orthodoxen Lutheranern aus Wittenberg. Auf Drängen seines Onkels, der solche Aktivitäten für nicht angemessen hielt, musste er diese Initiative dann aber abbrechen.

Nach Beendigung seines Studiums begab sich Zinzendorf auf eine damals übliche Kavalierstour, die ihn unter anderem nach Holland und Paris führte. In Düsseldorf berührte ihn ein Passionsgemälde des italienischen Malers Domenico Feti mit der Bildunterschrift „Ego pro te haec passus sum. Tu vero, quit fecisti pro me?“ („Ich habe dies für dich gelitten – was tust du wahrhaftig für mich?„), aufgrund dessen Zinzendorf sein Leben neu Jesus hingab. In den Niederlanden beeindruckten ihn die bunte konfessionelle Vielfalt und die praktizierte Religionsfreiheit. Er hatte Kontakte mit Calvinisten, Katholiken, Angelikanern, armenischen Christen und Mennoniten. Außerdem kam er mit ersten Ausläufern der Aufklärung in Berührung. Das Treiben der Weltstadt Paris und ihrer oberen Gesellschaft waren ihm ein Graus. Zinzendorf enthielt sich aller zwielichtigen Vergnügungen, auch dem Tanz und dem Spiel, so dass er von seinen Standesgenossen schon bald als „Sonderling“ angesehen wurde. Diese Schmach nahm er als „wahrer Nachfolger Christi“ gerne auf sich.

1722 heiratete Zinzendorf die Comtesse Erdmuthe Dorothea, eine standesgemäße und gleichgesinnte Ehefrau. Zeitweise waren Zinzendorf und seine Braut begeistert von der Idee, dass man nur dann geistliche Kinder zeugen könne, wenn Mann und Frau wie Brüderchen und Schwesterchen zusammenleben, ganz jungfräulich ohne jede sexuelle Aktivität. In ihrem Briefwechsel ging es stärker um den Austausch von Bibelversen und geistlichen Erkenntnissen, als um den Ausdruck ihrer Liebe. In späteren Jahren gaben sie diese Vorstellung offensichtlich auf, wie ihre zwölf gemeinsamen Kinder deutlich machen, von denen jedoch nur vier das Erwachsenenalter erreichten. Erdmuthe war praktisch sehr begabt und wurde eine kompetente Managerin für die späteren vielfältigen Arbeitsbereiche ihres Mannes. Neben seiner Arbeit als Justizrat am Hof des Sachsenkönigs August des Starken in Dresden betrieb Zinzendorf schon bald erbauliche Bibelstunden in seiner Wohnung. 1722 kaufte er von seiner Großmutter das Gut Berthelsdorf und richtete dort eine Hofgemeinde ein. Nach Halleschem Vorbild gegründete Zinzendorf ein Adelspädagogikum, ein Waisenhaus und eine Mädchenanstalt. Außerdem richtete er eine Druckerei ein, die preiswerte, erbauliche Traktate, ein eigenes Berthelsdorfer Gesangbuch und einen günstigen Bibeldruck herausgab. 1727 wurden die Bibelstunden in Dresden verboten. Vor seiner Bibelausgabe wurde öffentlich gewarnt. Zinzendorf zog sich daraufhin ganz auf sein Landgut zurück.

1722 hatte Zinzendorf drei mährische Familien als Glaubensflüchtlinge aufgenommen, die auf seinem Land eine Ansiedlung gründeten. Das unter der Leitung des Zimmermanns Christian David am Hutberg gelegene Dorf Herrnhut wuchs rasch an: 1727 auf 300, 1736 auf 700 Personen. Neben dem Pfarrer sollten wie zu apostolischen Zeiten die Laien als Älteste, Lehrer und Ermahner Mitverantwortung übernehmen. Mittelpunkt des Gemeindelebens waren die Versammlungen im Saal des Gutshauses. Später wurde in Herrnhut ein eigenes Bethaus gebaut. Dort entstanden auch neue gottesdienstliche Formen wie die Singstunde mit der Liedpredigt, einer Aneinanderreihung von Liedstrophen. Es wurden Fastentage und ein 24-Stunden-Gebet eingerichtet. Auch andere urchristliche Bräuche wie das Liebesmahl (Agape) und Fußwaschungen wurden eingeführt. Zinzendorf erwies sich als hinreißender Prediger und einfühlsamer Seelsorger. Über 2000 Lieder, Gedichte und Gebete verfasste der Graf im Laufe der Jahre. Langfristig wurden vor allem seine Lieder „Jesus, geh voran“ sowie „Herz und Herz vereint zusammen“ sehr populär. Sein Tischgebet „Komm, Herr Jesus Christ, sei unser Gast und segne, was du uns bescheret hast“ verbreitete sich schnell auch über die Grenzen der Herrnhuter Brüdergemeine hinaus. Im Gegensatz zu der überwiegend auf den Sonntag und den Pastor ausgerichteten evangelischen Kirchengemeinden stand Zinzendorf eine enge, umfassende christliche Gemeinschaft vor Augen, angelehnt an die biblische Urgemeinde in Jerusalem. Alle Gemeindeglieder sollten hier mit ihren Fähigkeiten verantwortlich eingebunden werden. Dafür wurden auch zahlreiche neue Ämter erfunden: Älteste, Lehrer, Helfer, Aufseher, Ermahner, Diener, Krankenwärter, Almosenpfleger, Wirtschaftsaufseher usw. Zuerst richtete Zinzendorf in der Gemeine verschiedene sogenannte Banden ein. Das waren auf Sympathie und Freiwilligkeit beruhende Kleingruppen von 3 bis 8 Leuten. Man betete zusammen, tauschte sich über geistliche Fragen aus und ermutigte sich im Alltagsleben. Die Bandenführer dieser Beichtgemeinschaften besprachen sich in wöchentlichen Bandenkonferenzen. Neben diesen freiwilligen Gruppen teilte Zinzendorf die Gemeine in Klassen auf, die nach der geistlichen Reife und Erfahrung sortiert werden sollten. Dieses Experiment scheiterte dann aber an der Notwendigkeit, ständig das Verhalten der Gemeindeglieder bewerten zu müssen. Später traten die Chöre an ihre Stelle, Gruppen, die nach der Lebenssituation ihrer Mitglieder zusammengestellt wurden (unverheiratete Brüder bzw. Schwestern, junge Ehepaare, usw.). Besonders in den Chören der nach Geschlechtern getrennt zusammenlebenden Ledigen wurde auch der gemeinsame Dienst für Mission und Diakonie hervorgehoben. Eine rigorose Gemeindezucht sollte der Bewahrung der Gemeine in apostolischer Reinheit dienen.

Ab 1729 wurden Bibelworte oder Liedverse als geistliche Tagesparole (Losung) herausgegeben, die ab 1731 schon ein Jahr im Voraus ausgewählt wurden. Die Losentscheidung führte Zinzendorf, von biblischen Beispielen ermutigt schon bald in fast jedem Lebensbereich ein. Personalentscheidungen, Eheschließungen, Reisepläne, Verhandlungsführungen und Käufe sollten mittels des Loses durch den Heiland entschieden werden. Um noch heiliger zu leben, übergab Zinzendorf sein Vorsteheramt 1741 feierlich an Jesus Christus als Haupt und Ältesten der Gemeine. Seitdem ließ man bei Mahlzeiten immer einen Platz für Jesus frei. Eigentlich sollte das ganze Leben des Christen vom Glauben durchdrungen werden. Es sollte keine Trennung mehr geben zwischen Gemeine und Beruf oder Familie. Selbst für das Einschlafen und Aufwachen entwickelte Zinzendorf eine eigene Liturgie.

Auf dem Herrnhuter Gottesacker sollte es im Gegensatz zu anderen Friedhöfen jener Zeit keine Prunkentfaltung und auch keine Rangunterschiede geben. Jeder bekam einen gleich gestalteten Grabstein. Der Gottesacker sollte nicht nur die Gleichheit aller Gläubigen ausdrücken, hier sollte auch die Hoffnung auf eine baldige Auferstehung symbolisch ausgedrückt werden. Überhaupt sei die Seele, und damit die verstorbene Person, nicht im Grab, sondern bei Gott. Darüber hinaus betrachtete man den Friedhof nur als kurzfristige Erinnerungsstätte, bis zum bald erwarteten Anbruch des Reiches Gottes.

Eines Tages begegnete Zinzendorf einem bekehrten schwarzafrikanischen Sklaven und zwei christlichen Eskimos. Damit wurde sein Interesse an der Heidenmission neu geweckt und in konkrete Bahnen gelenkt. Zurück in Herrnhut vermochte er die Gemeinde zu begeistern, so dass 1732 die ersten Missionare in die Karibik, 1733 nach Grönland und in den folgenden Jahren in 28 weitere Gebiete der Welt ausgesandt wurden. Zum ersten Mal in der neueren Missionsgeschichte sandte damit wieder eine einzelne Ortsgemeinde Missionare aus, bis zum Tod Zinzendorf allein 226. Für Zinzendorf zielte die Erfüllung des Missionsauftrags nicht nur auf die Errettung der Heiden sondern ebenso auf die Beschleunigung der Wiederkunft Jesu. Die Missionskandidaten wurden zumeist unter Gebet bestimmt. Ohne große theologische Ausbildung zogen sie zu Sklaven, Eskimos, Hottentotten und Indianern. Finanziert wurde vieles aus dem Vermögen des Grafen. Weil die Missionare aus Herrnhut keiner Konfession angehörten und keiner Kolonialmacht verpflichtet waren, konnten sie verhältnismäßig frei arbeiten. Die weltweit größte und einflussreichste protestantische Missionsorganisation des 18. Jahrhunderts war die Herrnhuter Brüdergemeine. Ebenso wie sich die Herrnhuter in der Heimat überkonfessionell verstanden, arbeiteten sie gewöhnlich auch im Ausland mit anderen protestantischen Kirchen zusammen. Darüber hinaus bemühte man sich, weitgehend unabhängig von den großen Kolonialmächten zu agieren. Oft widersprachen sich die Interessen der Mission und der Politik deutlich. Viele europäische Staaten suchten vor allem nach wirtschaftlichen und politischen Vorteilen. Zinzendorf betrachtete die Menschen fremder Länder aber nicht als minderwertig, sondern als gleichgestellte. Gott sucht und findet seine Kinder in allen Kulturen, war er überzeugt. Menschen müssten nicht zuerst Europäer werden und deren Sitten übernehmen, um Christen zu werden.

Das echte Interesse der Herrnhuter Missionare an den Menschen, unter denen sie wohnten, führte zur eingehenden Erforschung ihrer Kultur. Der Grundbestand moderner, europäischer Ethnologie geht zu einem großen Teil auf diese Bemühungen zurück. Zinzendorf selbst reiste um die Welt, um seine Missionare geistlich zu ermutigen und ihnen ganz praktisch zu helfen. Durch sein unorthodoxes Auftreten sorgte er dabei immer wieder für großes Aufsehen. So begrüßte er als Reichsgraf eine Christ gewordene schwarze Sklavin mit einem Handkuss. Er lebte mit Indianern zusammen und war tief beeindruckt von der vermeintlichen Ursprünglichkeit ihres Lebens.

August Gottlieb Spangenberg (1704-1792) erwarb 1753 im Namen der Brüdergemeine ein rund 400 qm großes Gebiet um Muddy Creek (US-Bundesstaat North Carolina). Die ersten Herrnhuter Siedler lebten von der Landwirtschaft und widmeten sich insbesondere dem Anbau von Heilpflanzen. Ihre Siedlung nannten sie Salem. Hier sollten alle Menschen in gegenseitiger Brüderlichkeit und Freiheit zusammenleben können. Auch zu den Einheimischen Indianern hatte man ein gutes Verhältnis. Bis 1856 war Salem ein völlig nach den Regeln der Herrnhuter organisiertes Gemeinwesen. Das ganze Land gehörte der Gemeinde und wurde an die Landwirte lediglich verpachtet. Juristische und politische Angelegenheiten wurden intern geregelt. Weil man nach der Forderung Jesu auf Gewalt verzichten wollte, hatte man keine eigene Polizei oder Soldaten. Sklaverei wurde nicht grundsätzlich abgelehnt. Mit Bezugnahme auf die Bibel wurde allerdings gefordert, Sklaven gut und brüderlich zu behandeln. Auch konnten Sklaven gleichberechtigte Gemeinde Glieder werden. Aufgrund des wirtschaftlichen Erfolgs gezogen im Laufe der Jahre immer mehr anders motivierte Siedler in die Region, deshalb der Einfluss der Herrnhuter nach und nach zurückging. Heute ist zahlen nur noch ein gerne von Touristen besuchtes Museumsdorf.

1736 aus Sachsen ausgewiesen pachtete Zinzendorf das leerstehende Schloss Marienborn und erwarb vom Bündinger Grafen ein Gelände am „Haag“, wo die christliche Kolonie Herrenhaag (bei Frankfurt) entstand, die bis 1750 auf mehr als 1.000 Einwohner anwuchs. Seinen in Sachsen liegenden Grundbesitz hatte Zinzendorf juristisch seiner Frau überschrieben, damit dieser nicht konfisziert werden konnte. Um den massiven Vorwürfen gegen seine Rechtgläubigkeit zu begegnen, legte Zinzendorf in Württemberg ein theologisches Examen ab und wurde dort zum geistlichen Dienst zugelassen. Seine Antrittspredigt in der Tübinger Stiftskirche hielt er standesgemäß in höfischer Kleidung, mit seinen Orden, während ein Diener seine Bibel auf einem Sandkissen trug. In Marienborn ließ Zinzendorf sich 1737 zum Bischof der Brüder-Unität ordinieren.  In Herrnhaag entwickelten sich aus barocker Überschwänglichkeit sektiererische Tendenzen. Nach seiner Rückkehr aus Amerika entließ Zinzendorf ältere, erfahrene Mitarbeiter aus ihren Leitungsämtern und ersetzte sie durch Jugendliche. Im bewussten Gegensatz zur vernunftbetonten Aufklärung und zum strengen Halleschen Pietismus versuchte Zinzendorf jetzt die unmittelbare kindliche Erlösungsfreude in den Mittelpunkt zu stellen, angeregt durch die scheinbare Ursprünglichkeit und Intuition der Naturvölker andere Länder. Als „Närrchen“ (Matth.11:25) sollten die Brüder heiter-spielerisch aus Erlösungsfreude heraus leben. Die gottesdienstlichen Versammlungen wurden mit Musik, festlichen Illuminationen, dem Aufstellen von Andachtsbildern immer stärker ausgestaltet und die Emotionen aufs Höchste erregt. Das ganze Leben wurde zum Fest, zur Vorwegnahme himmlischer Seligkeit. Die Intensität der Gefühlserlebnisse drückte sich in der Sprache der Blut- und Wundenfrömmigkeit aus. Die drastische sensualistische Ausmalung der Einzelzüge der Passion Jesu (Blut, Wunden, Schweiß, Leichengeruch) sollten die Realität der Erlösung verdeutlichen, dabei aber mehr das Gefühl als den Verstand ansprechen. Neue Wortschöpfungen und Verniedlichungen führten zu einer esoterischen Gruppensprache, die Außenstehenden lächerlich und geschmacklos erscheinen musste (Als Wundenbienlein summte man um den Marterleichnam, ließ sichvom Blutschweiß des Bruder Lämmlein durchdünsten oder im Abendmahl von seiner Umarmung durchwittern, als Kreuzluftvöglein nistete im Seitenhöhlchen Jesu usw.)

Im Lauf der Zeit führte eine sublimierte erotische Spannung zu verstärktem Herzeln und Schätzeln (Umarmen und Küssen), was teilweise in regelrechte Exzesse umschlug. Diese vertretenen Lehren und Handlungsweisen führten zu erneuten heftigen Angriffen gegen Zinzendorf und seine Brüdergemeinen. Allein in den 1740er Jahren erschienen ca. 200 Protestschriften gegen die Gemeinschaft. Erst als Zinzendorf durch einige ältere Mitarbeiter von den Gefahren der Entwicklung überzeugt werden konnte, setzte eine Reform ein. Schließlich fand man zu nüchternen Formen der christlichen Gemeinschaft zurück.

Indirekt förderte Zinzendorf maßgeblich die geistliche Erweckung Englands im 18.Jh. Vor allem geschah das durch seinen prägenden Einfluss auf John Wesley, den späteren Gründer der Methodisten. Während seiner eher erfolglosen Missionsbemühungen in Savannah/Georgia (1735-38) kam Wesley in engeren Kontakt mit den Herrnhutern. Anfänglich imponierten ihm vor allem der Glaubensmut und die Hingabe der aus Deutschland stammenden Christen. Wesley sehnte sich nach der Intensität ihres Glaubens und der Vertrautheit, mit der sie Gott gegenübertraten. Nachdem er nach London zurückgekehrt war, besuchte er regelmäßig die Gottesdienste der dort ansässigen Herrnhuter Brüdergemeine. Nach Wesleys eigener Auskunft erlebte er hier eine tiefgreifende geistliche Erneuerung, seine eigentliche Bekehrung (1738). Insbesondere die intensiven Gespräche mit dem Herrnhuter Prediger Böhler prägten ihn in dieser Phase seines Lebens. Er war begeistert von der Herrnhuter Frömmigkeit und plante ähnliche Gemeinschaften auch in England ins Leben zu rufen.

Schon bald reiste er nach Deutschland, um selbst die Zentren der Brüdergemeinen kennenzulernen. Nachdem er die Herrnhuter Kommunität in Heerendijk/Holland besucht hatte, kam er nach Marienborn, wo er mit Zinzendorf zusammentraf, dessen bescheidene geistliche Art tiefen Eindruck auf Wesley hinterließ. Im Anschluss reiste er auch noch zur Ur-gemeine nach Herrnhut. Trotz aller Begeisterung über die Herrnhuter Frömmigkeit zeigten sich in Gesprächen mit Zinzendorf erste theologische Unterschiede, die schon 1740 zu einer Trennung führten. Im Jahr 1755 verfasste Wesley dann sogar ein Pamphlet, in dem er Zinzendorf und die Herrnhuter scharf kritisierte. Später verbesserte sich das Verhältnis wieder und Wesley pflegte einen regen Austausch mit Herrnhuter Predigern.

Insbesondere an der für Wesley äußerst wichtigen Frage der Heiligung zerbrach die Einigkeit mit Zinzendorf, zumindest vorläufig. Für Zinzendorf war jeder Christ heilig, allein dadurch, weil er mit seiner Wiedergeburt ein für alle Mal von Jesus Christus erneuert und heilig gemacht worden sei. Wesley hingegen war die kontinuierliche Anstrengung des Christen wichtig, die ihn in einem Prozess der Heiligung zu einem sündlosen Leben führen könne. Im konkreten Gemeindealltag lagen diese beiden Konzeptionen nicht so weit auseinander wie in der dogmatischen Gegenüberstellung. Für Zinzendorf sind wahre Christen bis zu ihrem Tod elende Sünder. Für ihn gab es keine innenwohnende Vollkommenheit in diesem Leben. Allein Christus war für ihn unsere Vollkommenheit, d.h. das Vertrauen auf das Blut Christi. Kein geistliches Wachstum könnte ihn irgendwie heiliger machen. Allein durch das Wohnen des HErrn in uns sind wir vom ersten Augenblick an heilig.

Obwohl Zinzendorf die wissenschaftliche Arbeit der Aufklärung durchaus schätzte, war er skeptisch, was ihre Umdeutung des Glaubens betraf. Glaube ist für ihn eine Sache des Herzens und findet seinen Ort vor allem in der inneren Gewissheit und im emotionalen Erfahren. Eine rein rationale Erkenntnis der Existenz Gottes im Sinne der Aufklärung hielt Zinzendorf für gefährlich: „Wer Gott im Kopfe weiß, der wird Atheist!“ Christsein verwirklicht sich vor allem in der persönlichen Beziehung zu Jesus: „Ohne Jesus wäre ich Atheist!

In Abgrenzung zu seinem Lehrer und Vorbild Francke relativierte Zinzendorf die Bedeutung einer einmaligen Bekehrungserfahrung. Auch kritisierte er den Ernst der Halleschen Frömmigkeit, wo man immer nach Sünden suchte, die noch zu bekennen und auszuräumen wären. Mit Berufung auf Luther war Zinzendorf überzeugt, dass der Christ ein für alle Mal durch Jesus Christus gerettet und von Sünde gereinigt sei. Der Glaube und nicht die eigenen Bemühungen des Christen stehen bei ihm im Mittelpunkt.

Wesleys Ziel, schon auf der Erde durch eigene Bemühungen den Zustand geistlicher Vollkommenheit zu erreichen, stand Zinzendorf skeptisch gegenüber. Auch hier orientierte er sich an Luther, für den der Christ gleichzeitig gerecht und sündig war. Zinzendorf ging es nicht so sehr darum, christliches Leben mit dem Zeitgeist seiner Epoche zu harmonisieren. Wenn er es für richtig hielt, dann war er durchaus bereit, sich offen gegen die Moden und Ideale seiner Zeitgenossen zu stellen. Obwohl es zuweilen ungewöhnlich wirkte, wollte er sich weitgehend am Vorbild der neutestamentlichen Gemeinde orientieren. Weil dort von täglichen Zusammenkünften, sexueller Reinheit, Fußwaschungen, Bruderkuss und gemeinsamen Mahlzeiten gesprochen wird, bemühte sich Zinzendorf, das auch bei den Herrnhutern umzusetzen.

Im Gegensatz zu den radikalen und schwärmerischen Pietisten sprach sich Zinzendorf gegen einen resignierenden Rückzug in eine private Frömmigkeit aus. Er wollte in die Welt hineinwirken und sie durch die Kraft des Glaubens verändern. Auch von Predigern, die vorschnell Gottes Autorität für sich in Anspruch nahmen oder meinten, beliebig Wunder vollbringen zu können, distanzierte sich Zinzendorf. Mit der charismatischen Inspiriertengemeinde um Johann Friedrich Rock (1678-1749) wollte er nichts zu tun haben. Deren enthusiastische Frömmigkeit mit Umfallen, Zittern, Prophetien und Zungenrede hielt er nicht im Einklang mit der Bibel.

Obwohl er selbst mit der baldigen Wiederkunft Christi rechnete, kritisierte Zinzendorf die insbesondere von württembergischen Pietisten (z.B. Bengel) betriebenen Spekulationen und Berechnungen bezüglich der Endzeit. Obwohl Zinzendorf selbst ein sehr eigenständiger und individueller Denker war, betonte er beständig die Notwendigkeit der geistlichen Gemeinschaft. Er setzte sich für ein intensives gemeinsames Leben der Christen ein. Über den Gottesdienst hinaus sollten auch Beruf, Freizeit und Familienleben vom Glauben durchdrungen und mit anderen Christen geteilt werden. Die Gemeinschaft der Christen über die Grenzen der Konfessionen hinaus war ein wichtiges Anliegen Zinzendorfs. Sie war begründet in der gemeinsamen Bindung an Jesus Christus. Dogmatische Unterschiede sollten dahinter zurückstehen. Entsprechend Zinzendorfs Tropenlehre sei jede Konfession nur eine der unterschiedlichen Erziehungsweisen Gottes. Alle großen Konfessionen besäßen demnach ein besonderes Charisma, einen von Gott gegebenen geistlichen Schatz, aber auch eine besondere Gefährdung.

In seinen letzten Jahren zog sich Zinzendorf allmählich aus der Leitung der Gemeinen zurück und übergab August Gottlieb Spangenberg (1704-1792) immer mehr Verantwortung. Zinzendorfs häufige Abwesenheit schadete seiner Ehe und entfremdete die Partner voneinander. Abgesehen von seinen ausgedehnten Besuchen der Missionsfelder lebte er nach seiner Ausweisung jahrelang in Marienborn, später in London, während seine Frau. Nachdem die Gräfin 1756 starb, heiratete Zinzendorf seine deutlich jüngere, langjährige Mitarbeiterin Anna Nitschmann, mit der er schon zu Lebzeiten seiner Frau eine Beziehung eingegangen war. Beide starben 1760 im Abstand von nur zwölf Tagen. Zinzendorfs eher bescheidenes Grab kann bis heute auf dem Gottesacker von Herrnhut besucht werden.

Neben den wichtigen Anstößen zur Weltmission, den neu entstandenen Brüdergemeinen und der publizistischen Wirksamkeit prägte Zinzendorf sowohl John Wesley und den frühen Methodismus als auch die Erweckung des 19. Jahrhunderts, die in vielen Bereichen an ihn anknüpfte. Darüber hinaus wurden prägende Theologen, Dichter und Denker von Zinzendorfs Leben und Theologie beeinflusst, dazu gehören Lessing, Herder, Schleiermacher, Novalis und Barth. Die Brüder-Unität hat heute 1,2 Millionen Mitglieder in 30 Ländern. In Herrnhut zählt die Gemeine 570 Angehörige, in ganz Europa 18.000. Die meisten Herrnhuter Brüder leben heute in Tansania (ca. 600.000). Die Losungen als das meist verbreitete Andachtsbuch der Welt erscheinen jährlich in über 50 Sprachen und einer Gesamtauflage von 1,8 Millionen Exemplaren.

 

Lebenszeugnisse von Knechten Jesu Christi  Teil 41:

John Wesley (1703-1791)

John Wesley wurde am 17. Juni 1703 in Epworth in Lincolnshire geboren, als fünfzehntes von neunzehn Kindern. Sein oft pedantischer und streitlustiger, hochkirchlich und konservativ eingestellter Vater, Samuel Wesley, kam aus einer anglikanischen Pfarrerdynastie. Er forderte Sittenstrenge und feste Glaubensüberzeugungen, selbst von den Hauptspendern seiner Gemeinde. Das trug ihm immer wieder Ärger ein: Einige gewalttätige Kritiker ließen sich deshalb dazu hinreißen, die Kuh der Familie Wesley zu erstechen, ihren Hund zu verstümmeln, den Garten zu verwüsten und das Haus anzuzünden. Sein Vater und sein Großvater wurden wegen puritanischer Neigungen aus ihren Pfarreien vertrieben. Seine Mutter, Susanna Wesley, war die Tochter des prominenten puritanischen Pfarrers Samuel Annesley und eine für ihre Zeit ungewöhnlich gebildete, dazu sehr fromme Frau. Mit dreizehn Jahren befasste sie sich intensiv mit den kirchlichen und dogmatischen Kontroversen ihrer Zeit, entschloss sich selbständig, der anglikanischen Kirche beizutreten, und setzte bei ihrem Vater durch, dass sie in dieser konfirmiert wurde. Einmal wöchentlich nahm sich Susanna Zeit, mit jedem Kind über persönliche und geistliche Themen zu sprechen.

Mit fünf Jahren wurde John im letzten Moment aus dem brennenden Elternhaus gerettet, ein Erlebnis, das ihm bis ins Alter in lebhafter Erinnerung blieb. Zwei Jahre später entging John nur knapp dem Tod durch die Pocken. Die Mutter vermittelte allen Kindern – nur neun von 19 Kindern überlebten die Kindheit – eine gute Erziehung und Bildung, die jeweils mit fünf Jahren in der Küche begann. Wegen Johns Rettung aus dem Feuer hatte sie ein besonderes Augenmerk auf ihn. 1714, mit 11 Jahren, kam er nach Godalming in die Charterhouse School, die er fünf Jahre besuchte. Als Schwächerer wurde er hier von einigen stärkeren Jungen geärgert und gemobbt. Sein intensives Glaubensleben gab ihm in dieser Situation den nötigen Halt. Während des Studiums legte Wesley neben seinem akademischen Vorankommen großen Wert auf die Pflege seiner persönlichen Frömmigkeit. Starken Eindruck auf ihn machten die Lektüre von Thomas von Kempens Nachfolge Christi. In Oxford gründete sein Bruder Charles mit den zwei Mitstudenten Robert Kirkham und William Morgan im Januar 1729 den Holy Club, in dem sie sich zum Bibelstudium und vertieftem geistlichen Leben zusammenfanden. Nachdem John sich ihnen angeschlossen hatte, wurde er sehr schnell der Leiter und Organisator der Gruppe. Jeden Abend saßen die rund 20 Clubmitglieder von sechs bis neun Uhr zusammen, lasen in der Bibel, beteten dreimal täglich und fasteten zweimal wöchentlich. Außerdem traf man sich zweimal in der Woche, um Strafgefangene und Kranke zu besuchen und spendeten alles Geld, das sie nicht unbedingt zum Lebensunterhalt brauchten. Die Gruppe wurde wegen ihres methodisch geführten Gemeinschaftslebens spöttisch „Methodisten“ genannt. 1728 erhielt John die Ordination zum anglikanischen Priester und wirkte als Dozent am Lincoln College der Universität Oxford. Im April 1735 starb John Wesleys Vater. Im gleichen Jahr bekehrte sich auch George Whitefield und trat der Methodistengruppe um Wesley bei.

Danach ging er mit seinem Bruder Charles für zwei Jahre mit der Society for the Propagation of the Gospel als Missionar nach Georgia auf Anraten von John Burton und auf Einladung des Generals und Gouverneurs James Oglethorpe, um die Kolonialisten und Indianer mit dem Evangelium zu erreichen. Auf der Überfahrt nach Amerika schloss er sich einer Gruppe der Herrnhuter Brüdergemeine um Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf an. Einer davon, David Nitschmann, erteilte ihm Deutschunterricht auf dem Schiff. Er war tief beeindruckt, als diese, Männer, Frauen und Kinder, während eines fürchterlichen Seesturms ruhig ihre Psalmen sangen, während die Engländer auf dem Schiff in Panik gerieten. Ein Lied der Brüdergemeine, das von Wesley ins Englische übersetzt wurde, ist „Ich habe nun den Grund gefunden, der meinen Anker ewig hält“ von einem engen Mitarbeiter Zinzendorfs.

Im Februar 1736 kamen die Wesleys in St. Simons Island an. Sie waren in ihrem missionarischen und pastoralen Dienst in Fort Frederica und Savannah streng gegen sich selbst und andere, was sie äußerst unbeliebt machte. Es führte im August 1737 zu einem Haftbefehl gegen sie, so dass sie im Dez. 1737 flüchten mussten. Zudem hatte John eine kurze, unglückliche Beziehungsepisode mit Sophia Hopkey, der Tochter des Stadtpräsidenten von Savannah.

Zurück in England waren sie niedergeschlagen und entmutigt. Zuerst hatte Charles und wenige Tage später auch John ein Bekehrungserlebnis, das sie von einem unbefriedigten kirchlich-dogmatischen Christentum zu einer vollständigen Heilsgewissheit durch die Annahme der Gnade Gottes und Rechtfertigung aus Glauben kommen ließ. John konnte den Zeitpunkt bis auf die Viertelstunde genau angeben, als ihm am 24. Mai 1738 unter dem Eindruck der Vorrede Martin Luthers zum Römerbrief in der Londoner Herrnhuter Brüdergemeine an der Aldersgate Street die Erkenntnis traf, dass Gott durch das Vertrauen auf Jesus Christus eine Veränderung des Herzens bewirkt und dass nicht das gute Leben jemanden zum Christen macht. Beide waren der Überzeugung, dass nun der Heilige Geist von ihrer Seele Besitz ergriffen hätte und sie nun fröhliche Nachfolger Christi sein können. John pflegte weiter enge Beziehungen mit den Herrnhutern, insbesondere mit David Nitschmann und August Gottlieb Spangenberg, und wurde von ihrer engen Beziehung zu Gott und Gemeinschaft in Kleingruppen stark beeinflusst. Im August 1738 reiste er nach Frankfurt am Main, Marienborn und Herrnhut, um die Brüdergemeine besser kennenzulernen. Einerseits gewann er tiefe Einsichten, andererseits stießen ihn gewisse Eigentümlichkeiten ab. 1740 war er soweit glaubensmäßig gewachsen und gereift, dass er sich mit Zinzendorf bezüglich unterschiedlicher Meinungen zum Umgang mit Glaubenskrisen, Gnadenmittel, Abendmahl und Heiligung anlegte, entzweite und einen eigenständigen Glaubensweg gehen konnte.

Nach dem Besuch in Herrnhut und durch die Ermutigung seines Mitstreiters George Whitefield entwickelte er eine intensive evangelistische Tätigkeit, beginnend als Freiluft-Prediger in Kingswood und Bristol, wo er den Bergarbeitern vor ihren Kohleminen predigte. Aus seinen peinlich genau geführten Tagebüchern ist ersichtlich, dass er unermüdlich von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf ritt und täglich vier bis fünf Predigten hielt. Dies blieb so bis zu seinem Tod – er soll insgesamt 40.000 Predigten gehalten haben, oft vor Tausenden von Zuhörern. Der Inhalt war: Umkehr, Sündenvergebung, Heilsgewissheit, Wiedergeburt, dies alles unter Betonung von Christi Heilstat am Kreuz. Wesleys tiefes Vertrauen auf Gott äußerte sich nun immer stärker in alltäglichen Gebetserhörungen. In Halifax traf er z.B. auf den schwer kranken Prediger Floyd. Seine Angehörigen rechneten schon mit dessen Tod. Wesley betete mit den anwesenden Christen und nur wenige Stunden später konnte der Kranke wieder aufstehen und war gesund.

Seine Predigten lösten nicht durchwegs Zustimmung aus, sondern auch Widerstand und Einschränkungen. 1745 wurde gegen ihn ein Haftbefehl ausgestellt, weil er sein Versprechen gebrochen hatte, einen Monat lang nicht mehr in Cornwall zu predigen. Er wurde auch wegen Anstiftung zum Aufruhr angeklagt, weil seine religiösen Ideen politische Auswirkungen andeuteten. 1749 wurde er von einem wütenden Mob in die Straßen von Bolton verfolgt, im nahen Saal hielt er dann eine eindringliche Rede, die sie ruhig werden und umstimmen ließ. Unter den Zeitgenossen berühmt waren vor allem seine Predigten im Gwennap Pit unweit des Städtchens Gwennap in Cornwall, einem natürlichen Amphitheater, wo er am 06.09.1762 erstmals predigte. Dorthin kehrte er bis 1789 17 Mal zurück. Im Gwennap Pit erlebte er 1773 die größte Zuhörerschar seines Lebens: 32.000 Bergleute und Bauern.

Über 50 Jahre hinweg bestand Wesleys Haupttätigkeit in seinen Predigtreisen, die ihn quer durch England führten. Dabei besuchte er immer wieder auch dieselben Orte, um die dortigen Christen zu ermutigen. Jede Woche legte er auf seinem Pferd und später in einem Wagen rund 160 Kilometer zurück und hielt 15 Predigten (ca. 2/Tag).Da ihm die meisten anglikanischen Pfarrer ihre Kirchen verschlossen, sprach er vorwiegend im Freien oder in Privathäusern. Er fasste die Menschen, die nach seinen Predigten ihr Leben ändern wollten, in kleinen Gruppen, den sogenannten Klassen (englisch: class meetings), zusammen, die sich durch Bibelstudium, Gebet, Einzelseelsorge und gegenseitige Rechenschaftspflicht im Glauben, in der Nachfolge Christi und in der Heiligung unterstützten. Er ernannte Laienprediger und organisierte jährliche Konferenzen, um sich über die methodistische Glaubenslehre in Theorie und Praxis auszutauschen. Um die neue methodistische Bewegung weiter auf ein Ziel hin und in geordnete Bahnen lenken zu können, verfasste er 1743 The Nature, Design, and General Rules of Our United Societies. Diese konkreten Wegleitungen und Regeln waren ein Meilenstein zur Gründung einer eigenen Kirche.

Dabei predigte er einfach und verständlich. Es ging nicht um theologische oder philosophische Thesen, sondern um praktische und grundlegende Themen. In der Folge wurden Diebe ehrlich, Trunkenbolde zu Abstinenzlern und Schläger friedlich. Gerade die Veränderung von Menschen überzeugte auch viele Kritiker. Seine Zuhörer waren vor allem einfache Leute, Arbeiter aus dem Bergbau, der Industrie und der Landwirtschaft, um die sich sonst niemand kümmerte. Eigentlich bevorzugte Wesley die Kirchen und den geregelten Ablauf des anglikanischen Gottesdienstes. Am Sonntagmorgen sang er am Stadtrand mit seinem Begleiter John Taylor laut einen Psalm vor Betrunkenen und Rowdys. Zuerst kamen nur einige Neugierige. Schließlich hörten rund 1500 Menschen Wesleys Predigt zu. In seinem Heimatort Epworth untersagte ihm der Pfarrer, die Kirche zu betreten. Daraufhin predigte Wesley eine Woche lang auf dem Friedhof, vor dem Grab seines Vaters, zu mehreren Hundert Zuhörern. Auf seinen Reisen und bei den Predigten ließ sich Wesley auch nicht von schlechtem Wetter abhalten. Ganz gleich, ob es schneite oder regnete, hielt er die angekündigten Veranstaltungen. Immer hatte Wesley christliche Kleinschriften, Liedtexte und Bücher bei sich, die er in großer Zahl verteilte. Wo er auf soziale Notlagen traf, versuchte er zu helfen. Als er von zusammengepferchten und hungernden französischen Gefangenen in der Nähe von Bristol hörte, sammelte Wesley Geld und kaufte Stoff und Nahrungsmittel, um die Betreffenden einzukleiden und satt zu machen. Viele der durch Wesley geschulten Prediger übersiedelten früher oder später in die amerikanischen Kolonien, kehrten jedoch nach der Unabhängigkeitserklärung 1776 größtenteils nach England zurück. Weil der anglikanische Bischof von London einige dieser Prediger nicht ordinieren wollte, setzte Wesley 1784 die verbliebenen Prediger offiziell ein und machte die Gemeinschaften unabhängig von jeglicher Kontrolle durch die anglikanische Kirche, der Church of England, was letztlich zur Gründung der methodistischen Kirche führte.

Von Anfang an hatte Wesley einen ausgeprägten Sinn, um für Gerechtigkeit einzustehen, Armut zu bekämpfen und sozial-diakonische Tätigkeiten auszuüben. Bereits 1761 gewährte er Sarah Crosby als erster Frau eine Genehmigung fürs Predigen. Er kämpfte für Reformen im Gefängniswesen und für die Abschaffung der Sklaverei. 1774 verfasste er Gedanken über die Sklaverei, dass Freiheit ein Naturgesetz sei. Er richtete Volksbibliotheken ein und sammelte Geld zum Aufbau von vorbildlichen Schulen. Er richtete Darlehenskassen zur Selbsthilfe ein. Ferner kümmerte er sich um die Volksgesundheit, indem er eine Poliklinik und Armenapotheken gründete, Bücher über Volksmedizin verfasste und – angeregt durch Benjamin Franklins „electric treatment machine“ – die Elektrotherapie mittels „electric shock machines“ zur Heilung diverser Krankheiten, vor allem zur Behandlung nervöser Störungen, einführte. Er hielt Elektrizität für die „Seele des Universums“, für eine Art Feuer, das das Blut im menschlichen Körper in Wallung bringt – interessant insofern, als ja auch die direkte Einwirkung des Heiligen Geistes auf die menschliche Seele ein zentraler Aspekt seiner Lehre war.

Seine Sozialwerke finanzierte er aus dem Erlös seiner Schriften, während er selbst sehr sparsam lebte. Noch kurz vor seinem Tod, am 24. Februar 1791, schrieb er einen Brief an den Sklavenbefreier William Wilberforce, worin er die Rechtlosigkeit der Sklaven als Schurkerei bezeichnete und ihn zum weiteren Kampf gegen die Sklaverei ermutigte. Er starb am 2. März 1791 in London und wurde im City Road Chapel Cemetery beerdigt. Zur Zeit seines Todes gab es 294 Methodistenprediger und 71.668 Mitglieder in Großbritannien, 19 Missionare und 5300 Mitglieder bei Missionsstationen und 198 Prediger und 43265 Mitglieder in Nordamerika.

 

– Stich-Worte Teil 10

  1. Vergebung

„Wahrlich, ich sage euch: Alle Sünden werden den Söhnen der Menschen vergeben werden und die Lästerungen, mit denen sie auch lästern mögen; wer aber gegen den Heiligen Geist lästern wird, hat keine Vergebung in Ewigkeit, sondern ist ewiger Sünde schuldig – weil sie sagten: Er hat einen unreinen Geist.“ (Markus 3:28-30)

Wohl kaum eine andere Vorstellung hat die Gläubigen von jeher so sehr in Angst und Schrecken versetzt als jene eines ewigen Verstoßenseins von Gott. Wieviel Elend und Verzweiflung hat die Befürchtung schon verursacht, dass man vielleicht unbewusst oder ungewollt jene eine Sünde begangen hat, die einem nach den Worten Jesu nie mehr vergeben wird und man somit auch keine Aussicht mehr hat, je aus der Hölle wieder frei zu kommen! Kann es überhaupt etwas Schrecklicheres geben auf Erden als die Aussicht, für immer verloren zu sein?! Häufig wird die Lästerung des Geistes auch noch abstrahiert und ausgedehnt auf jedwede Sünde, die man absichtlich begangen und damit sozusagen den Heiligen Geist indirekt beleidigt haben könnte (Hebr.10:26). Und aus Hebr.6:4-6 wird dann gefolgert, dass eine Umkehr nicht mehr möglich sei, wenn man wider besseren Wissens sich von Gott abgewandt habe.

  1. Was bedeutet eigentlich Vergebung?

Vergebung ist eines der zentralen Themen in der Bibel. Gottes Wesen ist geprägt von Gnade und Barmherzigkeit, und so wie Gott uns vergibt, sollen wir anderen vergeben. Schon der Name Gottes beinhaltet Seine Bereitschaft zum Vergeben (2.Mo.34:6-7). „Er handelt nicht mit uns nach unseren Sünden“ (Ps.103:10), und wenn sie „rot sind wie Scharlach, sollen sie weiß werden wie Schnee“ (Jes.1:18). Der HErr vergibt uns, weil wir in der Regel nicht wissen, was wir tun (Luk.23:34). Aber so wie Gott uns vergibt, sollen auch wir einander vergeben (Mt.6:12), und zwar nicht nur siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal (Mt.18:22). „Ertraget einander und vergebet euch gegenseitig, wenn einer gegen den anderen zu klagen hat; wie der HErr euch vergeben hat, so vergebet auch ihr!“ (Kol.3:13). Durch die Vergebung vergelten wir sozusagen die Vergebung, die wir von Gott in Christus bekommen haben (Eph.4:2), und nur durch diese können wir uns sicher sein, dass der HErr auch weiterhin unsere Verfehlungen vergibt (Mk.11:25). Sie ist deshalb auch nicht nur eine Option, sondern verpflichtend für unser eigenes Heil (Mt.6:14-15).

Vergebung ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke. Sie öffnet den Weg zur Befreiung und Heilung der Beziehung zu Gott und damit zum Nächsten (1.Joh.1:9, Ps. 32:1-2, Jes.43:25). Vergebung ist der erste Schritt in ein neues Leben; Gott möchte uns von Schuld und Scham befreien. Sie kostet uns zwar zunächst Stolz, Schmerz und z.T. Kontrollverlust, aber sie bringt Heilung für unsere Herzen, Versöhnung in Beziehungen und Frieden mit Gott. Der HErr Jesus hätte alles Recht gehabt, uns zu verurteilen, aber Er hat aus Liebe zu uns darauf verzichtet und selbst die Strafe am Kreuz erlitten, um uns zu schonen.

  1. Wie kann es dann eine unvergebbare Sünde geben?

Bei all dieser Wohlkunde stellt sich die Frage, wie der HErr dann überhaupt eine Lästerung des Heiligen Geistes nicht mehr vergeben will bzw. kann. Stellt dies dann nicht die Liebe und Allmacht Gottes infrage? Und hat Er nicht verheißen, dass Er „nicht immerdar rechten und nicht ewiglich nachtragen wird, weil sonst der Geist Ihm verschmachten und die Seele, die Er ja gemacht hat“ (Jes.57:16)? Ein nie endendes Nachtragen und Beleidigtsein wäre doch eines souveränen, göttlichen Geistes unwürdig, nicht wahr? Und wäre eine solche Unerbittlichkeit nicht geradezu ein unumstößlicher Beweis dafür, dass es niemals eine Allversöhnung geben könne, solange es noch Unvergebbarkeit gibt?

Nun, zunächst einmal weist der HErr Jesus in Mark.3:28 darauf hin, dass immerhin fast allen Menschen die Sünden einmal vergeben werden, und zwar gemäß Mt.12:32 entweder in diesem oder im künftigen Zeitalter (sonst hätte der HErr diese beiden Zeitalter an dieser Stelle nicht extra erwähnt). Theoretisch besteht also die Möglichkeit, dass dem Lästerer die Sünde im übernächsten Zeitalter vergeben wird. Wenn wir nicht über das Geschriebene hinausgehen wollen, dürfen wir in das „nicht“ auch nicht ein „niemals“ hineinlesen. Das „in Ewigkeit“ (Mk.3:29) heißt wörtlich „in dem Zeitalter“, genauso wie in Mt.21:19, wo der HErr symbolisch den Feigenbaum Israel verflucht, von dem wir wissen, dass dieser im kommenden Zeitalter wieder Frucht bringen wird (Jer.23:3, Am.9:14). Zudem bedeutet das Wort APhIEMI wörtlich ein „Erlassen“ der Schuld bzw. ein „Entlassen“ in Freiheit, verbunden mit einem Verzicht auf Strafe. Wer also wegen dieser einen Sünde keine Vergebung bekommt, der muss die für diese eine Sünde die zugemessene Strafe erleiden, so wie auch David für den Mord an Urija „vierfach erstatten“ musste, indem er später vier seiner Söhne verlor (2.Sam.12:6+14).

  1. Was ist Lästerung, und was nicht?

Den Heiligen Geist zu lästern, kann nur jemand, der auch an die Existenz dieses Geistes glaubt, also nur Gläubige. Die Pharisäer waren gläubig in dem Sinne, dass sie wussten, dass Jesus der Messias war (Mk.12:7); trotzdem beschuldigten sie ihn, dass Er einen unreinen Beelzebub-Geist habe, wodurch sie Seinen Geist bewusst lästerten, indem sie das Wirken Gottes dem Bösen zuschrieben. Es war also kein Ausrutscher, kein versehentlicher Versprecher und auch keine emotionale Reaktion, sondern eine andauernde, verstockte Haltung gegen den HErrn Jesus. Durch diese dauerhafte Ablehnung des HErrn, zeigten sie, dass sie gar keine Vergebung wollten und sich dadurch selbst gegen eine Sündenerkenntnis verweigerten, die der Heilige Geist ja sonst gerne in ihnen gewirkt hätte.

Vorgestern erzählte mir ein Bruder, dass er seit vierzig Jahren von zwanghaften Lästergedanken geplagt sei. Alles begann damals durch eine panische Angst vor der Hölle und dem krampfhaften Versuch, niemals gegen den Heiligen Geist zu lästern, wodurch er ausgerechnet dies auslöste. Ein ungereimtes, destruktives Gottesbild hat schon viele Christen zu geistlichen Krüppeln gemacht durch sogenannte Zwangsneurosen. Die Psychiatrien sind daher überdurchschnittlich mit gescheiterten Christen belegt.

Ein klassisches Beispiel dafür ist Søren Kierkegaard (1813-1855), ein dänischer Philosoph und gläubiger Christ. Er war das siebte Kind seines streng gläubigen Vaters, der aus ärmlichsten Verhältnissen stammend zum reichen Wollwarenhändler wurde. Sein Vater glaubte zeitlebens, dass er als Kind die Lästerung des Geistes begangen hatte, weil er damals als Hirtenjunge in einer stürmischen Nacht Gott verflucht hatte. Als dann die ersten fünf seiner Kinder früh starben, sah er sich in seiner Befürchtung bestätigt, dass er verflucht sei. Um aber wenigstens Søren vor dem Tod und Verderben zu bewahren, ließ er ihn während seiner ganzen Kindheit nicht aus dem Haus, sondern zeigte ihm die Welt draußen nur durch das Fenster. Erst auf dem Sterbebett vertraute er seinem Sohn an, dass er nun verloren gehen würde und warnte ihn eindringlich vor der Sünde, die überall lauere. Als Søren bald darauf den Verlockungen einer Hure erlag, glaubte nun auch er, dass er durch diese Sünde wider besseren Wissens die Lästerung des Geistes begangen haben könnte und fiel in Depressionen. Durch die intensive Beschäftigung mit der Bibel überwand er schließlich sein destruktives Gottesbild und dichtete kurz vor seinem Tod mit frohem Herzen: „Noch eine kurze Zeit, dann ist´s gewonnen, dann ist der ganze Streit in nichts zerronnen. Dann werd ich laben mich an Lebensbächen und ewig, ewiglich mit Jesus sprechen!“

 

  1. Liebe

„Denn die Liebe ist stark wie der Tod, hart wie der Scheol ihr Eifer. Ihre Gluten sind Feuergluten, eine Flamme Jahs. Mächtige Wasser sind nicht in der Lage, die Liebe auszulöschen, und Ströme schwemmen sie nicht fort. Wenn einer den ganzen Besitz seines Hauses für die Liebe geben wollte, man würde ihn nur verachten“ (Hohel. 8:7-8)

Wie viel ist über die Liebe schon geschrieben und gesagt worden! Sie ist das Thema in den Texten unzähliger Lieder. Offenbar gibt es nichts, was die Menschen so sehr bewegt und beschäftigt. Hier soll es aber nicht um die natürliche Liebe gehen, sondern um die Liebe Gottes, die aus Ihm herausströmt und in unsere Herzen hindurchströmt zu anderen (Röm.5:5). Die vollkommene Liebe ist so unbezwinglich wie der Tod, so intensiv wie die hellste Flamme, sie ist unauslöschlich und so wertvoll, dass sie nicht gekauft, sondern nur verschenkt werden kann. Die Liebe ist das Wesen Gottes (1.Joh.4:6). Deshalb kann sie nur ungeheuchelt und in einem reinen Herzen zur Fülle anwachsen (1.Tim.1:5, Jud. 2). Sie deckt die Sünden der anderen zu (Spr.10:12) und überragt alle Erkenntnis (Eph.3:19, Phil.1:9).

In 1.Kor.13 wird die Liebe als solche beschrieben, die immer nur das Wohl des anderen im Blick hat (2.Kor.8:24, 1.Joh.3:17). Sie tut dem anderen nichts Böses (Röm.13:10), sondern dient ihm (Gal.5:13). Die Liebe Gottes nimmt deshalb immer Rücksicht (Röm.14:15, 2.Kor.2:8) und liebt durch Taten, und nicht allein durch Worte (1.Joh.3:18). Wenn wir in jeder Situation einander lieben, bleibt Gott ständig in uns, und seine Liebe ist in uns vollkommen gemacht (1.Joh.4:12). Ob wir aber wirklich lieben mit der wahren Liebe Gottes, wird daran geprüft, ob wir durch das Einhalten der Gebote Gottes unsere Liebe zu Gott zum Ausdruck bringen (1.Joh.5:2). Die Liebe , die wir als Gläubige untereinander haben, muss ein deutlich höheres Niveau haben als die der Ungläubigen, die sich regelmäßig zum Bier in der Kneipe treffen (Joh.13:35). Unsere Liebe soll „inbrünstig“ sein, wörtlich „siedend (heiß)“ (Röm.12:11, 1.Petr.4:8), und zwar nicht nur untereinander (Gal.5:4, 1.Thes.3;12, Heb.10:24, 2.Joh.5), sondern auch zu den verantwortlichen Vorstehern der Gemeinde (1.Th.5:12-1), zu allen Gläubigen aus anderen Gemeinden (Eph.1:15, 1.Thes. 3:12), zu unseren Verwandten und Bekannten (3.Mo.19:18+34, Mat.5:43, Gal.5:14, Jak,2:8) und zu unseren Feinden (Mat.5:44-46).

Die geistliche Liebe zu Gott ist keine Gefühlsduselei, sondern eine Liebe, die zu aller Zeit die Gebote Gottes im Blick hat. Sie hasst das Böse (Ps.97:10) und liebt deshalb auch nicht die Welt, noch was in der Welt ist (1.Joh.2:15-17). Sie freut sich nicht an der Ungerechtigkeit und schaut deshalb auch keine Filme, in denen Gewalt und Bosheit dargestellt werden (1.Kor.13:6). Schon die ersten Christen schauten sich nicht die Grausamkeiten in den römischen Arenen an, sondern beteten vielmehr dafür, auch einmal von den Löwen gefressen zu werden, um den Zuschauern durch ihre Glaubenstapferkeit ein Zeugnis sein zu können von der Macht der Liebe Gottes. Die wahre Liebe kann mitunter knallhart sein gegenüber den eigenen Verwandten, die uns mit seelischem Blendwerk wieder zur Normalität aufrufen, um uns dadurch in die Welt zurückzuziehen (Luk.14:26). Wie viele Christen glauben, sie könnten zugleich ein Freund der Welt sein und dennoch Gott lieben (Jak.4:4)! Wie können wir nur diesen Zeitlauf mit all seinen vielseitigen Möglichkeiten lieben, wo es doch gerade jene gottlosen Geister waren, die unseren HErrn gehasst und ans Kreuz gebracht haben (2.Tim.4:10)! Liebe bedeutet auch Hass und Empörung gegen alles Ungeistliche und Ungöttliche (Mat.16:23, Ps.139:21-22).

Unsere alte Natur liebt immer sich selbst und verfolgt nur die eigenen Interessen. Selbst wenn wir freundlich und großzügig sind, wollen wir insgeheim oft nur unser Ansehen und Prestige erhöhen. Dies wird immer erst dann sichtbar, wenn wir durch Prüfungen an unsere Geduldsgrenzen kommen und sichtbar wird, dass wir unsere eigene Seele mehr lieben als den anderen (Joh.12: 25). Der alte Mensch möchte von der Welt angesehen und beliebt sein, weshalb er nicht bereit ist, sich um des HErrn willen lächerlich zu machen (Joh.15:19). Der HErr sagte zu seinen leiblichen Brüdern: „Die Welt kann euch nicht hassen, mich aber hasst sie, weil ich von ihr zeuge, dass ihre Werke böse sind“ (Joh.7:7). Gott ist nicht nur ein eifernder Gott (2.Mo.20:5), sondern wir können Ihn durch Hobbys und weltliche Leidenschaften zur Eifersucht reizen, weil wir dadurch anderen Dingen (Götzen) mehr Aufmerksamkeit geben als Ihm (5.Mo.32:16+21).

Ein schönes Beispiel für echte, selbstlose Liebe finden wir bei Jonathan: „Nach diesem Gespräch fühlte sich Jonatan innerlich stark mit David verbunden. Er gewann ihn so lieb wie sein eigenes Leben… Und Jonathan schloss einen Freundschaftsbund mit David, weil er ihn liebte wie sein eigenes Leben …“ (1.Sam.18:1+3). Das besondere an dieser tiefen und von Gott gewirkten Freundschaft war das Motiv: Jonathan liebte David, weil er Gottes Hand auf seinem Leben sah und sie die gleiche Liebe zu Gott miteinander teilten. Dort wo Christus das Herz erfüllt, fühlen sich Herzen zueinander hingezogen, auch über Standesgrenzen hinweg. Menschlich gesehen hätte Jonathan als Kronprinz allen Grund gehabt, wie Saul auf David eifersüchtig zu sein und ihn als Rivalen zu betrachten. Doch er tat das Gegenteil: er legte seinen Mantel, seine Waffen und Zeichen seiner Prinzenwürde ab, um sie David zu schenken. Liebe bedeutet Aufgeben und Verzichten, um überreich beschenkt zu werden.

Wahre Liebe sucht nicht das Ihrige, sondern freut sich, wenn Gottes Plan in Erfüllung geht – auch wenn es bedeutet, selbst zurückzutreten. Die beiden schlossen einen Bund, was viel mehr ist als nur ein Handschlag oder ein Versprechen, nämlich eine tiefe, heilige Verpflichtung: „Ich werde zu Dir stehen in guten wie in scheren Tagen und niemals Zweifel haben an Dir!“ Hier sehen wir den HErrn Jesus vorgeschattet, der sich mit uns eins machen will und uns zu Seinen Freunden macht, für die Er alles bereit ist zu geben, sogar Sein Leben (Joh.15:13).

Welche Freunde tragen uns geistlich? Suchen wir Kontakte, die uns weiter bringen im Glauben (2.Tim.2:22)? Sind wir bereit, zurückzutreten und anderen den Vorrang zu gönnen, ja uns sogar völlig für sie zu verwenden, auch selbst dann noch, wenn diese Liebe wie bei Paulus nicht immer von ihnen so erwidert wird (2.Kor.12:15)?

 

 

  1. Welt

„Liebt nicht die Welt noch was in der Welt ist! Wenn jemand die Welt liebt, ist die Liebe des Vaters nicht in ihm; denn alles, was in der Welt ist, die Lust des Fleisches und die Lust der Augen und der Hochmut des Lebens, ist nicht vom Vater, sondern ist von der Welt. Und die Welt vergeht und ihre Lust; wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit“ (1.Joh.2:15-17)

Im Neuen Testament gibt es drei verschiedene Worte, die in unseren Bibeln mit „Welt“ übersetzt werden, und zwar

  1. KOSMOS = „Welt“ im Sinne von: Alles Geschaffene, „sowohl Engel als Menschen“ (1.Kor.4:9), d.h. das Sichtbare wie Unsichtbare, inkl. Raum und Zeit.
  2. AIOoN = Weltalter, Weltzeit, Zeitalter (Eph.2:2), fälschlich und willkürlich oft mit „Ewigkeit“ übersetzt.
  3. OIKOUMÄNE = nur die bewohnte Erde (Luk.2:1), der Erdkreis, das Weltreich bzw. die zivilisierte Welt.

Man kann also sagen, dass das Wort KOSMOS wirklich alles umfasst und damit ein Oberbegriff ist, während AIOoN und OIKOUMÄNE nur Teile des Kosmos sind. Das ist deshalb wichtig, weil zum Kosmos, den der HErr Jesus retten will (Joh.3:17, 12:47), auch die himmlische Welt dazugehört. Da auch die Engel gesündigt hatten (2.Petr.2:4), musste der HErr sie zu Sterblichen machen (Ps.82:6-7), damit sie errettet werden können (1.Joh.2:2, 1.Kor.4:9. Das Wort EPI-LAMBA’NOMAI in Hebr.2:16 bedeutet nicht „annehmen“, sondern „ergreifen“ i.S.v. „bei der Hand nehmen“, was zwar für den Samen Abrahams nötig war, aber nicht für die Engel, die allezeit das Angesicht Gottes schauen (Mt.18:10).

Das Wort KOSMOS bedeutete ursprünglich „Ordnung“, „geordnetes Gefüge“ im Gegensatz zu ChAOS = „klaffende Leere“. Deshalb wird KOSMOS auch mit „Schmuck“ übersetzt (1.Petr.3:3, 1.Tim.2:9), i.S.v. ordnungsgemäßes Arrangement. Die Welt ist in diesem Sinne durch ihr geordnetes Regelwerk der Schmuck der Erde (Im Gegensatz dazu sah der skeptische Philosoph Schopenhauer die Welt als eine Kugel mit „Schimmelüberzug, der lebende Wesen erzeugt“). Ohne Gott erlebt ein Mensch die Welt als unbarmherzig und geradezu feindselig. Aber mit den Augen Gottes können wir sogar ein Erdbeben oder eine Überschwemmung als etwas Sinnvolles und Notwendiges annehmen, auch wenn es uns zunächst schwer fällt. Fruchtbare Böden entstehen z.B. gerade durch die Plattentektonik, durch Vulkanismus und Überschwemmungen. Dieselben Kräfte, die das Leben zerstören, bringen das Leben auch hervor. Und auch im Geistlichen trifft dies zu: Gott benutzt Krisen und Katastrophen, um uns zur Umkehr zu bewegen (auch wenn die von einem Unglück Betroffenen deshalb nicht automatisch „schuldiger“ sein müssen, als die Nicht-Betroffenen gemäß Luk.13:1-5). Das Leid soll alle wachrütteln und zum Nachdenken über ihre Beziehung zu Gott veranlassen. Zudem geben Naturkatastrophen wie die im Ahrtal immer auch Anlass, praktische Nächstenliebe zu üben, indem insbesondere Christen der Welt zeigen können, dass ihnen das Leid der Welt nicht gleichgültig ist, sondern sie sich als Erfüllungsgehilfen Gottes sehen.

Gott hat die Welt geschaffen, weshalb sie Ihm gehört. Das musste z.B. nicht nur der Pharao lernen (2.Mo.9:29), sondern auch die Kinder Israel (2.Mo.19:2). Gott reicht uns alles dar zum Genuss (1.Tim.6: 17), aber die Menschen sind nicht dankbar. Aber ein Mieter, der seine Miete (Dank) nicht bezahlt, wird seine Wohnung schon bald verlieren (das gilt auch für Gläubige, wenn sie die Dankbarkeit vergessen). Die ganze Welt liegt heute im Bösen (1.Joh.5:19) und wird von dem Fürsten dieser Weltzeit beherrscht (Luk.4:6, 11:18). Deshalb gilt für uns: „damit ihr tadellos und lauter seid, unbescholtene Kinder Gottes, inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlechts, unterwelchen ihr scheinet in der Welt, darstellend das Wort des Lebens“ (Phil.2:15-16). Die Welt hasst uns (Joh.15:18-19), und wenn sie es nicht täte, dann müssten wir uns fragen, ob wir wirklich „nicht von der Welt sind“ (Joh.17:14). „Wer ein Freund der Welt sein will, stellt sich als Feind Gottes dar“ (Jak.4:4). Wehe uns, wenn die Welt nur gut von uns redet und wir nicht angefeindet werden (Luk.6:26) und wir keinerlei Verfolgung erleiden, denn das könnte darauf hindeuten, dass wir nicht „gottselig leben wollen in Christo Jesu“ (2.Tim.3:12)!

Das obige Wort in 1.Joh.2:15-17 ist sehr ernst, zumal es uns daran erinnert, dass wir Gott sehr betrüben, wenn wir uns noch immer in jener „Welt“ wohlfühlen, die Gott einfach ignoriert und Seine Gebote verachtet. Die „Liebe des Vaters“ (oder die Liebe zum Vater) sollte in uns eigentlich eine Abscheu bewirken vor allem, was uns von einem Leben mit Gott abhält. „Welche Gemeinschaft hat Licht mit Finsternis?“ (2.Kor.6:14-18). Paulus Begleiter Demas hatte bekanntlich „den jetzigen Zeitlauf (wieder) liebgewonnen“, was zwangsläufig zu einer Trennung von Paulus führte (2.Tim.4:10). Die Welt bietet genau jene vergänglichen Lüste und Annehmlichkeiten, mit denen der Teufel schon Eva versuchte: „Und das Weib sah, dass der Baum gut zur Speise (Fleischeslust) und dass er eine Lust für die Augen (Augenlust) und dass der Baum begehrenswert wäre, um Einsicht zu geben (Hochmut des Lebens) …“ (1.Mo.3:6). Und es waren auch die gleichen drei Versuchungen beim HErrn Jesus in der Wüste: „Es hungerte Ihn… Sprich zu diesem Stein, dass er Brot werde (Fleischeslust) … Er zeigte Ihm in einem Augenblick alle Reiche des Erdkreises (Augenlust) … Wenn Du Gottes Sohn bist, so wirf Dich von hier hinab (Hochmut des Lebens)“ (Lk.4:2-9).

Die Liederdichterin Eleonore Gräfin von Reuß (1835-1903) dichtete einmal: „Ich bin durch die Welt gegangen, und die Welt ist schön und groß; und doch ziehet mein Verlangen mich weit von der Erde los“. So wie die Kinder Israel aus dem „Sklavenhaus“ Ägypten herausgeführt wurden, so ist auch die Gemeinde im Neuen Bund eine „Herausgerufene“ (EKKLESIA) aus der Welt. Unser Reich ist nicht mehr „von dieser Welt“, weil wir aus dieser erkauft wurden (Joh.15:19, 17:14). Im hohepriesterlichen Gebet des HErrn in Joh.17 spricht der HErr in den 26 Versen allein 13 Mal von der Welt, in der wir jetzt noch sind, damit Gott uns darin bewahre. Wir dürfen die Dinge in der Welt „gebrauchen“, uns jedoch nicht von ihnen beherrschen lassen (1.Kor.6:12, 7:31). Die Gefahr besteht, dass wir uns dem Zeitlauf dieser Welt wieder anpassen, so dass wir uns nicht mehr von ihr unterscheiden (Röm.12:2). Dann sind wir aber keine „Lichter in der Welt“ mehr, die das Wort des Lebens darstellen (Phil.2:15). Als „Salz der Erde“ verhindern wir die fortschreitende Verderbnis, die durch die ungezügelte Lust entsteht (1.Petr.2:1); wenn unser „Salz“ aber kraftlos geworden ist, taugen wir nichts mehr (Mt.5:13). „Halb für Gott, halb für die Welt, ist was Gott und der Welt nicht gefällt“ heißt es in einem Lied. Wir sind sogar völlig unglaubwürdig, wenn wir unseren Nachbarn predigen, dass die Welt für uns nur Durchgangsstation ist auf dem Weg zur himmlischen Heimat, wenn wir genauso wie sie unser Haus und Garten schön einrichten, jedes Jahr in den Urlaub fahren und teure Autos besitzen. Warum sollten sie sich bekehren, wenn wir ihnen durch unser Leben zeigen, dass der materielle Wohlstand doch auch schon ein glückliches Leben verheißt?

 

  1. Segen

„Und Jabez rief zu dem Gott Israels und sprach: »Bitte segne mich doch und erweitere mein Gebiet! Steh mir bei mit Deiner Kraft und bewahre mich vor Unglück! Kein Leid möge mich treffen!« Und Gott ließ kommen, was er erbeten hatte.“ (1.Chron.4:10)

Jabez („Er bereitet Schmerzen“) war eine schwere Geburt für seine Mutter (Vers 9), und hat sich wohl auch deshalb schon früh mit dem Leid in der Welt auseinandergesetzt. Er wusste, dass der Segen Gottes nicht nur bloß zu Glück oder Wohlstand führte, sondern Gottes echte Zuwendung bewirkte, die das Leben erst ermöglicht, erhält und erfüllt. Deshalb wollte er von Anfang an sein Leben unter Gottes Segen führen. Diese Möglichkeit war schon zu Beginn der Schöpfung bekannt: „Und Gott segnete sie…“ (1.Mo.1:28).

Das Wort „segnen“ (hebr. בָּרַךְ BāRaK) ist vermutlich verwandt mit dem Verb KāRa = „knien“, was ja eine ehrfürchtige Zuwendung des Menschen zu Gott ausdrückt, aber ebenso Gottes segnende Zuwendung zu Seinem Geschöpf. Auf Griechisch heißt segnen εὐλογέω EULOGÉOo = „Gutes zusprechen“, „loben“. Damit wird deutlich: Segen ist ein Zuspruch, der eine Wirklichkeit schafft. Er bedeutet nicht nur Vermehrung, sondern Teilnahme an Gottes Schöpfermission. Gottes Wort bewirkt, was Er verkündet (vergl. Jes.55:10–11). Esau weinte bitterlich, als ihm klar wurde, dass er von seinem Vater den Segen des Erstgeborenen nicht mehr erhalten konnte und so sein ganzes Leben nicht mehr unter diesem guten Vorzeichen verlief (1.Mo.27:38).

In 1.Mo.2:3 wird auch der Sabbat „gesegnet“, sprich mit segensreicher Wirkung versehen. Und dann war es nur ein einziger Mensch, den Gott vor etwa 4000 Jahren segnete, einer von ca. 4 Millionen Menschen, die damals auf der Erde lebten. Von ihm sagt Gott: „Blickt hin auf Abraham, euren Vater, und auf Sara, die euch geboren hat! Denn ich rief ihn, den EINEN, und ich segnete ihn und mehrte ihn.“ Einfach so. Ohne dass Abraham irgendeinen Anlass dazu gegeben hätte. Es ist einfach nur Gnade gewesen: „Ich will dich segnen … und du sollst ein Segen sein … in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde.“ (1.Mo.12:2). Segen dient der Weitergabe. Abraham soll selbst zum Kanal des Segens werden, darin bestand seine Berufung. Und dieser Segen („gutes Wort“) ist letztlich der HErr Jesus selbst (Gal.3:8–14): in Christus sind wir „gesegnet mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern“ (Eph.1:3).

Das Besondere an Gottes Segen ist, dass er uns beschenkt, ohne dass unsere eigene Anstrengung auch nur irgendwas dazu beisteuern kann (Spr.10:22). Jakob errang den Segen seines Vaters mit List (1.Mo.27), aber in seinem Kampf am Jabbok erkannte er, dass er ohne den Gottes Segen nichts zustande bringen konnte, so dass er den Engel flehentlich bat: „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn!“ (1.Mo.  32:27). Von nun an lebte er vom Segen und rang jeden Tag um Gottes Wohlwollen. Auch wir sollten morgens in der Stillen Zeit nicht nur uns selbst, sondern alle unsere Lieben bewusst unter den Segen Gottes stellen, damit sie Schutz und Gelingen erfahren. Mein Schwiegervater hatte meiner Frau beigebracht, nie das Haus zu verlassen, ohne zuvor den Schutz und Segen Gottes zu erbitten (Ps.121:8). Sie erzählte mir, dass ihr Tierarzt-Kollege Francisco die Angewohnheit hat, zusammen mit dem Tierbesitzer vor jeder OP zu beten, dass die OP gelingen möge.

Einer der Hauptgründe, warum ich immer gerne in die Martinigemeinde von Olaf Latzel ging, war der Segen, den er am Ende des Gottesdienstes gab. Dieser ist nicht bloß eine kirchliche Tradition oder Aberglaube, sondern hat aus meiner Sicht eine ganz starke Wirkung auf jeden Gläubigen, weil dieser Segensspruch von Gott selbst geboten wurde in 4.Mo.6:22–27 und entsprechend mit Segen und Heil von Gott verbunden ist. Er beinhaltet in drei Stufen eine Steigerung, angefangen mit der (1.) Bewahrung über (2.) Gnade hin zum umfassenden (3.) Frieden, der sowohl geistiges, seelisches und körperliches Wohlsein beinhaltet. Dieser Segen endet mit der Zusage: „So sollen sie meinen Namen auf die Israeliten legen.“ Gesegnet zu werden bedeutet demnach, unter Gottes Namen bzw. Herrschaft zu stehen und sich seines Beistands gewiss zu sein.

Wie bei den Kindern Israel, so ist auch unser Segen immer und überall mit unserem Gehorsam verbunden. Gott legte ihnen die Alternativen Segen oder Fluch vor, damit ihnen stets bewusst war, dass ein dauerhafter Ungehorsam mit Konsequenzen verbunden war, nämlich entweder unermesslicher Segen (5.Mo.28:1–14) oder unvorstellbarer Fluch, wenn sie sich von Ihm abwenden würden (5.Mo. 28:15–68). Segen beruht also weder auf einem Automatismus, noch ist er eine Selbstverständlichkeit, sondern lebt von der beständigen Verbindung und Gegenwart Gottes. Der Fluch hingegen ist die Folge von Gottesferne.

Dies wird auch immer wieder in den Psalmen betont: Gleich zu Anfang werden die Bedingungen genannt, die ein Kind Gottes zu einem „Glückseligen“ machen, nämlich die Absonderung von den Gesetzlosen und die beständige Liebe zu Gottes Geboten (Ps.1:1-2). Der Segen ist hier verknüpft mit dem Nachsinnen, d.h. der Vertiefung und dem „Verwurzelt-sein“ im Wort Gottes, deren natürliche Folge die Fruchtbarkeit ist. Psalm 20:1-5 eignet sich gut als Segen für einen guten Freund z.B. zum Geburtstag. Und in Psalm 67 haben wir einen Aufruf, sich gemeinsam unter den Segen Gottes zu stellen. Zuletzt wird uns in Psalm 128 noch einmal der persönliche Nutzen des Segens Gottes für die Familie und in unserer Arbeit vor Augen geführt.

Über allen Gesegneten steht der HErr Jesus, als „Sohn des Gesegneten“ wie der Hohepriester Ihn nannte (Mk.14:61).  Der Engel bezeugte es schon vor Seiner Geburt: „Gesegnet ist die Frucht deines Leibes“(Luk.1:42) und Gott bestätigte, dass Sein Wohlgefallen auf Jesus ruhte (Mt.3:17). Das Volk rief laut: „Hosanna! Gesegnet sei, der da kommt im Namen des HErrn!“ (Mk.11:9). Dies war ein Zitat aus Ps.118:25-26, wodurch klar wird, dass die Worte הוֹשִׁ֘יעָ֥ה HoWoSchiaH (Rette doch) und הַצְלִ֘יחָ֥ה HaSchLiHaH (Lass doch gelingen) beide eine Entsprechung des griech. Wortes hOoSANNA sind. Das hebr. Wort für „Rettung“ JöSchuAH ist aus meiner Sicht die Bedeutung der Formulierung: „den Namen des HErrn Jesus Christus anrufen“ (1.Kor.1:2), und zwar im Sinne „Den HErrn um Rettung und Hilfe anrufen“.

Der HErr Jesus wurde von Gott gesandt, „euch zu segnen“ (Apg.3:26), und das tat er insbesondere in Mat.5:3-12, als Er in der Bergpredigt rechtsverbindliche Segenszusagen für diejenigen gab, die ins Reich Gottes kommen sollen. Das griechische μακάριος bedeutet sowohl „glücklich“ als auch „gesegnet“. Die Glückseligkeit ist der Zustand eines Menschen, der sich glücklich schätzen darf, unter Gottes Gunst und Gnade zu stehen. Durch den neuen Bund sind wir ein „königliches Priestertum“ (1.Petr.2:9), und neben vielen anderen Aufgaben sind wir dazu beauftragt zu segnen: „Segnet, da ihr dazu berufen seid“ (1. Petr 3,9).

Paulus hat sich konsequent an dieses Gebot gehalten, indem er in jedem seiner Briefe die Gläubigen segnete. Er wünschte ihnen immer wieder „Gnade und Frieden“ (z. B. Röm.1:7, 2.Kor.13:13). Gnade (χάρις ChARIS) bedeutet wörtlich „Befreudung“, d.h. Freudebereitung und ist abgeleitet von „Freude“ (χάρα ChARA). ChARIS bedeutet aber zugleich auch „Anmut“ im Sinne einer anziehenden Freundlichkeit oder Ausstrahlung, weshalb wir ja auch von Charisma sprechen (ChARISMATA ist die „Gnadengabe“). Wo ChARIS ist, da ist die Gnade mehr als ein juristisches Freisprechen, nämlich auch etwas Erfreuliches und zugleich Beziehung-heilendes. Es ist die Zuwendung Gottes ohne Verdienst, die aber durchaus eine dankbare Reaktion bewirkt (1.Kor.15:10). Gnade führt zu Freude und Dankbarkeit, was auch in dem Wort εὐχαριστία EUChARISTÍA = Danksagung, wörtl. „Wohlfreude“ deutlich wird. Segnen und Danken sind eng verwoben (vgl. 1.Tim.4:4–5).

Und ferner entbietet Paulus den Frieden (εἰρήνη EIRĒNĒ). Dieser ist weit mehr als die Abwesenheit von Krieg. Entsprechend zum Wort SchaLOM bedeutet es Zufriedenheit, Ganzheit, Harmonie zwischen Gott und Mensch, Heilsein des ganzen Lebens. Der HErr selbst ist unser Friede (Eph.2:14). Deshalb ist die Segnungsformel „Friede sei mit dir!“ das gleiche wie „Der HErr sei mit Dir!“ Als der HErr nach der Auferstehung zu seinen Jüngern sagte: „Friede euch!“ sagte Er zugleich: „Der Friede Gottes kehrt hiermit in die Welt zurück, weil Ich wieder in eurer Mitte bin.“ Er gibt uns deshalb Halt im Sturm und Ordnung inmitten der Unordnung. EIRĒNĒ ist verwandt mit EIROo = „zusammenfügen“, „verbinden“, aber auch mit EROo = „reden“, d.h. dass man nach einem Streit wieder miteinander redet.

Im letzten Buch der Bibel mündet der Weg des Segens in die endgültige Gemeinschaft mit Gott: „Selig sind, die ihre Kleider waschen“ (Offb 22:14). Die neue Schöpfung ist für uns die Vollendung des Segens (Offb.21:3–4). „Die Hütte Gottes bei den Menschen“ ist die Rückkehr zum Paradies, als Gott bei den Menschen wohnte. Der Baum des Lebens aus dem Paradies findet sich am Ende wieder: „Der Baum des Lebens bringt zwölfmal Früchte.“ (Offb.22:2). Er dient zum Heil und Segen für die Nationen, und er ist immer voller Frucht! Der Segen Gottes schließt den gesamten Bogen zwischen Anfang und Ende der Heilsgeschichte.

 

Wird Deutschland gerade ausgeplündert?

 

„Da entbrannte der Zorn des HErrn gegen Israel, und er gab sie in die Hand von Plünderern, die sie ausplünderten. Und Er verkaufte sie in die Hand ihrer Feinde ringsum, sodass sie vor ihren Feinden nicht mehr standhalten konnten. (Richt.2:14)

Liebe Geschwister im HErrn Jesus Christus,
Die Gnade und der Friede Gottes seien mit Euch!

Heute schreibe ich Euch über ein Thema, das einige ganz „fromme“ Christen wahrscheinlich als völlig unbedeutend, wenn nicht sogar ungeistlich erachten, da es nicht direkt um Gottes Wort geht, sondern um Politik, und zwar die Politik in Deutschland. Als Fremdlinge und Pilger auf Erden, die wir seit unserer geistigen Auferstehung durch dieTaufe in Christus den Grundbestandteilen der Welt und der Sünde gestorben sind, sollen wir ja „auf das sinnen, was droben ist, nicht auf das, was auf der Erde ist“ (Kol.3:2). Mit dem „Sinnen“ ist aber nicht gemeint, dass wir uns ständig nur das Paradies vorstellen und uns ausmalen sollen, wie es einmal sein wird beim HErrn, sondern dass wir die Interessen des HErrn verfolgen, d.h. die Interessen Seines Reiches und Seiner Gerechtigkeit, damit diese verwirklicht werden (Matth.6:3) – statt irgendwelche eigennützigen Interessen. Wenn ich mich aber gar nicht mehr für die Nöte der Erdenmenschen interessiere, sondern sie ihrem Schicksal überlasse, weil ich mich nicht zuständig fühle, dann verfolge ich gerade nicht die Interessen des HErrn, der sehr wohl Anteil nimmt an allem Leid und Mühsal Seier Geschöpfe (Mt.5:45, Apg.14:17, Ps.145:9). Als Kinder Gottes sind wir zugleich auch Gesandte und Abgeordnete des HErrn und sollen die Menschen alles zu tun lehren, was der HErr uns geboten hat (Mt.28:19). Der HErr will, dass wir einmal über „Städte“ herrschen sollen (Luk.19:17-19), und ein Politiker ist im Griechischen nichts anderes, als einer, der sich um eine Stadt kümmert. Das griech. Wort POLITÄÚOMAI bedeutet: „sich als Bürger verhalten und seinen Bürgerpflichten nachkommen“ (Hebr.8:11). Wir sind zwar hier auf Erden nur Fremdlinge und ohne Bürgerrecht (1.Petr.2:11), aber das bedeutet nicht, dass wir gleichgültig zuschauen sollen, wie die Menschen hierzulande ausgeraubt und zugrundegehen. Als im Exillebende sollen wir „den Frieden der Stadt suchen“ (Jer.29:7).

Wenn es eines gibt, dass jeder Mensch lernen soll, dann ist es das, dass nicht er der Dreh- und Angelpunkt ist, sondern Gott, sein Schöpfer: „Fürchte Gott und halte Seine Gebote; denn dies betrifft jeden Menschen“ (Pred.12:13). Wir haben uns nach Seinem Willen zu richten und nicht Er nach unserem. Und wenn wir nicht hören wollen, dann werden wir es zu fühlen bekommen, spätestens im Gericht. Und das gilt nicht nur für die Ungläubigen, sondern auch und gerade für die gesetzlosen Christen, denn bei Gott ist kein Ansehen der Person (1.Tim.1:8-9)! „Denn Ich, der HErr, liebe das Recht, Ich hasse den frevelhaften Raub…“ (Jes.61:8). Wenn wir uns die zehn Gebote anschauen, dann könnte man auf den Gedanken kommen, dass jedes dieser Gebote bzw. Verbote direkt oder indirekt etwas mit dem „Stehlen“ zu tun hat:  Wenn wir anderen Göttern oder Abbildungen dienen, stehlen wir z.B. Gott die Ihm allein gebührende Ehre und Anbetung. Wenn wir Seinen Namen missbrauchen oder Seinen Ruhetag nicht achten, berauben wir Ihn der Gottesfurcht und Anerkennung Seiner weisen Entscheidungen. Wenn wir unsere Eltern nicht ehren, berauben wir ihnen den Respekt und der Hilfe, die wir ihnen schulden. Wenn wir einen Menschen physisch oder geistig ermorden (durch Hass und Verachtung), stehlen wir ihm das Leben oder die Wertschätzung, die wir ihm schulden (Röm.13:8). Wenn wir Ehebruch oder Hurerei betreiben, stehlen wir unserer Ehefrau oder dem Ehemann die gemeinsame Zukunft und das Glück, wie auch den gemeinsamen Kindern. Wenn wir lügen oder die Wahrheit verhehlen, stehlen wir anderen das Recht auf Wahrheit. Und wenn wir andere beneiden, stehlen wir ihnen das gute Gewissen und die Einfalt, die sie zur Inanspruchnahme ihres Besitzes brauchen.

Deutschland droht der Staatsbankrott!

Raub muss also nicht immer auf irdische Güter bezogen sein, hat aber immer zu tun mit dem Anspruch, den andere oder Gott berechtigterweise an uns stellen können. Umso wichtiger ist es, dass wir nicht gleichgültig sind gegenüber den Rechtsansprüchen anderer, sondern wach und aufmerksam, um unserer Verantwortung nachzukommen. Ein passiver Rückzug in das Private ist so ziemlich das Gegenteil von unserer Verpflichtung, das „Salz der Erde“ zu sein (Mt.5:13). Zu den häufigsten Sünden, die wir täglich bewusst oder unbewusst begehen, zählt die Unterlassung (Jak.4:17), die im Grunde darauf beruht, gleichgültig zu sein über die Not der anderen. In erster Linie geht es natürlich um die Not, dass sie verloren gehen, wenn wir ihnen nicht vom HErrn Jesus erzählen. Aber es gibt noch eine andere Not, die den wenigsten heute bewusst ist, aber vor der wir sie als „Wächter“ aus Liebe warnen sollten, und zwar das irdische Unheil, das schon bald über die Welt hereinbrechen wird (Hes.33). Eine Haltung wie: „nach mir die Sintflut!“ ist lieblos und erbarmungslos. Mir tun z.B. meine Lehrlinge leid, weil sie noch jung sind und keine Ahnung haben, dass wir gerade vor der größten Weltwirtschaftskrise stehen, die es je gegeben hat. Den allermeisten ist dies nicht bekannt, weil die Medien hierzulande darüber schweigen. Wusstet Ihr, dass Deutschland im Jahr 2029 einen Staatsbankrott haben könnte (nach Einschätzung renommierter Ökonomen wie Prof. Hans-Werner Sinn, Prof. Clemens Fuest, Prof. Rudolf Hickel)? Bankrott bedeutet nicht, dass der Staat überhaupt kein Geld mehr hat, sondern dass er mit dem vorhandenen Geld nur noch seine Zinsen oder seine Verpflichtungen gegenüber Rentnern und Pensionären aufrechterhalten kann, sowie ein Minimum für die öffentliche Sicherheit und das Militär, ansonsten aber handlungsunfähig ist. Das bedeutet, dass er – wie schon jetzt in den USA – nicht mehr zur Bezahlung der Staatsbediensteten fähig ist oder zur öffentlichen Sozialfürsorge, geschweige denn für Instandhaltung der Infrastruktur und staatlichen Investitionen. Bei einer fortgesetzt schrumpfenden Wirtschaft und gleichzeitig steigender Inflation und Arbeitslosigkeit (Stagflation), wird Deutschland demnächst auch keine neuen Schulden mehr aufnehmen können, da Investoren keine Anleihen mehr kaufen.

Obwohl Friedrich Merz vor der Wahl noch versprochen hatte, keine neuen Schulden aufnehmen zu wollen, hat er noch vor seiner Amtseinführung die Schuldenbremse am 18.03.25 außer Kraft gesetzt mit den Stimmen der abgewählten Ampelregierung, um per Grundgesetzänderung noch einmal weitere Schulden von 1 Billion Euro aufnehmen zu dürfen. Da die Grünen sich zunächst weigerten, kaufte er sich ihre Zustimmung mit der völlig unverschämten, grundgesetzlich festgeschriebenen Forderung von weiteren 500 Mrd. € neuer Schulden zur Erreichung einer faktisch unerreichbaren Klimaneutralität bis 2045. Bei Ausschöpfung dieses Schuldenbudgets von 1,5 Billionen müssten die Regierungen jährlich rund 10 Mrd. € an Zinsen bezahlen, zusätzlich zu den jährlich 34 Mrd. € Zinsen aus den 2,7 Billionen Euro bereits vorhandenen Schulden. Durch die absehbare Rating-Abstufung (von AAA auf A oder BBB+) müssen immer neue Kredite für 5-6 % Zinsen aufgenommen werden, so dass der Schuldenstand jedes Jahr um 300 Mrd. € steigt und 2029 inkl. Zinsen auf 4,0 Billionen ansteigen könnte (Zinslast p.a. 200 Mrd. € d.h. mehr als 50 % vom Bundeshaushalt). Deutschland kann seine Staatsanleihen dann nicht mehr zu tragbaren Konditionen refinanzieren, weshalb sie abgewertet werden. Firmeninsolvenzen und Standortabwanderungen führen zu massiver Arbeitslosigkeit, was die sozialen Sicherungssysteme noch mehr belastet. Die derzeit immer noch nicht wirklich gestoppte Massenzuwanderung wird demnächst zu einem endgültigen Kollaps im Gesundheitsdienst, am Arbeits- und am Wohnungsmarkt führen, da eine weitere Unterbringung und Grundversorgung nicht mehr möglich sind. Die Folgen sind Massenproteste, politische Instabilität und Zerstörung der noch verbliebenen Infrastruktur.

Die Plünderung des Bundeshaushalts

Mit insgesamt 947,7 Mrd. € war das Steueraufkommen in Deutschland noch nie so hoch wie in 2024 (zum Vergleich: im Jahr 2005 lag es bei lediglich 452 Mrd. €). Doch trotz eines vermutlich ähnlich hohen Aufkommens, will die Bundesregierung auch in diesem Jahr wieder zusätzliche Schulden von 181 Mrd. aufnehmen, um weiter Steuergeld in alle Welt zu verschenken. Gerade vor einer Woche hat Merz in Brasilien z.B. wieder eine Milliarde Euro der deutschen Steuerzahler verschenkt, angeblich für den Regenwald. Der wegen Korruption zu 12 Jahren Haft verurteilte Präsident Lula bedankte sich. Allein in den letzten drei Jahren hat unsere Regierung 72 Mrd. € an die korrupte Regierung der Ukraine überwiesen für einen Krieg, der das Leben von ca. 80.000 jungen Ukrainern und ca. 150.000 jungen Russen gekostet hat und den die Ukraine nie gewinnen konnte (vergl. Luk.14:31-32, Mt.5:39-42). Wenn man alle Kosten dieses sinnlosen Krieges addiert (d.h. Flüchtlingskosten und volkswirtschaftliche Verluste durch unnötigen Verzicht auf russisches Gas usw.) kommen Experten sogar auf mehrere hundert Milliarden Euro! Verglichen damit sind die 90 Millionen €, die Selenskyjs korrupter Freund Timur Mindich stahl und damit außer Landes floh, eher gering. Der Einsatz in Afghanistan kostete den Deutschen nach Angaben des Bundesrechnungshofs insgesamt rund 47 Mrd. € an Steuergeld und hat am Ende die Taliban mehr gestärkt als je zuvor. Auch die Terrororganisation Hamas wurde vom deutschen Außenministerium mit insgesamt 330 Mio. € beschenkt, um sie gegen Israel einzusetzen.

Der leichtfertige Umgang mit dem Geld anderer Leute lässt sich häufig konkreten Ministern zuordnen: So verursachte z.B. die voreilige Maut-Zusage von Verkehrsminister Scheuer einen Schadenersatz von 243 Mrd. €, die Northvolt-Pleite von Wirtschaftsminister Habeck sogar 600 Mrd. € und der sinnlose Masken-Überbeschaffungs-Deal von Gesundheitsminister Spahn sogar über 3 Mrd. €! Bei solch einer sinnlosen Steuergeldverschwendung, die im Grunde den Straftatbestand der Veruntreuung erfüllt (Haushaltsuntreue § 266 StGB), fragt man sich als anständiger Steuerzahler, warum es noch immer keine Privathaftung für grob fahrlässige, politische Fehlentscheidungen gibt. Den mit Abstand größten Schaden für den Wohlstand in Deutschland hat die nicht basisdemokratisch entschiedene Aufnahme von über vier Millionen Menschen aus Syrien, Irak, Rumänien, Bulgarien, Serbien und Afghanistan. Für die Unterbringung, Versorgung, Verwaltung, Rechtskosten, Sprachkurse, Grenzkontrollen und Abschiebung hat der Bund in den letzten 10 Jahren rund 240 Mrd. € bezahlt, während die Länder und Kommunen noch einmal etwa 360 Mrd. zahlten. Ähnlich hohe Kosten hat die grüne Klimaideologie verursacht durch den gleichzeitigen Verzicht auf Atomkraftwerke (Stromverteuerung von 60 Mrd. € in 5 Jahren) und auf Gaslieferungen aus Russland, der massiv der deutschen Wettbewerbsfähigkeit geschadet hat (der volkswirtschaftliche Schaden wird auf 110 – 145 Mrd. € geschätzt).

Und dann sind da noch die Kosten für die seit 2015 in Deutschland Eingewanderten (das Wort „Flüchtlinge“ ist unzutreffend, denn wer wirklich auf der Flucht ist, flüchtet in sein Nachbarland und nicht 4500 km, wo er vom Aufnahmeland eine zeitlich unbegrenzte Vollversorgung erhält, inkl. Familiennachzug). Seit 2015 sind etwa 6,5 Millionen Menschen nach Deutschland eingewandert, davon die Mehrzahl illegal und ohne gültige Papiere. Nach dem Asylgesetz ist jeder Einreisende illegal im Land, der gemäß der Dublin-Verordnung über einen sicheren Drittstaat nach Deutschland eingereist ist (§ 26a AsylG). Um nicht abgeschoben zu werden, werfen die Eindringlinge ihre Ausweispapiere weg, um ihre Herkunft zu verschleiern. Da gemäß linksgrüner Ideologie keine Staatsgrenzen existieren sollten, wird seit zehn Jahren wahrheitswidrig behauptet, dass es sich bei den illegalen Eindringlingen um potentielle Fachkräfte handelt (wenn dies der Fall wäre, dürfte es inzwischen keinen Fachkräftemangel mehr geben). Rund 1,3 Millionen von ihnen wurden bisher als Asylanten anerkannt, während bei fast 1 Million Bewerbern der Asylantrag abgelehnt wurde. Derzeit befinden sich 934.553 Ausreisepflichtige im Land, die wegen diverser Delikte eigentlich abgeschoben werden müssten, aber wegen mangelnder Abschiebekapazität weiterhin geduldet und alimentiert werden. Jeder einzelne Asylbewerber kostet dem deutschen Steuerzahler etwa 22.000 bis 62.000 € im Jahr, je nach dem, wie viele öffentliche Ausgaben man umlegt (Regelsatz, Unterkunft, medizinische Versorgung, Bildungs- und Arbeitsmarktförderung, Erstaufnahme-Infrastruktur, Verwaltung, Integrationskurse usw.). 2024 erhielten 291.955 Ausländer die deutsche Staatsbürgerschaft, die man jetzt schon nach 3 bis 5 Jahren (statt wie früher nach 10 Jahren) erhalten kann. Von den Zugereisten und Eingebürgerten landen die meisten im Bürgergeld, für das die Deutschen im Jahr 2024 ca. 46,9 Mrd. € und im Jahr 2025 rund 51,96 Mrd. € ausgeben mussten. Der Asylsuchende bekommt hiervon jedoch nur einen Bruchteil von 553 €/Person/Monat, denn schon allein 70 % der 51,96 Mrd. € an Kosten gehen laut einer Bertelsmann-Studie allein für die Verwaltung drauf.

Die immer wieder verschobene Rentenreform

Als Otto von Bismarck 1889 das Rentensystem einführte, lag die Geburtenrate in Deutschland bei 4 – 5 Kindern im Durchschnitt. Heute hingegen liegt sie bei 1,35 – und damit deutlich unter dem Mindestwert von 2, um das Aussterben eines Volkes zu verhindern. Das bedeutet, dass bei einer Beibehaltung dieses Niveaus Deutschland in 30 Jahren nur noch 51 Millionen Einwohner hätte. In muslimischen Ländern wie Syrien, Afghanistan oder in Afrika liegt die Fertilitätsrate hingegen bei 4 – 7. Deshalb sagen die Muslime zurecht, dass sie irgendwann auch ganz ohne Missionierung die Mehrheit in Deutschland sein werden. Vor zwei Wochen z.B. ertönte in der Stadtkirche von Schorndorf (BW) der islamische Gebetsruf „Allahu akbar“ während einer Friedensmesse der Evangelischen Kirche. In 1110 Klassen von allgemeinbildenden Schulen in Bayern gibt es kein einziges Kind mit deutscher Muttersprache mehr. Das alles sind nur Vorboten dessen, was uns in den nächsten Jahren noch erwartet. Da unser Rentensystem aber bisher ein Umlageverfahren war (d.h. zwei Arbeiter zahlten bisher die Rente eines Rentners). Da es aber immer mehr Rentner gibt und immer weniger Beitragszahler, muss sich in naher Zukunft jeder Arbeiter seinen Lohn mit einem Rentner teilen. Dies wissen die Politiker seit über 40 Jahren, aber kaum einer traute sich bisher, Maßnahmen dagegen zu fordern aus Angst, dann nicht wieder gewählt zu werden. Stattdessen täuschen die Politiker ihre Wähler i.S.v.: „Es wird schon nicht so schlimm werden“ (z.B. Norbert Blüms Slogan 1986: „Die Renten sind sicher!“ – wobei er sich scheinbar nur auf seine Rente bezog).

Der fehlende politische Wille (aufgrund von egoistischer Klientelpolitik) wird zwangsläufig zu einer sog. Fiskalischen Krise führen, einem Zusammenwirken von Politischen Reformblockaden, anhaltend schwacher Wirtschaftsleistung und steigenden Sozialausgaben. Die Rentenbeiträge könnten auf bis zu 2,87 % steigen, wenn z.B. beitragslose Rentenempfänger (Migranten, Beamte, Behinderte etc.) demnächst in Rente gehen. Das Renteneintrittsalter müsste immer weiter erhöht werden, wobei es in Deutschland ohnehin schon mit 67 J. weltweit am höchsten ist (in der Türkei gehen Männer sogar schon mit 52 J. in Rente!).  Wenn nichtzahlende Kohorten wissen, sie bekommen im Alter trotzdem volle Renten, sinkt der Anreiz, in Arbeit einzutreten, was die Beitragsbasis weiter schwächt. Die Rentenkasse muss immer weiter mit Steuern bezuschusst werden, was zu weiteren Steuererhöhungen führt. Trotz der Künstlichen Intelligenz haben sich linke Parteien entschieden, weiter auf ihr Wunschdenken zu setzen, als ob Geld ein nachwachsender Rohstoff wäre, der in unbegrenzten Mengen vorhanden ist. So forderte die SPD unter Lars Klingbeil jetzt, dass auch nach der „Haltelinie“ von 2031 das Rentenniveau von 48% beibehalten werden soll, obwohl dies zu einer Mehrbelastung von 120 Mrd. € bis 2040 für die Jüngeren führen würde, so dass diese eine deutlich kleinere Rente beziehen würden. 22 Wirtschaftsprofessoren haben in einem Brandbrief der CDU dringend davon abgeraten, dieser Forderung zuzustimmen, sondern empfahlen, das Rentengesetz so schnell wie möglich zu reformieren, damit die Beiträge nicht immer weiter steigen. Doch da Friedrich Merz mehr an einem Erhalt der Koalition (und damit seiner Macht) interessiert war, ließ er sich auch diesmal von der SPD erpressen – wie schon Dutzende Male zuvor. Die jungen CDU-Abgeordneten bewiesen aber mehr Rückgrat und weigerten sich, diesem verantwortungslosen Ausverkauf des verbliebenen Volksvermögens durch die SPD zuzustimmen, so dass das Rentenpaket bei der Abstimmung im Bundestag am Freitag zu scheitern droht. Dies könnte zu einem Bruch der Koalition und zu Neuwahlen führen.

Die Affäre Weimer

Dass es manchen Politikern schon lange nicht mehr ums Wohl des Volkes geht, sondern um ihr eigenes Wohl, sieht man nicht nur an ihrem demokratiefeindlichen Festhalten an der Brandmauer, sondern auch exemplarisch am Korruptionsfall Weimer: Mitte Okt. 2025 hatte der Journalist Alexander Wallasch und das Nachrichtenportal Apollo News zunächst investigativ aufgedeckt, dass der Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (*1964), der zuvor selbst den „Diebstahl geistigen Eigentums“ durch amerikanische KI-Unternehmen kritisierte und als „geistigen Vampirismus“ bezeichnete, offensichtlich selbst das Urheberrechtsgesetz gebrochen, indem er jahrelang heimlich 105 Promis ungefragt als seine Autoren ausgab, die für seine Internetplattform TheEuropean angeblich exklusiv Hunderte von Beiträgen schrieben, obwohl er diese gar nicht unter Vertrag hatte (z.B. Artikel von Alice Weidel, Brad Pitt, dem Papst und ausgerechnet auch noch vom berühmten Plagiatsjäger Stefan Weber). Er hatte diese Artikel in Wirklichkeit unerlaubt übernommen und damit gestohlen aus anderen Zeitungen und Zeitschriften. Dies tat er, um Werbekunden über die Bedeutung seiner Seite zu täuschen, die daraufhin ihre Werbungen für viel Geld auf seiner Plattform platzieren ließen. Als dies bekannt wurde, löschte Weimer schnell die Artikel und bereinigte das Autorenregister, um Spuren zu verwischen.

Doch dann deckte Apollo News Mitte November durch interne Unterlagen auf, dass Weimer heimlich mit seiner Weimer Media Group seit Amtsantritt den Zugang zu anderen Politikern und Ministern für bis zu 80.000 Euro verkaufte an interessiere Wirtschaftsbosse, damit diese sich in einer „Besprechungs-Lounge für vertrauliche Gespräche“ – so wörtlich in einem Werbeprospekt – „Einfluss auf politische Entscheidungsträger verschaffen“ können. Dies erfüllt sogar den Straftatbestand der Vorteilsname im Amt laut § 131 StGB (auch Korruption genannt). Dieser käufliche Zugang zu Spitzenpolitikern und Ministern findet regelmäßig auf Weimers dafür eigens gegründetem CDU-nahen Ludwig-Erhard-Gipfel am Tegernsee statt, der nicht nur mit Eintrittspreisen von bis zu 100.000 Euro und Sponsoren aus der Wirtschaft finanziert wird, sondern auch mit öffentlichen Mitteln aus der bayerischen Staatskasse (ca. 700.000 € laut Wikipedia). Die Gewinne fließen an die Weimer Media Group (WMG), die im Besitz der Eheleute Weimer ist zu je 50 %. Wolfram Weimer hatte im Bundestag auf Anfrage der AfD beteuert, dass er bei Amtsantritt seine Geschäftsführung bei seiner Firma niedergelegt habe, jedoch verschwiegen, dass er noch Miteigentümer der Firma sei. Und dann hatte er auf einer weiteren Anfrage über staatliche Beihilfen an die WMG die Öffentlichkeit sogar belogen, indem er erklärte, dass „keine staatlichen Förderungen an diese bekannt“ seien, obwohl er als Minister und ehem. Geschäftsführer der WMG natürlich wusste, dass er in der Corona-Zeit über 100.000 Euro vom Staat geschenkt bekam.

Zunächst hatte Weimers Frau die Vorwürfe scheinheilig als „rechte Kampagne der AfD“ hingestellt (obwohl die AfD mit diesen Recherchen von Apollo News gar nichts zu tun hatte). Doch nachdem die Mainstream-Medien zunächst noch zögerten, berichteten dann auch sie nach und nach über diesen Korruptionsskandal. Daraufhin wurden die Vorwürfe ebenso von linken Politikern im Bundestag aufgegriffen und eine lückenlose Aufklärung gefordert. Ohne seine Schuld einzugestehen, gab Weimer dann am 20.11.25 bekannt, dass er bereit sei, seine Gesellschaftsanteile aus dem Unternehmen vorübergehend an eine Treuhandgesellschaft abzugeben, bis seine Amtszeit vorüber sei. Auch versicherte er, dass er sich mit Amtsantritt aus seinem Unternehmen zurückgezogen habe und auch seine Stimmrechte übertragen hatte (eine Überprüfung im Transparenzregister ergab jedoch, dass Letzteres nicht geschehen ist). Inzwischen hat sich bei weiteren Recherchen herausgestellt, dass Weimer auch im Unternehmensregister falsche Angaben gemacht hatte zu seinen Gewinnen, seinem Eigenkapital und Forderungsbestand im Jahresabschluss zum 31.12.2022, die allesamt z. T. doppelt so hoch waren wie die Vorträge in der Bilanz vom Jahresbeginn 2023. Dies erfüllt den Straftatbestand der Bilanzfälschung gem. §331 von Handelsgesetz, der mit bis zu drei Jahren Gefängnis bewährt ist.

Textdiebstahl, Korruption, Betrug und Bilanzfälschung – und trotzdem hält es Kanzler Friedrich Merz bis jetzt nicht für nötig, seinen langjährigen Freund und Nachbarn vom Tegernsee aus dem Amt zu entlassen. Als bereits sämtliche Medien über den Fall Weimer berichteten, stellte Merz die Schutzbehauptung auf, dass sich angeblich „die Vorwürfe gegen Weimer alle als falsch erwiesen hätten“. Diese unhaltbare Lüge erweckt den Verdacht, dass Merz dem Weimer noch einen Gefallen schuldete, zumal Weimer sich für Merz als Kanzlerkandidaten eingesetzt hatte und im Gegenzug möglicherweise diesen Ministerposten als „geldwerten Vorteil“ von ihm erhielt, was vom Kanzleramt auf Anfrage nie bestritten wurde. Überhaupt stellt sich die Frage, welchen Anteil eigentlich die von Weimer bisher feilgebotenen Minister und Politiker heimlich bekommen haben und welche Vorteile sie bisher Weimers Kunden verschafften. Es ist doch naiv, zu glauben, dass es sich nur um harmlose Plaudereien handelte, wenn diese Kunden bereit waren, so viel Geld für solche Gespräche zu zahlen. Aber da wohl viele in diesem Sumpf verstrickt sind, halten alle dicht und decken sich. Man kann hier im Grunde schon sarkastisch von einer „Weimerer Republik“ sprechen. Wie aber könnten Wähler jetzt noch Vertrauen haben in solche Politiker, die nur noch damit beschäftigt sind, gemeinsam die Staatskasse zu plündern (Spr.1:10-14)?

Seid dem HErrn befohlen!
Simon

 

 

– „Such, wer da will, ein ander Ziel“ Teil 22

 

Juli – Dezember 2022

Besuch in Uganda

Im Juli rief mich Schwester Marie-Luise (Marlies) Krauß (73) an, die Schwester meines Freundes Joachim Krauß, die schon seit vielen Jahren Spenden sammelt für ein christliches Schulprojekt in Uganda. Marlies fliegt seit 2010 etwa alle zwei Jahre in dieses Land, um dort die Arbeit eines Missionswerks namens True Light Mission, das sich für mittellose Kinder einsetzt, zu unterstützen. Der langjährige Leiter John Katumba aus Kampala hatte sich 1994 durch einen Straßenprediger zum HErrn Jesus Christus bekehrt und setzte sich seit 1993 für Kinder in Uganda ein, um ihnen neben dem Glauben an unseren Erretter auch eine Schulbildung zu ermöglichen. Durch Spendensammlungen konnten inzwischen schon fünf Grundschulen und ein Kinderheim gegründet werden. Seit wir 2017 zum ersten Mal von diesen Projekten hörten, unterstützen auch wir sie regelmäßig durch Spenden und Gebet. Sie erklärte mir, dass sie Ende September wieder nach Uganda fliegen wollte mit ihrer Freundin Manuela Singer (58) und fragte mich, ob ich vielleicht diesmal mitfliegen könnte, da ein Maurer benötigt werde. Es ginge darum, dass jemand die jungen Brüder dort anleiten solle, wie man Mörtel anrührt und Wände verputzt, um Kosten zu sparen, da es zwar genügend arbeitslose Brüder gebe, aber nur wenige Erfahrung mit Bauarbeiten hätten. Da gerade der Rohbau für ein neues Kinderheim in Masajja fertig sei, gebe es jede Menge zu verputzen. Ich fand die Idee gut, zumal ich gerne mal wissen wollte, was aus unseren Spendengeldern dort entstanden war. Da Ruth mich jedoch nicht allein reisen lassen wollte, nahm ich sie kurzerhand mit, zumal wir im Sommer auch noch keinen Urlaub gemacht hatten.

So flogen wir also am 28.09.22 mit Marlies und Manuela zunächst nach Amsterdam, von wo aus wir das Flugzeug nach Entebbe (Uganda) nahmen und um 22:30 Uhr durch Gottes Gnade ankamen. Ein Teil der Großfamilie Katumba und leitende Mitarbeiter des Missionswerks hießen uns herzlich willkommen. Sie waren trotz der Wärme fast alle mit dunklem Anzug gekleidet. Obwohl es Nacht war, lag die Temperatur noch immer bei rund 25 °C. Von Entebbe fuhren wir dann eine Stunde lang zur Hauptstadt Kampala, wo die Familie Katumba am Stadtrand inmitten einer ärmlichen Gegend wohnt. Bei den Gesprächen im Auto bemerkte ich, dass die Brüder zu uns in afrikanischem Englisch sprachen, das ich nicht so gut verstehen konnte. Unter sich sprachen sie Luganda, eine von über sieben Sprachen, die es in Uganda gibt. Als wir um 1 Uhr nachts ankamen, hatte „Mama Jane“ (69) für uns ein Abendessen bereitet, das aus verschiedenen Gemüseschalen bestand, aus denen wir uns bedienen sollten. Nun erfuhr ich auch das Who-is-who der Familie: Der Vater John Katumba (76), der dieses Werk gegründet hatte, war im letzten Jahr an Corona gestorben. Zwei seiner Söhne und die älteste Tochter Petua führen dieses Werk nun weiter, wobei der Jüngste von ihnen, Samson Kamulgeya (30), von Beruf Architekt und der älteste Martin Sendagi (52) von Beruf Pastor ist. Schatzmeister ist Samuel Kiyemba Musoke (ca. 75). Die 70 Lehrer in den 5 Schulen inkl. der drei Leiter bekommen ein festes Gehalt von durchschnittlich ca. 80,- € im Monat. Die Buchhalterin des Missionswerks ist Petua Katumba (ca. 45), die Frau eines Pastors aus Wakiso, die beruflich in einer Autowerkstatt arbeitet. Petua war mit ihrem fröhlichen und starken Temperament die eigentliche Organisatorin und Motivatorin in den Gemeinden und Verwaltungsdirektorin der Grundschulen.

Als wir am nächsten Morgen aufwachten, rief der Muezzin die Muslime zum Gebet auf. Da wir erst um 3:00 Uhr ins Bett kamen, war die Nacht sehr kurz, als uns Samson um 8:30 Uhr vom Hotel abholte, wo wir untergebracht waren. Zum Frühstück gab es wieder Gemüse, Kartoffeln, Fisch und Fleisch (Brötchen oder Müsli sind in Afrika unbekannt). Danach fuhren wir ins Stadtzentrum von Kampala, wo wir Geld tauschen konnten. In Uganda besteht der dichte Verkehr zum großen Teil aus Motorrad-Taxis, Boda-boda genannt, auf denen oft 2 bis 3 Fahrgäste sitzen. Anschließend fuhren wir zur zwei Stunden entfernten Grundschule von Masajja im Süden Kampalas, wo auch die Kirche und das Waisenhaus sind. Tagsüber ist es etwa 30 °C warm und die Sonne steht wegen der Äquatornähe nahezu senkrecht am Himmel. Die lehmigen Landstraßen sind durch den häufigen Tropenregen voller Schlaglöcher und Rinnen, so dass schon eine Strecke von 50 km eine Tortur ist. Der lehmige Boden hat eine rot-orange Farbe; überall sieht man Bananenbäume, Ziegen und Rinder mit langen Hörnern. Allerdings sah ich keine Giraffen, Elefanten oder Gorillas, die es nach Aussage von Samson auch nur in abgelegenen Reservaten gibt. Überall in der Landschaft sah man kleine Häuser aus selbstgebrannten Backsteinen mit Wellblechdach.

Als wir in Masajja ankamen, wurden wir auf dem Schulhof von etwa 200 fröhlichen Kindern begrüßt, die alle Schulkleidung anhatten. Da alle Kinder geschorene Haare hatten, konnte man Jungen und Mädchen nur durch ihre Schulkleidung unterscheiden. Wir wurden zunächst von dem Schulleiter Andrew in den großen Gottesdienstraum geführt und sollten uns ganz vorne auf die Ehrenplätze setzen. Dann hielt der Schulleiter eine Rede, die von dem Gesang eines Kinderchors gefolgt wurde. Anschließend sollten alle 10 Lehrer auf die Bühne kommen und wurden der Reihe nach vorgestellt zusammen mit den Fächern, die sie unterrichten. Es war jeden Monat ein Gebetsanliegen und eine Herausforderung, dass die Gehälter der ca. 70 Lehrer und Lehrerinnen für alle fünf Grundschulen zusammenkommen. Die Gehälter werden durch Patenschaften mit deutschen Glaubensgeschwistern aufgebracht, die von Schwester Marlies dann in einer Summe regelmäßig nach Uganda überwiesen wurden. Dann sollten wir nacheinander die etwa 7 Schulklassenräume besichtigen, die um den Hof herum liegen. Schwester Manuela gab uns jeweils eine Haribo-Tüte, damit wir für jedes Kind beten und ihm eine Tüte in die Hand geben. Am liebsten hätte ich jedem der Kinder eine ganze Packung geschenkt, da sie ja sonst nie einen solchen Luxus bekommen. Als nächstes führte uns Andrew in das hinter der Schule gelegene Kinderheim. Da es etwa 40 bedürftige Kinder gab und nur 25 Betten, wurden Waisenkinder z.T. auch bei anderen Gläubigen als Pflegekinder untergebracht. Wieder sollten wir uns vor den versammelten Kindern setzen und eine Rede von Bruder Andrew hören. Da es an ordentlichen Toiletten fehlt, stach uns von dem nahegelegenen Toilettenraum ein stechender Uringeruch in unsere Nase, und mir wurde bewusst, dass diese Kinder Tag und Nacht diesem Geruch ausgesetzt sind. Danach zeigte man uns die vier kleinen Zimmer mit Etagenbetten. Schränke gab es nicht. Die Kinder hatten ohnehin nur wenig Kleidung, geschweige denn Spielsachen. Aber alles war sehr sauber und aufgeräumt.

Nach einem guten Mittagessen stiegen wir mit Samson auf holperigen Matschwegen bergab zu einem Neubau, der nur aus unverputzten Räumen bestand ohne Dach und Estrich. Samson erklärte uns, was in den einzelnen Räumen dieses neuen Kinderheims geplant sei und dass der Bau des etwa 100 m² großen Daches noch nicht möglich sei, da ein Teil der Summe (etwa 5.000 €) noch fehle. Marlies hatte bereits durchblicken lassen, dass sie über manche Geldausgabe verwundert sei. Man solle dem Esel, der drischt, zwar nicht das Maul verbinden; aber wir stehen in der Verpflichtung vor Gott, dass mit anvertrauten Geldern verantwortungsvoll umgegangen werde. Ich sagte, dass der Heilige Geist uns für die ausgewogene Verteilung von Mitteln den Rat der Zwölfe aus Apg.6:2-3 empfehle, wo es u.a. heißt: „Darum ihr, Brüder, seht euch nach sieben Männern aus eurer Mitte um, die ein gutes Zeugnis haben und voll Heiligen Geistes und Weisheit sind. Die wollen wir für diesen Dienst einsetzten.“ Ich hatte Marlies vor der Reise erklärt, dass jeder Konzern neben dem Vorstand immer auch einen Aufsichtsrat hat mit Buchprüfern, um Unregelmäßigkeiten zu verhindern. Darüber hinaus müssten wohltätige Vereine immer einmal im Jahr auch einen Rechenschaftsbericht abgeben für die Verwendung der eingesetzten Mittel. Marlies bat mich daraufhin, ihr dabei zu helfen, dass in Zukunft mehr Transparenz bestehe, indem ich den Brüdern dort die buchhalterischen Normen in Deutschland erkläre.

Am nächsten Morgen holte uns Bruder Samson erneut vom Hotel ab, um uns zum Familienanwesen zu fahren, wo uns Schwester Rose ein Frühstück mit Kartoffeln, Reis, Nudeln, Bohnen und Bratfisch bereitet hatte. Während wir zusammen mit Marlies und Manuela von schönen Tellern frühstückten, füllte sich das Wohnzimmer mit jungen Männern. Ein gewisser Robert (32), einer der Söhne von Pastor Katumba, war für Malerarbeiten zuständig, und Peter (30), ein angehender Journalist, bekam ein monatliches Gehalt von 60,- €, um für das Kinderheim und bedürftige Familien Milch einzukaufen und abzuliefern. Adolf (23) stand kurz vor seinem Schulabschluss, Lawrence (26) war Schweißer und William (27) ist Elektriker. Die meiste Hausarbeit hatten die paar Frauen, die im Hof mit der Hand Wäsche wuschen, Essen kochten oder das Geschirr spülten.


Nicht nur materielle Not

Am Samstag stand zunächst ein Besuch bei der Familie von Petua in Wakiso auf dem Programm. Ihr Ehemann Samuel Kato Luubulwa ist der Pastor der dortigen Gemeinde. Petua hatte sich mal wieder fein rausgeputzt. Auf das bescheidene Äußere, das den Frauen in 1.Tim.2:9 und 1.Petr.3:3 geboten wird, wurde sie bereits hingewiesen. Mir fiel auf, dass wir bisher noch gar nicht gemeinsam in der Bibel gelesen hatten. Doch wird viel gebetet, gesungen und sogar gefastet (jeden Dienstag). Man befolgte auch die Unterordnung der Frauen unter die Männer. Ebenso trugen die höher gestellten Männer immer Anzüge, die jüngeren gewöhnliche Freizeitkleidung. Vor den älteren Brüdern gingen die Frauen zur Begrüßung immer auf die Kniee. Vor und nach dem Essen reichten sie in demütiger Haltung Wasser zum Händewaschen über einer Schale. Frauen aßen selten zusammen mit den Männern am Tisch, sondern aßen Mittag auf Bastmatten im Nebenraum.

Nach dem Mittagessen fuhren wir zur Kirche, wo der Gottesdienstraum, mit großen bunten Tüchern dekoriert war. Von ca. 150 Besuchern waren etwa 70 Frauen, 20 Männer und 60 Kinder. Bruder Samson hatte mich schon im Vorfeld gefragt, ob ich auch mal eine Predigt halten könnte, und zwar besonders „für die jungen Männer“. Zunächst hielt der Pastor Samuel eine Ansprache auf Luganda, die für uns auf Englisch übersetzt wurde. Als nächstes ging Petua nach vorne und zählte all das auf, was inzwischen erreicht wurde mit Gottes Hilfe. Sie stellte unser Team aus Deutschland der Reihe nach vor. Schwester Manuela, die schon das dritte Mal hier war, flüsterte mir ins Ohr: „Diese Lobeshymnen sind echt nervig, denn das machen sie jedes Mal.“ Als nächste sollte Marlies ein paar Worte an die Versammlung richten. Sie sagte das gleiche wie am Vortag: „Ich danke dem HErrn so sehr dass ich hier sein darf…“ Alle klatschten und machten dann jenes typisch arabische Jauchzen. Als nächstes hielt ich eine kurze Predigt über das Thema „Ehre von Menschen“, und dann erzählte ich die Geschichte von Gideon, damit auch die Kinder etwas von der Predigt hätten. Dann sagte der Pastor: „Lasst uns jetzt zwei Stuhlkreise bilden, damit die Manuela die Frauen unterrichtet und Bruder Simon eine Predigt für die Männer hält.“ Daraufhin gab ich ein Zeugnis, wie ich als Jugendlicher die Bibel lieben und schätzen gelernt hatte und jeden Tag drei Kapitel darin las. Dann fragte ich die jungen Zuhörer: „Wer von Euch, die lesen können, hat eigentlich noch keine Bibel?“ Es meldeten sich sehr viele, so dass ich überrascht war. Darauf versprach ich ihnen, dass sie im Anschluss alle eine eigene Bibel erhalten sollten, da ich wusste, dass Manuela welche mitgebracht hatte. Da klatschten alle und freuten sich darüber. Insgesamt wollten 12 eine englische Bibel und 20 eine Bibel in Luganda.

Am Sonntag fuhren wir dann zum Gottesdienst in die Gemeinde von Ntanzi, wo sich etwa 150 Kinder in einer langen Kette rechts und links der Zufahrt aufgestellt hatten, um uns mit Gesang und Klatschen zu begrüßen. Da sie uns aber schon viel eher erwartet hatten, mussten sie dort wohlmöglich schon lange in der Hitze gestanden haben. Ich war so gerührt von dem Anblick, dass ich spontan ausstieg, um die Kinder persönlich zu begrüßen. Ein Mädchen lief auf mich zu und umarmte mich. Dann kamen die Mitarbeiterinnen mir zur Begrüßung entgegen und ich sagte, dass alle Ehre allein dem HErrn Jesus Christus gebühre. Trotzdem sah ich all die Liebe in den Gesichtern der Kinder, dass sie so tapfer auf uns gewartet hatten ohne zu Jammern und zu Murren, wie es deutsche Kinder vielleicht getan hätten. Die Kirche war für so viele Kinder im Gottesdienst viel zu klein und war daher bis auf den letzten Fleck vollbesetzt. Viele Kinder konnten nur durch die Fenstergitter das Geschehen mitverfolgen. Es war so heiß, dass mir der Schweiß aus allen Poren schoss und ich am liebsten mein langärmliches Hemd ausgezogen hätte. Der Beginn war wieder die zweisprachig vorgetragene Lob- und Dankrede auf uns als Besucher und die Vorstellung der einzelnen Mitarbeiter. Nach ein paar Chorgesängen bat mich Bruder Andrew, am Wort zu dienen, und ich las aus 2.Tim.2:19, wo es um den „Namen des HErrn“ ging. „The word ‚name‘ means also ‚fame‘“ („Das Wort ‚Name‘ bedeutet zugleich ein guter Ruf“). Dann sprach ich davon, dass man den Namen des HErrn durch Untaten auch verleugnen könne, wie es das Volk Israel getan hat, so dass der HErr dann auch uns verleugnen müsse (2.Tim.2:12-13).

Nach dem Gottesdienst wurden die Stühle im Versammlungsraum zu einem Kreis verschoben und das Mittagessen in Schüsseln auf einem Tisch in der Mitte serviert, von denen sich jeder nehmen konnte, was er wollte. Dann zeigte mir Samson draußen die Grundmauern der geplanten Kirchenerweiterung und bat mich, den Geschwistern in Deutschland davon zu berichten. Anschließend führte er mich über die große Wiese zum Ende des Schulgeländes und erklärte mir, dass man wegen der vielen Kinder hier noch einen weiteren Klassenraum anbauen wolle, und dass ich auch darüber berichten soll. Schließlich berief Samson alle Brüder dieser Gemeinde in einen der Klassenräume, in dem die Stühle bereits im Kreis hingestellt waren. Es waren etwa 35 Brüder aller Altersstufen, die meisten von ihnen arme Bauern und Tagelöhner, wie mir Samson sagte. Nun hielt Pastor Martin eine Rede zu ihnen, die mir der Andrew übersetzte. Er erklärte, dass zwar genug willige Arbeiter vorhanden seien, aber dass es überall an Geld fehle, um die geplanten Projekte auch umzusetzen. Denn es müssen ja nicht nur Baumaterialien wie Steine, Sand und Zement besorgt werden, sondern diese arbeitslosen Brüder müssten auch entlohnt werden. Deshalb sei es so wichtig, dass ich diese Projekte in Deutschland bewerben solle. Ich wurde aufgerufen, dazu Stellung zu nehmen und erklärte, dass ich zwar vollstes Verständnis für ihre Wünsche hätte und auch alles tun würde, um diese Projekte vorzustellen, aber dass meine eigenen Möglichkeiten begrenzt seien und wir völlig vom HErrn abhängig seien, damit Er die Herzen der deutschen Geschwister zum Spenden anrege. Wir sind in Bremen ja nur ein kleiner Hauskreis, und die Geschwister alle noch jung und verhältnismäßig arm. Dann beteten wir gemeinsam und befahlen dieses Anliegen dem HErrn an, damit Er es segnen möge.

Am nächsten Tag fühlte ich mich schlapp und krank, weshalb ich mich entschied, mich mal einen Tag lang zu erholen. Eigentlich wollten die Geschwister mit uns in den Südwesten des Landes fahren zu der weit entfernt liegenden jungen Gemeinde in Kabusirabo und zu den Grundschulen in Kiryankuyege und Kasaka, wo es 187 bzw. 257 Schulkinder gebe, die so arm sind, dass sie nur eine Schulmahlzeit am Tag erhalten. Ich hustete fortlaufend und musste ständig niesen, so dass es unverantwortlich gewesen wäre, wenn ich mitgekommen wäre. Indes nutzte ich die freie Zeit, um in den wachen Zeiten einen Reisebericht zu schreiben. Ruth las währenddessen in der Bibel und an einem anderen Buch, um die Zeit zu nutzen. Um etwa 11:00 Uhr bekamen wir plötzlich Besuch. Drei Brüder des Missionswerks waren gekommen, um mit mir zu sprechen, und zwar Peter, Lawrence und William. Da sie das typisch afrikanische Englisch sprachen und zudem viel zu schnell redeten, musste ich sie immer wieder unterbrechen mit der Bitte, doch langsam den Satz zu wiederholen. Sie sagten, dass sie ohne das Wissen Samsons gekommen wären und baten mich, ihm auch nichts von diesem Treffen zu sagen. Sie gaben mir zu verstehen, dass sie nicht glücklich darüber seien, dass die Katumbas allein über unsere Zeit verfügten, und ich spürte, dass sie mir auch noch viel mehr sagen wollten über die Katumba-Familie, aber sich nicht trauten (zumal sie wirtschaftlich von ihnen abhängig waren). Als sie mich dann auch noch nach meiner Email-Adresse und meiner Handynummer fragten, um über WhatsApp in Kontakt zu bleiben, hatte ich schon die Vermutung, dass sie mich in Zukunft immer wieder anschreiben würden.

Trotz meiner anhaltenden Erkältung beschloss ich am Morgen, nach Masajja mitzufahren, denn ich hatte mich mit Bruder Samson und den anderen Brüdern für heute verabredet, um ihnen zu zeigen, wie man Wände verputzt. Als Schwester Marlies aus dem Zimmer kam und sich an den Frühstückstisch setzte, sprach ich sie wieder auf die mangelnde Transparenz im Missionswerk an. Ich erklärte ihr, dass es in großen Firmen auch immer einen Controler gäbe, der die einzelnen Abläufe in einem Unternehmen untersucht, um Geldverschwendung und Einsparungspotentiale aufzuspüren. Zudem seien Empfänger von Spenden auch immer dazu verpflichtet, die Zweckbestimmung der Ausgaben durch Belege nachzuweisen. In jeder Firma gelte: „Keine Buchung ohne Beleg“. Marlies stimmte mir zu und bedauerte, dass sie bisher nicht kontrollieren konnte, ob die Spenden auch wirklich gemäß der Zweckbestimmung verwendet wurden. Sie seien zwar alle immer sehr freundlich zu ihr, aber sie hatte mitunter das Gefühl, dass man sie nicht ernst genug nahm, da ihre Bitten oder Fragen mehrmals nicht beantwortet wurden.

Dann setzte sich Schwester Manuela zu uns und berichtete, dass die Schwester Petua die eigentliche Leiterin des Missionswerks sei, aber durch ihre teure Kleidung und die aufwendige Renovierung des Hauses tatsächlich der Eindruck bestünde, dass die Mittel zweckentfremdet wurden. Z.B. hatte der Metallbauer Lawrence draußen am Haus ein aufwändiges Geländer hergestellt, obwohl das Haus nicht zum Verein, sondern zu ihrem Privatbesitz gehöre. Auch wurde das Bad aufwendig renoviert und die Räume alle vom Maler Robert gestrichen, der beim Missionswerk angestellt sei. Was Manuela aber besonders befremdet habe, sei, dass in der Frauenrunde Petua dazu aufgefordert wurde, eine Stelle im Buch Jeremia vorzulesen und sie nicht auf Anhieb wusste, wo sich dieses Buch in der Bibel befinde. Wenn man bedenkt, dass sie als Pastorin bezeichnet wird und den Titel Reverend trägt, dann sei das doch wirklich ein Armutszeugnis.

In diesem Moment kam Samson herein, begrüßte uns und setzte sich. Ich setzte mich zu ihm und fragte ihn, ob wir mal etwas miteinander besprechen könnten. Dann fing ich an, ihm der Reihe nach unsere Änderungswünsche bezüglich der mangelnden Transparenz zu nennen und bat ihn, ob ich mal Einblick in die Buchhaltung nehmen könne. Auch gab ich zu bedenken, ob nicht aufgrund von Apg.6:3 der Leiterkreis um zwei neue Brüder erweitern wollen, damit durch kritische Stimmen „frischer Wind“ über die Entscheidungen wehen möge. Mein Wunschkandidat war Peter, und Manuela wollte gerne George dabeihaben. Mir ging es vor allem um die nicht gerade optimale Prioritätensetzung an: „Es kann doch nicht angehen, dass immer wieder neue Projekte begonnen werden, während die wichtigeren Projekte wie etwa der Neubau des Kinderheims noch gar nicht abgeschlossen sind!“ Zudem reiche es nicht aus, uns Spender einfach nur zu informieren über neue Entscheidungen des Vereins, sondern wir wollen einbezogen und gefragt werden. Samson entschuldigte sich für die gemachten Fehler, schlug aber vor, dass über die Änderungswünsche erst am Donnerstag bei der Jahresversammlung des Vereins gesprochen und abgestimmt werde.

Zum Schluss sagte ich noch zu Samson: „Ab jetzt werde ich nicht mehr an Gottesdiensten teilnehmen, wo eine Frau die Predigt hält. Du solltest aus der Schrift wissen, dass eine Frau in der Versammlung schweigen soll. Wenn ihr erlaubt, dass Petua reden darf, dann tragt Ihr dafür die Verantwortung.“ Nun schaltete sich Manuela ein und sagte, dass sie gerne mal mit mir über diesen Punkt sprechen wolle, weil sie darauf auch schon öfter in der Bibel gestoßen sei und deshalb nicht einverstanden sei, dass in ihrer Kirche neuerdings eine Pastorin predige. Dann fragte sie mich, wie diese Stelle in 1.Kor.11:2-16 zu verstehen sei, dass eine Frau ein Kopftuch tragen solle, da sie mal gehört habe, dass das lange Haar schon ausreiche als Verschleierung. So begann ich, ihr ausführlich den Grund und Sinn der Kopfbedeckung von der Schrift zu erklären am Beispiel eines Polizisten, der erst durch seine Uniform glaubhaft machen könne, dass er vom Staat zu hoheitlichen Aufgaben bevollmächtigt wurde. „Und so kann auch eine Ehefrau durch ihre Bedeckung im Gebet beweisen, dass sie von ihrem Ehemann bevollmächtigt wurde, direkt zu Gott beten zu dürfen ohne Hintergehung ihres Mannes. Dadurch verhindert sie, dass ihr Mann als Haupt geschändet werde. Die Engel wiederum achten darauf, ob sich die Frau an diese Regel hält oder nicht“. „Wo steht das in der Bibel mit den Engeln? Das habe ich noch nie so gehört.“ Dann las sie es nach und wurde völlig überzeugt: „Simon, Du kannst Dir nicht vorstellen, wie dankbar ich Dir bin, dass Gott Dich benutzt hat, um mir über diese Frage die Augen zu öffnen. Ab jetzt will auch ich beim Gebet immer ein Kopftuch tragen!“ – „Das freut mich sehr.“ sagte ich.

Zum Schluss erzählte mir Manuela noch, dass die True Light Mission in diesen Tagen in einer Krise sei, da Pastor Vincent Kateregga aus Bukomero ohne Abstimmung mit dem Leiterstab seit einiger Zeit eine eigene Missionsarbeit betreibe, indem er ohne Erlaubnis der TLM-Mission und der Behörden mit dem Bau eines Mehrgenerationenhauses für Waisen und arme alte Leute begonnen habe. Deshalb hat man ihn erst mal seines Dienstes enthoben und wolle morgen Vormittag eine Aussprache mit ihm führen.


Nicht nur buchstäbliche Baufälligkeiten

Nach dem Mittagessen machten wir uns auf, um nach Masajja zu fahren. Zur dortigen Gemeinde gehört die Schule und das Kinderheim, sowie der Neubau eines zweiten Kinderheims. Beim Einsteigen in den Jeep schaute mich Petua ernst an und lächelte nicht mehr, wie sie es sonst tat. Hatte Samson ihr berichtet, dass ich ihre Finanzverwaltung angezweifelt hätte? Auch Ruth fiel ihre ernste Miene sofort auf. Als wir nach anderthalb Stunden in Masajja ankamen, hielten wir zunächst vor dem Haus von Pastor Fredy, der uns zu einer kleinen Erfrischung einlud. Sein Haus war extrem ärmlich, und man erzählte uns, dass es bei Regen regelmäßig durch das Wellblechdach tropfte. Hinzu kam, dass eine der Außenwände aus nicht gebrannten Steinen gemauert wurde und dadurch nicht sehr stabil sei, so dass das Haus bei starkem Regen zusammenstürzen könne. Schwester Manuela erzählte uns, dass Fredy ein ganz demütiger und geistlicher Mensch sei. In der Coronazeit habe man z.B. allen Gläubigen verboten, sich in Kirchen zu versammeln. Pastor Fredy sei aber trotzdem jeden Sonntag zu Fuß hinaufgestiegen zur Kirche, habe die Türen verschlossen und dann stundenlang allein gebetet. Er war vor seiner Bekehrung ein obdachloser Alkoholiker gewesen. Eines Tages sei er nachts in die Kirche von Pastor Katumba gegangen, um seinen Rausch auszuschlafen. Als am nächsten Morgen Gottesdienst war, schlief er während der ganzen Predigt noch immer. Als er dann erwachte, hörte er wie Pastor Katumba dazu aufrief, dass alle nach vorne kommen sollen, die ihr Leben dem HErrn Jesus übergeben wollen. Fredy hatte nur verstanden, dass er nach vorne kommen solle. Noch völlig benommen gehorchte er, ohne zu wissen, was man von ihm wolle. Er sprach brav das Gebet nach und rief den Namen des HErrn an. Augenblicklich wurde er frei vom Alkohol, ließ sich saubere Kleidung und einen Platz zum Schlafen geben und wurde ein treues Kind Gottes. Er ging dann auf eine Bibelschule und wurde Pastor. Zusammen mit John Katumba und dem alten Sam Kiyemba gründeten sie dann schließlich dieses Schulprojekt. Als wir gingen, gab ich dem Pastor eine größere Spende von Geschwistern aus Deutschland.

Als wir kurz danach in der Schule ankamen und ausstiegen, würdigte mich Petua noch immer nicht eines Lächelns. Ihr Bruder Samson erklärte mir, ich könne den Brüdern hier auf dem Schulhof anhand eines Mauerstücks in drei Meter Höhe, wo der Putz abgefallen war, zeigen, wie man eine Wand verputzt. Er hatte einen Sack Zement mitgebracht, den ich dann mit dem vorhandenen Sand mischte. Die Brüder holten mir eine selbstgebaute Leiter, hatten jedoch keinen Eimer, sondern nur einen Kanister, der in der Mitte aufgeschnitten war. Alles war so sehr improvisiert, dass ich schon befürchtete, es würde nicht funktionieren. Selbst die Glättekelle hatte einen wackeligen Griff. Zunächst erklärte ich den etwa 15 Männern den Aufbau einer Putzschicht: „Erst eine dünne Schlämme, dann eine dicke, trockene Mörtelschicht und zum Schluss wieder eine dünne Schicht zum Glätten“. Nun rührte ich den Putz an, stieg mit dem Putzbehälter auf die extrem wackelige Leiter und hatte das Problem, dass ich den schweren Putzbehälter nirgendwo an einem Haken anhängen konnte. Selbst eine Bürste zum Nässen des trockenen Mauerwerks hatten sie nicht, weshalb sie mir einen Becher Wasser hochreichten, den ich an die Wand spritzte zum Befeuchten. Wir mussten alle lachen über all die Improvisation. Dann fing ich an mit dem Verputzten, während alle mir zuschauten. Als der Behälter leer war, stieg der nächste mit neu gefülltem Topf auf die Leiter und setzte das Verputzen fort, wobei er sich äußerst geschickt anstellte. Auch den zweiten gab ich ein deutliches Lob und sagte: „Ihr seht: es ist gar nicht so schwer.“ Anschließend zeigte ich ihnen noch, wie man zum Verputzen einer Leibung ein Schalbrett anlegt, wie man eine Decke verputzt durch Zugabe einer Kunststoffemulsion und was die Ursache für Salzausblühungen sind bzw. wie man eine Horizontalsperre macht. Der Architekt Samson übersetzte jede meiner Erklärungen. Alle waren sehr fröhlich und dankbar für das Gelernte.

Dann ging der Schulleiter Andrew mit uns in einen der Klassenräume, wo wir uns alle um eine lange Tischreihe herumsetzten. Er hielt einen sehr professionellen Vortrag über die soziale Situation in Uganda und speziell über die Not der vielen arbeitslosen Familienväter. Viele ständen unter Druck, weil sie ihren Frauen kein Haushaltsgeld zur Verfügung stellen könnten. Und Liebespaare könnten nicht heiraten, weil der Mann den Brautpreis von umgerechnet mehreren hundert oder tausend Euro nicht aufbringen könne. Man merkte an seiner eloquenten Ausdrucksweise deutlich, dass er mal ein BWL-Studium absolviert hatte. Dann kam er zu seinem eigentlichen Anliegen: Um den etwa 15 Brüdern im Alter von 20 bis 40 Jahren eine gesicherte Arbeit zu ermöglichen, hatte er die Idee, eine Bauhandwerkerfirma zu gründen, die alles aus einer Hand anbiete, zumal es unter den Anwesenden sowohl einen Elektriker, einen Metallbauer und einen Maler gäbe. Um die Leistungen zu bewerben, solle ein kleiner Baumarkt gegründet werden, bei dem es nicht nur um den Verkauf von Werkzeugen, sondern auch um das Gewinnen von Kunden gehe, die sich die Arbeiten selbst nicht zutrauen. Ich fand die Idee gut. Die monatliche Miete einer Halle würde etwa 160 € betragen; und die Ausstattung läge bei ca. 7500 €. Hinzu kämen noch weitere Kosten von etwa 1.400 €, so dass man Spenden oder ein Darlehen bräuchte von etwa 9.000 €. Ich kam mir vor wie ein Bankangestellter, der über die Bewilligung eines Kredits entscheiden muss.

Nun stand ich auf und erklärte den Brüdern, dass wir alle völlig abhängig seien von der Hilfe des HErrn, denn neben der regelmäßigen Spende, die ich jeden Monat an Marlies per Dauerauftrag überweise, kann ich nur Werbung machen für ihr berechtigtes Anliegen, aber Gott müsse die Herzen der Gläubigen berühren. Ich versprach ihnen, alles in meiner Macht Stehende zu tun, um dieses Anliegen bekannt zu machen. Dann erwähnte ich unsere Überlegung, die Schwester Marlies in Zukunft zu entlasten, indem ein deutscher Missionsverein sich um die Verwaltung der eingehenden Spendengelder kümmern könnte. In diesem Moment stand Samson auf und ging hinaus. Musste er bloß auf Toilette? Oder wollte er diese Neuigkeit schnell seiner Schwester Petua mitteilen? Zuletzt fügte ich noch hinzu, dass sie in mir nicht einen Wohltäter sehen sollten, sondern im Gegenteil eher einen Schuldner, denn gemäß dem Wort Gottes sei ich als relativ Reicher vor Gott schuldig, ihnen wenigstens einen Teil meines unverdienten Wohlstands zukommen zu lassen und sie mir deshalb statt Lob lieber Vorwürfe machen sollten, wenn ich dies unzureichend tue. Dann lachten und klatschten alle, so dass es mir wieder unangenehm war, im Mittelpunkt zu stehen. Wir beteten noch gemeinsam und gingen dann hinaus.

Im Hintergrund hörte man die ganze Zeit lautes afrikanisches Getrommel vom Schulhof her. Auf einmal kam Ruth angelaufen und sagte aufgeregt: „Simon, Du musst mal unbedingt schauen, was die Jugendlichen dort im Schulhof machen! Die tanzen dort und wackeln mit ihren Hüften – das ist ja fürchterlich! Wo haben sie so einen gottlosen Tanz bloß gelernt?!“ Ich ging mit Ruth dort hin, aber da hatten sie gerade aufgehört, als ich kam. Ruth sagte: „Das war total dämonisch! Das dürfen die Lehrer nicht erlauben!“

Als wir am Abend endlich losfuhren, fiel mir auf, dass wir in die entgegengesetzte Richtung fuhren. Samson erklärte, dass uns Bruder George zu sich nach Haus zum Abendessen eingeladen hatte. Wieder wurden wir nicht zuvor informiert. Aber sie meinten es ja nur gut. Auch George wohnte in einem ärmlichen Haus, das viel zu klein war für seine 11-köpfige Familie. George hatte neben seinen vier eigenen Kindern noch fünf Waisenkinder aufgenommen, da er selbst mal ein Waisenkind war. Obwohl er mit einer Tochter von Rev. Katumbas verheiratet war und ihnen treu diente, war er nicht in der Leitung des Missionswerkes, „da er aus der Unterschicht kam“ (wie Manuela mir erklärte). Trotz ihrer Armut hatten George und seine Frau uns ein reichhaltiges Abendessen zubereitet mit vielen Getränken. Und als ob dies nicht schon zu viel des Guten wäre, bekamen alle deutschen Geschwister auch noch ein wertvolles Geschenk, nämlich je ein typisch afrikanisches Kleidungsstück und eine schöne Einkaufstasche mit der aufgenähten Silhouette Afrikas. Als wir uns verabschiedeten, gab ich auch ihm eine finanzielle Unterstützung.

 

Verdacht der Veruntreuung

Spät in der Nacht, als wir schon im Bett lagen, rief mich Schwester Manuela an und sagte, dass sie eine Nachricht empfangen habe, die sie ziemlich verunsichert habe. Es handele sich um WhatsApp-Nachrichten von jener Lehrerin, deren Vater Vincent Kateregga vom Missionswerk als Pastor jetzt entlassen wurde, weil er sich beschwert hatte, von ihnen betrogen worden zu sein und deshalb angedroht hatte, geheime Machenschaften von True Light Mission auszuplaudern. Die Tochter namens Teddy habe behauptet, dass die Familie Katumba sich an Spendengeldern bereichert hätte. Wir vereinbarten, am nächsten Tag darüber zu sprechen. Anschließend sprach ich mit Ruth noch lange in der Nacht über diesen ungeheuerlichen Vorwurf. Wie kann es sein, dass Christen Spendengelder veruntreuen! – wenn denn dieser Vorwurf überhaupt zutraf und nicht etwa aus Rachegründen frei erfunden wurde. Aber was wir bisher gesehen hatten, deutete darauf hin, dass der Vorstand von TLM nicht besonders geistlich war, denn immerhin legten sie ja offenbar viel Wert auf Menschenehre und Eigenlob (vergl. Joh.5:44). Wussten sie denn nicht, dass es fleischlich ist? Immer wieder warnte Paulus hier vor dem falschen Rühmen, was schon im AT verpönt war: „Es rühme dich ein anderer und nicht dein Mund, ein Fremder und nicht deine Lippen“ (Spr.27:2). Man musste zwar wirklich anerkennen, dass die Verantwortlichen sehr viel für die Kinder getan hatten in der Vergangenheit und ein großes Werk aufgebaut hatten mit 70 Lehrern und ca. 1000 Kindern, die Monat für Monat versorgt werden mussten. Man bekannte zwar immer, „völlig von Gott abhängig zu sein“, aber warum betonte man immer wieder das bisher Erreichte?

Um 8:00 Uhr klingelte mein Handy. Der kleine Adolf (22) fragte, ob er uns heute in die Innenstadt von Kampala begleiten könne. Wir sagten sofort zu, zumal wir wieder Geld wechseln mussten. Als Adolf kam, stiegen wir mit ihm in eines der Sammeltaxis ein. Es war wieder sehr heiß und ich schwitzte aus allen Poren. Adolf erzählte uns, dass er vom Land käme, aber seine Eltern mit den vielen Kindern überfordert waren. Deshalb verließ er mit 14 Jahren sein Zuhause und zog nach Kampala, um Arbeit zu finden. Zur Schule war er bis dahin noch nie gegangen. Eines Tages im Jahr 2014 wurde er von Pastor John Katumba auf der Straße gefunden. Dieser brachte ihn zu sich nach Hause und ließ ihn fortan bei sich wohnen. Bruder John bezahlte auch die Schulgebühr für ihn, so dass er mit 14 J. eingeschult wurde. Das war der Grund, warum er erst jetzt mit 22 Jahren zum Jahresende die Sekundarstufe beenden würde. Nachdem wir Geld gewechselt hatten, kauften wir ein wenig Obst ein (1 kg Maracuja kosten hier rund 0,40 € und eine große Avocado sogar nur 0,25 €). Der Lärm und die vielen Menschen stressten uns so sehr, dass wir nur noch wegwollten. Auf dem Rückweg erzählte uns Adolf, dass seine Eltern nie eine Toilette besaßen und er ihnen gerne eine Toilette kaufen würde. Seine Eltern hätten ihn bei Besuchen schon gefragt, warum er immer noch nicht in der Lage sei, die Familie finanziell zu unterstützen, zumal er schon so lange in der Stadt lebe. Wir merkten sofort, dass diese Mitteilung eine dezente Form der Bettelei war, aber ich fand es völlig in Ordnung (ich hätte es auch so gemacht). Allerdings würden diese subtilen Bittgesuche in den nächsten Jahren nicht mehr abreißen, zumal viele von mir die Whats-App-Nummer haben wollten, um in Kontakt zu bleiben. Es ist ja unmöglich, alle Wünsche zu erfüllen und schwer, unter den vielen Anliegen die berechtigsten herauszufinden. Selbstverständlich sollte aber auch Adolf eine Spende von uns bekommen, zumal er uns den ganzen Weg begleitet hatte.

Als Ruth und ich am Morgen aufstanden und gemeinsam gebetet hatten, lasen wir das 11.Kapitel von 2.Korinther. Paulus stellte fest, wie leicht sich die Korinther täuschen ließen durch Angeberei oder durch zur Schau gestellte Frömmigkeit und dass er selbst mehr Grund gehabt hätte, sich zu rühmen, und zwar durch all das erlittene Unrecht und Leid – was jedoch eine Torheit gewesen wäre. In der Aufzählung seiner erduldeten Leiden erwähnt er ganz zum Schluss, dass er auch ständig „Sorge um das Wohl aller Gemeinden“ habe (V. 28). Das erinnerte mich sehr an Nehemia, der immer wieder zu Gott sagte: „Bitte gedenke, was ich alles für dieses Volk getan habe“. Die Sorge Nehemias um das Volk Gottes ging sogar so weit, dass er sich mit den treulosen Israeliten prügelte (Neh.13:25 „Ich riss ihnen die Haare aus“) und den Verführern mit Prügel drohte (Neh.13:21). Der Feind war schon damals so rührig, dass – sobald Nehemia sich auch nur für kurze Zeit Dingen widmete – er sofort von hinten angriff, um das Werk Gottes zu zerstören. Aber dies kann er nur, wenn Gott es zulässt. Deshalb war es so wichtig, dass wir auch dieses Werk Gottes hier in Uganda täglich unter den Schutz Gottes stellten, damit der Feind keinen Schaden anrichte. Ich nahm mir deshalb vor, an diesem Tage – wo die Jahresversammlung des TLM-Vereins stattfinden sollte – zu fasten.

Als wir um 9:00 Uhr zum Haus der Katumbas kamen, erzählte uns Manuela, dass sie am Vortag zusammen mit Marlies und den Katumba-Brüdern zur drei Stunden entfernten Grundschule von Bukomero gefahren waren, wo jener Pastor Vincent Kateregga und seine Tochter Teddy ihres Dienstes enthoben wurden. Bei dieser Gelegenheit bezichtigte Vincent noch einmal den True-Light-Mission-Vorstand der Veruntreuung und Vetternwirtschaft. Spät am Abend, als sie auf der Rückfahrt vom Kyankwanzi die vier Stunden nach Hause fuhren, machte die Reisegruppe einen Stopp in Nakwaya, wo die Familiengrabstätte des Katumba-Clans war. Dort, wo jetzt auch das Grab von Pastor John Katumba liegt, hatten die Verwandten vor ein paar Jahren auf einem großen Grundstück in einem Wald ein prächtiges Gebäude errichtet, in dem keiner wohne, sondern das als eine Art Mausoleum mit Übernachtungsmöglichkeit diente für jene, die die Grabstätte besuchen wollten. Wir fragten uns irritiert, von welchem Geld diese Grabanlage eigentlich bezahlt wurde?


Eklat bei der Jahresversammlung

Nach dem Frühstück fuhren wir zu unserem Hotel, wo das heutige Treffen stattfinden sollte. Dann kamen die Vorstandsmitglieder, bestehend aus Martin Sendagi (52), Schwester Petua Katumba (ca. 45), Bruder Samuel Kiyemba (ca. 75), Bruder Andrew Kirya (ca. 40), Schwester Jaqueline Nakirijja (ca.35) und Bruder Samson Kamulegeya (30). Und dann waren natürlich auch wir Deutschen dazu eingeladen, d.h. Marlies Krauss (73), Manuela Singer (58), Ruth und ich. Was mich wunderte war, dass sich die ungandischen Mitarbeiter des Vereins zwar als „TLM board“ bezeichneten, aber dieser Vorstand ansonsten keinerlei Mitglieder hatte, denen er vorstand. Ich fragte mich, ob dieser Vorstand eigentlich je gewählt wurde und wenn ja, von wem? Es gab ja dann gar kein Kontrollorgan. Und wenn von sechs Mitgliedern drei aus der gleichen Familie Katumba sind, nämlich Martin, Petua und Samson, besteht ja gar keine Unabhängigkeit mehr, sondern eher ein Interessenkonflikt. Der Schulleiter Andrew übernahm die Leitung und Moderation des Treffens. Nachdem wir gebetet hatten, hielten die fünf Vorstandsmitglieder der Reihe nach je eine halbe Stunde einen Vortrag über die Aktivitäten im vergangenen Jahr und die Pläne für die Zukunft. Nach 2,5 Stunden machten wir eine kurze Pause. Als mir dann das Wort erteilt wurde, bat ich um Geduld, da es sehr viel gäbe, was wir zu sagen hätten. Zunächst dankte ich den Brüdern für all ihre Mühen. Doch dann begann ich mit meiner Kritik:

Bisher hatten wir nur Erbauliches gehört, aber kein einziges Wort der Ermahnung. Es mag hier einen Mentalitätsunterschied geben, dass wir Deutschen hier etwas rationalistischer sind und mit Lob nichts anfangen können. Entscheidend ist aber, was der HErr sagt, nämlich, dass es unter uns nicht so zugehen soll wie unter weltlichen Herrschern. Wer unter uns groß sein will, soll aller Diener seinMir ist übrigens aufgefallen, dass Ihr hier immer optimistisch den Begriff ‚challanges’ („Herausforderungen“verwendet, wenn ihr eigentlich von ‚Problemen‘ sprechen wollt, so als hättet ihr für alle Probleme schon eine Lösung in der Schublade. Ob sich aber Probleme lösen lassen, hängt nicht zuletzt auch von unserem guten Willen ab. Das Hauptproblem, das mir hier in der Mission aufgefallen ist, ist nicht der Mangel an Geld, sondern der Mangel an Transparenz. Zwar ‚glaubt die Liebe alles und hofft alles‘, aber ‚sie freut sich auch nicht an der Ungerechtigkeit, sondern an der Wahrheit‘. Ihr erwartet von uns, dass wir in Deutschland Werbung für diese Projekte machen und den Gläubigen von Euren Bedürfnissen berichten. Aber auch wir als deutsche ‚Delegation‘ haben Bedürfnisse, die Ihr bisher nicht wirklich ernstgenommen habt. Z.B. ist es in jedem Unternehmen und Verein üblich, dass es eine Jahresbilanz gibt, in die jeder Einblick nehmen kann, um sie zu prüfen. Zudem sollte es auch immer Abstimmungen geben über Entscheidungen, welche Projekte Priorität haben sollten, wieviel jeder an Lohn bekommen oder wer in den Vorstand gewählt werden sollte. In Apg.6:3 lesen wir, dass jeder, der Spenden verteilt, ein gutes Zeugnis haben und voll Heiligen Geistes sein muss. Wir als Deutsche, die wir seit Jahren für diese Arbeit spenden, sollten auch ein gewisses Mitspracherecht haben über die Verwendung der Spenden. Wir möchten auch nicht nur informiert werden, sondern auch direkt einbezogen werden in alle finanziellen Entscheidungen.

Als Letztes möchte ich erwähnen, dass der Abgeordnete eines Parlaments seine Einkünfte offenlegen muss und normalerweise kein Recht hat, auch noch aus anderen Quellen Einkünfte zu beziehen. Wir aber wissen nicht, wieviel Einnahmen Ihr über unsere Spenden hinaus noch von anderen bekommt. Ihr kennt ja das Gleichnis, wo der HErr von Seinen Knechten Rechenschaft fordert, und so seid auch Ihr uns gegenüber verpflichtet, eine saubere Buchhaltung vorzulegen, um zu prüfen, ob alle Spenden in der Vergangenheit wirklich nur den Projekten zugutegekommen sind. Der HErr Jesus hat Augen wie Feuerflammen und sieht auch in das Verborgene. Deshalb sagt Er: ‚Ich kenne deine Werke!‘ Aber wir haben solche Augen nicht, und deshalb müssen wir kontrollieren…“ Hier unterbrach mich Manuela und berichtete über die strengen Regeln, die es in dem Hilfswerk Tabita gibt, für das sie selbst arbeitet, wie sie für jede Ausgabe Rechenschaft geben muss. „Es geht nicht darum, dass wir Euch nicht vertrauen würden, sondern dass wir nun mal dazu verpflichtet sind. Gerade WEIL wir als Christen unter ständigem Beschuss stehen, ist es wichtig, dass jeder allezeit Einblick haben kann in unsere Bücher. Ich muss nicht nur gegenüber Gott Rechenschaft geben, sondern auch gegenüber den Spendern und den Behörden, dass alles ordnungsgemäß und sinnvoll verwendet wird.“

Nun ergriff Martin Sendagi das Wort: „Während all der Jahre, die unser seliger Vater dieses Werk hier aufgebaut hat, bestand der Vorstand nur aus ihm und Bruder Sam. Sie brauchten niemandem ihre Treue beweisen, weil jeder sah, dass sie Männer Gottes waren. Heute aber ist dieses Werk so groß geworden, dass wir selbstverständlich eine saubere Buchführung haben, die jeder prüfen kann…“ Auf meine Nachfrage hin, griff Martin in seine Aktentasche und holte die Einnahme-Überschuss-Abrechnung der letzten fünf Jahre hervor, die detailliert in vielen Kostenarten untergliedert war und unten den jeweiligen Saldo auswies, wie sich’s gehört. Dieser Punkt war damit abgehakt. Nun kam ich zum nächsten Punkt: „Jeder größere Konzern hat einen Buchprüfer, der Erfahrung hat, um Auffälligkeiten in den Bilanzen zu entdecken.“ – „Aber dafür haben wir doch einen Schatzmeister!“ entgegnete Martin. „Nein, ein Schatzmeister verwaltet ja lediglich die Gelder, aber er kann sich ja schließlich nicht selbst kontrollieren. Es muss eine andere Firma sein, die ihn überprüft.“ – „Aber das kostet alles unnötig Geld.“ – „Das spielt aber doch keine Rolle, denn es ist unverzichtbar!“ Jetzt schaltete sich Petua ein: „Bisher hatten wir mit Schwester Marlies nie Probleme. Sie hat uns immer vertraut, weil sie gesehen hat, wie treu und verantwortungsbewusst wir mit den Spendengeldern umgehen. Wir haben uns nie bereichert und haben ein reines Gewissen vor Gott. Jede einzelne Ausgabe konnten wir nachweisen.“ – Ich fragte: „Aber was ist z.B. mit jenem Mausoleum, das ihr gebaut habt. Mich würde interessieren, wie Ihr Euch dieses pompöse Gebäude auf dieser parkähnlichen Grabanlage überhaupt leisten konntet und wieviel Ihr eigentlich verdient.“ Nun wurde die Stimmung deutlich aufgeregter. Martin konnte kaum an sich halten:

Dieses Haus ist von den Clan-Mitgliedern finanziert worden. Wir sind ein Clan von 200 Leuten!“ – „Und sind alle gläubig?“ – „Ja, natürlich!“ – „Und warum muss es so ein luxeriöses Haus sein? Ihr seid doch Christen und solltet bescheiden leben.“ – „Bruder Simon, Du bringst jetzt alles durcheinander! Wir Ugander ehren unsere Älteren, unsere Vorfahren.“ – „Ja, ist ja gut. Aber dann müsste es unter euch ja viele Reiche geben, dass Ihr Euch solch ein Gebäude leisten konntet. Es kann doch nicht angehen, dass es deutsche Mütterchen gibt, die von ihrer kleinen Rente für Eure Mission spenden, wenn Ihr selbst so viel Geld habt, Euch solch ein Haus zu leisten, anstatt das Geld für Eure Mission zu verwenden. Der HErr sagt: ‚Lass die Toten ihre Toten begraben‘.“ – „Bruder Simon, wir leben hier in Afrika. Hier gibt es einen kulturellen Unterschied. Bei uns ist es üblich, dass Menschen die Gräber besuchen, um ihre Eltern zu beweinen. Und das machen sie bis zu zwei Wochen lang und übernachten dann beim Grab.“ – „Das mag ja alles sein. Aber wir sollen uns nicht dieser Welt anpassen oder nach dem von den Vätern überlieferten Traditionen wandeln, sondern anhand der Schrift prüfen, was der gute, wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist (Röm.12:2). Gideon hat sich am Ende seines Lebens auch etwas bauen lassen, was ihm schließlich zum Verhängnis wurde. Wenn Ihr alle gläubig seid, dann solltet Ihr doch erkennen, dass dieses Mausoleum ein Gräuel vor Gott ist!“ – „Simon, Du mischt Dich hier gerade in etwas ein, das Dich nichts angeht. Es ist unsere Kultur…“ – „Wir glauben aber nicht an Kultur, sondern an die Bibel! Es kann doch nicht sein, dass hier Kinder am Verhungern sind und ihr das Geld für solchen Schnickschnack ausgebt. Das ist doch totale Geldvergeudung! Ich kann unmöglich Gläubigen empfehlen, Ihr Geld für Leute wie Euch zu spenden, wenn Ihr Geld für so stumpfsinnige Dinge ausgebt.“ Nun war Martin völlig aufgebracht und schnaubte vor Wut: „STUMPFSINNIG?! WIE REDEST DU MIT UNS?! Wir ehren das Andenken eines heiligen Mannes Gottes! Wenn Du so herablassend von unserem Vater redest, dann wollen wir Deine Unterstützung nicht mehr! Was bildest Du Dir eigentlich ein!!!“ Martin war aufgestanden und wollte gehen. Nun redeten alle laut durcheinander. Manuela versuchte, die Gemüter zu beruhigen: „Please, calm down!“ Aber alle ergriffen gleichzeitig das Wort und redeten auf mich ein.

Erst nach mehreren Minuten gelang es Bruder Andrew, sich Gehör zu verschaffen: „Als wir dieses Treffen heute mit einem Gebet begonnen hatten, waren wir uns einig und hatten Vertrauen zueinander. Ihr habt in diesen Tagen all die Werke gesehen mit Euren eigenen Augen, die mit Euren Spenden in all den Jahren aufgebaut wurden. Wir haben diese Kinder auferzogen und ernährt – all das hat viel Geld gekostet. Ihr habt auch gesehen, dass wir selbst in bescheidenen Verhältnissen wohnen. Eure Unterstützung hat uns über Wasser gehalten, aber es blieb nie etwas übrig. Rechnet doch nur mal: Jeder der 70 Lehrer bekommt im Monat 350.000 Schillig (95,- €). Das sind allein schon knapp 25 Millionen UGX (6.600,- €) jeden Monat. Dann kommen die Bauprojekte, die laufenden Kosten für Schulspeisung, Schulkleidung, Ausstattung – wo sollte da noch Geld übrigbleiben? Es hat immer nur gerade so gereicht. Trotzdem sind wir Gott und Euch dankbar. Warum aber hört ihr auf böse Gerüchte?“ – „Ich beurteile nur das, was ich sehe,“ antwortete ich. Und an Schwester Petua gewandt, fuhr ich fort: „Ich gebe mal ein Beispiel: Schwester Petua, darf ich Dich fragen, wie Du 1.Petr.3:3 verstehst?“ Ich schlug die Stelle auf und las vor: „…deren Schmuck nicht der äußere sei durch Flechten der Haare und Umhängen von Gold oder Anziehen von Kleidern“.

Eine ungewöhnliche Stille setzte ein, so dass ich weitersprach: „Die Schrift sagt auch, dass Frauen sich nicht über Männer erheben sollten. Vielmehr sollten sie sich unterstellen und sich bescheiden geben. Das sehe ich aber nicht bei Dir. Wenn Du mir sagst, dass Du wiedergeboren bist, dann hätte der Heilige Geist Dir gezeigt, dass die Art, wie Du Dich kleidest, nicht biblisch ist. Ich habe noch nie eine echte Christin in Deutschland gesehen, die sich so aufgetakelt anzieht wie Du.“ Inzwischen hatte Martin sich wieder beruhigt und antwortete: „Simon, Du solltest Dich wirklich mehr für unsere Kultur interessieren. Wir haben unsere Väter und Brüder unter Idi Amin verloren. Sie wurden grausam ermordet. Nur wenige haben überlebt. Daher haben wir hier eine überwiegend weibliche Bevölkerung, weil unser Land über Jahre von Kriegen heimgesucht wurde. Deshalb gibt es hier sogar weibliche Gemeindeleiterinnen. Es waren Frauen wie Marlies, die mich durch Spenden studieren haben. Wir haben hier einfach zu wenig Männer in unseren Gemeinden! Tausende sind an AIDS gestorben, haben ihre Väter verloren und sind als Waisen aufgewachsen.“ – Ich erwiderte: „Gott kann über ein Land Gericht verhängen, wenn es von Seinen Geboten abgewichen ist, und es verheeren. Aber die Lösung kann dann nicht sein, dass man sich mit dem Gericht abfindet, sondern dass man umkehrt zu Seinem Schöpfer und nach Seinem Willen fragt. Wenn wir Seinem Wort gehorchen, wendet Er alles zum Guten.“


Strategische Konfliktvermeidung trotz aller Verdachtsmomente

Inzwischen waren 4,5 Stunden vergangen. Wir brachen die Unterredung ab, um zum Haus Katumba zu fahren, wo wir eine Mahlzeit einnehmen sollten. Als wir dort ankamen, war zu meiner Überraschung jener Pastor Vincent Kateregga mit seiner Tochter gekommen. Wir ahnten schon, dass es jetzt erst richtig hoch her gehen würde. Und so war es dann auch. Ich befragte ihn über all die Vorwürfe, die er der Familie Katumba gemacht hatte bezüglich Veruntreuung, aber er ging überhaupt nicht auf meine Fragen ein, sondern wiederholte einfach nur seine Behauptung, dass sie „lügen“ würden. Darauf prasselte es nur so an Vorwürfen gegen Bruder Vincent, dass er dies einfach nur ins Blaue hinein behaupte, dass er böse Gerüchte verbreite, dass er von Anfang an nur Probleme bereitet und auch ein sehr schlechtes Zeugnis habe usw. Man habe ihn die ganze Zeit nur geduldet, weil Pastor Katumba ihn eingestellt hatte, aber dass man nun endlich die Nase voll habe von ihm. Vincent Kateregga machte sich keine Mühe, die Vorwürfe gegen ihn zu entkräften, sondern er wiederholte bloß immer wieder, dass man ihn in den letzten Monaten um seinen Lohn geprellt habe und er deshalb TLM nötigenfalls verklagen wolle. Nun stand ich wirklich in einem Dilemma: einerseits sollten all die gegenseitigen Vorwürfe unbedingt aufgeklärt werden, um nicht leichtfertig der einen oder anderen Seite zu glauben (2.Mo.23:1-3). Andererseits sah ich kaum eine realistische Chance, herauszufinden, welcher der beiden Seiten lügt und betrügt. Gott musste die Wahrheit ans Licht bringen, und wir sollten Ihn darum anflehen. Da aber die Verhandlungen an jenem Tag schon fast neun Stunden andauerten, entschloss ich mich, der TLM erstmal einen Vertrauensvorschuss zu geben und sagte zu Pastor Martin Sendagi vor allen: „Ich würde gerne mit Dir und der Mission eine Vereinbarung treffen. Tatsächlich ist es schier unmöglich, die Verwendung der Mittel zukünftig bis ins Letzte zu kontrollieren; denn wenn jemand betrügen will, findet er immer einen Weg. Ein Christ aber weiß, dass es ein schweres Verbrechen ist, sich an dem, was für Gott geheiligt wurde, zu bereichern, es wäre gleichsam so, als würde er Gott bestehlen. Wir aber wollen euch glauben und euch nicht mehr anlasslos verdächtigen. Deshalb möchte ich mit Dir, lieber Martin, einen Bund schließen vor Gott. Versprich mir, dass Du immer treu sein wirst mit der Verwaltung der Gaben, und ich verspreche Dir, dass ich Dir in Zukunft immer vertrauen werde. Denn Vertrauen macht die ganze Zusammenarbeit um so unendlich viel leichter.“ Er reichte mir die Hand und sagte: „Ja, ich verspreche es!“ Dann umarmten wir uns und besiegelten damit die Vereinbarung.

Am letzten Tag unserer Reise hatte ich mich vormittags mit ein paar Brüdern zu einer kleinen Bibelstunde verabredet. Es kamen Bruder Brian (28), Bruder Jotham (26), Bruder Peter (30) und Bruder Reagan (25). Wir begannen mit der Frage, woran man eigentlich einen wiedergeborenen Christen erkennen könne. Ich berichtete ihnen, wie Gott mich acht Jahre zuvor errettet hatte und sich in der Folge mein Leben völlig verändert habe. Dann vereinbarten wir eine Fragestunde. Bruder Brian wollte zunächst wissen, ob es aufgrund von Gal.5:2-4 noch Hoffnung für sie gäbe, denn da sie alle vor ihrer Bekehrung Muslime waren, seien sie auch alle beschnitten worden, jedoch gegen ihren Willen. Dann fragte mich Jotham, ob wir als Christen Schweinefleisch essen dürften, da es ja auch im Alten Testament verboten war. Zuletzt fragte mich Bruder Reagan, ob es aufgrund von Jer.29:5-6 stimmen würde, dass man erst ein eigenes Haus haben müsse, bevor man heiraten darf, denn dort steht: „Bauet Häuser und bewohnet sie … Nehmet Frauen und zeuget Söhne und Töchter“. Ich musste schmunzeln und war sehr überrascht, auf was für Ideen manche Gläubige kamen. „Von einem jungen Christen zu verlangen, dass er erst ein eigenes Haus besitzen müsse, um heiraten zu dürfen, käme nahezu einem Heiratsverbot gleich, denn das können sich ja die allerwenigsten leisten. Gott hat die Ehe aber auch zum Schutz vor Hurerei befohlen, weshalb sie absoluten Vorrang hat. Diese Stelle hier ist völlig aus dem Zusammenhang gerissen und stellt auch keine Reihenfolge in der Lebensführung dar.“ Am Ende baten mich die Brüder, dass ich doch regelmäßig Audio-Andachten halten möge, um ihnen diese auf Englisch über WhatsApp zuzusenden. Am Nachmittag feierten wir im Hause Katumba noch einen Abschiedsgottesdienst mit vielen Liedern, bevor wir zum Flughafen nach Entebbe gefahren wurden. Um 23:30 Uhr hob das Flugzeug schließlich ab in die Heimat, wo wir am nächsten Tag vormittags wohlbehalten ankamen. Dem HErrn sei Dank!

 

 

Gibt es bei Gott einen Plan B ?

 

„‘Und nun lass mich, damit mein Zorn gegen sie entbrennt und ich sie vernichte! Dich aber will ich zu einer großen Nation machen.‘  Mose jedoch flehte den HERRN: ‚…Lass ab von der Glut Deines Zornes und lass Dich das Unheil gereuen, das Du über Dein Volk bringen willst!  Denke an Deine Knechte Abraham, Isaak und Israel, denen Du bei Dir selbst geschworen…‘ Da gereute den HErrn das Unheil, von dem Er gesagt hatte, Er werde es Seinem Volk antun.“   (2.Mose 32:10-14)

 

Geliebte Geschwister im HErrn!

Als ich vor sechs Jahren mal im Gottesdienst bei Pastor Olaf Latzel saß, sagte dieser zum Ende seiner Predigt: „Die Bibel lehrt sowohl die Auserwählung als auch den freien Willen. Diese Konzepte widersprechen sich im Grunde, und dieser Widerspruch lässt sich nicht auflösen. Wir müssen ihn aushalten.“ Als dann der Gottesdienst zu Ende war, ging ich rüber zu meinem Freund Florian und sagte: „Das ist doch ungeheuerlich! Wie kann er sagen, dass sich dieser Widerspruch nicht auflösen lasse, nur weil ER ihn nicht auflösen kann! Es gibt keine Widersprüche in der Bibel!“ Florian entgegnete: „Wir müssen alle lernen, dass wir eben nicht alles verstehen können und dann einfach mal die Geheimnisse Gottes so stehen lassen. Wir müssen nicht alles wissen!“ – „Ja, aber das, was Gott uns geoffenbart hat, sollen wir doch wissen und uns nicht einfach mit unserer Unkenntnis abfinden. Ich sehe nämlich sehr wohl eine Auflösung dieses Widerspruchs!“ – „Und der wäre?“ fragte Florian. „Gott will, dass alle Menschen errettet werden, aber es sollen nicht alle während ihres Lebens errettet werden, sondern nur die Auserwählten. Trotzdem werden sie nicht besser behandelt, sondern alle müssen wir Leid erfahren. Wir Christen sind die Erstlingsfrucht Seiner Geschöpfe laut Jakobus. Aber am Ende der Zeit werden alle Menschen bei Gott sein.

Sofern es den Heilsplan Gottes angeht, sehe ich das auch heute noch so. Aber neben den drei Positionen Auserwählung, freier Wille und Allversöhnung sehe ich heute noch eine vierte Variante des Handelns Gottes, über die sich nur sehr wenige Theologen sich bisher Gedanken gemacht haben. Es handelt sich um das Konzept des sog. „offenen Theismus“, d.h. die Lehre vom offenen Ausgang. Hierbei geht es um die Frage, ob die Zeitpunkte bei Gott schon alle bis ins Detail festgelegt sind wie bei einer Märklin-Eisenbahn, die immer ihre festgelegten Runden drehen muss, oder ob Gott entschieden hat, die Zukunft teilweise offen zu lassen, um auf das veränderte Verhalten des Menschen einzugehen bzw. zu reagieren. Mit anderen Worten: Gibt es bei Gott einen alternativen Plan, sozusagen einen „Plan B“? Auf diesen Gedanken kam ich lange bevor ich erfuhr, dass es dafür bereits ein ganzes Lehrsystem gibt, da längst auch andere auf diese Idee stießen. Heute bin ich davon überzeugt, dass diese Position biblisch gut belegt ist, was ich im Folgenden beweisen will:

  1. Das Reagieren Gottes auf Ungeplantes

Man könnte denken, dass es die Allwissenheit Gottes infrage stellen würde, wenn man annimmt, Gott könnte zulassen, dass ein von Ihm gefasster Plan vom Menschen vereitelt werden könnte. Tatsächlich aber begegnet uns dieses Reagieren Gottes auf Veränderungen in der ganzen Bibel, angefangen vom Sündenfall bis hin zum Handeln Gottes mit Israel. Dabei stellt sich z.B. die Frage, ob Gott nur geblufft hatte, als Er zweimal zu Mose sagte, dass Er das ganze Volk vernichten wolle und noch einmal ganz neu anfangen wolle mit Mose: „Siehe, es ist ein hartnäckiges Volk; und nun lass Mich, dass Ich sie vernichte; dich aber will ich zu einer großen Nation machen“ (2.Mo.32:9-10). „Wie lange mich dieses Volk verachten … Ich will es mit der Pest schlagen und es vertilgen; und Ich will dich zu einer Nation machen, größer und stärker als sie.“ Hat Gott Seinen Knecht hier angelogen? Nein, denn Gott kann nicht lügen (Tit.1:2). Demnach hat Gott es hier genau so gemeint, wie Er es sagte. Dass Er es am Ende doch nicht tat, war dem Eingreifen Moses zu verdanken, der ja ein „Freund Gottes“ war (Jak.2:23, 4.Mo.12:7-8). Uns mag der Gedanke Beängstigen, was passiert wäre, wenn Mose nicht versucht hätte, Gott umzustimmen. Aber für Gott ist dies überhaupt kein Problem gewesen, wie Er es ja auch in Jer.18:2-10 selbst bezeugt.

Menschen durchkreuzen ständig den Ratschluss Gottes, wie der HErr es z.B. in Luk.7:30 bezeugt: „Die Pharisäer aber… machten in Bezug auf sich selbst den Ratschluss Gottes wirkungslos, indem sie nicht von Ihm getauft worden waren“. Trotzdem ist Gott kein scheiternder Gott, sondern eher wie ein Schachspieler, der alle möglichen Züge des Gegners im Voraus kennt und genau weiß, wie Er auf diese reagieren muss: Ein gutes Beispiel ist die Geschichte Jonas, wo wir gleich zweimal ein Reagieren Gottes auf Unerwartetes beobachten: Erst war es Jona, der versucht hatte, Gottes Plan zunichtezumachen, indem er statt nach Ninive einfach in die entgegengesetzte Richtung reiste, um Seine Weigerung zum Ausdruck zu bringen. Und später war es Ninive, dass sich mit dem Urteil Gottes nicht abfinden wollte, sondern als Ganzes Buße tat, um Gott umzustimmen. Gott ließ den Eigenwillen Jonas jedoch nicht durchgehen, war aber bereit, sich noch einmal der Stadt Ninive zu erbarmen. Hier können wir etwas Entscheidendes lernen: Gott ändert Seinen Plan nie zum Bösen, wohl aber zum Guten! Nirgendwo in der Bibel steht, dass wir die Gerichtsabsichten Gottes nicht verstehen können (Jes.26:8-9), sehr wohl aber wird bezeugt, dass wir die Liebe und das Erbarmen Gottes nicht fassen können (Eph.3:19). So bezieht sich auch Jes.55:9 nicht auf das Gericht Gottes, sondern auf Seine Vergebung (Vers 7), weil dessen Ursache unser Denken übersteigt.

  1. Die beste aller möglichen Welten

Der gläubige Universalgelehrte Gottfried W. Leibniz (1646-1716) postulierte 1710 in seinem Werk über die Theodizee („Gottesgerechtigkeit“), dass diese unsere Welt unter allen Abwägungen Gottes „die beste aller möglichen Welten“ sei, auch wenn sie Böses enthalte. Nach dieser Vorstellung hätte Gott theoretisch auch andere Welten erschaffen können mit ganz anderen Geschichtsverläufen. Aber nur der jetzige Weltlauf wurde auch allen notwendigen Anforderungen gerecht, weshalb sich Gott für diesen entschied. Diese These beantwortet die Frage, warum z.B. der HErr Jesus erst 4000 Jahre nach der Schöpfung auf die Erde kam, um das Evangelium zu verkünden, obwohl Sodom nie zerstört worden wäre wegen der Umkehr ihrer Bewohner, wenn sie damals schon all die Zeichen und Wunder gesehen hätten (Mt.11:23). Denn eigentlich müsste man doch fragen, warum die Wunderwerke Jesu nicht schon damals unter ihnen geschehen sind, um sie zu erretten, da Gott ja dann schuld wäre, dass sie nicht errettet wurden. Diese scheinbare Ungleichbehandlung oder Unfairness wird nach den Worten Jesu dadurch ausgeglichen, dass sie „es ihnen erträglicher ergehen wird am Tage des Gerichts“, indem ihre Haftzeit verkürzt wird (Mt.10:15, 11:24, Hes.16:53).

Als ich noch Atheist war, hatte ich den Eindruck, dass es im Christentum immer irgendeine Ausrede gibt, mit der man versucht, das Sinnlose und Grausame in der Natur göttlich zu verbrämen, indem sofort von „Prüfungen“ oder „Zucht“ die Rede ist, wenn Gläubigen Unheil widerfährt. Heute ist mir jedoch klar geworden, dass wirklich alles im Leben einen Sinn ergibt und wir Gottes gütliches Handeln verstehen können, wenn wir es nur wollen: Krankheiten, Naturkatastrophen und andere „Schicksalsschläge“ sind nicht nur Folge der gefallenen Schöpfung, sondern Erziehungsmethoden Gottes, damit wir Geduld, Vertrauen und Barmherzigkeit erlernen. Wenn alles immer glatt laufen würde, hätten wir nie Gelegenheit, all das anzuwenden, was wir im Wort Gottes schon gelernt haben und unser Glaube würde allmählich verkümmern und verschwinden wie eine Fremdsprache, die wir zwar mal erlernt aber nie anwenden konnten. Alles, was nicht gefordert wird, das schrumpft; aber alles, was gefordert wir, das wächst. Wenn allein das Glück der von Gott gewollte Lebenssinn wäre, hätte Er uns ja auch gleich ins Paradies nehmen können. Wenn es kein Leid gäbe, könnten wir keine Freude empfinden; und wenn es z.B. keine Vulkane gäbe, gäbe es auch keine fruchtbare Erde.

  1. Hätte Judas sich auch weigern können, Verräter zu werden?

Ja selbstverständlich. Und dennoch war die Wahrscheinlichkeit hoch, dass er derjenige sein würde, von dem David vorhersagte: „Der mein Brot aß, hat die Ferse gegen mich erhoben“ (Ps.41:10, vergl. Joh.13:10). Und wenn Judas seinen Plan zum Verrat verworfen hätte, dann hätte Gott rechtzeitig noch einen anderen gefunden, der die dreißig Silberstücke ins Haus des HErrn geworfen hätte, wie es der Prophet Sacharja vorausgesagt hatte (Sach.11:12-13, vergl. Mt.27:9-10). Gott hatte den Judas nicht geschaffen, um Verräter zu werden, aber Er wusste, dass Judas es sein würde, weil er ein Dieb war und damit habsüchtig und gewissenlos (Joh.12:6). Aber Gott hatte Judas nicht zum Dieb gemacht, sondern er sich selbst. Die ganze Judasgeschichte lässt sich nur durch den offenen Theismus sinnvoll erklären. Und Judas steht exemplarisch für die gesamte Passionsgeschichte, an der ja auch viele andere beteiligt waren wie etwa Kaiphas, Herodes, Pilatus und jene Juden, die die Volksmenge anstifteten für Barabbas zu stimmen. Alles geschah freiwillig, und dennoch war es zwangsläufig. Sogar der zukünftige Antichrist wird alles, was er tut, freiwillig tun, und dennoch hat Gott es vorhergesehen. Es handelt sich hier um eine göttliche Wahrscheinlichkeitsberechnung mit einer Trefferquote von deutlich unter ± 5%. Man könnte auch von „Vorherahnung“ sprechen.

Ich selbst erlebe es im Alltag als Malermeister ähnlich: Wenn ich morgens in die Werkstatt komme und meinen Mitarbeitern die Kundenaufträge aushändige, dann „weiß“ ich, dass sie diese auch zu meiner Zufriedenheit ausführen werden. Und wenn mal etwas schief geht, dann bringen sie oder ich es wieder in Ordnung. Gleiches gilt aber auch im Schlechten: Letztens habe ich einen Lehrling aus Afghanistan eingestellt, der faul war und schon nach 10 Tagen vorgab, „krank“ zu sein. Ich ließ ihn jedoch nach einer ersten Verwarnung noch zehn weitere Tage bei mir arbeiten, weil ich ahnte, dass er mit Sicherheit wieder demnächst einen Tag blau machen würde, um ihn erst dann mit besserer Begründung wieder zu entlassen, wie es dann auch geschah. Ähnlich verhielt sich auch der weise König Salomo, nachdem sein Vater David ihm auf dem Sterbebett sagte: Sorge dafür, dass Simei, der mich verfluchte, nicht ungestraft davon komme trotz des Schwurs: „Du bist ein weiser Mann und wirst wissen, was du ihm tun sollst“ (1.Kön.2:9). Und da Salomo wusste, dass Simei nicht auf Dauer das Gebot befolgen würde, stellte er ihm eine entsprechende Falle.

  1. Hätte auch Hiob oder gar der HErr Jesus Gott enttäuschen können?

Ja, aber nur in der Theorie. Denn wenn dies wirklich im Bereich des Möglichen gewesen wäre, wäre Gott das Risiko gar nicht erst eingegangen. Gott wusste, dass Er sich auf Hiob verlassen konnte und war deshalb bereit, diese „Wette“ mit dem Teufel einzugehen. Und Gott wusste ebenso, dass Sein geliebter Sohn, Sein treuer Knecht, Ihn nicht enttäuschen würde, sondern alles ausrichtet, wozu der Vater Ihn gesandt hatte (Jes.55:11). Der HErr Jesus war nicht gezwungen, für uns zu sterben, sondern tat es freiwillig aus Liebe: „Niemand nimmt es (das Leben) von Mir, sondern Ich lasse es von Mir selbst. Ich habe Gewalt, es zu lassen, und habe Gewalt, es wiederzunehmen…“ (Joh.10:18). Sogar noch im Garten Gethsemane bat der HErr den Vater, dass „WENN ES MÖGLICH IST, der Kelch doch an Ihm vorübergehe“, d.h. wenn es noch eine andere Möglichkeit gäbe, die Welt zu erretten. Aber da es keine andere Möglichkeit gab, fügte der HErr sich freiwillig, um den Willen Seines Vaters zu tun und um uns dadurch ein Vorbild zu geben.

Es gibt ja nicht nur in der Katholischen Kirche, sondern auch innerhalb der Reformierten und der Brüderbewegung einige Vertreter wie etwa J.N. Darby und C.I. Scofield, die der Ansicht waren, dass der HErr Jesus aufgrund Seiner göttlichen Natur gar nicht in der Lage war, zu sündigen (die sog. Impaccibilitätslehre). Aber dann würde das Wort nicht zutreffen, dass Er „in ALLEM den Brüdern gleich werden musste“ (Hebr.2:17) und könnte uns auch nicht wirklich ein Vorbild sein, da wir diese göttliche Begabung des Nicht-Sündigen-Könnens ja selbst nicht besitzen. Der HErr Jesus ist aber „in allem versucht worden wie wir, doch ohne Sünde (geblieben)“ (Hebr.4:15). Die Versuchung entspringt aber den eigenen Begierden (Jak.1:13-14), die demnach auch der HErr hatte, ohne dass Er diesen nachgab. Im Garten Gethsemane, tat Er durch das Beten und Flehen genau das, was Er auch uns empfiehlt, damit wir nicht in Versuchung fallen (Luk.22:42-44).

  1. Können wir durch Gebet und Fürbitte die Zukunft mitgestalten?

In Matth.24:20 gebietet uns der HErr Jesus, dass unsere „Flucht nicht im Winter geschehe, noch am Sabbath“. Ich weiß nicht, wer außer mir sonst noch dieses Gebetsanliegen vor Gott gebracht hat; aber offensichtlich hat sich Gott hier noch nicht festgelegt, wann genau dieses zukünftige Ereignis stattfinden soll und gibt uns die Chance, durch unser Gebet, diesen Zeitpunkt mit zu gestalten. Beim Lesen der Bibel finden wir immer wieder Beispiele, wie Männer Gottes durch ihr Gebet den Verlauf der Dinge geändert haben, angefangen bei Abrahams Fürbitte für Sodom (1.Mo.18:22-33), Josuas Bitte um einen Stillstand der Sonne (Jos.10:12-14), Hannas Bitte um einen Sohn (1.Sam.1:10-20), Hiskias Bitte um Lebensverlängerung (2.Kön.20:1-6), das Gebet der Gemeinde für Petrus (Apg.12:5-17), Paulus Bitten für die Gemeinden (Phil.1:9-11, Kol.1:9-12), das Gemeindegebet wegen der Verfolgung und die Bitte um Freimütigkeit (Apg.4:23-31) und vor allem das Gebet des Elia, dass Feuer und später Regen vom Himmel fallen möge (Jak.5:16-18).

Obwohl Gott eigentlich nicht auf uns angewiesen ist und auch schon vorher weiß, was wir brauchen, ehe wir Ihn um etwas bitten (Mt.6:8+32), möchte Gott erbeten werden und ist sogar bereit, die Entscheidungen Seiner Diener als Seine eigenen zu bestätigen (Mt.18:18). In Jes.44:26 heißt es: „Der das Wort Seines Knechtes bestätigt und den Ratschluss Seiner Boten vollführt“. Das muss man sich mal vorstellen! Wenn wir wie der HErr allezeit das tun, was Gott wohlgefällt, dann lässt Gott uns nie im Stich, sondern erfüllt uns jeden Wunsch, so wie beim HErrn Jesus (Joh.8:29). Wir haben also durch unsere Gebete Einfluss auf die Zukunft! Wie viele Weltereignisse sind allein durch das Gebet von Gläubigen gewirkt worden! Ohne diese Gebete wäre Vieles anders gelaufen. Unsere Fürbitte hätte ja auch gar keinen Sinn, wenn wir nicht glauben würden, dass sie einen entscheidenden Einfluss auf das Geschehen hätten. Wenn wir den Vater z.B. nicht um Arbeiter bitten, die Er in Seine Ernte senden möge, dann passiert es auch nicht (Luk.10:2). Aber auch viele der Gerichtsankündigungen Gottes können wir durch unsere Fürbitte noch abwenden, wenn wir nur einen Glauben wie Mose hätten (2.Mo.32:9-14, 4.Mo.14:13-20).

Seid der Gnade des HErrn befohlen!
Euer Bruder Simon

 

Wie die Medien durch ihre Lügen die Demokratie gefährden

 

 

„Glückselig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen und jedes böse Wort lügnerisch gegen euch reden werden um Meinetwillen.“ (Mt.5:11)

 

Liebe Geschwister im HErrn Jesus,

seid herzlich gegrüßt und gesegnet von unserem himmlischen Vater!

Es gab einmal eine Zeit, in der Medien wahrheitsgemäß berichteten. Damals wurde das Andenken Verstorbener noch geehrt und nicht verunglimpft (was übrigens nach §189 StG sogar eine Straftat ist !). Bei der Ermordung von Charlie Kirk (31) am 10.09.25 haben unsere deutschen Medien überdeutlich bewiesen, dass es ihnen in erster Linie schon lange nicht mehr um Berichterstattung geht, sondern um die Verteidigung einer bestimmten Erzählung, die mit der Realität nichts mehr zu tun hat. Da Charlie Kirk ein Glaubensbruder war, der aus meiner Sicht als Märtyrer starb, und da es auch heute immer noch Geschwister gibt, die sich hauptsächlich oder z.T. sogar ausschließlich durch den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk (ÖRR) informieren, scheint es mir notwendig, diese posthume Hetze gegen einen Verfechter der Wahrheit als Lügenkampagne zu entlarven.

Ein Nachruf auf Charlie Kirk (1993-2025)

Wer war Charlie Kirk? Er war ein junger Christ, der auf eine berufliche Karriere verzichtete und seine rhetorische Schlagfertigkeit einsetzte, um den sich immer weiter ausbreitenden, kulturmarxistisch bedingten moralischen Zerfall der USA aufzuhalten durch die Forderung, Amerika solle zurückkehren zu den Geboten Gottes. Er forderte, dass die christlichen Werte der Bibel wieder ihren Platz finden sollten in „der Familie, der Religion, der Bildung, den Medien, der Kunst, der Unterhaltung, der Regierung und der Geschäftswelt“ (Seven Mountain Mandate). Für Kirk war der christlich beeinflusste Kolonialismus des British Empire ein „Zivilisationsbringer“ und nicht etwa bloß als gewaltsame Ausbeutung des imperialen Kapitalismus, wie es uns heute die links unterwanderten Medien weismachen wollen.  Den Wokeismus hingegen mit seiner Gender-Ideologie und seiner Kritischen-Rassentheorie sah er als eine Religion des Todes, die im Begriff sei, alle christlichen Werte auf den Kopf zu stellen. Die Abtreibung von 45 Millionen Kindern weltweit bezeichnete er als einen Massenmord, der „schlimmer sei als der Holocaust“, aufgrund seiner 8-mal höheren Opferzahl. Frauen sollten sich ihren Männern unterordnen und auch ihre ungeplanten Kinder in Liebe und Gottesfurcht auferziehen (selbst wenn sie durch Vergewaltigung gezeugt wurden). Und wegen der sich immer stärker ausbreitenden Gewaltkriminalität empfahl er, dass die Bürger sich bewaffnen sollten, um ihre Familien zu schützen und die Verbrecher einzuschüchtern. Alles in allem war Kirk im Grunde wie ein Prophet, der das Volk zur Buße rief.

Seine Bekanntheit erlangte er dadurch, dass er mithilfe konservativer Förderer die Organisation Turning point USA („Wendepunkt USA“) gründete, die sich besonders um Schüler und Studenten kümmerte, um diese für christlich-konservative Sichtweisen zu gewinnen. An den eher marxistisch ausgerichteten Unis der Vereinigten Staaten wurde den Studenten die Möglichkeit gegeben, Kritik und Fragen direkt an Charlie Kirk zu richten, um Vorurteile abzubauen und Gemeinsamkeiten auszuloten. Kirk hatte den z.T. aggressiven Studenten immer wieder gezeigt, dass Konservative durchaus sinnvolle und gut durchdachte Standpunkte vertreten – entgegen den verleumderischen Zuschreibungen durch die linken Medien. Wer ihn persönlich kennenlernte, erkannte trotz aller unterschiedlichen Ansichten, dass konservative Christen nicht jene stumpfsinnigen Monster sind, wie sie durch die linke Presse dargestellt wurden. Im Gegenteil: Charlie Kirk verkörperte an der Seite seiner hübschen Frau Erika und seinen zwei Kindern jene heile Welt, nach der sich auch die links sozialisierte Jugend der USA immer sehnte, so dass er nicht nur durch seine Worte, sondern auch durch sein Leben viele überzeugte, die Seite zu wechseln.

Der Erfolg Kirks, gerade bei Jugendlichen, wurde für die Marxisten und Globalisten immer mehr als Bedrohung empfunden, weshalb sie ihn schon zu seinen Lebzeiten schmähten und Lügen über ihn verbreiteten. Obwohl er z.B. alle Homosexuellen in der konservativen Bewegung willkommen hieß („da man als Christ alle Menschen liebe“) nannten die LGBTQ-Aktivisten ihn „den lautesten Homophoben in Amerika“. Liebe sei, so Kirk, „ihnen die Wahrheit zu sagen, nicht, sie in ihrer Sünde zu bestätigen oder zu bestärken“. Dabei predigte er das Wort nicht in geschützten Räumen von Bibelfreizeiten vor Gleichgesinnten, sondern wagte es, ganz allein sich an die Front zu begeben, um vor jenen woken Sozialisten die Wahrheit zu vertreten, die ihm von vornherein ihren Hass und ihre Verachtung entgegenbrachten (ein Schaf inmitten von Wölfen). Sein Wunsch war nicht, die Nation zu spalten, sondern im Gegenteil die bereits gespaltene Nation wieder miteinander zu versöhnen durch Dialog. Sein Motto war: „Wenn Menschen aufhören zu sprechen, folgt Gewalt.“ Wie wahr dies ist, musste er jetzt durch das Attentat auf ihn ungewollt veranschaulichen.

Die skandalöse Verleumdung Kirks durch die Öffentlichen Medien

Da der Mord an Charlie Kirk so gar nicht in die Erzählung der Linken vom bösen Rechten und guten Linken passte, versuchten sie schon kurz nach dem Anschlag den Attentäter Taylor Robinson (22) als rechtsextrem darzustellen, dem die Ansichten Kirks angeblich nicht rechts genug waren. Dies behauptete nicht nur die Linke Heidi Reichinnek (37), sondern auch der Talkshow-Moderator Jimmy Kimmel (57), der daraufhin seinen Job verlor wegen Verleumdung. Als sich aber dann herausstellte, dass der Attentäter ein fanatisierter Anhänger der linken LGBTQ-Bewegung war, änderten sie ihr Narrativ und erklärten: „Rechte Politik führt zu blutigen Patronen“ – so als ob Kirk selbst schuld sei an seiner Ermordung. Da Kirk jedoch alles andere als ein rechter Hetzer war, setzte der ZDF-Journalist Elmar Teveßen zur besten Sendezeit zwei unerträgliche Lügen in die Welt, die sich dann alle anderen zu eigen machten: Angeblich habe Kirk für Schwule die Todesstrafe gefordert, obwohl er lediglich darauf hinwies, dass es im Alten Testament eine solche gab. Und dann behauptete er, dass Kirk angeblich vor schwarzen Piloten gewarnt habe, als er feststellte, dass viele Jobs aufgrund der woken Ideologie gar nicht mehr nach beruflicher Qualifikation, sondern nach ganz anderen Kriterien wie etwa der Hautfarbe vergeben werden, so dass einem Schwarzen gerne der Vorzug vor einem besser Qualifizierten gegeben werden könnte.

Die ZDF-Moderatorin Dunja Hayali erdreistete sich nun vor Millionen Zuschauern, dass Kirks Lehren angeblich „abscheulich, rassistisch, sexistisch und menschenfeindlich“ seien – ein klarer Verstoß gegen den Rundfunkstaatsvertrag, da Moderatoren nur eine thematische Einordnung, nicht aber eine politisch wertende Einschätzung geben. Zudem hätte sie ja auch die Motive des Täters als menschenverachtend anprangern können. Stattdessen hat sie in typischer Täter-Opfer-Umkehr den friedliebenden Kirk posthum zur eigentlichen Gefahr erklärt, die Dank des linksradikalen Täters nun endlich beseitigt wurde. Diese Orwellsche Verdrehung der Tatsachen blieb nicht ohne Folgen: Laut einer INSA-Umfrage hält eine Mehrheit von 37 % unter den Linken die Ermordung von Kirk als „nicht bedauerlich“ und 70 % der Befragten wusste noch nicht einmal, dass der Täter ein linksradikaler Terrorist war, da die Medien dies verschwiegen. Man hätte befürchten können, dass es jetzt zu einer scharfen Gegenreaktion kommen würde seitens der US-Republikaner. Aber stattdessen sagte die Witwe Erika Kirk vor der gesamten Weltöffentlichkeit, dass sie dem Täter vergebe, so wie auch Christus seinen Feinden vergeben habe.

CDU-Außenminister Wadephul hielt es trotzdem nicht für nötig, der Familie zu kondolieren, wie es unter Diplomaten eigentlich das Mindeste an Anstand ist. Stattdessen setzte sich Wadephul für den Transsexuellen Simeon T. ein, der im Februar 2023 zusammen mit anderen Linksradikalen wahllos mit dem Hammer auf vermeintlich „rechts“ aussehende Passanten in Budapest attackierte und ihnen den Schädel und das Gebiss einschlug. Aber die CDU ist heute genauso verkommen wie die Linkspartei und hat mit dem Christentum rein gar nichts mehr zu tun. Die SPD-Politikerin Barley verweigerte sogar eine beantragte Schweigeminute im EU-Parlament, weil ihrer Ansicht nach Kirk eine solche Ehrung nicht verdient habe. Rechte Opfer und linke Täter passen eben nicht ins linksgrüne Weltbild – für sie müsste es doch andersherum sein! Weil aber nicht sein konnte, was nicht sei darf, überboten sich die Medien nun geradezu mit Lügen und Unverschämtheiten: der SPIEGEL verglich Charlie Kirk sinnfrei mit dem rechtsradikalen Terroristen Anders Breivik, der 2011 bei zwei Anschlägen 77 Jugendliche in Oslo und Utøya kaltblütig ermordete. Der ÖRR-Kabarettist Florian Schroeder verglich gar den Kirk-Attentäter Robinson mit dem Graf von Stauffenberg und machte Kirk dadurch zu einem neuen Hitler, dessen Mord einer Heldentat gleichkäme. Die Linksjugend kommentierte die Ermordung Kirks entsprechend mit den Worten „Verrotte in der Hölle!

Solch eine Verrohung und bösartige Entgleisung gegenüber einem hochanständigen Mordopfer, das eine trauernde Witwe und Kinder hinterlässt, lässt nichts Gutes erahnen für die Zukunft Europas, das ja mal als christliches Abendland galt. Denn genau diese unsägliche Entmenschlichung ist es ja gerade, die aus einem gewöhnlichen Studenten einen Terroristen machen konnte. Der zwangsfinanzierte ÖRR hat sich mit dieser Hetze im Grunde zum geistigen Brandstifter für das nächste zu erwartende Attentat gemacht. So drohte denn auch der US-Staatssekretär Marco Rubio Trump mit einem dauerhaften Visa-Entzug für alle Ausländer, die den Tod Kirks öffentlich verherrlicht hatten. Diese Notwehr gegen eine verlogene und verruchte Medienhetze wie auch die Absetzung des Moderators Jimmy Kimmel wurde von der linken Presse sofort als „eine politische Einmischung in die Pressefreiheit verurteilt“. Dabei hatte zeitgleich gerade der NDR die konservative Journalistin Julia Ruhs aus ihrer Sendung „KLAR“ gefeuert, weil der linke Fernsehrat keine konservativen Ansichten im Öffentlichen Fernsehen dulden kann, und erst recht keine Journalistin Ruhs, die in einem Interview die grüne Politikerin Jette Nietzard (26) mit der Frage in Erklärungsnot brachte, was sie als Befürworterin einer unbegrenzten Einwanderung den Eltern von durch Migranten ermordeter Kinder sagen würde.

Verschweigende und einseitige Berichterstattung sowie Falschbehauptungen durch den ÖRR

Schon lange verstößt der Öffentliche Rundfunk in Deutschland gegen den Rundfunkstaatsvertrag aufgrund seiner unausgewogenen, links-lastigen und teilweise falschen Berichterstattung, weshalb die Stimmen von Politikern immer lauter werden für eine Abschaffung des undemokratischen Zwangsbeitrages. Es wundert nicht, dass es beim ÖRR fast nur linke oder grüne Chefredakteure gibt, die entscheiden, welche Meinung dem Volk vermittelt werden soll. Denn schon vor 60 Jahren hatte der Sozialist Rudi Dutschke die Strategie von einem „Marsch durch die Institutionen“ entwickelt, um die Gesellschaft nach den Ideen des Linkssozialismus zu unterwandern und zu indoktrinieren (angelehnt an den Langen Marsch von Mao Zedong). Wir sehen heute, dass dieses Ziel gelungen ist und sich überall an den Schaltstellen der Macht, der Wirtschaft und der Universitäten die linke Ideologie die Diskurshoheit erlangt hat. Was die Deutschen heute für „IHRE Meinung“ halten, ist in Wirklichkeit nur das Ergebnis einer jahrzehntelangen Umerziehung der Gesellschaft durch den linken Geist. Die linksgrüne Propagandistin Katrin Göring-Eckardt verkündigte deshalb am 16.09., dass die von Hayali und Theveßen getroffene „Einordnung nicht grundsätzlich infrage gestellt werden dürfe.“ Für eine Ideologin wie sie gibt es eben nur eine echte, „demokratische“ Sichtweise, und alle Menschen haben sich diese gefälligst zu eigen zu machen. Wer wie die AfD die Regierung kritisiert, gilt als „Schlechte-Laune-Partei“, und wer gar die vorgegebenen Narrative („wissenschaftlicher Konsens“) infrage stellt (Coronamaßnahmen, Klima-Katastrophe, Aggressor-Putin-Legende), wird sofort als „Schwurbler“ und „Verschwörungstheoretiker“ diffamiert, dessen Argumente am besten gar nicht erst gehört werden sollten.

Wie sehr man sich dabei von den Grundsätzen der Demokratie verabschiedet hat, wurde erst kürzlich wieder in eklatanter Weise deutlich, als der Landesverfassungsschutz Rheinland-Pfalz zur Verhinderung der Wahl des beliebten AfD-Politikers Joachim Paul zum Oberbürgermeister von Ludwigshafen ein Gefälligkeitsgutachten für den Landeswahlausschutz schrieb, der diesen daraufhin noch nicht einmal zur Aufstellung als Kandidat zuließ – ein in einer Demokratie undenkbares Vorgehen! Da Joachim Paul als verbeamteter Lehrer einen untadeligen Ruf und Reputation hatte, konstruierte man fadenscheinige Verdächtigungen, weil er z.B. mal einen positiven Artikel zum Nibelungenlied geschrieben hatte („Es ist eine Geschichte großer Männer und Frauen, die … ihren Werten und damit sich selbst treu bleiben wollen, gleichgültig, was das Leben auch schicken mag, und selbst gerade dann, wenn ihr eigenes auf dem Spiel steht“) und ebenso einen Artikel zum Buch „Herr der Ringe“: „Tatsächlich spiegelt das gesamte Werk Tolkiens eine konservative Geisteshaltung wider … Die Protagonisten im ‚Herrn der Ringe‘ kämpfen für eine Sache, die größer ist als sie selbst, die Heimat, den Fortbestand ihrer Kultur, eine gerechte Ordnung, die Abwehr einer Weltgefahr“. Man fragt sich hier ernsthaft, was jetzt an diesen Zitaten so gefährlich bzw. sogar verfassungsgefährdend sein soll, zumal es doch eine vertretbare Meinung ist, die vom Grundgesetz geschützt ist. Von daher ist es absolut verstörend, dass sogar das Bundesverfassungsgericht die Beschwerde von Paul für „unzulässig“ erklärte und sie noch nicht einmal zur Entscheidung annahm, aufgrund von formalen Verfahrensfehlern. Die Trump-Administration war verständlicherweise entsetzt über dieses Vorgehen und fragte sich, ob Deutschland überhaupt noch eine Demokratie sei. Der US-Außenminister nannte Deutschland sogar eine „tyranny of disguise“ („getarnte Tyrannei“).

Über diesen Skandal berichteten die zwangsfinanzierten Regierungsmedien verständlicherweise nichts. Noch nie war das Ansehen Deutschlands in der Welt so niedrig wie heute. Aber auch die Mehrheit der Wähler möchten sich weder entmündigen lassen durch die Verhinderung unbequemer Wahlkandidaten, noch sich umerziehen lassen durch eine sozialistisch gelenkte Lügenpresse, den nach einer INSA-Umfrage von April 2023 insgesamt 93 % der Deutschen nicht länger bereit sind, zahlen zu müssen. Um ihren Protest gegen diese pseudodemokratische Bevormundung auszudrücken, haben bei der ohnehin extrem niedrigen Wahlbeteiligung in Ludwigshafen von 29,3 % allein 9,2 % der Wähler „Joachim Paul“ auf den Wahlzettel geschrieben, so dass dieser dadurch für ungültig erklärt wurde. Auch darüber schwiegen die Öffentlichen Medien. Der ehemalige Tagesschau-Redakteur Alexander Teske berichtete in seinem Buch „Inside Tagesschau“ von „heimlichen Chefs“ der höchsten Besoldungsstufe, die allein entscheiden, welche Schlagzeilen veröffentlicht werden dürfen und welche nicht. Nachrichten, die nicht in ihr Weltbild passen, schafften es nicht in die Sendungen, z.B. der Anstieg der Kindergeldzahlungen aus Deutschland an im Ausland lebende Kinder um 300 % innerhalb von fünf Jahren. Uninteressant war für sie auch, dass 11 Millionen Menschen in Deutschland keinen gültigen Pass haben und jeder Vierte einen Migrationshintergrund hat.

Über mehrere Tage hingegen wurde über ein völlig belangloses Privattreffen von einer kleinen Gruppe politisch Interessierter aus verschiedenen Parteien berichtet, das inhaltlich so belanglos war, dass der eingeweihte ÖRR es mit einer infamen Falschbehauptung aufwerten musste durch eine lächerliche Verschwörungserzählung, als habe es sich in Potsdam um ein „Geheimtreffen rechter Verschwörer“ gehandelt, die eine Art neuer Wannseekonferenz zur Deportation aller Nicht-Biodeutschen planten. Gegen diese Lüge gewann der teilnehmende Jurist Ulrich Vosgerau bisher jede Unterlassungsklage und verpflichtete den NDR und SWR erfolgreich zur Berichtigung und Schadenersatz wegen Desinformation. Dennoch war der Hass bereits gesät, so dass man den ÖRR zurecht als Volksverhetzungsfunk sehen kann.

Immer mehr Bürger erkennen heute, dass es nicht mehr so weitergehen kann, denn der ÖRR verdient seine Privilegien nicht. Was ARD, ZDF, und Deutschlandradio sich leisten, will die Mehrheit nicht auch noch bezahlen müssen. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig wird am 15.10. über die Klage einer Frau entscheiden, die sich wegen der politischen Unausgewogenheit weigert, den Beitrag zu zahlen. Lasst uns dafür beten, dass das deutsche Volk nicht länger belogen wird, indem der Öffentlich-Rechtliche Linksfunk endlich eingestellt wird. Von 251 Politikern, die in diesem Jahr schon zu Gast waren in Talkshows, stammte genau eine von der AfD, nämlich Alice Weidel. Auf Nachrichten mit linksgrünen Narrativen folgen linksgrüne Experten, ehe ein linksgrüner Kommentator das Geschehen abrundet. So gefällt es unseren Betreuungsmedien, denn dadurch können sie problemlos kritische Stimmen unterdrücken, aber den Eindruck erwecken, dass die Experten und die Mehrheit sich alle einig sind, dass Rechtskonservative die größte Gefahr im Land seien.

Für uns Gläubige sollte dies ein Alarmzeichen sein, dass auch wir demnächst wieder mit Verfolgung und mit Anschlägen auf unser Leben rechnen müssen. Denn wenn der öffentliche Rundfunk so schamlos Lügen verbreiten kann, um die Menschen gegen Konservative wie Charlie Kirk oder die AfD aufzuhetzen, ohne dass die Regierung in der Lage ist, dieser „Lügenpresse“ Einhalt zu gebieten, dann sind wir Freiwild und buchstäblich zum Abschuss freigegeben. Der HErr Jesus und die Apostel haben uns immer wieder angekündigt, dass Verleumdung und Verfolgung für einen echten Christusnachfolger völlig normal sind, weshalb wir nicht erwarten dürfen, dass wir uns auf unsere Bürgerrechte und das Verfassungsgericht verlassen können. Der Fall Charlie Kirk hat gezeigt, wie gewissenlos die Medien und Politiker nötigenfalls mit den Linken gemeinsame Sache machen, um ihre Ziele einer gleichgeschalteten Welt zu verwirklichen. Dabei töten die Linken nicht selbst, sondern sie lassen töten, indem sie durch die Forderung nach einer unkontrollierten Einwanderung u.a. fanatische Islamisten ins Land lassen, die seit 2015 bereits über 100.000 Anschläge verübt haben, wie z.B. vor zwei Wochen an einem Christen namens Ashur Sarnaya, der in einem Livestream gerade Zeugnis gab von seinem Glauben, als jemand ihm die Kehle durchschnitt. Im ÖRR wurde darüber nichts berichtet, und auch sonst erfahren wir von diesen nur selten etwas über die vielen Anschläge, die von Muslimen auf Christen verübt werden, z.B. in Nigeria (01.-05.08. in Agatu County mit 9 Toten), Mosambik (August in Cabo Delgado mit 18 Enthauptungen) oder D.R. Kongo (27.07. in Komanda mit 38 bis 43 Toten, während einer Gebetsstunde). Oder auch gerade wieder am 28.09. in Michigan, USA, wo der Attentäter in einer Kirche mindestens 4 Menschen tötete und die Kirche danach in Brand setzte. Oder einen Monat zuvor am 27.08. in Minneapolis, als zwei Kinder während eines Kindergottesdienstes von einem Transsexuellen erschossen wurden, der sich danach selbst das Leben nahm. In seinem Abschiedsbrief schrieb der Täter Robert West (23): „Ich bin es leid, trans zu sein. Ich wünschte, ich hätte mich niemals dieser Gehirnwäsche unterzogen … Ich weiß, dass ich keine Frau bin…“

Lasst uns für diese armen Menschen beten, die vom Teufel („Durcheinanderwerfer“) verführt wurden, dass sie aus der Finsternis zum Licht finden mögen!

Seid dem HErrn befohlen!

Simon

 

 

– Wie ich zum Glauben an den „Retter aller Menschen“ kam – Ein persönliches Zeugnis

 

Und Jephta rief alle Männer von Gilead zusammen. Sie kämpften gegen die Männer von Efraim und besiegten sie… Wenn ein flüchtiger Efraimit kam und hinüber wollte, fragten sie ihn: »Stammst du aus Efraim?« Und wenn er Nein sagte, forderten sie ihn auf: »Sag doch einmal Schibbolet!«  Sagte er dann: »Sibbolet«, weil er es anders nicht aussprechen konnte, packten sie ihn und schlugen ihn nieder. Auf diese Weise fielen damals an den Jordanfurten 42000 Männer aus Efraim.“   (Richter 12:6)

 

Liebe Geschwister im HErrn Jesus,

ein falsches Wort und schon ist der Kopf ab: So wie damals, als „jeder tat was recht war in seinen Augen“ (Richt.21:25), so will man auch heute keine langen Erklärungen hören, sondern nur schnell wissen, in welche Schublade man den andersdenkenden Bruder oder Schwester hineinstecken kann. Heute lautet die Frage: „Glaubst Du an die …lehre – ja oder nein?“ Und wenn dann die „falsche Antwort“ kommt, wird die Bruderschaft oft sofort für beendet erklärt. Schließlich will man sich ja nicht mit „Irrlehrern“ abgeben…

Dabei vergessen wir zu oft, dass „der Mensch sich doch nichts nehmen kann, es sei ihm denn aus dem Himmel gegeben“ (Joh.3:27). In der Weise wie die Männer von Efraim nur so reden konnten, wie sie es gelernt haben, so können auch wir nur das reden, was wir aus der Schrift erkannt haben. Die richtige Erkenntnis ist eine Gnade, der wir uns nicht rühmen können. Aber es ist einfach naiv, anzunehmen, dass man sich nicht auch selbst irren könne, nur weil man den Heiligen Geist habe (vergl. Jak.3:1). Vor allem ist es eine Unart, dass man jede weitere Unterredung sofort abwehrt mit dem frommen Hinweis, dass man „über die Wahrheit nicht diskutieren dürfe“, (wobei man selbst natürlich über die alleinige Deutungshoheit und Unfehlbarkeit verfügt). „Richtet denn unser Gesetz den Menschen, ehe es vorher von ihm selbst gehört und erkannt hat, was er tut?“ (Joh.7:51). Voreingenommenheit ist kein Erkennungsmerkmal für die „Weisheit von oben“ (Jak.3:17), sondern wird in der Schrift klar verurteilt: „Wer Antwort gibt, bevor er zuhört, dem ist es Narrheit und Schande“ (Spr.18:13).

Warum gibt es überhaupt Unterschiede im Verständnis der Heiligen Schrift? Wenn doch alle den Heiligen Geist haben, der uns in die ganze Wahrheit leitet, warum sieht es dann der eine so und der andere anders (Joh.16:13, 1.Joh.2:27)? Weil es immer wieder Geschwister gibt, die sich bei einzelnen Lehrfragen nicht so sehr vom Wort Gottes leiten lassen, als vielmehr sich aus Bequemlichkeit auf die Belehrungen irrender Brüder stützen.

Mir ging es früher genauso. Da ich die Bibel selber noch nicht so gut kannte, verließ ich mich auf das Mehrheitsurteil innerhalb der evangelikalen Christenheit. Als mir jemand zum ersten Mal erklärte, dass es z.B. eine „Allversöhnungslehre“ gäbe, nach welcher angeblich alle Menschen nach dem Tod einfach so errettet werden, war mir sofort klar, dass das eine „Irrlehre“ sei, mit der ich mich nicht näher beschäftigen müsse. Ich nahm an, dass es da ein paar verträumte, lauen Christen gibt, die sich Gott als einen immer lächelnden Tattagreis vorstellen, der gerne alle bei sich haben will und deshalb am Ende einfach alle durchwinkt.

Jahre später lernte ich dann 1991 selbst solche „Allversöhner“ kennen, die die Biebl sehr gut kannten und ein sehr frommes Leben führten ohne Fernsehen oder weltliche Musik etc. Ich fragte mich, wie es sein könne, dass Gläubige, die die Bibel so gut kennen, trotzdem noch an die Allversöhnung glauben können. Und dann stellte ich fest, dass das, was man mir über deren Lehre erzählt hatte, gar nicht stimmte, sondern dass sie ein viel komplexeres Bild von der Zukunft hatten als immer behauptet. Vor allem konnten sie jedes einzelne Detail mit der Bibel belegen.

Was mich aber am meisten beeindruckte, war, dass sie meine bisherige Vorstellung von einer ewigen Verdammnis mit wenigen Worten als das darstellen konnten, was sie war: unvorstellbar grausam, makaber, unerträglich, eines barmherzigen Gottes unwürdig und in sich völlig widersprüchlich, ja geradezu lästerlich. Besonders ein Gedankenexperiment, dass mir ein Bruder damals vortrug, brachte mich ziemlich in Verlegenheit: „Stell Dir mal vor, Gott würde Dich am Ende der Tage als »Schöffen« zu Rate ziehen und Dich fragen, wie Er mit all den Ungläubigen der gesamten Menschheit verfahren solle; entweder: 1.   alle zu begnadigen,   2. zu einer zeitlich begrenzten Höllenstrafe zu verurteilen, oder    3. zu einer nie mehr endenden Höllenstrafe zu verurteilen? Wie würdest Du Dich entscheiden?“ Als ich mich für die zweite Möglichkeit entschied, fragte er mich: „Kann aber Deine Gerechtigkeit, Liebe und Barmherzigkeit größer sein, als die von Gott?“  Hier musste ich passen.

Trotzdem aber weigerte ich mich damals, an eine Begnadigung aller Menschen am Ende der Zeit zu glauben, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass die Mehrheit der Christen sich irren könnte, Zudem war ich der Meinung, dass die ewige Höllenstrafe doch klar belegt sei in der Schrift und ich von der Mehrheit der Christen verachtet und verstoßen werden würde, wenn ich auf einmal die Allversöhnung vertreten würde. Dennoch aber kam mir die Idee einer unendlichen Höllenqual immer absurder vor und im völligen Widerspruch zu einer „Guten Nachricht„. Da ich aber glaubte, dass dies die Lehre der Bibel sei, stieg in mir allmählich der Verdacht auf, dass die Bibel von Menschen inspiriert sei und der Heilsplan Gottes nicht wirklich durchdacht sei. Daraufhin verwarf ich den Glauben an die Bibel und verbrachte 18 Jahre im finsteren Atheismus.

Die Christen taten mir damals leid, denn mir wurde bewusst, dass sie am liebsten diese peinliche Lehre von einer immerwährenden Folter in der Hölle aus der Bibel streichen würden, wenn sie es könnten, und dass all ihre Rechtfertigungen nur allzu durchschaubar unbeholfene Versuche waren, das Absurde und Widersprüchliche als etwas Schlüssiges und Sinnvolles zu verkaufen. Mir erschien es, als würden Neonazis versuchen, den Holocaust als Notwendigkeit und Voraussetzung für ein friedliches Zusammenleben der Deutschen nachträglich zu rechtfertigen. Christen waren für mich nicht nur unaufrichtig, sondern geradezu Meister der Verdrängung, die es geschafft hatten, sich das eigene Denken zu verbieten und ihre Gefühle zu unterdrücken, nur um nicht an der Bibel zweifeln zu müssen.

Doch als es Gott am 07.Mai 2014 gefiel, mich wieder aus der geistigen Finsternis herauszuführen, indem Er sich mir offenbarte, schenkte Er mir auch wieder den Glauben an Sein Wort und Seinen Sohn Jesus Christus. An einem Tag fragte ich ihn mit meiner Elberfelder Bibel in der Hand, wie sich denn die scheinbaren Widersprüche zum Thema ewige Höllenstrafe auflösen ließen. Und von einer Sekunde zur anderen – gleichsam einer Datenübertragung – öffnete Er mir die Augen, dass ich  an all die vielen Bibelstellen erinnert wurde, die klar den Plan Gottes bezeugten, alle Menschen zu errettten, z.B. Jes.45:22-24, Jes.57:16, Ps.103:9, 1.Tim.2:4, Jes.46:10, Phil.2:10-11, 1.Kor.15:22,28 Kol.1:20, Ps.22:28, Röm.11:15+32, Ps.150:6, Zeph.3:9, 2.Sam.14:14, 1.Tim.4:10, Joh.12:32, 1.Petr.3:18-20. 2.Petr.3:9, Klag.3:31-32, Röm.5:18, Mich.7:18, Joh.5:25, Röm.14:9, Ps.107:10-15, Tit.2:11, Joh.1:29, 1.Tim.2:1, Apg.3:21, Mk.3:28-29, 2.Kor.5:19-20, Luk.15:4, Eph.1:9-10, Hes.16:53-55 uvm.

Besonders jene letztgenannte Stelle in Hes.16:53-55 ließ keinerlei Spielraum für Zweifel: Denn wenn Gott sogar Sodom nach einer Strafe des „äonischen Feuers“ (Jud.7) am Ende begnadigt und „ihre Gefangenschaft wendet„, wieviel mehr würde Er sich auch so vieler anderer Menschen wieder erbarmen, die weitaus weniger gesündigt hatten als die Sodomiter, denen der HErr ja ohnehin eine mildere Strafe ankündigte (Mt.11:24)! Ich erkannte in der Folgezeit auch aus dem Grundtext, dass das „hinein/für Äonen (von) Äonen“ in Offb.14:11 nicht das Gleiche ist wie ein „von Ewigkeit zu Ewigkeit„, wie es die meisten Bibeln falsch übersetzen, da es sich in Wirklichkeit um einen bestimmten Zeitraum innerhalb eines größeren Zeitraums handelt. Denn nach der Bibel haben alle Äonen einen Anfang und ein Ende, weshalb das Wort logischerweise nicht mit „Ewigkeit“ übersetzt werden kann (Mt.13:39-49, 24:3, 28:20, Röm.16:25, 1.Kor.2:7, 10:11, Eph.3:9+11+21, Kol.1:26, 2.Tim.1:9, Hebr.9:26, Jud.25).

Heute erschüttert es mich, wie abgestumpft die meisten Gläubigen sind, dass ihnen trotz vieler Jahre im Glauben nie Zweifel gekommen sind an dieser furchbaren Lehre von der ewigen Qual. Wie stellen sie sich denn die Herrlichkeit bei Gott vor in dem Wissen, dass ihre eigenen Söhne und Töchter oder ihre geliebten Eltern aufgrund fehlender Bekehrung zur gleichen Zeit höllische Qualen erleiden in ewiger Einsamkeit, ohne Hoffnung auf Trost und Sinn? Also selbst wenn diese schon nach kurzer Zeit ihren Unglauben bereuen und Gott um Gnade anflehen, sollen ihre Gebete angeblich nicht mehr erhört und ihre Sehnsucht und Liebe zu Jesus nicht mehr erwidert werden? Welch eine unvorstellbare Grausamkeit, wenn der HErr ihr Elend und ihre Verzweiflung einfach für immer ignorieren und ihnen keinerlei Aussicht mehr geben würde, dass Er sich ihrer erbarmen könnte! Da wäre ja sogar der schlimmste Schwerverbrecher irgendwann gnädiger und würde ihnen nochmal eine Chance geben! Und das soll der Vater der Erbarmungen und Gott alles Trostes sein? Haben diese Geschwister etwa Gott bisher so erfahren in ihrem Leben?

Dieser Irrsinn ist für mich heute die schlimmste und lästerlichste Irrlehre, die je in der Christenheit entstanden ist und die für die meisten Ungläubigen wohl einer der größten Hindernisse sein konnte, an das Evangelium zu glauben, da es schlichtweg nichts mehr mit einer Frohbotschaft, sondern eher mit einer Drohbotschaft zu tun hat. Deshalb werde ich nicht müde, sie immer wieder und bei jeder Gelegenheit zu verurteilen und meine Geschwister von der Widersinnigkeit dieser Vorstellung zu überzeugen.

Seid der Liebe unseres HErrn Jesus Christus anbefohlen!

Simon

 

 

– „Such, wer da will, ein ander Ziel“ Teil 21

 

Januar – Juni 2022

Unsere 12. Perureise

Nach sechs Jahren, die ich bis dahin täglich sehr aktiv auf Facebook Artikel und Kommentare verfasst hatte, entschied ich mich Anfang Januar endgültig, mich von meinen 4.500 „Freunden“ zu verabschieden, da es mir einfach zu viel Zeit raubte. Die einen bedauerten es und die anderen glaubten es mir nicht, dass ich wirklich mein Konto löschen würde, zumal ich es schon zwei oder dreimal zuvor angekündigt hatte und immer wieder rückfällig wurde. Aber diesmal gelang es mir endlich, und es war wirklich ein Befreiungsschlag. Denn das Antworten auf Fragen und kritische Argumente war längst zu einer Sucht geworden, besonders wenn viele gleichzeitig mir widersprachen. Unberechtigte Vorwürfe und grober Unfug konnte ich nicht lange im Raum stehen lassen, und ein Zögern könnte ja als Schwäche missinterpretiert werden. Aber inzwischen wurden schon alle Argumente so oft wiederholt, dass man mit Karl Valentin sagen konnte: „Es ist zwar schon alles gesagt, aber noch nicht von allen“. Es machte auch keinen Sinn mehr, die Dinge immer und immer wieder richtig zu stellen, denn von den etwa 100 Dauerteilnehmern von Pfingstlern, Adventisten, Messianischen, Unitariern, Allversöhnern, Brüdergemeindlern oder Katholiken hielt jeder fest an seinen Überzeugungen und war nicht bereit, die Seite zu wechseln. Nur wenige, die sich bisher noch keine eigene Meinung gebildet hatten, schlossen sich meiner Auffassung an und wurden mir auch nach der Facebook-Zeit zu echten Freunden. Allein um sie zu überzeugen, hatte sich das tägliche Diskutieren für mich am Ende gelohnt.

Nach zwei Jahren Auszeit wollten Ruth und ich Ende Januar wieder nach Peru reisen, was im Vorjahr wegen der Corona-Verordnungen noch nicht möglich war. In Peru hatte das Coronavirus besonders heftig gewütet: Da sich die Peruaner aufgrund ihrer Armut nicht an die strengen Quarantäne-Maßnahmen halten konnten, zählte man schon bis Juni 2021 über 180.000 Tote. Damit erreichte Peru weltweit die höchste Covid-Todesrate gemessen an der Einwohnerzahl. Das Gesundheitssystem war für einen solchen Ansturm an Infizierten völlig unzureichend ausgestattet, so dass man die Kranken nicht mehr aufnahm und vor dem Krankenhausplatz einfach sterben ließ (Peru hatte z.B. nur 29 Intensivbetten pro eine Million Einwohner). In der Amazonas-Stadt Iquitos sandte das einzige Krankenhaus einen Hilferuf, nachdem die Sauerstoffversorgung zusammengebrochen war und fast alle Ärzte gestorben waren, so dass die Patienten nur noch von Krankenschwestern behandelt werden konnten. Die Leichenverbrennungsstätten kamen an ihre Kapazitätsgrenze. Indes blühte der Schwarzmarkt von Sauerstoffflaschen, deren Preise wegen der Knappheit immer weiter stiegen. Die Pandemie riss die Fortschritte bei der Armutsbekämpfung um Jahre zurück: Zwischen 10 – 20 % mehr Menschen fielen 2020 in Armut, und die Mittelschicht schrumpfte von 43 % auf 24 %. Die durch ständigen Machtwechsel geprägte Regierung war instabil und ineffektiv.

Dass es Peru so hart traf, lag nicht nur an der maroden Gesundheitsinfrastruktur und der laxen Umsetzung von Schutzmaßnahmen auf dem Arbeitsmarkt, sondern auch an der genetischen Ausstattung der indigenen Bevölkerung, die nicht über das gleiche Immunsystem verfügten wie wir Europäer. Hinzu kommt die dichte Besiedelung, besonders in der Hauptstadt Lima, wo man die Menschen überall auf den Gassen dicht an dicht wie Ameisen umherschwirren sieht, während in Deutschland die Straßen und Städte tagsüber wie ausgestorben wirken. In den kleinen Wohnungen und Hütten wohnen die Familien auf engstem Raum, so dass es nur eines Einzigen bedurfte, der sich auf dem Wochenmarkt ansteckte und daraufhin alle anderen infizierte. Als wir Anfang 2022 in Lima ankamen, gab es entsprechend überall strenge Maßnahmen und Kontrollen. Im Bus musste man immer zwei FFP2-Masken übereinander tragen, sonst durfte man nicht einsteigen. Und wer vor dem Supermarkt nicht seinen Impfpass vorweisen konnte, durfte nicht einkaufen. Letztlich konnten wir froh sein, dass wir beide wenigstens zwei Impfungen vorweisen konnten, sonst hätten wir weder einkaufen noch Inlandsreisen mit Fernbussen unternehmen können.

Trotzdem gab es auch in Peru Impfgegner, die auf den großen Plätzen erklärten, dass die Impfung noch schädlicher sei als das Virus, und dass am Ende alle Geimpften sterben würden. Als Gegenmaßnahme wurde die Chlordioxid-Lösung (CDL) von Andreas Kalker als Wundermittel angepriesen (auch MMS genannt), das auch Ruth und ich in den Jahren zuvor schon eingenommen haben (sie wegen ihrer Schmerzen und ich hin und wieder zur Prophylaxe). Auch ich predigte wie immer auf dem Plaza de San Martin, aber diesmal hörten mir nur noch wenige zu, weil sie mich scheinbar schon kannten. Deshalb suchte ich mir einen anderen Platz in der historischen Altstadt, wo nach der ersten Predigt eine Frau auf mich zukam. Leonisa (48) war Goldschmiedin von Beruf und hatte sich erst gerade vor einem Jahr bekehrt in einer Pfingstgemeinde. Sie kam jedoch nicht so richtig voran im Glauben und suchte eine Gemeinde, wo sie mehr lernen konnte von der Bibel. Besonders lag ihr ihr 22 Jahre alter Sohn Ivan am Herzen, der noch bei ihr wohnte, und sie hoffte, dass auch er gläubig werde. Leider traute er sich nicht, mit ihr in eine Freikirche zu gehen, weshalb sie mich um Hilfe bat. Ich schlug vor, dass Ruth und ich sie beide zusammen besuchen kommen könnten, um bei mit ihnen über Gottes Wort zu sprechen. Und so geschah es, dass wir von nun an regelmäßig einmal pro Woche zu ihr kamen, um mit ihr und Ivan Bibelstunde zu halten. Als wir Ende Februar wieder zurück nach Deutschland flogen, übergaben wir die beiden an Bruder Francisco Lopez, dem Tierarzt-Arbeitskollegen von Ruth, der sich fortan um sie kümmerte.

 

Die Kriegslüge sollte nicht enttarnt werden

Als ich am 25.02.22 wieder nach Deutschland flog, war gerade der Ukrainekrieg ausgebrochen. Sehr schnell bemerkte ich, dass die öffentlichen Medien schon wieder logen, indem sie auf einmal unisono immer wieder von einem „Angriffskrieg“ sprachen und dabei verschwiegen, dass der Krieg bereits sei acht Jahren im Donbass tobte und bis dahin schon 14.000 Opfer gefordert hatte. Russland, das seine Landsleute im Donbass bis dahin nur heimlich unterstützt hatte, griff nun ganz offiziell in den Krieg ein, nachdem schon England und die USA ihre Söldner zur Unterstützung der Ukraine an die Front geschickt hatten. Aber alle Medien waren wieder mal gleichgeschaltet und berichteten nur noch einseitig die von den amerikanischen Geostrategen diktierte Kriegspropaganda, nach welcher Putin angeblich an allem schuld sei. Dass aber die ukrainischen Neonazis des paramilitärischen Asow-Batallions von Stepan Bandera schon seit Jahren die russische Bevölkerung in Donezk und Luhansk mit Bomben terrorisierten, wurde nicht mehr berichtet, obwohl man 2014 noch vor diesen an der Putschregierung beteiligten Faschisten gewarnt hatte. Jetzt aber wurde nur noch gegen Putin gehetzt und behauptet, er wolle einfach nur so aus Bosheit und Langeweile die Ukraine angreifen, und zwar nicht, um die russische Bevölkerung vor den ukrainischen Pogromen zu schützen, sondern um angeblich das über 17 Millionen Quadratkilometer große Russland noch weiter zu vergrößern. Und so wie in der Coronazeit, glaubten die Deutschen schon wieder an dieses Medienmärchen.

Doch schon einen Monat nach Kriegsbeginn willigten Selenskyj und Putin ein, unter Vermittlung der Türkei gemeinsame Friedensgespräche zu führen. Der ukrainische Politiker Davyd Arakhamia und der Journalist Max Blumenthal berichteten später, dass die Unterhändler tatsächlich einen fertigen Friedensvertrag ausgehandelt hatten, der nur noch ratifiziert werden musste. Dieser sah vor, dass die Ukraine dauerhaft auf eine NATO-Mitgliedschaft und die Krim verzichten würde, wenn im Gegenzug die Russen den Donbass wieder verlassen. Putin war damit einverstanden und forderte seine Truppen auf, sich aus Kiew wieder zurückzuziehen, was sie Ende März dann auch taten. Doch dann reiste der englische Premierminister Boris Johnson nach Kiew und machte dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ein Angebot, das er nicht ausschlagen konnte, wie man jetzt aus den Pandora Papers erfuhr (Verdacht auf Korruption wegen einer unerklärlichen, geheimen Spende von 41 Millionen in einer Steueroase). Die NATO wollte den Friedensprozess durch umfangreiche militärische Hilfszusagen torpedieren, um durch eine Fortsetzung des Krieges den geostrategischen Gegner Russland militärisch zu schwächen und sich an den Bodenschätzen der Ukraine als Reparationszahlung zu bereichern. Dazu verwandte sie vermutlich eine sog. false flag operation an, also ein Täuschungsmanöver, um ihrem Gegner Russland ein Massaker in die Schuhe zu schieben, das sie möglicherweise selbst inszeniert hatten: Nachdem die Russen Ende März den Großraum Kiew wieder verlassen hatten, soll Anfang April das Asow-Bataillon (Nazis) u.a. in die Stadt Butscha gesandt worden sein, um sie von Kollaborateuren (Verrätern) zu reinigen, da sich viele Ukrainer von den Russen Lebensmittelpakete geben ließen. Heute wird ja in den westlichen Medien einhellig behauptet, dass die Russen vor ihrem Rückzug aus Butscha noch ein Massaker angerichtet hätten an der Zivilbevölkerung, bei dem zwischen 200 und 400 Menschen durch Streumunition ums Leben kamen. Irritierend ist indes, dass der Bürgermeister von Butscha, Anatolij Fjodoruk, am 31.03.22 in einem viral gegangenen Video freudig lächelnd über die Befreiung der Stadt berichtet und dass an diesem „Tag der Freude“ endlich wieder die ukrainische Flagge über der Stadt wehe, aber mit keinem Wort von einem Massaker an der Bevölkerung spricht. Und wie wahrscheinlich ist es zudem, dass die Russen angeblich Streubomben auf die Stadt werfen, die nach ukrainischen Angaben sich schon seit dem 24.02. unter russischer Kontrolle befand?

Man sagt ja, dass die Wahrheit immer das erste Opfer in einem Krieg sei. Doch obwohl seit 1846 jeder Krieg der USA mit einer Kriegslüge begonnen wurde (z.B. 1964 Tonkin-Zwischenfall im Vietnamkrieg, 1991 Brutkastenlüge im 1. Irakkrieg, 2003 Massenvernichtungswaffenlüge im 2. Irakkrieg), ließen sich die Deutschen mal wieder von den Leitmedien verführen und plapperten wie in der Coronazeit alles nach, was ihnen die Tagesschau oder der Deutschlandfunk als „Wahrheit“ vordiktierte, ohne zu wissen, dass diese Medien unter Kontrolle von elitären, transatlantischen und pro-amerikanischen Lobbyverbänden stehen (z.B. Atlantikbrücke, ACG, Aspen Institut, WEF, German Marshall Fund, Council on Foreign Relations, Trilaterale Kommission, Bilderberg-Gruppe, DAG, SWP, Konrad-Adenauer-Stiftung, TABC, u.a.). Wenn also diese „Medien“ von „russischer Propaganda“ schwadronieren, dann ist dies selbst schon Propaganda.

Am Ostersamstag, den 16.04.22 ging ich wie immer mit meinen evangelistischen Plakaten auf den Bremer Bahnhofsvorplatz, um zu missionieren. Doch anlässlich des Ukrainekriegs hatte ich diesmal ein weiteres Schild gemacht, dass in sarkastischer Weise die Leichtgläubigkeit der Medienkonsumenten thematisierte: „Ihr sollt die Russen hassen und die Impfgegner verachten und alles glauben, was die GEZ-Medien euch sagen, und keine Fragen stellen. Denn die Rüstungs- und Pharmakonzerne wollen nur euer Bestes…“ Schon nach kurzer Zeit blieben viele vor diesem Schild stehen, lasen es, lächelten und hielten ihren Daumen nach oben, um mir ihren Zuspruch zu zeigen. Einige fotografierten das Schild. Aber kein einziger übte Kritik daran. Doch auf einmal kamen zwei Polizisten auf mich zu und erklärten mir, dass mein Plakat eine Straftat darstelle und sie es deshalb einkassieren wollen. Ich fragte nach dem Grund, zumal ich ja nach § 5 des GG das Recht hätte, meine Meinung „in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten“. Sie entgegneten mir, dass es in Anbetracht des Krieges eine Provokation darstelle und sie verpflichtet seien, den öffentlichen Frieden zu wahren. Ich erklärte, dass ich als Christ die Menschen zum Nachdenken über Krieg und Propaganda anregen wolle, um sie vor einem drohenden Dritten Weltkrieg zu warnen im Rahmen der landesweiten Ostermärsche. Sie widersprachen mir und behaupteten, ich würde ja im Gegenteil zum Hass gegen die Russen aufrufen, da sie offensichtlich den Sarkasmus nicht verstanden. Ich bot ihnen an, das Schild zu verbergen, aber sie wollten es gerne mitnehmen als Beweisstück für eine Strafanzeige. Als ich sie fragte, gegen welche Vorschrift ich verstoßen hätte, mussten sie sich selbst erst einmal schlau machen. Nach einem längeren Telefonat erklärten sie, dass es sich um eine „Belästigung der Allgemeinheit“ handele lt. § 118 OWiG. Ich solle nun warten auf den Bußgeldbescheid und könne ja dann immer noch Widerspruch einlegen. Ein Jahr später hatte die Staatsanwaltschaft das Verfahren wieder eingestellt.

 

Ein neuer Hauskreis entsteht

Anfang Mai lernte ich beim Evangelisieren einen Kolumbianer kennen namens David (29), der so wie ich Traktate verteilte zusammen mit seinem Freund Will aus der Dominikanischen Republik. Schon als ich David das erste Mal sah, kam er mir vor wie ein Engel mit seinem unschuldig lächelnden Gesicht. Als er mir später im Auto aus seiner Vergangenheit berichtete, stellte sich heraus, dass er früher alles andere als ein Engel war, sondern eher ein Casanova und Herzensbrecher, der sogar nach seiner Hochzeit noch weiter Affären mit anderen Mädchen hatte. Als er jedoch 2019 zum HErrn Jesus fand, hörte er sofort auf mit dem Fremdgehen und bekannte seiner gläubigen Frau Geraldine, dass er sie betrogen hatte. Als sie dann ein Kind bekamen, nannten sie es Ammi („mein Volk“) in Anlehnung an Hosea 2:23. Da wir uns auf Anhieb gut verstanden, beschlossen wir, zusammen mit Will und seiner Frau Debora einen Hauskreis zu gründen. Bisher gingen sie nämlich in einen anderen Hauskreis von Dominikanern, die jedoch den sog. Modalismus vertraten, indem sie Jesus und den Vater für ein und dieselbe Person hielten. Da es aber wegen dieser Frage immer wieder zum Streit kam, bat mich Will, ihn noch einmal zu diesem Hauskreis zu begleiten, um die Dominikaner noch ein letztes Mal mit biblischen Argumenten von ihrem Irrtum zu überführen, was mir jedoch am Ende auch nach zweistündiger Debatte nicht gelang, da sie ihre Erkenntnis mehr liebten.

Doch schon bald danach stellte sich heraus, dass auch Will nicht wirklich bibeltreu war, da er in den Bibelstunden immer wieder provozierte mit Andeutungen, die die Glaubwürdigkeit der Schrift infrage stellten. Deshalb forderte ich ihn einmal während der Bibelstunde auf, ein klares Bekenntnis zur Fehlerlosigkeit der Bibel abzulegen, was er nicht konnte bzw. wollte. Daraufhin erklärte ich ihm, dass dies für mich ein Ausschlusskriterium sei und ich keine Gemeinschaft haben könne mit einem Bruder, der das Wort Gottes anzweifelt. Will erklärte, dass die Bibel nicht dem Wort Gottes gleichzusetzen sei, da sie von fehlbaren Menschen geschrieben sei und man deshalb durch den Geist Gottes das Menschliche vom Göttlichen unterscheiden müsse. Auf dieses Glatteis wollte ich mich aber nicht führen lassen, da es der Willkür Tür und Tor öffnet. Auch David stimmte mir zu, so dass wir Will ultimativ zum Umdenken aufforderten. Da er sich verweigerte und „sich nicht erpressen lassen wollte“, wie er sagte, standen wir auf und kündigten ihm bis auf weiteres die Gemeinschaft. Mir tat es nur leid um seine Frau Debora, die an die Schrift glaubte, aber verständlicherweise zu ihm halten musste.

Nun waren David und ich nur noch zu zweit und versammelten uns mit unseren Frauen abwechselnd mal bei uns und mal bei ihm. Doch schon bald darauf schickte der HErr uns immer mehr Brüder und Schwestern, die regelmäßig zum Hauskreis kamen: Ein Bruder namens Alex (24), der zuvor ein Querdenker-Aktivist war, ein Bruder namens Mikael (38), der gerade aus einer Sabbatisten-Sekte kam (Jan Siegl und Harold Graf), eine Schwester namens Lotte (43), die ich bei Olaf Latzels Prozess vor dem Landgericht kennenlernte und Bruder Tunay (30), mit dem ich zusammen gerade mehrere Spielotheken in Bremen besucht hatte, damit er sich dort selbst Hausverbot erteilen ließ (§ 8 Abs.2 Glücksspielstaatsvertrags), damit er nicht mehr rückfällig werde in seiner Spielsucht. Uns war bewusst, dass wir alle unsere Probleme und „Baustellen“ hatten, aber dass der HErr uns gerade deshalb in eine gemeinsame „Herberge“ gebracht hatte, um aufeinander achtzuhaben (Luk.10:34, Hebr.10:24). Einer der vorgenannten war sogar noch immer Alkoholiker und arbeitete als Zuhälter; einmal kam er mit einer Flasche Wodka zur Bibelstunde, die wir beim Grillen auf unserer Terrasse hielten; und zu meiner Überraschung war die Wodkaflasche am Ende der Bibelstunde leergetrunken. Wie viel Geduld und Langmut hat der HErr mit uns bis wir alle frei werden von der Sünde durch den HErrn Jesus!

Eines Tages rief mich Ruth an und erzählte mir voller Aufregung, dass Rebekka sie angerufen habe und ihr unter Tränen berichtete, dass sie schon seit langem Eheprobleme habe, weil Dennis seine neue Rolle als Vater innerlich noch nicht akzeptiert habe. Er käme immer sehr spät erst von seiner Arbeit in der Notaufnahme des Bundeswehrkrankenhauses und habe dann keine Lust mehr, etwas mit Rebekka und ihrem gemeinsamen Baby zu unternehmen. Schon während der Schwangerschaft kam es ständig zum Streit zwischen ihnen, weil sich Rebekka einsam fühlte an seiner Seite. Aber seit das Baby da sei, sah sie sich völlig überfordert und im Stich gelassen von ihm. Da Dennis ihre häufigen Vorwürfe nicht mehr ertragen konnte, wurde er schnell aggressiv und manchmal sogar auch handgreiflich. Rebekka hatte uns dies all die Monate verheimlicht, weil sie hoffte, dass dies nur eine vorübergehende Phase sei. Aber inzwischen war die Situation unerträglich geworden, weshalb sie es nicht mehr verschweigen konnte. Ruth hatte Rebekka getröstet und ihr Ratschläge gegeben, wie sie in Konfliktsituationen die Ruhe bewahren könnte. Aber als ich am nächsten Tag von der Arbeit nach Haus kam, sah ich, wie Rebekka, die kurz zuvor aus Berlin angereist war, sämtliche eingerahmte Hochzeitsfotos auf dem Klavier umgelegt und verdeckt hatte, was kein gutes Zeichen war.

Als ich später mit ihr sprach, sagte sie mit weinerlicher Stimme, dass Dennis jetzt endgültig die Scheidung wolle, da er nur noch unglücklich sei in seiner Ehe. Er habe gesagt: „Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende“. Rebekka habe ihm eine gemeinsame Ehetherapie angeboten, aber er wolle nicht. Sie vermutete, dass er sich inzwischen auch in eine Ärztekollegin verliebt hatte, da er sich öfter schon mit ihr getroffen hatte. Wir trösteten sie und versprachen, jetzt regelmäßig für sie zu beten, damit der HErr diese Scheidung verhindern möge. Denn mal abgesehen von den seelischen Wunden, die eine solche Ehekrise hinterließ (nicht zuletzt auch für die gemeinsame Tochter), würde sich eine Scheidung für ihn auch als ein finanzielles Fiasko erweisen, da er ja dann auch für den Unterhalt von Rebekka aufkommen musste, die noch studierte, und eine zweite Wohnung würde er sich trotz seines guten Einkommens schlichtweg nicht leisten können, zumal eine Wohnungsmiete in Berlin bei 1.800 Euro kalt liegt.

 

Wieder ein falscher Apostel

Als ich eines Abends um 23:30 Uhr von der Bibelstunde bei Bruder David nach Hause kam, klingelte auf einmal das Telefon. „Wer ruft denn um diese Uhrzeit noch an?“ fragte ich mich. „Poppe, hallo!“ – „Hallo Simon, ich bin´s, der Mike aus Nürnberg. Wie geht´s Dir?“ – „Hallo Mike! Dem HErrn sei Dank, mir geht´s gut. Aber warum rufst Du zu so später Stunde noch an?“ – „Ich wollte Dich fragen, ob ich Dich mal besuchen kommen könnte?“ – „Aber doch nicht jetzt, oder doch?“ – „Ähm, ja, doch, wenn es ginge…“ – „Aber warum ausgerechnet jetzt?!“ – „Weil wir gerade hier in Norddeutschland unterwegs sind.“ – „Wer ist denn WIR?“ – „Ach so, ich bin gerade mit ein paar Geschwistern unterwegs…“ – „Häh? Wie kommt das? Wieso fahrt Ihr um diese Uhrzeit noch in der Gegend umher?“ – „Das ist eine lange Geschichte…“ – „Wollt Ihr denn auch hier übernachten?“ – „Nur, wenn es Dir keine Umstände macht…“ – „Wieviel seid ihr denn?“ – „Ähm, wir sind fünf: meine Mutter, Bruder Saša, Bruder Max, Schwester Vero und ich.“ – Ich schluckte und dachte: Mal gut, dass meine Frau gerade in Peru ist, denn sie würde das wohl gar nicht komisch finden… „Wie weit seid Ihr denn noch von Bremen entfernt?“ fragte ich. „Wir können etwa in 20 Minuten bei Dir sein.“ – „Habt Ihr denn schon was gegessen?“ – „Nein, aber wenn Du uns etwas geben könntest, wären wir Dir sehr dankbar…“

Ich hatte gar keine Zeit, mich zu fragen, wie verrückt das war, denn sofort machte ich mich daran, den Abendbrottisch zu decken und die Schlafplätze vorzubereiten. Um 0:30 Uhr klingelten sie dann an der Tür. Wir begrüßten uns herzlich und ich ließ sie Platz nehmen. Nachdem wir gedankt hatten, stellte Mike mir seine Begleiter vor und erklärte, dass sie in göttlicher Mission unterwegs seien und schon ganz viele Wunder auf dem Weg erlebt hätten (wobei er auch meine Gastfreundschaft als Wunder ansah). Mike erzählte mir, dass der HErr ihn zum Apostel berufen habe und er sich immer nur durch den Geist Gottes leiten ließe. Sofort verstand ich, dass es sich bei Mikes Begleitern um seine „Jünger“ handelte, die ihm treu ergeben waren. Während alle anderen Zigeuner waren, stach Max (23) als großer, blonder Norddeutscher auffällig heraus. Er kam aus Hamburg und hatte sich tatsächlich durch Mikes Evangelisieren auf der Straße zum HErrn Jesus bekehrt. Die vielen verrückten Abenteuer, die er seitdem mit Mikes kleiner Truppe erlebt hatte, waren für ihn Beweis genug, dass Mike wirklich eine Berufung Gottes habe. „Aber dass Du ein Apostel bist, glaube ich nicht, lieber Mike,“ sagte ich, „denn es gibt nur zwölf Apostel und um ein solcher zu sein, muss man Ihn leibhaftig gesehen und Zeuge Seiner Auferstehung gewesen sein.“ – „Das stimmt nicht!“ erwiderte Mike, „denn ich habe es überprüft und festgestellt, dass auch Barnabas an einer Stelle als Apostel bezeichnet wurde!“ – „Das mag ja sein, aber heute gibt es garantiert keine Apostel mehr, durch die Zeichen und Wunder geschehen konnten wie damals, sondern es gibt nur falsche Apostel.“ – „Da liegst Du falsch, lieber Simon, denn im Epheserbrief steht, dass Gott auch immer wieder Apostel berufen hat für den Aufbau Seiner Gemeinde.“

Ich wollte nicht mit Mike diskutieren, weil ich schon sehr müde war und nur noch ins Bett wollte. Es war inzwischen schon 1:30 Uhr in der Nacht und ich musste ja schon um 5:30 Uhr aufstehen. Ich zeigte ihnen ihre Schlafplätze und verabschiede mich. Als ich am Morgen um 6:00 Uhr runterkam, schliefen noch alle tief und fest. Auf dem Küchentisch fand ich ein Stück Küchenpapier auf den Mike etwas geschrieben hatte: „Wer euch aufnimmt, der nimmt Mich auf, und wer mich aufnimmt, der nimmt den auf, der Mich gesandt hat. Wer einen Propheten aufnimmt in eines Propheten Namen, der wird eines Propheten Lohn empfangen; wer einen Gerechten aufnimmt in eines Gerechten Namen, der wird eines Gerechten Lohn empfangen. Und wer dieser Geringsten einen nur mit einem Becher kalten Wassers tränken wird in eines Jüngers Namen, wahrlich Ich sage euch: es wird ihm nicht unbezahlt bleiben. Vielen Dank für Deine Gastfreundschaft, viele Grüße und Gottes reichlichen Segen, Liebe und Güte von unserem HErrn Jesus Christus, dem Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs Yeshua wünschen Dir Veronika, Max, Mike, Saša, Mama und alle Gläubigen in Christus

Zwei Tage später, als Mike inzwischen schon wieder in Nürnberg war, rief er mich nochmal an. Es hatte ihm wohl keine Ruhe gelassen, dass ich sein Apostelamt einfach infrage gestellt hatte, denn er ermahnte mich, darüber Buße zu tun. „Weißt Du, Simon, der HErr hat mir gezeigt, dass Du einen Isebelgeist hast und dass Du schon lange nicht mehr mit Ihm wandelst. Deshalb musst Du umkehren und Buße tun!“ – „Ach ja? Und warum hat der HErr das ausgerechnet Dir gezeigt und nicht einfach mir direkt?“ fragte ich. „Weil Er dich nicht mehr erreichen kann, denn du hast ein verstocktes Herz.“ – „Ach so, aber durch Dich kann mich der HErr erreichen! Nein, Mike, ich glaube nicht, dass der HErr Dir das gesagt hat, sondern Du fühlst Dich einfach nur gekränkt, weil ich Dich nicht als Apostel anerkannt habe. Tut mir leid, aber das ist mir zu durchschaubar.“ Nur wenige Wochen später sandte mir Mike eine Botschaft: „Kehre um, Simon, damit du nicht in die Grube hinabfährst.“ Das Besondere an dieser Botschaft war, dass er sie mir nicht als SMS oder als WhatsApp-Nachricht schrieb, sondern in den VERWENDUNGSZWECK seiner regelmäßigen Ratenzahlungen von 50,- Euro als Abzahlung des Kredits über 2.000 Euro, den ich ihm zuletzt überwiesen hatte. Und da er für diese Überweisungen einen Dauerauftrag eingerichtet hatte, konnte das Personal meines Steuerberaters von nun an jeden Monat die gleichen Worte im Verwendungszweck lesen. Ich schrieb ihm, dass er damit aufhören solle, da solche privaten Nachrichten nicht in den Verwendungszweck einer Überweisung gehörten, aber nichts geschah.

Ein paar Monate später rief mich Max an und bekannte mir, dass er sich von Mike getrennt habe, weil er erkannt hatte, dass Mike ein Sektierer sei, der sich verrannt habe. Interessanterweise hatte Mike nun auch dem Max die gleichen Vorwürfe gemacht mit dem Isebelgeist, weshalb Max dies als „Masche“ ansah, um seine Kritiker mundtot zu machen. Er erzählte mir, dass Mike seit einem Jahr arbeitslos sei und statt Arbeit zu suchen lieber eigenmächtig durch Deutschland und Österreich umhervagabundiere, wobei er seine Frau Ivana mit den drei Kindern vernachlässige. In den folgenden Monaten überwies mir Mike nur noch 20 Euro im Monat und dann gar nichts mehr (da ich ja angeblich einen Isebelgeist habe). Daraufhin schrieb ich ihm: „Als ich Dir 2000 Euro überwies, war ich noch Dein ‚lieber Bruder Simon‘. Aber wenn man Dich kritisiert, hat auf einmal jeder einen Isebelgeist. Für diese Verleumdung wirst Du Dich einmal vorm HErrn verantworten müssen, lieber Mike!“ Ein paar Wochen später rief mich Mike an und bat mich um Vergebung. Er bekannte mir seine Unnüchternheit und seinen Größenwahn, versprach mir, dass er trotz seiner Armut versuchen wolle, seine Schulden bei mir abzuzahlen und bat mich, mit ihm geduldig zu sein. Seither habe ich nichts mehr von ihm gehört. Möge Gott ihm und seiner Familie gnädig sein!

 

Juli – Dezember 2022

Christopher-Street-Day

Seit etwa fünf Jahren fand in Bremen jedes Jahr eine Schwulen- und Lesben-Parade statt, der sog. Christopher-Street-Day (CSD), und da ich ohnehin jeden Samstagnachmittag mit Bruder Adrian (19) und Schwester Ursula (61) am Hauptbahnhof missionierte, war diesmal am 27.08. eine Gelegenheit, für möglichst viele Teilnehmer und Zuschauer die frohe Botschaft zu verbreiten. Von allen, die ich fragte, hatte jedoch nur der kolumbianische Bruder David den Mut, mich zu begleiten. Ich machte zwei Schilder, auf dem einen stand: „Gott schuf den Menschen in Seinem Bilde… als Mann und Frau schuf Er sie… und sprach: Seid fruchtbar und mehret euch… (1.Mo.1:27-28)“ und auf dem anderen Schild stand: „Ändert euer Denken, denn das Reich der Himmel ist nahe gekommen (Mt.3:2).“ Auch David hatte sich ein großes Schild gemacht mit Bibelversen und dazu ein echtes Schofar-Horn. So trafen wir uns um 13:00 Uhr in der Nähe des Hauptbahnhofs und gingen von dort zur Veranstaltung.

Schon kurz nachdem wir auf dem Bahnhofsplatz ankamen, wurden wir von den Schwulen beschimpft und bedrängt. Ein ziemlich hässlicher, dicker Mann, der sich mit Lippenstift bemalt hatte, stellte sich direkt vor mich und fragte, was ich hier zu suchen hätte. Ich bat ihn, etwas Abstand zu nehmen, aber stattdessen kam er mir noch näher und war nur noch 20 cm von meinem Gesicht entfernt. Ich schaute starr über ihn hinweg, während ich mein Schild hoch nach oben hielt. Er fragte mich pausenlos, warum ich das täte, aber ich antwortete ihm nicht, damit er endlich weggehe. Später erfuhr ich, dass es sich um den/die Politiker/in Maja Tegeler (47) von der Linkspartei handelte. Da schon mehrere Teilnehmer versucht hatten, mir meine Schilder mit LGBTQ-Aufklebern zu verunstalten, stellte ich mich vor zwei Polizisten in der Hoffnung, nun weniger belästigt zu werden. Doch auf einmal riss mir eine Demonstrantin mit aller Wucht mein 1.Mo.1:27-Schild weg, das ich mir um den Hals gelegt hatte und zerriss es vor den Augen der Polizei. Schockiert darüber schaute ich die beiden Beamten an, die wie versteinert dastanden und zeigte mit dem Finger auf die Frau „Haben Sie das gesehen?! Warum tun Sie nichts? Sie hat gerade mein Schild kaputtgemacht!“ Die beiden waren verlegen und wussten nicht, was sie sagen sollten. Doch dann sagte einer: „Wir haben nichts gesehen.“ – „Das stimmt doch gar nicht!“ erwiderte ich, „sie hat es doch genau vor ihren Augen gemacht. Das müssen Sie doch gesehen haben!“ Die Polizisten schauten sich gegenseitig an. „Nein, wir haben nichts gesehen. Tut mir leid.“

Nachdem der ganze Zug am Hauptbahnhof vorbeigezogen war, liefen David und ich schnell durch die Sögestraße zur Domsheide, wo der Zug als nächstes vorbeikommen würde. Wir hatten uns je rechts und links des Weges positioniert, um die Demonstranten zu empfangen. Doch auf einmal wurden wir massiv angegriffen, indem sie immer wieder versuchten, uns die Schilder zu entreißen. Ich hielt meines so hoch wie ich konnte. Dabei beklebten sie mich mit ihren Homo-Aufklebern. Als dann der Zug ankam, eskalierte die Situation völlig. Von allen Seiten wurden wir nun angeschrien und beleidigt, so dass ich nur noch wie erstarrt mein Schild hochhielt, aber nichts mehr sagen konnte. Da riefen die Schwulen im Sprechchor: „NAZIS RAUS, NAZIS RAUS, NAZIS RAUS!“ David war inzwischen zu mir gelaufen, um mir beizustehen. Auf einmal hatten die Demonstranten uns eingekesselt, und redeten alle gleichzeitig auf uns ein. Sofort liefen Polizisten zu uns und bildeten eine Menschenkette, um uns vor der Meute zu schützen. Da riefen die Homos im Gleichklang; „DEUTSCHE POLIZISTEN SCHÜTZEN DIE FASCHISTEN! DEUTSCHE POLIZISTEN SCHÜTZEN DIE FASCHISTEN!“ Trotz all der Schreierei fing David nun an, laut in die Menge hineinzupredigen: „WIR SIND KEINE NAZIS, SONDERN WIR LIEBEN JESUS UND LIEBEN EUCH ALLE. KEHRT UM ZU EUREM SCHÖPFER!“. Ich dachte: Woher hat der Kerl jetzt nur den Mut bei all diesem Stress!? In diesem Moment rief David in die Menge: „Kinder Gottes, kehret um zu dem HErrn!“ Ich stuppte ihn an: „Warum sagst Du das?“ David sagte: „Vielleicht ist unter ihnen ein Kind Gottes, das vom Wege abgekommen ist. Wer weiß…“ Nun rief ein Polizist nach Verstärkung, weil die Menschenmenge immer größer wurde um uns herum. Plötzlich drängte sich eine Frau durch die Menge zu uns und wurde von der Polizei durchgelassen. Sie sagte: „Ich bin die Organisatorin vom CSD und ich darf Sie bitten, jetzt die Veranstaltung hier zu verlassen, denn Sie behindern den Demonstrationszug. Es geht gar nicht mehr voran, weil Sie hier die Leute provozieren. Bitte gehen Sie jetzt!“ Kurz darauf kamen etwa 30 weitere Polizisten und bildeten einen engeren Ring um uns herum, weil einige sogar sich schon durch die Polizeitransporter durchgezwängt hatten, um uns von hinten anzugreifen.

Nun trat ein Polizeihauptmeister hinzu und sagte uns mit energischem Befehlston, dass er uns hiermit einen Platzverweis erteile und uns 5 Sekunden gäbe, um jetzt das Weite zu suchen, da er uns anderenfalls verhaften lassen würde. David rief sofort: „Nein, wir bleiben hier, weil wir nach dem Grundgesetz unsere freie Meinung…“ Ich unterbrach ihn: „Nein, Sie haben völlig recht: Wir werden jetzt gehen, denn wir sind auch schon sehr erschöpft. Ich habe nur eine Bitte, ob man uns bitte ein Stück eskortieren könne, denn sonst gehen die Leute sofort auf uns los.“ David schaute mich an und ich sagte nur: „Das reicht wirklich für heute. Unsere Botschaft ist doch längst angekommen.“ Herzklopfend gingen wir nun mit den Polizisten durch die Menge hindurch wie bei einem Spießrutenlauf. Beim Domshof hielten wir an, weil sie unsere Personalien aufschreiben wollten. In dem Moment kam ein Bruder auf mich zu, auf dessen T-Shirt stand: „Jesus loves you“. Cian Fogarty (35) war ein irischer Missionar, der überall durch Europas Städte reiste, um den Leuten mit selbstgeschriebenen Traktaten in verschiedenen Sprachen das Evangelium zu bringen. Wir unterhielten uns auf Englisch und tauschten die Handynummern aus. Dann ging ich mit David weiter, als wir plötzlich ein Traktat bekamen von zwei vollverschleierten Muslimas. Erst dachte ich, dass sie für den Islam werben wollten, aber dann sah ich, dass es Cians Traktate waren, von denen sie einige Duzend in der Hand hielten. „Wie kommt es, dass Ihr diese Traktate verteilt?“ Eine der beiden erklärte: „Wir haben gesehen, wie ein Mann diese Flyer verteilt, und wir fanden das eine gute Sache, denn auch wir lehnen diese Schwulenparade ab. Deshalb baten wir ihn, ob wir ihn mit dem Verteilen unterstützen dürfen, und er gab uns daraufhin einen Schwung Zettel, die wir nun verteilen.“ Ich musste sehr schmunzeln, sagte aber nichts und ließ sie Weiterverteilen.

 

Das prophetische Wort

An einem Sonntagnachmittag, als wir mal wieder bei Schwester Lotte unseren Hauskreis hatten, war Bruder Wolfgang Ruland zu Besuch und predigte über Psalm 139:21-22. Ehrlich gesagt hatte ich noch nie zuvor eine Andacht über die Notwendigkeit des Hassens gehört, da wir ja eigentlich einander lieben sollen. Aber trotz dieser Provokation machte Bruder Wolfgang es gut und verständlich, um was es ging. Anschließend sprachen wir darüber, wie viele Themen heutzutage gar nicht mehr in einer Predigt behandelt werden und bedauerte vor allem, dass unser Prediger Olaf so gut wie nie über die Offenbarung predigte. Deshalb schickte ich ihm am Abend eine E-Mail, in der ich über die gemeindegeschichtliche Auslegung der Sendschreiben schrieb und insbesondere über den Brief an Laodizea:

„Geliebter Bruder Olaf,

die Gnade und der Friede unseres HErrn Jesus Christus seien mit Dir!

Im Namen dieses Hauskreises schreibe ich Dir heute, um Dir ein Anliegen bzw. eine Anregung mitzuteilen, über die wir heute Nachmittag sprachen. Wir sind dem HErrn dankbar, einen Pastor wie Dich zu haben, der in Zeiten zunehmender Gesetzlosigkeit noch immer das Wort der Wahrheit bezeugt und lehrt, ohne Zugeständnisse an den vorherrschenden Zeitgeist, wie es bereits in vielen anderen Gemeinden geschieht. Mit diesem Brief möchten wir Dich dazu ermutigen, diesen geistlichen Kampf „für den ein für allemal den Heiligen übergebenen Glauben“ (Jud. 3) auch weiterhin zu führen, indem Du als „treuer und kluger Knecht“ nicht nur unserer Gemeinde, sondern allen übers Telefon und Internet zugeschalteten Gläubigen in Deutschland die „Speise zur rechten Zeit geben mögest“ (Matth. 24:45).

„Zur rechten Zeit“ meint ja die von Gott dafür jeweils bestimmte und geeignete Zeit. „Wie gut ist ein Wort, geredet zu Seiner Zeit“ (Spr.15:23). Nach der prophetisch-analogen Auslegung der Sendschreiben befinden wir uns heute in der letzten Phase der Kirchengeschichte*.  Der HErr will, dass die Verantwortungsträger der Gemeinde („Engel“ wörtl. „Kündungsbeauftragte“) das predigen sollen, was „den gesundmachenden Worten des HErrn Jesus Christus“ an die jeweilige Gemeindeausprägung entspricht (1.Tim.6:3). Für die heutige Zeit ist dies die Botschaft an „Laodizea“ („Volksgerechte“, d.h. die aus Sicht des Gottesvolkes als „gerecht“ geltende und in diesem Sinne selbstgerechte Gemeinde der Endzeit, vergl. Richt.21:25, Luk.16:15). Keine Gemeindeausprägung wurde vom HErrn so scharf kritisiert wie die von Laodizea, zumal sie einer völligen Fehleinschätzung erlegen war, als ob doch alles in bester Ordnung sei und es keine Notwendigkeit zur Buße gäbe; tatsächlich aber befindet sich der HErr längst außerhalb der heutigen Gemeinde und ruft von außen dem einzelnen Christen zu, Ihm die Herzenstür aufzutun, um mit ihm das „Abendbrot“ zu essen (Offb.3:15-20).

Das Abendbrot zu essen (Vers 20) bedeutet allegorisch, miteinander das Wort für die Endzeit („Abend“) zu teilen, denn eschatologisch gesehen befinden wir uns derzeit noch in der Nacht (Röm. 13:11-14), solange der HErr als „Morgenstern“ und als „Sonne der Gerechtigkeit“ noch nicht erschienen ist: „Und so besitzen wir das prophetische Wort befestigt, auf welches zu achten ihr wohl tut, als auf eine Lampe, welche an einem dunklen Ort leuchtet, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in euren Herzen“ (2.Petr.1:19). Dieses „Prophetische Wort“ vermissen wir leider aus Deinem Munde (Mal.2:7). Du predigst zwar immer wieder gerne über das Evangelium und über die ersten Erfahrungen, die man als Christ macht. Dabei schätzen wir durchaus, dass Du immer mal wieder Anekdoten und interessante Informationen aus der Welt der Theologie bringst. Aber für diejenigen, die schon mehrere Jahre im Glauben stehen und gerne von Dir hören würden, wie man sich praktisch auf die immer bedrohlichere, endzeitliche Gegenwart vorbereiten sollte, sowohl im persönlichen als auch im politisch-wirtschaftlichen Bereich, hast Du nichts zu sagen, weil Du Dich nicht festlegen willst.

Du hast Deine beiden Andachtsbücher als „Schwarzbrot“ bezeichnet. Aber genau solch eine feste Nahrung für Erwachsene bekommen wir Älteren im Glauben zu wenig von Dir zu hören, obgleich die Pastoren doch in Hebr. 6 ermahnt werden, nicht immer wieder nur über das „Wort des Anfangs des Christus“ zu predigen, sondern „zum vollen Wuchse (wörtl. „zur Vollkommenheit“) zu gelangen (Hebr.6:1-3). Stattdessen wird aber fast jeden Sonntag immer nur „ein Grund gelegt mit der Buße von toten Werken und dem Glauben an Gott“, so dass die allermeisten der Gläubigen, die schon jahrelang in die Gemeinde gehen, innerlich am Verhungern sind, da diese einseitige Milch-Botschaft eben KEIN „Schwarzbrot“ ist. Und ironischer Weise stehen wir vielleicht kurz vor einem Atomkrieg mit Russland, während uns niemand erklärt, wie wir diese Ereignisse prophetisch einzuordnen haben. Wenn wir schon von den bibelkritischen Pastoren kein klärendes Wort erwarten können, da sie Wölfe im Schafspelz sind, wieviel wichtiger ist es dann, dass Du als unser eigener, bibeltreuer Pastor uns über die gegenwärtigen Entwicklungen im Hinblick auf die Offenbarung und den Propheten Daniel und Sacharja aufklärst! In Psalm 74:3-9 lesen wir: „Alles hat der Feind im Heiligtum verwüstet. Es brüllen Deine Widersacher inmitten deiner Versammlungsstätte. Sie haben ihre Zeichen zum Maßstab erhoben. Es sieht aus, wie wenn man Äxte emporhebt im Dickicht des Waldes. Und jetzt zerschlagen sie Deine Schnitzereien allesamt, mit Beilen und Brechstangen. Sie haben Dein Heiligtum in Brand gesteckt, bis auf den Grund entweiht die Wohnung Deines Namens. Sie sprachen in ihrem Herzen: Lasst sie uns allesamt niederzwingen! Sie haben alle Versammlungs-stätten Gottes im Lande verbrannt. Zeichen für uns sehen wir nicht. Kein Prophet ist mehr da, und keiner bei uns ist da, der weiß, bis wann.“

… Aber es ist noch nicht zu spät, so dass wir noch Buße tun können, um das Kaufangebot des HErrn anzunehmen, nämlich Gold ( = Bewährung in der Prüfung 1.Petr.1:7), weiße Kleider ( = Werke der Gerechtigkeit Offb.19:8) und Augensalbe ( = Schrifterkenntnis Ps.119:130). Wir glauben, dass Gott Dich erwählt und Dich begabt hat, um wie Luther damals den Anfeindungen zum Trotz das Wort Gottes wieder auf den Leuchter zu stellen. Deshalb nimm diese brüderliche Anregung als vom HErrn an und erweitere Deinen Hirtendienst, indem Du wie einst die bekennende Kirche im Hitler-Deutschland Deine Stimme erhebst über den Abfall der Christen durch Verweltlichung und Lauheit und die Gemeinde warnst vor den Gerichten Gottes, die schon kurz bevorstehen und sich gegenwärtig durch das Schwarze Pferd aus Offb.6 in Form einer Inflation und Weltwirtschaftskrise ankündigen. „Wenn Du aber ausgerechnet zu dieser Zeit schweigen wirst, so wird eine Hilfe und Errettung von einem andern Ort her … entstehen, … Und wer weiß, ob du nicht um dieser Zeit willen zur königlichen Würde gekommen bist?“ (Esth.4:14)…“

Olaf antwortete mir als Sprachnachricht und widersprach mir vor allem in meiner in meiner Überzeugung, wir würden uns „in der letzten Phase der Kirchengeschichte befinden“. Er sagte: „… Es kann sein, dass morgen die Welt zu Ende ist, aber es kann auch sein, sie geht noch 20.000 Jahre weiter – Ich weiß es nicht!“

– Homosexualität – ein verdrängtes Problem in der Gemeinde

 

Wenn ihr begriffen hättet, was das heißt: ›Barmherzigkeit will ich und nicht Opfer‹, dann hättet ihr nicht Unschuldige verurteilt. (Mat.12:7)

Bremen, den 02.08.2025

Liebe Geschwister im HErrn Jesus,
die Gnade und der Friede unseres Gottes und HErrn Jesus Christus seien mit Euch!

Ist Euch auch schon aufgefallen, dass es in diesem Sommer ungewöhnlich viele Fliegen gibt? Als ich mich mal vor Jahren mit einer alten Schwester über Fliegen unterhielt, erklärte sie mir, dass die Fliegen nicht von Gott geschaffen wurden, sondern vom Teufel. Selbst als ich ihr erklärte, dass alles, was es gibt, vom HErrn Jesus erschaffen wurde (Joh.1:3), beharrte sie auf ihren Standpunkt, weil sie sich nicht vorstellen konnte, dass der HErr so etwas Nutzloses und Widerliches wie die Fliegen geschaffen haben könnte. Würde man jedoch Spinnen, Vögel, Frösche oder Fledermäuse fragen, so würden diese die Fliegen als so ziemlich das Nützlichste ansehen, was der HErr für sie geschaffen hat, da sie ohne die Fliegen nicht genügend Nahrung fänden. Diese Verdrängung der Realität begegnet mir aber häufig im Umgang mit Gläubigen: So beharren die meisten z.B. auf der Behauptung, dass die Ungläubigen für immer verloren gehen, weil sie angeblich „den HErrn Jesus ablehnen“ bzw. „nicht errettet werden wollen“, obwohl sich das weder mit der Bibel noch mit der Wirklichkeit belegen lässt. Tatsache ist vielmehr, dass sie nur deshalb ungläubig sind, weil sie das Evangelium entweder nicht kennen (ca. 70 % der Menschheit sind keine Christen, aber größtenteils gottgläubig) oder aber sie kennen es, halten es aber für unglaubwürdig (ca. 15 % aller Christen weltweit glauben zwar an Gott, aber nicht an die Bibel). Gerade einmal nur 0,006 % aller Menschen (ca. 500.000) sind Satanisten und lehnen deshalb den HErrn Jesus ab.

  1. Ist Homosexualität eine angeborene Neigung oder eine Perversion?

Wir kennen alle den bekannten Spruch „was nicht sein darf, kann auch nicht sein“, wenn man eine unbequeme Tatsache nicht akzeptieren will, weil sie nicht ins eigene Weltbild passt. Zu diesem Wunschdenken zähle ich auch die unter Bibeltreuen weit verbreitete Leugnung, dass Homosexualität eine angeborene Neigung ist. Stattdessen wird behauptet, dass es sich nur um eine dämonische Perversion handeln würde, so als ob diese Menschen so verdorben sind, dass ihnen die Sexualität mit einer Frau nicht ausreiche. Tatsache ist aber, dass Homosexuelle zwar eine Frau lieben und auch mit ihr Kinder zeugen können, sich aber dennoch nicht zu ihnen hingezogen fühlen können, da sie von Kindheit an auf das eigene Geschlecht fixiert sind. Man kann es vergleichen mit Linkshändern, denen es schwerfällt, mit der rechten Hand zu schreiben, da ihre Gehirnhälften anders gepolt sind. Dennoch wurden linkshändige Kinder bis ins frühe 20.Jh. von ihren Lehrern unter Androhung körperlicher Strafe dazu gezwungen, gegen ihre Natur mit der rechten Hand zu schreiben. Übrigens gibt es ja auch Männer, die zwar eigentlich nur auf Frauen stehen, aber aufgrund mangelnder Verfügbarkeit (z.B. als Häftling) mit dem eigenen Geschlecht vorliebnahmen. In eher seltenen Fällen kann es aufgrund amoralischer Verrohung dazu kommen, dass heterosexuelle Männer einen anderen Mann missbrauchen, um ihn dadurch zu demütigen.

Dies war vermutlich in Sodom und Gomorra der Fall, denn es scheint kaum wahrscheinlich, dass zufällig alle Stadtbewohner homosexuell waren, sondern eher die allerwenigsten. Sie waren einfach „böse und große Sünder vor dem HErrn“ (1.Mo.13:13), indem sie keinerlei moralische Regeln für sich gelten ließen. Dabei war ihre sexuelle Verdorbenheit scheinbar noch nicht mal die Schlimmste ihrer Sünden, denn es heißt in Hes.16:49 „Siehe, das ist die Missetat Sodoms: Hoffart, Fülle von Brot und sorglose Ruhe hatte sie mit ihren Töchtern, aber die Hand des Elenden und des Armen stärkte sie nicht“. Der HErr Jesus bewertet sogar die Gleichgültigkeit und mangelnde Bußbereitschaft von Städten wie Kapernaum als sündhafter angesichts praktizierter Wunder als die Boshaftigkeit der Sodomiter, da Er sicher war, dass jene unter gleich vorteilhaften Bedingungen zur Buße gekommen wären (Mt.11:23). Gleichgültigkeit trotz besseren Wissens ist vor dem HErrn also noch schlimmer als Vergewaltigung, Hochmut und Geiz, wenn sie mit Unwissenheit verbunden sind.

Die gleichgeschlechtliche Liebe, die es übrigens auch in der Tierwelt gibt, ist also keine geistige Fehlentwicklung, auch keine psychische Erkrankung oder ein Programmierfehler (denn Gott macht keine Fehler), sondern eine sündhafte Variation in der Schöpfung. Zahlreiche Studien haben bisher nachgewiesen, dass Homosexualität (HS) weder durch die Erziehung verursacht, noch durch traumatische Erlebnisse in der Kindheit erworben wurde, sondern völlig unabhängig davon in Erscheinung tritt. Eine sexuelle Orientierung ist auch keine bewusste Entscheidung und kann deshalb weder anerzogen noch abtrainiert, sondern bestenfalls überwunden werden. Man kann die HS auch nicht nur auf das Sexuelle reduzieren, da sie auch andere Facetten umfasst wie etwa das Verliebtsein, romantische Gefühle, Geborgenheit, Vertrautheit, Schönheitsempfinden, typische Interessen usw. Die Sexualität selbst spielt bei den Betroffenen keine größere Rolle als etwa bei Heterosexuellen.

  1. Wie beurteilt das Wort Gottes die Homosexualität?

Ohne Frage verbietet Gott den gleichgeschlechtlichen Verkehr zwischen Männern und nennt ihn sogar einen „Gräuel“ (3.Mo.18:22, 20:13). Hierbei ist es irrelevant, dass dieses Verbot zum mosaischen Gesetz gehörte, an das Volk Israel erging und schon 3.500 Jahre alt ist. Denn die Gebote gelten „solange Himmel und Erde bestehen“ und richten sich an „alle Menschen“ (Mt.5:18, Pred.12:13). Paulus nennt die HS eine „Verirrung“ (Röm.1:26-27) und stellt klar, dass sowohl die aktiven „Bei-Männern-Liegende“ (gr. ARSÄNOKOITAI) als auch die passiven „Weichlinge“ (gr. MALAKOI) nicht das Reich Gottes ererben werden (1.Kor. 6:9-10). Diese eindeutige Rechtslage kann auch nicht durch das Liebesgebot ausgehebelt werden, denn die Liebe ist nach biblischer Definition das Halten der Gebote Gottes (Joh.14:15, 1.Joh.5:2-3). Ebenso ist der Verweis, dass das Essen von Krabben nach 3.Mo.11:10 genauso ein Gräuel sei wie der Sex unter Männern, ungeeignet, um das Verbot zu relativieren, denn die Speiseverbote des AT sind im neuen Bund nicht mehr buchstäblich zu sehen (1.Tim.4:1-4). Und die in 3.Mo.20:13 geforderte Todesstrafe wurde selbst von den Israeliten im AT nicht mehr praktiziert, sondern stattdessen wurden Homosexuelle nur noch des Landes verwiesen (1.Kön.15:12, 22:46). Wer also im Neuen Bund homosexuell empfindet, der ist von Gott gefordert, sein Leben als Christ entweder in Ehelosigkeit und sexueller Abstinenz zu verbringen oder aber eine Frau zu heiraten, die von der Neigung ihres Mannes weiß und sie um des HErrn willen bereit ist, zu ertragen.

Grund für dieses strenge und z.T. als ungerecht empfundene Schicksal ist das Zeugnis, dass wir Gläubigen durch die biblisch richtig praktizierte Ehe von Mann und Frau die Gemeinschaft von Christus und der Versammlung darstellen sollen (Eph.5:2-29). Dem Feind ist dies ein Dorn im Auge, weshalb er alles daransetzt, um diese Darstellung zu zerstören, u.a. durch Verhöhnung. Aber so, wie auch ein Gläubiger mit pädophiler Neigung gezwungen ist, sich zu enthalten, so sollte auch ein homosexueller Christ wissen, dass er mit Christus gekreuzigt wurde und nicht mehr für sich selbst lebt (2.Kor.5:15), sondern mit Leib und Leben dem HErrn angehört und somit nicht mehr tun und lassen kann, was er will (1.Kor.6:19-20). Und es liegt insofern auch keine absolute Benachteiligung vor, da ja alle Gläubigen verpflichtet sind, sich selbst zu verleugnen und das Kreuz Christi zu tragen, der ja auch selbst ehelos und kinderlos starb (Mat.16:24, 1.Joh.2:6). Die Tatsache, dass ein Homosexueller keine Schuld trägt an seiner Neigung, berechtigt ihn nicht dazu, seine Neigung deshalb ausleben zu dürfen. Wer dem HErrn folgen will und nicht allem entsagt, was er hat, der hat noch nicht die Kosten der Nachfolge überschlagen und muss sich entscheiden, wie viel ihm das Reich Gottes wirklich wert ist (Luk.14:28+33). Letztlich stehen wir vor der Wahl, ob uns der HErr Jesus lieber ist als alles (1.Sam.1:8).

Der HErr Jesus hat die HS nicht direkt geschaffen, sondern sie ist eine Folge der gefallenen Schöpfung. Der Mensch trägt Gottes Ebenbildlichkeit in sich und ist deshalb verpflichtet, nach Gottes Zweckbestimmungen zu fragen. Schon allein die physische Kompatibilität (das Zusammenpassen) von Mann und Frau zeigt schon den einfachen Naturvölkern, dass die Geschlechtsorgane in erster Linie der Fortpflanzung dienen. Darüber hinaus spüren selbst primitive Urmenschen, dass HS genauso wie Inzest oder Kannibalismus nicht im Sinne des Erfinders ist. Genau darüber schreibt Paulus in Römer 1:18ff: Gott hat die törichten Menschen zwar nicht „dahingegeben“, aber sehr wohl „danebengegeben“ (gr. PARADIDOoMI), d.h. sie erst mal beiseite getan und damit sich selbst überlassen, ohne ihnen zunächst größere Aufmerksamkeit zu geben, etwa so wie wenn man zulässt, dass eine Pilzkultur sich immer weiter ausbreitet. Denn für die Erziehungsziele Gottes ist es unerlässlich, dass die Sünde immer erst ein solches Vollmaß erreicht, bis der Sünder über sie selbst erschrickt und unter der Last der Schuld zusammenbricht (1.Mo.18:21, 42:21, Richt.21:3, Jes.26:9).

  1. Das Problem der Ächtung

Niemand entscheidet sich freiwillig, homosexuell zu sein, schon allein wegen der allgemeinen Ächtung dieser Neigung. Selbst wenn homosexuelle Christen enthaltsam leben, sind sie mit dem Stigma der Unmoral behaftet. Ein Bruder aus unserer Gemeinde, der Nachhilfeunterricht bei Schülern gab, verlor sofort seinen Job, als die gläubigen Eltern von seiner Orientierung erfuhren. Immer wieder wird ihnen unterstellt, dass sie noch nicht wirklich mit Christus gestorben sind bzw. keinen Glauben haben an Befreiung. Aber selbst jene Gläubige, die eine gewisse Empathie haben für dieses ohnmächtige Gefühl des Ausgegrenzt- und Unverstanden-seins, haben aufgrund des biblischen Befundes dennoch eine Haltung wie: „Ich möchte nicht in deiner Haut stecken…“ Es gibt diesen typischen Reflex, dass man gerne alles Unheimliche und Fremde vorsichtshalber gleich dämonisiert, um sich nicht näher damit auseinanderzusetzen. Dabei gibt es für einen homosexuell empfindenden Bruder wohl nichts Schlimmeres, als dass man seine Veranlagung als dämonisch abstempelt und er deshalb von vornherein keine Chance hat, ins Reich Gottes zu kommen, da er ja nicht vom Heiligen Geist, sondern von einer fremden Macht kontrolliert wird. Nicht wenige Christen haben sich aufgrund dieser Anschuldigung das Leben genommen.

Ein junger Russlanddeutscher berichtete mir, dass die Ablehnung und Verachtung seiner Homosexualität der eigentliche Grund sei, warum er zum Alkoholiker wurde und den Kampf gegen die Sünde immer wieder aufgibt. Er leidet besonders darunter, dass er mit niemanden darüber sprechen kann aus Angst und Scham. Als Kinder Gottes haben wir die Verpflichtung, uns für die Verirrten und Benachteiligten einzusetzen, sie zu trösten und aufzurichten, damit sie nicht ihren Glauben verlieren (Hebr.12:13).  „Das Gericht wird ohne Barmherzigkeit sein gegen den, der nicht Barmherzigkeit geübt hat. Die Barmherzigkeit rühmt sich wider das Gericht“ (Jak.2:13).

Viele Gläubige haben sich in ihren Augen bereits einen sicheren Platz auf der „Arche“ gesichert und schauen durch die Luke von oben herab auf die Welt, die bald untergehen wird. Sie sind froh, dass sie nicht nur den richtigen Glauben, sondern auch die richtige Sexualität haben, so dass sie selbstzufrieden sagen dürfen: „Ach HErr, ich danke Dir, dass ich nicht so bin wie die übrigen der Menschen, und auch nicht wie jener Homo-Christ dort. Ich lebe in einer normalen Ehe und habe zweimal in der Woche Sex mit meiner Frau. Nach mir die Sintflut!“ Und selbst wenn sich in ihnen Mitleid regt mit all den vielen Andersgläubigen oder sexuell Andersveranlagten, so geht es ihnen wahrscheinlich eher wie jenen Spaziergängern aus Weimar in den Jahren 1937 bis 1945, die sonntags nach dem Gottesdienst durch den Wald auf den Ettersberg gingen und durch den Zaun das Konzentrationslager Buchenwald anschauten. Ein schauriger Schauer überkam sie jedes Mal bei der Vorstellung, dass viele der Lagerinsassen dort nicht mehr lebend hinauskommen würden, sondern zuvor durch Zwangsarbeit, Hunger, Krankheiten, medizinische Experimente und Hinrichtungen sterben würden. Trotzdem vertrauten sie auf den Führer, dass all dieser Terror schon seine Richtigkeit haben müsse. Sie unterdrückten ihr Mitleid und ihre Skrupel, zumal ja auch die Möglichkeit bestand, dass all die Gefangenen dort zurecht bestraft würden.

Das Andersartige wird immer als suspekt und bedrohlich empfunden, sei es in der Lehre oder im Leben. Immer wieder betonen Gläubige, dass Gott den Menschen ja nur als Mann und Frau geschaffen hat mit der Verpflichtung, sich fortzupflanzen, was ja auch richtig ist (1.Mo.1:27). Aber was ist mit den Zwittern? Und was ist mit den Unfruchtbaren, von denen es ja einige in der Bibel gibt? Wie konnten sie das Vermehrungsgebot erfüllen? Und wenn es Zwitter gab, warum sollte es dann nicht auch andere „Normabweichungen“ in der Schöpfung geben, wie etwa Transmenschen oder Homosexuelle? Die Bibel berichtet an vielen Stellen z.B. immer wieder von „Erde und Meer“ (1.Mo.1:22, 2.Mo.20:11, Neh.9:6, Hi.12:8, Ps.65:5, 69:34, 135:6). Aber bedeutet das, dass nicht auch die Flüsse und Seen darin eingeschlossen sind? Und genauso kann man aus der Tatsache, dass die Bibel von Mann und Frau spricht, nicht schließen, dass die Schöpfung auch Übergangsformen hervorgebracht hat, die nicht explizit erwähnt werden. Wenn sie aber so geboren wurden, ist es dann ihre Schuld, dass sie so sind wie sie sind (sofern sie ihre Neigung nicht ausleben)? Nein, das wäre absurd und geradezu lästerlich. Genauso gut hätte Gott z.B. auch alle Lahmen und Blinden vom Zugang ins Reich Gottes ausschließen können (übrigens hat König  David ja tatsächlich mal allen Blinden und Lahmen Hausverbot erteilt in 2.Sam.5:8). Oder stellen wir uns vor, wenn in der Bibel stehen würde, dass alle Hellhäutigen von vornherein keine Chance haben, errettet zu werden (tatsächlich gibt es eine Bewegung, die sich Black Hebrew Israelites nennt und lehrt, dass nur Schwarze zum Volk Gottes gehören können). Das ist Rassismus in Reinkultur.

  1. Versuch eines neuen Umgangs mit Andersgeschlechtlichen

Niemand möchte ausgegrenzt oder verspottet werden. Daher leiden homosexuelle Christen nicht nur an der Verdammungswürdigkeit ihrer Neigung durch die Bibel, sondern auch unter der Verachtung und Stigmatisierung durch andere Gläubige. Ich kenne einen Bruder, der zwar heterosexuell war, jedoch von Kindheit an das Gefühl hatte, ein Mädchen im Körper eines Jungen zu sein. Er hasste sich dafür und tat alles, um diese Neigung zu überwinden. Er wurde Bauer, ließ sich einen Vollbart wachsen und suchte sich besonders männliche Freunde, um nicht aufzufallen. Als er gläubig wurde, heiratete er und ging mit seiner Frau in eine besonders streng-konservative Mennoniten-Gemeinde. Später wechselte er zu den Orthodoxen, diskutierte im Internet über Pferdezucht und Waffen und trug sich am Ende sogar mit dem Gedanken, als Söldner im Ukrainekrieg zu kämpfen. All das tat er in der Hoffnung, mit Gottes Hilfe endlich ein Mann zu werden. Doch vor zwei Jahren gab er diesen Kampf auf und entschied sich, das Mädchen zu sein, als das er sich schon immer fühlte. Seine Frau verließ ihn mit ihren drei Kindern, und er verließ seinen christlichen Glauben aus Angst vor dem Unverständnis und der Verachtung der Gläubigen. Einem Gott, der sich nicht mehr zu Seinem eigenen Geschöpf bekennen wollte, obwohl Er ihn mit dieser Neigung geschaffen hat, dem wollte er nicht mehr gehören. Er ist heute Heide.

Ich glaube, dass unsere andersgeschlechtlichen Geschwister besonders viel Liebe, Verständnis und Zuwendung brauchen, um ihnen das Los der Ehelosigkeit zu erleichtern. Wir sollten so viel Anteilnahme an ihrem Los haben, dass sie sich nicht mehr einsam fühlen, sondern offen über ihre Not sprechen können (vergl. 1.Kor.12:18-26). Die Sünde ist wie eine Krankheit (Luk.5:31) und die Gemeinde ist ein Krankenhaus, in dem wir alle Pfleger und Patienten zugleich sind. Die Heilung geschieht in erster Linie durch das Gebet für einander (Jak.5:16). Gott kann ein Wunder tun, aber Er muss es nicht. Es ist nicht immer hilfreich, sie zu einer Ehe mit einer Schwester zu drängen, da sie sich damit überfordert fühlen könnten. Man würde sie evtl. zwingen, in einer Lüge zu leben. Denn wenn keine Offenheit ist, müssen sie ihren Frauen vortäuschen, diese zu begehren, obwohl sie in Wirklichkeit kein sexuelles Verlangen für sie empfinden können. Ist es denkbar, dass Gott sie zur Heuchelei zwingen will? Oder dass Gott den Frauen zumutet, mit Männern verheiratet zu sein, die kaum in der Lage sind, sie sexuell zu befriedigen, da sie aufgrund ihrer anderen Präferenz unter Impotenz leiden?

Man kann Andersveranlagte in einer Gemeinde im Grunde vergleichen mit dem Fremdling (hebr. GeR), der als Zugezogener und Schutzbedürftiger innerhalb des Volkes Israel lebte; von ihnen sagt der HErr: „Einen Fremdling sollst du nicht bedrücken und nicht bedrängen; denn auch ihr seid Fremdlinge gewesen im Land Ägypten“ (2.Mo.22:20), „Du sollst den Fremdling lieben wie dich selbst“ (3.Mo.19:4). Gott erwartet also Verständnis, Offenheit, Mitgefühl und Gleichbehandlung, gerade gegenüber denen, die anders sind, die außen stehen und sich nicht selbst schützen können. Die Bibel stellt sie unter Gottes besonderen Schutz, denn sie können sich als selbst Betroffene nicht zur Wehr setzen gegen Vorwürfe und Ablehnung und haben meist keine Fürsprecher. Der HErr Jesus aber hat sich des Zöllners und der Ehebrecherin angenommen und sie nicht von sich gestoßen. Er litt mit den Leidenden und befreite sie von ihren Ketten. Das sollten auch wir tun: „Ist nicht vielmehr das ein Fasten, an dem ich Gefallen habe: Ungerechte Fesseln zu lösen, die Knoten des Joches zu öffnen, gewalttätig Behandelte als Freie zu entlassen und dass ihr jedes Joch zerbrecht? Besteht es nicht darin, dein Brot dem Hungrigen zu brechen und dass du heimatlose Elende ins Haus führst? Wenn du einen Nackten siehst, dass du ihn bedeckst und dass du dich deinem Nächsten nicht entziehst? Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Heilung wird schnell sprossen. Deine Gerechtigkeit wird vor dir herziehen, die Herrlichkeit des HERRN wird deine Nachhut sein.  Dann wirst du rufen, und der HERR wird antworten. Du wirst um Hilfe schreien, und er wird sagen: Hier bin ich! Wenn du aus deiner Mitte fortschaffst das Joch, das Fingerausstrecken und böses Reden und wenn du dem Hungrigen dein Brot darreichst und die gebeugte Seele sättigst, dann wird dein Licht aufgehen in der Finsternis, und dein Dunkel wird sein wie der Mittag. Und beständig wird der HErr dich leiten, und er wird deine Seele sättigen an Orten der Dürre und deine Gebeine stärken. Dann wirst du sein wie ein bewässerter Garten und wie ein Wasserquell, dessen Wasser nicht versiegt. Und die von dir kommen, werden die uralten Trümmerstätten aufbauen; die Grundmauern vergangener Generationen wirst du aufrichten. Und du wirst genannt werden: Vermaurer von Breschen, Wiederhersteller von Straßen zum Wohnen“ (Jes.58:6-12).

Seid dem HErrn befohlen!

Simon

 

 

– „Such´, wer da will, ein ander´ Ziel“ Teil 20

April bis Juni 2021

Der Entführungsfall Horvatova

Im Frühjahr 2021 lernte ich eine junge Glaubensschwester namens Eva Horvatova (29) kennen, die mit ihrem 7-jährigen Sohn Vladimir wegen einer offenen Altenpflegestelle gerade nach Bremen gezogen war. Sie war eine Roma aus Košice (Slowakei) und suchte für sich und ihren Sohn eine Gemeinde. Da sie niemanden in Bremen kannte und auch nicht so gut Deutsch sprach, nahm ich mich ihrer an, half ihr mit den Papieren und ging mit den beiden regelmäßig in die Martinigemeinde. Ich lud sie auch zu unserem Hauskreis in Oyten ein bei Bruder Esra und holte sie und ihren Jungen dafür ab. Vladimir war ein hübscher Junge und für sein junges Alter ziemlich aufgeweckt und wortgewandt. Doch dann brach der Kontakt zu Eva auf einmal ab. Ihr Handy war nicht mehr an, weil sie wohl eine neue Nummer hatte. Ich dachte nur: Wenn sie nicht wirklich will, darf man sie nicht unter Druck setzen – der HErr muss sie ziehen. Erst Monate später sollte ich den Grund erfahren:

An einem Tag im April 2021 spielte ihr Sohn Vladimir in der Einfahrt mit seinem Roller, als die Nachbarin ihn vom Fenster aus sah. Sie sprach ihn an und erfuhr, dass er mit seiner Mutter gerade erst nach Bremen gezogen war und er jetzt eingeschult wurde. Antje H. (48), so hieß die Nachbarin, fing nun an, sich mit der Mutter Eva anzufreunden und lud sie regelmäßig zu sich zum Essen ein. Eva erzählte ihr, dass sie noch immer nicht ihr Hartz IV-Geld bekommen habe, weil noch Unterlagen gewünscht wurden, dass sie aber erst jetzt ihre Stelle als Altenpflege-Helferin antreten konnte und noch kein Gehalt bekommen hätte. Deshalb konnte sie ihre Miete in den letzten zwei Monaten nicht bezahlen, weshalb der Vermieter ihr mit Kündigung drohte. Antje fasste ihre Hand uns sagte: „Mach Dir keine Sorgen, liebe Eva, ab jetzt werde ich mich um all Deine Papiere kümmern und Dir bei allen Problemen beistehen, damit Du entlastet bist. Mein Mann und ich werden uns auch um Deinen Sohn Vladimir kümmern, dass er immer bei uns spielen kann und mit uns zu Mittag essen kann. Ich werde für Dich ab jetzt wie eine Mutter sein, das verspreche ich Dir!“ Eva freute sich sehr über dieses Hilfsangebot.

Drei Wochen später wurde Eva zum Geburtstag einer Freundin eingeladen um das Wochenende bei ihr in Wittenberg/Lutherstadt zu verbringen. Eva fragte Antje, ob sie in dieser Zeit auf ihren Sohn aufpassen könne. „Ja selbstverständlich, gerne. Fahr nur hin, wir passen auf Vladi auf. Du kannst auch gerne eine ganze Woche bleiben. Wir bringen ihn zur Schule und holen ihn wieder ab. Ich kann Dir auch die Fahrkarten kaufen.“ Eva war überwältigt von dieser Hilfsbereitschaft und nahm das Angebot an. Nachdem Eva losgefahren war, rief Antje sie drei Tage später an und sagte: „Eva, stell Dir vor: die Polizei ist gerade bei mir gewesen! Sie suchen Dich, weil Du Deine Miete nicht bezahlt hast! Sie sagten mir, dass Du bei Deiner Rückkehr nach Bremen sofort ins Gefängnis kommst und man Dir Vladi wegnehmen und in ein Heim bringen wird, so dass Du ihn vielleicht nie wieder sehen wirst!“ Da Eva von Natur sehr einfältig ist, glaubte sie der Antje jedes Wort und fragte sie ängstlich, was sie jetzt machen sollte. „Keine Sorge,“ beruhigte Antje sie „tu ab jetzt nur, was ich Dir sage! Du bleibst jetzt erst einmal in Wittenberg, bis die Luft wieder rein ist. Ich habe denen ja nicht gesagt, dass Du in Wittenberg bist, deshalb werden sie Dich dort auch nicht finden. Such Dir dort einfach erst mal eine neue Arbeit und eine kleine Wohnung, und wenn in zwei bis drei Monaten Gras über die Sache gewachsen ist, dann bringen wir den kleinen Vladimir zu Dir, so dass Ihr dann beide in Wittenberg bleiben könnt.“

Doch dann rief Antje beim Jugendamt an und sagte, dass ihre Nachbarin Eva Horvatova einen neuen Mann kennengelernt habe und deshalb ein neues Leben anfangen wolle, jedoch ohne ihren Sohn. Deshalb habe sie diesen einfach bei ihr abgegeben und sei dann angeblich unbekannt verzogen. Ihrem Sohn Vladimir sagte sie das gleiche, und dass ab jetzt Antje seine neue Mutter sei. Vladimir war erschrocken über das angebliche Verhalten seiner Mutter, fand sich aber nach einiger Zeit damit ab. Antje gab dem Jugendamt eine falsche Handynummer von Eva, so dass sie unerreichbar blieb. Der Eva hingegen berichtete die Antje regelmäßig, wie gut es ihrem Sohn gehe und wie sie alles im Griff habe. Da Eva ihr Wochen zuvor eine Gesamtvollmacht gegeben hatte über alle ihre Belange, konnte Antje dem Jugendamt glaubhaft machen, dass Eva ihr auch die Verantwortung für ihren Sohn übertragen hatte, weshalb das Jugendamt der Antje schon bald darauf das volle Sorgerecht für Vladimir übertrug. Und jedes Mal, wenn Eva mal mit ihrem Sohn sprechen wollte, erfand Antje eine neue Ausrede: mal schlief er gerade, mal sei er noch in der Schule oder er war gerade bei einem Freund zum Spielen. Eva fand dies zwar merkwürdig, aber Antje wusste sie hervorragend zu manipulieren.

Doch nach drei Monaten war Antje auf einmal nicht mehr erreichbar für Eva. Jetzt erst brachte sie all ihren Mut zusammen und fuhr nach Bremen. Durch einen Anruf bei der Polizei erfuhr sie, dass gar nicht nach ihr gefahndet wurde und die ganze Geschichte von Anfang an gelogen war. Mithilfe eines befreundeten Ehepaars erstellte sie eine Strafanzeige bei der Polizei, jedoch stand Aussage gegen Aussage. Erst jetzt nahm Eva auch zu mir wieder Kontakt auf und bat mich um Hilfe. Ich holte sie vom Bahnhof ab und fuhr mit ihr zu einem Treffen vom Jugendamt, wo Eva nach inzwischen vier Monaten endlich ihren Sohn wiedersehen durfte. Dieser aber wollte zunächst nichts mehr von seiner leiblichen Mama wissen, da Antje ihn inzwischen so sehr verwöhnt und manipuliert hatte, dass er einen tiefen Hass auf seine Mutter hatte. Das Schlimmste war, dass Eva nicht beweisen konnte, dass alles ein infames Intrigenspiel war, dem sie zum Opfer fiel, weil niemand sich vorstellen konnte, wie eine Mutter nur so naiv sein konnte. Auch ich schimpfte mit Eva, wie sie nur so lange ihren Sohn allein lassen konnte, ohne Verdacht zu schöpfen. Sie war verzweifelt und am Boden zerstört. Wir beteten zusammen, und dann fuhr ich Eva wieder zum Bahnhof zurück, damit sie von dort nach Wittenberg zurückfuhr.

Doch kurz bevor wir ankamen, klingelte auf einmal Evas Handy. Es war Antje! Sofort schaltete ich auf meinem Handy die Diktierfunktion an, um das Gespräch aufzuzeichnen. Antje stritt alle Schuld ab und versuchte, Eva von ihrer Unschuld zu überzeugen. Angeblich sei es Vladimir gewesen, der in der Schule schlecht über seine Mutter geredet habe (Alkoholikerin etc.), so dass diese das Jugendamt verständigt habe (Sie wusste jedoch nicht, dass Eva inzwischen alle Protokolle vom Jugendamt gelesen hatte, in welchen Antje sie aufs Schlimmste verleumdete). Antje redete sich also um Kopf und Kragen, indem sie so ziemlich alle anderen der Lüge und Bosheit bezichtigte, nur um den Verdacht von sich wegzulenken. Eva war den Tränen nahe und warf Antje vor, ihr den Sohn genommen zu haben, was diese vehement abstritt. „Und warum du hast deine Handy abschalten und mir keine anrufen mehr?!“ schimpfte Eva. „Ich DURFTE nicht, Eva, ich DURFTE dich nicht anrufen, denn die haben mir das verboten!“ Ich gab Eva zu verstehen, dass sie ihr Glauben vortäuschen sollte, um sie in Sicherheit zu wähnen. Nach zwei Stunden Telefonat kam dann endlich die entscheidende Bitte von Antje: „Hör zu, Eva, Du solltest Dir keinen Anwalt nehmen, weil Du die Sache dadurch nur verschlimmern würdest. Bitte verrate auch nichts dem Jugendamt von diesem Gespräch, sondern lass uns das so machen, wie wir besprochen haben: In etwa sechs Monaten bring ich dir Vladi nach Wittenberg, und dann kannst du ihn für immer haben!

Nach dem Telefonat war Eva sauer, weil sie ihren Zug verpasst hatte. Ich gab ihr Geld für eine neue Fahrkarte und versprach ihr, mit dieser Audiodatei nun endlich den Beweis zu haben, dass Antje sie betrogen hatte. Und tatsächlich wurde Antje nun wegen Kindesentziehung, Verleumdung und Prozessbetrug angeklagt und später verurteilt. Trotzdem entschied das Jugendamt, dass Vladimir aufgrund der Entfremdung noch nicht sofort zu seiner Mutter zurückdurfte, sondern zunächst in einem Kinderheim verbleiben solle, bis er nach einer längeren Therapie nach und nach wieder an seine eigentliche Mutter gewöhnt und herangeführt werden sollte. Eva war damit einverstanden und tat auch Buße für ihre sträfliche Naivität, durch die dieser Betrug überhaupt erst möglich wurde. Als ich Monate später mit Eva Vladimirs 8. Geburtstag im Kinderheim feierte, hatte sich das Verhältnis der beiden schon deutlich verbessert. Und irgendwann schickte mir Eva dann ein Foto aus Wittenberg, wo sie wieder mit ihrem Sohn zusammen war und sich nochmal für alle Hilfe bedankte.

Besuch im Vatikan

Am 09.06.21 starb der gläubige YouTuber Philipp Mickenbecker kurz vor seinem 24.Geburtstag. Es war das dritte Mal, dass der Krebs bei ihm ausgebrochen war, und jedes Mal hatte er eine wunderbare Heilung von Gott erfahren, so dass viele der 1,7 Millionen jugendlichen Fans, die ihn und seinen Bruder Johannes durch die Real Life Guys („Burschen des wirklichen Lebens“) auf YT kannten, vom Glauben an Jesus angesprochen und voller Hoffnung wurden. Seine Eltern waren sog. Schulpflichtverweigerer und lebten in Bebra-Asmushausen, wo auch mein Bruder Marcus sie kennenlernte. Da sie zunächst ohne Fernsehen und weltliche Zerstreuungen aufwuchsen, hatten sie viel Zeit, ihre Kreativität auszuleben durch das Erfinden und Umsetzen verrückter Ideen wie etwa eine fliegende Badewanne, ein echtes U-Boot aus Mülltonnen, einen Schlitten mit Raketenantrieb oder eine Drohne mit Sitzfläche. Durch den tragischen Tod ihrer Schwester Elena (18) bei einem Flugzeugabsturz fanden Philipp und Johannes zum Glauben an den HErrn Jesus und nutzten ihre Popularität, um anderen Jugendlichen von Gott zu erzählen. Durch seine Tapferkeit und Zuversicht, die Philipp aus seinem Glauben schöpfte, brachte er so viel Frucht, dass er seinen Lauf wohl schon vorzeitig beenden durfte.

Im Sommer 2021 wollten Ruth und ich mal eine Campingtour nach Italien unternehmen. Dazu hatte ich die hinteren Sitze meines Wagens (ein C4 Picasso) ausgebaut, damit wir hinten liegen könnten. So fuhren wir mit unseren Schlafsäcken und Matratzen von Bremen los durch Österreich über Bozen und Verona zum Gardasee und von dort weiter über Bologna und Florenz nach Rom. Auf dem Weg haben wir viele kleine und größere Abenteuer erlebt, die ich unmöglich alle erzählen kann. Aber über zwei will ich gerne mal berichten:

Nachdem wir in Rom durch die Stadt gewandert sind und die vielen interessanten Attraktionen besichtigt haben wie etwa das Colosseum, den Palatin und den Pantheon wollten wir natürlich auch mal den Petersdom im Vatikan besuchen. So gingen wir zu Fuß über die Tiberbrücke auf den berühmten Petersplatz, wo der große Obelisk stand. Auf einmal sagte Ruth zu mir: „Simon, bevor wir weitergehen, sollten wir erst einmal beten. Denn die Bibel sagt, dass die Hure Babylon ein Ort voller Unreinheit und böser Geister ist, dass der HErr Seine schützende Hand über uns halte und wir uns nicht mitversündigen durch den Besuch.“ Ich war einverstanden, und so beteten wir um Schutz und Bewahrung. Dann stellten wir uns in die Menschenschlange vor dem Eingang zum Petersdom. Plötzlich kam ein Mitarbeiter vom Sicherheitspersonal auf uns zu und sagte zu Ruth: „Signora, mi scusi, ma non può entrare in cattedrale con questi abiti, perché è un luogo sacro. Si prego di indossare qualcosa di decoroso!“ Da Spanisch und Italienisch sehr ähnlich sind, verstanden wir, was er sagte: „Entschuldigen Sie, Fräulein, aber mit diesem Nackenträger-Top können Sie nicht den Dom betreten, denn dies hier ist ein heiliger Ort. Bitte ziehen Sie sich erst mal etwas Anständiges an!“ Da musste ich innerlich lachen, weil Ruth ja erst gerade eben noch von der Unreinheit dieses Ortes sprach und nun ironischerweise selbst den Vorwurf der Unanständigkeit bekam. Ich kaufte ihr schnell ein T-Shirt und das Problem war erledigt.

Als wir spät am Abend desselben Tages mit dem Bus zu unserem Campingplatz fahren wollten in der Nähe vom Lido di Ostia, passierte uns ein Malheur: Wir stiegen zwar in den richtigen Bus um, jedoch fuhr dieser in die entgegengesetzte Richtung, ohne dass wir es zunächst bemerkten. Erst nach etwa zehn Minuten wurde ich unsicher und bat darum, auszusteigen. Wir waren nun mitten im Wald auf einer Landstraße und die Akkus unserer Handys waren leer, so dass wir noch nicht einmal wussten, wo wir hinmussten. Ruth geriet nun in Panik, weil es schon sehr dunkel war. Wir beteten und baten den HErrn um Hilfe. Dann streckte ich den Finger heraus, damit uns jemand per Anhalter mitnehme. Plötzlich hielt ein Wagen an, um uns mitzunehmen, jedoch sprach der Fahrer weder Englisch noch Italienisch. Wir stiegen ein und gaben ihm zu verstehen, ob er uns kurz sein Smartphone leihen könne, um ihm zu zeigen, wo wir hinwollten. Da wir aber selbst nicht mehr genau wussten, wo sich unser Campingplatz befand, konnten wir dem Fahrer nur eine grobe Richtung anzeigen. Es stellte sich heraus, dass er aus Georgien kam und auch nur Georgisch sprach. Dennoch war er voller Hilfsbereitschaft und fuhr mit uns los. Nach 15 Minuten erreichten wir den ersten Campingplatz, aber das war der falsche. Manch einer hätte uns jetzt schon frustriert aussteigen lassen, aber dieser nette Mann, wollte für uns weitersuchen. Erst nach einer halben Stunde fand er endlich unseren Campingplatz. Wir bedankten uns bei ihm überschwänglich für seine uneigennützige Menschenliebe und gaben ihm mit vielen Gesten zu verstehen, dass er für uns ein von Gott gesandter „Engel“ sei, und dass wir für ihn beten würden. Auch er gab uns durch Gesten zu verstehen, dass er an Gott glaube.

Der Besuch in Rom hatte uns stark beeindruckt. Gerade wenn man sich für Geschichte interessiert, spürt man dort die überwältigende Macht und Hoheit der Stadt, die Jahrhunderte lang währte. Der Name Rom ist etymologisch möglicherweise abgeleitet vom hebräischen Wort RaM´ bzw. Ra´Ma = hoch, erhaben, Höhe, Anhöhe.  Geistlich gesehen ist Rom für das Christliche Abendland (Haus Israel) das gewesen, was für Israel die Stadt Rama war. Dort richtete zunächst Debora und später Samuel über Israel (Richt.4:5, 1.Sam.7:17), und dort wurde Saul zum König gesalbt (1.Sam.8:4, 15:1), der später David verfolgte, so wie die Katholische Kirche es 2000 Jahre später mit den Gläubigen tat (z.B. Waldenser, Hussiten, Täufer, etc.).

Juli bis Dezember 2021

Der Fall des Bahzad Abd-al Karam  (Teil 2)

Seit der irakische Bruder Bahzad, den wir Daniel nannten, von Bruder Bernd Fischer immer mal wieder Geld erbat für alle möglichen Anliegen, waren inzwischen schon drei Jahre vergangen, aber die Bettelei hatte nicht aufgehört. Da Bernds Ersparnisse (und die seiner Frau Brigitte) längst aufgebraucht waren, hatte sich Bernd immer wieder an seine Schwestern Sigrid und Adelheit gewandt, sowie an andere Brüder wie mich, um weitere Spenden für Daniel aufzutreiben. Inzwischen hatte er schon über 90.000 € erhalten, und zwar allein vom Bernd etwa 58.000 €, von Schwester Sigrid 5.100 €, von Schwester Adelheit 8.850 €, von mir 6.700 €, von einem Bruder Heiko 4.500 €, von Bruder Henry 4.000 € und 1.600 € von Bruder Klaus. Daniel konnte zwar für die meisten dieser Ausgaben Verwendungszwecke benennen, aber keine wirklichen Nachweise liefern. Alles lief auf Treu und Glauben. Aber inzwischen erhob sich Protest bei den Gläubigern, besonders von Adelheit und von Bernds Sohn Johannes, aber auch von mir. Denn Daniel hatte bisher insgesamt gerade einmal nur 5.750 € zurückgezahlt, und da er nie lange in einer Arbeitsstelle verblieb, kam er auch auf absehbare Zeit nicht in die Lage, das geliehene Geld wieder zurückzuzahlen.

Trotzdem war das Vertrauen von Bernd in Daniel unerschütterlich. Er identifizierte sich mit seinem Elend und liebte ihn wie einen Sohn. Wir anderen jedoch waren der Meinung: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Vor allem störte uns, dass Bernd uns mit frommen und wohlklingenden Argumenten und Bibelstellen regelrecht erpresste, indem er eine Ablehnung automatisch als Mangel an Barmherzigkeit deutete. Bernd betonte immer die Aussagen der Bibel über „den Fremdling“, „den Elendigen“ und „den Armen“, den wir nicht bedrängen dürften, obwohl wir uns ja inzwischen selbst von Bernd bedrängt und hilflos fühlten. Bernd berief sich immer auf Lukas 11:18, wo der aufdringlich Bittende in Vertretung für einen anderen handelte; aber ich schrieb ihm, dass der HErr uns im Umgang mit unseren Brüdern nicht dazu anstacheln wollte, „unverschämt“ zu sein, denn Barmherzigkeit und Respektlosigkeit schließen einander aus. Die Missachtung der Rechte und Bedürfnisse eines Bruders tauge prinzipiell nicht dazu, um die Rechte und Bedürfnisse eines anderen zu wahren. Man könne nicht auf Kosten eines anderen Gutes tun. Der barmherzige Samariter kam z.B. selbst für die Unterhaltskosten des Beraubten auf und hat diese nicht dem Wirt aufgebürdet. Unser Glaube könne nur durch die „Anerkennung alles Guten wirksam werden“ (Philem.1:6). Rücksichtslosigkeit oder Respektlosigkeit seien aber nichts Gutes (Phil.4:8). Das vom HErrn genannte Gleichnis soll uns nur ermutigen, unsere Bedürfnisse mit Freimütigkeit Gott zu sagen, der uns nie Vorhaltungen macht für unsere Anliegen, sondern uns willig gibt (Jak.1:5).

Da Daniel angeblich im Juni 2021 schon wieder nicht in der Lage war, die Schulden der Sozialversicherungen und die Miete zu bezahlen, hatte Bernd ihm erneut 6.200 € überwiesen, weil sonst größter Ärger drohe. Daniel hatte ihm versprochen, das Geld sofort nach Empfang seines Lohns Mitte Juli zurückzuüberweisen. Als aber nichts kam, behauptete Daniel, dass seine Frau Elmira angeblich den ganzen Lohn von seinem Konto auf ihr eigenes Konto überwiesen habe, da er auch bei ihr Schulden habe. Bernd schrieb daraufhin einen vorwurfsvollen Brief an Elmira, den Daniel ihr aber nicht aushändigen wollte. Da Bernd nun selbst seine Miete nicht mehr zahlen konnte, überwies ich ihm 600 € und bat Daniel, doch mal mit Elmira telefonieren zu dürfen, was er aber ablehnte, da sie mich angeblich hasse und nicht mit mir sprechen wolle. Die Sache stank zum Himmel.

Deshalb entschied ich mich kurzerhand auf der Rückreise von Italien, dem Daniel und der Elmira einen Überraschungsbesuch in Kronach abzustatten, um die Behauptungen von Daniel zu überprüfen. Als wir an seiner Tür klingelten und er aufmachte, erschrak er sichtlich, mich zu sehen. Ich sagte ihm, dass wir gerne mal mit Elmira sprechen wollen. Voller Angst ließ er uns eintreten und rief seine Frau, die uns herzlich begrüßte. Dann setzten wir uns ins Wohnzimmer, und ich fragte Elmira, ob es stimme, dass sie sein Konto geplündert habe. Aufgebracht verneinte sie dies und schimpfte laut mit ihrem Mann: „Wie viele Mal ich habe gesagt dir, du sollst nicht machen mich rein in deine Schulden. Ich will nix damit haben tun, verstehst du? Aber du wieder gemacht Gegenteil – benutzt mich, damit du siehst sauber aus, ja? Wie du kannst so… so lügen sein? So verlogen?!“ Als ich Daniel dann fragte, was er mit den 6.200 € gemacht habe, schrie Elmira wieder vor Wut: „WAS?! DU HAST SCHON WIEDER GELD VON BERND GELIEHEN?! Du hast gesagt — schwöre! — kein Geld mehr nehmen von arme Bernd! Jetzt… jetzt ich kann nicht mehr, Bahzad! Es reicht! Ich liebe dich, ja… aber ich hab so viele Mal gesagt: Ich kann nicht leben mit Mann, der immer lügt, immer versteckt. Ich mach Schluss. Ich werde… trennen mich von dir, ganz, für immer.“ Daniel war am Ende seiner Nerven: „Siehst du, Simon… du machst kaputt meine Ehe, ja…“ – „Nein, Daniel“, erwiderte ich „Du selbst machst Deine Ehe kaputt, indem Du ständig lügst und betrügst. Sag mir doch jetzt endlich mal ehrlich, für was Du ständig so viel Geld verwendet hast!“ Daniel, der noch immer geschockt war über die Drohung seiner Frau, stotterte: „Ich hatte… viele Sache bezahlen: Arzt, Anwalt, Versicherung… alles teuer!“ – „Dann möchte ich, dass Du mir das jetzt auf Heller und Pfennig nachweist, denn ich glaube Dir nicht mehr! Du kannst Dir aussuchen, ob Du jetzt endlich mit der Wahrheit rausrückst oder ich Dich wegen Betrugs anzeige, und dann wird die Polizei alles ans Licht bringen!“ Elmira forderte ihn auf: „Sag denen! Sag endlich! Wenn nicht – ich sag Simon selber!

Mit gedrückter Stimme und niedergeschlagenem Gesicht sagte Daniel: „Wahrheit ist… ich bin süchtig… für Spiel. Alles Geld ich hab gemacht kaputt in Casino… Ich hab gehofft, ein Mal ich gewinne groß, verstehst du? Alles zurückzahlen, auf einmal… Aber — nur Pech. Immer nur Pech… Es tut mir leid… ich hab gelogen. Die ganze Zeit… euch alle belogen.“ –  Obwohl ich eigentlich hätte wütend sein müssen, war ich auf einmal erleichtert, dass es endlich ans Licht kam. Irgendwie tat mir Daniel jetzt sogar leid. „Aber warum hast Du nicht mit Bernd darüber gesprochen? Er ist doch immer wie ein Vater zu Dir gewesen. Wie konntest Du sein Vertrauen nur jahrelang so missbrauchen!“ – „Ja… ich schäm mich. Ich kann nicht gucken in Spiegel…“ – „Wenn es Dir wirklich leidtut, dann musst Du alle um Vergebung bitten und versuchen, den Schaden wiedergutzumachen. Du solltest Dich vielleicht auch freiwillig entmündigen und der Elmira die alleinige Vollmacht über Dein Konto abtreten.“ – Und zu Elmira gewandt, sagte ich: „Und Du, Elmira, solltest Deinem Mann noch einmal vergeben und ihm eine Chance geben, schon allein um Eurer Kinder wegen.“ – „Ich geb ihm schon so oft neue Chance, aber… er macht immer wieder. Immer!“ Nun sprach Ruth mit Elmira persönlich unter vier Augen und gab ihr Ratschläge, wie sie sich Daniel gegenüber in Zukunft verhalten könnte, während ich mit Daniel seelsorgerlich redete, dass er unbedingt Buße tun müsse, weil er durch sein gesetzloses Verhalten Schande über den Namen des HErrn gebracht hatte. Da Daniel sich sehr reumütig zeigte, gab ich ihm zu verstehen, dass ich auch weiterhin zu ihm halten und versuchen würde, ein gutes Wort für ihn bei Bernd und allen seinen Gläubigern einzulegen, dass sie ihm vergeben mögen. Daniel war darüber sehr erleichtert und konnte diese Liebe nicht fassen.

Als wir am Abend gingen, verriet ich Daniel nicht, dass wir jetzt eigentlich vorhatten, zum Bernd zu fahren, um bei ihm zu übernachten. Als wir dann nach einer dreiviertel Stunde bei den Fischers in Ludwigsstadt ankamen, nahmen sie uns freudig auf. Beim Abendessen erzählte ich ihnen dann, was passiert war. Bernd zeigte keinerlei unkontrollierte Erregung, sondern nahm den Bericht völlig ruhig und gefasst auf. Von Brigitte vernahm ich einen tiefen Seufzer, aber auch scheinbar eher der Erleichterung. Als wir uns dann von ihnen verabschiedeten, um ins Bett zu gehen, klingelte Daniel an der Tür. Auch er beichtete nun dem Bernd seine Schandtat mit einem Gesicht wie ein getretener Hund. Bernd nickte nur ruhig und stellte sachlich seine Fragen: „Und wie war das bei der Sache mit deiner Schwester? – War das auch gelogen?“ usw. – Es war herzerbrechend, was die beiden da über sich ergehen lassen mussten. Bernd reagierte an diesem Abend sehr tapfer wie ein Mann Gottes.

In den Tagen danach entschuldigte sich Bernd bei seiner Frau und seinen Schwestern dafür, dass er sie zum Spenden für Daniel immer so gedrängt hatte und war damit einverstanden, sich spätestens beim bevorstehenden Umzug nach Großpostwitz ins Haus ihrer Kinder Johannes und Diana selbst zu entmündigen, indem er die Verwaltung der gemeinsamen Renteneinnahmen ganz dem Johannes überließ. Bernd räumte ein, dass er das Gebaren von Daniel nicht mehr überblicken und prüfen konnte, weshalb er sich auch damit einverstanden erklärte, dass er dem Daniel nichts mehr spenden würde ohne die Erlaubnis von Brigitte und Johannes. Aufgrund dieser Zugeständnisse erklärten Bernds Schwestern sich bereit, keine weiteren Verwendungszwecke für die Ausgaben von Daniel einzufordern und ihm seine Sünde zu vergeben. Schwester Sigrid war sogar bereit, auf die Rückzahlung aller bereits geliehenen Gelder zu verzichten.

Doch schon zwei Monate später gab Bernd erneut seinen Vorsatz auf und lieh dem Daniel wieder Geld, weil er der Meinung war, dass Daniel nach seiner Einschätzung radikal Buße getan hätte. Er sollte das Geld Mitte Oktober zurückerhalten, aber das geschah mal wieder nicht. Erneut bat mich Bernd um Hilfe, damit er seine laufenden Kosten bestreiten und keine Mehrbelastungen und Rücknahmekosten hätte. Unter der Bedingung, es nicht dem Daniel weiterzuleiten, überwies ich dem Bernd den nötigen Betrag. Erst durch Johannes erfuhr ich dann am 02.11., dass Bernd meine Unterstützung erneut an Daniel weitergeleitet hatte, da dieser mal wieder in großer Not war. Diesen Betrag hatte mir Bernd aber dann auch umgehend zurückerstattet. Dennoch war das Vertrauen von Sohn Johannes in seinen Vater Bernd endgültig zerbrochen. Johannes bat mich darum, zwischen ihm und seinem Vater schiedsrichterlich zu vermitteln, um Bernd dadurch zur Buße zu bewegen, und weil ich bis dahin immer auf Johannes Seite war, stand für ihn mein Urteil schon im Vorhinein fest.

Doch im Verlauf von zwei Wochen des Betens und Prüfens fiel mir allmählich auf, dass Bernds Verhalten Daniel gegenüber rein biblisch betrachtet nicht zu beanstanden war (mit Ausnahme der moralisierenden Nötigung): Er wollte Daniel helfen und hatte nicht gewußt, dass dieser ihn die ganze Zeit betrog. Trotzdem hatte er ihm vergeben und aus Liebe zu ihm auf seine Besserung gehofft (1.Kor.13:6). Auch der HErr hatte einen Dieb unter seinen Vertrauten (Joh.12:6), und steht nicht geschrieben: „Ihr habt den Raub eurer Güter mit Freude aufgenommen, da ihr wisset, dass ihr für euch selbst eine bessere und bleibende Habe besitzet.“ (Hebr.10:34). So schrieb ich in meiner Stellungnahme: „Man stelle sich nur vor, wie arm wir vor Gott sind, wenn wir eher dem Geld als dem Sünder hinterhertrauern, wo wir doch einen allmächtigen Gott haben, der die ganze Fülle hat und ‚über alles hinaus zu tun vermag, …‘ (Eph.3:20). Sollten wir nicht lieber alle so wie Bernd uns um das Seelenheil von Daniel sorgen? … Bernds ganzes Handeln war letztlich von der Liebe zum Schwächeren getrieben. Gott hatte dem David auch nicht die vielen kleinen und größeren Fehlentscheidungen nachgetragen, weil Er seine ungeteilte Liebe sah. … Wir lesen seit Jahren in der Bibel, aber da kommt die erste größere Prüfung auf uns zu und wir versagen jämmerlich, weil wir nicht auf die Idee gekommen sind, uns am Verhalten unseres HErrn ein Vorbild zu nehmen, sondern uns ganz an menschlichen Normen orientiert haben. Warum aber lesen wir dann überhaupt in der Bibel und bekennen, Christen zu sein, wenn wir dem HErrn nicht wirklich nachahmen?

Nicht nur Johannes, sondern auch andere Brüder waren über meinen plötzlichen Sinneswandel schwer enttäuscht und entsetzt. Statt wie erwartet den Bernd zu verurteilen, hatte ich ihn gelobt (vergl. 4.Mo.23:11). Damit sei ich nach Johannes Auffassung ihm „in den Rücken gefallen“ und sei der Haupthinderungsgrund dafür, dass Bernd nun nicht – wie erwartet – Buße tun könne, weil ich ja der einzige sei, von dem er sich noch was sagen ließe. Ich bot Johannes an, noch weiter zu vermitteln, um den Streit zu schlichten, aber Johannes wollte nicht mehr und erteilte mir Hausverbot, so dass ich fortan auch nicht mehr Bernd besuchen konnte, der ja nun mit seiner Frau beim Sohn eingezogen war. Mit Daniel habe ich hingegen bis heute ein gutes Verhältnis.

Sollte man sich als Christ impfen lassen?

Mitte August schenkte der HErr uns dann unser erstes Enkelkind, das von Rebekka und Dennis den Namen Penelope bekam. Sie hatte meine Haarfarbe geerbt, sowie Dennis Locken und Rebekkas dunkelbraune Augen. Wir waren überglücklich und dankbar für diese Freude, die der HErr uns bereitet hat, denn es war für uns, als hätten wir selbst ein neues Kind bekommen. Da die Eltern noch beide im Studium waren, war die Belastung natürlich hart. Erst viel später erfuhren wir, dass es schon in jener Zeit viel Streit zwischen ihnen gab, da Dennis durch seine Arbeit im Bundeswehrkrankenhaus nur wenig Zeit hatte, sich um das Baby zu kümmern, weshalb Rebekka sich überfordert und allein gelassen fühlte. Hinzu kam die hormonelle Umstellung, die bei vielen Frauen nach der Schwangerschaft Stimmungsschwankungen und Reizbarkeit auslöst. Rebekka entschied sich daher, ihr Studium zu unterbrechen und sich jetzt erstmal für die nächsten Monate ganz dem Baby zu widmen. Zudem konnte sie viele Studienaufgaben der Uni auch im Fernunterricht am PC erledigen. Durch die Corona-Zeit haben ja ohnehin viele Firmen und Institutionen auf Heimarbeit umgestellt.

Inzwischen hatte es sich in weiten Teilen der deutschen Bevölkerung rumgesprochen, dass die sog. Hygienevorschriften eigentlich überflüssig sind und die PCR-Tests viel zu sensibel, um Infektiöse von Infizierten zu unterscheiden, so dass die alltäglichen Bekanntgabe von sog „Inzidenzen“ nichts als Kaffeesatzleserei war, um der frei erfundenen Gefährlichkeit des Coronavirus einen Anschein von Wissenschaftlichkeit zu geben. Da aber aufgrund der verhängten Bußgelder die meisten Menschen keinen Ärger haben wollten, machten alle dieses Possenspiel mit (außer die Ostdeutschen, da sie bereits immun waren gegen staatliche Bevormundung). Zum Glück waren auch meine Mitarbeiter davon überzeugt, dass die PCR-Tests im Grunde eine sinnlose Abzocke der neu entstandenen Test-Mafia war, um die Leute einzuschüchtern und abzurichten, so dass ich sie nicht jeden Morgen testen musste, wenn sie zur Arbeit kamen. Mein Mitarbeiter Peter hatte sich zwar einmal infiziert, aber verlor dadurch lediglich vorübergehend seinen Geschmack. Auf Facebook sandten sich auch Gläubige untereinander sog. Memes (humorvolle, kritische Bilder), um sich gegenseitig zu versichern, dass man wie in den letzten Tagen des DDR-Regimes das Narrenspiel des Politik- und Medienkartells längst durchschaut hat.

Nachdem im Januar 2021 die ersten Impfungen in Deutschland eingeführt wurden, wurde in den sozialen Medien sofort darüber spekuliert, ob diese nicht eine ganz andere Funktion haben könnte. Denn da die Sterblichkeit an oder mit Corona gerade einmal nur bei 0,7 % lag, machte es keinen rationalen Sinn, dass man die normalen Klinikstudien von 5 bis 10 Jahren einfach übersprang mit Sieben-Meilen-Stiefeln, anstatt abzuwarten, bis die Impfstoffe wirklich sicher sind. Zudem handelte es sich bei den genbasierten mRNA-„Impfstoffen“ gar nicht wirklich um eine normale Impfung, sondern um eine Genmanipulation, von der man noch überhaupt nicht wusste, welche (Neben-)Wirkungen diese hatte. Trotzdem wurden Hunderte von Millionen dieser Dosen vom Steuergeld gekauft und leichtfertig behauptet, der Impfstoff sei sicher bzw. nebenwirkungsfrei, obwohl 25 % der ersten Versuchspersonen schwerste Nebenwirkungen hatten (lt. Lancet). Schon sehr früh warnten deshalb namhafte Virologen und Epidemiologen wie Prof. Sucharit Bhakdi, Prof. Arne Burkhardt, Prof. Stefan Hockertz, Prof. Homburg, Dr. McCullough oder Ärzte wie Wolfgang Wodarg und Guter Frank vor unkontrollierbaren Autoimmunreaktionen, Myokarditis, Thrombosen, Enzephalitis, Turbokrebs, usw. Solche kritischen Stimmen wurden aber so gut wie nie im öffentlichen Fernsehen zugelassen, so dass der Eindruck entstand, man wolle keine kontroverse Debatte mehr, sondern nur noch eine ganz bestimmte Agenda durchdrücken.

Mir war relativ schnell klar, dass hier etwas nicht stimmen konnte, aber ich fragte mich: Was haben die vor? Warum üben Politik und Medien solch einen Druck aus, um sich impfen zu lassen, wenn Corona doch nachweislich viel weniger schlimm ist als eine Grippewelle? Es wurde auf Facebook schon gemunkelt, dass die Impfung Unfruchtbarkeit auslöse, um dadurch die Überbevölkerung zu bekämpfen. Der französische Virologe und Nobelpreisträger Luc Montagnier erklärte sogar, dass diese Impfungen neue und gefährlichere Mutanten hervorbringen, nämlich infektionsverstärkende Antikörper (ADE), durch die unser Immunsystem kollabieren würde. Er schloss nicht aus, dass alle Menschen, die geimpft wurden, in absehbarer Zeit an dieser Verstärkung sterben würden. War die Impfung also bewusste Bevölkerungsreduzierung durch Mord? Auch Bill Gates hatte in einer Rede erklärt, dass seine Impfkampagnen in Afrika dazu geführt hätten, die Überbevölkerung zu reduzieren. Aber war damit gemeint, dass die Impfung die Menschen töten solle? Ich schaute mir diese Rede nun selbst einmal komplett an – und nicht nur den Ausschnitt. Da stellte sich heraus, dass er etwas ganz anderes meinte, nämlich dass durch eine gesündere Bevölkerung die Menschen freiwillig auf zu viele Kinder verzichten.

Nun wurde ich misstrauisch: Was ist, wenn die ganze Kritik an der Covid-Impfung komplett auf Lügen basiert und nur deshalb erdichtet wurde, weil die Leute unter einer Verschwörungsparanoia leiden? War es nicht völlig absurd und unlogisch zu glauben, dass die Eliten gerade die ganzen Impfungsüberzeugten töten wollen? Denn dann würden ja nur noch die Impfgegner übrigbleiben und ihnen an die Gurgel gehen. Vielleicht war ich durch meinen ständigen YouTube-Konsum schon so verführt von Verschwörungsideen, dass ich nicht mehr klar denken konnte. Ich nahm mir an einem Tag vor, mal beide Seiten ganz gründlich zu vergleichen, indem ich mir abwechselnd die Videos vom Impfbefürworter Dr. J. Hegedüs und dem Impfkritiker C. Arvay (Doktorrand) anschaute, um zu erkennen, wer von beiden die besseren Argumente hat. Am Ende des Tages stand es in etwa 10 : 9. Der Impfbefürworter hatte knapp gewonnen. Es gab aber auch eine Bibelstelle, die mich überzeugte: In 5.Mo.22:8 steht, dass ein Hausbesitzer die Verantwortung dafür trägt, wenn jemand von seinem (Flach-)Dach fällt, weshalb er es umzäunen soll. Übertragen auf unseren Körper, der ja auch ein „Haus“ ist (2.Kor.5:1), bedeutet dies, dass wir uns vor Gott schuldig machen, wenn ein anderer Mensch durch unsere Fahrlässigkeit sich bei uns ansteckt und stirbt. Wenn also die Impfung wirklich schützt, war ich verpflichtet mich impfen zu lassen! Sofort lief ich zu meiner Frau und erklärte ihr meine neue Sichtweise. Sie ließ sich überzeugen, und so gingen wir am nächsten Tag zum Impfzentrum am Bahnhof und ließen uns impfen (und später noch einmal).

Als ich es in den Tagen danach auf Facebook bekannt gab, waren viele erschüttert. Auch Marcus und Christine konnten es nicht fassen. Für viele war die Impfung ja wie die Annahme des Malzeichens. Einige bedrängten mich nun flehentlich, dass ich doch eine Blutwäsche oder ein Gegenmittel einnehmen möge. Ich dachte nur:  Was für eine Hysterie! Wenn die Impfung so schädlich wäre, dann müssten ja schon Millionen von Menschen weltweit gestorben sein bei über 5 Milliarden Geimpften. Außerdem sind ja über 15 Millionen Menschen weltweit an Covid gestorben, und wer weiß, wie viele sonst noch gestorben wären. Allerdings gab es im Jahr 2020 kaum eine Übersterblichkeit, während die Sterbezahlen in den Impfjahren 2021 und 2022 in die Höhe schossen. Man erklärte dies als Nachholeffekte, weil viele Covid-Opfer erst Monate nach ihrer Infektion verstarben. Aber in den Nachrichten war auf einmal immer häufiger von jungen Sportlern die Rede, die „plötzlich und unerwartet“ auf dem Spielfeld starben, meist an Myokarditis (Herzmuskelentzündung). Auch viele andere Opfer der Covid-Impfung meldeten sich nun öffentlich zu Wort, zumal sie kaum eine Kostenerstattung für ihre vielen Behandlungen bekamen, weil das Post-Vac-Syndrom (Impfschaden) nicht von den Krankenkassen anerkannt wurde. Um nicht auf den Kosten sitzen zu bleiben, deklarierten viele Impfgeschädigte ihre Symptome als anerkanntes Long-Covid (Infektionsfolgeschaden), so dass die Nebenwirkungsstatistik verfälscht wurde.

Durch Zufall entdeckten Radiologen dann Ende 2021 einen Impfschaden bei mir, als ich mich wegen häufiger Schwindelanfälle untersuchen ließ. Bei einer MRT meines Kopfes fand man „progrediente mikroangiopathische Marklagerläsionen in beiden Großhirnsphären“. Übersetzt: „fortschreitende Gehirnschäden wegen Durchblutungsstörungen im inneren Bereich des Gehirns auf beiden Seiten“. Mein Hausarzt erklärte mir, dass ich nun ein erhöhtes Risiko einer „vaskulären Demenz“ hätte (früher nannte man dies „Gehirnverkalkung“) und verschrieb mir ein Medikament zur Blutverdünnung (ASS). Eine gläubige Oberärztin vermutete, dass die Spike-Proteine der mRNA-Impfung schuld daran seien, da sich diese nicht immer vollständig abbauen und dann Entzündungsrektionen im Körper verursachen. Den Konzernen Pfizer und BioNTech waren diese Nebenwirkungen ihrer neuartigen mRNA-Genbehandlung aus Studien bekannt, jedoch wurden sie verschwiegen bzw. erst zögerlich im Mai 2025 kommuniziert aus Sorge, „eine Panik auszulösen“. Die nicht gewählte Europäische Kommission hatte die Impfstoffhersteller jedoch von jeder Haftung vertraglich freigestellt, indem die Staaten das Schadenrisiko übernehmen sollten. Mir war klar, dass ich ohnehin niemals eine Entschädigung fordern würde, da wir Christen ja „den Raub unserer Güter mit Freuden aufnehmen“ sollten (Hebr.10:34), inkl. der Gesundheit.

Im Herbst 2021 führte man in Deutschland die G3- Regel ein („geimpft, genesen oder getestet“) ein und bald darauf die G2-Regel („geimpft oder genesen“), so dass Ungeimpfte von sämtlichen Lokalen oder Veranstaltungen ausgeschlossen wurden, was eine ungeheuerliche Diskriminierung darstellte. Zum Glück machte man eine Ausnahme bei Supermärkten (als ob dort ein geringeres Infektionsrisiko bestünde), aber insgesamt entwickelten sich in Deutschland allmählich Orwellsche Zustände, indem z.B. die Medien gegen Ungeimpfte hetzten, Beiträge in sozialen Netzwerken zensiert und überall Kontrollen ausgeübt wurden. Wegen der sog. einrichtungsbezogenen Impfpflicht wurden massenweise Beschäftigte in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen gekündigt, wenn sie sich nicht impfen lassen wollten, ebenso auch Lehrer, Erzieherinnen, Polizisten und Soldaten. Michael Ballweg, der Gründer der Querdenken-Bewegung, wurde verhaftet und sein Vermögen beschlagnahmt, ohne dass überhaupt Anklagegründe geschweige denn Beweise gegen ihn vorgelegt wurden.

Inhaltsverzeichnis

Etwas nicht gefunden?

Neuste Beiträge

Gastbeiträge

„Der ist kein Narr, der aufgibt, was er nicht behalten kann, damit er gewinnt, was er nicht verlieren kann.“

(Jim Elliott)