„Die Nacht ist weit vorgerückt, und der Tag ist nahe.
Laßt uns nun die Werke der Finsternis ablegen
und die Waffen des Lichts anziehen.“

(Röm.13:12)

– Was ist Sektiererei ?

Was ist Sektiererei ?

Der Begriff „Sekte“ stammt vom Lateinischen „sequor“ = folgen, also eine „Gefolgschaft“. In der Bibel hat das griechische Wort für Sekte, „hairesis“ die Bedeutung von Wahl“ oder „Partei“, abgeleitet von haireomai = „für sich nehmen“, „(aus)wählen“ und kommt an folgenden Stellen in der Mehrzahl („Parteiungen“) vor: 1.Kor.11:19, Gal.5:20 und 2.Petr.2:1. Es handelt sich also um eine Interessengemeinschaft, die man sich ausgewählt hat, weil diese die eigenen Interessen gemeinschaftlich vertritt und wahrt (ähnlich wie Verbände, Genossenschaften, Gewerkschaften, politische Parteien oder Vereine). Im kulturellen oder religiösen Bereich spricht man eher neutral von „Gruppierungen“, „Schulen“, oder „Glaubensgemeinschaften“, obwohl es sich streng genommen ebenso um „Parteien“ handelt. Auch die ersten Christen wurden von ihren Gegnern als „Sekte“ bezeichnet, weil sie sich vom Judentum abgespalten hatten (Apg.24:5, 28:22).

Im Prinzip ist gegen eine lehrmäßige Abgrenzung und Klassifizierung innerhalb verschiedener biblischer Auffassungen nichts einzuwenden. „Auch die hauptsächlichen Polarisierungen bei uns wie z.B. charismatisch / pseudocharismatisch oder nicht-charismatisch / anticharismatisch – gegen oder für die Allversöhnungslehre – Weiterkämpfen in oder Herausgehen aus einer Gemeinschaft – unterschiedliche Auslegung der Prophetie – unterschiedlich starke Absonderung von der Welt – unterschiedlich starker Verzicht auf bestimmte oder gar viele Annehmlichkeiten oder technische Errungenschaften – sind im Prinzip nicht unberechtigt. Jeder gehört im Grunde zu irgendeiner dieser Richtungen, ohne dass die bloße Eingruppierung schon sündhaft sein muss. Hier ist es aber wichtig, bewusst das göttliche Recht im Auge zu haben und sich nicht vom Partei-Egoismus in der eigenen Partei mitreißen zu lassen, sondern vielmehr bewusst dagegen anzukämpfen. Es ist besser von der eigenen Partei ausgestoßen zu werden als deren Sünden mitzumachen.“ (B. Fischer in „Partei – gerecht oder ungerecht?“, S.5).

In seinem Buch „Gemeinde Jesu in Knechtsgestalt“ beschreibt E.H. Broadbent wie es zu Abspaltungen und Sektengründungen innerhalb der Gemeinde des HErrn kommt: „Sektierertum bedeutet Begrenzung. Irgendeine Wahrheit der Schrift, irgendein Teil der göttlichen Offenbarung wird begriffen; das Herz antwortet darauf und nimmt’s an. Da man sie betont, erklärt, verteidigt beeinflussen ihre Kraft und Schönheit diejenigen, die davon gepackt sind, ständig mehr. Eine andere Seite der Wahrheit, eine andere Ansicht über die Offenbarung, die auch in der Schrift enthalten ist, scheint die Wahrheit, die man als so kraftvoll empfunden hat, zu schwächen oder ihr gar zu widersprechen; in eifersüchtiger Sorge um die erfasste und vertretene Lehre wird die ausgleichende Wahrheit abgewertet, wegerklärt oder sogar bestritten (der Hochmut des Lebens).

So gründet sich eine Sekte auf einen Teil der Wahrheit, auf einen Teil des Wortes – gut und nützlich, weil sie göttliche Wahrheit sieht und praktiziert, aber begrenzt und unausgeglichen, weil sie nicht die ganze Wahrheit sieht und nicht die ganze Schrift freudig annimmt. Ihre Glieder werden nicht nur des vollen Nutzens der ganzen Schrift beraubt, sie werden auch aus der Gemeinschaft mit vielen Heiligen abgeschnitten, die weniger als sie – oder aber in anderer Richtung begrenzt sind. Es gibt wohl Ursache, die Trennungen unter Gottes Volk zu bedauern, denn seine innere, wirkliche Einheit wird durch diese äußeren und augenfälligen Trennungen verdunkelt. Doch ist die Freiheit in den Gemeinden, das zu betonen, was sie gelernt und erfahren haben, von größtem Wert; und sogar die sektiererischen Auseinandersetzungen von Gemeinden, die um die verschiedenen Seiten der Wahrheit eiferten, hat zu fleißigem Forschen in der Schrift und zur Entdeckung ihrer Schätze geführt. Wenn es in der Weise geschieht, dass die Liebe in Gefahr gerät, ist der Verlust groß.

Trotzdem – ärger als sektiererischer Streit ist eine Einheitlichkeit, die auf Kosten der Wahrheit und der Freiheit geht, oder eine Vereinigung, die nur durch Gleichgültigkeit möglich wird. Ein demütiges Forschen in der Schrift, im Gebet und im unterwürfigen Befragen der Brüder, kann niemals zu Überheblichkeit und Trennung führen. Gott gebe uns Demut!“

Von den Korinthern wissen wir, dass es schon bei ihnen „Spaltungen“ gab (gr. schisma = „Risse“), indem sich jeder auf irgendeinen der Mitarbeiter am Bau Gottes berief (1.Kor.1:10, 11:18). Bei den Korinthern herrschte zudem ein starker Standesdünkel, so dass sie – anstatt die Sünder aus ihrer Mitte abzusondern – sich aus nichtigen Gründen voneinander absonderten: die Intellektuellen von den Einfältigen, die Reicheren von den Ärmeren, etc. Besonders beim Abendmahl wurde diese Kluft deutlich, denn einige aßen vorab ihr eigenes Mahl, das sie sich von zuhause mitgebracht hatten und beschämten dadurch jene, die nichts dabei hatten (1.Kor.11:22). Die meisten hatten keinen Sinn für die Einheit des Leibes, sondern waren insgeheim von anderen Christen der Meinung: Ich bedarf deiner nicht“ (1.Kor.12:21). Paulus mahnte die Korinther deshalb, dass sie „die Glieder des Leibes, die schwächer zu sein scheinen“ für notwendig erachten sollten, indem sie ihre seelischen oder moralischen Defizite mit einer umso herzlicheren und liebevollen Einstellung heilen sollten (1.Kor.12:23-24), „auf dass keine Spaltung in dem Leibe sei, sondern die Glieder dieselbe Sorge füreinander haben möchten“(V. 25). In einer großen Gemeinde am Ort kann es immer mal „menscheln“ und in der Folge zu Zwistigkeiten und Rechthaberei kommen, die dann gelegentlich zu Trennungen führen. Biblische Argumente werden häufig nur vorgeschoben von beiden Seiten, um sich vor sich selbst und anderen zu rechtfertigen. Bei den Korinthern waren die Streitigkeiten so ausgeufert, dass man sich sogar schon vor weltlichen Gerichten miteinander stritt (1.Kor.6:1-8). In Phil.2:1-5 schreibt Paulus: „Wenn es nun irgendeine Ermunterung gibt in Christo, wenn irgendeinen Trost der Liebe, wenn irgendeine Gemeinschaft des Geistes, wenn irgend innere Gefühle und Erbarmungen, so erfüllet meine Freude, dass einerlei gesinnt seid, dieselbe Liebe habend, einmütig, eines Sinnes, nichts aus Parteisucht oder eitlem Ruhm tuend, sondern in der Demut einer den anderen höher achtend als sich selbst; ein jeder nicht auf das Seinige sehend, sondern auch auf das des anderen. Denn diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christo Jesu war…“ Und dann beschreibt Paulus, wie der HErr Jesus sich mit der Herrlichkeit und der hohen Stellung, die Er beim Vater hatte, nicht „zufrieden“ geben wollte, solange es noch Milliarden an missratenen Geschöpfen gab, die alle verloren gehen würden, wenn Er sich nicht für sie aufopfern würde. Und genau diese Gesinnung des HErrn soll auch uns beseelen, dass wir uns nicht mit dem Erlangten zufrieden geben, sondern erst dann, wenn wir sowohl die ungläubigen Sünder aus unserer Umgebung, als auch unsere Brüder und Schwestern – auch aus anderen Denominationen (!) – auf den richtigen Weg gebracht haben.

Diesen „Retter-Sinn“ des HErrn Jesus finden wir auch wunderbar in dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter dargestellt (Luk.10:30-37):

Nicht nur das damalige Volk Israel, sondern auch die abgefallene Christenheit befindet sich ja auf dem direkten Weg ins Verderben, im Gleichnis dargestellt durch jenen Mann, der auf dem Weg von Jerusalem (= Stadt des Friedens) nach Jericho (= Stadt des Fluches) hinabging, dann aber unter die „Räuber“ fiel (= Sünden, Gebundenheiten, Süchte, Schicksalsschläge), die ihn – von seiner Verlorenheit überführt (Röm.7:9-11) – „halbtot liegen ließen“. Weder der Priester noch der Levit konnten ihn in diesem Zustand noch retten (Hebr. 7:18-19), sondern einzig und allein jener von den Juden verachtete „Samariter“ (Joh.4:9), der HErr Jesus Christus (Joh.1:10-12), der seine Wunden mit Wein (= Evangelium) und Öl (= Heiliger Geist) heilte und ihn dann auf Seinem Lasttier in die „Herberge“ brachte. Wörtlich übersetzt ist die Herberge eine „Allempfangende“ (gr. pandokion), nämlich die Gemeinde des HErrn. Sie ist gewissermaßen wie ein Krankenhaus („Die Starken bedürfen nicht eines Arztes, sondern die Kranken“ Matth.9:12), in welchem zwar eine hygienische Atmosphäre (= keine Sünde) vorherrschen muss, aber wo auch viel Liebe und Geduld erforderlich sind, bis die „Kranken“ geheilt sind (das Wort „Patient“ kommt vom Lateinischen „patientia“ und bedeutet „Geduld“!). Nebenbei sei noch ergänzt, dass der barmherzige Samariter seine Rückkehr ankündigt als er dem Wirt (= Heiliger Geist) mit den „zwei Denaren“ alles gab, was dieser zur Heilung benötigte bis Er wiederkäme. Zwei Denare sind der Lohn eines Tagelöhners für zwei Tage (Matth.20:1-9), und da „ein Tag“ prophetisch bei dem HErrn „wie 1000 Jahre“ ist (2.Petr.3:8), dürfen wir hoffen, dass der HErr Jesus 2000 Jahre nach Seiner Himmelfahrt wiederkommen wird.

Wichtig in diesem Gleichnis war mir der Hinweis, dass die Gemeinde des HErrn eine „Allempfangende“ ist, in der man nicht zulassen darf, dass ein „Diotrephes, der gern unter ihnen der erste sein will“, eigenmächtig entscheidet, wer aufgenommen werden darf und wer nicht (3.Joh.9-10). Eine Gemeinde, die solch ein sektiererisches Verhalten toleriert oder gutheißt, ist keine Gemeinde des HErrn mehr, sondern der Fanclub einer sektiererischen Führungspersönlichkeit. Ein solches „ins Unrecht ausuferndes Parteidenken und –verhalten“ (Bernd Fischer) ist wohl auch gemeint mit dem in Gal. 5:20 genannten „Sekten(denken- u. verhalten)“, das inmitten anderer aufgezählter „Werke des Fleischesvom Reich Gottes ausschließt (Vers 21). „Dieser Plural ‚Parteien‘ mit der starken Tendenz zu ‚ins Unrecht ausuferndem Parteiverhalten‘ ist das am schwersten erkennbare Werk das Fleisches, weil es zumeist mit hoch geistlichen Argumenten und Motiven getarnt wird. Wegen dieser Tarnung wird es von vielen Gläubigen nicht als Sünde erkannt, sondern mitgemacht und entschieden verteidigt. Deshalb kann es nicht einfach nach dem vom HErrn in Matth.18:15-17 angewiesenen Verfahren zur Überführung und Überwindung von Sünde in der Gemeinde behandelt werden. Diese Art Sünde zu richten hat Gott allein den Verantwortungsträgern der Gemeinde aufgetragen, und zwar nach der in Tit. 3:10-11 genannten Ordnung: ‚Einen parteiisch handelnden Menschen weise nach einer und einer zweiten Ermahnung ab, weil du weißt, dass der so Beschaffene herausgewendet ist aus den gesunden Bahnen und grundsätzlich und fortwährend sündigt, wobei er ein sich selbst Verurteilender ist!‘ Dieses Richtgebot ist mit sehr hoher Verantwortung und großer Irrtumsgefahr verbunden. Es ist schon vorgekommen, dass die Verantwortungsträger einer Gemeinde, die im guten Glauben einen vermeintlich parteimäßig handelnden Menschen abwiesen, damit in Wirklichkeit selbst parteimäßig (=sektiererisch) handelten und damit unter ihr eigenes Urteil fielen, ‚durch sich selbst verurteilt waren‘.“ (B. Fischer aus „Partei – gerecht oder ungerecht“, S. 6)

In seinem Heft „Sektiererei: Ihre Gefahren für die Brüderbewegung“ zählt W.J. Ouweneel zunächst einige typische Kennzeichen von Sekten auf:

„(a) Gruppenbildung. Eine Sekte ist eine Partei innerhalb der Versammlung (örtlich, regional oder weltweit), die sich deutlich abgegrenzt von anderen derartigen Parteien oder von der Versammlung als solcher. Eine Sekte hat immer einen echten Gruppengeist, einen typischen „Nestgeruch“, wodurch sie sofort von anderen Sekten oder von der wirklichen Darstellung der Versammlung unterschieden werden kann. 

(b) Bevorzugte Lehrer. Typisch sektiererisch ist, die Nachfolge und Überbetonung der (einseitigen) Lehrauffassungen bestimmter bevorzugter Lehrer, die als besonders „begnadet“ oder berufen angesehen werden und deren Lehre nicht notwendigerweise öffentlich oder bewusst, jedoch in der Praxis unbewusst der Schrift gleich oder gar über die Schrift gestellt wird. Objektives Bibelstudium ist dann nicht mehr gut möglich. Sektierer schaffen es nicht mehr, die Schrift anders als vom Gesichtspunkt der von ihnen bevorzugten Lehrer heraus zu lesen. Diese Lehrer müssen keine Irrlehrer sein – oft sind es begnadete Knechte Gottes – und müssen noch nicht einmal für diese Sektiererei verantwortlich sein. Es ist möglich, dass Letzteres vollständig in der Verantwortung ihrer engstirnigen Nachfolger liegt, die den Lehrer und sein Schrifttum verehren.

(c) Bevorzugte Lehre. Typisch sektiererisch ist „die Lehre“, über die in untergeordneten Punkten zwar noch geredet werden kann – wenn gleich selbst das bei den unnachgiebigsten Sektierern nicht mehr möglich ist – die jedoch in der Hauptsache einen unantastbaren und autoritären Charakter erhalten hat. Noch einmal: diese Leere muss keine fundamentalen Irrlehren umfassen. Sehr wohl beinhaltet sie aber immer die typischen Eigenarten der betreffenden Sekte: eigene Lehren, die man nirgendwo sonst hört und die der eigentümliche Besitz dieser Sekte sind. Je abweichender bestimmte Lehren sind, desto mehr Anlass findet die Sekte darin, ihren eigenen besonderen Charakter hervorzuheben. Außergewöhnliche Lehren sollten Sie eigentlich sich selbst gegenüber misstrauisch machen, aber stattdessen erhebt sich diese Sekte wegen des besonderen Lichts, dass Gott ihr anvertraut hat (wie „demütig“ sie sich dabei auch geben mag).

Einige extreme Kennzeichen von Sekten

(a) Streng eingegrenztes Geschichtsbewusstsein. Für den echten Sektierer beginnt die Kirchengeschichte eigentlich erst mit dem Entstehen der eigenen Sekte; vor dieser Zeit gab es hauptsächlich Finsternis. Dann kommt plötzlich der gewaltige Bruch mit der Vergangenheit: der/die große/n Gründer steht/stehen auf, ohne Bezug zur Vergangenheit – sie sind sozusagen ein unmittelbares Geschenk des Himmels – und plötzlich ist das volle Licht da, sei es nun durch vollkommen neue Offenbarungen, sei es durch ein radikales Zurückkehren zum ursprünglichen Christentum. Auch nach dem Auftreten des/der Gründer/s gibt es eigentlich keine Geschichte. Es gibt ja keine „Entwicklung der Wahrheit“; die ist ja mit der Gründung schon vollständig „geschenkt“ worden. …

(b) Unzugänglichkeit. Je sektiererischer eine Gruppe ist, desto schwieriger ist es, sich ihr anzuschließen. Wenn vielleicht auch nicht offiziell, so aber doch in der Praxis muss man allerlei besonderen Forderungen entsprechen. Man muss von Herzen die außer-gewöhnlichen Lehren der Gruppe übernehmen und am besten auch noch die typische Identität der Gruppe angenommen haben (dieselben Gewohnheiten, denselben Sprachgebrauch, dieselbe äußere Erscheinung, dieselben Auffassungen, dieselbe Lektüre, dasselbe Gesangbuch, etc.).… Die Sekte entzieht sich so jeder Beurteilung von außen und lehnt auch jegliche Beurteilung von außerhalb ab („nicht kompetent“). Ihr höchstes Ideal ist: alle Mitglieder haben genau dieselben (sektiererischen!) Auffassungen und dasselbe Verhaltensmuster. Alles, was nicht den eigenen Regeln entspricht, ist verkehrt. Man fühlt sich allein unter den Mitgliedern der eigenen Gruppe völlig geborgen und behaglich.

(c) Elitebewusstsein. Unmittelbar damit hängt die Tatsache zusammen, dass der Elitegeist der Sekte auch fordert, dass man einerseits so weit wie möglich die Verbindung mit Menschen, die nicht Mitglieder der Sekte sind (auch wenn sie wahre Gläubige sind) auf das Unvermeidbare reduziert. Andererseits ist man verpflichtet, so viel wie möglich den eigenen Zusammenkünften beizuwohnen und enge soziale Verbindungen mit den übrigen Mitgliedern der Sekte zu unterhalten. Sie verträgt auch keine Kritik: je sektiererischer eine Sekte, desto weniger Selbstkritik gibt es. Sie verträgt nicht einmal unparteiische Kritik, selbst wenn sie aus den eigenen Reihen stammt; sie weiß sich selbst immer zu entschuldigen und die Kritiker immer zu verurteilen. Die Intelligenten unter ihnen durch schauen das natürlich sehr wohl und versuchen, dies durch einen Anschein von Demut zu verbrämen; dadurch verändert sich jedoch nicht das Geringste. Man anerkennt wohl die großen Schwachheiten im eigenen Kreis, aber gewöhnlich bezieht sich das auf die anderen: diejenigen in der Sekte, die vom Gruppengeist abweichen. Es ist doch sehr anmaßend, dass, wenn auch nicht laut gesagt, so doch oft gedacht wird: „Wir haben das beste Schrifttum“, „Wir sind Philadelphia“, „Außerhalb von uns ist nur Laodicäa“, „Außerhalb von uns gibt es zwar sehr wohl Gläubige, aber diese haben sehr viel weniger Licht“, „Der Tisch des Herrn ist nur bei uns“, „Bei anderen Glaubensgemeinschaften ist der HErr nicht in der Mitte“, „Es gibt keine Gemeinde, die sich so schriftgemäß versammelt wie wir“, etc.

(d) Angst. Je fester zusammengefügt und einförmiger die Gruppe ist, desto größer ist die Angst der einzelnen Glieder, aus der Gruppe gestoßen zu werden. Man verliert dann nämlich seine Familie und Freunde und oft auch seine Existenzgrundlage. Überdies verliert man den festen Boden unter den Füßen, mit dem man manchmal ein ganzes Leben lang vertraut gewesen ist. „Wo sollte ich hingehen, wenn ich ausgeschlossen würde?“ So schweigen viele, die Kritikpunkte haben, lieber aus Furcht, die Gruppe gegen sich aufzubringen. Merkwürdig genug gilt das auch für die Führer, soweit sie finanziell von der Gruppe abhängig sind. Wegen dieser Angst wagt man auch nicht, irgendetwas zu verändern – das würde Kritik an den Gründern oder den voran-gegangenen Generationen bedeuten – so dass nicht die geringste Erneuerung möglich ist. Wegen dieser Angst hat man keinen Mut, etwas zu unternehmen. Neben Erstarrung also auch Passivität. Wer nichts tut, kann auch nicht kritisiert werden.“ (soweit W.J. Ouweneel)

Verständlicherweise wird eine echte Sekte deshalb natürlich immer den Vorwurf zurückweisen, eine „Sekte“ zu sein, sondern stattdessen alle anderen Gruppierungen der Sektiererei bezichtigen. Es sind immer die anderen, die „nicht an die ganze Schrift glauben“, sondern ihre „eigene Meinung“ nebeneingeführt hätten. Nur die anderen haben sich von falschen Lehren verführen lassen, während man selber sich stets nur durch den Heiligen Geist leiten lasse. Auch die gesamte Christenheit, die vor ihnen gelebt hatte, war natürlich insgesamt verirrt und verblendet, da sie ja auch noch im „finsteren Mittelalter“ lebte. Erst jetzt zum Ende hin habe der HErr noch einmal eine letzte Erweckung geschenkt, indem Er die vollkommene Erkenntnis einigen wenigen Auserwählten geschenkt habe, nämlich der „kleinen Herde“ (Luk.12:32), als die man sich selber sieht. Sie sehen sich selbst als die einzig verbliebenen Nicht-Sektierer, die entgegen all der treulosen Anderen im Volk Gottes als einzige noch die „Mauern Jerusalems“ wieder aufbauen. Ein alter Bruder, der leider auch Führer seiner eigenen Sekte war, antwortete mir mal auf meine Frage, warum er allen anderen Christen unbiblisches Verhalten vorwerfen würde, mit den Worten: „Wenn sie wirklich dem HErrn gehorsam sein wollten, dann würden sie doch zu uns kommen!“ …

Tatsächlich aber verbauen sie sich meist selbst jegliche Möglichkeit von Gemeinschaft, indem sie ihre eigenen Sonderlehren zu einem echten Ausschlusskriterium hochstilisiert haben. Wenn ich z.B. behaupten würde, dass man das Mahl des HErrn nur mit Traubensaft und ungesäuertem Brot feiern dürfe, erkläre ich alle Gläubigen, die diese Ansicht nicht vertreten automatisch zu Gotteslästerern, die den Leib des HErrn Jesus absichtlich mit „falschen Symbolen“ darstellen würden. Oder wenn ich z.B. die Meinung vertreten würde, dass nur der Textus Receptus der einzig wahre Urtext sei, dann erkläre ich alle Nutzer anderer Übersetzungen indirekt zu Anhängern einer vermeintlichen Bibelfälschung oder gar Bibelkritik.

Um nicht unter den Verdacht der Sektiererei zu geraten, betonen viele bibeltreue Gemeinden, dass sie lediglich „Christen ohne Sonderbekenntnis“ seien. Doch obwohl sie sich bewusst keinen Namen geben wollen – angeblich „um der Einheit des Leibes Christi willen“ – gebrauchen sie dennoch insgeheim neben dem „wir“ auch noch interne Wortbeschreibungen, wenn sie von sich selber sprechen, wie z.B. die „Gemeinden der gesunden Lehre“ oder „diejenigen, die nur im Namen Jesu zusammenkommen“. Und auch wenn man immer wieder bemüht ist zu betonen, dass man Prediger und Pastoren gemäß der Hl. Schrift ablehnen müsse, so sind diese faktisch dennoch vorhanden, indem es fast immer die gleichen Brüder sind, die am Wort dienen. Auffällig sind auch typische Gottesdienstordnungen oder Traditionen, die es weltweit nur in den Gemeinden der gleichen Gruppierung gibt und sonst in keiner anderen; bei diesen stellt sich insgeheim die Frage, ob sie eigentlich vom Geist Gottes inspiriert wurden oder aufgrund der Anpassung an die Gepflogenheiten der Gruppe übernommen wurden.

Grundsätzlich ist nichts gegen „Traditionen“ einzuwenden, solange sie nicht im Widerspruch zu Gottes Wort stehen. Dies wäre jedoch der Fall, wenn man die Forderung aufstellen würde, dass man z.B. nur dann am Mahl des HErrn teilnehmen könne, wenn man in allen Lehrfragen genau der gleichen Ansicht ist wie die jeweiligen Gruppenführer. Nirgendwo im Neuen Testament finden wir eine Legitimation, einen Jünger des HErrn vom Abendmahl auszuschließen. Stattdessen schreibt Paulus: „Ein jeder aber PRÜFE SICH SELBST, und also esse er von dem Brote und trinke von dem Kelche“ (1.Kor.11:28).

Der Gründer der sog. „Brüderbewegung“ schrieb einmal in einem Aufsatz „What is a Sect?“ von 1872: „Wenn eine Glaubensgemeinschaft von Christen es als ihr Recht beansprucht, nur ihre eigenen Glieder zum Mahl des Herrn zuzulassen, das doch der Ausdruck der Einheit aller Glieder des Leibes Christi ist (wie wir es in 1.Kor.10:17 finden), dann ist in jener Glaubensgemeinschaft eine Einheit geschaffen worden, welche formal zu der Einheit des Leibes Christi in direktem Widerspruch steht.“

Aus einem Brief Darbys von 1869: „Stellen wir uns jemand vor, der als gottesfürchtig und gesund im Glauben bekannt ist … muss er zurückgewiesen werden, weil er irgendeinem System angehört, betreffs dessen sein Gewissen nicht erleuchtet ist, oder welches er sogar für richtiger hält? … Wenn es geschieht, so macht man die Gemeinschaft von dem Grade des Lichts, das man besitzt, abhängig, und die Versammlung, die eine solche Seele zurückweist, verleugnet die Einheit des Leibes. ‚Übereinstimmung mit uns‘ wird als Vorbedingung gefordert und die Versammlung wird eine Sekte mit ihren Gliedern, gerade so wie jede andere.“

Aus diesen Gründen lehnte Darby auch den Gebrauch eines Adressbuches ab, dass man schon zu seiner Zeit verwendete für urlaubsreisende Geschwister aus ihren Reihen, damit diese wissen, wo sich andere Gemeinden ihrer Art befinden (ich selber besaß selber mal ein solches, das mir 1991 auf einer Radtour durch Deutschland sehr hilfreich war, um Übernachtungsmöglichkeiten zu finden). Das Problem bei einem solchen Adressbuch sind nicht so sehr die Gemeinden, die darin aufgeführt werden, als vielmehr die Gemeinden, die nicht darin stehen. Das Adressbuch erweckt ja den Anschein, dass jede Gemeinde, die nicht darin steht, eine solche ist, zu der man nicht gehen kann, um das Brot zu brechen. Dieser Gedanke ist klar sektiererisch. Demütiger wäre es, wenn ein solches Adressbuch den Titel tragen würde: „Liste einiger Versammlungen, die auf biblischem Boden stehen“.

Es nützt auch nichts, wenn man darauf verzichtet, die Gläubigen der eigenen Gemeinschaft als „Mitglieder“ zu bezeichnen, wenn man stattdessen von solchen redet, die „in Gemeinschaft“ sind, um sich dadurch von solchen zu unterscheiden, die „nicht in Gemeinschaft“ sind, denn dies bedeutet im Grunde genau dasselbe. Und nur weil eine Versammlung sich in ihrem sektiererischen Denken eins ist, drückt dies noch lange keine „Einheit des Leibes“ aus, sondern nur eine aus Gruppendruck resultierende Vereinheitlichung (Uniformität, Gleichschaltung) der eigenen Parteiung und dem damit einhergehenden Ausschluss von selber-denkenden Mit-Gliedern am Leibe Christi, was faktisch zu einer Zerteilung desselben führt (1.Kor.1:12).

Gerade wenn es einem schwer fällt, sich von den Attraktionen dieser Welt abzusondern, neigt man dazu, dieses Defizit dadurch auszugleichen, indem man wenigstens für die Reinheit und Heiligkeit der eigenen Gemeinde eifert, auf deren Zugehörigkeit man stolz ist. So wie man sich bei den „Brüdern“ heute rühmt, angeblich als einzige den „Tisch des HErrn“ zu besitzen, so rühmten sich auch damals die Kinder Israel, dass sie im Besitz der „Lade des HErrn“ waren zu einer Zeit wo „jeder tat was Recht war in seinen Augen“. Wie ein Panier zogen sie mit der Lade des HErrn aus, um ihre Feinde einzuschüchtern, aber ihr eigenes Leben entsprach nicht der Heiligkeit, die sie nach außen hin zur Schau stellten, weshalb der Feind sie mühelos schlagen konnte (1.Sam.4:3-11).

Besonders die Lehre von der Unverlierbarkeit des Heils macht viele Christen heute sorglos und gleichgültig über die nicht besiegten Sünden in ihrem Leben, weil sie sich insgeheim sagen: „Hauptsache ich bin gerettet, das genügt mir“. Auch der Prophet Jeremia hatte damals vor dieser falschen Sorglosigkeit gewarnt: „Verlasset euch nicht auf Lügenworte, wenn sie sagen: ‚Der Tempel des HErrn, der Tempel des HErrn, der Tempel des HErrn ist dies!‘… Aber ihr verlasst euch auf Lügenworte, die nichts nützen. Wie? Stehlen (auch Schwarzarbeit), morden (auch Bruderhass) und Ehebruch treiben (auch Pornofilme ansehen), falsch schwören, dem Baal Rauchopfer darbringen (auch dem „Fuß-Baal“) und anderen Göttern nachlaufen (auch Hobbies, Fernsehen, Internet), die ihr nicht kennt! Und dann kommt ihr und tretet vor mein Angesicht in diesem Haus, über dem mein Name ausgerufen ist, und sagt: Wir sind errettet, – um all diese Gräuel (weiter) zu verüben!“ (Jer.7:4+8-10).

Je weniger inneres Leben vorhanden ist, desto mehr wird Einheit, Macht und Stärke nach außen demonstriert. Wo echtes Leben aus Gott ist, braucht man z.B. keine „Empfehlungsschreiben“, weil man selbst ein Brief Christi ist (2.Kor.3:1-3). Das ist der Unterschied zwischen Sein und Schein bzw. zwischen Wesen und Form (2.Tim.3:5). Die Sektiererei soll sozusagen das Zeugnis des Lebens ersetzen. Dass man wirklich ist, was man zu sein vorgibt, sollen die Menschen nicht mehr am Leben, sondern am enormen Bibelwissen erkennen. Es ist aber viel leichter, sich Bibelwissen anzueignen und damit zu prahlen, als ein verborgenes Leben in Enthaltsamkeit und Reinheit zu führen (Luk.14:33-35).

Nun wird jedoch von Seiten der Sektierer gerade damit argumentiert, dass die „Versammlung des lebendigen Gottes der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit sei“ (1.Tim.3:15) und dass man sich deshalb von Irrlehren und Sündern absondern müsse, um nicht an ihren Sünden mitschuldig zu werden (2.Tim.2:19-26, 1.Tim.5:22). Besonders, wo wir ja heute immer mehr eine Einheit auf Kosten der Wahrheit finden in den Gemeinden der Evangelischen Allianz, und vor allem in der Ökumene. In der Tat sollen wir die „Hure Babylon“ verlassen (Offb.18:4) und uns „außerhalb des Lagers“ versammeln (Hebr.13:13). Und wir dürfen auch nicht zulassen, dass das Feinmehl der gesunden Lehre immer weiter mit dem Sauerteig der Irrlehren durchsäuert wird (Matth.13:33), sondern sollen uns „von aller Art des Bösen fernhalten“ (1.Thes.5:22). Das Böse aber ist ein Verwerfen von fundamentalen Wahrheiten wie der Gottheit Christi und Seines Werkes am Kreuz, das Infragestellen der Inspiration der Bibel oder der grundlegenden Heiligkeit, wie etwa durch das Eingehen von sexuellen Verbindungen außerhalb der Ehe oder das Verharren etwa in Verleumdung, übler Nachrede, Götzendienst, liederlichem Lebenswandel, Betrug. Überdies muss dabei feststehen, dass die betreffenden Personen bewusst mit solchen Formen des Bösen in Verbindung sind und auch nicht bereit sind, von diesem Bösen abzustehen, nachdem sie klar und deutlich auf dieses Böse hingewiesen worden sind.

Zugleich aber haben wir auch eine seelsorgerliche Verantwortung für alle Schwachen im Glauben, die wir mit Geduld zurechtweisen sollen: „Wir aber, die Starken, sind schuldig, die Schwachheiten der Schwachen zu tragen und nicht uns selbst zu gefallen“ (Röm.15:1). Mit den „Schwachen“ sind hier nicht die Gewissensschwachen wie in Röm.14:1 und 1.Kor.8:11 gemeint (dort steht im Griechischen auch ein anderes Wort), sondern die „noch nicht genügend Starken“ im Kampf gegen die Sünde, um sie nicht zur Sünde zu animieren. Je mehr der HErr uns an Erkenntnis aus Seinem Wort geschenkt hat, desto schuldiger sind wir auch, diese mit unseren unwissenden Geschwistern aus den Allianz-Gemeinden zu teilen (Luk.12:48). „Alle, welche die Gesetze deines Gottes kennen; und dem, der sie nicht kennt, sollt ihr sie kundtun“ (Esra 7:25). Wie einst jene geheilten Aussätzigen erleben auch wir heute einen „Tag guter Botschaft“ (= Evangelium); deshalb gilt auch uns die Warnung: „Schweigen wir aber und warten, bis der Morgen hell wird, so wird uns Schuld treffen“ (2.Kön.7:9). In einer Zeit zunehmender geistlicher Verirrung ist es geradezu unverantwortlich, wenn ausgerechnet die wenigen Schriftgelehrten, die es heute noch gibt, sich wie jene Matrosen in Apg.27:30-32 sich ihrer Verantwortung entziehen und das sinkende Schiff verlassen, um sich selber zu retten. Paulus rief der Besatzung zu: „Wenn diese nicht im Schiffe bleiben, könnt ihr nicht gerettet werden“ (Vers.32). Wie sollen denn die Verständigen „die Vielen zur Gerechtigkeit weisen“ (Dan.12:3), wenn sie sich stattdessen von „den Vielen“ abschotten und unter sich bleiben wollen?

Deshalb, liebe Geschwister, lasst uns umkehren zum HErrn, indem wir beginnen, wie Joseph nach unseren Brüdern zu fragen, auch wenn sie ihre ursprünglichen Weideplätze verlassen haben (1.Mo.37:15-17). Wir sollten nicht länger nur für die Brüder und Schwestern aus unserem eigenen Kreis beten, sondern auch für die Pastoren und Pfarrer aus den Landeskirchen, damit Gott ihr Herz öffne und sie das Volk zur Buße aufrufen, so wie es z.B. der bekannte Bremer Pastor Olaf Latzel jeden Sonntag tut (https://www.youtube.com/user/olaflatzel). Und wenn wir bei solchen Unkenntnis in Detailfragen finden, dann können wir uns wie Aquila und Priscilla verhalten, die den wortgewandten Redner Apollos nicht ablehnten, sondern ihn aufsuchten, um ihn „den Weg Gottes genauer auszulegen“ (Apg. 18:26).

Auch bei Evangelisationen sollten wir die Gelegenheit nutzen und mit Freimütigkeit die Brüder aus andern Gemeinden einladen, um gemeinsam ein Zeugnis zu sein, d.h. gemeinsames Predigen und Traktate verteilen in den Städten. Was für ein wunderbares Zeugnis der Geschlossenheit wäre dies für die Welt, wenn es nicht mehr einmal wöchentlich ein paar wenige Einzelkämpfer sind aus jeder Gemeinde, die wie die Zeugen Jehovas stumm hinter einem Büchertisch stehen, sondern wir mit 100 oder 200 Brüdern aus verschiedenen bibeltreuen Gemeinden gemeinsam auftreten, um der sichtbaren und unsichtbaren Welt die Einheit des Leibes Christi zu demonstrieren!

Und hier sind nicht nur die Brüder gefordert, sondern auch die Schwestern. In den Tagen Deborahs, als die Männer – ebenso wie heute – nur noch dem Namen nach „Kämpfer Gottes“ waren, indem man aus Angst vor dem Feinde die „Pfade und Freilandsorte gemieden“ hatte und man „unter 40.000 in Israel keinen Schild und Lanze fand“ (Richt.5:7-8), da erwählte Gott eine Frau namens Jael, eine Midianitin, um den feigen Barak zu beschämen.
Oder in den Tagen des Propheten Elisas, als der gottesfürchtige Josaphat sich immer wieder von seinen königlichen Pflichten ablenken ließ und sich in weltlichen Geschäften einsmachte mit gottlosen Namens-Israeliten wie Ahab und Joram, da wählte Gott ein Mädchen, das dem ungläubigen Naaman auf den einzigen Mann hinwies, der ihn von seinem Aussatz befreien konnte (2.Kön.5:2-4), ein Bild auf den HErrn Jesus. So sollten auch wir heute – wenn die Verantwortungsträger versagen – Mut haben und nicht aus Menschenfurcht schweigen, wenn wir Gelegenheiten sehen zum Zeugnis, auch auf die Gefahr hin, dass man uns droht, aus der Gemeinde ausgeschlossen zu werden (Joh.12:42).

Und wer selbst vor Gott in der Verantwortung steht, eine Gemeinde zu führen, sollte sich stets vor Augen führen, dass er „nicht herrschen soll über seine Besitztümer“, sondern dass er „der Herde ein Vorbild sein“ soll (1.Petr.5:3). Die Personen gehören uns nicht. Und die Gemeinde des HErrn ist auch keine Firma, wo man unliebsame Kritiker einfach als „Nestbeschmutzer“ denunzieren und feuern kann. Wir dürfen dem HErrn in allem vertrauen, dass Er als Oberhirte auf Seine Schafe achthat und sollten nicht mit sektiererischer Strenge versuchen, gewaltsam den „Laden beisammen zu halten“. Gott ist ein eifersüchtiger Gott und wird Seine Ehre auf Dauer nicht mit einem selbsternannten „Papst“ teilen wollen. Wenn wir wirklich zu den „Größten im Reiche Gottes“ zählen wollen, dann müssen wir lernen, wie der HErr den Jüngern zu dienen und ihnen die Füße zu waschen (Joh. 13:3-17).

Wir werden auch nicht dadurch heiliger, wenn wir uns von unseren „Mitgefangenen“ absondern und ihnen zu verstehen geben: „Bleibe für dich und nahe mir nicht, denn ich bin heiliger als du“ (Jes.65:5). Im Gegenteil: durch eine solche Haltung offenbaren wir nur eine pharisäerische Scheinheiligkeit, indem unser Inneres „voller Totengebeinen und Unreinigkeit“ bleibt (Matth.23:27). Denn „Absonderung“ kann auch durchaus fleischliche Motive haben: „Wer sich absondert trachtet nach einem Gelüst; gegen alle Einsicht geht er heftig an“ (Spr.18:1).

Auch im Hinblick auf die sektengebundene Gefangenschaft des Volkes Gottes heute dürfen wir hoffen: Wenn der HErr die Gefangenschaft Seines Volkes wenden wird, werden wir „wie Träumende“ sein (Ps.126:1).

 

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„Der ist kein Narr, der aufgibt, was er nicht behalten kann, damit er gewinnt, was er nicht verlieren kann.“

(Jim Elliott)