„Die Nacht ist weit vorgerückt, und der Tag ist nahe.
Laßt uns nun die Werke der Finsternis ablegen
und die Waffen des Lichts anziehen.“

(Röm.13:12)

– Das 1. Gebot

Die 10 Gebote

Das 1. Gebot

„Ich bin der HErr, dein Gott, der ich dich herausgeführt habe aus dem Land Ägypten, aus dem Haus der Knechtschaft. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“ (2.Mo.20:2-3 ELB)

 In dem ersten Gebot weist Gott uns auf den Grund hin, warum wir Gott eigentlich Gehorsam schulden und was im Grunde unsere Bestimmung ist. ER ist deshalb unser HErr und Gott, weil Er uns für sich erkauft hat, damit wir Sein Besitztum und Erbteil sind. Wir wurden ja durch den HErrn Jesus aus der Welt und der Sünde herausgezogen, als Er uns errettet hat, damit wir hinfort nur noch Ihm dienen sollen. Ägypten steht für das »Haus der Knechtschaft« (wörtlich heißt es: »das Haus der Sklaven«). Wir waren also niemals frei: Damals dienten wir dem Gott dieser Welt und heute dienen wir unserem HErrn Jesus Christus.

 
»Das Haus der Sklaven«

Wahrer Gottesdienst ist immer nur erst dann möglich, wenn wir uns zuvor von der Welt abgesondert haben: »Eine reine und unbeschmutzte Gottesverehrung/Religion bei (im Urteil von) dem Gott und Vater ist diese: (hilfsbereit) auszuschauen nach /(zu besuchen) Waisen und Witwen in ihrer Bedrängnis (und) sich selbst unbefleckt zu hüten (weg) von der Welt“ (Jak.1:27 GtÜ). So konnte Gott dem Abraham erst die größten Segensverheißungen geben, nachdem er der Aufforderung, sich von seinem Land, seiner Verwandtschaft und seinem Vaterhaus zu trennen, Folge geleistet hat (1.Mo.12:1, 13:14).

Gott musste den Kindern Israel immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass Er sie aus der Sklaverei befreit hat und sie aus dem Land Ägypten heraufgeführt hat, »aus dem eisernen Schmelzofen« (5.Mo.4:20), damit sie Sein Eigentumsvolk sein mögen aus allen Völkern. Sie sollten sich daran erinnern, wie elend und trostlos damals ihre Sklavenarbeit war, die sie für die Ägypter verrichteten. Und auch wir sollten nicht vergessen: »wie ihr tot wart in euren Vergehungen und Sünden, in denen ihr einst wandeltet nach dem Zeitlauf dieser Welt, nach dem Fürsten der Gewalt der Luft, des Geistes, der jetzt wirksam ist in den Söhnen des Ungehorsams; unter denen auch wir einst alle unseren Wandel führten in den Begierden unseres Fleisches, indem wir den Willen des Fleisches und der Gedanken taten und von Natur Kinder des Zorns waren wie auch die Übrigen« (Eph.2:1-3 ELB). Luther hat damals zurecht bemerkt, dass der Mensch immer »geritten« wird, entweder vom Teufel oder von Gott. Der Teufel tut dies durch die Beeinflussung durch andere Menschen, deshalb schrieb Petrus, dass wir ab jetzt »die im Fleisch noch übrige Zeit nicht mehr den Begierden der Menschen, sondern dem Willen Gottes leben. Denn die vergangene Zeit ist genug, den Willen der Nationen vollbracht zu haben, indem ihr wandeltet in Ausschweifungen, Begierden, Trunkenheit, Schwelgereien und frevelhaften Götzendienereien« (1.Petr.4:2-3 ELB). Hinter diesen Beeinflussungen steckt natürlich Satan, der immer wieder Gott beweisen will, dass die Menschen eigentlich nur an ihrem Eigenwohl interessiert sind und nicht an Gott (vergl. Hiob 1:11, 2:5).

Die Erinnerung an das alte Leben, das die Kinder Israel in Ägypten hatten, und der Vergleich desselben mit dem neuen, von Gott verheißenen Land, das »von Milch und Honig fließt«, sollte ihnen auch eine Warnung sein, um nicht wieder Gefallen zu finden an den Verlockungen Ägyptens. Das Wort »Ägypten« heißt auf Hebräisch MiZRa´JiM. Dies kann aufgefasst werden als Dual-Form (Zweizahl, Endung -a´JiM) von MaZO´R (Drängnis, auch Name für Ägypten) = (die )beiden( Teile)-(von)-MaZo´R = Drängnis-(von)-zwei( Seiten) = Doppel-Drängnis, also eine »doppelte Drängnis«. Und tatsächlich werden wir Kinder Gottes in der Welt von zwei Gefahren bedroht und bedrängt, nämlich von einem verlockenden Hinwegdrängen und einem bedrohenden Hinwegdrängen, hinweg vom Willen Gottes. Man könnte also auch sagen, der Teufel versucht uns, mit Zuckerbrot und Peitsche vom Gehorsam zu Gott abzubringen; oder – um es biblisch auszudrücken – »den Leiden /Leidenschaften und Begierden« (Gal.5:24). Tatsächlich bedeutet das griech. Wort PA´ThEMA in erster Linie »Leid«, das einem widerfährt (das gleiche Wort finden wir auch in Kol.1:24, 2.Tim.3:11 und 1.Petr.4:13). Denn auch die unerfüllte Leidenschaft schafft ein Leid bzw. einen leidvollen Druck (=Drängnis), dem man nur allzu gerne nachgibt, um sich des Leidens zu entledigen. Aber diese Drängnisse wurden mit unserem Fleisch gekreuzigt gemäß Gal.5:24, als wir durch Christus errettet wurden und damit in geistlicher Weise das Land der »doppelten Drängnis« verließen. Und in dieses »Haus der Sklaven« sollte es uns nicht mehr zurückziehen.

»Andere Götter«

Das erste Gebot fordert uns nicht zu einer bestimmten Handlung auf, die wir unmittelbar tun oder lassen sollen, sondern wir werden ermahnt, keine anderen Götter zu »haben«. Normalerweise – so könnte man meinen – gerät ein Christ in dieser modernen Welt nicht gerade in Versuchung, neben der Verehrung unseres himmlischen Vaters auch noch irgendeinen anderen Gott verehren zu wollen. Heutzutage geht niemand mehr vor einem Götzenbild auf die Knie, sondern nötigenfalls vor seinem neuen Auto, um auch die Felgen liebevoll zu reinigen. Und es werden auch nicht mehr die Sterne des Himmels angebetet, sondern höchstens die »Stars« der Musikbranche. Und heute wird auch nicht mehr der Baal gepriesen, sondern schlimmstenfalls die eigene Mannschaft beim »FußBaal«-Götzendienst.

 Aber wir wissen, dass es sich hier nicht nur um »Götter« im buchstäblichen Sinn handelt, sondern auch im übertragenen Sinn. Das wird auch durch die wörtliche Widergabe deutlich, dass uns Dinge »nicht zu anderen Göttern WERDEN sollen« (hebr. JiHöJä´H). Dies kann auch ganz unbemerkt, allmählich geschehen, weshalb wir von Zeit zu Zeit prüfen sollten, ob es noch andere Dinge in unserem Leben gibt, die viel zu sehr unser Interesse und unsere Aufmerksamkeit binden und dadurch in Konkurrenz zu unserem Gott stehen. Der HErr Jesus sagt: »Wer nicht allem entsagt (w. sich von allem verabschiedet) was er hat, kann nicht mein Jünger sein« (Luk.14:33).

–          Abhängigkeiten / Süchte

Neben den klassischen Süchten wie Drogen, Tabletten, Alkohol oder Zigaretten gibt es noch eine Vielzahl anderer Süchte, die uns auch als Gläubige in eine erneute Sklaverei der Sünde bringen, und zwar im sexuellen Bereich (Hurerei, Pornographie, Selbstbefriedigung), im Unterhaltungsbereich (Fernsehen, YouTube, DVDs, Musik, Computerspiele etc.) oder im seelischen Bereich (Esssucht, Habsucht, Kaufsucht, Genusssucht, Geltungssucht, Spielsucht, Sportsucht, Arbeitssucht, etc.). All diese Süchte versetzen uns in einen vorübergehenden Rauschzustand mit einem damit einhergehendem Kontrollverlust über unseren Willen oder Verstand. Es ist eine permanente Flucht vor Stress und Ängsten, die dem Betroffenen für einen Moment Erleichterung verschafft, ihn aber durch die Abhängigkeit auf Dauer geistig, seelisch und körperlich schädigt und ins Verderben führt: »…denn welchem (Ding) jemand unterliegt, diesem ist er versklavt« (2.Petr.2:19 GtÜ). »Wisset ihr nicht, dass, wem ihr euch selbst zur Verfügung stellt als Sklaven zum Gehorsam, ihr Sklaven dessen seid, dem ihr gehorcht. Also entweder Sklaven der Sünde zum Tod oder Sklaven des Gehorsams zur Gerechtigkeit?« (Röm.6:16).

Durch diese erneute Sklaverei wird das gesamte Erlösungswerk des HErrn an einer Seele plötzlich in Frage gestellt, denn die verheißene Freiheit in Christus hat ein solcher Gläubiger ja offensichtlich nicht erreicht. »Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Jeder der die Sünde tut, ist der Sünde Knecht. Der Knecht aber bleibt nicht in Ewigkeit im Haus; der Sohn bleibt in Ewigkeit. Wenn nun der Sohn euch frei macht, werdet ihr wirklich frei sein« (Joh.8:34-36 ELB). Hier deutet der HErr Jesus schon an, was später Paulus noch deutlicher formuliert: »Oder wisset ihr nicht, dass Ungerechte Gottes Regentschaft nicht erben werden? Lasst euch nicht irreführen: Weder Hurer, noch Abgottdiener, noch Ehebrecher, noch Weichliche (Verweichlichte, Schlaffe, dem Sinnengenuss Ergebene), noch Homosexuelle (w. mit einem Mann Liegende), noch Diebe, noch Habgierige, nicht Rauschsüchtige /Rausch Suchende, nicht Schimpfer, nicht räuberische Spitzbuben werden die Regentschaft Gottes erben« (1.Kor.6:9-10 GtÜ).

Wir sehen also, dass man Süchte nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte, indem man sich damit abfindet und sich sagt: »Ich schaffe es ohnehin nicht, also warum sollte ich es immer wieder versuchen?« Wer den Kampf gegen die Sünde aufgegeben hat, indem er »mutwillig sündigt« (Hebr.10:25), der hat sich damit der Sklaverei der Sünde und damit dem Teufel völlig unterworfen und es besteht kaum noch Hoffnung auf Buße und Errettung (Hebr.6:4-8). Genauso leichtsinnig wäre es, wenn Gläubige den Wunsch eines Neuanfangs und den Beginn eines erneuten Kampfes gegen die Sünde immer wieder »auf die lange Bank schieben« oder hoffen, dass Gott irgendwie von außen eingreift, um die Umstände so zu verändern, dass man zur Buße kommt. Die Schrift aber sagt: »HEUTE, wenn ihr Seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht, wie in der Erbitterung, an dem Tag der Versuchung in der Wüste« (Hebr.3:7-8 ELB). Ein junger Bruder sagte mir kürzlich: »Ja, „wenn ihr seine Stimme hört“ heißt es, also muss ich doch erst mal abwarten, bis Er zu mir redet, und dann wird Er mir auch die Kraft geben, um von der Sucht loszukommen«. Grundsätzlich gilt natürlich: »Ohne Mich (w. getrennt von Mir) könnt ihr gar nichts tun« (Joh.15:5), aber der HErr ist ja bei uns und »Seine göttliche Kraft hat uns alles zum Leben und zur Gottseligkeit geschenkt« (2.Petr.1:3 ELB). Und wenn wir nicht wissen, wie wir den Versuchungen standhalten können, dann sollen wir Gott um Weisheit bitten und Er gibt uns bereitwillig, was wir brauchen (Jak.1:5). Daher liegt es meist an uns, dass wir den nächsten Schritt tun müssen, damit Gott uns belohnen kann. Der HErr Jesus sagt: »Wenn aber dein rechtes Auge dich (immer wieder) verstrickt(zu Sünde oder Untreue verleitet), reiß es (sofort/völlig/ mit ganzer Entschiedenheit) heraus und wirf es weg von dir! Denn nutzbringend ist es dir, aufdass verloren geht eines deiner Glieder und nicht dein ganzer Leib in die Gehenna(d.h. Hölle) geworfen wird« (Mat.5:29 GtÜ). Diese drastische Mahnung sollte uns alle aufwecken, damit wir den Ernst der Lage erkennen.

–          Das ICH

Viele der oben genannten Süchte, wie z.B. Habsucht, Wissbegier (Neugier), Geltungssucht oder Genusssucht (Luxus) müssen gar nicht immer gleich pathologisch sein, sondern können auch einfach nur eine Neigung sein, die Teil unseres Charakters ist. Unser Charakter wird in der Bibel als »Fleisch« bezeichnet. Ein »fleischlicher Mensch« lässt sich also eher von seinen Ich-Bedürfnissen, also seinen charakterlichen Schwächen, leiten als vom Geist Gottes. Das fleischliche Ich ist schon immer die größte Konkurrenz für Gott gewesen, weil es sich von Natur dem Willen Gottes nicht unterordnen will und dies auch nicht vermag. »Die aber, die im Fleisch sind, vermögen Gott nicht zu gefallen« (Röm.8:8). Das Hauptinteresse des natürlichen Ichs ist nicht das Wohlgefallen Gottes, sondern die eigene Lustbefriedigung, die von den äußeren Reizen immer wieder neu stimuliert und beeinflusst wird. Das Ich ist schon ohnehin den ganzen Tag so sehr mit seiner eigenen Lustbefriedigung beschäftigt, dass ihm allein die Vorstellung, sich auch noch den Geboten Gottes zu unterwerfen, ihm ein Graus ist. Das Ich möchte lieber sein eigener Gott sein und selbst bestimmen, was gemäß seinen Bedürfnissen richtig und falsch sei. Deshalb sagt der HErr Jesus: »Wenn jemand hinter mir her kommen will, verleugne er sich selbst und hebe auf sich und trage sein Kreuz und folgeständig mir nach! Denn wer, wenn (der Versuchungsfall eintritt), seine Seele(= sein seelisches Wohlbefinden) retten will, wird sie ganz verlieren/verloren machen; wer aber (falls es die Umstände erfordern), seine Seele verloren geben wird/gegeben hat um Meinetwillen, wird sie finden« (Mt.16:24-25 GtÜ).

Wir wissen aus eigener Erfahrung, dass »das Sinnen des menschlichen Herzens böse ist von seiner Jugend an« (1.Mo.8:21 ELB) und wir fragen uns wie Paulus: »Ich elender Mensch! Wer wird mich retten aus diesem Leib des Todes?« (Röm.7:24 ELB). Aber er konnte zugleich Gott danken, weil »Er uns den Sieg gibt durch Jesus Christus, unseren HErrn« (1.Kor.15:57). »Denn alles was aus Gott erzeugt ist, besiegt/grundsätzlich und ständig die Welt; und dies ist die Sieg(esmacht), die die Welt besiegt hat: unser Glaube« (1.Joh.5:4 GtÜ).

Bevor wir uns jedoch mit den Strategien beschäftigen, wie wir das alte Ich konkret durch den Glauben überwinden können, möchte ich noch einmal ein paar Spielarten des Ichs nennen:

–          Das ehrgeizige Ich

sucht nach Ruhm und Anerkennung durch das, was es geleistet hat im Leben.

–          Das chaotische Ich

rühmt sich seiner Freiheit, sehnt sich aber insgeheim nach Bindung.

–          Das romantische Ich

sucht nach großen Gefühlen, die doch meistens unerfüllt bleiben.

–          Das (national)stolze Ich

hat eigentlich Minderwertigkeitsgefühle und versucht diese mit Nationalstolz zu verdecken.

–          Das eitle Ich

muss sich mit seinem Reichtum stets das Beste leisten, um andere zu beeindrucken.

–          Das unersättliche Ich

sucht ständig nach Abenteuern und hat Angst, irgendetwas zu verpassen.

–          Das allwissende Ich

interessiert sich für alles, weil es denkt, dass es das ganze Wissen einmal brauchen könnte.

–          Das idealistische Ich

will immer alles richtig machen, um von anderen bewundert zu werden.

Die Liste könnte man noch immer so weiter führen. Man sollte z.B. auch nicht »das fromme Ich« übersehen, das sich besonders demütig und unterwürfig gibt, aber auch dabei nicht frei ist vom heimlichen Drang nach Geltung und Anerkennung. Ebenso kann uns auch eine versteckte Habgier zum Götzendienst werden, wenn wir achtlos an Bettlern vorbeigehen oder vor Gericht um jeden Cent feilschen, weil wir unbewusst unter Verlustängsten leiden. Aber auch armen Gläubigen kann die Habgier zum Verhängnis werden, wenn ihr Ehrgeiz, reich zu werden, größer wird, als ihr Ehrgeiz, Gott zu gefallen. »Daher macht durch rigoroses Vorgehen abgestorben eure Glieder, die auf der Erde sind/sich auswirken. Hurerei, Unreinheit, Leidenschaft, üble Begierde und die Habgier, welche Abgottgottesdienst ist« (Kol.3:5 GtÜ). »Die Sorgen des Lebens und der Betrug des Reichtums ersticken das Wort und es wird unfruchtbar« (Mat.13:22 ELB), »Denn wo dein (gespeicherter) Schatz ist, da wird auch dein Herz sein… Niemand kann zwei Herren (als Sklaven) dienen, denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben oder er wird sich einsetzen für den einen und den anderen herabsetzend/verachten/gering schätzen. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.« (Mat.6:22-24 GtÜ). Hier also noch mal ganz deutlich die Aufforderung, sich kompromisslos zwischen Gott und dem Reichtum zu entscheiden. Und wenn wir auch nicht ganz auf Geld verzichten können, so lautet doch der grundsätzliche Leitgedanke: »Trachtet/Sucht zu erlangen in erster Linie nach der Regentschaft Gottes und nach Seiner Gerechtigkeit! Und dies alles wird euch hinzugefügt werden« (Mat.6:33).

Fazit: In dem Maße, wie wir unserem alten Menschen wieder Raum geben, um seine Interessen zu verwirklichen und an unseren Entscheidungen Anteil zu nehmen, haben wir uns dem voll umfänglichen Herrschaftsanspruch unseres HErrn und Meisters entzogen und uns selbst unbewusst zu einem mitregierenden »Gott« erklärt mit Herrschaftsbefugnissen. Das ist in etwa vergleichbar, wie wenn ein neuer Mitarbeiter in einer Firma seine unangebrachten Charaktereigenschaften nicht bereit ist zu kontrollieren, um den Erwartungen seines Arbeitgebers und dessen Kunden zu erfüllen. Ein solcher Mitarbeiter ist auf Dauer nicht mehr tragbar sondern geschäftsschädigend.

–     Der Eigenwille

Nanu! – werden jetzt vielleicht einige denken: Hatten wir das nicht gerade eben? Wo ist der Unterschied zwischen dem Ich und dem Eigenwillen. Nun, um bei dem Beispiel mit dem Angestellten zu bleiben: Vielleicht gelingt es ihm, sich völlig ins Team einzufügen und seine Eigenheiten völlig im Zaume zu halten, aber stattdessen versucht er, auftauchende Probleme immer auf seine eigene Art zu lösen ohne sich mit dem Chef abzustimmen. Da ich selber auch selbständig bin und Mitarbeiter habe, kann ich von solch einem Verhalten ein Lied singen. Gerade wo wir doch heute alle Handys haben, darf ich doch erwarten, dass meine Mitarbeiter mich über Störungen im Ablauf informieren und mich um Rat fragen, damit ich dann selbst die nötige Entscheidung treffen kann. Und genauso ist es auch mit unserem HErrn und Meister.

In 1.Sam. 13, 14 und 15 finden wir ein klassisches Beispiel für diesen uns allen bekannten Eigenwillen. König Saul sollte dem Samuel nach Gilgal vorausgehen: »Siehe, ich werde zu dir hinabkommen, um Brandopfer zu opfern, um Friedensopfer zu schlachten; sieben Tage sollst du warten, bis ich zu dir komme, und ich werde dir mitteilen, was du tun sollst« (1.Sam.10:8 ELB). Doch drei Kapitel später lesen wir: »Und er wartete sieben Tage, bis zu der von Samuel bestimmten Zeit; aber Samuel kam nicht nach Gilgal. Und das Volk zerstreute sich von ihm weg« (1.Sam.13:8). Ja, das war eine unangenehme Situation für Saul, und damals gab es ja auch noch kein Handy, wie wir es heute benutzen, wenn man wegen eines Staus sich mal etwas verspätet. Saul meinte also jetzt eine Entscheidung treffen zu müssen, aber leider erkannte er nicht, dass dies eine Prüfung von Gott war und entschied sich, selber das Brandopfer zu opfern (V.9). Als Samuel kurz darauf kam und ihn scharf verurteilte, versuchte Saul, sich rauszureden, indem er seine Situation als »alternativlos« darstellte.

Nebenbei sei hier bemerkt: Auch heute könnte man ganze Regale füllen mit Büchern, in denen christliche Autoren sich immer wieder neue Scheingründe ausdenken, warum eine Frau sich heutzutage beim Gebet nicht mehr bedecken müsse und auch keinen Rock mehr tragen brauche, und warum sie ruhig reden und sogar predigen darf in der Gemeinde, entgegen den klaren Worten des Paulus in 1.Kor.11:1-16, 1.Kor.14:34-37 und 1.Tim.2:12.

Doch nicht nur Ungehorsam, sondern auch übertriebene Strenge kann zu einem eigenwilligen Gottesdienst führen, wie wir ein Kapitel später lesen. Saul hatte von seinen Leuten verlangt, dass sie wegen des Kampfes gegen die Feinde nichts essen dürfen bis zum Abend, obwohl er sah, dass sie schon völlig ermattet waren. Am Ende hätte er in seinem blinden Eifer sogar noch seinen tapferen Sohn Jonathan hinrichten lassen, nachdem er erfuhr, dass dieser den Fluch auf sich gezogen hatte, aber das Volk verhinderte dies.

Auch heute in den »späteren Zeiten« erfüllt sich das Wort in 1.Tim.4:1-5, indem sich Lehren verbreiten von »betrügerischen Geistern und Lehren von Dämonen, durch die Heuchelei von Lügenrednern, die betreffs des eigenen Gewissens wie mit einem Brenneisen gehärtet sind, verbieten zu heiraten, und gebieten, sich von Speisen zu enthalten…« usw. Dahinter steckt nicht selten der Wunsch, über die anderen Gläubigen Macht auszuüben, indem man sich immer wieder neue Regeln ausdenkt, die angeblich alle aus der Bibel ableitbar seien. »Wehe denen, die Satzungen des Unheils anordnen, und den Schreibern, die Mühsal vorschreiben!« (Jes.10:1 ELB).

Als Saul in Kapitel 15 dann schon wieder eigenmächtig handelte, indem er entgegen dem Gebot Gottes den König der Amalekiter verschonte, sowie das Beste von Rind- und Kleinvieh, da war die Geduld Gottes mit Saul endgültig zu Ende und er ließ ihm durch den Propheten sagen: »Hat der HErr Gefallen an Brandopfern und Schlachtopfern, wie daran, dass man der Stimme des HErrn gehorcht? Siehe, Gehorchen ist besser als Schlachtopfer, Aufmerken besser als das Fett der Widder. Denn wie Sünde der Wahrsagerei ist Widerspenstigkeit, und der EIGENWILLE wie Abgötterei und GÖTZENDIENST« (1.Sam.15:22-23). Hier finden wir also den Nachweis, dass das Befolgen eigener Regeln und Ideen nichts anderes als Götzendienst ist in den Augen Gottes, weil der Mensch sich ja anmaßt, seine eigene Meinung noch vor die Gebote Gottes zu stellen und sich damit selbst zu einem Gott erhebt.

a.) Missachtung der Gebote Gottes

Im Satanismus gilt ja die Grundregel: »Tu was du willst, sei das ganze Gesetz« (Aleister Crowley), und leider werden auch unter Evangelikalen heute die Gebote Gottes aufgelöst zugunsten eigener Überlieferungen, wie es auch die Pharisäer und Schriftgelehrten zur Zeit Jesu taten: »Vortrefflich hebt ihr das Gebot Gottes auf, damit ihr eure übergebene Anweisung als gültig hinstellen könnt« (Mark.7:9 GtÜ). Auch heute verstehen es die modernen gläubigen Buchautoren glänzend, mit geschickten Argumenten die Gebote Gottes außer Kraft zu setzen, um ihren eigenen unbiblischen Überlegungen Geltung zu verschaffen. So behaupten viele z.B. dreist, dass die Gebote Gottes gar keine Gültigkeit mehr für uns Heidenchristen hätten, da wir uns ja nur noch der 4 Verunreinigungen aus Apg.15:20 enthalten bräuchten (Wenn dem so wäre, dann könnten wir z.B. auch Wahrsagerei und Totenbeschwörung praktizieren, da uns diese ja im NT nicht ausdrücklich verboten sind).

b.) Was alle tun, kann doch nicht falsch sein

Interessant ist auch Samuels Bezeichnung des Eigenwillens als »Abgötterei und Götzendienst« (hebr. °a´WäN U TöRaPhI´M): Das hebräische °a´WäN (ELB: Unheil, Unrecht, Böses; DÜ: Ichhaftes) hat die gleiche Konsonantenfolge °WN (Aläph-Waw-Nun) wie °ON, Erzeugungskraft, und ist laut Elberfelder Studienbibel und auch nach Meinung von B. Fischer der bewusst gebildete Gegensatz zu °ON. Es hat die Negativ-Bedeutung von °ON, Zeugungskraft, also „negative Erzeugungskraft“ oder „wesenloses (= negatives falsches sinnwidriges, sündiges, abgöttisches) Erzeugung(sbemühen)“, „Erzeugungsunvermögen“, mit dem Ergebnis „Nichts-zustande-Bringen“.

Und die TeRaPhI´M sind die im AT an vielen Stellen erwähnten »Hausgötzen«. Sie dienten den Menschen damals auch als Wahrsagemittel, indem sie diese Hausgötzen befragten. Die Beliebtheit und Akzeptanz dieser kleinen Tonfiguren war so groß, dass sogar viele Israeliten solche besaßen, z.B. Rahel, Jakobs Frau (1.Mo.31:19), der Ephraimiter Micha (Richt.17:5) und Michal, die Frau von David (1.Sam.19:13). Wenn sogar fromme Leute einen Hausgötzen hatten, dann konnte das doch nicht so schlimm sein, dachte man.

Das Gutheißen von schlechten Angewohnheiten kennen wir auch aus dem Straßenverkehr: wir sollen Gott ja überall dienen und nicht nur im Gottesdienst. Wenn wir uns aber regelmäßig über die Straßenverkehrsordnung hinwegsetzen in der irrigen Meinung, dass es sich hierbei ja nur um Menschengebote handelt, dann übersehen wir, dass Gott die Obrigkeit eingesetzt hat zur Bestrafung der Übeltäter. Erschreckend viele Gläubige sind ja heute der Ansicht, dass sie nur einer gottesfürchtigen Obrigkeit den gebotenen Gehorsam schulden, nicht aber der jetzigen Regierung, die ja durch die Aufnahme von Flüchtlingen sich über den Willen des Volkes hinweggesetzt habe und deshalb angeblich keinen Respekt mehr verdiene. Durch solch eine eigenwillige Haltung wird aber nicht der Gott der Bibel geehrt, sondern ein anderer Gott (Röm.13:1-7).

Es gibt eine schier unendliche Zahl von Möglichkeiten, seinen fleischlichen Neigungen weiter nachzugehen, in der eigenwilligen Meinung, dass sich diese irgendwie mit dem Leben eines Christen in Einklang bringen ließen. Ob es nun Hobbies sind wie z.B. Sammelleidenschaften, exzessive Autopflege oder die Bewunderung von Fußballmannschaften bei den Männern oder aber das ständige Kaufen neuer Kleidung und Schuhe bei den Frauen – alles was ein gesundes Maß übersteigt, ist im Grunde eigenwilliger Götzendienst.

c.) Der Körperkult

Sportliche Fitness ist für uns Christen zwar nicht gänzlich überflüssig, aber von »geringem Nutzen« (1.Tim.4:9). Bei den sog. Extremsportarten steht aber noch nicht einmal die Gesundheit im Vordergrund, sondern allein der Spieltrieb und Nervenkitzel. Einer meiner liebsten Prediger, Hans-Peter Royer aus Österreich, wäre heute noch am Leben, wenn er nicht seiner Leidenschaft des Gleitfliegens gefrönt hätte und 2013 mit 51 Jahren in einer Gletscherspalte tödlich verunglückte.

Völlig sinnlos ist auch das Body-Building, bei dem es nur darum geht, andere Menschen zu beeindrucken von der eigenen Muskelmenge, denn zur Behebung der beruflichen Verpflichtungen haben schon immer die Muskeln ausgereicht, die der HErr einem auf natürliche Art und Weise geschenkt hat. Mit unnatürlich dicken Muskeln kann ein Mann zwar eine einfältige Frau beeindrucken, aber der HErr hat »kein Gefallen an den (muskulösen) Schenkeln eines Mannes« (Ps.147:10). Wenn jemand sich schlapp fühlt und das Gefühl hat, er müsse sich mehr bewegen, dann kann er oder sie sich auch Traktate nehmen und von Haus zu Haus verteilen. Damit könnte man jedenfalls die Zeit auskaufen, indem das Wort Gottes ausgesät wird.

Ähnliches gilt auch für den heutigen Schönheits- und Schlankheitswahn, der leider auch einige Gläubige in die Sauna oder sogar ins Solarium gezogen hat. Aber kann man sich den HErrn Jesus ernsthaft unter einer Sonnenbank vorstellen?! Und wenn Er dies nicht getan hätte, warum sollten wir es dann tun, die wir doch den HErrn Jesus wie ein Kleidungsstück »angezogen« haben sollten (Gal.3:27).

Gerade im Bereich der Ernährung und Gesundheitspflege gibt es ein riesiges Betätigungsfeld, wo man seine Zeit, Aufmerksamkeit und sein Geld verschwenden kann, um dem eitlen Wahn eines möglichst langen Lebens auf Erden Opfer darzubringen. »Wenn ihr nun also mit Christus gestorben seid und die Prinzipien dieser Welt für euch hinfällig geworden sind, warum lebt ihr dann so, als wärt ihr immer noch ein Teil dieser Welt? Ihr lasst euch vorschreiben: „Damit darfst du nichts zu tun haben! Davon darfst du nichts essen! Das darfst du nicht einmal berühren!“ Dabei geht es hier doch immer nur um Dinge, die sowieso keinen Bestand haben, Dinge, die dazu da sind, das man sie verbraucht! Wer solchen Forderungen nachkommt, folgt damit lediglich den Geboten und Lehren von Menschen. Zugegeben, es handelt sich um eine Frömmigkeit, die den Anschein besonderer Weisheit hat: dieser selbstgewählte Gottesdienst, diese Demut, diese Schonungslosigkeit gegenüber dem eigenen Körper! Doch das alles ist ohne jeden Wert und dient nur dazu, das menschliche Geltungsbedürfnis zu befriedigen« (Kol.2:20-23 NGÜ).

d.) Die übertriebe Dekoration des eigenen Hauses oder Gartens

Überall wo ich viel Zeit und Geld einsetze, um Bekannte und Gäste zu beeindrucken, anstatt das Geld für den HErrn oder die Armen auszugeben, stehle ich dem HErrn die Ehre für einen sinnlosen und eitlen Materialismus. Als Malermeister erlebe ich es leider sehr häufig, dass reiche Kunden mich anstiften wollen, ihren Prunk und Protz noch weiter ins nahezu Obszöne zu steigern. Einmal lud mich z.B. ein neuer Kunde in seine Villa ein, die einem Palast glich. Überall glänzte der Marmor und ein großer Kronleuchter prangte von der Decke. Die mit teuren Brillanten geschmückte Gattin schritt im Leoparden-Bademantel die große weiße Marmortreppe hinab wie bei einer Oscar-Verleihung mit einem Sektglas in der Hand. Etwas benommen von all der Pracht fragte ich zaghaft, was denn gemacht werden solle. Er sagte: »ALLES! Denn alles hat es mal wieder nötig.« Hat es das wirklich? fragte ich mich. Es war doch noch alles in Ordnung. Konnte man diesen Luxus überhaupt noch steigern? – Zur Überraschung des Kunden, lehnte ich den Auftrag ab – aus Gewissensgründen.

e.) Politik

Zu den eigenwilligen Leidenschaften vieler Christen zählt auch das Interesse an der Politik. Insbesondere im Bereich der sog. »Verschwörungstheorien« investieren heute viele Gläubige ihre Zeit und schauen sich einen YouTube-Clip nach dem anderen an, mit der eigenwilligen Begründung, dass man doch heute in der Endzeit »wachsam« und damit »gut informiert« sein müsse, um nicht den Verführungen des antichristlichen Weltreichs auf den Leim zu gehen. Aber abgesehen davon, dass über die Hälfte all der Verschwörungstheorien unbewiesen und frei erfunden sind, hat die ständige Beschäftigung mit Endzeitentwicklungen auch nichts mehr mit dem biblischen »Wachen« zu tun, sondern ist ein selbstgewählter Zeitvertreib, der eher den fleischlichen Drang der Neugier stillt als für die Arbeit im Reiche Gottes nützlich zu sein.

f.)   Charismatik,   Emerging Church   und   Judaismus

Auch auf geistlichem Gebiet versucht der Feind uns leider von unseren eigentlichen Aufgaben abzuhalten, indem er uns suggeriert, dass wir in ganz besonderer Weise Gott dienen können durch exzessiv betriebene sog. »Lobpreis«-Gottesdienste, teilweise mit spektakulären Geistwirkungen durch Massenhypnose. Solche Veranstaltungen haben mit den Gottesdiensten der Urgemeinde nichts mehr zu tun, sondern sind eher eine Mischung aus Love-Parade und Magier-Show.

Hier werden nun viele fragen: »Was soll denn am Lobpreis falsch sein? – schließlich wird doch der HErr dabei geehrt!« Tatsächlich wird der HErr nur dann geehrt, wenn unser Leben mit unserem Lobpreis übereinstimmt. Wenn wir im Alltag »Wirkende der Gesetzlosigkeit« (Mat.7:23 GtÜ) sind, dann ist unser Lobpreis bestenfalls eine verlogene Schmeichelei, indem wir den HErrn zwar »HErr« nennen, aber nicht tun, was Er sagt. Bei einer solchen Diskrepanz kann es dann schon vorkommen, dass sogar unser »Gebet ein Gräuel« ist für den HErrn (Spr.28:9) und unsere vermeintlichen Loblieder nichts weiter als ein »Geplärr« sind in Seinen Ohren (Amos 5:23 LÜ), das Ihm widerlich ist.

Während in den 90er Jahren es noch eher der Toronto-Fluch war, der als sog. »3. Welle« über die ganze christliche Welt hereingebrochen ist, sind es heute eher die Irrlehren der sog. Emerging Church (= »Hervorkommende Kirche«), die aus dem Abgrund der Hölle hervorgekommen sind. Zu diesen zählt die Lehre, dass Christen sich vermehrt ehrenamtlich an den Aufgaben ihrer Städte und Kommunen beteiligen sollten, bis hin zur Einflussnahme in politische Prozesse wie z.B. der Ökumene (auch »Dominionismus« genannt). Hier geht es also nicht nur um Wählerstimmen, sondern um die Errichtung von »christlichen (Gottes-)Staaten«. Die Braut im Hohelied, die eigentlich zur »Hüterin der Weinberge« bestellt war, hat sich durch die geistige Hurerei mit der Welt vor einen fremden Wagen spannen lassen, so dass sie am Ende reumütig bekennen musste: »Meinen eigenen Weinberg habe ich nicht gehütet« (Hoh.1:6).

Zuletzt sei noch der Judaismus als »eigenwilliger Gottesdienst« genannt, der inzwischen wieder salonfähig ist und über die sozialen Netzwerke eine rasante Ausbreitung erfahren hat, nicht zuletzt durch Jim Staley oder dem bekannten „EndzeitreporterMcM“ (über 40.000 Abonnenten). So werden die Christen auf einmal wieder eingeladen, um Freitagabends gemeinsam den Schabbat zu beginnen. Daneben gibt es noch eine ganze Reihe anderer Mizwot (Gebote) aus den insgesamt 613 Geboten der Thora, die man sich zur buchstäblichen Einhaltung herausgepickt hat wie die Rosinen aus einem Kuchen, z.B. die Speisegebote oder die jüdischen Festtage. Man heftet sich dadurch ein »Christsein PLUS!« ans Revers, mit dem es sich unter anderen Christen gut prahlen lässt. In Wirklichkeit ist aber doch auch solch ein Gottesdienst eitel und eigenwillig, weil er uns von unseren eigentlichen Aufgaben ablenkt und uns in einer falschen Sicherheit wiegen lässt.

–     Ängste und Sorgen

Der ehemalige Freidenker und Anarchist Fritz Binde (1867-1921) schrieb einmal in seinem Buch »Die Heilige Einfalt«:

»Nur die Einfalt ist reich genug, um sorglos leben zu können. Denn nur sie ist arm genug, um selbst nicht mehr sorgen zu können. Solange eine Seele noch sorgen kann, solange ist sie noch nicht einfältig. Sie ist noch nicht arm genug, um sich versorgen zu lassen. Der Vater der Sorge ist der Eigenwille, ihre Mutter ist die Vernunft. Die Kluft des Zwiespalts mit Gott ist das Ehelager. Der Eigenwille ist selbstsüchtig und furchtsam, die Vernunft ist die Furchterregerin. Erst rechnet sie ihm sein Zukurzkommen vor, dann liefert sie ihm die Pläne zur ängstlich besorgten Selbsthilfe. Sobald der erregte Eigenwille auf die Schwarzmalerei und Planmacherei der Vernunft eingeht, ist die Sorge geboren, und nichts auf Erden wächst so unheimlich schnell wie eben die Sorge« (S.154).

Können auch Ängste und Sorgen in Konkurrenz zu Gott stehen – ja, sogar zu einem anderen Gott werden? Aber selbstverständlich! Die fremden Götter der Heiden wurden ja auch nicht nur geehrt, sondern auch gefürchtet. Für Kinder Gottes gilt aber: »Den HERRN der Heerscharen, den sollt ihr heiligen! ER sei eure Furcht, und Er sei euer Schrecken!« (Jes.8:13).

Jedes Mal, wenn wir nicht den Glauben haben, dass unser Gott in der Lage ist, uns aus der größten Sündennot zu befreien, ehren wir im Grunde nicht den Gott der Bibel, sondern einen anderen Gott, denn der wahre Gott kann uns ja aus dieser Not befreien.

Mangelndes Vertrauen in Gottes Zusagen ist also nicht bloß eine Schwäche unseres Charakters, sondern eine Sünde! Gott hat uns ja geboten: »Rufe MICH an am Tage der Bedrängnis! Ich will dich erretten, und du sollst mich verherrlichen!« (Ps.50:15). »Werfet alle eure Sorgen auf Ihn, denn Er kümmert sich um euch« (1.Petr.5:7). In dem Maße, wie wir wirklich Gott vertrauen, beruhigen wir uns auch und wissen, dass wir all das, was nicht in unserer Hand liegt, Ihm ganz überlassen dürfen. Das anhaltende Gebet hilft uns dabei. Und wenn unser Glaube schwach ist, dann sollten wir uns einfach an all die Gebetserhörungen erinnern, die der HErr uns schon in der Vergangenheit geschenkt hat: »HErr, mein Gott! Wie oft hast Du Wunder geschehen lassen, wie zahlreich sind Deine Pläne, die Du mit uns hast! Keiner ist wie Du! Wollte ich alles erzählen, was Du getan hast – ich könnte es gar nicht – dazu ist es viel zu viel!« (Ps.40:6 NGÜ).

Und dennoch passiert es leider immer wieder, dass wir all die Rettungstaten Gottes vergessen haben und uns selber Erleichterung verschaffen wollen von unseren Bedrängnissen. So hat z.B. auch der treue Knecht David nach all der Bewahrung, die Gott ihm bereits immer wieder geschenkt hatte, als er von Saul verfolgt wurde, sich gesagt: »Nun werde ich eines Tages durch die Hand Sauls umkommen; mir ist nichts besser, als dass ich schnell in das Land der Philister entkomme, und Saul wird von mir ablassen…« (1.Sam.27:1). Solche eigenen Wege, in welchen wir den HErrn nicht um Rat fragen, sind immer UMWEGE, die uns manchmal um Jahre zurückwerfen können. Gott erlaubt uns solche Sperenzien, aber wir verlieren dadurch von dem Lohn, den wir uns schon erarbeitet haben, weil wir auf eigenen Wegen keine Frucht mehr bringen können. »Der aber in die Dornen gesät ist, dieser ist es, der das Wort hört; und die Sorge der Welt (w. des Zeitlaufs) und der Betrug des Reichtums ersticken das Wort und er (o. es) bringt keine Frucht (w. wird fruchtlos)« (Mat.13:22). »Sehet euch vor, dass wir nicht verlieren, was wir erarbeitet haben, sondern vollen Lohn empfangen« (2.Joh.8).

Als das Volk Israel von den Riesen im Lande Kanaan hörte, da erschraken sie so sehr, dass sie dabei schon wieder all die Wunder Gottes vergaßen, die Er für sie getan hatte, sondern sahen wieder mal nur noch das scheinbar unüberwindliche Hindernis, so dass sie nur noch nach Ägypten zurück wollten (4.Mo.13:27-14:10). Da diese mangelnde Bereitschaft, sich zu erinnern, sich als fortgesetzter Unglaube ständig wiederholte, schwor Gott in Seinem Zorn, dass sie nicht mehr in Sein verheißenes Land ziehen durften. Das verheißene Land ist nichts für Feiglinge. Die »Feigen« werden eines Tages im Feuersee sein (Offb.21.8). Gottes ständiger Zuspruch »Fürchte dich nicht« ist nicht nur ein Trost, sondern auch eine Mahnung, denn die Furcht verleitet zur Sünde: »Sei fern von Angst, denn du hast dich nicht zu fürchten, und von Schrecken, denn er wird dir nicht nahen« (Jes.54:14). Selbst wenn wir im »Tal des Todesschattens« gehen, sollen wir uns nicht fürchten, denn der HErr ist ja bei uns (Ps.23:4).

Heute sind es ja nicht mehr die Jebusiter und die Peresiter, die uns im Alltag bedrängen, sondern unsere körperlichen Bedürfnisse und Lüste, die wir kontrollieren sollen. Während ich hier diesen Text schreibe, werde ich genauso angefochten wie Ihr, die Ihr diesen Text gerade lest. Aber ich will mich »enthalten von den fleischlichen Begierden, die gegen die Seele streiten« (1.Petr.2:11), damit ich »nicht anderen predige und selbst verwerflich werde« (1.Kor.9:27). Unser Fleisch versucht uns immer wieder einzuschüchtern, indem es wie der Rabsake spricht: „Der HErr wird dich nicht aus meiner Hand erretten können; denn schließlich ist es ein Naturgesetz, dass ich immer siegen werde und deshalb ist es besser, wenn du mir deinen Tribut zollst. Versuch es gar nicht erst, gegen mich anzukämpfen, denn du schaffst es doch ohnehin nicht. Gott will auch gar nicht, dass du gegen mich kämpfst, sondern dass du dich mir immer wieder neu ergibst“ (vergl. 2.Kön.18:19-35). Auch uns verspricht das Fleisch eine schöne Belohnung, wenn wir ihm nachgeben, aber danach fühlen wir uns elendig und noch viel eingeschüchterter als zuvor, weil unser schlechtes Gewissen uns plagt. »Da gab Er ihnen ihr Begehr, aber Er sandte Magerkeit in ihre Seelen« (Ps.106:15).

Der HErr will aber nicht, dass wir verzagt sind, sondern dass wir »mit Freimütigkeit hinzutreten zu dem Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zu rechtzeitiger Hilfe« (Hebr.4:16). Ein Grund, warum wir Gottes bewahrende Hilfe nicht ständig in Anspruch nehmen, ist, dass wir in der Vergangenheit auch manchmal keine Siege erlebt hatten, sondern stattdessen totale Niederlagen, obwohl wir sicher waren, dass der HErr doch mit uns sei. Als die Kinder Israel im Kampf gegen die Bewohner der Stadt Ai fliehen mussten, »da zerschmolz das Herz des Volkes und wurde wie Wasser« (Jos.7:5). Leider geben dann auch wir oft unbewusst dem HErrn die Schuld, anstatt uns zu fragen, warum der HErr uns keinen Sieg gegeben hat. Letztens sagte mir ein Bruder: »Ich will ja gegen die Sünde ankämpfen, aber was soll ich machen, wenn der HErr mir nun mal keinen Glauben schenkt?« Tatsächlich aber sind in solchen Fällen wir selbst erst mal am Zuge, dass wir einen Schritt gehen müssen, den der HErr von uns erwarten kann, bevor Er eingreift. Bei den Kindern Israel war es verborgene Sünde, die ans Licht kommen sollte, und auch wir werden aufgefordert, »unsere Wege zu prüfen und zu erforschen, um zu dem HErrn umzukehren«, anstatt dass wir uns über alles Mögliche beklagen, außer über unsere Sünde (Klag.3:39-40).

»Was sollen wir tun?« (Luk.3:10-14)

Wir haben gesehen, dass es weitaus mehr »Götter« gibt, die uns beherrschen können und denen wir – bewusst oder unbewusst – dienen können, als es uns bisher bekannt war. »Götter« sind in diesem Sinne Geister in Form von Gedanken, die uns beeinflussen, die aber nicht vom Heiligen Geist sind. Deshalb werden wir im Wort aufgefordert, unsere »Gedanken gefangen zu nehmen unter den Gehorsam des Christus« (2.Kor.10:5). Gedanken kommen zwar ungewollt auf, aber solange wir ihnen keinen Raum geben oder sie gar über die Erkenntnis Gottes hinaus erhöhen, können sie uns auch noch nicht manipulieren.

–     Gott lieben

Die beste Bewahrung erfahren wir, wenn wir uns gedanklich immer im Heiligtum aufhalten wie Josua (2.Mo.33:11, vergl. auch Ps.84:1-7). Und dies geschieht ganz praktisch durch ein tief empfundenes Verbundensein mit dem HErrn, so wie geschrieben steht: »Höre Israel, der HErr, unser Gott, ist ein (einziger) HErr (d.h. nur Ihm gebührt dieser Titel)! Und du sollst den HErrn, deinen Gott, LIEBEN mit deinem ganzem Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Vermögen« (5.Mo.6:4-5). Und diese Liebe zu Gott ist immer untrennbar verbunden mit dem Gehorsam zu Seinen Geboten: »Wenn ihr mich liebet, so haltet meine Gebote« (Joh.14:15, 21, 23, 15:10).

–     Sich vor Einflüssen schützen

Nun könnte man ja erwidern, dass Gott doch schließlich unser Herz kenne, und dass Er weiß, dass wir Ihn doch eigentlich mehr lieben als alles andere (Joh.21:17). Kann Gott es uns dann etwa verübeln, wenn wir manchmal mit unseren Gedanken nicht so ganz bei der Sache sind? Gerade in der heutigen Zeit fällt es doch bei all der Fülle von Ablenkungen und Zerstreuungen besonders schwer, sich auf Gott und Sein Wort zu konzentrieren, weil unser Gehirn gar nicht in der Lage ist, so viele Eindrücke täglich zu verarbeiten. Tatsächlich greifen ja viele Christen lieber zur Fernbedienung oder zur Tastatur, um sich zu „unterhalten“ durch ihre Lieblingssendung oder um sich in Internetforen und durch Facebook über das Tagesgeschehen auszutauschen. Und dann wundern wir uns, warum wir in unserem geistlichen Wachstum kaum noch Fortschritte machen und auch unser Gebetsleben schon fast zum Erliegen gekommen ist!

Das griechische Wort PNEUMA bedeutet ja sowohl »Geist« als auch »Wind«, deshalb sagte der HErrn Jesus: »Der Geist/Wind weht wo Er will« (Joh.3:8). Aber es gibt auch viele andere Geister, wie z.B. den »Geist dieser Welt« (1.Kor.2:12), die uns beständig anwehen und uns in eine bestimmte Richtung drängen wollen (Eph.2:2). Als Täter des Wortes Gottes sind wir aber keine »Spreu, die der Wind dahintreibt« (Ps.1:4) und wir werden auch nicht »umhergetrieben von jedem Wind der Lehre« (Eph.4:14), sondern solange wir auf dem Fels gegründet sind, können uns die vielen geistigen »Winde« unser Haus nicht zum Einsturz bringen (Mat.7:25).

Dennoch aber stehen wir in der Gefahr, dass wir uns verführen lassen, indem wir die Wirkungen fremder Geister mit dem Geist Gottes verwechseln. Deshalb schreibt Paulus in Bezug auf die Geistesgaben: »Ihr wisst, dass ihr, als ihr Nationenmenschen wart, zu den stummen Götzenbildern hingezogen wurdet, wie ihr irgend geleitet wurdet« (1.Kor.12:2 ELB). Aber Paulus warnt später die Korinther, dass sie erneut fremdbestimmt werden können, wenn sie nicht wachsam und nüchtern bleiben, sondern sich stattdessen durch die »List der Schlange« abbringen ließen von der »Einfalt gegen den Christus«, indem sie einen »andersartigen Geist annehmen«, verbunden mit einem »anders dargestellten Jesus« oder einem »andersartigen Evangelium« (2.Kor.11:3-4).

–     Mit Gott denken

Wir sind im Grunde geistlicherweise in einer Wüste, umgeben von zahllosen »giftigen Schlangen«, die nach uns schnappen und ihr Gift in uns verbreiten wollen. Der einzige Schutz, den wir in dieser Wüste haben, ist unser Aufblick auf den HErrn, so wie die Kinder Israel errettet wurden, wenn sie auf die erhöhte Schlange schauten (4.Mo.21:9). Und dieser Aufblick erfordert ein beständiges »Mitdenken« (gr. MÄTA´NOIA), d.h. ein Mit-dem-HErrn-Denken bzw. An-den-HErrn-Denken.

Das erste Gebot ist somit ein Appell an unser Denken, also das Gehirn, wohingegen sich das zweite Gebot auf unsere Augen (Bilder) bezieht, das dritte und neunte Gebot an unsere Zunge und die übrigen Gebote entsprechend an andere Körperteile wie Herz oder Hände etc. Wenn wir also Gottes Gebote beachten, dann wird unser ganzer Leib ein »Tempel des Heiligen Geistes« (1.Kor.6:15). Gedankenlosigkeit ist also in Gottes Augen nicht bloß eine menschliche Schwäche sondern eine Fahrlässigkeit. So musste der HErr Jesus den Emmaus-Jüngern vorhalten: »O ihr Undenkenden/Gedankenlosen/Denkunfähigen und im Herzen Langsamen/Schwerfälligen/Säumigen/Saumseligen, um treu zu glauben aufgrund von allem, was die Propheten gesprochen haben!« (Luk.24:25 GtÜ). Und den gleichen Vorwurf erhebt auch Paulus gegen die Galater: »O ihr undenkenden/gedankenlosen Galater! Wer hat euch bezaubert/d.h. übelwollend beeinflusst, [dass ihr der Wahrheit nicht (weiterhin) vertrauen (und gehorchen) wollt?], denen Jesus Christus vor Augen gemalt worden ist als Gekreuzigter?« (Gal.3:1 GtÜ). Wir sehen also, dass diese Nachlässigkeit im Umgang mit Gottes Wort zu einer schuldhaften Verführbarkeit, ja sogar zum Unglauben führen kann. Wie aber können wir uns schützen vor unserer eigenen Trägheit und Gedankenlosigkeit?

–     Im Geist wandeln

»Wandelt (ständig) im Geist/(in der Kraft des) Geistes und ihr könnt/werdet die Begierde des Fleisches keinesfalls vollendenerfüllen« (Gal.5:16 GtÜ). Dieser Wandel im Geist wurde im AT vorgeschattet durch die Wolkensäule bzw. die Feuersäule, die den Kindern Israel voranging. Solange sie auf diese achteten, wussten sie bei Tag und Nacht wohin sie gehen oder rasten sollten, gleich einem Navigationsgerät. Im Grunde haben auch wir solch eine »Wolke«, die uns vorausgeht und uns Orientierung schafft, nämlich eine »Wolke von Zeugen« (Hebr.12:1). Eine Wolke besteht aus vielen kleinen Wassertröpfchen, und durch diese wurde das Volk Israel symbolisch »getauft« (1.Kor.10:1-2). »Wasser« wiederum bedeutet das reinigende Wort Gottes (Joh.15:3, Eph.5:26) und das Feuer der Feuersäule steht für die verzehrende, richtende und läuternde Wirkung des Geistes Gottes (1.Kor.3:13, Hebr.12:29).

Das Gebot »Wandelt im Geist« könnte man auch in geistlicher Weise vergleichen mit den Erfordernissen beim Autofahren: »Fahr angeschnallt!«, »Achte auf die Verkehrsschilder! (Gebote)«, »Lass dich nicht ablenken!«, »Fahr vorsichtig und nicht zu schnell!«, »Halte Abstand zum Vordermann!«, »Beachte die Vorfahrt!«, »Hast Du auch noch genug Benzin im Tank? (vergl. Geistesfülle: Eph.5:18)«, »Nimm Rücksicht auf Fußgänger!«, »Verzichte auf Rauschmittel im Verkehr!«, »Nimm keine Abkürzungen, die sich am Ende als Irrwege oder Sackgassen erweisen!«, »Vermeide Umwege, es sei denn, dass sie erforderlich sind!« »Beachte die Stauwarnungen«, »Werde nicht ungeduldig im Stau!«, »Bete zum HErrn, dass du unterwegs keinen Unfall hast, sondern heil am Ziel ankommst!«

–     Konsequent sein

Bei den meisten Brüdern, deren Glaubensleben stagniert, ist es nicht der Mangel an Wissen oder ein fehlender Wille zur Veränderung, sondern eigentlich nur der fehlende Glaube, den ersten Schritt machen zu können. Dabei teilte sich doch der Jordan auch erst in dem Moment, als die Priester den ersten Schritt ins Wasser machten, um ihn zu durchqueren (Jos.3:13-16).

Leider haben sich viele Brüder mit ihrer Kraftlosigkeit abgefunden und sagen bei sich: „Wenn ich auch keine 60- oder 30-fache Frucht bringe, aber wenigstens reicht es wohl noch gerade, um errettet zu werden – eben ‚so wie durchs Feuer‘!“ Aber ist das wirklich die einzige Folge eines inkonsequenten Christenlebens, dass es dann weniger Lohn gibt? „Mal hier oder da ein wenig sündigen, – was soll’s?! – Dann gibt’s eben etwas Punktabzug!“ Aber was ist, wenn sie sich irren? Was ist, wenn sie wegen dieser falschen Bescheidenheit sogar verloren gehen?

Manche haben es sogar schon aufgegeben, zu beten, weil sie Gottes Eingreifen schon so lange nicht mehr erlebt haben, dass sie sich längst von Gott verworfen fühlen wie Saul, zu dem Gott am Ende auch nicht mehr redete. Sie sagen sich: „Selbst wenn ich mich anstrenge, nicht mehr zu sündigen, würde dies etwa schon ausreichen, um meine gescheiterte Beziehung zu Gott zu heilen? Kann ich etwa behaupten, dass meine Liebe zu Gott allein dadurch wieder hergestellt wäre, weil ich nicht mehr sündige?“ Da antworte ich: „Ja! lieber Bruder – und eigentlich müsste DAS doch schon reichen! Lasst doch die faulen Kompromisse, denn mit Gott könnt ihr nicht feilschen! Habt ihr so viel umsonst gelitten am Anfang eures Glaubenslebens, dass ihr es jetzt einfach aufgebt? Wartet nicht länger darauf, dass Gott euch aus eurer Lethargie befreit, sondern tut den ersten Schritt, den Er euch in Seinem Wort gebietet:

»Aber auch jetzt noch, spricht der HErr, kehrt um zu mir mit eurem ganzen Herzen und mit Fasten und mit Weinen und mit Klagen. Und zerreißet euer Herz und nicht eure Kleider, und kehrt um zu dem HErrn, eurem Gott, denn Er ist gnädig und barmherzig, langsam zum Zorn und groß an Güte, und Er wird sich des Übels gereuen lassen« (Joel 2:12-13). »Pflüget euch einen Neubruch und säet nicht unter die Dornen. Beschneidet euch für den HErrn und tut hinweg die Vorhäute eurer Herzen, ihr Männer…!« (Jer.4:3-4).

–     Sich Konzentrieren

Der HErr gebot den Kindern Israel, dass sie sich als Gedächtnisstütze, um dem HErrn treu zu bleiben, eine Quaste machen sollten, vergleichbar einem Knoten im Taschentuch: »Und es soll euch zu einer Quaste sein, dass ihr, wenn ihr sie anseht, euch an alle Gebote des HErrn erinnert und sie tut, und dass ihr nicht umherspäht eurem Herzen und euren Augen nach, denen ihr nachhurt« (4.Mo.15:38). Das Umherspähen und Abschweifen von den eigentlichen Verpflichtungen wird hier von Gott als die eigentliche Ursache für den Ungehorsam beschrieben. »Wende meine Augen ab, dass sie Eitles nicht sehen, belebe mich in deinen Wegen« (Ps.119:37). Dieses gedankenlose Abschweifen der Augen und des Herzens sollte durch eine Quaste vermieden werden. Das können heute z.B. Bibelsprüche in unserem Haus sein oder feste Gebetszeiten. Vor allem müssen wir die überflüssigen Reize aus unserem Umfeld reduzieren, damit wir wieder ein klares und überschaubares Denken und eine gesteigerte Wachheit aktivieren können.

Der HErr Jesus tat stets, was dem Vater wohlgefällig war, deshalb wurden alle Seine Gebete erhört (Joh.8:29). Seine Konzentration war immer nur auf den Willen Gottes gerichtet, der Ihm durch die Vertrautheit mit Seinen Geboten allezeit klar vor Augen war. Das Gebet aus Psalm 119 ist im Grunde das des HErrn Jesus. Gleich den vier lebendigen Wesen in Hes.1:20 ging Er immer nur dorthin, wohin der Geist Ihn führte in völliger Synchronisation. Sein Leitgedanke war dabei: »Nicht was ich will, sondern was Du willst« (Mat.26:39). Für die vor Ihm liegende Freude erduldete Er bereitwillig die Schmerzen am Kreuz (Hebr.12:2).

Auf den HErrn Jesus zu schauen, meint im Grunde, sich ständig an Sein Leben hier auf Erden zu erinnern, damit wir allmählich all die »Tricks« erlernen, die Ihn zum Überwinder machten. Durch diese gedankliche Beschäftigung mit Seinem Wesen werden wir rein äußerlich immer stiller und uninteressierter an der Wirrnis dieser Welt. Wir möchten eigentlich nur noch beim HErrn sein, bzw. eine »Säule im Tempel Gottes«, aus dem wir nie mehr hinausgehen (Offb.3:12). Als Heimatlose auf Erden kann uns die Welt nichts mehr bieten. Geistlicherweise können wir hier schon heute »nichts mehr kaufen oder verkaufen« (Offb.13:17), »denn dieser Ort ist der Ruheort nicht« (Mich.2:10).

–     Beten

»ER sagte ihnen aber auch ein Gleichnis dafür, dass sie allezeit beten und nicht ermatten sollten« (Luk.18:1). Und dann folgte das Gleichnis von dem Richter, der die arme Witwe nur deshalb erhörte, weil sie ihn nicht in Ruhe ließ. »Gott aber, sollte Er das Recht Seiner Auserwählten nicht ausführen, die Tag und Nacht zu Ihm schreien…« (Luk.18:7). Das Gebet ist wie ein »Stecker«, durch den der Strom des Lebens läuft und der deshalb immer »angeschlossen« sein muss. Es ist ein ständiger »Redefluss«, der unser Leben in Gott lebendig hält. Nur durch diese unverletzbare Stille im Gebet, können wir die leise Stimme unseres HErrn vernehmen, der uns all den Zuspruch und Trost schenkt, den wir im Kampf gegen die Sünde brauchen.

Fritz Binde schrieb: »Die allezeit mutigste Glaubenstat auf Erden ist die Gebetsarbeit der heiligen Einfalt. Nur die Einfalt kann wahrhaftig beten. Das Gebet ist ihr unmittelbarer Lebensausdruck. Alles andere Beten ist zwiespältige Quälerei, Zwittergeburt und Kunstprodukt. Vernunft und Wissenschaft lehren nie zu beten. Sie sind nur der vornehmste Strick Satans, an dem er die Menschenseele aus dem Gebetskämmerlein herauszerrt und in die Wüste der Gebetslosigkeit hineinschleppt. Mit diesem vornehmen Strick hat Satan mehr Seelen eingefangen als mit den plumpen Ketten aller gemeinen Verbrechen, Süchte und Lüste. Gebetsgeist verloren, Einfalt dahin, Glaube in Gefahr, Seele geschädigt! Bewahrung des Glaubens ist deshalb zu allererst Bewährung in der Gebetseinfalt« („Die Heilige Einfalt“, S.60)

 

 

 

 

 

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