„Die Nacht ist weit vorgerückt, und der Tag ist nahe.
Laßt uns nun die Werke der Finsternis ablegen
und die Waffen des Lichts anziehen.“

(Röm.13:12)

– Das 10. Gebot

Die 10 Gebote

 

Das 10. Gebot

»Du sollst nicht das Haus deines Nächsten begehren. Du sollst nicht begehren die Frau deines Nächsten, noch seinen Knecht, noch seine Magd, weder sein Rind noch seinen Esel, noch irgendetwas, was deinem Nächsten gehört. « (2.Mo.20:17)

 

Das letzte Gebot des Dekalogs, der »10 Worte«, verbietet mir, etwas zu begehren von dem, was meinem Nächsten gehört.*

(* Nur am Rande sei erwähnt, dass das 2. Gebot »Du sollst dir kein Götterbild machen …« im Kleinen Katechismus von Luther ganz weggelassen wurde, so dass es dort eine verschobene Nummerierung gibt. Um die Zehnzahl zu wahren wurde das 10. Gebot aufgeteilt, so dass das 9. Gebot bei den Lutheranern gemäß 2.Mo.20:17 das Begehren vom »Haus des Nächsten« verbietet und im Katholischen Katechismus gemäß 5.Mo.5:21 das Begehren der »Frau des Nächsten«)

Die im 10. Gebot genannten Objekte der Begierde muten in unserer modernen Zeit befremdlich an. Wenn man nicht gerade in der Landwirtschaft tätig ist, wird man wohl ohnehin nie in Versuchung geraten, das Rind oder den Esel des Nächsten zu begehren. Mit Haus ist aber auch die Familie des Nächsten gemeint, aber auch seine Firma; Knecht und Magd stehen für seine Angestellten, das Rind für seine Produktionsmittel, der Esel für seine Transportmittel.

 

Die Begierde

 Paulus zeigt uns in Röm.7:7 auf, dass es beim 10. Gebot gar nicht nur um das Objekt als solches geht, sondern auch um das begehrende Subjekt im Allgemeinen, wenn er schreibt: »Aber die Sünde hätte ich nicht erkannt als nur durchs Gesetz. Denn auch von der Begierde hätte ich nichts gewusst, wenn nicht das Gesetz gesagt hätte: „Du sollst nicht begehren“. Die Sünde aber ergriff durch das Gebot die Gelegenheit und bewirkte jede Begierde in mir; denn ohne Gesetz ist die Sünde tot. Ich aber lebte einst ohne Gesetz; als aber das Gebot kam, lebte die Sünde auf«. Das griech. Wort für »Begehren« ÄPI-ThYMÄ’Oo bedeutet wörtlich »auf-verlangen, auf-begehren« (von ThYMO´S, Verlangen, Gier, Leidenschaft, Gefühl, Gemüt). Es geht also um ein auf-(etwas gerichtetes)-Verlangen oder eine im Inneren auf(steigende)-Gefühls(regung). Jeder Mensch macht von klein auf diese Erfahrung, dass er von seiner Lust gepackt und dann zur Sünde verleitet wird, wie schon Jakobus sagt: »Ein jeder aber wird versucht, wenn er von seiner eigenen Begierde fortgezogen und gelockt wird. Danach, wenn die Begierde empfangen hat, bringt sie Sünde hervor; die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebiert den Tod« (Jak.1:14-15). Es genügt schon ein kleiner Reiz, schon allein ein Gedanke, der uns sofort zum Handeln treibt, ohne dass wir es natürlicherweise unterbinden können.

Die Begierde ist aber zunächst einmal etwas ganz Natürliches und damit auch Legitimes, denn sie beruht ja auf menschlichen Bedürfnissen, die wir zum Überleben brauchen. Wenn Gott uns diese Reize wie Hunger oder Durst, Liebe oder Hass, Freude oder Trauer etc. nicht an-erschaffen hätte, dann würden wir ja nur noch teilnahms- und antriebslos vor uns hindümpeln und schon bald sterben. Wenn der Geschlechtsverkehr z.B. völlig ohne Begierde und Lust wäre, würde es keine Fortpflanzung geben, weil niemand diese Anstrengung auf sich nehmen würde. Und wir würden ja auch nichts essen, nur weil der Zuckergehalt im Blut etwas abgesenkt ist, usw.

Die Begierde und Lust kann jedoch auch zum Selbstzweck werden, wenn sie nicht durch Disziplin und Enthaltsamkeit unter Kontrolle gebracht wird. Durch die menschliche Vernunft kann die Begierde zum Teil in Grenzen gehalten werden, weil die verschiedenen Bedürfnisse miteinander in Konkurrenz zueinander stehen: Man reduziert das Essen, weil man nicht dick werden will, man unterdrückt seine Eifersucht, um den Partner nicht zu kränken, oder man verträgt sich mit seinem Feind, um ein friedliches Leben zu haben. Darüber hinaus gilt besonders für Sportler: »Jeder aber der (wett)kämpft, ist enthaltsam (in Bezug auf) alles« (1.Kor.9:25).

Ein geistlicher Mensch möchte aber nicht nur sein natürliches Leben optimieren und vervollkommnen, sondern vor allem sein geistliches, d.h. seine Beziehung zu Gott. So begehrt er z.B., ein gutes Gewissen vor Gott zu haben (1.Petr.3:21). Vor Gott ist all sein Begehr (Psalm 38:9) und er hat seine Lust am Gesetz des HErrn (Psalm 1:3). Der HErr Jesus begehrte mit Sehnsucht, das Passah mit Seinen Jüngern zu essen (Luk.22:15). »Der Geist begehrt auf gegen das Fleisch« (Gal.5:17) und hat ein »eifersüchtiges Verlangen nach uns« (Jak.4:5). Paulus hatte »die Begierde abzuscheiden und bei Christus zu sein, denn es ist weit besser« (Phil.1:23). Der geistliche Mensch »hasst seine Seele [gr. PsYChE´] bis zum Tod« (Joh.12:25, Offb.12:11), d.h. ihre fleischlichen Ansprüche und distanziert sich von diesen (Mark.10:39), um die Seele dadurch zu retten (Luk.9:24).

Die Begierde soll nicht länger allein unser Handeln bestimmen, sondern wir sollen sie zügeln und beherrschen durch den Heiligen Geist. »Der natürliche [wörtl. seelische, d.h. von der Seele bestimmte] Mensch (gr. PsYChIKO’S) nimmt nicht an, was des Geistes ist« (1.Kor.2:14), sondern sie verhalten sich zuweilen »wie unvernünftige, wilde Tiere« (2.Petr.2:12), indem sie die in ihren Augen LUSTFEINDLICHEN Christen verspotten. Es gibt aber auch einige wenige, die allein durch das Nachdenken erkannt haben, dass die ungezügelte Triebhaftigkeit ein großes Übel ist, weil sie den Menschen versklavt:

 

Schopenhauers Mitleid

Der Philosoph Arthur Schopenhauer (1788-1860) war zwar kein Christ, aber hat dennoch erstaunlich viele Wahrheiten der Bibel allein durch seinen Verstand erkannt. Er gilt als der berühmteste Pessimist der Geistesgeschichte, dazu noch als Menschenverächter und Frauenfeind. Er schrieb einmal: »Heiraten heißt, seine Rechte halbieren und seine Pflichten verdoppeln«. Entsprechend lebte er zeitlebens zurückgezogen und wollte mit Menschen nichts zu tun haben. Anlass für seine negative Haltung war ein Erlebnis, das er mal als Jugendlicher hatte, während er mit seinem Vater eine Reise durch Europa machte. In der französischen Hafenstadt Toulon sah er den Galeerensklaven zu wie sie mit ihren ausgemergelten, schwitzenden Körpern schwere Säcke schleppten, während sie in Eisenketten gehalten wurden. Auch sah er Kinder, die sich von schimmeligen Essensresten ernährten und fauliges Wasser tranken. Für ihn war das Leben deshalb nur Leiden, wie auch schon der Prediger Salomo es erkannte und dieses Leiden sah er vor allem im menschlichen Begehren. Das Maß des Leidens war für ihn unerschöpflich und wachse mit dem Bewusstsein.

In seinem bekanntesten Werk »Die Welt als Wille und Vorstellung« (1818) beschreibt er alles Leben auf Erden als einen Kampf ums Dasein. Angetrieben sieht er diesen Überlebenstrieb durch den WILLEN. Dieser ist für ihn weit mehr als nur die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen. Es ist vielmehr ein animalischer, vernunftloser und blinder Drang nach Dasein und Leben. Alle körperlichen Bewegungen, die willkürlichen und die unwillkürlichen, und alle Triebe des Menschen seien beispielsweise nur ein Ausdruck des Willens. Dieser sei genauso auch in Tieren oder Pflanzen. Ohne je sein Ziel zu erreichen, muss der Wille immer streben. Den Menschen lässt der strebende Wille also in Leid und Elend versinken, und Schopenhauer weiß keine andere Rettung aus dieser Not, als den Willen zum Leben in sich absterben zu lassen und in der Askese die Erlösung zu finden. Man müsse seinen Willen vernichten und die Welt in sich überwinden. Er schreibt: »Denn eben das, was die christlichen Mystiker die Gnadenwirkung und Wiedergeburt nennen, ist uns die einzige unmittelbare Äußerung der Freiheit des Willens.« (Die Welt als Wille und Vorstellung, Band 1, Kapitel 72).

Da alle lebendigen Wesen egoistisch sind, könne es für ihn auch kein ethisches Handeln geben. Der Mensch sei aber auch nicht verantwortlich für sein Tun, da er ja seinem Willen restlos ausgeliefert sei. Seine Unfreiheit beschränke sich nicht allein auf sein Milieu, in dem er aufgewachsen sei, sondern gehe zurück auf die feinsten biologischen Abläufe im Gehirn, so dass er keine Schuld habe an seinem Tun und Lassen: »Die Motive seiner Handlungen gehen ja aus seinem Charakter mit Notwendigkeit hervor und sind somit unfrei« (aus M.Koßler Empirische Ethik und christliche Moral, S.70). Hier wird deutlich, wie der Gott dieser Welt auch Schopenhauer verblendet hat, dass er den »Lichtglanz des Evangeliums« nicht erkennen konnte bzw. wollte (2.Kor. 4:4), sondern sich stattdessen auf seine Vernunftschlüsse verließ. Stattdessen sah Schopenhauer die (Er-)Lösung darin, dass der Mensch zum Mitleid fähig sei. Man müsse ihn dazu bringen, dass jene unschuldigen Kinder oder Tiere der letzte Zweck ihres Willens werden. Wenn der Mensch das fremde Leid wie sein eigenes empfinde, dann würde er mit dem anderen verschmelzen und ihm uneigennützig helfen. Diese Einsicht entspricht sicherlich auch den Worten des HErrn in der Bergpredigt: »Glückselig die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen« (Mt.5:7) und dem Liebesgebot: »Liebe deinen Nächsten wie dich selbst« (3.Mo.19:18).

 

Sexualität

Wie schon erwähnt, ist das sexuelle Empfinden unerlässlich gewesen, um die Fortpflanzung der Menschheit zu sichern. Aber sollte sie sich allein auf diesen Zweck beschränken? Es gibt ja einige wenige Gläubige, die in der Sexualität die Ursünde sehen. Ich kannte mal einen alten Bruder, der mir hierüber einen langen Aufsatz zusandte. Nach seinem Verständnis sei die »Frucht« im Garten Eden eindeutig der Orgasmus gewesen, denn schließlich wird das hebräische Erkennen ja überall in der Bibel auch als Synonym für den Geschlechtsverkehr gebraucht. Deshalb habe Paulus den Korinthern empfohlen, dass es besser wäre, dass ein Mann keine Frau berühren solle usw. Diese Argumente leuchteten mir damals als 22jährigem ein und ich entschied mich, dass ich ehelos bleiben wolle.

Als ein gläubiger Freund mir dann schrieb, dass er eine Schwester gefunden habe und heiraten wolle, schickte ich ihm diesen Aufsatz und erklärte ihm mein Bedauern, dass er nicht wacker standgehalten habe, sondern sich von seinen sexuellen Lüsten treiben ließe. Wen wundert’s: ich erhielt nie eine Antwort von ihm und unsere Freundschaft endete damals. Doch dann erhielt ich eine weitere Schrift von jenem alten Bruder, die »Über das Lachen« hieß. Auch diesmal wies er an Hand vieler Bibelstellen nach, dass auch das Lachen an sich Sünde sei. Da überkamen mich allmählich Zweifel. Ich dachte: Was muss das für ein heiliger Mann sein, der auf alle Freuden des Lebens verzichtet! Aber war es recht, dass er diese auch anderen versagte? Da ich seine Telefonnummer nicht hatte, fuhr ich eines Tages mit dem Fahrrad zu ihm. Als ich ankam, erfuhr ich, dass er inzwischen heimgegangen sei. Vielleicht wollte der HErr dadurch verhindern, dass er weiterhin solche Aufsätze schreibt…

Selbstverständlich erfüllt die Sexualität nicht nur den Zweck der Fortpflanzung, sondern dient auch dem Ehepaar, sich aneinander zu erfreuen und die Liebe zueinander zu intensivieren. Sie führt der Seele immer wieder neue Kraft zu und erhält die Anziehung zwischen den Ehepartnern aufrecht, um die mit der Ehe verbundenen Beziehungsprobleme und die Last der Kinderauferziehung bewältigen zu können (Dasselbe bewirkt auch der Genuss beim Essen, was in Spr.30:20 sogar als Bild für den Sexualgenuss gebraucht wird). Dennoch gibt es in der Tat viele Bibelstellen, die von der »Begierde des Fleisches« sprechen (z.B. Gal.5:16, 1.Joh.2:15-17). Diese aber beziehen sich nicht auf die vernünftig gebrauchte Sexualität innerhalb der Ehe, sondern auf alle Arten von Begierden, die uns zur Sünde verleiten. Und gerade bei der sexuellen Begierde ist die Gefahr groß, die Gebote Gottes zu übertreten! Deshalb mahnt uns Paulus: »Ziehet den HErrn Jesus Christus an, und treibet nicht Vorsorge für das Fleisch zur Erregung seiner Begierden« (Röm.13:14). Wenn wir im Geist wandeln und allezeit wachen und beten, fallen wir nicht so leicht in Versuchung. Zudem sollen wir uns üben in Enthaltsamkeit und nicht jeder Sinnenfreude erliegen. Ein Bruder schrieb mir letztens, dass er schon seit Jahren nur noch Wasser und Brot zu sich nimmt, um sein Fleisch zu kasteien und absterben zu lassen. Wenn ihm das hilft, ein Überwinder zu sein, – warum nicht?

Ich habe mal von einem Fall gehört, wo ein Gläubiger nach der Eheschließung nie Sex hatte mit seiner gläubigen Frau, vermutlich weil er impotent war. Nach ein paar Monaten ließ die Schwester die Ehe annullieren, weil sie »nie vollzogen« wurde. Er hätte es ihr wohl besser vor der Hochzeit bekennen müssen. Wenn man bedenkt, dass die Sexualität sogar eine »eheliche Pflicht« darstellt, dann kann ich solch eine Entscheidung schon verstehen (1.Kor.7:3). Neben biologischen Ursachen wie der Impotenz und dem Nonlibidoismus (d.h. geboren ohne sexuelle Gefühle), kann ein fehlendes Verlangen an Sex (Asexualität) ganz unterschiedliche Ursachen haben und muss auch nicht mit einem mangelnden Bedürfnis nach körperlicher Nähe und romantischer Zärtlichkeit einhergehen. Es können z.B. auch seelische Traumata (z.B. frühkindlicher Missbrauch) oder eine allgemeine Reizarmut im Milieu des Heranwachsenden eine Rolle spielen. Anscheinend hatte das Paar aber keinen gläubigen bzw. einsichtigen und barmherzigen Freund, dem sie ihre Not klagen und der ihnen helfen bzw. Hilfe herbeiholen konnte.

 

Ein Wort zur Homosexualität

Wie Homo- oder Bisexualität entsteht oder ob sie angeboren ist, wissen wir nicht mit Sicherheit. Was wir aber wissen, ist, dass praktizierte Homosexualität nach der Bibel eindeutig eine Gräuelsünde ist (3.Mo.18:22, 20:13, Röm.1:18-32). Nun gibt es Theologen, wie z.B. Prof. Dr. Siegfried Zimmer aus Ludwigsburg, die behaupten, dass die Menschen von Sodom nicht schwul waren, sondern nur pervers. Und da der Umgang mit einer Frau nur für heterosexuelle Männer »natürlich« sei, hätten schwule Männer diesen angeblich auch nicht »verlassen« können, da sie diesen ja nie zuvor pflegten. Vielmehr sei es angeblich Sünde, wenn ein schwuler Christ auf einmal seinen »natürlichen Verkehr mit einem Mann verließe«, um einen solchen mit einer Frau zu führen (Gedächtniszitat aus einer Predigt). Auf solch eine völlig falsche Idee muss man erst mal kommen!

Wenn ein Homosexueller zum Glauben kommt, schenkt der HErr ihm durch die Wiedergeburt in der Regel auch die Kraft, seine Neigung zu überwinden, eine Frau zu heiraten und durch seelsorgerliche Begleitung ein normales Eheleben zu führen. Ich vermute, dass homosexuelle Neigung nicht unmittelbar von Gott stammt, sondern Heimsuchung Gottes ist als Reaktion auf hartnäckiges Sündigen von Vorfahren. Es entspricht im Prinzip dem Senden von Irrtumsenergie von Gott bei hartnäckig abgelehnter Liebe zur Wahrheit (2.Thess.2:11-12). . Das gleiche gilt auch für Transsexuelle, also Menschen, die in dem Wahn leben, im falschen Körper geboren zu sein. Wenn solche nicht bereit sind, sich selbst zu verleugnen, um ihr Kreuz auf sich zu nehmen, sondern sich sogar ihr Geschlecht umwandeln lassen wollen, dann begehen sie eine Gräuelsünde gemäß 5.Mose 22:5 in extremem Ausmaß. Was anderes wäre es vielleicht, wenn jemand als Zwitter auf die Welt gekommen ist, weil es sich hier um eine Missbildung handelt, die sich korrigieren lässt. Aber auch dies sollte man im Einzelfall vor Gott prüfen.

 

Neid

Eine weitere Leidenschaft, die viel Leiden schafft, ist der Neid. Man unterscheidet hier zwischen zwei Arten: der konstruktive Neid möchte selber auch das besitzen, was die andere Person hat und entwickelt dadurch einen besonderen Ehrgeiz, dies auch zu erlangen. Der destruktive Neid, auch Missgunst genannt, wünscht sich, dass die beneidete Person die Güter wieder verliere oder einen ähnlichen Schaden erleide, um selbst Genugtuung zu empfinden. Letzteres wird sogar neben anderen als Todsünde betrachtet, weil eine solch böse Haltung auch andere Sünden nach sich zieht: »Sechs sind es, die der HErr hasst: … ein Herz, das heillose Anschläge schmiedet« (Spr.6:16ff).

Bevor Kain seinen Bruder Abel erschlug, warnte Gott ihn, dass er auf sein Herz achten müsse, da er aufgrund seiner fleischlichen Einstellung in der Gefahr stand, zu sündigen: »Ist’s nicht so: Wenn du fromm bist, so kannst du frei den Blick erheben. Bist du aber nicht fromm, so lauert die Sünde vor der Tür, und nach dir hat sie Verlangen; du aber herrsche über sie« (1.Mo.4:7). Es fällt auf, dass der Heilige Geist hier die gleiche Formulierung verwendet wie in 1.Mos.3:16 »Und dein Verlangen soll nach deinem Mann sein, aber er soll dein Herr sein«. Negative Gefühle und Missstimmungen sollen also von uns genauso unter Kontrolle gebracht werden wie der Umgang des Ehemannes mit seiner Frau, d.h. rücksichtsvoll aber entschlossen.

Wenn wir »fromm« sind, können auch wir »frei den Blick erheben«, nämlich auf den HErrn Jesus! »Sie blickten auf Ihn und wurden erheitert [w. strömten], und ihre Angesichter wurden nicht beschämt« (Ps.34:6). Der Heilige Geist hat hier prophetisch auf den HErrn Jesus hingewiesen, dass wir auf Ihn blicken sollen, »den Anfänger und Vollender des Glaubens, welcher der Schande nicht achtend, für die vor Ihm liegende Freude das Kreuz erduldete… auf dass ihr nicht ermüdet, indem ihr in euren Seelen ermattet« (Hebr. 12:2). Das aber heißt, ins Gebet zu gehen und uns nach Gott auszustrecken, damit Er uns innerlich füllen kann (Psalm 81:10). Wenn unsere Seelen aber nach vergänglichen Dingen verlangen, dann kann es sein, dass der HErr uns zwar unser Begehren gewährt, aber dass Er Magerkeit in unsere Seelen sendet (Ps.106:15).

Als Saul auch die zweite Gehorsamsprobe nicht bestanden hatte, verwarf ihn Gott (1.Sam.15:11+23) und ließ David heimlich zum König salben (1.Sam.16:1-13). Zugleich wich der Geist des HErrn von Saul und ein böser Geist vom HErrn ängstete ihn (1.Sam16:14). Er litt unter Depressionen und brauchte nun Ersatzbefriedigungen wie Musik, um sich innerlich auszugleichen. Aber diese Wirkungen waren immer nur vorübergehend, und sobald Neid und Missgunst gegen David in ihm aufstieg, wollte er nur noch dessen Tod. Wie viele Gläubige nehmen Antidepressiva, oder andere nehmen Aufputschmittel, weil die Verbindung zum HErrn unterbrochen ist und der Strom lebendigen Wassers nicht mehr fließen kann! Und wenn sie dann irgendwann mal in großer Not zu Gott rufen, wundern sie sich wie Saul, dass der HErr nicht mehr antwortet (1.Sam. 28:5). Saul hätte seine Absetzung vom Königtum (1.Sam.15:23) endlich akzeptieren, davon zurücktreten und es nicht weiterhin dem vorenthalten sollen, den der HErr als Nachfolger bestellt hatte (1.Sam13:14).

Ein weiteres Beispiel für ein sündhaftes Begehren finden wir bei Ahab, als er den Weinberg Nabots auch dann noch in seinem Herzen begehrte, als dieser ihm den nicht verkaufen wollte, weil es ein Erbe seiner Väter war (1.Kön.21:1-4). Seine Sünde gegen das 10. Gebot fing damit an, dass er über die Ablehnung durch Nabot missmutig wurde, »Er legte sich auf sein Bett und wandte sein Angesicht ab und aß nichts« (Vers 4). Man muss sich mal vorstellen, wie reich Ahab war! Er hatte doch von allem genug und brauchte diesen Kräutergarten doch gar nicht! »Aber die Übersättigung des Reichen lässt ihn nicht zum Schlaf kommen« (Pred.5:11). Den Superreichen in Monaco oder Hollywood geht es längst nicht mehr um das Stillen von Bedürfnissen des täglichen Lebens, sondern darum, sich gegenüber ihren steinreichen Rivalen zu behaupten. Wer hat die größte Yacht im Hafen? Wessen Frau trägt den teuersten Schmuck? Und so ist es ein einziges Hochrüsten des Luxus, um Gunst und Ansehen zu erlangen. Aber auch wir stehen in der Gefahr, ob nun beim Autokauf oder beim Anlegen des Gartens, dass wir nur darauf achten, was die Nachbarn von uns denken, anstatt darauf, was der HErr über uns denkt. Dabei ist das »was unter den Menschen hoch ist, ein Gräuel vor Gott« (Luk.16:15). Ahabs Missmut, mit dem er das 10. Gebot abwies, lieferte ihn den Fängen seiner bösen Frau Isebel aus, wodurch er zum Mörder wurde. Außerdem wurden dadurch auch noch die Ältesten von Jesreel zur Verleumdung und Ermordung Nabots angestiftet (1.Kön.21:8-14).

Von ganz anderer Art war das Gekränktsein der Hanna, die kein Kind hatte und von ihrer Rivalin dafür gedemütigt wurde. Aber sie schmollte nicht wie Ahab, sondern schüttete ihr Herz in aller Stille vor dem HErrn aus, der auch ins Verborgene sieht (1.Sam.1:2-18). Sie hatte aus der Fülle ihres Kummers und ihrer Kränkung zu dem HErrn geredet (V.16). Es ging ihr gar nicht darum, ein Kind zu haben, denn sie bat den Herrn und gelobte, es Ihm als Nasir zu geben alle Tage seines Lebens (V. 11). Sie wollte auch, dass der HErr ihre Schmach hinweg nehme (Jes.4:1), denn unfruchtbar zu sein ist eine wirklich schwere Kränkung des Selbstwertgefühls. Diese Erfahrung habe ich übrigens auch selber gemacht, als meine Frau und ich schon zwei Jahre verheiratet waren und noch immer kein Kind da war. Doch dann erhörte der HErr unser Flehen und schenkte uns doch noch eine gesunde Tochter.

 

Habsucht

Bisher ging es nur um die inneren Ursachen, die in uns die Begierde hervorrufen. Aber das 10.Gebot nennt ja dann auch konkrete Beispiele für begehrenswerte Objekte, die ich im Folgenden mal in generelle Kategorien betrachten möchte. Doch zuvor noch ein wertvoller Hinweis:

Oftmals gibt der Heilige Geist eine Aussage des Alten Testaments als Zitat im Neuen Testament wieder, das z.T. erheblich abweicht vom Original. Bei näherer Betrachtung enthalten aber beide Aussagen wertvolle ergänzende Hinweise, z.B. Jes.45:22-24 mit Phil.2:9-11, so dass die Aussage klarer und unmissverständlicher wird. Das gilt auch für das 10.Gebot, das der HErr Jesus im NT mit den Worten wiedergibt: »Du sollst nichts vorenthalten« (Mark.10:19). Das hier gebrauchte Verb APO-STÄRÄ´Oo bedeutet weg-entziehen, d.h. dem anderen etwas unrechtmäßig wegnehmen oder vorenthalten, obwohl es ihm rechtmäßig zusteht. Wir sehen hier also, dass es bei dem Begehren nicht bloß bei einem unerfüllten Wunsch bleibt, sondern auch zu einer daraus verursachten, sündhaften Tat führt. Allerdings ist ein unmoralisches Aneignen nicht das Gleiche wie ein direktes Stehlen, denn sonst wäre es ja das 8. Gebot, sondern es handelt sich hier um Fälle von legalem Betrug, wie wir im Folgenden noch sehen werden:

Das Haus deines Nächsten

Zunächst einmal kann dies buchstäblich gemeint sein, indem der Vermieter einen Eigenbedarf anmeldet, der aber nur vorgetäuscht ist, weil er in Wirklichkeit die Immobilie renovieren will, um eine höhere Miete zu erzielen. Das gleiche findet aber auch in der Wirtschaft statt, indem ein Konzern die Aktienmehrheit eines Konkurrenten erwirbt (eine sog. Feindliche Übernahme), um ihn dann zu zerschlagen, d.h. in kleinen Portionen zu verkaufen. Für diese Art von legaler Piraterie gibt es im Griechischen ein Wort, nämlich PLÄON-ÄKTÄ´Oo = mehr-hab(en oder geltenwoll)en, übervorteilen, überleg(en sein woll)en.

Als ich 1994 mal eine Zeit lang südamerikanische Immobilien vermittelt habe an deutsche Interessenten, hat Bruder Nelson Mogollón, mein ecuadorianischer Geschäftspartner, mit den deutschen Kunden vor Ort die Objekte besichtigt und wenn sie das Grundstück kaufen wollten, erhielten wir nach dem Abschluss eine Provision, die wir unter uns aufteilten. Einmal war Nelson mit dem Kunden zu einem deutschsprachigen Notar gefahren, um den Abschluss zu beurkunden. Der Notar sagte ihm aber auf Deutsch – so dass Nelson es nicht verstehen konnte: »Ich kann ihnen ein viel besseres Haus anbieten, und ganz ohne Provision. Wir brauchen diesen Cholo* also gar nicht« (*d.h. respektlose Bezeichnung für Indio). Damit war Bruder Nelson also ausgebootet worden und all seine Mühe umsonst gewesen.

Solche unmoralischen Deals finden leider sogar unter Gläubigen statt. Ein Bruder aus Berlin hatte in Rumänien ein Kinderheim gegründet und drei Jahre lang dafür Spenden gesammelt, insgesamt 300.000,-DM. Doch dann verbündeten sich die beiden leitenden Brüder mit einer Schweizer Hilfsorganisation und sagten sich in einem Brief von dem Bruder aus Berlin los. Paulus schreibt über solche Christen, dass sie es »als norm(gerecht annehm)en, dass das Wohlehren ein Mittel zum Herbeischaffen(=Erwerbsmittel) sei« (1.Tim.6:5), also dass der Zweck die Mittel heiligt.

– Die Frau deines Nächsten

Bei diesem Verbot steht nicht in erster Linie der Ehebruch im Vordergrund, sondern die unrechtmäßige Aneignung. Die Ehefrau wird in der Bibel als ein Eigentum ihres Mannes gesehen und nicht – wie heute üblich – als »Lebensabschnittsgefährtin«. Dieses Eigentumsrecht des Nächsten zu ignorieren und sich darüber hinwegzusetzen, ist in Gottes Augen ein Rechtsbruch wie der Ehebruch.

Als Nathan dem David an Hand einer erfundenen Geschichte die Bösartigkeit seines Handelns vor Augen führen wollte, erwähnt er den Besuch eines Reisenden bei einem reichen Mann (2.Sam.12:4). Wer aber hat – im Bilde gesprochen – den König David »besucht«, bevor er die Entscheidung traf, sich unrechtmäßigerweise die Batseba zu nehmen? Als er die schöne Frau bei ihrem Bad sah, stieg die Begierde in ihm auf. Das war noch keine Sünde, aber bereits eine Gefährdung, vor der er besser hätte fliehen sollen. Stattdessen sandte David hin und erkundigte sich nach der Frau. Auch das war noch keine Sünde, denn wenn sie unverheiratet gewesen wäre, hätte er bei ihrem Vater (oder, wenn der Vater nicht mehr lebte, bei ihrem ältesten Bruder) um ihre Hand anhalten und sie heiraten können. Die Erkundigung brachte das Ergebnis, dass sie die Frau des Hetiters Uria war und sicher auch die Information, dass ihr Mann als Offizier Davids sich im Krieg gegen die Ammoniter befand. Daraufhin ließ David die Frau trotzdem zu sich bringen. Vielleicht nahm er sich dabei vor, sie nur aus der Nähe zu sehen und ihr dabei gute Worte wegen ihres Mannes im Krieg zu sagen, ohne die feste Absicht, mit ihr die Ehe zu brechen. Aber damit hatte er doch schon mit der Sünde begonnen, denn er hätte sich sagen müssen, dass es bei diesen scheinguten Vorsätzen nicht bleiben würde.

Bei allem Verständnis verwundert es uns dennoch, dass ein Gottesmann wie David sich so weit von seiner Begierde verleiten ließ, eine fremde Frau zu nehmen, obwohl er doch als König schon genügend hübsche Frauen hatte. Und noch mehr irritiert uns, wie David sich über mehrere Wochen und Monate so skrupellos verhalten konnte, dass er am Ende sogar einen eiskalten Mord in Kauf nahm, um seinen Ehebruch zu vertuschen. Konnte es vielleicht möglich sein, dass David der Meinung war, Gott würde sein Verhalten am Ende doch gutheißen? Er hatte sich ja bis dahin in seiner Beziehung zu Gott und den verschiedenen Prüfungen immer wieder auf seinen Instinkt verlassen können, der ihn durch den Geist Gottes geleitet immer wieder die richtige Entscheidung zu tun half. Hier aber verwechselte er vielleicht seine königliche Hybris mit seiner geistgeleiteten Intuition.

Auch wir stehen in dieser Gefahr, dass wir unser natürliches Durchsetzungsvermögen und unsere Entschlossenheit für eine Wirkung des Heiligen Geistes halten und uns dadurch in einem wahnhaften Rausch für einen längeren Zeitraum einfach über die Gebote Gottes hinwegsetzen. Der Erfolg unseres Tuns kann uns sogar noch in diesem Wahn bestärken, dass wir von Gott angeblich gesegnet wurden. Aber selbst das vorbildliche Verhalten des Hethiters Uria konnte nicht bewirken, David zu beschämen und ihn zur Abkehr von seinem perfiden Plan und Bekenntnis seiner Sünde zu bewegen. Uria hatte ja sogar unter erheblichem Alkoholeinfluss nicht seine Selbstbeherrschung verloren, woran es David ja im entscheidenden Moment gemangelt hatte. Leider merkt David nicht, dass Gott ihn durch das vorbildliche Verhalten von Uria zur Buße leiten möchte (Röm.2:4), sondern verrennt sich immer weiter in seinem Überlegenheitswahn, der ihn schließlich von der Ehebruchsünde zur Mordsünde fortschreiten ließ.

Wir können Gott nur dankbar sein, dass der Heilige Geist uns auch diese betrübliche Geschichte überliefert hat, damit wir in aller Furcht erkennen, dass selbst die ganz großen Männer Gottes in der Lage waren, in so schwere Sünde zu fallen, damit wir nicht entmutigt werden im Kampf gegen die Begierde des Fleisches, sondern wissen, dass nur der HErr Jesus allein ein Leben in absoluter Reinheit geführt hat und Gott sogar bereit war, eine so schwere Sünde wie die von David zu vergeben. Rein nach außen hin hatte David nicht Ehebruch begangen, denn es ist ihm ja gelungen, diesen vor der Öffentlichkeit geschickt zu verstecken. Selbst einen Mord hätte man ihm wohl kaum nachweisen können. Deshalb hat der Prophet Nathan Kopf und Kragen riskiert, als er dem König ins Angesicht sagte: »Uria… hast DU mit dem Schwert erschlagen, und seine Frau hast du dir zur Frau genommen…!« (2.Sam.12:9).

Die Frau des Nächsten zu begehren, kann aber sogar dann schon Sünde sein, wenn diese noch gar nicht mit dem Nächsten verheiratet, sondern nur mit ihm verlobt ist. Denn wenn ich aus Eigenliebe die Liebe und Hoffnung meines Nächsten zunichtemache, indem ich ihm seine »Zukünftige«, bzw. die »Liebe seines Lebens« ausspanne, dann beraube ich ihm möglicherweise der einzigen Chance, überhaupt noch eine passende Frau zu finden und verbaue ihm dadurch die Zukunft. Wenn die Frau mit dem Nächsten nur befreundet und nicht verlobt ist, lässt sich von außen kaum entscheiden, ob durch diesen Wechsel das 10. Gebot verletzt wurde.

Seinen Knecht und seine Magd

Knechte und Mägde sind in unserer modernen Wirtschaft heute Arbeiter und Angestellte, die man als Unternehmer seinem Konkurrenten durch attraktive Lockangebote abwerben kann, so dass er wirtschaftlichen Schaden erleidet, weil er auf einem hart umkämpften Personalmarkt kaum mehr brauchbare Arbeitnehmer findet. In dieser Situation befinde auch ich mich übrigens mittlerweile. Während ich vor 10 Jahren noch 17 Mitarbeiter hatte, sind mir heute gerade einmal nur noch 7 Mitarbeiter übrig geblieben. Zwar bin ich mit allen Abgewanderten im Frieden auseinander gegangen; aber manche haben mir unverhohlen mitgeteilt, dass sie sich wegen ihrer Scheidung und hoher Unterhaltszahlungen nur noch durch Schwarzarbeit ein auskömmliches Leben leisten können, was ich ihnen aber nicht bieten könne.

Doch es gibt auch den umgekehrten Fall, dass man in der sogenannten freien Wirtschaft sich Mitarbeiter im sog. Niedriglohnsektor aneignet und versklavt, indem man sie aufgrund eines übervollen Angebots an arbeitswilligen Bewerbern ausbeutet oder von sich abhängig macht. Man nutzt hier also wieder die Schwäche von Unterlegenen aus, um sich selbst auf unmoralische Weise – legal aber nicht legitim – zu bereichern, indem man z.B. für Hungerlöhne arbeiten lässt (Lohndumping) oder Löhne aus fadenscheinigen Gründen nicht voll auszahlt (vergl. Jak.5:4).

Abhängigkeit und Ausbeutung geschieht in der Wirtschaft aber auch durch Kredite mit überhöhten Zinsen (Wucher), was Gott ein Gräuel ist (Hes.18:8+13+17). Schulden darf man ja nicht verwechseln mit Schuld. Dennoch aber wird den Schwachen in der Gesellschaft suggeriert, dass sie sich eigentlich schämen müssten und eigentlich auch keine Rechte hätten. »Zahl, was du mir schuldig bist!« (Mt.18:28). Aus einem Knecht des HErrn wird dadurch auf einmal der Knecht eines Menschen bzw. einer Bank, der gepfändet wird oder sogar einen Offenbarungseid leisten muss, wenn er seinen Verpflichtungen nicht nachkommt.

Auch in Gemeinden kann es zu solchen vermeintlichen Schuldverhältnissen kommen, die zu Abhängigkeiten und Menschenknechtschaft führt. Ein Kind Gottes, das sich durch ein öffentliches Sündenbekenntnis selbst entblößt hat, ist dadurch auch »erpressbar« geworden. Zumindest ist er oder sie z.T. wie »gelähmt«, weil es immer wieder heißen wird: »Vergiss nicht, dass Du dem HErrn einmal sehr untreu gewesen bist, deshalb solltest Du Dich jetzt hier nicht so aufspielen und als Lehrer auftreten wollen!« Ein Seelsorger oder Beichtvater steht dadurch in besonderer Versuchung, sich eine Schar von Abhängigen um sich zu scharen, die ihm stets treu ergeben sind, weil er ihre intimsten Geheimnisse weiß. Kritiker werden durch den indirekt angedrohten Ausschluss mundtot gemacht und mit Gemeindezucht belegt. Egal was sie sagen, sie werden von der Gemeindeleitung immer als »hochmütig« und »unbelehrbar« disqualifiziert. Die Mehrheitsmeinung wird als objektive Wahrheit der Bibel gesehen und der Leithammel in der Gruppe stiftet alle anderen dazu an, den Störenfried auszuschließen, weil man lieber unter sich ist. Über solch ein sektiererisches Verhalten sagt die Heilige Schrift »Wer sich absondert, trachtet nach einem Gelüst; gegen alle Einsicht geht er heftig an« (Spr.18:1).

Sein Rind und sein Esel

Rinder sind Produktionsmittel und Esel Transportmittel, sprich: das neue Auto des Nachbarn. Beneidest Du ihn und willst auch so eines haben, um »mitzuhalten«? Oder schämst Du Dich gar, weil Du denkst, dass Dein alter Wagen irgendwie peinlich aussieht auf dem Parkplatz der Gemeinde, neben all den noblen Karossen? Viele verwechseln Bescheidenheit ja noch immer mit »mangelndem Segen«. Oder beneidest Du Deinen Arbeitskollegen oder Mitbewerber, weil er viel mehr Kunden hat als Du? Versuchst Du gar, mit unlauteren Mitteln Deine Auftragslage zu verbessern, indem Du schlecht von ihm redest, seine Preise systematisch unterbietest oder gar Schmiergeld zahlst, um die Auftragsvergabe zu Deinen Gunsten zu entscheiden? Dadurch aber untergräbst Du nicht nur einen fairen Wettbewerb, sondern zerstörst möglicherweise die Lebensgrundlage Deines Nächsten, weil Du ihm gerade jene Kunden abgeworben hast, die er zum Abbezahlen seines Hausdarlehens braucht!

– Noch irgendetwas, was deinem Nächsten gehört.

Dem Nächsten schulden wir nicht nur unsere gewöhnlichen Pflichten und Verbindlichkeiten, sondern auch unsere Großzügigkeit. Schwester Gertrud war mal von einer alten Schwester zum Abendbrot eingeladen. Während sie sich unterhielten, bemerkte die Gastgeberin: »Warum nimmst du dir denn drei Scheiben Mettwurst – EINE genügt doch!« Nach weiteren 5 Minuten Plauderei: »Nimm mal nicht so viel von der Butter, die war nicht billig!« Und zum Schluss: »Hast Du noch immer Hunger? Das ist jetzt schon Deine dritte Scheibe Brot! Man könnte meinen, du bist nur zum Essen hergekommen«. Später sagte Gertrud zu uns: »Bei der gehe ich nicht mehr zum Essen! Die gönnt einem ja gar nichts!« (vergl. Spr.23:6-7).

Unser Hab und Gut gehört ja dem HErrn, und wir sind nur Seine Verwalter. Der HErr erwartet aber von uns, dass wir auch den armen Geschwistern davon abgeben mit Einfalt und Freude (Röm.12:8+13, 2.Kor. 9:7). Was wir für die Armen tun, das tun wir ja für den HErrn (Spr.19:17). Wenn wir also unsere monatliche Abgabe leisten, dann können wir wie die Israeliten damals sprechen: »Ich habe das Heilige [d.h. das dem HErrn Geweihte] aus dem Haus geschafft und habe es auch dem Leviten und dem Fremdling, der Weise und der Witwe gegeben, nach all Deinem Gebot, das Du mir geboten hast; ich habe Deine Gebote nicht übertreten noch vergessen… Blicke hernieder von Deiner heiligen Wohnung, vom Himmel, und segne Dein Volk Israel…« (5.Mo.26:13+15).

Achan wollte von dem, was dem HErrn gehörte, für sich beiseiteschaffen (Jos.7:21). Ebenso auch Gehasi, der von Elisa gefragt wurde, ob es Zeit sei, nach materiellen Dingen für sich zu trachten, die doch keinen Wert haben für die Ewigkeit (2.Kön.5:26, Jer.45:5). Wenn wir uns Schätze auf Erden sammeln wie der reiche Kornbauer (Lebensversicherungen, Sparverträge, Immobilien), dann enthalten wir es denen vor, denen es in Gottes Augen rechtmäßig zusteht (vergl. Luk.16:4+9+25).

 

 

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