Wann wird die Gemeinde entrückt? – vor oder nach den sieben Jahren der Drangsalszeit?
Geschrieben von Simon Poppe im Nov. 1993
Einleitung: Der Ursprung der Vorentrückungslehre
Es ist kirchengeschichtlich erwiesen, dass die Lehre von einer geheimen Entrückung der Gemeinde vor der Drangalszeit („Vorentrückungslehre“) erst seit 1830 populär wurde; vorher gab es unter vielen bibeltreuen Gläubigen allgemein Übereinstimmung darüber, dass die Gemeinde die zukünftigen sieben Jahre der antichristlichen Herrschaft auf Erden verbleiben muss bis zu Wiederkunft Christi, um dann noch vor der letzten „Stunde des Zornes“ entrückt zu werden. Eines der ältesten und gebildetsten Mitglieder der frühen Brüderbewegung, S.P. Tregelles, der zugleich auch ein hervorragender Kenner des griechischen Urtextes und des gesamten kirchlichen Altertums war, schreibt dazu: „Ich weiß nichts davon, dass es je die definierte Lehre von der geheimen Entrückung der Gemeinde anlässlich eines geheimen Kommens Christi gab, ehe sie als ‚Offenbarungswort‘ in Herrn Irvings Kirche vorgebracht wurde – was man dort als die Stimme des Geistes annahm. Ob Letzteres nun je behauptet wurde oder nicht, jedenfalls hatte diese moderne Lehre… ihren Ursprung in jener vorgeblichen Offenbarung. Sie entstammt nicht der Heiligen Schrift, sondern dem, was man fälschlicherweise dem Geiste Gottes zuschrieb…“ (S.P.Tregelles „The Hope of Christ second Coming, 1864, S.35).
Einer der ersten und zugleich bekanntesten Verfechter der Vorentrückenslehre, John Nelson DARBY (1800-1882), hat als Vater der englischen Brüdernewegung seinen Kindern diese Lehre gleichsam in die Wiege hineingelegt. Sie ist heute aber nicht nur zum selbstverständlichen Gemeingut der Brüdergemeinden geworden, sondern auch die meisten anderen christlichen Gruppierungen haben sie als unveräußerliches Herzstück der christlichen Hoffnung übernommen. Ist aber eine Lehre nur deshalb wahr, weil sie von der Mehrheit der Christen heute vertreten wird? Birgt nicht gerade der Mangel an Widerspruch die Gefahr in sich, dass sie unzureichend oder gar nicht geprüft einfach übernommen wird? Diesem Mangel soll aber nun – mit Gottes Hilfe – in Folgendem abgeholfen werden!
Zuvor sollten wir uns aber grundsätzlich über die Ursachen einer falschen Belehrung im Klaren sein. Ich sehe dabei vor allem zwei:
1.) Der bequeme Wunsch, an traditionellen Gewohnheiten und Ansichten der Väter festzuhalten. Dieser Wunsch ist m.E. die häufigste Ursache von Voreingenommenheit, wenn es darum geht, unbiblische Überlieferungen aufzugeben, wenn man von solchen überführt wird. Dabei spielt auch die Furcht vor dem Ausschluss aus der Gemeinde oder das Aufbrechen von Familienbanden eine nicht zu unterschätzene Rolle. Was nicht sein darf, kann auch nicht sein…
2.) Die durch Isolation erschwerte Möglichkeit eines objektiven Prüfens alternativer Auslegungen. Die Gründe liegen klar auf der Hand: wenn man sich aufgrund eines exklusiven (= sektiererischen) Selbstverständnisses von anderen Christen absondert, oder wenn man sich zufolge eines als Genügsamkeit verbrämten Desinteresses weigert, sich mit kontroverser Literatur auseinanderzusetzen, dann ist es für einen Außenstehenden fast unmöglich, mit kritischen Argumenten Denkfehler in der eigenen Lehre aufzudecken und eine bessere Sichtweise anzubieten. Wer aber die Fenster und Türen seines Hauses verbarrikadiert und folglich immer nur seinen eigenen Atem einatmet, muss sich vorsehen, dass er daran nicht erstickt!
Es gilt also, diese Mechanismen zu erkennen und ihnen mit Offenheit und Selbstkritik entgegenzuwirken. Es ist bedauerlich, dass wir Befangenheiten bei anderen in der Regel viel leichter durchschauen können, als bei uns selbst. Möge der HErr uns also Aufrichtigkeit schenken, dass wir weder uns noch unseren Lehrern Unfehlbarkeit anmaßen, sondern wie die Juden von Beröa mit unvoreingenommener Bereitwilligkeit das Geschriebene prüfen, ob es sich also verhält (Apg.17:11)!
Ist „Ankunft“ und „Erscheinung“ dasselbe?
In diesem – wie auch in den folgenden – Kapiteln beziehe ich mich in meiner Widerlegung der Vorentrückungslehre ausschließlich auf die Argumente von Bruder Christian Briem aus seinem Buch „Die Entrückung der Gläubigen“ mit dem Untertitel „Gehen Kinder Gottes durch die große Drangsalzeit?“ (zu beziehen bei „Christliche Schriftenverbreitung“, Postfach 100153, 42499 Hückeswagen). Da ich diesen Bruder nicht persönlich kenne, möchte ich mich in meinen Stellungnahmen umso mehr um Sachlichkeit bemühen. Es geht mir nicht darum, die Person dieses Bruders zu bewerten oder gar in Frage zu stellen, sondern allein seine Lehre. Natürlich fällt es nicht immer leicht, zwischen Person und Sache zu unterscheiden, zumal die Argumente eines Lehrbuches häufig auch Rückschlüsse auf die Integrität seines Autors zulassen, aber es ist dem HErrn allein vorbehalten, ein angemessenes Urteil zu fällen (1.Kor.4:5). Unsere alleinige Pflicht und Schuldigkeit ist es, einander zu lieben (Röm.13:8).
Wenn man in einem Duden für sinn- und sachverwandte Wörter unter dem Stichwort „Ankunft“ nachschaut, dann wird man neben den Worten „Eintreffen, Einzug, Kommen, Eintritt, Antritt, Auftreten, Anmarsch und Landung auch den Ausdruck „Erscheinen“ vorfinden. Demnach handelt es sich um sog. „Synonyme“, d.h. um Worte, die das gleiche bedeuten. Der Heilige Geist hat sich in der Heiligen Schrift sehr häufig solcher Parallelwörter bedient, um der unermesslichen Gedankenfülle jedes einzelnen Satzes auch noch einen dichterischen Glanz zu verleihen.
Wer aber die Bibel dazu missbrauchen will, um seine selbsterdachte Lehre biblisch zu begründen, dem stehen neben vielerlei Möglichkeiten auch die Kunst der Wortklauberei zur Verfügung. Jedenfalls scheint mir, dass die Brüder, die die Vorentrückungslehre vertreten, auffallend häufig auf diese Methode zurückgegriffen haben, wie wir auch in den folgenden Kapiteln noch sehen werden.
So macht Bruder Christian Briem (von nun an einfach mit „C. B.“ abgekürzt) in seinem oben genannten Buch einen Unterschied zwischen den Worten „Ankunft“ und „Erscheinung“. Das hat natürlich seinen guten Grund: C. B. glaubt nämlich nicht an eine punktuell einmalige Wiederkunft Christi, sondern sieht Sein Kommen in zwei Etappen geschehen, die zeitlich ganze sieben Jahre voneinander getrennt liegen, nämlich vor und nach der großen Drangsalszeit. Die erste Etappe belegt er hierbei mit dem Begriff „Erscheinung“ und die zweite mit „Ankunft“.
Diese scheinbar willkürliche Zuteilung wäre sicherlich gerechtfertigt, wenn auch wirklich alle Verse, in denen diese Ausdrücke vorkommen, von ihrem Inhalt her bestätigen, dass diese Begriffsfestlegung zutrifft. Wenn man sich auf die von Bruder C. B. zusammengestellte Aufteilung solcher Bibelverse in zwei Gruppen verlassen könnte, dann hat es tatsächlich den Anschein, als sei hier von zwei verschiedenen Ereignissen die Rede (S.44-45). Für die erste „Gruppe“ hat er sich folgende Verse ausgewählt: 2. Petr.1:16, Apg.2:19-20, 2.Thes.1:6-8, 2.Thes.2:2-3, Mat.13:39, 2.Thes.2:8, 2.Tim.4:1. C. B. schreibt dazu (S. 46):
„In der ersten Gruppe werden Ausdrücke wie ‚Tag des Herrn‘, ‚Ankunft‘, ‚Offenbarung‘, ‚Ernte‘, ‚Erscheinung‘, ‚Erscheinung Seiner Ankunft‘ verwendet. Sie stehen durchweg mit Ausübung von Macht und Gericht in Verbindung. Die Zitate der ersten Gruppe beschreiben also den ‚Tag des Herrn‘, was eher für die ungläubige Welt bedeuten wird.“
Bevor ich dazu Stellung nehmen, möchte ich auch noch die zweite Gruppe anführen, die angeblich ausschließlich die erste Etappe des Kommens des Herrn beschreiben soll: 1.Tim.6:14, 2.Tim.4:8, 1.Kor.1:7-8, 2.Kor.1:14, 1.Petr.1:7, 4:13, Phil.1:6, 2:16, 1.Joh.2:28. C. B. räumt zwar ein, dass auch hier die Worte „Erscheinung“, „Offenbarung“ und „Ankunft“ vorkommen, betont aber, dass es in diesen Versen mehrheitlich um das „Erscheinen“ bzw. „Offenbarwerden“ des Herrn für die Gläubigen geht.
Man stellt sich zunächst einmal die Frage, was Bruder C. B. hier eigentlich beweisen will. Natürlich hat die Wiederkunft unseres HErrn zwei Aspekte: Wenn die Sonne aufgeht und heiß wird, vertrocknet das Gras während die Früchte am Baum süß werden. Diese zwei Ansichten ein und desselben Kommens Christi finden wir in 2.Thes.1:7-8 und Offb.14:11-13 gemeinsam erwähnt. Daher wäre es nicht schlüssig, von zwei verschiedenen Kommen Christi zu sprechen.
Auch ein Unterschied zwischen „Erscheinung“ und „Ankunft“ lässt sich schwerlich nachvollziehen, denn einerseits wird das Wort „Erscheinung“ auch im Zusammenhang mit Gericht gebraucht (), und andererseits wird das Wort „Ankunft“ auch unmissverständlich in Bezug auf die Entrückung genannt: „… wir, die Lebenden, die übrig bleiben bis zur Ankunft des HErrn… werden mit ihnen entrückt“ (1.Thes.4:15+17). Das hat auch Bruder C. B. gemerkt, deshalb hat er die Theorie aufgestellt, dass man nur aus dem jeweiligen Zusammenhang entnehmen kann, um welche „Etappe“ des Kommens Christi es sich handelt. Er schreibt: „Wenn der Ausdruck ohne irgendeine Beifügung benutzt wird, die auf „Offenbarung“, „Sichtbarwerden“, „Macht“, „Gericht“, „Verantwortlichkeit“ oder „Belohnung“ schließen lässt, dann steht er mit dem Kommen des Herrn zu Entrückung der Gläubigen in Verbindung. Weist jedoch der Zusammenhang auf derartige Gedanken hin, dann handelt es sich ausnahmslos um die zweite Seite Seines Kommens…“ (S.21).
Abgesehen davon, dass Bruder C. B. auch mit dieser Regel seine These von einem zweimaligen Wiederkommen des HErrn nicht beweisen kann, so scheint er auch zu übersehen, dass in Matth. 24 sowohl vom Gericht als auch von der Entrückung die Rede ist, und zwar in dieser Reihenfolge: „Nach der Drangsal jener Tage wird die Sonne verfinstert werden… Und dann wird das Zeichen des Sohnes des Menschen am Himmel erscheinen; und dann werden wehklagen alle Stimme des Landes… Und Er wird Seine Engel aussenden mit starkem Posaunenschall, und sie werden seine Auserwählten versammeln…“ (Vers 29-31). Letzteres ist zweifellos die Entrückung der Gläubigen bei der „letzten Posaune“ (1.Kor.15:52).
Dass die Ankunft des HErrn in jedem Falle für alle sichtbar sein wird, geht aus Vers 27 hervor, wo sie mit einem Blitz verglichen wird, der von Osten nach Westen scheint. Ebenso ist auch klar, dass mit der Ankunft des HErrn auch unsere Entrückung stattfindet (vergl. 1.Kor.15:23), auch wenn diese nicht wie z.B. in 2.Thes.2:1 mit der Ankunft in einem Atemzug genannt wird. Auch die Zuordnung „Belohnung = zweite Etappe“ funktioniert in 2.Tim.4:1+8 nicht mehr, wo die „Krone der Gerechtigkeit“ schon bei der Erscheinung verliehen wird.
Deshalb können wir die eingangs gestellte Frage mit „Ja“ beantworten, dass „Ankunft“ und „Erscheinung“ dasselbe bedeuten, nämlich die Einmalige und ununterbrochene Wiederkunft Christi am Ende der Trübsalszeit. Wir dürfen dem Worte glauben, wie es geschrieben steht und brauchen uns nicht auf willkürliche Spekulationen und unüberschaubare Ausklügelungen einlassen (Pred.7:29).
Ist die „siebte Posaune“ und die „letzte Posaune“ dasselbe?
Es hat dem HErrn Jesus wohlgefallen, das „prophetische Wort“ über die Ereignisse der letzten Jahre vor Seiner Wiederkunft im Buche der Offenbarrung niederschreiben zu lassen, damit sie uns nicht beunruhigen, sondern erkennen lassen, dass unsere Erlösung naht. Aber schon bevor die Offenbarung durch Johannes im Jahre 90 n.Chr. niedergeschrieben wurde, hat der Heilige Geist die ersten Gemeinden durch Paulus und die Propheten über das vorherige Kommen des Antichristen (2.Thess.2:5) und andere damit verbundene Ereignisse aufgeklärt, damit sie ALLEZEIT bereit seien (2.Petr.3:1-13). Zu dieser prophetischen Allgemeinkenntnis gehörte auch das Wissen um die „sieben Posaunen“, die in den letzten sieben Jahren den „Count-down“ des kommenden Christus ankündigen. Die siebte und damit letzte Posaune ist ähnlich wie beim Fall der Mauern von Jericho, ein Zeichen des Aufbruchs des Volkes Gottes und ist schon im AT unter den Festen (wörtl. „bestimmte Zeiten“) des HErrn in 3.Mose 23 vorgeschattet (V.23-25).
In 1.Kor.15:51-52 lesen wir von unserer Entrückung: „Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: wir werden zwar nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden, in einem Nu, in einem Augenblick, bei der LETZTEN Posaune; denn posaunen wird es, und die Toten werden auferweckt werden unverweslich, und wir werden verwandelt werden“.
Wenn Paulus hier von der „letzten Posaune“ spricht, dann setzt er voraus, dass die Korinther bereits wissen, dass es am Ende mehrmals posaunen wird, nämlich siebenmal, wie wir vom Buche der Offenbarrung her wissen. Damit wird einmal mehr klar, dass die Entrückung nicht vor den sieben Jahren, sondern DANACH stattfindet, sonst würden nach der letzten Posaune ja noch mal sieben weitere kommen.
Hier muss Bruder C. B. natürlich widersprechen, weil sonst ja seine Lehre widerlegt wäre. Er schreibt (S. 28-29): „Beachten wir: die ‚letzte Posaune‘ hat nichts mit der ’siebten Posaune‘ von Offenbarung 11 zu tun… von anderen Erwägungen und Zusammenhängen einmal ganz abgesehen, macht schon ein Gedanke die ganze Haltlosigkeit solche Argumentation deutlich: der Apostel Paulus schrieb seinen ersten Brief an die Korinther mehr als 30 Jahre bevor Johannes auf Patmos die Offenbarung erhielt. Niemand von den Gläubigen in Korinth konnte also etwas über die ‚Siegel‘, ‚Posaunen‘ und ‚Zornesschalen‘ der Offenbarung kennen… Mussten solche Symbole der Versammlung in Korinth nicht völlig unverständlich sein? Musste ihre Verwendung den Gläubigen nicht unlösbare Rätsel aufgeben?“ –
Ich denke, solche „unlösbaren Rätsel“ ergeben sich ja gerade erst aufgrund der völlig willkürlichen Behauptung, dass es sich um verschiedene Posaunen handele. Wo wird denn sonst noch eine Posaunenzahl genannt, bei welcher die letzte identisch ist mit der „letzten Posaune“ in 1.Kor.15:52? Warum denn bloß immer so kompliziert und verkrampft, wo doch alles so einfach ist?!! Das eine – von den angeblich vielen – Argumenten von Bruder C. B. lässt sich leicht erklären:
– In Phil. 4:3 heißt es z.B. am Ende: „… und meinen übrigen Mitarbeitern, deren Namen im Buche des Lebens sind“. Woher wusste denn Paulus von der Existenz dieses Buches, die doch erst dem Johannes viel später offenbart wird?
– Wie konnte Johannes den HErrn schon auf der Erde als „Lamm Gottes“ bezeichnen, wo er Ihn doch erst viel später als Lamm sieht?
– Wer hatte dem Petrus gesagt, dass der HErr Jesus der „Morgenstern“ ist, wo Er sich doch erst in Offb.22:16 als solchen vorstellt? (2.Petr.1:19).
– Wie konnte Paulus wissen, dass wir einmal „Engel richten“ werden (1.Kor.6:3)?
– Oder woher wusste er schon vom „himmlischen Jerusalem“ (Gal. 4:26, Hebr.12:22)?
Wenn man schon den Heiligen Geist als Offenbarer prophetischer Geheimnisse ganz außer Acht lassen will, müsste man sich doch zumindest fragen, wie die Evangelienschreiber von den Worten wissen konnten, die der HErr Jesus im Garten Gethsemane betete, da doch niemand dabei war! Und wenn man bedenkt, dass Johannes sein Evangelium erst um 98 n. Chr. geschrieben hat, wie konnte er sich nach fast 70 Jahren noch an alle Einzelheiten erinnern, wenn es ihm nicht der Heilige Geist geoffenbart hätte?!
Wir dürfen – ja müssen sogar – also davon ausgehen, dass der Geist Gottes den ersten Heiligen der Urgemeinde viele Dinge eingegeben hat, die wir heute im Offenbarungsbuch niedergeschrieben finden (vergl. auch 1.Tim.4:1). Nicht alle diese Dinge werden aber in den Briefen namentlich erwähnt. Dennoch können wir aber voraussetzen, dass Paulus während seiner Besuche in den Gemeinden den prophetischen Ratschluss Gottes vollständig verkündigt hat (Apg.20:27). So konnte er z.B. den Thessalonichern schreiben: „Erinnert ihr euch nicht, dass ich dies zu euch sagte, als ich noch bei euch war? Und jetzt wisset ihr…“ (2.Thess.2:5).
Wenn wir nun noch einmal zu 1.Kor.15:51-52 zurückkehren, so lesen wir dort nicht nur, WANN der Zeitpunkt der Entrückung sein wird, sondern erfahren auch, WER an dieser teilhaben wird („alle„) bzw. in welchem Zeitraum oder ob evtl. in mehreren Stufen („in einem Nu, in einem Augenblick„). Eine stufenweise Entrückung ließe sich aus diesem Vers zumindest nicht ableiten. Wie wir jedoch noch später sehen werden, ist Bruder C. B. der Auffassung, dass es zwei Entrückungen gibt, die erste vor den sieben Jahren für die „Gläubigen der Gnadenzeit“ und die zweite für die Märtyrer aus der antichristlichen Drangsalszeit. Ein lieber Bruder schrieb zu dieser Frage: „Das aber ist in Spannung mit 1.Kor.15; denn ein Märtyrer der Drangsalszeit ist für mich ein „Toter in Christo“(1.Thess.4:16). Gerade im Hinblick auf diese sagt Offb.14:33 ‚Glückselig die Toten, die im HErrn sterben, von nun an!‘ Von den ‚Toten in Christo‘ sagt 1.Kor.15:52, dass sie auferstehen werden ‚en atomo‘, d.h. in einem unendlich kurzen Zeitaugenblick, bei der ‚letzten Posaune‘. Was immer auch diese Posaune sein mag, die LETZTE ist es allemal! Danach kommt keine mehr. Die zwei unschuldigen Wörtlein ‚en atomo‘ stehen in schärfstem Gegensatz zu einer Abfolge mehrere Etappen innerhalb der Ersten Auferstehung.
Ist der „letzte Tag“ und der „Tag des Herrn“ dasselbe?
In 2.Tess. 2:1-3 lesen wir: „Wir bitten euch aber, Brüder, wegen der Ankunft unseres HErrn Jesus Christus ist und unseres Versammeltwerdens zu Ihm hin, dass ihr nicht schnell erschüttert werdet in der Gesinnung, noch erschrecket… als ob der Tag des HErrn (schon) da wäre (wörtl.: „… (schon) Stand genommen hat, d.h. schon begonnen hätte). Lasst euch von niemandem auf irgend eine Weise verführen, denn dieser Tag kommt nicht, es sei denn, dass zuerst der Abfall komme und geoffenbart worden sei der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens…“
Was war der Anlass dieser Worte? Die Thessalonicher hatten vermutlich z.T. aufgehört zu arbeiten (vergl. Kap. 3), weil sie sich von einigen bereden ließen und wohl auch den ersten Brief an sie dahingehend missverstanden hatten, dass der HErr Jesus jeden Moment wiederkommen könnte und sie sich deshalb auf eine falsche Weise darauf vorbereiten wollten. Sie hatten dabei ganz vergessen, dass vor dem Kommen des HErrn und unseres damit verbundenen „Versammeltwerdens zu Ihm hin“, d.h. vor diesem sog. „Tag des HErrn„, doch noch „zuerst der Abfall“ kommt und der „Sohn des Verderbens“ (= der Antichrist) geoffenbart werden muss. Die Worte „erschüttert“ oder „erschreckt“ lassen darauf schließen, dass sie sich sogar dahingehend beängstigen ließen, dass man ihnen sagte, die Auferstehung und Entrückung sei schon geschehen, und sie seien immer noch auf der Erde, weil der HErr sie als nicht würdig genug erachtet hätte. Dadurch war der Glaube schon bei etlichen zerstört, weil sie einer tiefen Verzweiflung anheimfielen (2.Tim.2:18).
Paulus und seine zwei Gefährten hatten sie schon im ersten Kapitel beruhigt, dass unsere Entrückung noch aussteht. Für alle Verfolgung, die sie erlitten, war ihnen „Ruhe“ verheißen, „mit uns bei der Offenbarrung des HErrn Jesus vom Himmel, mit den Engeln Seiner Macht, wenn Er Vergeltung gibt … Wenn Er kommen wird, um an jenem Tage verherrlicht zu werden in Seinen Heiligen und bewundert in allen, die (-bis dahin-) geglaubt haben, und zu denen sollten auch sie gehören. Das bemerkenswerte hier ist, dass die Vergeltung für die Gläubigen und Ungläubigen an demselben Tag geübt wird, nämlich durch und aufgrund der Wiederkunft des HErrn Jesus: das erinnert uns an Matth. 24, wo auch von den Leiden der Endzeit die Rede ist, die wir bis zur Wiederkunft des HErrn erdulden müssen. In diesem Zusammenhang sagt der HErr: „Wer aber ausharrt bis ans Ende, dieser wird errettet werden“ (Matth. 24:13). Dieses Ende ist zweifellos die Wiederkunft des HErrn Jesus am Ende der Drangsalsperiode. Dieses Gebot finden wir immer wieder in NT: Matth.10:22, 2.Kor.1:13, Hebr.6:11, Offb.2:26.
Ist es nicht wunderbar, dass wir weder Tag noch Stunde wissen, damit wir allzeit bereit sind! Gott hat weder falsche Hoffnungen geweckt, noch uns Anlass zum Sich-niederlassen oder Einrichten gegeben. Gottes Volk soll sich nicht an Zeiten oder Zeitpunkten orientieren, sondern allezeit in einem wachsenden Zustand verharren (Apg.1:7). Dies wurde den Thessalonichern auch schon im ersten Brief mitgeteilt, dass es ständiger Wachsamkeit bedurfte, damit jener Tag sie „nicht wie ein Dieb ergreife“ (1.Thess.5:1-4) – wohl gemerkt: nicht der HErr selbst ist der Dieb, sondern „der Tag des HErrn“ kommt wie ein Dieb in der Nacht. Das plötzliche Verderben, das dann über die Ungläubigen kommt, ist nicht die „große Drangsalszeit“, sondern die „Stunde des Zorns“, auf die ich noch näher eingehen werde. Wir werden zwar vor diesen Zornesergüssen noch entrückt, weil „wir nicht zum Zorn gesetzt sind“ (5:9), aber die siebenjährige Drangsal wird uns nicht erspart bleiben; wir sollten vielmehr „wissen, dass wir DAZU gesetzt sind“ (1.Thess.3:3).
Interessant ist hier, dass die Schreiber vom „Tag des HErrn“ wieder in Zusammenhang mit der Entrückung sprechen (Kap.4:13-18), was darauf schließen lässt, dass der „Tag des HErrn“ mit der Entrückung der Gläubigen beginnt. Das ist auch im Einklang mit Joh.6:39-40, wo der HErr uns verheißt: „Und ich werde ihn auferwecken am letzten Tage„.
Dieser „letzte Tag“ ist vermutlich ein Synonym für das Tausendjährige Reich, dem letzten Jahrtausend der Ruhe, vergleichbar dem siebten Schöpfungstag, nach 6000jähriger Menschheitsgeschichte (2.Petr.3:8). Ebenso ist auch der Ausdruck „Tag Jesu Christi“, „Tag Christi“ oder „Tag des HErrn Jesus“ nichts anderes als dieser „Tag des Herrn“, dieses Jahrtausends der Ruhe, wenn der HErr Jesus als König über die ganze Erde herrschen wird (2.Kor.1:14, Phil.1:6, 2:16, 1.Kor.1:7-8). Es wäre doch völlig abwegig und künstlich zu behaupten, dass der „Tag des HErrn“ und der „Tag des HErrn Jesus“ oder der „letzte Tag“ drei verschiedene Zeiträume beschreibt. Wie könnte man dies auch mit der Bibel belegen!?
Aber genau das behauptet Br. C. B. (vergl. S. 30/31). Unmöglich kann für ihn ja die Entrückung am „Tag des HErrn“ stattfinden, weil er dann ja eingestehen müsste nach 2. Tess. 2:1-5, dass vor unserer Entrückung noch erst der Antichrist kommen müsse. Da kommt es ihm schon sehr gelegen, dass wenigstens in 1.Kor.1:7 + 8 oder in 2.Kor.1:14 nicht der Ausdruck „Tag des HErrn“ erwähnt wird, sondern das Wort „Tag des HErrn Jesus“ bzw. „Tag unseres HErrn Jesus“ gebraucht wird (wenn das nicht Wortklauberei ist!). Während er den „Tag des HErrn Jesus“ als den Tag die Entrückung, der angeblich vor den sieben Jahren der Drangsal kommt, festlegt (S. 46), behauptet er von dem „letzten Tag“ (Joh.6:39, 11:24, 12:48), dass dieser einen Zeitraum von 1007 Jahren umfasst, nämlich die sieben Jahre Drangsal plus das 1000-jährige Reich. Das Eingeständnis, dass der letzte Tag nichts anderes als der Tag des HErrn (das ist das 1000-jährige Reich), kann Bruder C. B. wiederum nicht machen, weil er sonst ja zugeben müsste, dass die Entrückung zum Tausendjährigen Reich gehört.
Bei einer so willkürlich ausgelegten Begriffsbestimmung darf die heute weitverbreitete Offenbarunsgverdrossenheit unter den Gläubigen nicht verwundern, denn wie wollte man einem Laien denn verständlich machen, dass es sich bei einem prophetisch verheißenen „Tag“ mal um einen Zeitpunkt und mal um verschiedene Zeiträume handelt? Hat Paulus in seinen Briefen wirklich so haarspalterisch differenzierte Zeitbegriffe vor Augen gehabt, oder ging es ihm nicht vielmehr immer wieder um diesen einen künftigen Äon, der schon im A.T. meistens nur „Tag des Herrn“ genannt wird? Und warum sollte es dem Heiligen Geist nicht erlaubt sein, dafür auch verschiedene Synonyme zu verwenden?
Einen berechtigten Unterschied in der Symbolsprache der Bibel sehen wir höchstens zwischen den Ausdrücken „Tag“ und „Stunde“, wobei es sich bei dem ersten um eine Epoche handelt und bei dem zweiten um einen kurzen, entscheidenden Zeitpunkt (Moment), der gegebenenfalls eine Epoche einleitet (z.B. Joh.5:25). Aber gerade da macht C. B. keinen Unterschied (S. 31 Anm.), indem er Joh.16:25-26 als Beleg für ihre Bedeutungsgleichheit anführt (Vers 26 bezieht sich aber auf den „Tag“ in V. 23. Hingegen ist die Redewendung „Es kommt die Stunde…“ vom HErrn Jesus in V.25 so zu verstehen: „Es wird eine Zeit anbrechen, da…“. Die Punktualität des Wortes „Stunde“ wird gerade in Joh.16:21 deutlich). Wenn es sich beim Wort „Stunde“ aber nicht um eine langjährig andauernde Epoche handelt, sondern nur um eine kurze, entscheidende PHASE, die sich höchstens – wie im Falle der Festnahme und Kreuzigung des HErrn – auf einige Stunden erstreckt (Luk.22:53), dann ist auch klar, dass es sich bei der „Stunde der Versuchung“ in Offb.3:10 nicht um die siebenjährige Drangsalszeit handeln kann, sondern nur um die auch später erwähnte „Stunde Seines Gerichts“ (Offb. 14:7+15, 18:10+16), die sich erst nach unserer Entrückung am Ende der Drangsalszeit abspielen wird und die uns in der Passionsgeschichte des HErrn vorgeschattet ist.
Der parallele Gebrauch der Worte „Ankunft/ Versammeltwerden“ und „Tag des HErrn“ in 2.Thess.2:1-3 müsste eigentlich schon Grund genug sein, unsere Entrückung als ein Ereignis innerhalb des Tages des HErrn anzusehen. Früher haben die Vertreter der Vorentrückungslehre die Parallelität der Worte „Ankunft“ und „Tag des HErrn“ auch anerkannt damals ging ihre Argumentation vielmehr dahingehend, dass sie behaupteten, dass die „Ankunft“ des HErrn und „unser Versammeltwerden zu Ihm hin“ nicht zur selben Zeit stattfindet sondern zeitlich sieben Jahre auseinander liegt. Die Tatsache jedoch, dass beide Ereignisse in einem „Atemzug“ genannt werden, hat sie wohl dazu veranlasst, sich etwas Neues einfallen zu lassen.
Von daher ist es wohl auch erklärbar, dass Bruder C. B. die Worte in 2.Thess.2:1-3 ganz anders „versteht“:
„Ist das nicht bezeichnend? Hier wird die ‚Ankunft unseres Herrn‘ in Gegensatz gesetzt (*!?) zum ‚Tag des Herrn‘. Unmöglich anzunehmen, dass beide Dinge dasselbe sind, dass der Apostel wegen der einen Sache bittet, um zu sagen, dass gerade diese Sache noch nicht da ist (* welch eine Logik!?) … Der Apostel bittet sie wegen des Ereignisses, das noch vor diesen Tag eintreten muss (* Das steht da doch gar nicht!), sich nicht erschüttern zu lassen. Schön auch zu sehen, wie im ersten Vers die Ankunft unseres HErrn Jesus Christus mit ‚unserem Versammeltwerden zu Ihm hin‘ erklärt wird.“ –
(* Anmerkungen und Hervorhebungen von mir, S. P.)
Ich möchte es Euch Geschwistern selber überlassen, sich eine Meinung zu bilden über diesen „bezeichnenden Gegensatz“, den man „unmöglich anders“ verstehen könne…
Ebenso mutet es sonderbar an, wenn man liest, wie Bruder C. B. die Kapitel 4 und 5 vom 1.Thessalonicherbrief versteht (S. 42):
„Es nützt dem Verständnis über unseren Gegenstand sehr, wenn man beachtet, dass der ganze Abschnitt in 1.Thess.4, der die neue Offenbarung über die Entrückung der Gläubigen enthält (Verse 15-18), gedanklich eine Einschaltung darstellt. Vorher hatte der Apostel von dem Bringen der Gläubigen ‚mit Ihm‘ gesprochen (Vers 14), und in Kapitel 5, Vers 1, greift er den Faden wieder auf und spricht von ‚Zeiten und Zeitpunkten‘ und vom ‚Tag des HErrn‘.“ (Hervorhebungen von mir)
Ob es dem Verständnis nützt oder dieses vielmehr erschwert, wenn man Verse aus einem Zusammenhang herausgreift, um sie dem Leser als Einschaltung zu verkaufen, sei dahingestellt; jedenfalls beginnt der Abschnitt über die Entrückung in 1.Thess.4 nicht erst in Vers 15, sondern bereits in Vers 13! Das „mit Ihm“ in Vers 14 ist in der Tat bedeutsam und unterstreicht die Tatsache, dass unsere Entrückung und unser „Mit-Ihm-gebracht-werden“ (d.i. Sein Kommen mit uns auf die Erde) zwei unmittelbar aufeinanderfolgende Ereignisse sind (mehr darüber im nächsten Kapitel). Von einer offensichtlichen Einschaltung könne man eher bei den Versen 1-3 vom 5. Kapitel sprechen, in denen von der ungläubigen Welt geschrieben wird. Der Gegensatz zwischen „sie“ und „ihr“, den Bruder C. B. auf S. 53 betont, bedeutet ja nicht, dass nicht auch wir von dem in Vers 2 erwähnten „Tag des HErrn“ betroffen sind, auf den auch noch einmal in Vers 4 Bezug genommen wird. Wir gehen diesem „Tag“ genauso entgegen wie die Ungläubigen, nur dass uns eben dieser Tag nicht – wie bei den übrigen – wie ein Dieb ergreifen wird, sondern wie etwas, auf das man schon lange gewartet hat (vergl. Matth. 24:43).
Die von C. B. auf Seite 42 erdachte „Einschaltung“ ist auch nicht dadurch belegt, dass er erklärt, dass „die Wahrheit von der Entrückung erst dem Apostel Paulus neu kundgemacht wurde.“ Die Tatsache nämlich, dass ein Ereignis, dass bisher unbekannt war (wie z.B. die Entrückung), an dem selben Tag stattfindet, an dem auch bisher bekannte Ereignisse stattfinden (z.B. die Zonesschalen), darf nicht zu dem Trugschluss führen, dass sich dieses sonst an einem anderen Tag abspielen muss. Es ist auch nicht richtig, wie Bruder C. B. auf S. 47 behauptet, dass der „Tag des HErrn“ schon deshalb nichts mit uns zu tun habe, weil es einen „Tag der Rache“ bzw. einen „Tag des Grimmes“ sei (Jes. 61:2; Zeph.1:14-18 – hier wird er übrigens auch als „Tag der Posaune“ bezeichnet!). Warum können zwei diametrale, sich widersprechende Ereignisse wie die Hochzeit des Lammes und der Zorn Gottes nicht an dem selben Tag geschehen? Werden nicht auch heute Hochzeiten an Tagen gefeiert, an denen woanders Krieg herrscht? Gerade das macht ja den Tag der Offenbarrung des Wesens Gottes aus, nämlich seine Gegensätzlichkeit (Polarität): Zorn und Liebe, Gnade und Rache, die doch in völliger Harmonie miteinander sind.
Außerdem wird ja gerade im AT bezeugt – und das dürfen wir nicht übersehen – das der „Tag Christi“ nicht nur ein Tag der Rache ist, denn das ist er ja nur zu Beginn; im Verlauf des 1000-jährigen Reiches wird sich ja das Blatt wenden, und es wird Sein wundersamer Frieden einkehren, der sogar Auswirkungen auf die Flora und Fauna hat. Lesen wir doch nur im Buch Jesaja die Kapitel 11, 12, 25, 26, 35, etc.! So ist es auch weniger verwunderlich, dass sich – trotz all der anfänglichen Schrecknisse, die dieser Tag mit sich bringen wird – Abraham sich über ihn freuen konnte, als er ihn im Geiste sah (Joh. 8:56).
Ist es nicht auffällig, wie häufig Bruder C. B. immer wieder versucht, Zusammenhänge in der Schrift zu zerlegen und sie in äußerst willkürlicher Art und Weise seinem Lehrgebäude zuzuteilen. Wer aber nach Gutdünken die Bedeutungen von Begriffen festlegt und künstlich Unterschiede in Texte hinein interpretiert, dem wird es kaum erspart bleiben, Widerspruch hervorzurufen. Ein Beispiel:
Auf S. 54 zitiert C. B. aus Tit.2:13, wovon der „glückseligen Hoffnung UND Erscheinung der Herrlichkeit“ des HErrn die Rede ist. Dazu schreibt er in einer mir völlig unverständlich Logik: „Hier ist die ‚glückselige Hoffnung‘ deutlich von der ‚Erscheinung der Herrlichkeit Christi‘ unterschieden…“ Wer denn, bitte schön, kann das so verstehen? Welcher unvoreingenommene Leser würde auf solch eine Idee kommen? Der müsste ja dann konsequenterweise auch die Worte „unser Gott und Vater“ (Eph.1:3), dass Gott nicht unser Vater sei! Ich könnte noch viele ähnliche Beispiele anführen, wo dieser Redestil gebraucht wird, aber das scheint mir nicht nötig zu sein. Es ist ganz offensichtlich, wie Bruder C. B. hier versucht, seine Theorie zu belegen, dass „die erste Auferstehung sich in mehreren Schritten vollzieht“ (S. 32). Ich finde aber nirgendwo in der Bibel geschrieben: „die Toten in Christo werden nacheinander auferstehen.“
1. Exkurs: WER holt denn WEN ab?
Auf S. 48 schreibt Bruder C. B.: „Während dieser Tag von überaus ernsten sichtbaren Zeichen begleitet sein wird (vgl. Joel 2:30), hören wir in Bezug auf die Entrückung überhaupt nichts von solchen Zeichen. Sie wird vielmehr von der Welt unbemerkt vor sich gehen, nur die Folgen werden von den Menschen wahrgenommen werden: Die Kinder Gottes sind hier nicht mehr auffindbar. Aber wenn Er mit den Wolken kommt, um die Welt zu richten, wird ‚jedes Auge‘ Ihn sehen, auch ‚die Ihn durchstochen haben‘ (Offb.1:7).“
Abgesehen davon, dass das plötzliche Verschwinden von vielleicht 5-10 Millionen Menschen auf der Erde nicht gerade „unbemerkt“ vonstattengehen kann, so lesen wir in 1.Thes. 4:16 sehr wohl von solchen „Zeichen“, die unsere Entrückung ankündigen: ein „gebietender Zuruf“, die „Stimme eines Erzengels“ und „die Posaune Gottes“. Dieser Abschnitt (1.Thess.4:13-18) verdient überhaupt noch viel mehr Aufmerksamkeit, spricht er doch wie kein anderer von dem Ablauf unserer Entrückung. Deshalb möchte ich noch einmal im Folgenden den genauen Ablauf skizzieren:
Das Ziel der Entrückung ist, wie wir am Ende von Vers 17 lesen, dass wir von da ab immer „mit dem HErrn“ seien (dasselbe Wort „mit“ steht auch in Vers 14 und bedeutet wörtlich „samt, nebst, zusammen mit oder inklusive“ – gr. „syn“). In Vers 14 fällt auf, dass der HErr Jesus nicht eigentlich „kommt“ sondern „wir mit Ihm gebracht werden„. Das erinnert uns an Hebr. 1:6, „Wenn Er (d.i. Gott) den Erstgeborenen wiederum in den Erdkreis einführt…“. Genauso wie der HErr bei Seinem ersten Kommen in die Welt „hineingeführt wurde“ und von ihr aufgehoben wurde in den Himmel, so wird Er auch „wiederum“ auf die Erde kommen, ohne eine Verzögerung von sieben Jahren (vergleiche Apg. 1:11). Der HErr Jesus wird nicht in der Luft stehen bleiben, um dann, wenn Er uns dort „abgeholt“ hat, wieder in den Himmel zurückzukehren. Wenn das so wäre, dann könnte man wirklich von einem zweimaligen Kommen Christi sprechen.
Leider wird diese unbegründete und unsinnige Auffassung heute immer wieder in Form eines Pfeilmodels in Heilsplan-Panoramen dargestellt. Es wird endlich Zeit, dass dieses Pfeilpiktogramm korrigiert wird, wie ich es auf der Umschlagseite getan habe. Während der HErr vom Himmel „herabsteigt“, werden wir wie die „klugen Jungfrauen“ bei der Entrückung „in Wolken hinweg gerissen werden zur Abholung des HErrn in die Luft“ (V.17). Das griechische Wort „apantesis“ kann man neben „Abholung“ auch mit „Begegnung“ oder „Entgegengehen“ übersetzen.
Prof. F.F. Bruce von der Brüdergemeinde (!) schreibt dazu:
„Wenn in hellenistische Zeit ein Würdenträger (der Regierung) einer Stadt einen offiziellen Besuch (parusia) abstattete, zogen ihm die führenden Bürger entgegen, um ihn willkommen zu heißen und auf dem letzten Stück des Weges zu geleiten. Das nannte man die ‚apantesis‘. Das Wort wird mit ähnlichem Sinn in Matth.25:6 und Apg.28:15 gebraucht. Es ist ein sprechendes Bild: der HErr wird von den Seinen das letzte Stück auf Seinem Weg zu Erde begleitet, wobei die jetzt von den Toten Auferweckten und die, die am Leben geblieben waren, vereint werden.“ („Kommentar zur Bibel“, Band 4, S.442, Brockhaus).
Es ist also nicht der HErr, der die Gemeinde abholt, sondern die Gemeinde, die den HErrn abholt. Das Kommen Christi ist demnach sowohl ein Kommen FÜR die Seinen, als auch ein Kommen MIT den Seinen. Von dem Zeitpunkt der Begegnung des HErrn mit Seiner Braut in der Luft werden wir fortan immer „mit Ihm zusammen sein“ (V.17b). Von diesem Augenblick an kann das Kommen unseres HErrn ohne Verzögerung fortgesetzt werden. Es besteht überhaupt kein Hinweis in 1.Thes.4 und 5, dass der HErr dann erst noch einmal mit Seiner Braut für sieben Jahre in den Himmel zurückkehrt. Bitte, liebe Brüder: wo steht das überhaupt sonst geschrieben? Wer gibt uns das Recht, eine Kurve nach oben zu ziehen, wenn die Bibel es nicht tut? Vielmehr erfüllen sich doch dann die wunderbaren Verheißungen: „Dann wird der HErr, mein Gott, kommen und alle Heiligen mit ihm“ (Sach.14:5) – „Wenn Er kommt, um an jenem Tage verherrlicht zu werden in Seinen Heiligen und bewundert in allen denen, die geglaubt haben“ (2.Thes.1:10) – „Wenn aber der Christus, unser Leben, geoffenbart werden wird, dann werdet auch ihr mit Ihm geoffenbart werden in Herrlichkeit (Kol.3:4) – „Und nun Kinder, bleibt in Ihm, auf das wir, wenn er geoffenbart wird, Freimütigkeit haben und nicht vor Ihm beschämt werden bei Seiner Ankunft“ (1.Joh.2:28) – „Das sehnsüchtige Harren der Schöpfung wartet auf die Offenbarung des Söhne Gottes.“ (Römer 8:19) –
Wir erwarten den HErrn aus den Himmeln, der uns zwar nicht vor der kommenden Drangsal, wohl aber von dem kommenden Zorn befreien wird (1.Thes.1:10).
2. Exkurs: WER hält denn WEN auf?
Es ist erstaunlich, daß sich in dem Buch von Bruder Christian Briem (C. B.) überhaupt keine Auslegung von 2.Thes.2:7 findet, denn immerhin gehört dieser Vers ja zu den Hauptargumenten für eine angebliche Vorentrückung, bzw. geheime Entrückung. Was hat das zu bedeuten? Darf man vermuten, daß sich Bruder C. B. schon im Vorfeld seiner Manuskriptfassung darüber im Klaren war, dass dieses Argument schon vor längerer Zeit durch ein genaueres Grundtext-Studium entkräftet und widerlegt wurde? Doch für die Brüder, die nicht wissen, worum es hierbei geht, möchte ich kurz die ursprüngliche Argumentation aufzeigen, um dann den Irrtum klarzulegen:
Es heißt dort in 2.Thes.2:7: „Denn schon ist das Geheimnis der Gesetzlosigkeit wirksam; nur ist jetzt der, welcher zurückhält, bis er aus dem Wege ist.“ Hier gibt es also jemanden, der jemand anderes zurückhält, und dieser „jemand“ muss erst „aus dem Wege geschafft werden. Für die Anhänger der Vorentrückungslehre ist klar: Der Heilige Geist hält heute noch durch die Anwesenheit der Gemeinde auf der Erde das Kommen des Antichristen auf; ist die Gemeinde aber mit dem Heiligen Geist dann „aus dem Wege“ geschafft durch die Entrückung, dann kann auch der Antichrist kommen und seine siebenjährige Herrschaft antreten.
Wenn diese etwas wage Auslegung stimmen sollte, dann würde sie ein direkter Widerspruch zu dem sein, was wir in den ersten drei Versen dieses Kapitels lesen, die wir bereits betrachtet haben. Dort heißt es ja, daß der „Tag des HERRN“ und damit auch unser „Versammeltwerden zu Ihm hin“ nicht eher kommen werden, als wenn nicht zuvor der „Abfall“ und der „Antichrist“ kommen. Also irgendwas scheint da nicht zu stimmen.
Eine andere Schwierigkeit besteht in der Tatsache, daß die Gemeinde oder der Heilige Geist doch gar nicht in diesem Abschnitt erwähnt wird. Es gibt auch sonst im N.T. keine Stelle, die besagt, daß der Heilige Geist heute das Kommen des Antichristen aufhält. Im Gegenteil: In dem Gleichnis vom Unkraut in Mat. 13:24-30 bezeugt der HERR, daß das Böse in Anwesenheit der Gemeinde bis zur „Ernte“ ausreift, d.h. bis zur „Vollendung des Zeitalters“. Wieder ein Beweis dafür, daß unsere Entrückung erst nach Vollendung dieses Äons stattfindet und nicht schon sieben Jahre vorher.
Ein weiteres gewichtiges Argument gegen die Hypothese, dass der Heilige Geist der „Aufhaltende“ sei, der aus dem Wege geschafft werden müsse, hat ein lieber Bruder einmal er erklärt: „Nach der Entrückung der Gemeinde mit Wegnahme des Geistes soll ja der abgerissene Faden Israels wieder angesponnen werden. Die Bekehrung des ganzen Volkes steht noch bevor. Auch sollten sich die ‚Evangelisten des Reiches‘ an die Arbeit machen. Das aber setzt doch voraus, dass der Geist wieder da ist. Wie sollte sich sonst jemand bekehren? Und wer könnte auch etwas Geistliches tun, wenn der Geist nicht da ist? Auch der Antichrist hätte nichts, wogegen er so richtig „anti“ sein könnte, denn mit dem Geist ist auch alles Geistliche von der Welt genommen.“
Wenn wir uns jedoch nicht auf Spekulationen einlassen wollen, sondern eine biblische Antwort finden wollen auf die Frage, WER hier in V.7 eigentlich WEN aufhält, sollten wir uns erst einmal fragen, was denn überhaupt das Thema dieses Kapitels ist. Dazu lesen wir in Vers 1: „…wegen der Ankunft unseres HERRN JESUS CHRISTUS…“. Es geht also nicht vorrangig um das Kommen des Antichristen, sondern um die Ankunft CHRISTI. Der Antichrist wird erst in V. 3 erwähnt, und zwar als ein solcher, der zuerst kommen muss, d.h. der demnach indirekt das Kommen des HERRN JESUS aufhält bzw. „zurückhält“. Nach dieser Erklärung heißt es dann in Vers 6: „Und jetzt wisset ihr, was zurückhält“, nämlich der zuvor angekündigte Abfall und die Offenbarung des Antichristen, „auf daß Er zu Seiner Zeit geoffenbart werde“, d.i. natürlich der HERR JESUS. In Vers 7 räumen die Schreiber zwar zunächst ein, daß das „Geheimnis der Gesetzlosigkeit“ (nämlich der Geist des Antichristen) schon auf der Erde ist, aber es fehlt noch an der personifizierten Offenbarung des Gesetzlosen selbst.
Die verborgene Wirksamkeit des antichristlichen Geistes tritt heute immer mehr zu Tage, je näher das Kommen unseres HERRN herbei rückt. Nun stellt sich jedoch noch die Frage, was mit der sonderbaren Redewendung gemeint ist: „…nur ist jetzt der, welcher zurückhält, bis er aus dem Wege ist.“ Wenn – wie wir gesehen haben – der Antichrist der „Zurückhaltende“ ist, wie kann er dann „aus dem Wege“ geräumt werden?
Um schwierige Stellen besser zu verstehen, ist es oft hilfreich, eine griechische Interlinear-Übersetzung zur Hand zu nehmen, die es auch dem Laien erlaubt zu prüfen, was im Grundtext wirklich geschrieben steht. Gott hat uns ja keine originalgetreue Übersetzung verheißen, sondern hat uns den verbindlichen Originaltext in griechischer Sprache gegeben, um im Zweifelsfall die Übersetzungen auf ihre Genauigkeit hin zu überprüfen. Wenn die lieben Brüder der sog. „Brüdergemeinden“ dies auch bei dieser Stelle getan hätten, wären sie wohl nicht auf die Idee gekommen, daß es sich um den Heiligen Geist handelt; denn es steht dort gar nicht: „…bis er aus dem Wege ist“ sondern es heißt wörtlich: „…bis er aus der Mitte werde“ bzw. „hervorkommt„!
Und schon ergibt sich ein ganz anderer Sinn: der Antichrist, der die Ankunft unseres HERRN zurückhält, weil er eher kommen muss, ist solange im Verborgenen wirksam, bis er zu Beginn der sieben Jahre aus der Mitte der Menschen hervorgeht! Das griechische Wort „genetai“ (= „werden“) hat auch die Bedeutung von „geboren werden“ (vgl. „Genetik“) oder „hervorkommen“ (z.B. in Mat. 21:19; Mark. 1:11; Luk. 9:35; Gal. 4:4; Röm. 1:3). Nirgendwo hat es die Bedeutung von „abschaffen“ oder „wegnehmen“!
Dieses Verständnis lässt sich auch einfach mit der Schrift belegen: So heißt es im Danielbuch immer wieder: „Ein König wird aufstehen, frechen Angesichts und der Ränke kundig“ (Dan.7:24 /8:23). Dies ist zweifellos der Antichrist. Ebenso lesen wir in Offb. 13:1 „Und ich sah aus dem Meere ein Tier aufsteigen, welches zehn Hörner und sieben Köpfe hatte“. Ob der Antichrist auch natürlich geboren wird oder plötzlich in Erscheinung tritt, lässt sich nicht genau sagen, wahrscheinlich ist jedoch das Erstere, denn auch der HERR wurde ja normal geboren. Demnach könnte er sogar schon auf der Welt sein.
Nachdem der Antichrist „geboren“ und „aufgestiegen“ ist, wird er auch als „Gesetzloser geoffenbart“ (Vers 8). Dann heißt es von ihm, daß er in „aller Macht und allen Zeichen und Wundern der Lüge und in allem Betrug der Ungerechtigkeit“ auftreten wird. Durch seinen „Betrug“ werden allerdings nur die getäuscht werden können, die ohnehin verloren gehen werden, „weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht annahmen“ (V.9-10). Wenn aber die Gläubigen nicht mehr auf der Erde sind, wozu dann noch all dieses Theater? Wen kann der Antichrist denn noch betrügen wollen, wenn ohnehin nur noch solche auf der Erde sind, die wegen ihres Unglaubens Betrogene sind? Wie kann er sie noch verführen wollen, wenn sie ihm doch ohnehin schon gehören? (vgl. 2.Kor.4:4). Solch ein Vorhaben macht doch nur wirklich Sinn, wenn es noch Gläubige auf der Erde geben wird, die man verführen kann! Da sind wir auch schon bei der nächsten Frage:
3. Exkurs: WER fällt von WAS ab?
In 2.Thess. 2:3 haben wir gelesen, daß vor dem „Tag des HERRN“ noch „der Abfall“ kommen müsse. Was ist mit diesem „Abfall“ gemeint? Da uns die Schreiber keine näheren Erklärungen geben, setzen sie voraus, daß wir es schon wissen (können). Tatsächlich kündigt uns das N.T. ja an sehr vielen Stellen an, daß in den letzten Tagen viele verführt werden und abfallen, und zwar „vom Glauben„! So heißt es in 1.Tim.4:1: „Der Geist aber sagt ausdrücklich, dass in späteren (wörtl.“hysterischen“) Zeiten etliche von dem Glauben abfallen, indem sie achten auf verführerische Geister und Lehren von Dämonen…“ Diese „etlichen“ sind eindeutig Christen, zumindest solche, welche dies vorgeben zu sein. Wie könnte ein Ungläubiger vom Glauben abfallen, wenn er doch nie Glauben gehabt hat? Ein Apfel fällt ja schließlich auch nicht vom Kirschbaum ab!
Von daher ist es mir einfach unverständlich, wie Brüder wie z.B. M. Jaegle in seinem Büchlein „Christi nahe gekommene Wiederkunft“(1988) behaupten kann, daß es sich bei dem „Abfall“ in 2.Thes.2:3 um einen „Abfall der Gesamtmenschheit“ handele (S. 20-24). Von WAS soll die Welt denn bitte schon abfallen? Etwa von ihrem Anspruch, ein sog. „christliches Abendland“ zu sein? Diesen Anspruch hat sie doch ohnehin nie verdient, sondern sich selber angemaßt; bestenfalls war Europa bisher ein „kirchlich-religiöses Abendland“. Deutlich ist zwar auch in der Welt seit ca. 200 Jahren ein zunehmender Abfall von biblischen Normen feststellbar (vgl. Offb.17:16), aber eine „pseudo-christliche Gesellschaft hatte von der Bibel sowieso nie eine Verheißung. Daher ist es für uns heute auch kaum interessant, wenn sie immer mehr an christlich-verbrämter Substanz verliert und zum vorchristlichen Heidentum zurückkehrt. Damit wird sie zumindest wieder ihrer ursprünglichen Natur treu: Das römische Weltreich lässt sich von den Wunden heilen, die ihm die katholische Kirche zugefügt hat (Offb. 13:3).
Es liegt dabei klar auf der Hand, warum sie diesen „Abfall“ nur als einen Abfall der ungläubigen Menschheit deuten können, denn wenn sie zugestehen würden, daß es sich hier nur um einen Abfall der Gläubigen vom Glauben handeln kann, dann müssten sie sich ja auch eingestehen, daß bei der Offenbarung des Antichristen noch Gläubige auf der Erde sind, die wirklich abfallen können. Dabei ist es ohnehin völlig unnötig, den „Abfall“ in die Zeit des Antichristen zu verlegen, nur weil beide Ereignisse in einem Satz genannt werden. Wir sollten doch nicht übersehen, daß die Versammlung CHRISTI von Anfang an durch Vermischung mit den Ungläubigen und mit falschen Lehren von ihrem ursprünglichen Zustand abgefallen ist. Dieser Abfall wurde immer wieder vom HERRN und seinen Aposteln vorhergesagt: Matth.13:24-33; Apg.20:29+30; 2.Kor.11:2-4; 2.Tim.3:1-9+13 /4:3+4; 2.Petr.3:3-9; 1.Joh.2:18 /4:1-6; 2.Joh.7. Der HERR JESUS sagte für die Zeit des Endes: „Sehet zu, daß euch niemand verführe! denn viele werden unter Meinem Namen kommen und sagen: Ich bin der Christus! und sie werden viele verführen.“ (Matth. 24:5). Ein Ungläubiger kann ja gar nicht mehr verführt werden, weil er ja schon verführt und betrogen ist.
Einzelne Erweckungen – die jedoch auch nur zeitlich und örtlich begrenzt waren – sollten uns nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Braut CHRISTI bis heute noch nicht zubereitet ist für die Wiederkunft unseres HERRN. Diese Zubereitung muss und wird aber geschehen, und zwar durch die Leiden der siebenjährigen Drangsalszeit (Offb.12:6/ 19:7; Mat.25:7; 2.Petr.3:9; Hohel.3:6/ 8:5). Deshalb sagten Barnabas und Paulus uns auch, „dass wir durch viele Trübsale in das Reich Gottes eingehen müssen.“ (Apg.14:22).
Es ist typisch für das anmaßende Selbstverständnis der Brüdergemeinden heute, daß Bruder C. B. auf S. 82 seines Buches bezeugt: „Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass dieser Ruf (gemeint ist der sog.“Mitternachtsruf“ in Mat. 25:6) bereits ergangen ist.“ (Fettdr. v. m.) Er bezieht sich bei dieser Behauptung auf die Erweckung in England vor 150 Jahren, aus der bezeichnenderweise die Brüderbewegung hervorgegangen ist. Wer gibt ihm aber bloß diese „tiefe Überzeugung“? Wer gibt ihm das Recht so zu tun, als ob mit Entstehen der Brüdergemeinden die Gläubigen insgesamt aus dem Schlafe erwacht sind? Der Text in Mat. 25:1-13 lässt eine – auf den Ruf hin folgende – Verzögerung von nochmal mehr als 150 Jahren kaum erkennen: Aus Vers 10 ließe sich eher der Schluss ziehen, daß eine Umkehr nach dem „Mitternachtsruf“ nicht mehr möglich sein wird; denn der Nachdruck wird ja gerade auf ein „Zu-spät“ gelegt. Außerdem müsste man bei obiger Auslegung dann davon ausgehen, daß die Christen heute wachsamer und zubereiteter sind als in den Jahrhunderten zuvor, aber das Gegenteil ist leider der Fall!
Nicht nur geht das Selbstverständnis der Brüdergemeinden an der heute allgemeinen Realität des „Laodicäa“-Christentums vorbei, sondern es widerspricht auch den Worten ihres Begründers, John Nelson Darby, der selber eingeräumt hat, daß der Abfall der Christenheit bis heute andauert (vgl. „Gemeinde Jesu in Knechtsgestalt“, S.364+365).
Ist ein „gläubiger Jude“ und ein „gläubiger Christ“ dasselbe?
Im zweiten Teil des Buches „Die Entrückung der Gläubigen“ legt Bruder Christian Briem (C. B.) u.a. die sog. prophetische Rede des HERRN in Matth.24 aus (S. 55-68). Er unterteilt zunächst die Kapitel 24 und 25 in „drei große Abschnitte, wobei er ohne jegliche Begründung oder ersichtliche Berechtigung sie folgenden Personengruppen zuordnet (S. 57):
– Kap.24:1-44 = Dieser Abschnitt hat angeblich „mit den Juden zu tun„.
– Kap.24:45-Kap.25:30 = In diesem Abschnitt gehe es „ausschließlich um Christen„.
– Kap.25:31-46 = In diesem Abschnitt „kommen die Nationen vor uns„.
Ich möchte im Folgenden nicht die Zuordnung der beiden zuletzt genannten Abschnitte in Frage stellen, sondern nur die zuerst genannte. Zur „Rechtfertigung“ dieser äußerst willkürlich anmutenden Einteilung behauptet C. B. (S.57): „Wir müssen jedoch beachten, daß die Jünger hier nicht als Christen vor dem HERRN JESUS stehen. Noch gab es das Christentum nicht. Nein, als Vertreter des gläubigen Überrestes aus dem jüdischen Volk stehen sie vor Ihm. Als gläubige Juden hatten sie ihn gefragt, und als Vertreter des jüdischen Überrestes auch späterer Tage empfangen sie Seine Belehrungen.“ – (Hervorhebungen von mir).
Es stellt sich bei dieser Behauptung zunächst einmal die Frage, was Bruder C. B. veranlasst hat, sie überhaupt aufzustellen, denn so offensichtlich und eindeutig scheinen seine Feststellungen ja nun
wirklich nicht zu sein, wie er dem Leser glauben machen will. Wer die Rede des HERRN in Matth.24 kennt, wird wissen, daß es hier um die Verführungen und Verfolgungen geht, denen die Gläubigen in der letzten Zeit vor der Wiederkunft des HERRN ausgesetzt sind. Wer nun richtig durchblickt, der erkennt sofort, warum C. B. in den hier erwähnten Gläubigen nur den „jüdischen Überrest“ sehen kann: Denn wenn es hier tatsächlich um „Christen“ ginge, dann wäre mit dieser Endzeitrede des HERRN ja wieder einmal bewiesen, daß wir Gläubige doch durch die Drangsalzeit müssen, die ja in diesem Kapitel beschrieben wird. Folglich: Was nicht sein darf, kann auch nicht sein.
Bevor ich aber die einzelnen Argumente von C. B. zur Begründung seiner These anführe und widerlege, möchte ich erst einmal in der Bibel prüfen, ob es eigentlich einen Unterschied zwischen einem „Christen“ und einem „gläubigen Juden“ gibt: Erschwert wird dieses Prüfen jedoch schon durch den Umstand, daß es den Ausdruck „gläubige Juden“ überhaupt nicht in der Bibel gibt. Wohl gibt es „Gläubige aus der Beschneidung„(Apg. 10:45), so wie es ja auch „Gläubige aus den Nationen“ gibt (Apg.21:25). Auch die Bezeichnung wird in der Bibel klar bezeugt (Apg.11:26 /26:28; 1.Petr.4:16). Was meint also Bruder C. B., wenn er von „gläubigen Juden“ spricht, wo dieser Ausdruck doch nirgendwo in der Bibel belegt wird?
Fest steht jedenfalls, daß der HERR JESUS in Matth.24 nicht zu den Juden redet, sondern zu „Seinen Jüngern“ (V. 1). In Matth.23:34-39 richtet der HERR eine prophetische Botschaft an die Juden. Dort sagt Er ihnen am Ende: „Siehe, euer Haus wird euch öde gelassen; denn Ich sage euch: Ihr werdet mich von jetzt an nicht sehen, bis ihr sprechet: ‚Gepriesen sei, Der da kommt im Namen des HERRN!'“ (V.38+39). Wie auch in der bedeutsamen Geste von Kap. 13:1 geht der HERR dann auch hier in Mat.24:1 „hinaus und ging von dem Tempel hinweg“. Wenn der HERR nun noch eine weitere Botschaft an die Juden gehabt hätte, warum hat Er sie denn schon so vorzeitig verlassen und redet stattdessen zu „Seinen Jüngern“?
Seine Jünger werden zwar erst in Apg.11:26 „Christen“ genannt, aber sie sind deshalb nicht erst in Antiochien zu Christen geworden, denn sie waren ja schon zurzeit JESU Nachfolger CHRISTI (= „Christen“). Von Natur waren sie zwar Juden, aber durch den Glauben und das treue Anhangen an den HERRN wurden sie zu Seinen „Jüngern“ (Joh.8:31/15:8).
Damit waren sie zwar noch der Herkunft nach „Juden“, d.h. Nachkommen von Juda oder Benjamin, aber ihrer geistlichen Herkunft nach waren sie nun „Kinder Gottes“ bzw. „Jünger CHRISTI“ weil sie CHRISTUS als ihren Erretter aufnahmen (Joh.1:12). Der HERR bezeugte ihnen (sowie auch uns), daß sie nur dadurch Seine Jünger sein konnten, wenn sie auch in Ihm blieben (Joh.15:1-8). Demnach waren sie schon „in Ihm“, nur sie mussten auch „in Ihm“ bleiben. Von denen aber, die „in CHRISTUS“ sind, heißt es aber in 2.Kor.5:17 „Daher, wenn jemand in CHRISTO ist, da ist eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, alles ist neu geworden„.
Da sie nun aber eine „neue Schöpfung“ waren, ist es doch äußerst unwahrscheinlich und unglaubwürdig, daß der HERR sie plötzlich als Vertreter des jüdischen Überrestes anspricht und nicht mehr als Christen. Paulus sagte später einmal, daß er die Privilegien seiner ursprünglich jüdischen Herkunft um CHRISTI willen alle „eingebüßt“ hat und sie für „Dreck“ achtet (Phil. 3:8). „Einbüßen“ bedeutet aber „verlieren“, d.h. vor Gott war dies alles nun hinfällig geworden. Von nun an waren die „Juden“ seine ärgsten Feinde geworden, die ihn immer wieder verfolgten und zu töten suchten. Doch die ersten Gläubigen der Urgemeinde schämten sich nicht „als Christen“ von ihren eigenen Landsleuten Unrecht zu erleiden (Apg.5:41; 1.Petr.4:16), im Gegenteil: sie wollten auch nur noch „in Ihm“ erfunden werden!
Außerdem: Wo finden wir irgendwo in der Bibel eine Parallele, daß der HERR die Seinen mal als etwas anderes angeredet hätte, als sie in Wirklichkeit sind? Natürlich gab es damals noch kein Christentum, denn dies war ja erst im Entstehen, aber es gab erst recht noch nicht den „gläubigen Überrest aus dem jüdischen Volk“. Und wenn der HERR sich wirklich auf diesen beziehen wollte, warum hat Er dies nicht einleitend erklärt? Z.B. hätte Er ja sagen können: „Der Überrest eures Volkes wird viel leiden und verfolgt werden… Wenn sie dann den Gräuel der Verwüstung sehen…Sie sollen wachen, denn sie wissen nicht, in welcher Stunde ihr HERR kommt…etc.“
Auch in Matth.24 selbst finden wir viele Hinweise, die es sehr fragwürdig erscheinen lassen, daß es sich hier um den jüdischen Überrest handelt: z.B. heißt es in Vers 32, daß die Jünger von dem Feigenbaum lernen sollen. Wir wissen alle, daß der „Feigenbaum“ ein Bild auf den Staat Israel ist. Mit der Gründung des Staates und der zunehmenden Einwanderung von Juden aus der ganzen Welt sind seine Zweige „weich geworden“, d.h. sie haben etwas Leben, vergleichbar mit den „Gebeinen“ in Hes.37, die schon Sehnen, Fleisch und Haut angenommen haben, aber noch nicht den Odem (Geist Gottes) empfingen, die „Blätter“, die hervor treiben, sind ein Bild auf die Selbstgerechtigkeit (Nationalismus!), die wir ebenfalls heute schon erkennen (vgl. 1.Mo.3:7). Als der HERR JESUS zu Seinem Volke kam, fand er geistlicher weise auch nur „Feigenblätter“ vor (Matth.21:l9). Wörtlich sagte Er daraufhin: „Nimmermehr komme Frucht aus dir in dem (d.h. in diesem) Zeitalter“, denn im zukünftigen wird dieser Feigenbaum wieder Frucht bringen! Kaum wird aber der HERR den Juden ihre Zukunft schon voraussagen ohne daß Er sie zuvor ermahnt hätte, erst einmal Buße zu tun; vielmehr gelten diese Gleichnisse uns, damit wir an der Entwicklung und Erfüllung der Prophetie absehen können, wie nahe das Kommen unseres HERRN schon gerückt ist.
Ein Jude braucht auch nicht zu „wachen“ (V.42) oder sich vor der Verführung in achtzunehmen, sondern muss sich erst einmal bekehren, sonst ist er sowieso betrogen. Die Juden werden ohnehin den Antichristus aufnehmen und mit ihm einen Bund schließen für die sieben Jahre, den dieser dann schon nach 3 1/2 Jahren wieder brechen wird (vgl. Dan.9:27; Jes.28:14-22; Joh.5:43). Es werden zwar auch schon in diesen 7 Jahren einige Juden zum Glauben kommen (Dan.11:33-35), aber die Mehrzahl des Überrestes wird erst dann den „Geist der Gnade und des Flehens“ empfangen, wenn sie beim Kommen des HERRN auf Ihn blicken, „den sie durchstochen haben (Sach.12:10). Das ganze Volk wird quasi „an einem Tag“ zur Buße kommen und wiedergeboren werden (Jes. 66:7-9).
Freilich wird die Annahme des ganzen Überrestes Israels erst nach unserer Entrückung erfolgen, wenn gleichsam „die Vollzahl der Nationen eingegangen“ sein wird (Röm.11:25). Dieser Überrest wird dann auch nicht mehr entrückt, sondern wird vor der Ausgießung des Zornes Gottes nach den sieben Jahren beschützt und „versiegelt“ (Jes.26:15-21; Offb.7:1-8). Es gibt keine zwei Entrückungen, sondern nur eine einzige, an der alle Gläubigen teilhaben, von Abel angefangen bis zu den letzten dieses Zeitalters (1.Kor.15:51+52)! Dies wird verständlicher Weise eine unvorstellbare Menge sein, ja, Johannes bezeugt sogar eine „große Volksmenge, welche niemand zählen kann, aus jeder Nation und Stämmen und Völkern und Sprachen“(Offb. 7:9); d.h. nicht nur aus „einem“ Volk, wie z.B. dem jüdischen, sondern aus allen Völkern! Gerade aber von diesen wird uns bezeugt, daß sie aus der „großen Drangsal“ kommen werden (Offb. 7:14)!
Hier sind die Verfechter der Vorentrückungslehre natürlich gar nicht mit einverstanden. Da es jedoch zu offensichtlich ist, daß diese unzählige Schar von Gläubigen durch die Drangsalszeit hindurch musste, blieb ihnen nur noch übrig zu behaupten, es handele sich nicht um die Gesamtschar der Gläubigen aller Jahrhunderte, sondern nur um den jüdischen Überrest, der sich in diesen letzten 3 ½ Jahren nach und nach bekehrt und durch deren Zeugnis sich auch welche aus den Nationen bekehren. Hier liegt aber ein gravierender Denkfehler vor, der wohl den meisten Brüdern noch nie richtig aufgefallen ist. Ein lieber Bruder hat dies mal so formuliert:
“Obwohl nach 2.Thes. 2 das Auftreten des Antichristen recht deutlich mit dem großen Abfall in Verbindung steht, scheint es nach dieser Deutung so, als sei dies gerade eben der Auftakt zu einer unerhört erfolgreichen Weltevangelisation. Was die letzten 250 Jahre Missionsgeschichte mit Heiligen Geist und ohne Antichristen nicht vermochten, das soll nun in der kurzen Zeit von 3,5 Jahren gelingen. Diese ‚Evangelisten‘ müssen Tag und Nacht arbeiten wie die Mähdrescher! Und das in einer antichristlichen Welt und bei Gegenwart des leibhaftigen Antichristen, wo man weder „kaufen noch verkaufen“ kann!“
Es steht also fest, daß eine groß angelegte Evangelisation nicht nur keine Verheißung in Gottes Wort hat, sondern zudem auch sehr unwahrscheinlich ist. Das Evangelium wird zwar – wie in Mat.24:14 bezeugt – bis zum Ende auf dem ganzen Erdkreis „gepredigt“ werden, und zwar „allen Nationen zu einem Zeugnis„, aber damit ist noch lange nicht gesagt, daß am Ende auch viele dem Evangelium Glauben schenken werden. Genau das Gegenteil wird vorhergesagt: Wenn Mose und Elia, die für die 3 1/2 Jahre (= 1260 Tage) wiedererweckt werden, ihr Zeugnis vollendet haben und vom Antichristen getötet werden, dann werden sich alle Erdbewohner über ihren Tod freuen und sich deshalb sogar Geschenke senden, weil sie das Zeugnis dieser zwei Propheten als Qual betrachteten (Offb.11:3-10). Der Gedanke von weltweiten Massenbekehrungen in jenen Tagen kann biblisch einfach nicht belegt werden; vielmehr würde es dem Zeugnis der Schrift widersprechen.
Bruder C. B. setzt dem allen die Behauptung entgegen, daß die Ungläubigen in jener Zeit nicht an dasselbe Evangelium glauben brauchen, wie wir es heute haben, sondern an ein viel vereinfachteres. Er nennt dieses „andere Evangelium“ gemäß Vers 14 das „Evangelium des Reiches“ (kurze Anmerkung dazu: Dieser Ausdruck wird nur im Matthäusevangelium gebraucht! in den parallelen Berichten der Endzeitrede JESU in Markus 13:10 und Lukas 4:43 heißt es einfach nur „das Evangelium“ bzw. „das Evangelium vom Reiche Gottes„!). Er schreibt dazu (S. 60): „Christen haben das Vorrecht, ein anderes ein noch höheres Evangelium zu verkündigen: das ‚Evangelium der Herrlichkeit CHRISTI‘ (2.Kor.4:4), das ‚Evangelium der Gnade Gottes‘ (Apg.20:24). Es ist auch das ‚Evangelium Gottes über Seinen Sohn‘ (Röm.1:1+2) – eine völlige Enthüllung Gottes über Seinen Sohn, die Kraft Gottes zum Heil jedem Glaubenden (Vers 16). In der Zeit des Endes aber werden gläubige Juden das ‚Evangelium des Reiches‘ verkündigen; d.h. sie werden kundmachen, daß niemand anderes als der HERR JESUS der wahre König Israels, ja, der König der ganzen Erde ist, und daß Seine Wiederkunft zur Errichtung Seines Reiches nahe bevorsteht.“ – Dann schreibt er dazu noch in der Anmerkung: „Das Evangelium des Reiches wurde vor dem Tod und der Auferstehung CHRISTI verkündigt (Mat. 10:7), und es wird, wie unser Vers deutlich macht, noch einmal verkündigt werden… Doch die Form, in der heute das Evangelium verkündigt wird, ist ungleich erhabener.“ –
Hier haben wir wieder einen klassischen Fall vor uns, wie man über das hinausgehen kann, was geschrieben steht (1.Kor.4:6). Diese Gewohnheit ist uns im Verlauf der Betrachtung des Buches von Br. C. B. ja schon oft begegnet. Die Behauptung, daß der HERR JESUS ein anderes Evangelium gepredigt hätte als die Apostel nach der Auferstehung ist völlig aus der Luft gegriffen und lässt sich deshalb auch sehr einfach widerlegen. Schon allein die Tatsache, daß Paulus immer wieder betonte, daß sein Evangelium dasselbe sei wie das des HERRN JESUS, sollte doch zu denken geben. Er nennt es deshalb auch „Evangelium des CHRISTUS“ oder das „Evangelium unseres HERRN JESUS CHRISTUS“ (Röm.15:19; 2.Kor. 2:12; 9:13; 10:14; 2.Thes.1:8).
Neben der Wortklauberei zwischen den Synonymen „Evangelium des Reiches“ und „Evangelium der Gnade Gottes“, „Evangelium der Herrlichkeit CHRISTI“ oder anderen gleichbedeutenden Ausdrücken ist es auch nicht wahr, daß nach der Auferstehung uns ein anderes Evangelium gepredigt wurde, als das „des Reiches“. So lesen wir z.B. in der Apostelgeschichte immer wieder: „Philippus… der das Evangelium von dem Reiche Gottes und dem Namen JESU CHRISTI verkündigte…“ (8:12) – „Er (Paulus) …überzeugte sie von den Dingen des Reiches Gottes“ (19:8) – „Ich (Paulus)… predigend das Reich Gottes…“(20:25) – „Er (Paulus) … bezeugte das Reich Gottes…“ (28:23) – und in den Briefen: „Aristarchus…Markus…und Justus… Diese alle sind Mitarbeiter am Reiche Gottes„(Kol.4:10+11) – „Gott, der euch zu Seinem eigenen Reiche und Seiner eigenen Herrlichkeit beruft“(1.Thes.2:12) – „…des Reiches Gottes, um dessentwillen ihr auch leidet“ (2.Thes.1:5).
Das Absurdeste dieser Auffassung wäre konsequenterweise die Schlussfolgerung, daß jeder, der heute das Evangelium verkündigt, das der HERR JESUS verkündigt hat, ein „anderes Evangelium“ verkündigt und deshalb gemäß Gal.1:6-9 „verflucht“ sei! Nein, es gibt nur ein Evangelium, und jedes „andere Evangelium“ ist letztendlich „kein anderes„, sondern nur eine „Verkehrung des Evangeliums des CHRISTUS“, so sagt Paulus (Gal.1:7). Bedenken wir den Ernst dieser Worte! Und unterschätzen wir nicht die verheerenden Auswirkungen, die oben genannte Auffassung für ungehorsame Christen haben könnte. So könnte ja – rein theoretisch – sich ein „Christ“ zum Judentum bekehren mit der Begründung: „Das christliche Evangelium hat zu viel von mir abverlangt (Selbstverleugnung, Gehorsam etc.), deshalb will ich lieber Jude werden, und wenn die Drangsalszeit kommt, einfach an das ‚Evangelium des Reiches‘ glauben, das lediglich von mir erwartet, an das Kommen des HERRN und Seines Reiches zu glauben. Dieses Evangelium ziehe ich dem anderen vor, weil es bequemer ist!“ Vielleicht lässt sich von daher auch der heute weit verbreitete Israel-Fetischismus erklären…
Wir sehen, daß die Erfordernisse, die Br. C. B. nach seinem Gutdünken dem „Evangelium des Reiches“ angedichtet hat, einfach zu kurzgreifen. Auch der HERR JESUS hat den Volksmengen Selbstverleugnung als Bedingung der Jüngerschaft gepredigt (Luk.14:33). Sein Missionsbefehl in Mat.28:19+20 schließt mit der Aufforderung ab: „…und lehret sie alles zu bewahren, was Ich euch geboten habe.“ Dieser Missionsbefehl ist Teil des generellen Missionsbefehls, der vom HERRN in mehreren Stufen wiederholt gegeben, erweitert und konkretisiert worden ist (vgl. 1.Joh.17:18 /20:21; Luk.24:47; Mark.16:15; Apg.1:8). Selbstverständlich konnten die Zwölf diesen Auftrag in ihrer begrenzten Lebenszeit nicht vollenden. Die Evangelien lassen allerdings klar erkennen, daß die Anweisungen des HERRN an die Zwölf prinzipiell auch für alle anderen Christen zumindest bis zu Seiner Wiederkunft gelten (vgl. 5.Mo.5:3/ 29:13-14; Joh.17:20; Röm.15:4). Andererseits lesen wir nicht einen einzigen Hinweis vom HERRN oder Seinen Jüngern, daß das Evangelium, daß der HERR JESUS zu Lebzeiten gepredigt hat, ein anderes sei als das Evangelium, das Paulus und die anderen verkündigt haben, und daß dieses erst wieder in der siebenjährigen Drangsalszeit gepredigt werden solle. Wer dies deshalb behauptet, geht wirklich über das Geschriebene hinaus!
Der „Faden des jüdischen Volkes“ ist nach Pfingsten auch nicht „abgerissen“ und wird deshalb in der letzten Jahrwoche auch nicht „wieder aufgenommen“ werden (So steht es jedenfalls nicht in der Bibel), sondern es heißt in Röm.11:16-21, daß damals einige Zweige „ausgebrochen“ wurden aus dem „Ölbaum“ und andere an deren Stelle „eingepfropft“ wurden. Dies erfüllte sich, als die Juden ihre Herzen verhärteten gegen das Evangelium und Paulus ihnen deshalb sagte: „Euer Blut komme auf euren Kopf! Ich bin rein; von jetzt an gehe ich zu den Nationen“ (Apg.18:16). Ihnen wurde aber genau die gleiche Möglichkeit zur Buße gegeben, wie auch uns, nur daß sie sich in der Mehrzahl versteckten bzw. verstockt wurden. Dennoch gab es auch schon in jener Zeit einen „Überrest nach Wahl der Gnade“(Röm.11:5), der den HERRN als Messias und Erretter annahm. Diese Juden wurden dann zusammen mit denen aus den Nationen Glieder des Leibes CHRISTI, so daß die „Zwischenwand“, die sie früher einmal trennten (der Gesetzesbund) in CHRISTUS aufgehoben wurde (Eph.2:11-18). Damit war jeder Unterschied beseitigt, sodass Paulus von da ab sagen konnte: „Da ist weder Jude noch Grieche, da ist nicht Sklave noch Freier, da ist nicht Mann noch Weib; denn ihr alle seid einer in CHRISTO JESU. wenn ihr aber CHRISTI seid, so seid ihr denn Abrahams Same und nach Verheißung Erben“ (Gal.3:28+29).
Es gibt also durch die Annahme der Nationen nun keine zwei Völker Gottes, sondern nur ein Volk Gottes, das sich aus Juden und Heiden zusammensetzt. Deshalb ist übrigens im Hohelied von einem „Reigen von Machanaim“ die Rede (6:13), d.h. übersetzt „der Reigen eines Doppellagers“ (weil es eine Fusion beider Lager gegeben hat). Hat aber damit die Existenz des Volkes Israel aufgehört? Nein, im Gegenteil! Die Gläubigen aus den Nationen wurden ja lediglich in den Ölbaum „eingepfropft“ (d.h. integriert) gemäß Röm.11. Der Ölbaum aber ist nichts anderes als das Volk Gottes, d. i. Israel, und die „Wurzel“ ist Abraham. Deshalb werden wir jetzt auch „Abrahams Same“ genannt. So konnte die Ruth (= ein Bild für die Gläubigen aus den Nationen) zu ihrer Schwiegermutter Noemi sagen: „Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott“ (Ruth 1:16). Zu welchem Volk gehörte die Noemi? Zu Israel!
Interessant ist auch die Feststellung in Eph.2:12, daß wir aus den Nationen „entfremdet waren, dem Bürgerrecht Israels„. Während wir früher also sozusagen „rechtlos“ bezüglich des Bürgerrecht Israels, so haben wir dieses Bürgerrecht heute erlangt, bzw. zurückerlangt. Denn der Ausdruck „entfremdet“ bedeutet ja „fremd geworden“, d. h. daß wir vor unserer „Entfremdung“ noch nicht „fremd“ waren, sondern Mitbürger Israels, und wurden erst jetzt nach 2000 Jahren wieder rehabilitiert und integriert. Dieser Tatbestand mag nun so manch einem Leser befremden, denn nur sehr wenige wissen, daß wir Europäer, d. h. die indogermanische, semitische Rasse nichts anderes sind als die Nachkommen der angeblich verschollenen zehn Stämme Israels! Dies lässt sich nicht nur geschichtlich, sondern auch biblisch nachweisen. Paulus schrieb den Römern z.B. daß „Abraham, unser Vater“ sei (Röm.4:1). Vermutlich deshalb, weil die Etrusker, die Gründer Roms, um 900 v.Chr. von Kleinasien nach Italien kamen und von ihrem Ursprung her Angehörige des Stammes Dan waren, der „auf Schiffen weilte (Richt.5:17) und zur Zeit der Hungersnot (Ruth 1:1) um 1200 v.Chr. nach Tarsus flüchtete. Zu allen Zeiten hat sich das Volk Israel durch Auswanderungen gen Westen in unbewohnten Gebieten Europas niedergelassen und neue Nationen gebildet (vgl. 1.Mo.35:11 „Eine Nation und ein Haufe von Nationen soll aus dir werden), deshalb ist es gut möglich, daß wir Gläubige aus Deutschland nicht nur geistlicher weise sondern auch natürlicherweise von Abraham abstammen (vgl. auch das Gleichnis in Luk.15:11-32 : der „ältere Sohn“ ist ein Bild auf die Juden, die neidisch waren auf die Gemeinschaft des HERRN mit Zöllnern und Sundern. Der „jüngere Sohn“ ist vermutlich ein Bild auf die zehn Stämme, bzw. die Nationen, die sich schon sehr früh von ihrem Gott verabschiedeten, dann aber wieder zum „Gott Israels“ zurückkehrten).
Zusammenfassend kann also festgestellt werden, daß die Geschichte der Gemeinde kein Einschub oder eine Unterbrechung in der Geschichte Israels darstellt, sondern eine konsequente – wenn auch erneuerte – Fortsetzung derselben ist. Hesekiel sollte symbolisch die zwei Völker Israel und Juda in seiner Hand als Hölzer zusammenbringen (Hes.37:15-28). Diese Vereinigung hat sich bereits in CHRISTO erfüllt zu Pfingsten und wird mit der zukünftigen Errettung des jüdischen Überrestes nur noch vervollständigt werden. Es ist einfach eine gefährliche Irrlehre und Vermessenheit, wenn man sich anmaßt, die Heilige Schrift in sich zu zerlegen und die einzelnen zerlegten Teile jeweils nach Gutdünken zwei Personenkreisen zuzuordnen, einem „jüdischen“ und einem „christlichen“. Das ist nicht nur unsinnig, da ein Jude sowieso nicht das Neue Testament liest bzw. ernst nimmt, sondern es ist auch ein großer Selbstbetrug, wenn man aufgrund dieser willkürlichen Methode den Schluss zieht, daß man die angeblich „für Juden“ geschriebenen Passagen oder Briefe (z.B. der Jakobusbrief) nicht befolgen müsse / brauche, weil man der fälschlichen Auffassung ist, daß diese ja nicht „für Christen“ bestimmt seien.
Um noch einmal auf Matth.24 zu sprechen zu kommen, so ist Bruder C. B. der Meinung, daß der HERR in den Versen 1-44 „ganz nach der Weise des A.T. redet“ (S. 55). Da stellt sich nur die Frage: Was ist denn die „Weise des Alten Testaments“ bzw.: Woran erkennt man diese? Er führt zum Beweis sechs „Beispiele“ an:
1.) „Ihr werdet von Kriegen und Kriegsgerüchten hören“ (Vers 6). Dazu sein Kommentar: „Ist das die Sprache des HERRN für uns Christen? Hören wir an irgendeiner Stelle in den Briefen des Neuen Testaments, wo wir ja die christliche Lehre entfaltet finden, auch nur ein einziges Mal etwas Derartiges? … Warnt er (Paulus) irgendwo vor Kriegen und Kriegsgerüchten?“
Nun, gerne möchte ich die Fragen unseres lieben Bruders beantworten: Der Nachdruck der Worte des HERRN liegt gar nicht so sehr auf dem, was wir hören (Kriege und Kriegsgerüchte), aber selbst wenn, dann wäre zu fragen: Hören wir denn im Alten Testament etwas Derartiges? Nein, der Nachdruck liegt vielmehr auf dem Nachsatz, den Bruder C. B. leider nicht mit zitiert hat: „…Sehet zu, erschrecket nicht„. Dieses Gebot finden wir aber z.B. auch in Phil.1:28 „Lasset euch in nichts erschrecken von den Widersachern…“ oder in 1.Petr.3:6 „Wenn ihr Gutes tut und keinerlei Schrecken fürchtet„. Selbst wenn es nur darum ginge, Stellen im Neuen T. zu finden, wo das Stichwort „Krieg“ vorkommt, würde man schon zur Genüge fündig werden (Jak. 4:2; 1.Kor. 9:7; 2.Tim. 2:3+4; Offb. 11:7/ 12:17/ 13:7/ 16:14/ 17:14/ 19:11+19). Doch beachten wir: Der HERR „warnt“ uns hier doch gar nicht, sondern Er fordert uns nur auf, nicht zu erschrecken. Auch in 2.Thes.2:3 wurden wir ja schon ermahnt, nicht bei jeder Kleinigkeit und jedem Gerücht gleich zu meinen, die Ankunft des HERRN wäre schon da.
2.) „Dies alles muss geschehen, aber es ist noch nicht das Ende“. Dazu schreibt C. B.: „…Für uns Christen gibt es keine weiteren Haushaltungen Gottes mehr. Im jüdischen Bereich jedoch müssen noch viele Dinge geschehen, ehe das Ende kommt…“ –
Zu beachten ist: Hier steht ja gar nichts von weiteren „Haushaltungen“. Außerdem muss auch im christlichen Bereich noch so manches geschehen, bis der HERR wiederkommt! So lesen wir in 2.Petr.3:9: „Der HERR verzieht nicht die Verheißung (d.i. Seines Kommens), wie es etliche für einen Verzug achten, sondern Er ist langmütig gegen euch (d.h. „denen, die einen gleich kostbaren Glauben mit uns empfangen haben“ V.1:1), da Er nicht will, daß irgendwelche verloren gehen, sondern daß alle zur Buße kommen„. Zu diesem Zweck wird Gott noch so manche Prüfungen erlauben, ja sogar uns in das Feuer der Drangsalszeit hineinnehmen, damit wir wie geläutertes Gold daraus hervorkommen mögen (1.Petr.1:6+7).
3.) „Wenn ihr nun den Gräuel der Verwüstung, von welchem durch Daniel, den Propheten, geredet ist, stehen sehe! an heiligem Orte (wer es liest, der beachte es), daß alsdann die in Judäa sind, auf die Berge fliehen“(V.15+16). Sein Kommentar dazu: „Der Ausdruck ‚heiliger Ort‘ zeigt klar, daß es sich nicht um den christlichen Bereich handeln kann, denn im Christentum gibt es keine geheiligten Stätten. Wenn wir einen heiligen Ort haben, dann ist das der Himmel, wo CHRISTUS ist. Jerusalem aber wird die ‚heilige Stadt‘ genannt (Mat. 27:53), und der hier bezeichnete ‚heilige Ort‘ ist der Tempel in dieser Stadt. Die Nennung ‚Judäas‘ spricht für sich. Und wo im Neuen Testament werden je Christen aufgefordert, ‚auf die Berge zu fliehen‘? Wenn wir etwas zu fliehen haben, dann ist es Götzendienst, Hurerei, jugendliche Lüste (1.Kor.6:18; 10:14; 2.Tim.2:22). Im Christentum handelt es sich nicht um buchstäbliche Orte, sondern um geistliche, sittliche Dinge.“ –
Der Bezug obiger Verse ist Dan.9:27, wo von der zukünftigen siebzigsten Jahrwoche und der Vergötterung des Antichristen die Rede ist. Achten wir aber bitte genau auf das, was hier steht: Natürlich dienen wir dem HERRN als Christen nicht an „heiligen Stätten“, aber hier wird ja auch gar nichts vom „Dienen“ gesagt! Es heißt einfach nur „sehen“; das kann z.B. durch ein Foto in der Zeitung schon geschehen, auf dem dieser „Gräuel der Verwüstung“ abgebildet ist. Und wenn Br. C. B. hier schreibt, daß es untypisch für einen Christen sei, vor einem antichristlichen Herrscher zu „fliehen„, dann sollte er sich doch mal die (Leidens-)Geschichte der Gemeinde CHRISTI ins Gedächtnis rufen! Durch alle Jahrhunderte hindurch hat es Christenverfolgungen gegeben, und wenn wir heute in Europa seit nunmehr schon fast 50 Jahren keine Verfolgung erdulden brauchen, dann ist es lediglich die „Ruhe vor dem Sturm„, der schon sehr bald losbrechen wird. Sobald der Tempel in Jerusalem wieder aufgebaut ist und der Weltherrscher in Jerusalem seinen Thron bestiegen hat, wird es nur noch 3 ½ Jahre dauern, daß mit der Aufstellung des Gräuels im Tempel eine weltweite Christenverfolgung einsetzen wird, ausgehend von Jerusalem. Die Christen in Judäa müssen dabei zuerst vorgewarnt sein, weil sie die ersten sein werden, dich der plötzlichen Abschaffung der Glaubensfreiheit zum Opfer fallen. Die ungläubigen Juden, die sich mit dem Antichristen verbündet haben werden, werden wohl kaum verfolgt werden denn der HERR JESUS sagt: „Euch kann die Welt nicht hassen; Mich aber hasst sie…“ (Joh.7:6) und zu Seinen Jüngern sagt ER: „Wenn ihr von der Welt wäret, würde die Welt das Ihrige lieben…“ (Joh.15:19), und zu guter Letzt wissen wir: „Alle aber auch, die gottselig leben wollen in CHRISTO JESU werden verfolgt werden“ (2.Tim.2:12).
4.) „Betet aber, daß eure Flucht nicht im Winter geschehe, noch am Sabbat“ (Vers 20) : „Der Sabbat gehört zum Judentum geradeso, wie der erste Tag der Woche, der Auferstehungstag unseres Herrn und Erlösers, das wahre Christentum kennzeichnet.“ (C. B.) –
Na und?! Was hat diese Feststellung denn mit seiner Beweisführung zu tun? In diesem Vers steht doch gar nicht, warum die Flucht nicht am Sabbat geschehen soll. Welch eine Bedeutung kann denn noch die Einhaltung des Sabbatgebots haben, wenn man auf der Flucht ist um seines Glaubens willen? Hat Gott etwa noch Gefallen an der Befolgung eines Gesetzes, das nichts zur Vollendung gebracht hat (und deshalb auch abgeschafft wurde), wenn durch die Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes längst eine bessere Hoffnung eingeführt wurde, durch die wir Gott nahen (Hebr.7:18+19)? Wohl kaum. Es geht hier also um etwas ganz anderes.
Da wir davon ausgehen dürfen, daß es hier um Gläubige geht, die in Judäa wohnen und die in einer Zeit verfolgt werden, in der der Antichrist mit dem jüdischen Volk einen Bund gemacht hat, dann liegt die Vermutung nahe, daß die Missachtung des Sabbatgebots, die in jenen Tagen sehr wahrscheinlich mit der Todesstrafe belegt wird, ein zusätzlicher Anlass für den Antichristen wäre, die Christen öffentlich zu achten. Der Antichrist ist ja kein „Antijude„, sondern ein echter Jude, der das Gesetz für seine Absichten missbraucht (vgl. Ps.50:l6). Schon heute kann es passieren, daß wenn jemand am Sabbat in Israel mit dem Auto unterwegs ist, er von den frommen orthodoxen Juden („Chassidim“) mit Steinen beworfen wird; wie viel mehr also in jener Zeit! Dass es hier nicht um die Vereitelung des Gottesdienstes geht, sondern um Erschwernisse und Repressalien, wird auch durch die parallele Erwähnung der Wetterunbilden („Winter“) und die Not der Schwangeren und Säugenden in jenen Tagen (V.l9) bestätigt.
5.) „Aber um der Auserwählten willen werden jene Tage verkürzt werden“ (V.22) – „…Gewiss sind die Gläubigen der Gnadenzeit ebenfalls auserwählt, aber ihre Auserwählung trägt einen viel höheren Charakter: Sie reicht zurück bis ‚vor Grundlegung der Welt'(Eph.l:4). Hier aber handelt es sich um die Auserwählten des jüdischen Volkes, die an dem Reich teilhaben werden, das ‚von‚ Grundlegung der Welt an bereitet ist (Mt 25:34).“ –
Zunächst sei festgestellt, daß das Wort „Auserwählte“ oder „auserwählt“ im ganzen Neuen Testament sich nirgends auf den Überrest Israels bezieht, sondern immer nur auf gläubige Christen (Luk.18:7; Joh.6:70; Joh.13:18; 15:16+19; Röm.8:33; 1.Kor.1:27+28; Kol.3:12; 2.Tim.2:10; Jak.2:5; 1.Petr.1:1; 2:9; 2.Joh.1+13; Offb.17:14). Sehr deutlich wird dieser Gegensatz zu Israel in Röm.11:7 „Was Israel sucht, das hat es nicht erlangt, aber die Auserwählten haben es erlangt.“ Die von Bruder C. B. angeführte Bibelstelle in Matth. 25:34 steht in einem ganz anderen Zusammenhang, was C. B. eigentlich hätte zugeben müssen. Denn er widerspricht sich ja selbst, wenn er zuvor auf S. 57 (vgl. in dieser Schrift S. 13 oben!) eine Einteilung der Kap. 24 u. 25 in die drei Abschnitte „für Juden“, für Christen und für die Nationen. Dabei fällt nämlich der Vers in Kap. 25:34 in den Abschnitt, den er selbst korrekterweise den Nationen zugeordnet hat (25:31-46).
6.) „Denn es werden falsche CHRISTI und falsche Propheten aufstehen …um so, wenn möglich, auch die Auserwählten zu verführen“ (Vers 24) „Die Juden, die den wahren CHRISTUS verworfen haben, werden in großer Gefahr stehen, einen falschen Christus aufzunehmen. In der Tat, sie werden es sogar tun (Joh.5:43)… Es ist eine typisch jüdische Gefahr. Für uns Christen ist sie gegenstandslos, weil wir wissen, daß CHRISTUS längst gekommen und von Seinem irdischen Volk ans Kreuz geheftet worden ist… Die Warnung für uns dagegen ist, die ‚Geister zu prüfen, ob sie aus Gott sind‘ (1.Joh.4:1). Jetzt wo der Heilige Geist auf der Erde ist, ist die Gefahr im christlichen Bereich außerordentlich groß, betrügerischen Geistern Gehör zu schenken statt dem Heiligen Geist. Das ist die typisch christliche Gefahr.“ (C. B.) –
Es ist mir unverständlich, daß Br. C. B. immer wieder von einer „Gefahr“ spricht, daß die Juden einen falschen Christus anheimfallen können, wo es doch von vorneherein feststeht, daß sie sowieso dem Antichristen anheimfallen, der sich ihnen als Christus ausgeben wird. Aber ist diese Gefahr wirklich für uns Christen gebannt? Sicher wissen wir, daß CHRISTUS schon gekommen ist, aber gerade in der Endzeit, wo wir doch Seine Wiederkunft erwarten, ist die Gefahr groß, daß einige auf einen „falschen Jesus“ hereinfallen. Davor werden wir auch in 2.Kor.11:4 ausdrücklich gewarnt. Gerade die moderne Christenheit von heute, denen schon seit Jahren ein „anderer Jesus“ gepredigt wird, steht wegen der weltweit anerkannten Vorentrückungslehre in Gefahr, den Antichristen für den wahren, wiedergekommenen CHRISTUS zu halten, da nach ihrer Lehre der Antichrist sowieso erst nach der Entrückung kommt. Daher ist es umso notwendiger, diese Irrlehre mit ihrer einschläfernden Wirkung zu widerlegen und dadurch zunichte zu machen.
Wie wir bisher gesehen haben, ist es also durchaus nicht so, wie Bruder C. B. behauptete, dass der HERR JESUS in Mat. 24:1-44 „ganz nach der Weise des Alten Testaments redet“ (S. 55). Doch möchte ich zum Abschluss noch zwei weitere Argumente nennen, die beweisen, dass es sich um Christen handelt, die der HERR in Matth. 24:1-44 anspricht und auf die Er sich auch bezieht:
1.) Wenn wir den Absatz von Vers 32 bis Vers 51 und auch die Eingangsworte von Kap.25 („Alsdann…“) unvoreingenommen betrachten, so lässt sich beim besten Willen kein Wechsel zu einem neuen Abschnitt erkennen, sondern ein nahtloser Zusammenhang! Eine Grenze zu ziehen zwischen den Versen 44 und 45 wäre völlig künstlich und ungesund, denn man wäre dann den Beweis schuldig, dass der HERR plötzlich in ganz anderer Weise zu einer ganz anderen Personengruppe spricht. Da der HERR ab Vers 45 noch nicht einmal eine Einleitung gebraucht, sondern im weiteren Verlauf mit fast denselben Worten das Gleiche sagt wie vorher, lässt auf nichts anderes schließen, als das es sich hier um eine harmonische Einheit von Aussagen und Adressaten handelt. So lesen wir in Vers 42 „Wachet also, denn ihr wisset nicht, zu welcher Stunde euer HERR kommt.“ Fast derselbe Wortlaut steht aber auch in Kap. 25:13: „So wachet nun, denn ihr wisset weder den Tag noch die Stunde.“ Ebenso parallel werden auch die Worte „essen und trinken“ (24:33 und 24:49), „Haus“(24:43 und 24:45) und „kommender HERR“(24:42 und 24:46) erwähnt.
2.) Matthäus 24 steht auch in völligem Einklang und Übereinstimmung mit zahlreichen Parallelstellen aus den Briefen des N.T. Ich habe hier im Folgenden mal eine Tabelle angefertigt, in der sich viele Stichworte in Matth. 24 buchstäblich oder sinnverwandt in den Briefen und der Offenbarung wiederfinden lassen, weshalb ich sie im Folgenden wiedergeben möchte:
Stichworte Matth. 1.Thes. 2.Thes. 1.Kor. 2.Petr. Offb.
Ankunft(Parusie) 24:3+39 4:15 2:1 15:23 3:4 viele
Dieb i. d. Nacht 24:43 5:2 3:10 3:3
Verführung 24:24 2:10 13:13
Verw. Gräuel 24:15 2:4 13
Sicherheit d. Welt 24:38 5:3
Wehen 24:8 5:3
Posaunenschall 24:31 4:16 viele
Mitwirken d. Engel 24:31 4:16 viele
Auferstehung 24:31 4:16 2:1 15:51 20:4ff
und Entrückung 24:31 4:17 2:1 15:51
Erschütterung des Kosmos 24:29 3:12 6:12ff
Warnung vor
Sorglosigkeit 24:49 5:6-8 3:11 viele
Synonymität von “Tag des HERRN“ und „Parusie“ 24: 29 5:2 2:2 15:52 3:10 6:17
Ruf z.Wachsamk. 24:42 5:6 viele
Wolken 24:30 4:17 1:7
Bei vertikaler Betrachtungsweise zeigt sich, dass gerade zwischen Mat. 24 und 1.Thes. 4 + 5 die meisten Beziehungen bestehen. Wie verträgt sich das mit den bekannten Hypothesen – dies für Israel, das für die Gemeinde, hier das Kommen des HERRN MIT den Seinen, da das Kommen des HERRN FÜR die Seinen? Augenscheinlich ist an beiden Stellen vom gleichen Ereignis die Rede. Doch hat es das NT nicht leicht, sich gegen die enorme Gewalt eines von Tradition, Gewohnheit und ‚großen dogmatischen Prinzipien‘ geprägten Denkmusters durchzusetzen.
DIE ANWESENHEIT DER GEMEINDE IN DER OFFENBARUNG
A. Der Sinn des Offenbarungsbuches
Die Absicht, die unser HERR JESUS CHRISTUS damit verfolgte, uns das Buch Seiner Offenbarung durch Johannes zu geben, wird in den ersten Versen des ersten Kapitels ausgedrückt, wie folgt: „Offenbarung JESU CHRISTI, welche Gott Ihm gab, um Seinen Knechten zu zeigen was bald geschehen muss; und durch Seinen Engel sendend, hat Er es Seinem Knechte Johannes gezeigt, der bezeugt hat das Wort Gottes und das Zeugnis JESU CHRISTI, alles was er sah. Glückselig, der da liest und die da hören die Worte der Weissagung und bewahren was in ihr geschrieben ist; denn die Zeit ist nahe!“ Ergänzend dazu heißt es in den letzten Versen dieses Buches: „Ich, JESUS, habe Meinen Engel gesandt, euch diese Dinge zu bezeugen in den Versammlungen. Ich bin die Wurzel und das Geschlecht Davids, der glänzende Morgenstern. Und der Geist und die Braut sagen: Komm!…Der diese Dinge bezeugt, spricht: Ja, Ich komme bald – Amen; komm, HERR JESUS! Die Gnade des HERRN JESUS CHRISTUS sei mit allen Heiligen!“ (Offb.1:1-3/ 22:16-21).
Trotz aller verschlüsselten Allegorien, die wir in diesem Buch vorfinden, besteht für uns jedoch kein Zweifel, für wen es geschrieben ist, nämlich für die Gemeinde des HERRN. wenn wir uns aber darin einig sind, dann dürfte es auch nicht mehr allzu schwierig sein, zu ahnen, worin der Sinn und das Ziel dieses Buches für uns bestehen. Wollte der HERR den verfolgten Gläubigen jener Zeit wirklich nur einige für sie unbedeutende Informationen über Seinen Plan mit dem Überrest Israels und den Gericht über die ungläubige Welt geben, um ihre Köpfe zu füllen und ihnen etwas unterhaltsame Zerstreuung zu gewähren inmitten einer völlig anderen Realität (Verfolgung und Leiden)? Das kann doch irgendwie nicht stimmen, nicht wahr?
Umso fragwürdiger erscheint daher die Auffassung der Vorentrückungslehrer, dass der größte Teil des Offenbarungsbuches nicht von uns als Gemeinde CHRISTI handelt, sondern angeblich nur den jüdischen Überrest und die antichristliche Umwelt in der Drangsalszeit betrifft. Wenn man mir einen seitenlangen Brief schreiben würde, der aber voller Informationen ist über Personen, die mich nichts angehen und mit denen ich auch nichts zu tun haben werde, dann würde ich das nicht nur als langweilige und stumpfsinnige Papierverschwendung ansehen, sondern auch als eine beleidigende Oberflächlichkeit, weil meine persönlichen Nöte und Schwierigkeiten nicht ernst genommen werden, sondern an ihnen vorbeigeredet wird. Dieses Motiv können wir dem HERRN aber unmöglich unterstellen; deshalb sollten wir den Mut haben, die oben genannte Auffassung in Frage zu stellen, indem wir sie kritisch unter die Lupe nehmen.
Die Schwierigkeit bei dieser Frage besteht darin, dass wir – wie wir im Folgenden noch sehen werden – in der Offenbarung häufig von Personengruppen lesen, deren Identität uns nicht näher beschrieben wird, als mit den Worten „Heilige“ (Offb.13:7), „144.000“ (14:1) oder manchmal einfach nur „Seelen“ (20:4). Deshalb ist es wichtig, genau auf den Zusammenhang zu achten, was uns noch von diesen oder dieser Personengruppe(n) berichtet wird, um ihre Identität festzustellen. Von dem Ergebnis wird dann abhängen, ob es wirklich der jüdische Überrest oder nicht vielmehr die Gemeinde des HERRN ist, die in den letzten sieben Jahren vom Antichristen verfolgt werden und z.T. als Märtyrer sterben werden.
Doch beachten wir zuvor noch folgende Gefahr: Wir wissen nur zu gut, dass es das Ansinnen des Teufels ist, das Wort Gottes für unser Leben unwirksam zu machen, wenn er es uns schon nicht rauben kann…
B. Wird in Kap. 4:1 die Gemeinde entrückt?
Zu dieser Frage äußert sich Bruder C. B. in seinem Buch folgendermaßen: „Ab Kap. 4 geht es nicht mehr darum, ‚was ist‘. Diese Epoche dauert nur so lange an, wie die Versammlung auf der Erde ist. Die Dinge, die ’nach diesem geschehen müssen‘ beziehen sich auf Ereignisse nach der Zeit der Kirche. Sie sind der eigentliche Gegenstand der Prophetie, nicht die Versammlung selbst… Johannes als Vertreter eines himmlischen Volkes hört… die Worte: ‚Komm hier herauf’… Die Frage, ob diese Worte auch eine Anspielung auf die Entrückung der Gläubigen darstellen, lasse ich offen. Man könnte es so sehen. Eines jedoch steht fest: Zum Zeitpunkt von Kap.4 hat die Entrückung stattgefunden… Mit dem Abschluss des dritten Kapitels wird die Versammlung in der Offenbarung nicht mehr auf der Erde gesehen...“ (S. 95 – 98) –
Ich frage mich: Wie kann etwas „feststehen“, wenn es noch gar nicht bewiesen ist. Oder sollte etwa die willkürliche Behauptung, dass die Gemeinde CHRISTI ab Kap. 4 nicht mehr in der Offenbarung erwähnt wird, Beweis genug sein, dass sie „zum Zeitpunkt von Kap. 4“ schon entrückt sei? Dieser „Beweis“ steht aber auf sehr schwachen Füßen! Es ist auch sehr komisch, dass die Apostel manchmal wie im Falle von Matth. 24 Vertreter des jüdischen Volkes sein sollen und hier plötzlich „Vertreter eines himmlischen Volkes“ wurden. Ihre wahre Identität ist demnach gänzlich von der Willkür und dem jeweils gerade nötigen Bedürfnis des Auslegers abhängig. Die angebliche „Anspielung auf die Entrückung“ ist jedenfalls eines eindeutig tendenziöse und vorgefasste Festlegung, auf die ein unbefangener Leser nie gekommen wäre.
Ab Kap. 4 wird zwar die Zukunft beschrieben, aber damit ist doch noch gar nicht gesagt, dass die Gemeinde in der Zukunft nicht mehr da ist. Wir werden im Verlauf unserer Betrachtung noch zur Genüge eingestehen müssen, dass es sich bei den „Heiligen“ oder „Erkauften“ nur um die Gemeinde handeln kann. Um es vorweg zu sagen: Wie kann ein Mensch denn heute noch heilig sein, ohne zur Versammlung CHRISTI zu gehören? Oder wie kann jemand sich von seinen Sünden rein waschen durch das Blut des Lammes ohne dadurch auch Glied am Leibe CHRISTI zu werden (vgl. Kap. 7:14)? Wenn auch die Gemeinde nicht ausdrücklich und namentlich in den folgenden Kapiteln genannt wird, so darf man deshalb noch nicht darauf schließen, dass sie nicht mehr auf der Erde sei. Sonst könnte man ja genauso gut sagen: Es wird in der Zukunft keinen begnadigten Überrest aus Israel mehr geben, weil das Wort „Überrest Israels“ überhaupt nicht im Buche der Offenbarung vorkommt. Was ist das für eine Logik?
C. Wer sind die 24 Ältesten?
Wer die „vierundzwanzig Ältesten“ aus Offb. 4 und 5 wirklich sind, das können wir nicht mit Sicherheit sagen, weil die Bibel es uns nicht sagt. Wenn der HERR uns also dieses Wissen vorenthält, dann hat Er dafür Seinen guten Grund; deshalb wollen wir keine Spekulationen anstellen, sondern kindlich darauf vertrauen, dass wir es eines Tages vielleicht wissen werden.
Bruder C. B. weiß es jedoch scheinbar besser: Indem er aus Kap.1:6 zitiert und diesen Vers mit Kap. 5:9 verknüpft, schreibt er (S. 100): „Damit kommen wir der Beantwortung der Frage, wer uns unter dem Symbol der vierundzwanzig Ältesten vorgestellt wird, schon wesentlich näher: „…und uns gemacht hat…“ Es müssen zumindest die Heiligen der Gnadenzeit sein. Und da sie auf Thronen sitzen und mit weißen Kleidern bekleidet und mit goldenen Kronen gekrönt sind, muss es sich um auferstandene Heilige handeln, um Gläubige also, die die erste Auferstehung erlebt haben.“ – Während er sich hier noch etwas wage ausdrückt, wird er sich auf S. 103 immer sicherer: „In den 24 Ältesten sehen wir die Gesamtheit der himmlischen Erlösten in der Herrlichkeit und sie kommen, wie uns das nächste Kapitel zeigt, aus jedem Stamm und Sprache und Volk und Nation (Vers 9).“ –
Ich weiß nicht, woher sich Br. C. B. diese Gewissheit nimmt, denn wieder einmal ist seine Beweisführung äußerst dürftig und spekulativ, wenn die Voraussetzungen schon ungenau oder willkürlich sind, dann kann das Ergebnis schon nicht mehr sicher und eindeutig sein. So bezieht sich z.B. zwar das Wort „uns“ in Kap. 1:6 unmissverständlich auf uns, die Erlösten, aber in Kap. 5:9 steht nicht „uns“, sodass wir vielmehr annehmen müssen, dass die 24 Ältesten sich selbst deshalb nicht zu der Schar der „für Gott Erkauften“ zählen. Hätten sie sich denn sonst nicht auch wie in Kap.1:6 ausgedrückt, um zu zeigen, dass ihre Dankbarkeit durch persönliche Betroffenheit umso größer ist? Vielmehr geben sie uns den Eindruck, dass sie wie die „vier lebendigen Wesen“ von Anfang an himmlische Geschöpfe sind, die nur dazu bestimmt sind, Gottes Heilshandeln von oben her zu beobachten und Gott ständig dafür ständig zu bewundern und anzubeten. Sie haben zwar auch weiße Kleider an, aber es heißt von ihnen nicht, dass sie „sie weiß gemacht haben im Blute des Lammes“ (Kap.7:14). Sie haben zwar „goldene Kronen“ wie der HERR auf ihrem Haupte (Kap. 14:14), aber diese Kronen werden nicht „Krone des Lebens“ genannt (Offb. 2:10; Jak.1:12).
Es können also Engel sein, die das Volk Gottes auf der Erde stets repräsentiert haben (24 = 2 x 12 = aus Israel und Nationen). Genauso wie das Volk Israel und die Gemeinde Älteste hatten, so haben wir auch in der Himmelswelt Älteste (vergl. 2.Mo.24:9-11 mit Ps. 91:1). Da im Buche der Offenbarung ohnehin keine geschichtliche Reihenfolge vorliegt, sondern Zeiträume oftmals sich überschneidend oder wiederholend dargestellt werden, ist es sowieso belanglos, ob sich Kap.4 und 5 vor oder nach der Entrückung ereignen. Sehr wahrscheinlich wird uns die Verherrlichung Gottes in Kap.4 aber als ein sich ständig wiederholendes, zeitloses Geschehen vorgestellt. Dass in Kap.5 zunächst noch keiner im Himmel gefunden wurde, der würdig ist, das Buch mit seinen sieben Siegeln zu öffnen, und erst im Verlauf des Kapitels das Lamm in Erscheinung tritt, lässt eher darauf schließen, dass sich Kap.5 zeitlich schon kurz nach der Auferstehung des HERRN und Seiner Himmelfahrt ereignet hat. Gerade das Öffnen der Siegel beschreibt den Zeitraum der letzten 2000 Jahre Weltgeschichte, der erst mit dem Kommen des HERRN JESUS enden wird (Dan.9:26+27).
D. Gibt es „verschiedene Gruppen von Heiligen“?
Ich hatte erwähnt, dass wir Gläubige in der Offenbarung nicht so typologisch als „Gläubige der Gnadenzeit“ bezeichnet werden, wie es Bruder C. B. gerne hätte. Wie auch in anderen Büchern der Bibel werden für uns einfach die Synonyme „Heilige“ oder „Aus-den-Menschen-Erkaufte“ verwandt, die aber von ihrer biblischen Definition her im Grunde dieselbe Personengruppe beschreiben. Wenn man allerdings die Vorentrückungslehre voraussetzt, dann muss man zwangsläufig das Buch der Offenbarung angepasst an diese Lehre auslegen, d.h. jeden kritischen Vers durch die Brille der Vorentrückungslehre begutachten und sich dann entsprechend zurechtlegen. So hat Bruder C. B. die Methode entwickelt, seinen Lesern – freilich nur zum „besseren Verständnis„- das Modell von „verschiedenen Gruppen von Heiligen“ von vorneherein anzubieten, denn ohne dieses hypothetische Modell könnte die Theorie von der Vorentrückung angesichts der offensichtlichen Anwesenheit von Gläubigen in der Drangsalszeit nicht mehr aufrechterhalten werden.
Natürlich bedarf es bei dieser Methode nicht allzu großer exegetischer oder kontextueller Klimmzüge, denn viele willkürliche Behauptungen lassen sich genauso wenig widerlegen wie beweisen. Und wenn man für seine eigene Theorie Stellen sucht in der Bibel, die sie scheinbar rechtfertigen, dann findet man meistens immer irgendeine Stelle, die man aus dem Zusammenhang reißen kann, um sie für die eigene Lehre nützlich zu machen. So ist auch Bruder C. B. fündig geworden, und zwar hat er in Epheser 3 den Vers 15 entdeckt, der scheinbar für seine Hypothese spricht: „…von welchem jede Familie im Himmel und auf Erden benannt wird„. Aus diesem Vers konstatiert er die Schlussfolgerung, es gäbe „verschiedene Familien Erretteter: „Einige sind zu jener Zeit im Himmel, andere dagegen auf der Erde. Sie voneinander zu unterscheiden ist so außerordentlich hilfreich, wenn es darum geht, zu verstehen, wie der HERR mit jeder handelt und welche Segnungen Er jeder gibt“(S. 121). Abgesehen davon, dass Eph.3:15 sich überhaupt nicht auf die angeblich verschiedenen Gruppen von Erretteten in der Offenbarung bezieht, weil dieser Vers in einem ganz anderen Zusammenhang steht, so hat Br. C. B. schon die Wendung „jede Familie“ durch seine Interpretation auf die „Erretteten“ erheblich eingeschränkt. Die „Familien auf Erden“ sind wahrscheinlich ganz normale Familien (warum auch nicht?), die „Familien im Himmel“ hingegen gehören zur unsichtbaren Welt, von der‘ wir nur sehr wenig wissen (Kol.1:16). Sehr unwahrscheinlich ist allerdings die Spekulation, dass es heute oder später im Himmel Familien von Erretteten gibt, wo doch der HERR JESUS CHRISTUS sagt: „…sie sind Engeln gleich…“ (Luk.20:36). Auch wird Paulus wohl kaum an verschiedene Gruppen von Gläubigen gedacht haben, wenn er ein Kapitel zuvor noch bezeugt hat, dass CHRISTUS „aus beiden eines gemacht hat und abgebrochen hat die Zwischenwand der Umzäunung“(Eph.2:14). Inwiefern können denn von seither Errettete noch „verschieden“ sein?
Doch sehen wir uns nun die nach C. B. angeblich „verschiedenen“ Familien Erretteten im Einzelnen an (S.138):
1.) „Die Gläubigen der Gnadenzeit wird Er zusammen mit den alttestamentlichen Gläubigen entrücken, ehe die letzte Danielswoche überhaupt anbricht.“ – Diese bekannte Hypothese ist nun schon zur Genüge widerlegt, sodass ich nicht näher darauf eingehen möchte.
2.) „ER wird eine genau definierte Zahl gläubiger Israeliten versiegeln, ehe die letzten dreieinhalb Jahre mit all dem Schrecklichen, das sie bergen werden, ihren Anfang nehmen.“ – Diese Beschreibung der Israeliten in Offb.7:1-8 ist völlig legitim, allerdings sei betont, dass ein „gläubiger Israelit“ vor Gott das gleiche ist wie ein gläubiger Deutscher, denn „es ist kein Ansehen der Person bei Gott“ (Röm.2:11). Von daher ist es nur schwerlich nachzuvollziehen, wenn Bruder C. B. auf S. 130 in der Anmerkung schreibt: „In der Zeit der Gnade, in der wir heute leben, ‚ist nicht Jude und Grieche‘ (Kol.3:11)…Alle Unterschiede der Rasse, der Herkunft haben aufgehört. Wenn jedoch die Versammlung entrückt ist und nach dem Ratschluss Gottes Israel als Volk wieder in den Vordergrund tritt, wird zwischen Israel und den Nationen wieder streng unterschieden.“ – Für diese Behauptung gibt uns das Wort Gottes überhaupt gar keine Veranlassung, deshalb wäre es sehr leichtfertig, ihr einfach Glauben zu schenken. Die Bibel spricht nicht von einer „Zeit der Gnade“, die mit Beendigung dieses Äons wieder aufhört (Wie sollte auch sonst der Überrest Israels errettet werden, wenn die Zeit der Gnade schon abgelaufen sei?). Es wird auch nirgendwo bezeugt, dass Gott in der Zukunft die Beseitigung der Grenze zwischen den Juden und den Nationen wieder rückgängig macht (Welchen Sinn sollte dies auch haben, da Gott doch in CHRISTUS alle unter ein Haupt zusammenfassen will gemäß Eph. 1:10 ?).
3.) Auf S. 128 und 129 seines Buches unterscheidet C. B. zu Recht zwischen den jeweils „144.000“ in Kap. 7 und Kap. 14. Tatsächlich werden uns verschiedene Beschreibungen von diesen beiden Gruppen gegeben, sodass sie wirklich nur die Anzahl von 144.000 gemeinsam haben. Allerdings ist seine Definition der 144.000 in Offb.14 mehr als fraglich: „Dort jedoch schaut der Seher Errettete aus Juda, die aus der großen Drangsal kommen…“ (S. 128). – Es steht in Kap. 14:1-5 nämlich überhaupt nichts von „Juda“! Seine Deutung ist aber nicht nur mal wieder völlig spekulativ, sondern auch uneinsichtig, denn in Kap. 7 wird doch auch „Juda“ erwähnt: „… aus jedem Stamme der Söhne Israels. Aus dem Stamme Juda zwölftausend Versiegelte, … etc.“ (Offb. 7:5). Wenn aber hier der Stamm Juda als ein Teil von Israel gezählt wird, warum unterscheidet Bruder C. B. dann zwischen einem Überrest aus Israel und einem Überrest aus Juda, der angeblich in Kap. 14:1-5 auftritt?
Da in Kap. 14 gar nichts von „Juda“ steht, ist es äußerst unwahrscheinlich, dass es sich bei diesen 144.000 wirklich um den Überrest aus Juda handelt. Viel wahrscheinlicher ist die Annahme, dass es sich sowohl in Kap.7 als auch in Kap.14 um eine „Eliteschar“ von Gläubigen handelt, jeweils aus den Stämmen Israels und aus den Nationen. Dieser Gedanke ist der Bibel nicht fremd, denn zu allen Zeiten hat Gott sich aus der Mitte Seines Volkes eine Schar von Auserkorenen abgesondert, die dem übrigen Volk zu Vorbildern dienen (z.B. die zwölf Apostel). Deshalb werden diese 144000 auch als „Erstlinge Gott und dem Lamme“ bezeichnet. So lesen wir auch im Hohelied fast von einer „Rangordnung“ unter den Gläubigen gemäß ihres Glaubens und ihrer Werke: „Sechzig sind der Königinnen und achtzig der Kebsweiber, und Jungfrauen ohne Zahl. E i n e ist meine Taube, meine Vollkommene; sie ist die einzige ihrer Mutter, sie ist die Auserkorene ihrer Gebärerin. Töchter sahen sie und priesen sie glücklich, Königinnen und Kebsweiber, und sie rühmten sie“(Hohel.6:8+9). Das werden solche Geschwister sein, die von ihrer Bekehrung an in „tadelloser“ Weise dem Lamme nachgefolgt sind, wie z.B. Paulus u.a. Viele von ihnen haben wahrscheinlich den HERRN mit dem Märtyrertod verherrlicht, was auch aus den Worten „wohin irgend es geht“ hervorkommt (das griech. Wort „hypagö“ bedeutet wörtl. „unten führen“, d.h. vom Guten Hirten auch ins „Tal des Todesschattens“ hinab geführt werden!). Zur Belohnung sollen sie nun ähnlich wie die „Helden Davids“ stets an der Seite ihres HERRN gehen dürfen, wo sie u.a. auch ein „neues Lied“ lernen dürfen (vgl.1.Kön. 10:8)
4.) Zu der „großen Volksmenge, welche niemand zählen konnte“(Offb.7:9-15), schreibt Bruder C. B. (S. 130): „Das erste, was uns an dieser aus jeder Nation und aus Stämmen und Völkern und Sprachen bestehenden großen Volksmenge auffällt, ist dies: Sie grenzt sich klar von den vierundzwanzig Ältesten ab. Wir haben in ihr also keineswegs ein Bild von den himmlischen Erlösten in der Herrlichkeit zu sehen… Es handelt sich offensichtlich um Gläubige aus den Nationen, die durch die Verkündigung des Evangeliums des Reiches durch gläubige Juden zum Glauben an das Lamm Gottes gekommen und so in sittliche Übereinstimmung mit Gott gekommen sind…“ –
Mal wieder eine völlig künstliche Angleichung an das eigene, falsche Lehrgebäude. Dabei macht uns das Wort Gottes an dieser Stelle eine objektive und unmissverständliche Auslegung so leicht: Wenn es doch heißt: „aus jeder Nation und aus Stämmen und Völkern und Sprachen“, so ist es genau das, was uns zuvor von der Gesamtschar der Gläubigen in Kap.5:9 berichtet wurde. Natürlich gehören die „24 Ältesten“ nicht dazu – wie ich schon sagte – weil es vermutlich himmlische Wesen sind, die sich vermutlich deshalb nicht selbst in ihr Lob mit einbezogen. Aber dass es sich bei dieser so unermesslichen Zahl von Gläubigen nicht um die Gesamtschar der „himmlischen Erlösten“ handeln soll, leuchtet mir einfach nicht ein. Bruder C. B. führt als „Beweise“ seiner These folgende Punkte noch an:
A. Aus der Antwort vom Johannes „Mein Herr, du weißt es“ folgert er, dass Johannes diese „Gruppe Heiliger aus den Nationen“ angeblich „nicht kennt„(S. 132). Wenn Johannes ihm jedoch sagt „Mein Herr, du weißt es“, dann ist damit doch noch nicht gesagt, dass er selbst es nicht auch schon wusste, nur dass er eben dem Ältesten den Vorrang ließ, diese Frage selbst zu beantworten. Dieses Verständnis wird auch dadurch unterstützt, dass Johannes wörtlich übersetzt sagt: „Mein Herr, du gewahrst es:“ Hier steht nicht „du weißt“ (gr. = „gynoskeis“), sondern „du gewahrst“ (gr. = „oídas“), d.h.: „Du siehst es doch!“ – es war so offensichtlich, dass auch Johannes es „gewährte“ (dasselbe griechische Wort wird auch in V. 9 verwendet wo Johannes schreibt: „Nach diesem gewahrte ich„).
B. Die Tatsache, dass diese „große Volksmenge“ „vor dem Throne und vor dem Lamme stehen“, d.h. nach der Drangsal auf der Erde nun im Himmel sind, kann Bruder C. B. so nicht gelten lassen, wenn er seiner Lehre, dass es sich nicht um die himmlischen Erlösten handeln kann, treu bleiben will. Deshalb schreibt er (S. 133): „Der Seher schaut zwar das Gesicht im Himmel, aber das bedeutet nicht unbedingt, dass sie dort auch ihren Platz haben … Nichts in der Beschreibung deutet tatsächlich darauf hin, dass diese Gläubigen aus den Nationen verherrlicht im Himmel sind. Im Gegenteil spricht sehr vieles dafür, dass sie es nicht sind, dass sie vielmehr mit natürlichen Körpern auf der Erde sind.“ –
Unter den angeblich „sehr vielen“ Belegen, die für seine Auslegung sprechen sollen, kann Br. C. B. jedoch im Weiteren nur zwei Beispiele nennen; nämlich die Bedeutung der „Palmen“ in ihren Händen und: „dass sie nicht wie diese (die Ältesten) von Erlösung durch das Blut des Lammes reden, sondern von dem Heil, der Errettung aus den hinter ihnen liegenden Drangsalen…“ –
Zunächst einmal zu diesen letztgenannten Belegen: Zwar stehen die „Palmen“ als Symbol der Fruchtbarkeit durch das Laubhüttenfest mit Israel in Verbindung (3.Mo.23:40), aber vergessen wir nicht, dass es hier um eine Vision geht, in der sie „Palmen“ auch Symbolcharakter haben können. Eine Parallele im N.T. finden wir in Joh.12:13, wo es um die Huldigung des HERRN als König beim Einzug in Jerusalem geht. Aus Luk.19:37 geht hervor, dass es sich bei der Volksmenge nicht um Ungläubige handelte, sondern es heißt „die ganze Menge der Jünger„. Demnach kann die Palme als Zeichen des Wachstums durchaus für uns eine Bedeutung haben (vgl. Ps. 92:12; Hohl.7:7+8).
Zum anderen sind diese nicht nur Dankbar für die Errettung aus der Drangsal (das steht ja auch gar nicht da), sondern wir lesen von ihnen, dass sie „ihre Kleider weiß gemacht haben in dem Blute des Lammes“, d.h. nichts anderes, als dass ihnen durch den Glauben an die Erlösung durch das Blut des Lamme Gottes ihre Sünden vergeben wurden und sie nun vor Gott als Gerechte dastehen. Was für Insignien müssten sie denn noch aufweisen, um für Bruder C. B. als Christen zu gelten?
Es gibt auch überhaupt keine Andeutung dafür, dass diese Volksmenge auf der Erde steht. Wieder hilft uns der Grundtext, um das Gegenteil zu beweisen: Der Ausdruck „vor dem Throne“ bedeutet wörtlich „im Auge des Thrones“ (gr.“en ópion“) und wird von „vor“ (gr.“pro“) unterschieden. Es bedeutet so viel wie „im Blickfeld“ oder „im Gesichtskreis“, d.h. in unmittelbarer Nähe (lokal gesehen) vom Throne (vgl.Offb.11:4). Man kann natürlich auch auf der Erde vor dem Throne Gottes stehen (z.B.Hebr.4:16), aber die sichtbare („im Auge“) Anwesenheit vor dem Throne Gottes ist nur im Himmel möglich.
C. Als letzten Beweis seiner These führt Br. C. B. die Tatsache an, dass diese Volksmenge Gott in Seinem „Tempel“ dient (V. 15); dazu schreibt er (S. 135): „Nun, dieser Tempeldienst wird fraglos auf der Erde stattfinden. Im himmlischen Bereich jedoch, im neuen Jerusalem, wird es keinen Tempel mehr geben, und auch ‚Nacht wird nicht mehr sein'(Kap. 21:22; 22:5).“ –
So „fraglos“ wird diese Feststellung wohl doch nicht sein, wenn man beachtet, dass es im Himmel sehr wohl auch einen Tempel gibt, der in Kap.3:12; 11:19 und 15:6+8 erwähnt wird. Der Vers in 21:22 spricht von dem „neuen Jerusalem, das aus dem Himmel herniederkommt“, aber nicht gleichbedeutend mit dem Himmel an sich ist. Sonst würde es heißen: „Ich sah keinen Tempel mehr in ihr„, aber es hat noch nie einen Tempel in ihr gegeben. Nur im Himmel selbst gab es schon immer einen Tempel. Die griechische Redewendung „Tag und Nacht“ ist nicht wörtlich gemeint, sondern bedeutet so viel wie „fortwährend“ oder „ununterbrochen“(vgl. Offb. 4:8; 14:11; 20:10). Wenn es jedoch um buchstäblich 24 Stunden geht, dann lesen wir korrekterweise „Nacht und Tag„, denn der biblische 24-Stunden-Tag beginnt mit der Nacht (vgl. 1.Mo.1). Mindestenz im 1000-jährigen Reich wird es noch „Nacht“ geben (Jes.4:5; Jer.33:20+25).
Der Hinweis, dass sie auch nicht mehr „hungern und dürsten“ werden, bedeutet nicht, dass sie – wie Br. C. B. schreibt – vor Hunger und Durst bewahrt werden, sondern dass es diese Erscheinungsform des irdischen Lebens nicht mehr geben wird, weil von da ab sich nur noch von den himmlischen Weiden sättigen und sich nur noch von den „Quellen der Wasser des Lebens“ tränken lassen werden. Auch sei darauf hingewiesen, dass sie „aus der großen Drangsal“ kommen, d.h. sie wurden durch einen bestimmten Umstand aus dieser Situation herausgebracht worden. Woanders aber als im Himmel können Gläubige wirklich Ruhe finden von ihrer Drangsal?
5.) Als letzte der angeblich „verschiedenen Familien Erretteter“ zählt Bruder C. B. die Märtyrer der Drangsalszeit, die er wiederum aufteilt in „Märtyrer der ersten und der letzten Hälfte der Woche“ (S. 138). Zu den Zeugen der angeblich „ersten Hälfte“ schreibt er (S.123): „‚Bis wann, O Herrscher, der Du heilig und wahrhaftig bist, richtest und rächst Du nicht unser Blut an denen, die auf der Erde wohnen?‘ (Offb.6:10) – Der Ruf nach Rache – ist das die Sprache erlöster Christen? Ganz und gar nicht! Getreu dem Vorbild seines großen Meisters und Heilandes Jesus Christus (Lk 23,34), betete einst ein christlicher Märtyrer, Stephanus, ein anderes Gebet: ‚Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht zu!'(Apg.7:60). Wir sind als Christen berufen, unsere Feinde zu lieben und für die zu beten, die uns beleidigen und verfolgen (Mt 5,44). Aber der jüdische Überrest wird eine völlig andere Stellung einnehmen. Es entspricht ganz den Gedanken Gottes, wenn die gläubigen Juden späterer Tage um Rache an ihren Feinden beten…“ –
Wieder müssen wir uns zunächst fragen: Was steht wirklich geschrieben, und was wurde in der Interpretation hinzugedichtet? Tatsache ist, dass es ungewöhnlich ist für solche, die den „Geist der Gnade und des Flehens“ empfangen haben (Sach.12:l0), nach Rache zu rufen, da wir wissen sollten, „wessen Geistes Kinder wir sind“ (Luk.9:55). Falsch aber ist es, so zu tun, als ob der Überrest Israels, der um des Glaubens willen angeblich den Märtyrertod sterben soll (zumindest teilweise), einen anderen Geist empfangen hätte, der sie berechtigt hätte, aufgrund ihrer alttestamentlichen Mentalität um Rache an ihren Feinden zu bitten. Dazu folgende Überlegung: In welcher Weise soll Stephanus denn anders gewesen sein als ein messiahsgläubiger „Jude“? War er nicht auch ein Jude, der an den Messias gläubig wurde? Gehörte Stephanus nicht auch zu diesem jüdischen Überrest, von dem Paulus sagte: „Also ist nun auch in der jetzigen Zeit ein Überrest nach Wahl der Gnade“ (Röm.11:5)? Mit dieser Unterscheidung kommen wir hier also nicht weiter.
Ich denke, dass der Unterschied nicht so sehr in den Personen liegt, als vielmehr sich durch den Ort und der Zeit begründet: Heute beten wir für die Errettung unserer Feinde und rächen uns auch nicht an ihnen; wenn aber keiner mehr errettet werden kann, weil die ganze Welt bereits das Malzeichen angenommen hat, dann kann es doch auch nur unser Wunsch sein, dass der HERR als Richter und Rächer wiederkommt. Die Tatsache, dass der HERR jedenfalls als Rächer wiederkommt und Rache üben wird an unseren Verfolgern darf uns doch bei allem Mitleid, das wir für sie empfinden, nicht verdrießen, sondern ebenso ein Grund zur Dankbarkeit sein; ja noch mehr: wenn es Gottes Wille ist, Rache zu üben (Röm.12:19), dann sollte es auch unser Wunsch und Wille sein, ja wir dürfen sogar schon heute dafür beten, dass auch dieser Wille Gottes geschehen möge (Matth.6:10)! Das griechische Wort für „rächen“ = „ekdikeó“, bedeutet wörtlich „herausrechten“. F.H. Baader schreibt zu diesem Wort in seiner Begriffserklärung: „Recht verschaffen, d.h. aus einer durch Unrecht zustande gekommenen Lage befreien Luk.18:3, bzw. aus einem nicht richtigen Verhalten heraus korrigieren 2.Kor.10:6.“(Geschriebene des N.T., Begriffserklärungen S.943). Aus dieser Erklärung geht einmal mehr hervor, dass die Rache Gottes nicht vergleichbar ist mit der Rache der Menschen, die meistens nur aus verletztem Stolz und gekränkter Eitelkeit motiviert ist und nicht aus dem Bestreben nach wahrer Gerechtigkeit. Deshalb – um mit dem Wortlaut von Br. C. B. abzuschließen – entspricht es ganz den Gedanken Gottes, wenn christliche Märtyrer späterer Tage um Rache an ihren Feinden beten!
E. Wer ist das Weib von Offb. 12 ?
Diese Frage stellt auch Bruder Christian Briem in seinem Buch (S.142): „Wer ist dieses ‚Weib‘, diese mit der Sonne bekleidete Frau? Viele haben geglaubt, dass es sich dabei um die Kirche handelt. Doch das kann unmöglich so sein. Sie schreit in Geburtswehen und gebiert schließlich einen männlichen Sohn‘, der, wie uns Vers fünf zeigt, niemand anders als der Messias ist. Nun, nicht die Kirche ist die Mutter des Messias, sondern Israel, das jüdische Volk. Dem Fleische nach ist der Herr Jesus aus diesem Volke gekommen (Mt 1,1-17; Röm. 1,3; 9,5; 2.Tim.2,8; Offb. 22,16)…“ – Etwas weiter schreibt er dann noch (S.146): „In Jesaja 66 lesen wir: „Ehe sie Wehen hatte, hat sie geboren; ehe Schmerzen sie ankamen, wurde sie von einem Knaben entbunden“ (Vers 7). Hier haben wir die Bestätigung des soeben sagten: Der ‚Knabe‘, der ‚männliche Sohn‘ von Offenbarung 12, wurde geboren, ‚ehe‘ die Schmerzen kamen. Wie lange die Zeitspanne zwischen der Geburt Christi und der Drangsalszeit ist, wird hier nicht gesagt. Aber es werden mindestens zweitausend Jahre sein.“ –
Diese nicht ganz abwegige und dennoch wage Auslegung unseres lieben Bruders lässt jedoch einige Fragen unbeantwortet:
1. Ist denn nicht Israel = Gemeinde, und Gemeinde = Israel gemäß Röm.11:l6-21?
2. In Offb.19:7 wird die Braut CHRISTI als „Weib des Lammes“ bezeichnet. Andererseits ist nirgends in der Offenbarung von Israel als einem „Weibe“ die Rede. Warum soll dann das Weib in Offb.12 nicht dasselbe sein wie das Weib in Offb.19 ?
3. Wo im ganzen N.T. ist von Israel als einem Weibe die Rede? Ist das „Weib“ nicht vielmehr ein Sinnbild für das Volk Gottes schlechthin, dass sich seit der Auferstehung CHRISTI nicht mehr nur aus Juden, sondern auch aus Gläubigen aus den Nationen zusammensetzt? Wenn nicht, wo wird im N.T. eine Unterscheidung von zwei Weibern gemacht?
4. In Offb.12 fanden die Geburtswehen des Weibes vor der Geburt des männlichen Sohnes statt, aber in Jes.66:7 kamen die Wehen erst nach der Entbindung. Wie harmoniert das miteinander?
5. In Offb.12 wird ein „männlicher Sohn“(= CHRISTUS) geboren, jedoch in Jes. 66 wird eine ganze „Nation“ geboren (vgl. Vers 8). Wie ist das zu erklären?
6. In Offb.12 flieht das Weib offensichtlich unmittelbar nach der Geburt ihres Sohnes in die Wüste (V.6). Wir lesen nichts von einer Zeitspanne von zweitausend Jahren bis zum Beginn der 1260 Tage. Der „männliche Sohn“ wird unmittelbar nach der Geburt zu Gott entrückt. Wir lesen nichts von einer dazwischenliegenden Zeitspanne von ungefähr 33 Jahren bis zur Himmelfahrt CHRISTI. Wenn nun aber die 1260 Tage genau genannt werden, warum nicht auch die anderen vermuteten Zeiträume?
7. Ab Kap.4:1 soll Johannes von dem berichten, „was nach diesem geschehen muss“. Die angebliche Erwähnung der Geburt CHRISTI in Offb.12 wäre aber dann ein Rückblick und kein Zukunftsereignis. Wenn es aber ein Rückblick wäre, wie ist dieser mit Offb.4:l in Einklang zu bringen? und welchen Sinn macht ein vergangenes Ereignis im Buch der Offenbarung zukünftiger Dinge?
Zusammenfassend kann also festgestellt werden, dass Jes.66:7+8 und Offb.12 zwar durchaus von zwei ähnlichen Ereignissen sprechen, aber nicht von demselben. In Jes.66 geht es eindeutig um die Geburt des Überrests Israels, und in Offb.12 ist von der Geburt unseres HERRN JESUS CHRISTUS die Rede, nur eben nicht von Seiner leiblichen Geburt vor zweitausend Jahren, sondern von einer geistlichen Geburt, die noch aussteht. Spricht denn die Bibel von einer solchen „geistlichen Geburt“ überhaupt?
Jawohl: In Galater 4:19 schreibt Paulus z.B.: „Meine Kindlein, um die ich abermals Geburtswehen habe, bis CHRISTUS in euch gestaltet worden ist.“ Die Galater waren im Begriff, vom Glauben abzufallen, weil sie auf die Gerechtigkeit aus Gesetzeswerken vertrauten, und so war es nötig, dass CHRISTUS in ihnen noch einmal ganz neu Gestalt annimmt bzw. geboren wird. Eine solche Erneuerung durch ein inneres Gestaltannehmen des HERRN, um für die Wiederkunft CHRISTI vorbereitet zu werden, meint wohl auch Petrus, wenn er in 2.Petr.1:19 schreibt: „…das prophetische Wort, auf welches zu achten ihr wohl tut, als auf eine Lampe, welche an einem dunklen Orte leuchtet, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in euren Herzen.“ Wir wissen aus Offb.22:16, dass der „Morgenstern“ kein anderer ist als unser HERR JESUS CHRISTUS. Es geht als: darum, dass ER noch „aufgehe„ in unseren Herzen!
Ohne diese geistliche Zubereitung kann der HERR noch nicht wiederkommen (2.Petr.3:9). Es ist gleichsam der innere Ruf, dass der Bräutigam nun wirklich schon sehr bald wiederkommt (Mat.25:6). Diese Belebung findet in der Mitte der Drangsalszeit statt (Hab.3:2 Ps.138:7).
Belebungen des Volkes Gottes werden in der Heiligen Schrift immer wieder mit einer Geburt verglichen: Als zur Zeit Hiskias das Volk Gottes schon beinahe am Höhepunkt der Belebung angelangt war, traf sie eine schwere Prüfung, als der Sanherib mit seinen Truppen sie bedrohte; dies veranlasste den Hiskia zum Propheten Jesaja zu sagen: „Denn die Kinder sind bis an die Geburt gekommen, aber da ist keine Kraft zum Gebären“ (Jes.37:3). Offensichtlich ging es hier aber überhaupt nicht um eine natürliche Geburt, sondern um eine geistliche! Eine der eindrucksvollsten Parallelen zu der Geburt in Offb.12 ist meines Wissens Joh.16:21 : „Das Weib, wenn sie gebiert, hat Traurigkeit, weil ihre Stunde gekommen ist; wenn sie aber das Kind geboren hat, gedenkt sie nicht mehr der Drangsal, um der Freude willen, dass ein Mensch zur Welt geboren ist. Auch ihr nun habt jetzt zwar Traurigkeit, aber ich werde euch wiedersehen…“ Der HERR vergleicht hier Seine Jünger mit einem Weib, und Sein Kommen mit der Geburt eines Kindes! Auch hier wird wieder deutlich, dass das „Weib“ kein ungläubiges Volk sein kann, und dass die Geburt geistlicherweise geschieht und nicht natürlicherweise. Das Volk Israel wird zwar auch belebt, aber erst nach den 2000 Jahren, zu Beginn des 1000jährigen Reiches (vgl. Hos.6:2 mit 2.Petr.3:8).
Die Entrückung des Kindes ist wörtlich übersetzt ein Rauben bzw. ein „Hinwegreißen“ (vgl. Joh.10:28+29!). Der HERR JESUS sagte: „… und eure Freude nimmt niemand von euch“ (Joh.16:22). Die Gewissheit Seines Kommens kann uns dann vom Drachen (=Teufel) nicht mehr geraubt werden, sie ist ein für allemal versiegelt und verwahrt bei Gott. Nur sie kann uns Motivation und Ansporn genug sein, um die folgenden Drangsale und Erschwernisse zu überwinden. Wenn der Teufel feststellen wird, dass er uns diese „glückselige Hoffnung“ der Wiederkunft CHRISTI nicht mehr rauben kann, dann wird er sich aufmachen, uns zu verfolgen, so dass wir Gläubigen gezwungen sein werden, in Verstecke unterzutauchen, ähnlich den Juden im 3.Reich (vgl. Mat.25:34-40). Diese „Flucht in die Wüste“, von der der HERR JESUS auch in Mat.24:20 redet, wird uns in der Bibel in zwei Bildern vorgeschattet:
1. Bevor der HERR JESUS geboren wurde, lauerte der Teufel durch Herodes auch auf Ihn, um Ihn umzubringen. Als dies ihm nicht gelang, ließ er alle Kleinkinder in Bethlehem töten (vgl. Offb.12:17). Zuvor ist Josef und Maria auf Geheiß des Engels nach Ägypten geflohen, um ihr Kind vor dem Tod zu schützen (Mat.2:13+14).
2. Nachdem Elia zur Zeit des Königs Ahabs den Himmel verschloss, so dass es 3 1/2 Jahre weder Regen noch Tau auf die Erde gab, versteckte sich Elia auf Gottes Weisung hin am Bache Krith, wo Gott ihn durch die Raben mit Brot und Fleisch versorgte. Genau das gleiche wird uns von dem Weibe berichtet, dass in die Wüste floh, um dort für 1260 Tage (= 3 1/2 Jahre) ernährt zu werden. Da wir in den letzten 3 1/2 Jahren nicht mehr kaufen noch verkaufen können ohne das Malzeichen anzunehmen, kann unsere Versorgung nur auf übernatürliche Weise gesichert werden. Dann wird die Gemeinde wieder zum Zustand der Urgemeinde zurückgekehrt sein, als sie in der „ersten Liebe“ alle Güter miteinander teilten. Übrigens wird Elia in diesen letzten 3 l/2 Jahren wiederkommen, um wiederum „den Himmel zu verschließen“(Offb.11:6; Mal.4:5; Joh.1:21).
Es gibt in der Symbolsprache nur zwei „Weiber“, nämlich die Braut (d.i. das Volk Gottes) und die Hure (d.i. die Nachahmung des Volkes Gottes). Israel sollte ursprünglich als Ganzes zu Gottes Volk werden, aber da sie sich immer wieder mit den Nationen vermischten (d.h. Hurerei trieben) konnte Gott sie letztlich nicht als Sein Volk anerkennen (vgl.Hes.16; Hos.1:9). Doch für die Zukunft hat Er verheißen, dass Er sich aus ihnen und aus uns (den Nationen) ein Volk schaffen will, dass Er in der „Wüste“ zubereiten will (Hos.2:14ff; Joh.10:16). Mögen wir nur würdig wandeln, um nicht vor Ihm beschämt zu werden (1.Joh.2:28)!
Nachtrag aus dem Juni 2018 aus dem Monatsblättchen „Der Hahnenschrei“ über die Gemeinde in Philadelphia aus den 7 Sendschreiben:
Die Stunde der Versuchung
Nach der „Grundtextnahen Übersetzung“ (GtÜ) von B. Fischer lautet Offb.3:10: »Weil du-gehütet-hast das Wort des Bleibens-unter-(dem)- (von)-Mir -(Auferlegten), werde- auch-Ich dich –hüten aus(serhalb zu bleiben von)/ auch: (herauszukommen)-aus der Stunde der Versuchung, die (sich)-anschickt (zu) kommen auf der ganzen Bewohnten-(Erde), (um zu) versuchen die(, die) (in jeder )Beziehung auf der Erde wohnen (d.h. die völlig irdisch gesinnt sind).« Sprachlich direkt verleichbar ist Joh.17:15: »Nicht bitte-Ich, dass Du- sie –wegnimmst aus der Welt, sondern dass Du- sie –hütest aus(serhalb zu bleiben von)/ auch: (herauszukommen)-aus dem Bösen.« Das Wort Stunde (gr. hOo´RA) kann im NT buchstäblich eine Stunde bedeuten, aber auch Tageszeit, kurze Zeit, Jahreszeit, Blütezeit, Zeitabschnitt. Die »Stunde der Versuchung« ist ein kurzer Zeitabschnitt, der stark von Versuchung geprägt ist. Versuchung bedeutet: vor eine Entscheidung gestellt sein, wobei die stärkste Entscheidung die zwischen Leben und Tod ist. Vor diese Entscheidung wird z.B. jeder Christ gestellt während der 42 Monate der Vollmachtszeit des Antichrists, nämlich in den zweiten 3 ½ Jahren der letzten 7 Jahre vor der sichtbaren Wiederkunft des HErrn, wo jeder sich entscheiden muss: Entweder für Gott oder für den Antichrist. Wer das Erste wählt, verliert für diese Zeit sein irdisches Lebensrecht, gewinnt aber dafür sein ewiges Leben. Wer das Zweite wählt, behält für diese kurze Zeit sein irdisches Lebensrecht, verliert aber sein ewiges Leben. Die erste Wahl entspricht dem Wort des HErrn in Mt. 24:13: »Aber der(, der) unter-(dem durch Gottes Gebote und die Lebensumstände Auferlegten)-geblieben-ist (bis )hin( zum) Ziel, dieser wird-gerettet-werden. Ähnlich wie Offb.3:10 sagt es auch 1.Thess.1:10: »… Jesus, der uns birgt/schützt/zurückhält aus(serhalb zu bleiben von)/ auch: (herauszukommen )aus dem kommenden Zorn.«
So wie der HErr in Joh.17:15 Gott bittet, dass wir außerhalb des Bösen bleiben bzw. von dort wieder herauskommen sollen, so verheißt Er der Gemeinde mit Philadelphia-Charakter, außerhalb zu bleiben bzw. wieder heil herauszukommen aus der Vollmachtszeit des Antichrists. Das kann durch unseren leiblichen Tod erfolgen (über den wir nicht selbst verfügen dürfen), indem wir vor oder in dieser Zeit geistlich unbeschadet (vielleicht auch durch den Märtyrertod) sterben, oder durch Fluchthilfe (vergl. Offb.12: 6+13-16). Das Letztere verheißt uns der HErr in Luk 21:36: »…, damit ihr-(in jeder )Beziehung-stark-(werde)t, (zu) entfliehen diesen( Ereignissen) allen, die (sich )anschicken (zu) geschehen …«. Eine vorzeitige Entrückung der Gläubigen käme einem »Wegnehmen aus der Welt« gleich, worum der HErr ja in Joh.17:15 ausdrücklich nicht bittet.
Der Zeitpunkt der Entrückung der Gläubigen wird an mehreren Stellen im NT ausdrücklich angegeben, z.B.:
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»Nach der Drangsal jener Tage« (Mt.24:29-31)
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Nach dem Kommen des Antichristen (2.Th.2:3)
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»Bei der letzten Posaune« (1.Kor.15:52).
Die »große Volksmenge, welche niemand zählen konnte, aus jeder Nation und aus Stämmen und Völkern und Sprachen«, die am Ende vor dem Thron und dem Lamm standen mit weißen Gewändern bekleidet und mit Palmen in ihren Händen (Offb.7:9), von ihnen wird in Vers 14 gesagt, dass sie »aus der großen Drangsal kommen«. Damit sollte also klar sein, dass die Gemeinde nicht in Offb.4:1 entrückt wird, wie immer wieder behauptet. In Offb.11:13 ist von einer Stunde die Rede – kurz nach der Entrückung der zwei Zeugen! – in welcher ein großes Erdbeben geschah, und kurz darauf erscholl die siebte Posaune (Vers 15), und da wir von keiner achten Posaune lesen, dürfen wir davon ausgehen, dass die siebte Posaune zugleich der Entrückungsmoment der Gemeinde ist. In Kap. 14:7 lesen wir: »die Stunde seines Gerichts ist gekommen«, und in derselben Stunde wird auch die große Babylon fallen (V.8). das Gleiche finden wir auch in Kap.18:10+16+19: »Wehe, wehe! die große Stadt, Babylon, die starke Stadt! denn in einer Stunde ist dein Gericht gekommen… denn in einer Stunde ist der so große Reichtum verwüstet worden, …denn in einer Stunde ist sie verwüstet worden«. Einen weiteren Hinweis, den wir über jene »Stunde des Gerichts« erfahren, finden wir in Kap.17:12 »…es sind zehn Könige, welche… Vollmacht wie Könige empfangen eine Stunde mit dem Tier«*. Das antichristliche Reich ist nach den sieben Jahren schon dem Untergang geweiht, wenn die letzten sieben Zornesschalen über die Erde ergossen werden. Vergleicht man die Intensität der Zornesschalen mit den Posaunengerichten, fällt sofort auf, dass diese wesentlich katastrophalere Auswirkungen hat, denn ein Großteil der Menschheit stirbt durch diese Plagen. Aber in Offb.11:18 wird deutlich, dass die Zornesschalen erst nach der siebten Posaune über die Erde ausgegossen werden.
In der Symbolsprache der Bibel bedeutet eine »Stunde« immer nur einen kurzen Zeitraum, der sich über mehrere Stunden erstrecken kann, nicht aber über mehrere Monate oder gar Jahre. So beschreibt der HErr Jesus z.B. den Zeitraum von Seiner Verhaftung bis zur Kreuzigung mit den Worten: »Dies ist eure Stunde und die Gewalt der Finsternis« (Luk.22:53, Mt.26:45). Diese Stunde, in welcher der HErr Jesus den Zorn Gottes an unserer Statt erleiden musste, ist eine Vorschattung von jener künftigen Stunde, die all jene über sich ergehen lassen müssen, welche die Sühnung nicht annehmen wollten, die der HErr ihnen angeboten hatte durch Sein Blut. Vorher konnten sie Ihm nichts anhaben, denn »Seine Stunde war noch nicht gekommen« (Joh.2:44, 7:30, 8:20), aber als sie kam, betete Er: »Jetzt ist Meine Seele bestürzt, und was soll Ich sagen? Vater, rette Mich aus dieser Stunde! Doch darum bin Ich in diese Stunde gekommen« (Joh.12:27).
Durch Gottes Erbarmen brauchen wir diese Stunde Seines Zornes nicht mehr erleiden, sondern nur noch die Ungläubigen (Röm.1:18, Eph.5:6, Kol.3:6). Die Bibel sagt uns, dass Er uns »birgt/schützt/zurückhält aus dem kommenden Zorn« (1.Th.1:10), aber Er hat uns nicht von der kommenden Drangsal befreit, denn es steht geschrieben, »dass wir durch viele Drangsale hindurchmüssen, um ins Reich Gottes hineinzukommen« (Apg.14:22). Gott hat uns zwar »nicht zum Zorn gesetzt« (1.Th.5:9), aber im selben Brief heißt es mit fast der gleichen Formulierung: »dass doch niemand wankend werde in diesen Drangsalen, denn ihr wisset, dass wir dazu gesetzt sind« (3:3). Hier sehen wir also den klaren Unterschied zwischen »Drangsal« und »Zorn Gottes«. Die sieben Jahre werden nirgendwo als »Stunde« oder als »Zorn Gottes« bezeichnet, sondern werden als Regentschaft des Antichristen in exakt 1260 Tagen bzw. 42 Monaten unterteilt. Deshalb sollten wir uns eingestehen, dass die »Stunde der Versuchung« nicht zu den sieben Jahren gehören kann, sondern findet erst danach statt, nach der Entrückung der Gläubigen, wenn die Bewohner der Erde versucht werden, indem sie »gewogen und zu leicht erfunden werden« (Dan.5:27).
Der HErr Jesus will Philadelphia dafür belohnen, dass sie das »Wort Seines Ausharrens« bewahrt hatten, indem Er auch sie bewahren wird »aus der Stunde der Versuchung« (V.10). Die Verheißung in Offb.3:10 und Mt.24:13 enthält direkt (und in 1.Thess.1:10 und Luk 21:36 indirekt) die Bedingung: »Bleiben( und Gebliebensein)-unter( dem durch Gottes Wort und die persönlichen Lebensumstände Auferlegten)«. (Die Übersetzung mit »Ausharren« verharmlost die Bedingung und ist hier irreführend). Wer sich gegen diese Bedingung sträubt und das von Gott Auferlegte abschüttelt (auch wenn er dabei fleißig »ausharrt«), für den gilt Röm.2:5: »Aber gemäß deiner (starrsinnigen )Härte und (deinem) un-umdenkbereiten (= unbußfertigen) Herzen speicherst-du dir-selbst Zorn(, der wirksam wird) im Tag des Zorns und (der) Enthüllung (des) gerechten-Richtens Gottes«.
Diese Warnung gilt prinzipiell für »jeden, der richtet /urteilt« (Röm.2:1). Ein Wiedergeborener, der z.B. das Urteil gefasst (oder übernommen) hat, dass es unzumutbar und unnötig sei, die biblischen Ordnungen zur Stellung der Frau zu befolgen, oder dass er seinen Ehepartner nicht länger ertragen könne, bekommt in den ersten 3 ½ Jahren den Zornhaufen ausgehändigt, den er sich zuvor aufgehäuft hat. Es ist ja die Zeit, in der Elia als einer der beiden Zeugen »alles wiederherstellen-, [w.: »weg( vom bisherigen)-(in den )gemäßen-(Zu)stand( bring)en«] -wird. Wie groß ist doch Gottes Gnade, dass Er uns nicht einfach entrücken und dann in die äußere Finsternis werfen wird ( = das Land mit dem Bann schlagen wird, Mal 3:24)!
Zum Schluss sei noch erwähnt, dass mein väterlicher Freund und Gesinnungsgenosse Bernd Fischer gemäß der von A. Muhl erstmals entdeckten »Nachtwachen-Lehre« (www.gtü-bibel.de unter /Lehre /Endzeitprophetie der Artikel »Die Tage und die Nachtwachen«) fest davon ausgeht, dass es aufgrund von Luk.12:38 mindestens ZWEI Entrückungen geben werde, unter anderem auch eine VOR den letzten sieben Jahren (Luk.21:36). Nach anfänglicher Skepsis kann ich inzwischen diese Möglichkeit nicht mehr kategorisch ausschließen, zumal sich ein zweimaliges Aufstehen des HErrn vom Hochzeitsmahl für mich derzeit nicht besser erklären lässt. Auch für Bruder Bernd Fischer passt Mal.3:24 nicht zu der weit verbreiteten Auffassung, dass alle Wiedergeborenen ohne weitere Bedingungen gleichzeitig in einer einmaligen Entrückung vor den letzten 7 Jahren in den Himmel entrückt werden und dann nur noch Ungläubige und gläubig gewordene Juden in der Drangsalszeit auf Erden sind.
Seinem Verständnis nach liegt der Grundfehler in der üblichen Auslegung von Mt.25:5, wo unsere Bibeln übersetzen: »… wurden sie alle schläfrig und schliefen ein«. Das wäre die zutreffende Übersetzung des Aorists, es stehe aber das gr. Imperfekt mit der Bedeutung »schliefen-sie-(fortdauernd)«. Es sei also kein geistlicher Schlaf gemeint, sondern der Todesschlaf, der auch in 1.Thess 5:9 mit demselben Wort KATh-ÄU´DOo gemeint sei. Frühere Ausleger hatten recht, dass in Mt. 25 der Weg jedes Gläubigen als kluge oder törichte Jungfrau beschrieben sei, der zu der mit Christus verlobten Jungfrau gehöre (2.Kor 11:2). Laut Mt 25:10 werden die bereiten klugen Jungfrauen entrückt, und die Tür des Hochzeitssaals wird verschlossen, worauf die törichten Jungfrauen in ihrem Auferstehungsleib ausgesperrt seien, in dem sie ihren aufgespeicherten Zornhaufen ausgehändigt bekämen. Sie könnten aber bei einer der späteren Entrückungen dabei sein. Ich möchte an dieser Stelle alle schriftkundigen Brüder gemäß 1.Th.5:21 und Jak.3:17 bitten, diese These unvoreingenommen zu prüfen mit der inneren Bereitschaft, sich überzeugen zu lassen, wenn sich herausstellen sollte, dass es sich so verhält (Apg.17:10). Näheres dazu siehe gtü-bibel.de /Lehre /Endzeitprophetie: Entrueck, Nachtwac.
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