Die Flüchtlingskrise
Seit vielen Monaten schon beherrscht das Thema „Flüchtlingskrise“ die weltlichen Medien und dadurch leider auch die Gedanken und Gemüter vieler Gläubige. Erstaunlicherweise sind sich die meisten Brüder, die ich kenne, darüber einig, dass es sich hierbei um eine geplante und gelenkte islamische Invasion handelt, die das christliche Abendland in den Abgrund bringen soll. Ehrlich gesagt, bin ich darüber sehr verwundert, denn alle scheinen auf einmal in dasselbe Horn zu blasen und jeder, der eine andere Meinung dazu vertritt, wird gleich in die Schublade der pluralistischen, links-liberalen EKD-Theologie gesteckt.
Dabei gilt auch hier das Gebot Gottes: „Du sollst kein falsches Gerücht aufnehmen, du sollst deine Hand nicht dem Gesetzlosen reichen, um ein ungerechter Zeuge zu sein. Du sollst der Menge nicht folgen zum Übeltun; und du sollst bei einem Rechtsstreit nicht antworten, indem du dich der Menge zuneigst, das Recht zu beugen“ (2.Mose 23:1-2). Ich persönlich halte diese „Unkenrufe“ von einem bevorstehenden „Eurabia“ für unbiblisch, was ich im Folgenden einmal mit Hilfe der Heiligen Schrift begründen möchte:
Zunächst fällt mir auf, dass die Brüder, die vor einer drohenden Islamisierung Europas warnen, diese These nur mit unerwartet wenig Bibelstellen belegen können; und so richtig passen tun diese Stellen auch nicht, da ja immer nur von Israel die Rede ist (z.B. 5.Mose 28:43 u. 32:8). Manche Brüder wie z.B. Norbert Homuth verzichten sogar ganz auf eine biblische Untermauerung dieser These (vergl. GN 11/2015), obwohl die Bibel eigentlich sehr viel zu diesem Thema zu sagen hat, nur eben ganz im entgegengesetzten Sinn. Beschämenderweise müssen sich die ansonsten schriftkundigen Brüder von gottlosen Theologen daran erinnern lassen, dass die Bibel uns gebietet, den Fremdling aufzunehmen und ihn zu behandeln wie einen Einheimischen (3.Mose 19:33-34).
Abgesehen davon, dass ich hinter dieser Völkerwanderung keinen „Geheimplan“ irgendwelcher obskuren Hintermänner sehen kann, glaube ich auch nicht, dass es unsere Aufgabe als Christen wäre, der weltlichen Politik Ratschläge zu geben oder sie gar zu verurteilen. Wir sollen nicht Wächter auf Deutschlands Mauern sein, sondern Wächter auf Zions Mauern! Wir wollen das Reich Gottes verteidigen und nicht irgendein neues Heiliges Römisches Weltreich.
Tatsächlich stehen die Gläubigen heute in der Gefahr, leichtgläubig den angeblich mutigen Enthüllern der vermeintlich echten „Wahrheit hinter den Kulissen“ einen Blankoscheck an Glaubwürdigkeit zu geben. Martin Luther dichtete damals in „Ein feste Burg ist unser Gott“: „Und wenn die Welt voll Teufel wär und wollt uns gar verschlingen, so fürchten wir uns nicht so sehr, es soll uns doch gelingen… Nehmen sie den Leib, Gut, Ehr, Kind und Weib: lass fahren dahin, sie haben’s kein’ Gewinn, das Reich muss uns doch bleiben.“
Das Wort Gottes gebietet uns: „Ihr sollt nicht alles Verschwörung nennen, was dieses Volk Verschwörung nennt; und fürchtet nicht ihre Furcht und erschrecket nicht davor. Den HErrn der Heerscharen, den sollt ihr heiligen; und Er sei eure Furcht, und Er sei euer Schrecken.“ (Jes.8:12-13). Norbert Homuth spricht im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise sogar von einem „Rassenwahn des Antichrist“. Dass es ein Rassenwahn ist, würde ich auch sagen, aber es ist ein Rassenwahn der Gläubigen! Es ist doch eine völlige Verkehrung der Tatsachen, wenn er den Rassenwahn Hitlers gleichsetzt mit der Hilfsbereitschaft Europas, die Verfolgten aufzunehmen. Wie vielen Christen aus Syrien und aus dem Irak kam die Gastfreundschaft der Deutschen schon zugute und hat ihnen und ihren Familien das Leben gerettet! Obwohl diese Deutschen selbst vielleicht keine Christen sind, werden sie vom HErrn Jesus als „Gesegnete meines Vaters“ bezeichnet, denn sie haben durch ihre Hilfsbereitschaft zu den Fremdlingen, den HErrn selbst aufgenommen (Matth. 25:35).
Es hat schon einmal eine „Flucht aus Babel“ (heutiges Irak) gegeben, von der die Bibel in Jeremia 50 und 51 berichtet, und auch damals gab es „Brüder“, welche diese Flüchtlinge nicht aufnehmen wollten aufgrund ihres Übermuts und ihrer Selbstherrlichkeit (Obadja 12-14). „Das Gericht Gottes wird ohne Barmherzigkeit sein gegen den, der nicht Barmherzigkeit geübt hat“ (Jak.2:13).
Wir sollen „wenn wir Gelegenheit haben, das Gute wirken gegen alle, am meisten aber gegen die Hausgenossen des Glaubens“ (Gal. 6:10). Welch eine wunderbare Gelegenheit bietet uns nun der Zustrom an Menschen aus arabischen Ländern, ihnen das Evangelium zu verkünden, dass sie in ihren Heimatländern nur unter größten Repressalien hören konnten, weil dort die Evangeliumsverkündigung verboten war! „Errette, die zum Tode geschleppt werden, und die zur Würgung hinwanken, o halte sie zurück! Wenn Du sprichst: siehe, wir wussten nichts davon – wird nicht Er, der die Herzen wägt, es merken? Und Er, der auf Deine Seele acht hat, es wissen? Und Er wird den Menschen vergelten nach seinem Tun.“ (Spr.24:11-12).
Mein Eindruck ist, dass die arabischen Menschen viel empfänglicher sind für das Evangelium als die Deutschen, denn sie haben teilweise die Nase voll von den rigiden Vorschriften des Islam und wollen andererseits an einen Glauben an Gott festhalten. Die Bibel sagt, dass die Syrer und Ägypter eines Tages alle an den Gott Israels glauben werden, und dass Gott die Syrer und Ägypter als Sein gleichrangiges Volk anerkennen wird: „Denn der HErr der Heerscharen segnet es und spricht: Gesegnet sei mein Volk Ägypten, und Assyrien, meiner Hände Werk, und Israel, mein Erbteil!“ (Jes. 19:25).
Ich freue mich, dass jetzt so viele Ausländer nach Deutschland kommen, denn es ist eine Erfüllung der göttlichen Verheißung an Noah:„Weit mache es Gott dem Japhet, und er wohne in den Zelten Sems; und Kanaan sei sein Knecht!“ (1.Mose 9:27). Das mit den Zelten hat sich ja buchstäblich erfüllt…
Auch die Deutschen sind in ihrer Geschichte zu Hunderttausenden ausgewandert in die USA (Pennsylvania), in die Schweiz, nach Rumänien, Russland (Bessarabien u. Kaukasus), Paraguay (Mennoniten), Südostafrika und bis nach Australien. Dort haben sie ihre eigenen Städte gebaut und ihnen Namen gegeben wie Hanover, Hamburg oder Berlin. Warum sollten die Syrer ihre zerbombten Städte wie Aleppo oder Homs nicht einfach in Deutschland wieder aufbauen dürfen? Mit welchem Recht gestehen sich die Deutschen Rechte zu, die sie anderen Völkern versagen?
Menschen können Völkerwanderungen genauso wenig planen oder steuern wie eine Massenpanik; aber nachträglich irgendwelche Verdächtigungen oder Verschwörungs-theorien erfinden, kann jeder. Der Bundeskanzlerin einen Rechtsbruch anzudichten, wie es z.B. der Pastor Jakob Tscharntke tut, ist abwegig, denn Menschenrechte stehen weit über irgendwelchen Verwaltungsrechten. Außerdem steht auch geschrieben, dass wir „über die Obersten unseres Volkes nicht schlecht reden“ sollen (Apg. 23:5). Selbst in unseren Gedanken sollen wir die Herrschenden nicht „leichtmachen“ (Pred.10:20), also andere dazu anstiften, den Respekt vor einem Herrscher zu verlieren. Selbst wenn die Strafanzeige gegen Tscharntke wegen seines ungehörigen Vorwurfs an die Kanzlerin wegen „bandenmäßigem Schleppertums“ wieder eingestellt wurde, so hat er sich aus meiner Sicht doch gegen das Gesetz Gottes versündigt und sollte darüber Buße tun.
Nach der Bibel sind wir selber auch Flüchtlinge und ohne Bürgerrecht in dieser Welt (1.Petr.2:11). Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern suchen die zukünftige (Hebr.13:14). Unser Bürgertum ist in den Himmeln, und obwohl wir noch auf der Erde sind, interessiert uns nicht das Irdische, sondern das Himmlische. Auch der HErr Jesus hat, als Er auf der Erde war, vieles gesehen, aber Er hat es nicht beachtet (Jes.42:18-20). Nirgendwo lesen wir von Ihm, dass Er oder die Apostel sich z.B. für die Intrigen am römischen Hof interessiert hätten. Und auch uns ermahnt Er, dass wir in der Endzeit uns nicht von den Weltereignissen beeinflussen lassen sollten: „Sehet zu, erschrecket nicht; denn dies alles muss geschehen, aber es ist noch nicht das Ende“ (Matth. 24:6).
Das hat also nichts mit „Wächterdienst“ zu tun, wenn Christen sich täglich in den Medien über die noch so bedeutungslosen Einzelheiten des Weltgeschehens informieren wollen, sondern ist genau das Gegenteil. Das einzige FERNsehen, das wir in der Bibel finden, steht in Kol.3:2: „Sinnet auf das was droben ist, nicht auf das was auf der Erde ist!“ – Also nicht auf den Bildschirm glotzen, sondern im Geiste auf den Thron Gottes schauen!
Unser einziges Interesse sollte sein, wie wir dem HErrn gefallen können, indem wir Seine Gebote halten und uns von Ihm verändern lassen durch die Heiligung. Die Zubereitung für die Herrlichkeit bei Gott nimmt eigentlich so viel Zeit in Anspruch, dass wir uns ein Herumzappen am Fernseher oder ein Surfen im Internet kaum leisten können. Vielmehr werden durch die Bilderflut unsere Hirne vergiftet und abgehalten von unseren eigentlichen Aufgaben (Hohelied 1:6 b). Nur wenn ein Christ konsequent seine „Ohren verstopft (Radio!), um nicht von Bluttaten zu hören, und seine Augen verschließt (Fernsehen!), um Böses nicht zu sehen“, gilt ihm die Verheißung: „…der wird auf Höhen wohnen, Felsenfesten sind seine Burg; sein Brot wird ihm dargereicht, sein Wasser versiegt nie“ (Jes.33:15-16).
Der Feind möchte uns immer wieder auf Nebenschauplätze locken, indem er durch Sensationsmeldungen in den Medien das Interesse der Gläubigen (ab)lenkt, um sie dadurch zu manipulieren für seine eigenen Zwecke. Ich glaube, dass ihm dies in der Flüchtlingsdebatte vollkommen gelungen ist, denn inzwischen sprechen ja sogar ansonsten bibeltreue Christen genauso wie Nazis aller Orten von einer „Invasion des Islams“, obwohl dies sachlich völlig falsch ist, denn die meisten der Flüchtlinge sind ja – neben Christen und Jesiden – vor allem gemäßigte Muslime, die ja gerade deshalb verfolgt werden, weil sie den radikalen Islam ablehnen. Hier werden also Opfer zu (potentiellen) Tätern erklärt, ganz im Sinne der Nazi-Ideologie, vor dessen Karren sich die Gläubigen bereitwillig haben spannen lassen. Als Himmelsbürger sollten wir uns aber nicht länger einvernehmen lassen von dieser unbiblischen und gesetzlosen Hetze gegen die deutschen Politiker, sondern das Volk Gottes daran erinnern, dass wir es mit einem lebendigen Gott zu tun haben, der die Geschicke der Völker nach Seinem weisen Plan lenkt und entscheidet. Wenn du dich also selbst einmal dazu verleiten ließest, wie Josaphat Dich mit gesetzlosen Leuten eins zu machen (2.Chron.19:2), um an einer dieser „Pegida“- oder AfD-Demonstationen teilzunehmen, dann lass Dir durch das Wort des HErrn sagen: „Kehret um, ein jeder nach seinem Hause, denn von Mir aus ist diese Sache geschehen.“ (1.Kön.12:24).