„Die Nacht ist weit vorgerückt, und der Tag ist nahe.
Laßt uns nun die Werke der Finsternis ablegen
und die Waffen des Lichts anziehen.“

(Röm.13:12)

– Philadelphia – Die Bruderliebe

Die 7 Sendschreiben:    6. Philadelphia

Die Bruderliebe

»Ich kenne deine Werke. Siehe, Ich habe eine geöffnete Tür vor dir gegeben, die niemand zu schließen vermag; denn du hast eine kleine Kraft, und du hast Mein Wort bewahrt und Meinen Namen nicht verleugnet. Siehe, Ich gebe aus der Synagoge des Satans von denen, die sagen, sie seien Juden, und sind es nicht, sondern lügen; siehe, ich werde sie dazu bringen, dass sie kommen und sich niederwerfen werden vor deinen Füßen und erkennen, dass Ich dich geliebt habe. Weil du das Wort Meines Ausharrens bewahrt hast, werde auch Ich dich bewahren aus der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird, um die zu versuchen, die auf der Erde wohnen. Ich komme bald; halte fest, was du hast, damit niemand deine Krone nehme (Offb.3:8-11)

Die Gemeinde in Philadelphia

Philadelphia [gr. Φιλαδέλφεια , PhIL·ADÄ´LPhÄIA, Bruderliebe, Geschwisterliebe; wörtl. Freundbruderschaft, Bruder(be)freundung, Freundliebe- (zum) -Bruder/ (zur) -Schwester/ (zu den) -Geschwistern)] war eine Kleinstadt, die erst 150 v.Chr. gegründet wurde am Anfang eines fruchtbaren Tales, in dem Wein angebaut wurde. Trotz vieler Erdbeben wurde die Stadt immer wieder aufgebaut; im Jahr 17 n.Chr. wurde sie dermaßen zerstört, dass nur eine einzige Säule erhalten blieb (vergl. Offb.3:12). Um 50 n.Chr. entstand dort dann eine christliche Gemeinde, welche wie durch ein Wunder während der gesamten osmanischen Zeit überlebte. Selbst als im Jahr 1402 der Mongolen-Khan Timur die christlichen Gemeinden in Kleinasien vernichtete, bewahrten die Einwohner der kleinen Stadt als einzige ihren christlichen Glauben inmitten der muslimischen Bevölkerung, bis sie 1923 im Zuge eines türkisch-griechischen Bevölkerungsaustausches nach Athen umgesiedelt wurden, wo es bis heute einen christlichen Stadtteil namens »Neu-Philadelphia« (Νέα Φιλαδέλφεια) gibt (Anm. im NT v. L. Albrecht).

Die kleine Kraft

Der HErr versichert auch der Philadelphia-Gemeinde, dass Er ihre Werke kennt, was sie jedoch nicht beunruhigen braucht, denn sie hatten ja bis dahin alles richtig gemacht, d.h. Sein Wort gehütet und Seinen heiligen Namen nicht durch gesetzlose Werke verleugnet bzw. entehrt. Deshalb können sie sich schon heute auf einen Siegeskranz freuen, wenn sie auch weiterhin an allem festhielten, was der HErr ihnen anvertraut hat; andernfalls kann ihnen dieser aber auch wieder abgesprochen werden! Diese Warnung ist aber nicht als Kritik zu verstehen, sondern als Zuspruch und Ansporn, denn sie waren ja auf dem richtigen Weg. Auch die Anmerkung »Du hast eine kleine Kraft« sollte sie keineswegs beschämen, denn der HErr sagt ja nicht »Du hast NUR eine kleine Kraft«, als wolle der HErr sie wegen ihrer Schwäche oder »Belanglosigkeit« (A. Pohl) rügen. Denn Gottes Kraft wird ja erst durch unsere Schwachheit vollendet (2.Kor.12:9). Solange wir noch selbst zu stark sind, kann der HErr uns noch nicht helfen (»Noch ist des Volkes zu viel« Richt.7:4). Erst »wenn die Zerschmetterung der Kraft des heiligen Volkes vollbracht sein wird« (Dan. 12:7) und wir zum HErrn flehen: »In uns ist keine Kraftund wir wissen nicht, was wir tun sollen, sondern auf Dich sind unsere Augen gerichtet« (2.Chr.20:12, Ps.123:2-3).

Der Nachdruck liegt auf dem Wort »Kraft«. Denn bei dem HErrn »ist kein Unterschied um zu helfen zwischen dem Mächtigen und dem Kraftlosen« (2.Chr.14:11, 1.Sam.14:6). Selbst einen glimmenden Docht vermag der HErr noch zu einem lebendigen Feuer anzufachen (Mt.12:20). Entscheidend ist, dass Philadelphia überhaupt eine geringe Kraft hatte, die der HErr vermehren kann wie die »5 Brote und die 2 Fische« (Mk. 6:38). »Denn wer irgend hat, dem wird gegeben werden, und wer nicht hat, von dem wird selbst was er zu haben scheint genommen werden« (Lk.8:18, 12:48, 19:26). Sardes war völlig kraftlos geworden und dem geistlichen Tode nahe; aber Philadelphia liebte den HErrn und »die Ihn lieben werden sein wie die Sonne, die aufgeht in ihrer Kraft« (Richt.5:31). Ja, sie gehen sogar »von Kraft zu Kraft« (Ps.84:7), und mit fortschreitendem Alter vermehrt sich sogar die geistliche Kraft (5.Mo.33:25).

Jesu Verheißung »Ich komme bald« beweist, dass es sich bei Philadelphia nicht nur um die damalige Gemeinde gehandelt haben kann, sondern dass auch jeder von uns sich »Philadelphia« zum Vorbild nehmen kann, indem wir wie jene Sein Wort bewahren und mit unserer geringen Kraft dem HErrn heute in Treue dienen. Wenn wir wie beim Scherflein der armen Witwe oder wie Maria Magdalena auch nur das tun, was wir vermögen, dann haben wir sogar schon viel getan. Wir müssen keine Helden sein, sondern sollen schon im Geringen Treue üben. Denn gerade wenn wir uns z.B. auf der Arbeit in den kleinen Details korrekt verhalten ohne dass uns jemand dabei sieht, beweisen wir ja unseren Glauben. Und wenn wir im Verborgenen freigebig sind, kann der HErr uns schon heute immer wieder neu unsere Gefäße und Krüge füllen wie bei der Witwe von Sarepta (1.Kön.17: 8-24). Der HErr Jesus gab jedem von uns unterschiedliche Verantwortungsbereiche, und selbst jene, die nur wenig begabt waren, bekommen vom HErrn genau das gleiche Lob wie die Hochbegabten, wenn sie nur ihre Gaben gewinnbringend anlegen: »Wohl du guter und treuer Knecht! Über weniges warst du treu, über vieles werde ich dich setzen; gehe ein in die Freude deines HErrn« (Mt.25: 21 und 23). Ach, wie sehne ich mich danach, dem HErrn auch einmal diese Freude zu bereiten!

Geöffnete Türen

Der HErr selbst investiert als kluger Kaufmann vor allem dort, wo Er sich den größten Gewinn verspricht. Dazu öffnet Er uns Türen, wenn die Aussicht besteht, dass wir erfolgreich durch diese Tür »ein- und ausgehen und Weide finden« (Joh.10:9, Ps.121:8). Philadelphia wurde einst von König Attalos II. als „Missionsstadt“ gegründet mit der Absicht, die griechische Kultur und Sprache in dieser Region zu verbreiten. Die Gemeinde hingegen erkannte es als Gelegenheit vom HErrn, ihr Unbehelligtsein von Seiten der Obrigkeit zu nutzen, um eifrig das Evangelium zu verkünden. Ebenso erkannten auch die Glaubensväter des 17. und 18. Jh. den allgemeinen Religionsfrieden nach dem 30jährigen Krieg als Gelegenheit, das Evangelium in weite Teile der Welt zu verbreiten, wodurch eine Vielzahl an Erweckungen entstand, wie wir später noch sehen werden. »Geöffnete Türen« stehen symbolisch immer wieder für »günstige Gelegenheiten«, weshalb auch Paulus sagt: »Ich werde aber bis Pfingsten in Ephesus bleiben, denn eine große und wirkungsvolle Tür ist mir aufgetan, und der Widersacher sind viele« (1.Kor.16:8-9, siehe auch 2.Kor.2:12).

Der HErr selbst entscheidet, wann und wo Er die Türen zum Reich Gottes aufschließt. Deshalb spricht Er über die Pharisäer ein »Wehe euch!« aus, weil sie sich anmaßten, durch falsche Lehren das Himmelreich vor den Menschen zu verschließen (Mt.23:13). Ähnlich verhielten sich später die Päpste der katholischen Kirche, die sich zwar nicht auf den Stuhl Moses‘, wohl aber auf den Stuhl Petri‘ gesetzt hatten. Tatsächlich hatte Petrus ja vom HErrn die »Schlüssel zum Reiche der Himmel« anvertraut bekommen, aber solch ein Vorrecht ist nicht übertragbar (Mt.16:19). Petrus sollte der erste sein, der das Heil in Christus nacheinander 1.) zuerst den Juden in Jerusalem (Apg.2), dann 2.) den Samaritern (Apg.8) und 3.) zuletzt den Nationen (Apg.10) zugänglich machen sollte durch die Verkündigung des Evangeliums. Zur Bestätigung wurden diese Anfänge von Zeichen und Wundern begleitet, die später überflüssig wurden, als der gesamte Ratschluss Gottes in Schriftform allen zugänglich war. Aber damals, als es noch kein Neues Testament gab, erkannten die anderen Apostel dadurch, dass der HErr tatsächlich »den Nationen eine Tür des Glaubens aufgetan hatte« (Apg.14:27). Seither sind diese drei Türen geöffnet und »die Felder sind weiß zur Ernte« (Joh.4:35). Von jetzt an soll auch jeder in unserm Umfeld wissen, dass wir Kinder Gottes sind, jedoch nicht nur durch einen Fisch am Auto, sondern in erster Linie durch unser Lebenszeugnis, dass wir Liebe unter einander haben (Joh.13:35, 1.Petr.4:8). Für offene Türen auf den Missionsfeldern sollen wir zudem regelmäßig beten (siehe Kol.4:3).

Der HErr kann aber auch Türen verschließen, die dann niemand mehr öffnen kann (V.7). Aber auch dieses tut Er aus Liebe zu den Verlorenen, denn für manche Menschen ist es besser, dass sie den Weg der Gerechtigkeit (noch) nicht erkennen, solange noch nicht die Bereitschaft zum Gehorsam ausreichend vorhanden ist (2.Petr.2:21). Deshalb musste auch die Tür zum Garten Eden vorerst verschlossen bleiben, damit Adam und Eva nicht unbußfertig vom Baum des Lebens essen würden (1.Mo.3.22-24). Erst seit Christus sich selbst für uns geopfert hat, ist der Vorhang zum Tempel zerrissen und damit der Zugang zum Gnadenthron endlich für alle möglich. Aber diese Tür wird bei der Wiederkunft des HErrn für die törichten Jungfrauen (trotz nachträglich gekauften Öls) verschlossen werden, so dass sie nicht am Hochzeitsmahl teilnehmen können (Mt.25:10). Die Menschen sollen den HErrn suchen, solange Er sich finden lässt (Jes.55:6). Wenn der Tag des Heils vergangen ist, wird es für alle bis dahin Unerretteten nur noch eine Auferstehung zum Gericht geben (Offb.20:5+12). Noah hatte zeitlebens als Prediger der Gerechtigkeit die gottlose Welt gewarnt, als »die Langmut Gottes harrte« (2.Petr.2:5). Aber als alle, die gerettet werden sollten, zum Schluss in die Arche gegangen waren »schloss der HErr hinter ihm zu« (1.Mo.7:6). Eine weitere Gelegenheit, die Botschaft des Heils zu hören, erhielten diese Widerspenstigen erst, als der HErr Jesus hinabstieg ins Totenreich, um den »Geistern im Gefängnis zu predigen« (1.Petr.3:19, 4:6).

Die schnell überlese Aufforderung des HErrn »Siehe!« (gr. ἰδοὺ!) kommt an 277 Stellen im NT vor und an 1060 Stellen im AT [HiN(N)e´H]. Es geht in der Regel um ein geistliches Sehen, d.h. ein Erkennen des Handelns Gottes im Alltag (Spr.3:6). Wir sollen darauf achten, wo der HErr uns eine Tür öffnet und wo Er sie gerade geschlossen hat, damit wir nicht vergeblich arbeiten und unser wertvolles Saatgut »unter die Dornen säen« (Jer.4:3). Wenn verhärtete Menschen durch ihre Reaktion deutlich machen, dass sie »sich selbst nicht würdig erachten des ewigen Lebens«, indem sie dem Wort Gottes widersprechen und lästern, dann sollen wir uns von ihnen abwenden und uns ein neues Ackerfeld suchen (Apg.13: 45-46). Mein persönlicher Eindruck ist, dass dies auf die Stadt Bremen zutrifft, denn obwohl wir schon so oft hier das Evangelium verkündigt haben, schalten die Menschen auf stur. In Lima (Peru) hingegen, wo ich erst kürzlich wieder predigen durfte, hören mir auf Anhieb zahlreich die Menschen zu, weshalb wir ernsthaft die Absicht hegen, innerhalb der nächsten 5 Jahre dorthin auszuwandern. Wir hoffen insgeheim, dass sich bis dahin noch andere Geschwister finden, die diesen Eindruck mit uns teilen und die gleiche Bereitschaft haben zum effektiveren Wirken.

Bruderliebe

Es ist sicherlich kein Zufall, dass diese Gemeinde in einer Stadt lebte, die übersetzt »Bruderliebe« hieß. Das griechische Wort PhILI´A = Liebe, Zuneigung, Freundschaft ist abgeleitet von PhI´LOS, das nicht nur »liebend« und »befreundet« bedeutet, sondern auch »angehörig« oder »eigen«, also alles, was einem natürlicherweise lieb und teuer ist. Aus der Silbe PhIL- haben sich im Laufe der Sprachgeschichte eine ganze Menge Begriffe von Leidenschaften entwickelt, für die der ein oder andere eine persönliche Schwäche hat: So gibt es z.B. die Philosophie (Liebe zur Weisheit), die Philologie (Liebe zu Worten), die Philharmonie (Liebe zur Harmonie), die Philanthropie (Liebe zu Menschen), die Philatelie (Liebe zu Briefmarken) und sogar den Philippus (Pferdeliebhaber) usw. Die Gemeinde in Philadelphia aber hatte eine Liebe zu ihren Brüdern, und zwar nicht nur zu ihren Brüdern in Christo, sondern auch zu ihren Brüdern in Adam, also ihren Menschenbrüdern. Dies wird auch deutlich, dass sie offenbar den aufrichtigen Versuch unternahmen, auch die ungläubigen Juden für Christus zu gewinnen, was der HErr dann sogar ausdrücklich unterstützt.

Dadurch dass sie auch unter sich eine herzliche Bruderliebe pflegten und auch Konflikte brüderlich zu überwinden wussten, waren sie gefestigt, um auch nach außen fruchtbar wirken zu können. Sie stellten durch ihre Einstellung wie kaum eine andere Gemeinde den Retterwillen Christi dar, der ebenso auf die Herrlichkeit bei Gott vorübergehend verzichtete, um zu suchen und zu erretten, was verloren ist (Luk.19:10), indem Er sich selbst für die Sünder aufopferte. Diese Gesinnung soll aber auch in uns sein, indem wir uns nicht länger nur für die Gesunden sondern vor allem für die Kranken abmühen (Luk.5:31, Phil.2:2-8). Gerade jene, die undankbar und uns lästig sind, sollen wir besonders wertschätzen und geduldig mit ihnen sein, wie auch der HErr mit uns geduldig war. Gerade wenn wir uns zu einem Dienst innerlich zwingen müssen, geschieht dies für Menschen, die unsere Liebe besonders brauchen. Rebekka Brown hatte sogar ein Herz für Satanisten, so dass durch ihren Gebetsdienst viele Satanisten am Ende zum Glauben an Christus kamen.

Heute gibt es ja viele, die Philadelphia sein wollen. Fragt man z.B. einen Darbysten, dann wird er die Brüderbewegung als Philadelphia deuten. Fragt man hingegen die Neuapostolen, dann halten sie sich für Philadelphia usw. Es gibt heute auch jede Menge Gemeinden, die sich den Namen »Philadelphia« gegeben haben. Interessanterweise gab es aber noch nie eine Gemeinde, die sich »Pergamongemeinde«, »Thyatiragemeinde«, »Sardes-gemeinde« oder gar »Laodizeagemeinde« nennt. Aber echte Brüderliebende erkennt man nicht an ihrem Bekenntnis, sondern an ihren Taten. Wie viele christliche Werke mussten z.B. aufgrund erlahmender Spendenbereitschaft wieder aufgegeben werden! Als z.B. Bruder Hans-Udo Hoster vor 50 Jahren in einem christlichen Kinderheim in Pakistan arbeitete, teilte ihm die Heimleitung irgendwann mit, dass die Arbeit beendet werden müsse, da die Kosten nicht mehr gedeckt werden konnten. Man gab ihm ein Flugticket, um nach Deutschland zurückzureisen. Er aber hatte im Vertrauen auf Gott sein Flugticket umgetauscht, den Erlös für die vorübergehende Weiterversorgung des Heims gespendet und ist per Anhalter von Pakistan nach Deutschland getrampt, um bei seinen Bekannten und Freunden dort weitere Spenden zu erbitten. Nur deshalb steht das Kinderheim bis auf den heutigen Tag, konnte für zahlreiche Kinder zum geistlichen Segen werden und ist nach wie vor angewiesen auf die Hilfe des HErrn sowie die finanzielle Unterstützung von »Bruderliebenden« (https://christlicheheime.com)

Aber in der heutigen Laodizea-Zeit ist ein solcher Glaube selten geworden. »Die Liebe der Vielen wird erkalten« (Mt.24:12), »denn alle suchen das Ihrige, nicht das was Jesu Christi ist« (Phil.2:21). Als ich mal den über 80-jährigen, gehbehinderten Bruder Gustav Ziegler aus Osterholz-Scharmbeck besuchte, saß er in einem dunklen Zimmer traurig am Fenster und wartete darauf, dass der HErr ihn endlich heimhole. Mit Wehmut erinnerte er sich daran, wie er durch Gottes Gnade in all den Jahren die Freie Brüdergemeinde im Stadtzentrum gegründet hatte, die heute von so vielen jungen Leuten besucht würde, aber nicht einer auf die Idee käme, ihn mal zu besuchen und ihn im Rollstuhl durch den Park zu schieben! Die Christen sind heute so reich geworden an Gütern und Wissen, dass sie nur noch darauf bedacht sind, ihren Reichtum zu verwalten. Aber was nützen die ganzen christlichen Bücher und Nachschlagewerke, wenn das Wort nicht in der Praxis ausgelebt wird? Meine Mutter hingegen, die gar nicht so viel Erkenntnis von der Schrift hatte, besuchte zu ihren Lebzeiten regelmäßig jeden Freitag ein Altenheim, um den Alten aus der Bibel vorzulesen und ihnen von unserer Familie zu erzählen. Die große Freude der Greise jedes Mal zu sehen, wenn meine Mutter wiederkam, war ihr Ansporn genug, um diesen Dienst immer weiterzumachen. Auch sammelte sie früher Spenden für ein christliches Kinderheim in Neapel, indem sie freimütig mit Geschäftsführern von Kaufhäusern und Banken sprach, die ihr bereitwillig Unterstützung gaben. Jetzt ist sie beim HErrn und darf sich auf ihren Lohn freuen.

Die Synagoge des Satans

Wenn der HErr von Juden spricht, »die es nicht sind, sondern die lügen«, dann will Er damit sicherlich nicht sagen, dass es sich bei ihnen um Scheinjuden im buchstäblichen Sinne gehandelt hat. Vielmehr erläutert Paulus diesen Aspekt in Röm.2:28-29 mit den Worten: »Denn nicht der ist ein Jude, der es äußerlich ist, noch ist die äußerliche Beschneidung im Fleische Beschneidung; 29 sondern der ist ein Jude, der es innerlich ist, und Beschneidung ist die des Herzens, im Geiste, nicht im Buchstaben…«. Solange wir uns noch nicht dem Willen Gottes unterstellt hatten durch die Annahme des Erlösungswerks Christi, waren auch wir vom Teufel Geleitete (Eph.2:2), auch wenn es uns nicht bewusst war (Joh.8:44). Die Idee mancher antisemitisch beeinflusster Christen, dass die Juden von heute aufgrund ihrer rassischen Vermischung mit anderen Völkern keine Juden mehr seien, ist völlig abwegig, denn die rassische Reinheit hat bei Gott noch nie eine Rolle gespielt, sondern vielmehr die geistliche Reinheit. Nur deshalb sollten sich die Kinder Israel nicht mit den heidnischen Völkern verschwägern, da die Gefahr der geistlichen Hurerei zu groß war. Rassismus hingegen ist eine dem Wort Gottes fremde Ideologie.

Aber auch bei den Juden gab (und gibt) es Rassismus. Deshalb wurden die ersten Nationen-Christen von ihnen geschmäht, weil sie sich aufgrund ihrer genetischen Abstammung selbst für das einzig wahre Gottesvolk hielten und nur die zum Judentum konvertierten Proselyten als rechtmäßige Angehörige des Samen Abrahams ansahen. Für sie war klar, dass gemäß Jes.45:14, 49:23 und 60:14 eines Tages alle ihre Schmäher beschämt und gebeugt zu ihnen kommen und sich zu ihren Füßen niederwerfen würden, um sie als »Stadt des HErrn« bzw. »Zion des Heiligen Israels« anzuerkennen. Nachdem die Juden aber ihren König und HErrn verworfen hatten und auch in der Apostelzeit keine Buße taten und nicht wollten, dass dieser über sie herrsche, wurde ihnen »das Reich weggenommen« und es erfüllte sich über jene die Strafandrohung aus 5.Mo.18:18-19. Deshalb dreht der HErr jetzt den Spieß um und lässt die Juden durch Buße und Umkehr zur Einsicht bringen, dass der HErr Jesus die Gemeinde des Neuen Bundes als neues und wahres Gottesvolk geliebt und erwählt hat, ja sogar Sein Leben für sie gegeben hat, um sie sich als kostbare Perle zu erwerben: »Weil du teuer, wertvoll bist in meinen Augen, und ich dich lieb habe, so werde Ich Menschen hingeben an deiner Statt und Völkerschaften anstatt deines Lebens« (Jes.43:4). Die Gläubigen in Philadelphia (17.-18.Jh.) hatten eine solche Bruderliebe zu ihren jüdischen Brüdern, dass sie begannen, ihnen das Evangelium zu predigen. Und diese Liebe hatte eine solch große Strahlkraft, dass einige Juden um dieser Christen willen zu Christus kamen. Denn sie konnten von diesem Abglanz auf die Lichtquelle selbst schließen.

Nachdem der HErr von Seinem geliebten Volk verworfen wurde, schmerzte es Ihn wie Josef in Ägypten, der seinen Erstgeborenen den Namen Manasse gab (d.h. »Der vergessen macht«). Die Ausbreitung des Christentums in Europa durch die Römische Kirche ( = Manasse) ließ den HErrn in den ersten 1000 Jahren dann auch tatsächlich vergessen machen, dass Sein alttestamentliches Volk Ihn verschmäht hatte; und als sich dann im 2. Jahrtausend auch noch in Übersee die Heilsbotschaft durch evangelische Christen ( = Ephraim) verbreitete, konnte auch der HErr Jesus wie Josef sagen: »Gott hat mich fruchtbar gemacht im Lande meines Elends« (1.Mo.41:51-52). Dennoch aber hat der HErr Seine »Brüder nach dem Fleische« nicht vergessen, sondern wartet darauf, bis die »7 fetten Jahre« der Gemeindezeit vorbei sind, damit auch sie in der siebenjährigen Drangsalszeit zu Ihm kommen und Er sich ihnen wie Josef als Retter zu erkennen geben wird. Zuvor aber werden sie Buße tun und sagen: »Fürwahr, Er hat unsere Leiden getragen, und unsere Schmerzen hat Er auf sich geladen. Und wir, wir hielten Ihn für bestraft, von Gott geschlagen und niedergebeugt; 5 doch um unserer Übertretungen willen war Er verwundet, um unserer Missetaten willen zerschlagen. Die Strafe zu unserem Frieden lag auf Ihm, und durch Seine Striemen ist uns Heilung geworden« (Jes.53:4-5).

In Hes.37:15-22 ist von einer zukünftigen Vereinigung von Juda mit den Söhnen Israels die Rede. Die meisten Christen stimmen wohl darin überein, dass wir geistlicherweise das Haus Israel im Neuen Bund sind, aber leider sehen viele die Ekklesia auch als etwas völlig anderes, obwohl nach Hebr.8:7-13 die Verheißung aus Jer.31:31-33 eindeutig auf die Gemeinde Bezug nimmt. Den meisten Gläubigen heute ist jedoch nicht bewusst, dass wir Christen nicht nur geistlicherweise Söhne Abrahams sind, sondern auch »dem Fleische nach« (Röm.4:1). Denn wir stammen mehr oder weniger alle von den verschollenen 10 Stämmen Israels ab, die sich nach der assyrischen Gefangenschaft mit den europäischen Ureinwohnern vermischt haben. Deshalb schreibt Paulus den Ephesern, dass sie »entfremdet waren dem Bürgerrecht Israels« (Eph.2:12), d.h. sie hatten es mal besessen, aber dann wieder verloren, und erlangten es erst wieder durch die Annahme des Evangeliums. Auch sprachlich verraten viele Europäische Namen einen hebräischen Ursprung, z.B. Danmark (Gebiet von Dan), Sachsen (Isaaks Söhne), Britain (von hebr. BeRiT-aM = Bundesvolk), usw. Wer sich für die Haus-Israel-Lehre näher interessiert, dem empfehle ich folgenden Artikel: https://www.derhahnenschrei.de/index.php/14-gastbeitraege/90-zur-haus-israel-lehre-von-b-fischer

 

Die Stunde der Versuchung

Nach der GtÜ lautet Offb.3:10: »Weil du-gehütet-hast das Wort des Bleibens-unter-(dem)- (von)-Mir -(Auferlegten), werde- auch-Ich dich –hüten aus(serhalb zu bleiben von)/ auch: (herauszukommen)-aus der Stunde der Versuchung, die (sich)-anschickt (zu) kommen auf der ganzen Bewohnten-(Erde), (um zu) versuchen die(, die) (in jeder )Beziehung auf der Erde wohnen (d.h. die völlig irdisch gesinnt sind).« Sprachlich direkt verleichbar ist Joh.17:15: »Nicht bitte-Ich, dass Du- sie –wegnimmst aus der Welt, sondern dass Du- sie –hütest aus(serhalb zu bleiben von)/ auch: (herauszukommen)-aus dem Bösen.« Das Wort Stunde (gr. hOo´RA) kann im NT buchstäblich eine Stunde bedeuten, aber auch Tageszeit, kurze Zeit, Jahreszeit, Blütezeit, Zeitabschnitt. Die »Stunde der Versuchung« ist ein kurzer Zeitabschnitt, der stark von Versuchung geprägt ist. Versuchung bedeutet: vor eine Entscheidung gestellt sein, wobei die stärkste Entscheidung die zwischen Leben und Tod ist. Vor diese Entscheidung wird z.B. jeder Christ gestellt während der 42 Monate der Vollmachtszeit des Antichrists, nämlich in den zweiten 3 ½ Jahren der letzten 7 Jahre vor der sichtbaren Wiederkunft des HErrn, wo jeder sich entscheiden muss: Entweder für Gott oder für den Antichrist. Wer das Erste wählt, verliert für diese Zeit sein irdisches Lebensrecht, gewinnt aber dafür sein ewiges Leben. Wer das Zweite wählt, behält für diese kurze Zeit sein irdisches Lebensrecht, verliert aber sein ewiges Leben. Die erste Wahl entspricht dem Wort des HErrn in Mt. 24:13: »Aber der(, der) unter-(dem durch Gottes Gebote und die Lebensumstände Auferlegten)-geblieben-ist (bis )hin( zum) Ziel, dieser wird-gerettet-werden. Ähnlich wie Offb.3:10 sagt es auch 1.Thess.1:10: »… Jesus, der uns birgt/schützt/zurückhält aus(serhalb zu bleiben von)/ auch: (herauszukommen )aus dem kommenden Zorn.«

So wie der HErr in Joh.17:15 Gott bittet, dass wir außerhalb des Bösen bleiben bzw. von dort wieder herauskommen sollen, so verheißt Er der Gemeinde mit Philadelphia-Charakter, außerhalb zu bleiben bzw. wieder heil herauszukommen aus der Vollmachtszeit des Antichrists. Das kann durch unseren leiblichen Tod erfolgen (über den wir nicht selbst verfügen dürfen), indem wir vor oder in dieser Zeit geistlich unbeschadet (vielleicht auch durch den Märtyrertod) sterben, oder durch Fluchthilfe (vergl. Offb.12: 6+13-16). Das Letztere verheißt uns der HErr in Luk 21:36: »…, damit ihr-(in jeder )Beziehung-stark-(werde)t, (zu) entfliehen diesen( Ereignissen) allen, die (sich )anschicken (zu) geschehen …«. Eine vorzeitige Entrückung der Gläubigen käme einem »Wegnehmen aus der Welt« gleich, worum der HErr ja in Joh.17:15 ausdrücklich nicht bittet.

Der Zeitpunkt der Entrückung der Gläubigen wird an mehreren Stellen im NT ausdrücklich angegeben, z.B.:

  • »Nach der Drangsal jener Tage« (Mt.24:29-31)

  • Nach dem Kommen des Antichristen (2.Th.2:3)

  • »Bei der letzten Posaune« (1.Kor.15:52).

Die »große Volksmenge, welche niemand zählen konnte, aus jeder Nation und aus Stämmen und Völkern und Sprachen«, die am Ende vor dem Thron und dem Lamm standen mit weißen Gewändern bekleidet und mit Palmen in ihren Händen (Offb.7:9), von ihnen wird in Vers 14 gesagt, dass sie »aus der großen Drangsal kommen«. Damit sollte also klar sein, dass die Gemeinde nicht in Offb.4:1 entrückt wird, wie immer wieder behauptet. In Offb.11:13 ist von einer Stunde die Rede – kurz nach der Entrückung der zwei Zeugen! – in welcher ein großes Erdbeben geschah, und kurz darauf erscholl die siebte Posaune (Vers 15), und da wir von keiner achten Posaune lesen, dürfen wir davon ausgehen, dass die siebte Posaune zugleich der Entrückungsmoment der Gemeinde ist. In Kap. 14:7 lesen wir: »die Stunde seines Gerichts ist gekommen«, und in derselben Stunde wird auch die große Babylon fallen (V.8). das Gleiche finden wir auch in Kap.18:10+16+19: »Wehe, wehe! die große Stadt, Babylon, die starke Stadt! denn in einer Stunde ist dein Gericht gekommen… denn in einer Stunde ist der so große Reichtum verwüstet worden, …denn in einer Stunde ist sie verwüstet worden«. Einen weiteren Hinweis, den wir über jene »Stunde des Gerichts« erfahren, finden wir in Kap.17:12 »…es sind zehn Könige, welche… Vollmacht wie Könige empfangen eine Stunde mit dem Tier«*. Das antichristliche Reich ist nach den sieben Jahren schon dem Untergang geweiht, wenn die letzten sieben Zornesschalen über die Erde ergossen werden. Vergleicht man die Intensität der Zornesschalen mit den Posaunengerichten, fällt sofort auf, dass diese wesentlich katastrophalere Auswirkungen hat, denn ein Großteil der Menschheit stirbt durch diese Plagen. Aber in Offb.11:18 wird deutlich, dass die Zornesschalen erst nach der siebten Posaune über die Erde ausgegossen werden.

In der Symbolsprache der Bibel bedeutet eine »Stunde« immer nur einen kurzen Zeitraum, der sich über mehrere Stunden erstrecken kann, nicht aber über mehrere Monate oder gar Jahre. So beschreibt der HErr Jesus z.B. den Zeitraum von Seiner Verhaftung bis zur Kreuzigung mit den Worten: »Dies ist eure Stunde und die Gewalt der Finsternis« (Luk.22:53, Mt.26:45). Diese Stunde, in welcher der HErr Jesus den Zorn Gottes an unserer Statt erleiden musste, ist eine Vorschattung von jener künftigen Stunde, die all jene über sich ergehen lassen müssen, welche die Sühnung nicht annehmen wollten, die der HErr ihnen angeboten hatte durch Sein Blut. Vorher konnten sie Ihm nichts anhaben, denn »Seine Stunde war noch nicht gekommen« (Joh.2:44, 7:30, 8:20), aber als sie kam, betete Er: »Jetzt ist Meine Seele bestürzt, und was soll Ich sagen? Vater, rette Mich aus dieser Stunde! Doch darum bin Ich in diese Stunde gekommen« (Joh.12:27).

Durch Gottes Erbarmen brauchen wir diese Stunde Seines Zornes nicht mehr erleiden, sondern nur noch die Ungläubigen (Röm.1:18, Eph.5:6, Kol.3:6). Die Bibel sagt uns, dass Er uns »birgt/schützt/zurückhält aus dem kommenden Zorn« (1.Th.1:10), aber Er hat uns nicht von der kommenden Drangsal befreit, denn es steht geschrieben, »dass wir durch viele Drangsale hindurchmüssen, um ins Reich Gottes hineinzukommen« (Apg.14:22). Gott hat uns zwar »nicht zum Zorn gesetzt« (1.Th.5:9), aber im selben Brief heißt es mit fast der gleichen Formulierung: »dass doch niemand wankend werde in diesen Drangsalen, denn ihr wisset, dass wir dazu gesetzt sind« (3:3). Hier sehen wir also den klaren Unterschied zwischen »Drangsal« und »Zorn Gottes«. Die sieben Jahre werden nirgendwo als »Stunde« oder als »Zorn Gottes« bezeichnet, sondern werden als Regentschaft des Antichristen in exakt 1260 Tagen bzw. 42 Monaten unterteilt. Deshalb sollten wir uns eingestehen, dass die »Stunde der Versuchung« nicht zu den sieben Jahren gehören kann, sondern findet erst danach statt, nach der Entrückung der Gläubigen, wenn die Bewohner der Erde versucht werden, indem sie »gewogen und zu leicht erfunden werden« (Dan.5:27).

Der HErr Jesus will Philadelphia dafür belohnen, dass sie das »Wort Seines Ausharrens« bewahrt hatten, indem Er auch sie bewahren wird »aus der Stunde der Versuchung« (V.10). Die Verheißung in Offb.3:10 und Mt.24:13 enthält direkt (und in 1.Thess.1:10 und Luk 21:36 indirekt) die Bedingung: »Bleiben( und Gebliebensein)-unter( dem durch Gottes Wort und die persönlichen Lebensumstände Auferlegten)«. (Die Übersetzung mit »Ausharren« verharmlost die Bedingung und ist hier irreführend). Wer sich gegen diese Bedingung sträubt und das von Gott Auferlegte abschüttelt (auch wenn er dabei fleißig »ausharrt«), für den gilt Röm.2:5: »Aber gemäß deiner (starrsinnigen )Härte und (deinem) un-umdenkbereiten (= unbußfertigen) Herzen speicherst-du dir-selbst Zorn(, der wirksam wird) im Tag des Zorns und (der) Enthüllung (des) gerechten-Richtens Gottes«.

Diese Warnung gilt prinzipiell für »jeden, der richtet /urteilt« (Röm.2:1). Ein Wiedergeborener, der z.B. das Urteil gefasst (oder übernommen) hat, dass es unzumutbar und unnötig sei, die biblischen Ordnungen zur Stellung der Frau zu befolgen, oder dass er seinen Ehepartner nicht länger ertragen könne, bekommt in den ersten 3 ½ Jahren den Zornhaufen ausgehändigt, den er sich zuvor aufgehäuft hat. Es ist ja die Zeit, in der Elia als einer der beiden Zeugen »alles wiederherstellen-, [w.: »weg( vom bisherigen)-(in den )gemäßen-(Zu)stand( bring)en«] -wird. Wie groß ist doch Gottes Gnade, dass Er uns nicht einfach entrücken und dann in die äußere Finsternis werfen wird ( = das Land mit dem Bann schlagen wird, Mal 3:24)!

Zum Schluss sei noch erwähnt, dass mein väterlicher Freund und Gesinnungsgenosse Bernd Fischer gemäß der von A. Muhl erstmals entdeckten »Nachtwachen-Lehre« (www.gtü-bibel.de unter /Lehre /Endzeitprophetie der Artikel »Die Tage und die Nachtwachen«) fest davon ausgeht, dass es aufgrund von Luk.12:38 mindestens ZWEI Entrückungen geben werde, unter anderem auch eine VOR den letzten sieben Jahren (Luk.21:36). Nach anfänglicher Skepsis kann ich inzwischen diese Möglichkeit nicht mehr kategorisch ausschließen, zumal sich ein zweimaliges Aufstehen des HErrn vom Hochzeitsmahl für mich derzeit nicht besser erklären lässt. Auch für Bruder Bernd Fischer passt Mal.3:24 nicht zu der weit verbreiteten Auffassung, dass alle Wiedergeborenen ohne weitere Bedingungen gleichzeitig in einer einmaligen Entrückung vor den letzten 7 Jahren in den Himmel entrückt werden und dann nur noch Ungläubige und gläubig gewordene Juden in der Drangsalszeit auf Erden sind.

Seinem Verständnis nach liegt der Grundfehler in der üblichen Auslegung von Mt.25:5, wo unsere Bibeln übersetzen: »… wurden sie alle schläfrig und schliefen ein«. Das wäre die zutreffende Übersetzung des Aorists, es stehe aber das gr. Imperfekt mit der Bedeutung »schliefen-sie-(fortdauernd)«. Es sei also kein geistlicher Schlaf gemeint, sondern der Todesschlaf, der auch in 1.Thess 5:9 mit demselben Wort KATh-ÄU´DOo gemeint sei. Frühere Ausleger hatten recht, dass in Mt. 25 der Weg jedes Gläubigen als kluge oder törichte Jungfrau beschrieben sei, der zu der mit Christus verlobten Jungfrau gehöre (2.Kor 11:2). Laut Mt 25:10 werden die bereiten klugen Jungfrauen entrückt, und die Tür des Hochzeitssaals wird verschlossen, worauf die törichten Jungfrauen in ihrem Auferstehungsleib ausgesperrt seien, in dem sie ihren aufgespeicherten Zornhaufen ausgehändigt bekämen. Sie könnten aber bei einer der späteren Entrückungen dabei sein. Ich möchte an dieser Stelle alle schriftkundigen Brüder gemäß 1.Th.5:21 und Jak.3:17 bitten, diese These unvoreingenommen zu prüfen mit der inneren Bereitschaft, sich überzeugen zu lassen, wenn sich herausstellen sollte, dass es sich so verhält (Apg.17:10). Näheres dazu siehe gtü-bibel.de /Lehre /Endzeitprophetie: Entrueck, Nachtwac.

* (Wie man sich dieses vorstellen kann, konnten wir bereits am Ende des 2. Weltkrieges beobachten: Als Adolf Hitler, ein Vorläufer des Antichrists, sich am 30.04.1945 das Leben nahm, hatte er zuvor 10 Regenten mit der Verwaltung über sein Reich bestellt, die mit den Alliierten in den letzten Tagen vor Kriegsende (30.04.-08.05.45) die bedingungslose Kapitulation in die Wege leiteten. Ihre Namen waren: Von Dönitz, Göring, Göbbels, Keitel, Hess, Jodl, Ribbentrop, Kluge, von Brauchitsch und Fober). Die zehn Namen stehen zudem symbolisch auch für die 10 Söhne Hamans in Esther 9:7-14, die ebenfalls gehenkt wurden.

 

 

Der Pietismus (1650-1830)

Schon 100 Jahre nach der Reformation (Sardes) begann zu Beginn des 17. Jh. die anfängliche Erweckung wieder zu erlahmen. Die Lutheraner trugen über den Köpfen des einfachen Kirchenvolkes hochtheologische Dispute aus, während die einfachen Leute den Sonntagsgottesdienst als einzig verbliebenes Ritual betrieben, das sie jedoch geistlich verkümmern lies. Schon wandten sich die ersten enttäuscht den Mystikern zu, wie z.B. Jakob Böhme (1575-1624), um ihre Sehnsucht nach spirituellen Erfahrungen zu stillen. Die Römische Kirche hatte den Menschen ja über Jahrhunderte ein reichhaltiges Programm geboten an allerlei Ritualen, die sie z.T. aus dem Heidentum übernommen hatten. Die Lutheraner und Reformierten konnten den Laien aber keine vergleichbaren Aufgaben anbieten. Gute Werke wurden von Lutheranern wie Nikolaus von Amsdorf sogar als »schädlich für die Seligkeit« bezeichnet. Kein Wunder also, dass allmählich ein totes Scheinchristentum entstand, das keine Ahnung mehr hatte vom Evangelium.

So wie heute gab es auch damals viele Gelehrte, die sich damit begnügten, den elendigen Zustand in Gottes Volk zu beklagen und die Missstände aufzuzählen. Aber einige Pfarrer erkannten die Möglichkeit des Buchdrucks als Chance, als »geöffnete Tür« vom HErrn, und nutzten sie, um die gesunde Lehre der Bibel einer breiten Masse mitzuteilen. Einer von ihnen war z.B. der Pfarrer Johann Arndt (1555-1621), dessen Buch »Von wahrem Christenthum« (1605) bis 1740 in 123 Auflagen europaweite Verbreitung fand und damit zum erfolgreichsten Buch der christlichen Erbauungsliteratur wurde. Durch die Übersetzung in russischer Sprache hatte es sogar Einfluss auf die Orthodoxe Kirche. Ein anderer Theologe namens Theophil Großgebauer (1627-1661), forderte in seiner Schrift »Wächterstimme aus dem verwüsteten Zion« eine individuelle, datierbare Bekehrung mit Bußkampf und lehnte die Kirchenmusik ab. Sowohl Arndt als auch Großgebauer beeinflussten wiederum das Denken des Theologieprofessors Philipp Jacob Spener (1635-1705), den man wohl als bekanntesten Vertreter des Pietismus bezeichnen kann.

          Bruderliebe zur Evangelischen Kirche

Spener war in einem frommen Elternhaus im Elsass auf-gewachsen und erkannte durch seine Studienreisen u.a. Jean de Labadie (1610-1674) kennen, dessen Forderung einer Rückkehr zum biblischen Urchristentum ihn sehr beeindruckte. Doch statt sich abzuspalten, war er zuversichtlich, dass Gott ihn für eine Erneuerung der protestantischen Kirche und Umsetzung der Reformation gebrauchen wollte. Nach seiner Promotion und Heirat von der 20-jährigen Susanne, wurde er 1666 nach Frankfurt berufen, wo ihm die Leitung des Pfarrer-Kollegiums übertragen wurde. Dies nimmt er als geöffnete Tür vom HErrn, um die Pfarrer für die Einrichtung der Konfirmation und der Ausrichtung von lebensnahen und praktischen Predigten zu gewinnen. Auch macht er seinen Einfluss bei der Stadtverwaltung geltend, um ein städtisches Armen- und Waisenhaus einzurichten und setzt sich aus missionarischen Gründen für eine bessere Behandlung der ca. 2000 Juden in Frankfurt ein.

1670 wird Spener von 5 Glaubensbrüdern gebeten, zweimal wöchentlich eine Bibelstunde zu halten. Als diese immer weiter anwächst (am Ende waren es weit über 50 Geschwister), merkt Spener, dass diese innerkirchlichen Hauskreise (Collegia Pietatis) der Motor zu einer Reformbewegung sein könnten und schreibt ein Buch darüber mit dem Titel »Pia Desideria« (Fromme Wünsche), in welchem er Therapievorschläge macht, um den biblischen Grundsatz eines allgemeinen Priestertums aller Gläubigen, das ja schon Luther befürwortete, endlich Geltung zu verschaffen. Als Spener jedoch feststellte, dass die Pfarrerschaft eher skeptisch und ablehnend auf sein Reformprogramm reagierte, konzentrierte er sich ab 1675 noch stärker auf die Idee, dass einzelne willige Pfarrer ihre Kerngemeinde in Hauskreisen sammeln. Als er 1691 zum Propst in Berlin ernannt wurde, sorgte er für eine staatliche Armenfürsorge und gewann die politische Führungsschicht für den Pietismus. In Halle gründete er schließlich eine Universität bei der es ihm durch geschickte Professorenberufungen gelingt, Halle zum Zentrum des Pietismus zu machen.

–          Bruderliebe zur Katholischen Kirche

Die Erweckung in der Philadelphiazeit beschränkte sich nicht allein auf die Lutheraner und Reformierten, sondern auch in der Katholischen Kirche erweckte der Heilige Geist immer wieder einzelne Zeugen Jesu, die kraftvoll das Evangelium verkündigten. In der Spätphase des Pietismus war dies z.B. der Priester Aloys Henhöfer (1789-1862), der ein beindruckendes Zeugnis von Bruderliebe gab, indem er in seiner Zeit als katholischer Pfarrer von Mühlhausen von 1818-1822 durch herzergreifende Bußpredigten eine große Erweckung in Baden bewirkte, bei der scharenweise sowohl katholische als auch evangelische Christen zum lebendigen Glauben an Jesus Christus fanden.

Trotz vieler Anfeindungen, die er von eifersüchtigen Nachbarpfarrern und einer Anklage gegen ihn beim Erzbischöflichen Vikariat, gelang es Henhöfer mit Weisheit und rücksichtsvoller Wortwahl, die Feinde der Wahrheit immer wieder zu besänftigen (Ri.8:1-3). Doch dann wurde er auch bei der Obrigkeit immer wieder verleumdet, sodass er 1822 unter Arrest gestellt wurde. Doch obwohl fast sämtliche Bürger der Stadt durch den Vogt ein Gnadengesuch eingaben wegen Henhöfers schlechter Gesundheit, wurde er erst Tage später auf Druck eines Ministers freigelassen. Seine Glaubensbrüder drängten ihn nun, endlich mit ihnen die katholische Kirche zu verlassen, aber er wollte nicht, weil er den Zugang zu den unbekehrten Katholiken nicht verlieren wollte. Zudem fragte er sich, wo er denn sonst hingehen solle, da die evangelische Landeskirche inzwischen fast ganz im Rationalismus versunken war. Am Ende war es dann die katholische Kirche, die ihn ausschloss. Doch schon ein Jahr später wurde er von der evangelischen Kirche für die Pfarrei Graben ordiniert, wo er noch viele Jahre segensreich diente und evangelisierte.

Der Eifer von Aloys Henhöfer erinnert mich sehr an den katholischen Pater Johannes Leppich (1915-1992), der in den 1950er und -60er Jahren als Straßenprediger auf dem Dach seines Opel-Lkws auf Massenveranstaltungen oder auf der Reeperbahn (Sündenmeile) ging, um vor Hunderten Zuhörern zur Buße und Bekehrung aufzurufen. Er war ständig auf der Suche nach geöffneten Türen, so dass er später auch die Telefonseelsorge in Deutschland einführte. Auf seine Initiative hin verteilt der Gideonbund bis heute Bibeln in Hotelzimmer. Auch wenn er zeitlebens Jesuit war und der katholischen Kirche treu blieb, war er aus meiner Sicht ein echter Philadelphia-Christ.

–          Bruderliebe zu allen Gläubigen

Nikolaus Ludwig von Zinzendorf (1700-1760) hat wohl wie kaum ein anderer durch sein Zeugnis die Liebe zu allen Brüdern in Christus dargestellt. Er wuchs bei seiner adeligen und zugleich hochgebildeten Großmutter auf, die mit ihm die Bibel in den Ursprachen Griechisch, Hebräisch las und hatte von klein auf eine tiefe kindliche Jesusliebe. Während seiner Schuljahre in Halle gründete er schon als 14jähriger mit einigen anderen adligen Jungen eine feste geistliche Gemeinschaft, den Senfkorn-Orden.

Während einer Bildungsreise lernt Graf Zinzendorf mit 20 Jahren viele verschiedene christliche Gruppierungen kennen und entdeckt, dass es in allen Konfessionen Christen gibt, die sich in tiefer Liebe zu Jesus in der Bibel gründen und mit denen er herzliche geistliche Gemeinschaft haben kann. So gründet er 1722 mit seiner Frau die Herrnhuter Gemeine in Berthelsdorf bei Zittau, wo er mährischen Glaubensflüchtlingen Asyl bietet. Dann beginnt er, die Gläubigen in Kleingruppen von 3-8 Leuten aufzuteilen, den sog. »Beichtgemeinschaften«, die sich gemäß ihrer Sympathie freiwillig zueinander finden. Später unterteilte sie nach ihrem Stand und Interessen wie z.B. unverheiratete Geschwister, junge Ehepaare etc. Zinzendorfs Idee war, dass sein Dorf ein in alle Welt strahlendes Licht in Form eines großen collegium pietatis sein sollte.

Um das Zugehörigkeitsgefühl des einzelnen zur Gruppe zu stärken, versah er jeden Bruder mit irgendeinem Amt. Der Phantasie waren dabei keine Grenzen gesetzt. Es gab Älteste, Lehrer, Helfer, Aufseher, Ermahner, Diener, Krankenwärter, Almosenpfleger, Wirtschaftsaufseher, usw. Zinzendorf hatte lange Zeit das Vorsteher-Amt inne, bis man es 1741 feierlich Jesus Christus als Haupt und Ältesten übertrug. Hieraus stammt auch der Brauch, bei Mahlzeiten immer einen Platz für Jesus frei zu lassen. Man begann sich täglich in den Häusern zu besuchen und auch altkirchliche Bräuche wie das Liebesmahl und die Fußwaschung wieder einzuführen. Möglichst alle Trennungen des geistlichen und natürlichen Lebens sollten vermieden werden, indem jede noch so private Sache (wie z.B. die Hochzeitsnacht) von der Gemeinde liturgisch begleitet wurde. Als Graf von Zinzendorf wegen seiner Toleranz gegenüber andersgläubigen Christen 1736 aus Sachsen ausgewiesen wird, sieht er hierin die »geöffnete Tür«, sich fortan nur noch ganz der Weltmission zu widmen.

–          Bruderliebe zu den Ungläubigen

Schon als Jugendlicher war Zinzendorf von den Berichten der Missionare Plütschau und Ziegenbalg tief beeindruckt. Der Missionsbefehl des HErrn, alle Nationen zu Jüngern zu machen, war ja von den Lutheranern kaum mehr beachtet worden, weil sie sich viel zu sehr mit sich selbst beschäftigten. Aber auch einige radikale Pietisten hatten sich ganz zurückgezogen von ihrer Umwelt und wollten ihre Frömmigkeit nur still für sich leben vor Gott. Die Herrnhuter Gemeine wollten hingegen die zuhause erlebte Gemeinschaft im heiligen Geist in alle Welt tragen, so wie einst die vom Aussatz geheilten: »Dieser Tag ist ein Tag guter Botschaft. Schweigen wir aber und warten, bis der Morgen hell wird, so wird uns Schuld treffen« (2.Kön.7:9).

Zunächst aber wollte Graf Zinzendorf unter seinen Brüdern in Christo Gesinnungsgefährten suchen, bevor er sich auf die Suche nach seinen verlorenen Brüdern in Adam machte. Nachdem sich in England John und Charles Wesley von der Anglikanischen Kirche zum lebendigen Glauben an Christus bekehrt hatten, besuchten sie die Herrnhuter und wurden dadurch entscheidend beeinflusst, um den Pietismus, der in England auch Methodismus genannt wurde überall in England und Amerika zu verbreiten. Die Herrnhuter evangelisierten nicht nur unter Weißen, sondern auch unter Sklaven, Eskimos, Hottentotten und Indianern. Durch den Verzicht auf eine konfessionelle und politische Bindung, sowie ihre tiefe Demut, hatten die Herrnhuter Missionsgründungen eine große Ausstrahlung, auch auf die Ureinwohner. Graf Zinzendorf verzichtete ab 1741 auf seinen Adels- und Bischofstitel und wollte von nun an nur noch als »Bruder Ludwig« angesehen werden. Obwohl er einst Reichsgraf war, begrüßte er sogar mal eine zu Christus bekehrte schwarze Sklavin mit einem Handkuss. Er lebte mit Indianern zusammen und war tief beeindruckt von der Ursprünglichkeit ihres Lebens. Oft durchs Los bestimmt gingen Herrnhuter Brüder und Schwestern von nun an meist spärlich ausgebildet in 28 Missionsgebiete. Bis 1760 wurden 200 Herrnhuter Missionare ausgesandt; inzwischen umfasst die Brüder-Unität sogar schon 762.000 Mitglieder in 30 Ländern.

–          Bruderliebe zu den Kindern

Ein Schüler Speners wurde der spätere Theologieprofessor in Halle August Hermann Francke (1663-1727), der dem Pietismus durch seine praktischen Werke der Nächstenliebe zum entscheidenden Durchbruch verhilf. Er und auch viele seiner Nachahmer wie z.B. Johann Albrecht Bengel (1687-1752) oder Johann Friedrich Flattich (1713-1797) erkannten die Riesenchance, sich der Kleinen anzunehmen, bevor sie vom Teufel verstrickt und verschlungen würden als Erwachsene, indem sie sich voll und ganz der Erziehung von Schülern und Waisenkindern widmeten.

A. F. Francke erkannte als Pfarrer in Glaucha (bei Halle), dass die Armut in jenem Dorf mit dem erschreckend geringen Bildungsstand zusammenhing. 1695 gründete er durch Spenden ein Waisenhaus und eine Schule, und ließ seine Studenten darin als Lehrer mitarbeiten. Schon bald bekam die Arbeit viele staatliche Privilegien, sodass bei Franckes Tod schon 2234 Kinder Unterricht bekamen.

–          Bruderliebe zu den Juden

Wie der HErr Jesus im Sendschreiben verheißen hatte, hat Er seit dem 17. Jh. viele Juden losgegeben aus der Macht Satans (2.Tim.2:25-26), indem Er ihnen Buße schenkte und sie den HErrn Jesus als Messias annahmen. Dazu gebrauchte Er die brüderliche Liebe und Sanftmut der Philadelphiagemeinde, die ihnen das wahre Christsein nicht nur predigte, sondern vor allem vorlebte. Schon im Mittelalter hat die katholische Kirche eine Judenmission betrieben, aber nicht mit Liebe, sondern durch Nötigung, indem sie zu regelmäßigen Diskussionen vorgeladen wurden. Manche Juden gaben dem Druck nach und ließen sich taufen, um nicht verfolgt oder vertrieben zu werden, behielten aber heimlich ihr jüdisches Brauchtum bei. Auch Luther war 1523 noch sehr judenfreundlich und voller Zuversicht, die Juden durch Vorbildlichkeit für den christlichen Glauben zu gewinnen. Doch 20 Jahre später ließ er kein grünes Blatt mehr an den Juden, nachdem er sah, dass sie nach wie vor verstockt blieben und empfahl sogar, ihre Synagogen niederzubrennen.

Der schon erwähnte P. J. Spener hingegen bewies wirkliche Liebe zum jüdischen Volk, indem er sich für ihre sozialen Bedürfnisse einsetzte. Aus der Schrift hatte er erkannt, dass vor der Wiederkunft Christi sich erst noch die Juden bekehren müssen und begann darauf konsequent mit der Judenmission. Auch andere Theologen wie z.B. Friedrich Christoph Oetinger (1702-1782) entdeckten den Heilsplan Gottes auch für das irdische Haus Juda wieder und studierten aus Liebe zu ihnen Hebräisch und den Talmud, um mit ihnen auf Augenhöhe reden zu können. Paulus sagte ja: »Ich bin den Juden ein Jude geworden, damit ich die Juden gewinne« (1.Kor.9:20).

–          Bruderliebe zu den Muslimen

Die Bruderliebe soll bleiben (Hebr.13:1), und um auch mal ein Beispiel zu nennen, wie sich heutige Christen zur Bruderliebe bekennen können: Heute haben wir kaum noch Juden in Deutschland, aber dafür hat der HErr uns jede Menge muslimischer Flüchtlinge und Migranten geschickt, denen wir die Liebe Christi zeigen können. Aber wo sind die Geschwister, die aus Liebe zu diesen Nachkommen Abrahams bereit sind, arabisch zu lernen, um sie für den HErrn zu gewinnen? Auf YouTube finden sich ja eine ganze Menge christliche Islamexperten, die Hunderte an Stellen im Koran und den Hadithen kennen, um sie den Muslimen zur Beschämung unter die Nase zu halten. Besonders geeignet zur Demütigung eines Muslims ist die Aufzählung der Verbrechen, die Mohammed verübt hatte. Auch ich habe mich bis vor Kurzem daran beteiligt, weil ich dachte, dass ich dadurch meine muslimischen Mitarbeiter und Lehrlinge für den christlichen Glauben gewinnen könnte – bis mich jedoch mein neuer Mitarbeiter Reza-Maziar Tabari, ein Ex-Muslim und Pastor einer iranischen Gemeinde in Bremen eines Besseren belehrt hat, indem er mir sagte:

»Simon, wenn Du den Basamba immer wieder daran erinnerst, dass der Prophet Mohammed ein pädophiler Massenmörder war, dann brauchst Du Dich nicht wundern, dass er sich völlig gegen den Glauben verhärtet hat. Du musst ihm vielmehr von Christus erzählen und ihm durch Dein vorbildliches Leben zeigen wie Christus ist, nur so kannst Du ihn gewinnen!« Diese Ermahnung hat mir die Augen geöffnet und ich habe darüber Buße getan. Reza hat in den letzten Wochen sehr viel mit Basamba zusammengearbeitet und ihm durch seine Liebe und Sanftmut versucht, den HErrn Jesus groß zu machen. Reza’s Frau Miriam hat uns letztens erzählt, dass Reza sich seit seiner Bekehrung vor 12 Jahren vollkommen in seinem Charakter verändert habe. Früher war er ein grober und bösartiger Egoist, aber heute sei er der sanfteste und liebevollste Ehemann, den sich eine Frau nur wünschen kann.

–          Bruderliebe zu den Verstorbenen und den Engeln

Die Philadelphia-Christen hatten nicht nur eine große Liebe zu den lebenden Gliedern des Leibes Christi, sondern auch zu den bereits Entschlafenen (Hebr.12:23). Sie ehrten das Andenken ihrer Väter, nicht nur indem sie ihre Schriften lasen, sondern auch ihrem ehrenvollen Beispiel nachzuahmen trachteten. Sie erkannten auch schon damals die gemeindegeschichtliche Auslegung der Sendschreiben und wollten bewusst Philadelphia sein, indem sie sich an den Gläubigen aus der Smyrna-Epoche ein Vorbild nahmen. Diese hatten dem HErrn noch in aller Schlichtheit gedient, ohne Kirchengebäude, Liturgie oder Gemeindehierarchie. Stattdessen stand auch bei ihnen die Predigt und die Seelsorge im Mittelpunkt, sowie die persönliche Beziehung des einzelnen Jüngers zum HErrn.

Durch eifriges Schriftstudium erkannten auch viele Brüder aus der Philadelphiagemeinde den Heilsplan Gottes und Seine große Versöhnungsbereitschaft, nicht nur mit Israel sondern auch mit allen Menschen, selbst den unbekehrt Gestorbenen (Röm.11:32, Kol.1:20), indem sie aufgrund von 1.Petr.3:19, 4:6 und vieler anderer Stellen noch einen späteren Missionsauftrag im Totenreich erkannten. Selbst die Engel, die nach 1.Kor.4:9 ebenso zum Kosmos zählen, den Jesus Christus zu retten gekommen war (Joh.3:17, 12:47), wurden von den Philadelphia-Christen geliebt und als ihre Brüder angesehen (Offb.12:10, 19:10, 22:9), denen wir in der Auferstehung gleich sein werden (Mark.12:25). Einmal würden sich alle Geschöpfe des HErrn, d.h. die Himmlischen, die Irdischen und die Unterirdischen, vor dem HErrn Jesus niederbeugen und Ihn als ihren HErrn anbeten (Phil.2:10), indem sie bekennen: »Nur in dem HErrn habe ich Gerechtigkeit und Stärke!« (Jes.45:22-24).

 

 

 

 

 

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