Gibt es zwei Evangelien? – Eine Widerlegung der Schriftteilungslehre
von Hans-Udo Hoster
Einleitung und Gruß
Gnade und Friede sei mit Euch von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus
Christus (1Kor.1,3 & 2Pet.1,2). Wie einst Paulus und Petrus lasst Euch auch von
mir so grüßen. Über das Evangelium vom guten Hirten ist viel Herrliches zu sagen. Im
Gehorsam wurde er Gottes Lamm, indem er stellvertretend für die Sünde der Welt starb,
den Tod besiegte und König der Könige wurde (Joh.1,29; Phil.2,5-11; Off.17,14). Seither
haben Christen teil am Auferstehungssieg (1Kor.15,57; 2Kor.2,14) und haben das Recht,
mit David täglich dankbar zu singen: „Lobe den Herrn meine Seele!“
Ich finde es traurig, dass trotzdem unter Gläubigen Lehren kursieren, die von der
Hauptsache ablenken. Man behauptet z.B. es gäbe ein ‚Paulinisches‘ und ein
‚Petrinisches‘ Evangelium und ‚Christi Gemeinde habe erst mit Paulus begonnen‘,
denn die anderen Apostel hätten nur für das irdische Israel, nicht für uns heute
geschrieben. In der Einleitung zum Johannes Evangelium schreibt A.E. Knoch in seinem
englischen Kommentar zum NT: „Dies ist zweifellos bestimmt für das Israel der Zukunft,
…“. Später vermerkt er zu Joh.20,31: „der Dienst des Johannes scheint besonders für
das 1000-jährige Reich bestimmt zu sein.“ „Wir sollten daher im Johannes Evangelium
nicht gegenwärtige Wahrheiten suchen…“
Blinken da nicht Warnleuchten? Keiner darf dem Logos etwas hinzufügen oder davon
tun (5Mo.4,2 und Off.22,18.19). Der Apostel Petrus warnt in 2Pet.3,16, indem er die ‚unbefestigt‘
nennt, die des Paulus Schriften zum eigenen Untergang (Verlorengehen)
verdrehen. Sind nicht die vier Evangelien zur Evangelisation und zur Erbauung, bzw.
zum Wachstum der Gemeinde unverzichtbar? Seit 2000 Jahren fanden dadurch unzählige
– auch ich – zum lebendigen Glauben an Jesus. Joh.20,31 betont: „Dies ist geschrieben,
auf dass ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und auf dass ihr
glaubend Leben habt in seinem Namen.“ Es ist einfach undenkbar, uns würde Joh.1,12;
3,16 & 5,24 oder die Kap.14-17 nicht gelten. Dann würde uns auch Jesu herrliches Gebet
fehlen, in dem ER sein Anliegen kundtat: damit sie eins seien, wie wir eins sind
(17,22).
Unser Bruder in Christus Adolf Heller warnte in ’20 Versuche Satans, Gottes Heilsträger
auszurotten’: „Wer behauptet, was in den Evangelien steht, gehe uns gar nichts an und
Jesus im Fleische habe keine Bedeutung für uns, der widersetzt sich Gott. Gesunde
biblische Schriftteilung ist notwendig, aber die Schrift zu zerreißen, ist ein gefährliches
Gift. Es liegt in der Natur unseres gefallenen, Sünden verseuchten hochmütigen Wesens,
dass wir jede erkannte Wahrheit überspitzen, um eine Überlegenheit anderen gegenüber
zu haben, und so geraten wir auf Abwege. Beten wir darum, dass wir im Kraftfeld der
Mitte bleiben und nicht durch irgendwelchen Wahn uns selbst und andere täuschen.
So nur werden wir selbst gesegnet und ein Segen sein können“.
Heinz Schumacher schrieb in ‚Gnade & Herrlichkeit‘ Bd.16. Heb.1. S.42: „…. überspitzte
Schriftteilung (wo man nicht nur Israel und die Gemeinde, sondern auch die paulinischen
Gemeindebriefe selber noch einmal trennt) – durch dieses versucht der Feind uns das
Wort zu nehmen, …, die Glaubensgrundlage und damit den Glauben zu stehlen.“
Ich kenne treue Brüder, die dankbar sind, aus der Organisation der Zeugen Jehovas
herausgefunden zu haben, weil diese am wahren Evangelium vorbeiführt!
Ob es nun zwei Evangelien oder nur eines gibt, mag manchen kaum interessieren,
andere bewegt es sehr. Um selbst Klarheit zu finden und auf Fragen Antwort geben zu
können, forschte ich in den Briefen der Apostel und las dankbar Gedanken anderer
Brüder, die dazu bereits Stellung bezogen hatten. Diese Schrift lädt nun zum Prüfen ein
(1Thes.5,21). Ich würde mich freuen, wenn sich unser Dank für Jesus vergrößert und
gleichzeitig Unklarheiten beseitigen würden. (Bibelzitate sind meist aus der nicht
revidierten Elberfelder Bibel oder dem Konkordanten NT.)
Im Prediger (1,9; 3,15a) steht: „Es gibt nichts Neues unter der Sonne“. Tatsächlich gab
es schon im alten Korinth solche, die sich rühmten: ‚Wir sind des Paulus, wir des
Kephas‘. Darauf erwidert Paulus, der die Gemeinde und Israel eng verbunden sah,
entrüstet: „Ist denn der Christus zerteilt?“ (1Kor.1,13). Er hat auch nirgendwo geäußert,
dass es zwei ‘unterschiedliche‘ Evangelien geben müsse, darum sollte keiner Petrus
und Paulus zu Anführern einer ‚Zwei-Evangelien‘-Lehre machen oder behaupten, die
Paulus Briefe – speziell seine ‚Füllebriefe‘ – seien für ‚Heiden-Christen‘, die Briefe der
anderen Apostel nur für Israel bestimmt. Unhaltbar ist auch zu sagen, Paulus sei erstes
Glied am Christus-Körper und wer nicht zwei Evangelien sieht, habe ein Misch-
Evangelium. Es fällt auf: Sonderlehren kreieren Sonderworte. Nein: „Lasst euch nicht
fortreißen durch verschiedenartige und fremde Lehren; denn es ist gut, dass das Herz
durch Gnade befestigt wird“ (Heb.13,8-9).
Wahre Zeugen glauben: Jesus Christus ist derselbe gestern und heute und in Ewigkeit.
Ihnen ist des Apostels Mahnung wichtig: Habe ein Muster gesunder Worte (2Ti.1,13)!
Sobald jemand eigenmächtig handelt wie Petrus in Joh.21,3, bringt es nichts. Er wartete
auch nicht, gemäß Jesu Rat, die Verheißung des Vaters ab (Ap.1,4). In Eigenregie ohne
klaren Auftrag suchte man zwei Brüder aus und erlaubte Gott per Los zu entscheiden
(Spr.16,33). Dabei will Gott künftig durch seinen Geist leiten (Rö.8.14) und auswählen,
wie Jesus es schon bei allen Aposteln getan hatte (Lk.6,13; Gal.1,13-24; 1Ti.1,12).
Gott mache uns bereit, seinen Willen tun zu wollen, da sonst die Erkenntnis ausbleibt
(Joh.7,17). Otto Funcke meinte dazu richtig: „Man muss verstehen wollen. Oder man
wird, ohne es bewusst böse zu meinen, zum Wolf – wie Jesus es in Joh.10,12 nennt.“ Ja,
auch Paulus warnt in Ap.20,28-29 und Phil.3,2 vor ‚verderblichen Wölfen‘, die
zerschneiden. Es ist sehr menschlich, mit Besonderem, das neu klingt, aufwarten zu
können, doch unser Predigen soll kein Versuch sein, die Ohren anderer zu kitzeln,
sonst wird man selbst, obwohl man es gut meint, unmerklich von der Wahrheit
weggeführt (2Ti.4,3.4).
Indem ich vor Zerschneidung warne, ersehne ich die Einheit (Joh.17,23; Eph.4,3.13),
will aber andererseits keineswegs der vom Zeitgeist forcierten allgemeinen Ökumene
das Wort reden. Nur wer gehorsam ist (Ap.5,32; 1Kor.15,2.58; Heb.5,9), den bewahrt
der treue Gott davor, rechts oder links vom Pferd zu fallen. Alles sollte im biblischen
Gesamt-Zusammenhang gesehen werden, wessen wir uns bemühen sollten.
Gedanken zum rechten Schneiden des Wortes
Sonderlehre entsteht, wenn etwas anhand eines Bibelverses überbetont wird. Darum
ermuntert Paulus Timotheus, seinen Sohn im Glauben, einer zu sein, der sich in der
Geist gehauchten Schrift auskennt (2Ti.1,13; 3,15-17). Vorher hatte Jesus seinen Jüngern
gesagt: „Ein guter Hausherr ist, wer aus seinem Schatz Neues und Altes hervorholt“
(Mt.13,52). Der Schatz ist das Alte und Neue Testament als Einheit!
W. J. Pasedag schrieb sehr fein in ‚Wir aus Israel‘: „Wer betenden Herzens die Bibel
liest, den ergreift ein ehrwürdiges Staunen über die wunderbare Verwobenheit aller
Bibelteile. Dieser Kanon ist wie ein Baum, dessen Wurzeln die Thora (Moses 1-5),
dessen Stamm Propheten und Psalmen, und dessen blühende Zweige die Schriften des
Neuen Bundes bilden.“ Brüder, die Gottes Wort liebten, weckten durch ihr Vorbild in
mir das Verlangen, würdig des Evangeliums zu wandeln (Phil.1,27-30). Wie sie mühe ich
mich beim Verkünden, gemäß 1Kor.4,6, nicht über die Schrift hinaus zu gehen.
Paulus erwähnt in 1Ti.6.3-4 die gesunde Lehre, bei der etliche nicht blieben. Ja, wir
müssen 2Ti.2,15 zu beachten: „Befleißige Dich, das Wort der Wahrheit in gerader
Richtung zu schneiden“. Vorher, in Vers 14, wird Timotheus ermahnt: „Meide Zank um
wertlose Worte!“ (rede kein belangloses Zeug Eph.5,4). Menschenseelen werden nur
durch die Wahrheit gerettet (Spr.14,25; Joh.6,63; 8,32; Rö.10,10.17). Dies herrliche
Gotteswort ist wie in Brotscheiben an Hungrige auszuteilen (Mt.4,4), nicht aber an
solche, die es nicht schätzen (Mt.7,6). In 2Ti.2,16.18 stellt Paulus der Wahrheit das
leere Geschwätz gegenüber, welches zur Zerrüttung des Glaubens führt. Wir müssen
deutlich zwischen Gottes- und Menschenwort unterscheiden, zwischen Wahrheit und
Lüge, Echtem und Unechtem. Wer dies nicht tut, sondern der Bibel noch eigene
Gedanken beimischet und lehret, wird nicht gelobt. Dazu muss man ebenso die
Behauptung zählen, zur Schriftteilung gehöre das Ausklammern gewisser angeblich
nicht aktueller Bibelteile. Lasst uns Gott in Demut bitten so zu predigen, dass der Hörer
sich über unsere schriftgemäße Verkündigung freuen kann und gesegnet wird. Diese
soll er nicht als Menschen, sondern als Gotteswort annehmen können (1Thes.2,13).
Wenn Paulus in 1Thes.5,21 lehrte: „Prüft aber alles, das Gute behaltet“, galten ihm
dazu die Schriften des AT als alleiniger Maßstab. Inzwischen schenkte Gott uns die
ganze Bibel, die uns befähigt, zwischen Gut und Böse zu differenzieren (Heb.5,14). Eine
Sonderlehre wird meist daran erkannt, dass sie einzelne Bibelverse überbetont. Ein
bewährter Arbeiter aber fragt: Was sagt der Kontext zu dem fraglichen Vers? Das bewahrt
meist vor Trugschlüssen. Die Geschwister in Beröa ernteten besonderes Lob, weil sie
die Autorität der göttlichen Schriften achteten, indem sie täglich fleißig darin forschten
(Ap.17,11). Dagegen wird der keinen Lohn haben, der etwas vom Wort wegnimmt oder
dem Grundtext Unbekanntes hinzufügt (5Mo.5,4;12,32; Spr.30,6; Pr.3,14; Off.22,18+19).
Meines Erachtens tun dies jene, die der Bibel Überschriften hinzufügen oder gar meinen,
sie könnten den ‚JHWH‘ Namen entfernen und durch HErr ersetzen; zumal es das Wort
‚Herr‘ im AT neben JHWH bereits gibt.
Alle Schriften (Joh.5,47) sind von Gott eingegeben (70, da Psalmen 5 Bücher)
Die Apostel schreiben: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben“ (2Ti.3,16) bzw. „Heilige
Männer redeten, getrieben vom Heiligen Geist“ (2Pet.1,19-21). Judas (3+20) lädt
ein zum Kampf für das gemeinsame Heil, ja für den, den Heiligen überlieferten Glauben.
Die Apostel teilten als bewährte Arbeiter den Hörern das Wort mit feinem Augenmaß
auf Christus hin (Christus-zentrisch) in gerader Richtung aus. Ungläubige und Kindlein
im Glauben benötigen Milch des Evangeliums (Heb.5,12-13; Gal.3,23-25; Lk.9,23).
Schwache im Glauben brauchen Ermunterung, kein Erörtern zweifelhafter Fragen
(Rö.14,1; 15,1-7). Neulingen teilt man die Grundlage solange mit (1Kor.3, 4-11), bis es
ihnen einleuchtet. Erwachsene lassen die Dinge des Anfangs (Heb.6,1-3).
Mit dem Schwert des Geistes (Eph.6,17) verteidigt sich Paulus gegen alles, was nicht
Erkenntnis Gottes ist. Selbst seine eigenen Gedanken nimmt er gefangen, um sie anhand
des Wortes, das schärfer ist als jedes zweischneidige Schwert, zu prüfen (2Kor.10,5;
Heb.4,12). Gottes Wort trennt Lüge von Wahrheit und Unnützes vom Nützlichen. Eins
aber tut es nicht, Paulus und Kephas, bzw. die Apostel auseinanderzerren (Ap.15,11;
1Kor.1,12.13; 15,1-11; Eph.2,20; 4,3).
Recht zu teilen weiß nur der, der um den alles planenden Gott weiß (Lk.14,28; 1Kor.14,
33.40). Ebenso wird nur der Soldat gekrönt, der nach den Regeln kämpfte (2Ti.2,5).
Gottes 7-fach geläutertes Wort (Ps.12,6) gilt am rechten Ort, zur rechten Zeit, und dem,
für den es bestimmt ist. Man denke ans Essen von Kraut- bzw. Fleisch (1Mo.3,18; 9,3.4;
3.Mo.10,10; 11,47). Timotheus sollte keine Speisege- oder -verbote aufstellen, da „alles
seine bestimmte Zeit hat“ (Pr.3,1.13; Rö.14,2.14; 1Ti.4,3-5). Übrigens kann nur der Starke
die Schwachheiten der Schwachen tragen (Rö.15,1, Gal.6,2).
Wer meint, wie Noah eine Arche bauen und wie Hosea eine Hure heiraten zu können,
handelt ohne göttlichen Ausnahmeauftrag (1Mo.6,14; Ho.3,1). Bei allen Fragen ist es
besser solange betend zu lesen, bis Friede ins Herz einkehrt. Sonst ergehts einem so
wie jenem Lebensmüden, der in der Bibel Orakelsprüche suchte. Wahllos schlug er
Mt.27,5 auf: „Er ging hin und erhängte sich“ (Mt.27,5). Danach landet er bei Lk.10,37:
„Gehe hin und tue desgleichen“. Das Resultat beim letzten Versuch war Joh.13,27:
„Was du tust, tue bald“. Töricht! Unfair verhält sich aber, wer sich Verheißungen, die
JHWH Israel zusagte, aneignet und die Flüche Israel überlässt.
Alles hat seine bestimmte Zeit (Pred.3,1.17)
Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn (Gal.4,4), und Jesus sagte
gleich zu Anfang (Mk.1,14-15): „Die Zeit ist erfüllt und das Reich Gottes ist
nahegekommen.“ Petrus schrieb in 1Pet.1,20: „Christus ist am Ende der Zeiten um
euretwillen geoffenbart worden“; Paulus bestätigte es: „Gott hat die Zeiten der
Unwissenheit übersehen“ und „Als aber die Fülle der Zeit gekommen war“ und „Auf
uns ist das Ende der Zeitalter gekommen“ (Ap.17,30; 1Kor.10,10-11). Außerdem sagte
er: „Jetzt ist der Tag des Heils“ (2Kor.6,2, ähnlich auch Rö.3,26). Wer meint, ihm gehöre Paulus und er könne mit den ‚Füllebriefen‘ auskommen, den
sollte man mit 1Kor.1,12 und 3,1-4 auf sein kindisches Verhalten aufmerksam machen.
Gerade Paulus nennt solche: ‚Unmündige‘. Ist denn wirklich von Heb.6,1 abzuleiten,
dass heute die ‚Füllezeit‘ ist und vorher Anfangs-, Vorbereitungs- und Übergangszeit
(Sonderworte) war? Es ist doch unumstritten, dass jeder Anfänger im Glauben, damals
wie heute, zuerst die ‚Milch des Evangeliums‘ braucht. Feste Speise hingegen verträgt
nur, wer im Glauben erwachsen geworden ist (Heb.5,14)! Gute Hirten passen deshalb
ihre Predigt dem Stand ihrer Hörer an (Kol.1,27-29). Wer Trost benötigt, erhält Zuspruch.
Die ‚Leviten‘ verliest man nur dem, der anders nicht hören will.
Jeder von oben Geborene macht ein individuell unterschiedlich langes Wachstum durch
(1Kor.13,11). Es braucht sicher Zeit, bis jeder die 4 Dimensionen der Epheser, Philipper
und Kolosser Briefe verstehen und recht schätzen kann. Jeder Säugling im Glauben
muss erst zum Jüngling heranwachsen, bevor er zum Vater oder zur Mutter in Christus
wird (1Joh.2,12-14). Und wer am Haupt hängend die Wahrheit in Liebe festhält (Eph.4,13–
16), wächst das Wachstum Gottes (Kol.2,19). Dies wird durch falsches Teilen behindert.
Das Gesetz war bis auf Johannes
Das Gesetz war bis auf Johannes, von da an wird das Evangelium des Reiches
Gottes verkündigt (Mk.1,14; Lk.16,16; Ap.1,3; 28,31; Rö.14,17). Und Joh.1,17
sagt: „Das Gesetz wurde durch Mose gegeben, die Gnade und Wahrheit ist durch
Jesus Christus geworden.“ Egal welcher Apostel die Frohe Botschaft verkündigt,
Rettung erfolgt nur aus Gnaden (geschenkt), nicht aufgrund von Gesetzeswerken
(Rö.1,16; Heb.7,19; 2Pet.1,1; Jud.3), allein durch den Glauben (1Kor.15,11; Ap.15,11)
Jesu Christi (Rö.3,22; Gal.2,20; Jk.2,1). Wer lehrt, man könne sich die Gnade durch
eigene Werke erkaufen, der verlässt Schriftboden und darf seine Verkündigung nicht
‚Evangelium‘ nennen. Es wäre nicht die eine ‚froh machende Botschaft‘ von dem Heiland
Jesus, der innerlich bewegt ist über die Schafe, die keinen Hirten haben und alles
wohl macht (Mt.9,36; Mk.7,37), ganz im Einklang mit Ap.4,10-12 und Rö.10,13.
Paulus predigte, dass die Erlösung allein durch das Blut des Herrn Jesus zu erhalten
sei. Nichts anderes taten die anderen Apostel (Eph.1,7; Heb.9,22; 1Pet.1,18-19; 1Joh.1,7).
Dasselbe trifft auch für das Thema Heiligung zu (2Kor.7,1; Kol.2,6; Heb.12,14; 1Pet.1,13–
17; 1Joh.2,6; 3,3), denn alle sind erkauft worden (1Kor.6,20; 7,23; 2Pet.2.1; Off.14,1-5).
Jesus lobt den Vater, der es Weisen und Klugen verborgen hat (Mt.11,25-26). Paulus
(1Kor.1,21-29) und Jakobus (2,5) tun es gleichfalls. Nirgends sagt Jakobus, man könne
durch das Einhalten von Gesetzen Erbe des Reiches werden, sondern: „Es ist verheißen
denen, die ihn lieben“. Genau diese Formulierung in Ri.5,31 & Neh.1,5 benutzt Paulus
in Rö.8,28; 1Kor.2,9; 2Ti.4,8. Er nennt, ebenso wie die anderen Apostel, Abraham ‚unseren
Vater‘ (Gal.3,7; Jk.2,21-23). Interessanterweise widerlegen sogar Parallelstellen in mancher
Bibel die sogenannte Zwei-Evangelien-Theorie. Wer z.B. Eph.1,9 mit 1Pet.1,19 oder Rö.13.3 mit 1Pet.2,14
vergleicht, erkennt die große Übereinstimmung und Einigkeit der Apostel in der Praxis
und Lehre. Eigentlich ist dies ein Wunder, bedenkt man ihre Verschiedenheit. Da ist der
eine im Vergleich zum andern ungelehrt und sogar verheiratet, und dennoch gaben sie
sich die rechte Hand der Gemeinschaft (Gal.2,9). Fest steht, beide Apostel sind Vorbilder.
Übrigens ist es bloß dem Thema geschuldet, dass ihre Namen so oft vorkommen.
Im NT finden sich 14 Bezeichnungen für das eine Evangelium
Schon vor Jahrzehnten wies mich der geschätzte Bruder Willi J. Pasedag darauf hin,
dass wir in unserem NT 14 Bezeichnungen finden für das eine Evangelium, dessen
Ursprung bei dem EINEN GOTT und EINEN CHRISTUS JESUS liegt (1Kor.8,6):
Evangelium Gottes (Rö.1,1+15.16; 1Pet.4,17; 2Kor.11,7; 1The.2,2.8.9).
Evangelium unseres Herrn (2The.1,8, welches er selbst den Armen verkündigte Lk.4,18).
Evangelium von Jesus (Ap.8,35; 17,18), dem Menschen, der Mittler ist (1Ti.2,5).
Evangelium des Sohnes Gottes (Mk.1,1; Rö.1,9).
Evangelium Christi Jesu (Mk.1,1).
Evangelium von Christus (Rö.15,19; 1Kor.9,12; Gal.1,7; 1The.3,2).
Was seine vollständigen Auswirkungen betrifft, heißt das Evangelium:
Evangelium des Königreichs (Lk.16,16; Ap.20,25; 28,31; Mt.6,10; 24,14; 1Kor.15,24.28),
denn Gottes Reich ist sein Endziel.
Evangelium der Beschneidung und der Nichtbeschneidung (Gal.2,7.9; 5,6; Rö.3,30),
weil es sowohl den einen wie den anderen gilt.
Evangelium des Äons (ewige Off.14,6.7), äonisch gültiges Leben (1Mo.3,15; 1Ti.1,16.17).
Evangelium der Rettung (Ap.4,12; Eph.1,13), da Rettung Sein Geschenk ist.
Evangelium des Friedens (Eph.6,15; Rö.10,15; Jes.52,7), da Er unser Friede ist (Eph.2,14).
Evangelium der Gnade (Ap.15,11; 20,24), ist sie doch Seele des Evangeliums (Tit.2,11).
Evangelium der Herrlichkeit (1Ti.1,11), denn dies ist seine Gesamtwirkung.
Evangelium der Herrlichkeit Christi (2Kor.4,4), da es zur Herrlichkeit führt.
Einst wird alle Kreatur befreit zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes, welche
zuerst mit Geist versiegelt werden (Joh.8,32.36; Rö.8,21; Gal.5,1+13; 1Pet.2,16; Jk.1,25).
Das Wort Herrlichkeit benutzt Paulus 40 x in 13 Briefen, Petrus 13 x in 2 Briefen.
Wer im NT zwei, vier, jedenfalls mehrere verschiedene Evangelien sehen will, schmälert
die eine frohmachende Botschaft von Jesus, dem Gottes- und Menschensohn.
Zwar enthält unsere Bibel andere gute Nachrichten (2.Kö.7,9; Jes.39,19; 40,9; 61,1;
Lk.1,19; 1Thes.3,6), aber deren Inhalt ist nicht Christus selbst, wie z.B. in Bezug auf
Israel (Heb.4,2+6). Wir wissen um falsche Götter und ihre Apostel, die mit falschen
Evangelien das wahre Evangelium verdunkeln (1Kor.8,5-6; 2Kor.4,1-4; 11,13). Je inniger
unsere tägliche Gemeinschaft mit dem Herrn ist (1Kor.1,9), desto weniger wird Er uns
verdunkelt. Gott hat uns die Heilsbotschaft des einen Evangeliums, dessen Mittelpunkt
Jesus Christus ist, für die Welt anvertraut (Gal.1,6-7; 2Kor.11,4). Es beinhaltet einen
Jesus, einen Geist und den einen Glauben an den einen Gott. Würde es sich nicht um
ein und dasselbe Evangelium handeln, wüsste man an Stellen, wo nur ‚dem‘ oder
‚unser‘ Evangelium steht (z.B. Lk.9,6; 20,1; Ap.8,25; Rö.10,16; 2Kor.4,3; 8,18;
1Pet.1,12.25), nicht, welches gemeint ist. Dass wir uns darin einig sind, ist ein weiterer
Beweis.
Übrigens darf es keine Lehr-Differenzen über Jesu Kommen ins Fleisch geben. Dies zu
leugnen, käme erst recht vom Geist des Antichristen, wovor der Apostel Johannes
Alle Apostel Christi predigten das eine Evangelium Gottes
Paulus behauptet von sich: Abgesondert zum Evangelium Gottes (Rö.1,1.9;
1Kor.9,17). Petrus sagt: Was wird das Ende derer sein, die dem Evangelium Gottes
nicht gehorchen (1Pet.4,17)? Beide verkünden es. Daher sind sich die Apostel im
Briefgruß einig. Sie schreiben: „Gnade und Friede sei mit euch“ (Rö.1,7; 1Pet.1,2) und
nicht etwa ‚Gnade und Werke‘. Kephas predigte folglich kein anderes Evangelium,
sonst hätte Paulus ihn verfluchen müssen (Gal.1,6-9). Wir halten fest, wer zwei
Evangelien propagiert, führt andere irre.
Wenn Paulus von ‚seinem‘ Evangelium und Glauben schrieb, indem er das
besitzanzeigende ‚mein‘ benutzt (Rö.2,16; 16,25; 1Kor.1,4; 15,1-2; Phil.4,19; 2Ti.2,8;
3,10), dann tat er es wie David in Ps.23: Der Herr ist mein Hirte! Das ‚MEIN‘ betont das
sehr persönliche Verhältnis. Genauso sagte unser Herr: „Ich gehe hin zu meinem Vater
und eurem Vater, meinem Gott und eurem Gott“ (Joh.20,17). Es handelt sich doch nicht
um einen anderen Vater oder Gott! Paulus verkündet kein anderes Evangelium. Er
wehrte sich in 1Kor.1,13 sogar vehement dagegen, dass man von einem ‚Paulinischen
Evangelium‘ spricht. Darum fragte er: „Ist denn Paulus für euch gestorben? oder seid
ihr auf meinen Namen getauft?“
Bevor die Apostel das eine Evangelium verkündeten, tat dies unser Herr JESUS, denn
durch ihn nahm die Heilspredigt ihren Anfang (Lk.20,1; Joh.1,17; Heb.1,1; 2,3). Deshalb
steht in Mk.1,1.14-15: „Anfang des Evangeliums Jesu Christi, des Sohnes Gottes“
(Ap.4,10-12; 14,7.21; 15,11: Rö.3,24; 1Kor.15,1-4.11).
Befürworter zweier Evangelien pochen auf Gal.2,7, müssen aber zugeben, dass Kephas
nicht ausschließlich zu Beschnittenen, noch Paulus explizit zu Unbeschnittenen ging.
Petrus verkündet dem ganzen Haus Israel das Evangelium und später auch den
Nichtbeschnittenen in der Ferne (Ap.2,36.39; 10,35.45, plus Ap.15,7). Auch Philippus
verkündet dies Evangelium (Ap.8,35.39.40 + 11,20). Paulus, obwohl ‚Nationen-Apostel‘,
sprach zuerst zu Juden (Rö.1,16; 2,9-10), da der anvertraute Auftrag (Ap.9,15;13,46)
nicht einseitig ist. Wo man ihn allerdings in den Synagogen ablehnte, was dauernd
geschah, ging er zu Nationen. Übrigens meint das Wort ‚Nationen‘ im NT nicht immer
Heiden, sondern ist, wie in Gal.2,15, als Gegenpart zu Juda zu verstehen. Paulus bezeugt
in Ap.26,6-7, dass er für das 12-Stämme-Volk leidet. Selbst als ihm offenbart wurde, ein
Teil desselben sei verstockt, müht er sich weiter zu Recht um sie (Jes.53,8; Mt.1,21), um
etliche zu retten (Rö.9,1-4; 11,1; 1Kor.9,20-23). Sobald das Volk Israel sich zum Herrn
wendet, wird es als Ganzes gerettet (2Kor.3,16; Rö.11,26).
Die Juden waren auf den Herrn (Mt.27,18) und auf Paulus neidisch (Ap.13,45-48; 22,1.21;
26,23) und nicht zuletzt in Rom (28,28). Er betonte: „denn wegen der Hoffnung Israels
bin ich mit dieser Kette umgeben“. Solches hörten zwei Jahre hindurch (ca. 58 n. Chr.)
alle, die zu ihm kamen, gewiss auch interessierte Juden (Ap.28,30-51). Lange vorher
aber hörte er unaussprechliche Worte im Paradies (2Kor.12,1-4) und predigte den
Ephesern den ganzen Ratschluss Gottes (Ap.20,27). Da es innerhalb von 20 Jahren
geschah, kann keiner sagen, Pauli Lehre habe sich danach geändert.
Petrus erhielt von Jesus die Schlüssel zum Öffnen des Reiches Gottes (Mt.16,18-19;
Ap.10+15,7-11) und Paulus darf das Wort für die Gemeinde vollenden (Kol.1,25;
Rö.15,19). Beide Brüder erhielten zum Pflanzen und Begießen die nötige Gnade. Warum
sollten Gottes Mitarbeiter, Petrus und Paulus, nicht Menschen zur gleichen Gemeinde
rufen? Sie sind beide auf Gottes Ackerfeld (1Pet.4,10; 1Kor.3,1-8) und an Gottes Bauwerk
tätig. Der Pflanzende und der Gießende sind eins.
Paulus und Petrus sind Diener des Neuen Bundes
Wozu denn eigentlich Paulus und Petrus zu Rivalen machen? Petrus erhielt
Schlüsselgewalt für das Reich der Himmel, als Jesus zu ihm sprach: „Du bist
Petrus und auf diesem Felsen will ich meine (Einzahl) Gemeinde bauen“ (Mt.16,18–
19). Paulus wurde als größter Sünder treu erachtet und in die Verkündigung des
Evangeliums berufen (1Ti.1,12-16). Petrus sprach zuerst zu Personen aus den Nationen
(Ap.10,45;15.7), Paulus ging immer zu den Juden zuerst, obwohl er ‚Nationen-Apostel‘
Wer bei Menschen Unterschiede sucht, findet sie und erhält sehr wahrscheinlich ein
falsches Bild, denn jeder hat andere Gewohnheiten und einen anderen Tagesablauf.
Jeder hat eine andere Art sich auszudrücken. Dies war bei Paulus und Petrus nicht
anders. Dennoch könnte man Bücher über die Gemeinsamkeiten der Apostel füllen.
Wie diese Ausführungen zeigen, gelten die Worte aller Apostel allen Herausgerufenen,
den Gemeindegliedern, die aus lebendigen Steinen auf CHRISTUS, dem von Bauleuten
verworfenen Eckstein, erbaut werden (1Kor.3,11; Eph.2,22; 1Pet.2,4-7).
Paulus und Petrus sind Diener des Neuen Bundes (2.Kor.3,6), die wissen um die
Aufhebung des vorigen Gebotes seiner Schwachheit und Nutzlosigkeit willen. Es geht
um die Einführung einer besseren Hoffnung und eines besseren Bundes (Heb.7,18-22;
Jer.31,31). Als Nationen-Apostel sucht Paulus wie sein Herr die Entfremdeten (Eph.2,12;
3,1-7; Kol.1,21), die verlorenen Schafe Israels: (Mt.15,24; Lk.16,10; Joh.10,16). Kein
Wunder, dass Paulus ebenso gehasst wurde wie sein Herr (Joh.15,18; Ap.26,6.7).
Vielleicht kommt ein Großteil der Glieder, die der Vater zum Sohn zieht, aus dem bis in die
fernsten Länder verstreuten Israel (1Mo.28,14; Joh.6,37.44.65; Off.7,9). Dies ist den
meisten von ihnen nicht bewusst, doch Jesus hat es deutlich gesagt (Mt.15,24). Bevor
die Rettung von ganz Israel als Volk (Rö.11,26; 1Sa.12,10; Off.1,7) – für viele noch ein
Geheimnis – stattfinden kann, müssen alle 12 Stämme (Nationen) wieder auf der
Weltbühne existent sein. Derzeit nennt man die Bewohner Israels ‚Israelis‘, nicht
Israeliten. Werden wir ihr Auftauchen miterleben oder erst von oben beobachten? (In
meiner Schrift: ‚Gepriesen sei JHWH, der Gott Sems‘ mehr zu dieser Frage).
Arbeitsteilung zwischen Petrus und Paulus
Damals kam es für die Israeliten Petrus und Paulus zu einer Art Arbeitsteilung
durch Christus (Gal.2,8.9), denn beide dienten trotz gewisser Unterschiede
demselben Herrn. Jeder sprach eine andere Zielgruppe aus Gesamt-Israel mit dem
einen Evangelium an: Beschnittene und nicht mehr Beschnittene. Vor Jahrzehnten
fragte ich einen Vertreter der Zwei-Evangelien-Lehre: „Welches Evangelium würdest
du mir verkünden, wäre ich ein Jude unter Gesetz?“ Da er mir die Antwort schuldig
blieb, legte ich ihm folgendes vor: „Seit der himmlische Vater mich 1965 mit der
Kinderheimarbeit in Pakistan betraute, predige ich ‚mein‘ Evangelium. Dabei benutze
ich evtl. andere Beispiele als hier in Europa, doch die Botschaft bleibt gleich (Rö.1,16;
2,16). Allerdings steht das eine Evangelium, das wir verkünden, im krassen Widerspruch
zu allen Schein-Frohbotschaften der vielen Religionen.
Paulus rühmt den einen Gott (Rö.3,30) dafür, dass das eine Evangelium ‚die
Beschneidung aus Glauben‘ und ‚die Vorhaut durch den Glauben‘ rechtfertigt. Denn
nur Jesus, der Messias, der gemäß Ap.17,18; Rö.3,24 und Tit.2.11-14 selbst das
Evangelium und die Gnade ist, kann Glaubende vor dem 2. Tod erretten.
Es waren ‚Säulen‘ im Haus Gottes (Gal.2,9; 1Pet.4,17; 1Ti.3,15; Off.3,12), Sklaven Christi
wie Paulus selbst, die ihm, dem Paulus, die Rechte der Gemeinschaft (Einheit) zusagten.
Und Paulus, der durchs Evangelium zeugt (1Kor.4,17), betont: „weder Beschneidung
noch Vorhaut, sondern Liebe, die durch den Glauben wirkt“ (Gal.5,6; 1Kor.7,18-19;
9,19). Er beruft sich zurecht den Aposteln gegenüber auf gleiche Rechte (1Kor.9,4-12).
Er schreibt: „Die Tüchtigkeit aber kommt von Gott, der uns (nicht mich) zu Dienern
des Neuen Bundes machte“ (Mk.14,24; Lk.22,20; 2Kor.3,6; 1Kor.11,25).
Beide sind Verwalter der Gnade und rühmen sie. Paulus: „Gott ist mächtig, jede Gnade
überströmen zu lassen“ (Eph.3,2; 2Kor.8,9; 9,8). Petrus bestätigt dies, bzw. rühmt die
Gnade ebenfalls (1Pet.4,10; 5,10). Bitte nachlesen!
Man müsste Paulus vorwerfen, ein schlechter Lehrer zu sein, hätte er in 13 Briefen nie
erwähnt, dass es ein anderes oder gar andere Evangelien gäbe. Wir staunen mit Paulus
darüber, wie manche sich verführen lassen (Gal.1,6-9 + 2Kor.11,1-7). Übrigens zeigt der
Kontext (Gal.1,6 bis 2,15-16) einmal mehr, dass Paulus das eine Evangelium verteidigt.
Paulus holt Petrus auf den geraden Weg des Evangeliums zurück
Missachtet Paulus etwa die Schriftteilung, als er Petrus, der sich nicht dem
Evangelium gemäß verhält (Gal.2,14), widersteht? Im Gegenteil, da beide dieselbe
Frohbotschaft predigen, weist er ihn zurecht. Sonst hätte er diese Gelegenheit genutzt,
um zu erklären: „Du handelst natürlich richtig, denn für Euch Juden gilt Gnade und
Gesetz“. Doch das tut er nicht. Ebenso wenig spricht er geringschätzig von ‚euch
Juden‘. Er sagt vielmehr: ‚wir, von Natur Juden‘ und betont: „Aus Gesetzeswerken gibt
es keine Rechtfertigung“. Paulus holt also Petrus + Barnabas – der mit heuchelte –
zurück auf ‚den‘ geraden Weg der Wahrheit des Evangeliums (Gal.2,14-16). Wohl
gemerkt den Weg des Evangeliums ‚Einzahl‘, was Beweis genug sein sollte. Zusätzlich
weise ich darauf hin, dass sich unser Herr passend zu seinem ‚euangelion‘ ähnlich oft
(ca. 80x) ‚Sohn des Menschen‘ nennt. Trotzdem kommt ‚euangelion‘ nie im Plural vor.
Petrus ließ es sich sagen (Gal.2,11-21) und berief sich in jener Situation nicht auf sein
anderes Evangelium. Im Gegenteil, es ist bemerkenswert, dass er seine Heuchelei einsah
und davon lernte. Später holte er andere auf den geraden Weg der Wahrheit zurück,
den sie verlassen hatten (2Pet.2,2+15). Wie Jesus schon lehrte, gibt es nur einen
schmalen und einen breiten Weg (Mt.7,13-14). Während von Natur jeder auf dem breiten
Weg ins Verderben geht, traten Gotteskinder, ob durch die Verkündigung des Paulus
oder Petrus, auf den schmalen Weg – Jesus – der zum Vater führt (Joh.14,6). Siehe:
Gal.2,14; Heb.10,20; Ap.9,2; 22,4; 24,14. ‚Nur durch den Glauben Christi Jesu!‘ wird
man gerettet! (Rö.3,22)
Meist wird ein Vers, wie z.B. 2Ti.2,15 oder Gal.2,9 falsch interpretiert, um eine Lehre zu
stützen. Dazu gehört besonders oft 2Pet.3,16: „Etliche dieser Dinge sind schwer zu
verstehen, welche die Unwissenden und Unbefestigten verdrehen, wie auch die übrigen
Schriften zu ihrem eigenen Verderben.“ Dabei sagte Petrus nicht: Ich verstehe die
Weisheit des Paulus nicht, er spricht ja von anderen. Diese Stelle lässt außerdem
erkennen, dass beide an gleiche Adressaten schrieben (Gal.1,2; 1Pet.1,1), was nahelegt,
dass sie keine widersprüchliche Lehre vertraten. Beide Brüder sind so einig, dass sie
sich in Markus sogar an demselben Mitarbeiter (2Ti.4,11; 1Pet.5,13) erfreuen.
Bezeichnenderweise betont Paulus oft das ‚wir‘ (1Kor.3,22-4,1) und damit die Einheit
der Apostel. Er hebt nicht Unterschiede zu anderen hervor, wie es gerne geschieht. Im
Gespräch mit Kephas in Gal.2,14-16 heißt es wir, du und ich. Deshalb lautet Eph.2,20:
„sind aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, in dem Christus Jesus
Eckstein ist, … wie es auch seinen heiligen Aposteln (wieder Plural) – nicht nur Paulus
– geoffenbart worden ist“ (Eph.3,5). Man beachte bitte: Nicht ich, sondern wir haben
Gnade und Apostelamt empfangen (Rö.1,5).
Paulus bemüht den Plural oft, aber nie, wenn es das Evangelium betrifft, denn Rettung
gibt es nur in der einen frohen Botschaft vom Gottes- und Menschensohn (Joh.20,31;
Jesus sagte, auf Sein Kommen im Geist verweisend: „Ich hätte euch noch viel zu
sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit,
gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten“ (Joh.16,12.13; 14,18). Diese
Verheißung erfüllte sich an den Jüngern und bis heute an uns. Darum steht kein Apostel
zweitrangig neben Paulus, obwohl ihm mehr Geheimnisse und Verheißungen geoffenbart
wurden – er hinterließ weit mehr als die andern – dennoch ehrt er alle, sich den Geringsten
von ihnen nennend (2Kor.11,5.6; 1Kor.15,9).
Paulus ist uns bestes Vorbild (Phil.3,17), da er in allem Christus, der seine Fußstapfen
hinterließ, nachahmte (1Pet.2,21). Wer Christus vertraut, wird aus Gnade gerechtfertigt
und empfängt Gottes Geist (Rö.8,9; 1Joh.3,24). Er wird ebenfalls Nachahmer des Einen
(1Kor.11,1) und will Gott, als Sein Werk (Gal.2,16; Eph.2,8-10), nun in vorbereiteten
Werken wohlgefallen (Tit.3,8; Rö.2,13; 1Ti.1,3-11; Eph.6.1-3;).
Wer solches „gesetzlich“ nennt, zumal Paulus nicht nur Timotheus zu gesetzmäßigem
Handeln auffordert (Rö.12,1-2; Kol.1,9; 2Ti.2,4), der irrt. Wie er lehrten der Herr Jesus,
Johannes und Petrus ebenso, dass nur ein Gott wohlgefälliges Leben zählt (Joh.8,29;
1Joh.3, 22 & 1Pet.3,16). Wer wie Paulus allem glaubt, was geschrieben steht (Ap.24,14),
befolgt in der Kraft, die Christus aus den Toten auferweckte (Rö.8,11; 2Pet.1,3), alles,
was die Apostel überlieferten (1Thes.4,2-3; 1Kor.7,19; 11,2, 23; 2Pet.1,3-8; 1Joh.5,2-3).
Ohne Zweifel wurden Paulus mehr Geheimnisse enthüllt
Ohne Zweifel wurden Paulus mehr Geheimnisse enthüllt als den übrigen Aposteln;
darf er doch bis ans Ende aller Zeiten sehen (1Kor.4,1; 15,28). Wer ihm aber deshalb
ein anderes Evangelium nachsagt, ist im Unrecht, denn er wehrt sich ja vehement in
Gal.1,6-9 dagegen. Ebenso darf man den Jüngern Jesu kein anderes Evangelium
unterstellen und sich dünken, mit Paulus ein Höheres zu besitzen. Solch Verhalten
passt zu Unmündigen, die sprechen: „Ich bin des Paulus, ich des Kephas.“ Beide
Brüder würden protestierend fragen: Wer starb für Euch, wer ist Inhalt eurer
Heilsbotschaft? Paulus stellt sich gleich dagegen und entgegnet in Kap.3,1-9: „Wer ist
Apollos? Wer Paulus? Diener, durch welche ihr geglaubt habt!“
Nachdem Paulus in 1Kor.15,11 gerade alle Apostel erwähnte, sagt er: „Ob ich euch nun
verkündige oder jene, also habt ihr geglaubt“. Nein, er hinterließ keine Worte wie
‚Gemeinde- oder Reichslinie‘ noch andere unbiblische Ausdrücke. Vom Geist Gottes
geleitet zitiert Lukas den Petrus sogar fast mit gleichen Worten (Ap.15,11): „Sondern
wir glauben, durch die Gnade des Herrn Jesus in derselben Weise errettet zu werden,
wie auch jene“. Paulus nennt Apollos und Kephas in 1Kor.3,22-4,1 bei Namen und
sagt: ‚Wir‘. „Dafür halte man uns – nicht mich – für Diener Christi und Verwalter der
Geheimnisse Gottes“. Dazu passt Vers 10 im Kapitel vorher: „Uns aber enthüllt es Gott
durch Seinen Geist; denn der Geist erforscht alles, auch die Tiefen Gottes“.
Gäbe es gravierende Unterschiede in der Verkündigung an die beiden Zielgruppen
(nah und fern), aus denen Einzelne zu Christus gerufen werden sollen, so hätte Paulus
deutlich gesagt: „Denkt daran, dass keiner, der durch Petrus zum Glauben fand, zur
Gemeinde Christi gehört.“ Weit gefehlt! Damit alle das Ziel erreichen und zur Einheit
des Glaubens gelangen (Eph.4,13), schreibt er: „Befleißigt euch, die Gott gewirkte
Einheit des Geistes zu bewahren (4,3) und in der Lehre der Apostel – Mehrzahl – zu
bleiben“ (Ap.2,42; 1Kor.10,17). Wir Christen hängen an IHM (Joh.15,5), nicht an
Aposteln, sonst wäre Christus zerteilt (1Kor.1,13 Konk. NT, das ich schätze). Im
Gegensatz zu den falschen Aposteln, die Paulus in 2Kor.11,1-4 erwähnt, treibt ihn die
Liebe Christi (2Kor.5,14 + Rö.5,5; 8,14-17). Und weil wir ausnahmslos alle lieben,
sonderlich die Gläubigen (1Ti.4,10), suchen wir in Liebe auf diese Wahrheit aufmerksam
zu machen.
Unser Herr Jesus bat seinen Vater in Joh.17,11, „dass sie alle eins seien“. Sein Geist,
damals schon verheißen (Joh.7,38-39; 16,13) aber noch nicht in allen Jüngern, tat seine
Aufgabe an ihnen, wie an uns heute. Jeder, in dem Christi Geist wohnt, ist Teil seines
Körpers und Tempel Gottes (1Kor.3,16; 6.19; 2Kor.6,16; Eph.2,21-22). Ebenso spricht
Petrus von lebendigen Steinen und dem Haus Gottes (1Pet.2,4-5; 4,17).
Alle Apostel gehören zur Ekklesia
Alle Apostel gehören wie die Herausgerufenen als Glieder zum Christus. Ihnen ist
Er sowohl Haupt als König. Christen werden nach der Entrückung da sein, wo ihr
Herr ist, darum sind auch die Aussagen der Apostel über die Zukunft identisch: Paulus:
„Wir werden allezeit bei Christus sein“ (1Thes.4,17). Petrus verheißt denen
unaussprechliche Freude (1Pet.1,4-9), die ihn jetzt lieben, ohne ihn zu sehen. Johannes:
„Wir werden IHM gleich sein und Ihn sehen, wie er ist“ (1Joh.3,1-3).
Jeder der Apostel war ein Original in Gottes Hand und diente Christus an seinem aus
allen Völkern erwählten 12-Stämme-Volk Israel (5.Mo.7,6.7; Joh.10,16; Rö.9,1-5). Aus
ihnen kommt, wie ich meine, die herausgerufene Gemeinde. Wer vom Geist Christi
ergriffen ist, „ist eine neue Kreatur“ (2Kor.5,17; 1Pet.5,10.14). Da sind die vielen
wichtigen Gemeinsamkeiten bei Paulus und Petrus absolut nicht verwunderlich. Einige
Gemeinsamkeiten seien hier genannt:
Gemeinsamkeiten bei Paulus und den Aposteln
Echte Glaubens-Umsinnung steht am Anfang für Paulus in Ap.17,18.30; 1Kor.15,1–
4, für Petrus in Ap.2,32.38; 4,33.
Beide betonen die Reinigung und Heiligung des Christen (1Joh.3,3; 2Kor.6,17 bis 7,1):
„Jeder, der diese Verheißung hat, reinigt sich selbst“ und „Ihr seid schon rein um des
Wortes willen“ (Joh.15,3; Eph.5,26; Tit.2,14).
Beide stehen als Verwalter der Gnade Gottes (Rö.5,2; Eph.3,2; 1Pet.3,7; 4,10; 5,12) in ihr.
Beide verkündigen Christi Tod und Auferstehung.
Beide schreiben über das ‚Evangelium Gottes‘ (Rö.1,1; 1Pet.4,17).
Beide erwähnen das Gewissen (1Pet.3,16+21; Rö.2,15; 1Ti.1,5; Ap.24,16).
Beide haben ein Erwartungsgut (2Kor.5,1; Kol.1,27; 1Pet.1,3; 3,15; Joh.14,2-3).
Beide kennen himmlische Berufung (Eph.1,3.10; Heb.3,1; 1Pet.1,4;2,21; Rö.1,5-6; Jud.1).
Beide grüßen mit dem Kuss der Liebe (Rö.16,16; 1Pet.5,14). Beide usw. usw. usw.!
Christi Geist wohnt in den Aposteln und uns, darum sind wir ‚syn‘ in Christus
In Joh.15,4 lud Jesus das erste Mal zum Bleiben ‚in IHN‘ ein. Christi Geist ist in den
Aposteln und in uns, darum sind wir ‚syn‘ = ‚in‘ Christus (1Pet.3,16; 5,14; 1Joh.3,6;
4,4). Dasselbe sind auch die Gemeinden in Judäa, von denen Paulus schreibt: „Ich war
aber den Versammlungen von Judäa, die in Christo sind, von Angesicht unbekannt“
(Gal.1,22-24), weshalb es keinen Grund gibt, sie wegen Ap.21,20 negativ zu erwähnen.
Darauf muss hingewiesen werden, weil die nach Schriftteilung Rufenden hier wieder
falsch liegen und gesunden Schriftboden verlassen. Um das sogenannte „Heiden-
Evangelium“-Denkmuster aufrecht zu halten, will man nicht einsehen, dass alle Apostel
wie selbstverständlich die Aussagen der Propheten des ATs für die eine (Mt.16,18)
Gemeinde nutzten. Sie müssten Paulus rügen, der da keine Ausnahme macht. Als
Beispiele nenne ich: Jes.52,7 ‚Friedens-Evangelium‘ in Rö.10,15 oder 5Mo.25,4 in
1Kor.9,9 oder 3Mo.26,11.12 & Hes.37,27 in 2Kor.6,16.
Ob Paulus vom ‚Erstgeborenen‘ unter vielen Brüdern spricht (Rö.8,29), Jakobus
‚Erstlingsfrucht‘ seiner Geschöpfe sagt (Jk.1,18), es sind die vielen Söhne gemeint, die
Christus, der wahre Fromme (Ps.16,10; Ap.13,35), zur Herrlichkeit führt (Heb.2,10). Es
betrifft die mit ‚heiligen Brüder. Teilhaber der himmlischen Berufung‘ Angeredeten,
eben die Gemeinde der Erstgeborenen (Ps.16,3; Heb.3,1; 12,23).
Wo in einer Person durch Christi Geist (Gal.4,6) echter Glaube vorhanden ist, wird es
früher oder später unweigerlich offenbar, denn die Früchte, also die Frucht des Geistes
(Gal.5,22), werden im Alltag sichtbar (Mt.7,20; Ap.11,26; Gal.5,6; Eph.2,10: Tit.2,14;
1Pet.2,12; 4,16; Jk.2,17). So praktizierte Paulus zum Beispiel vom Geist getrieben im
Namen des Herrn Jesus das Beten zum Vater, der der Vater Jesu Christi und der
Barmherzigkeit, der Vater der Herrlichkeit und der Vater aller ist (2Kor.1,3; 11,31;
Eph.1,17; 3,14; 4,6; Kol.3,17). Unser Gott, der Vater der Lichter (Jk.1,17), ist als Vater
immer Haupt des Sohnes (1Kor.8,6;11,3).
Wer Pauli Lehre kennt, weiß, dass ihm der Unterschied zwischen Beschneidung und
Vorhaut nur außerhalb der Gottessohnschaft gilt. Denn „Ist jemand ‚in Christus‘,
vermag weder Vorhaut noch Beschneidung etwas“ (Gal.5,6; 6,15). Ebenso sagt er in
Gal.3,28 & Kol.3,11: „Da ist weder Jude noch Grieche, vielmehr alle einer in Christus.“
Und „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur“ (2.Kor.5,17). Ob ursprünglich
Jude wie Jesus, Petrus, Paulus, Johannes oder Jakobus (Gal.2,15), ob Halb-Jude wie
Timotheus (Ap.16,l) oder Grieche wie Titus (Gal.2,3), alle wurden durch den Glauben
Glieder am Körper des Christus (Rö.1,16; 1Kor.12,12-13).
Dazu ein Zitat von Karl Geyer aus ‚Verwalter der Geheimnisse Gottes‘ S.146: „Was in
der Jetztzeit von Seinem Hingang (Christi Himmelfahrt) bis zu Seiner Wiederkunft gläubig
wird, gehört zu der ‚Einheitsgemeinde‘, sondern Christus alles und in allen“ (Kol.3,11).
Die Gemeinde begann nicht erst mit Paulus
Fest steht, die Gemeinde begann nicht erst mit Paulus, denn vor ihm glaubten bereits
andere Christen, siehe Rö.16,7: „Grüßt meine Mitgefangenen, die unter den
Aposteln ausgezeichnet sind, die schon vor mir in Christus waren“, und gewiss
Stephanus, der mutige Zeuge und Nachfolger Jesu, der auch für seine Peiniger bittet
(Ap.7,54-50). Jesus selbst bestätigt dies, als er Saulus fragte: „Was verfolgst Du mich“?
(Ap.9,4). Keiner hat das Recht, die Jünger auszuklammern, noch Abraham, den Vater
aller Glaubenden, oder Henoch, der entrückt wurde, weil er mit Gott wandelte und so
Gemeinde-Vorbild ist (Rö.4,16; Gal.3,27; Heb.11,5). Fazit: Weder ist Christus geteilt,
noch sind zwei Evangelien zu verkünden (Gal.1,6-7)!
Dies glaubend, lasst uns getrost wieder alle 70 Bibelbücher studieren und mit Freuden
gehorsam beherzigen, was Gottes Propheten und Apostel geschrieben haben. Christus
und alle Seine Glieder gehören zusammen! Wo Paulus Dinge erwähnt, über die Petrus
schweigt, oder umgekehrt, da wirkte es doch ein und derselbe Geist.
Ich stelle die Gemeinde Christi nicht etwa mit Israel gleich
Vielleicht hat JHWH uns – so halte ich es für denkbar – die Gemeinde, die entrückt
wird, in Henoch vorgeschattet (Heb.11,5), während Er das Volk Israel, welches auf
der Erde gerettet wird, in Noah darstellt. Wenn ich insgeheim davon ausgehe, dass
sich die Glieder Christi womöglich zum größten Teil aus den zwölf Stämmen Israels
rekrutieren, so ist die Gemeinde doch nicht mit ihm identisch. Beide, die Ekklesia und
das Volk Israel, haben je verschiedene Aufträge zu erfüllen. Bevor Christus auf dem
Ölberg erscheinen und Israel sich bekehren kann (2Kor.3,16), findet zuerst die Vollendung
des Hauptes mit seinen Gliedern in den Wolken statt. Und wenn ich meine, Israels
Aufgaben seien nur auf der Erde, heißt es nicht, die der Gemeinde seien nur im Himmel
(Off.5,10; Heb.3.1). Auch sollte keiner sagen, da Petrus vom heiligen Priestertum spricht,
beträfe es die Gemeinde nicht (1Pet.2,9). Wir erinnern an Rö.15,16, wo Paulus schreibt:
„priesterlich dienend an dem Evangelium Gottes“. Gerne singen wir doch den in
Off.1,5-6 von Johannes angestimmten herrlichen Lobgesang: „Dem, der uns liebt
(Joh.3,16) und uns von unseren Sünden gewaschen hat in seinem Blut und uns gemacht
hat zu einem Königtum, zu Priestern seinem Gott und Vater, ……“
Noch hat Israel die Decke auf dem Herzen (2Kor.3,15), aber einst wird ganz Israel im
Land JHWHs das eine Evangelium, das ihres Messias, hören und gerettet werden (Joel
3,16-18; Rö.11,26; Sach.14,1-11). Bevor Christus, der Menschensohn, in seiner und des
Vaters Herrlichkeit mit den heiligen Engeln für Israel kommt, um sein Reich einzunehmen,
hat er den Seinen eine Stadt und Wohnungen bereitet, damit sie seien, wo er ist (Lk.9,26;
Joh.14,2.3;17,24; 1Thes.4,17-18; Heb.11,10;). Diese Gedanken dürfen uns ermutigen.
Kann man daraus etwa folgern, es gäbe zwei Evangelien? Sowohl Jesus und Johannes
als auch Paulus verheißen: Wer ausharrt und sich für gestorben hält, der hat an der
Herrschaft über den Kosmos teil (Mt.19,28-29; Rö.8,10-23; 2Ti.2,11.12 und Off.3,21-22).
Dazu gehört die Erde, auf der das 12stämmige Israel samt allen Völkern wohnen wird.
Wer gehört als Herausgerufener, als Glied, zu Christus dem Haupt?
Das könne, so sagt man, nur Gott beantworten. Und, jawohl, ER, der Geist ist, wie
Christus, sein Sohn (Joh.4,24; Ap.16,6.7; 1Kor.15,45; 2Kor.3.17.18), bezeugt es
unserem Geist. Darum meine ich zum Haupt gehört:
Jeder, der Heilsgewissheit im Herzen hat (Rö.8,16.28; 1Joh.3,24; 4,4+13).
Jeder Auserwählte vor dem Niederwurf der Welt (Eph1,4; 1Pet.1,1.2; 2,4.9; 2Pet.1,10).
Jeder von oben Gezeugte durch den Samen des Wortes Gottes (Joh.1,12-13; Eph.1,13;
5,26-32; Tit.3,5+7; Jk.1,18; 1Pet.1,3.4.23).
Jeder Versiegelte mit Christi Geist (Rö.8,9; Eph.1,13 – Ap.15,7-9; 1Joh.2,20.27; 5,4-13).
Jeder echte Christ ist Glied am Christus-Körper (1Kor.12,20-27).
Wir haben eine bessere Hoffnung (Kol.1,27; 1Pet.1,3; 3.15; Heb.7,19) und bezeugen
das eine Evangelium der Gnade (Eph.4,1-7; 1Pet.5,12) und den einen Glauben an den
einen Gott und einen Herrn (1Kor.8,6).
Als gewiss darin, selbst geliebt zu sein (1Joh.4,19), lieben wir alle, selbst die, die nicht
in allem unserer Meinung sind. Gottes Liebe (Joh.3,16; Röm.5,5) befähigt uns zu lieben
und jeden trotz Erkenntnisunterschiede höher zu achten als uns selbst. Trennung ist
nur von dem Menschen angesagt, der bewusst in Sünde lebt, denn „ein wenig Sauerteig
durchsäuert den ganzen Teig“ (Gal.5,9; 1Kor.5,6). Da wir in Gemeinschaft mit dem
Vater und Sohn leben, suchen wir Gemeinschaft mit andern Christen, denn dadurch
kommt die verheißene völlige Freude in unsere Herzen (1Joh.1,3-4; Joh.15,11; 1Kor.1,9;
Phil.3,1; 1Thes.5,16). Wer aber ‚die Einheit des Geistes bewahrt‘, erfüllt Jesu Willen
und den Wunsch seines Gebundenen (Joh.17,22.23; Eph.4,1-3).
„Geliebte, allen Fleiß anwendend, euch von unserm gemeinsamen Heil und Leben zu
schreiben, war ich genötigt zu schreiben, euch zusprechend, zu ringen für den Glauben,
einmal überliefert den Heiligen“ (Judas 3). Mag der Widerwirker sich mühen, Christen
zu entzweien (Phil.3,2; Judas 19), es soll ihm nicht gelingen. Lasst uns gemäß Eph.6.15
an den Füßen beschuht sein mit der Bereitschaft, das Evangelium des Friedens zu
verkünden, und dabei vertrauen auf „den Gott des Friedens, der in kurzem den Satan
unter unsere Füße zermalmen wird“ (Rö.16,20).
„Die Gnade des Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des
Heiligen Geistes sei mit euch allen!“ (2Kor.13,13). –
Zusammenfassung und Erfahrung
Es gibt kein anderes Evangelium! Christus ist nicht geteilt! (Gal.1,6-7; 1Kor.1,13)
Diese Erkenntnis resultiert aus der Erfahrung als Prediger einer Großstadt-Ortsgemeinde.
Es war eine unter treuen Geschwistern reich gesegnete Zeit. Doch als ich die Lehre von
zwei Evangelien, auf die einige pochten, nicht mehr vertreten konnte, war ich ihnen
nicht linientreu genug. Die meisten wussten zu schätzen, dass ich wie Paulus auf
Glaubensgehorsam im Alltag Wert legte (Rö.1,5; 16,26), doch andere meinten schon,
wenn ich z.B. vor TV und ähnlichen Gefahren warnte, es sei Gesetzlichkeit. Dabei gilt
bis heute, dass nur der gekrönt wird, der gesetzmäßig kämpft (2Ti.2.4-5). Auch unseren
Hauskreis, in den wir Fremde einluden, sah man ungern, obwohl eine ganze Reihe
dadurch zur Gemeinde hinzustieß. Konservativen Geschwistern war es ein Dorn im
Auge, wenn ich mit der Gemeinde Chorusse mit Gitarrenbegleitung sang, statt nur bei
altbekannten Liedern zu bleiben. Gott sei Dank wird dies, wie ebenso die Glaubenstaufe,
inzwischen akzeptiert.
Als man mich hinderte, in meiner Predigtreihe nach 1Kor.11,3 fortzufahren, wo Paulus
zeitlose Wahrheiten verkündet, fragte ich Gott: „Wie soll ich darauf reagieren?“ Da war
mir, als hörte ich akustisch: „Verhalte dich, wie es Mose seinen Geschwistern gegenüber
tat, als sie ihm Unrecht taten.“ Als ich 4.Mose 12 las, konnte auch ich wie Mose still
sein und um des Friedens willen eine Spaltung verhindern, die eine ähnliche Gemeinde
erleiden musste. Ich legte mein Amt in der Gewissheit nieder, ‚nie über den Glauben
anderer geherrscht zu haben‘ (2Kor.1.24). Meine Verkündigung soll vielmehr zur Freude
der Zuhörer beitragen (1Joh.1.4). Würde die Wichtigkeit von 1.Korinther 11 (Teil 1 & 2)
erkannt, wäre Gottes Segen durch die Unwürdigkeit Einzelner (11,27-32) nicht so oft
gehemmt.
Zurückblickend danke ich Gott von Herzen für seine Führung in den gesegneten Jahren,
denn die Liebe siegte immer wieder. Gerade die Sondermeinungen einiger veranlassten
mich – den damals relativ jungen Mann – sehr in der Bibel zu graben, was mich gewisser
machte und darin bestärkte, über dies Thema zu schreiben. Mögen es weitere tun, wie
z.B. W. Peiter und W. Jugel es taten, oder jener unbekannte in 2Kor.8,18 genannte
Bruder, dessen Lob im Evangelium durch alle Versammlungen verbreitet war.
Trotz vermehrter Erkenntnis in der Endzeit (Da.12,4) gilt leider für die weltweite Gemeinde
heute mehr denn je, was der auferstandene Herr in Offenbarung 3 einer der sieben
Gemeinden sagt: „Du bist lau!“ Solange man Jesu Wort als altmodisch abtut, steht ER
nur noch vor der Tür. Wir hingegen sollten Gottes Liebe, die im Evangelium (Joh.3,16)
aufleuchtet, zur Verherrlichung Gottes und Jesu erwidern (1Joh.4,19). Dann herrscht
herzliche Gemeinschaft und jeder ist ein Licht für die Welt (Joh.13.34; Gal.1.24). Dienen
wir unserem treuen Gott und erwarten freudig Seinen Sohn aus dem Himmel (1Thes.1,10),
so werden der Vater und Christus Jesus, unser Herr, verherrlicht (Joh,11,4). Dazu möchte
diese Schrift beitragen!
Hans-Udo Hoster
Masurenweg 5
72379 Hechingen
Tel: 07471-7020030
E-mail: chpchoster@gmail.com
„Ich suche meine Brüder
Ich hab viel tausend Brüder, weit mehr als ich geglaubt,
und alle sind sie Glieder am gleichen Herrn und Haupt.
In allen Erdenzonen, in jedem Volk und Land,
wo irgend Menschen wohnen, lebt meiner Brüder Stand.
Im Geist sind wir verbunden zu einer Wesenheit.
Wer Gnade hat gefunden, steht auch in Herrlichkeit.
Wenn irgendeiner leidet, fühlt jedes Glied den Schmerz,
und wo sich Segen breitet, freut mit sich jedes Herz.
In jedem Bruder lebet der gleiche Christusgeist,
der stets zur Einheit strebet und nie das Band zerreißt,
das alle die umschlinget, die in der Liebe stehn,
und alle machtvoll dringet, vereint den Weg zu gehen.
Es sucht sich, was sich liebet! Wer nicht sucht, liebet nicht!
Wer nicht das Suchen übet, verfällt dem Fluchgericht!
Ich suche meine Brüder, weil mich die Liebe treibt!
Nie lass ich einen wieder, weil Liebe ewig bleibt!“
Karl Geyer