Die 10 Gebote
Das 3. Gebot
»Du sollst den Namen des HErrn, deines Gottes, nicht zu Eitlem aussprechen, denn der HErr wird den nicht für schuldlos halten, der Seinen Namen zu Eitlem ausspricht« (2.Mo.20:7 ELB)
Der Name des HErrn
Leider gehen die meisten Menschen hier nur von einem verbalen »Missbrauch« des Namens Gottes aus. So ist es ja tatsächlich in vielen Ländern der Welt üblich, gedankenlose Redewendungen zu gebrauchen, wie z.B. »Ogottogott!« , »Ach Gottchen!«, »Um Gottes willen!« »Herrje!« oder »Herrjemine!« usw. Deshalb sagt man im frommen Teil der USA auch nicht mehr »Jesus!«, wenn man wütend ist, sondern nur noch »Jes!« [ausgespr: ʤi:z] – als wenn dies etwas ändern würde! Tatsächlich sollen wir den Namen Gottes auch nicht im buchstäblichen Sinne »zu Eitlem« bzw. »zu Nichtigem« verwenden, aber der Missbrauch des Namens Gottes hat im geistigen Sinn noch eine weitaus größere Bedeutung.
In 2.Mose 33:19 kündigt der HErr dem Mose an, dass Er Seinen heiligen Namen vor ihm ausrufen würde, was Er dann auch in Kap.34:6 tat, indem Er rief: »JaHWä´H, JaHWä´H, ˚eL/wbd: Vollmacht barmherzig und gnädig, langsam (zu) Zorn(ausbrüch)en und viel(fältig) an Huld /Bundestreue/(Ver)bunde(nheit)streue und Wahrheit /(Be)wahrheit(ung) aller Zusagen, der Huld bewahrt an Tausenden (von Generationen), der Vergehung, Treuebruch und Sünde vergibt, aber keineswegs ungestraft lässt, (sondern) die Vergehung der Väter heimsucht an den Kindern und Kindeskindern, an der dritten und vierten Generation« (GtÜ). Hier wird deutlich, dass der Name Gottes gar nicht einfach nur ein Name als solcher ist, sondern eine umfangreiche Beschreibung Seines Wesens, Seiner Charaktereigenschaften, aber auch Seiner typischen Verhaltensweisen. Und dies ist sogar nur als eine kurze Zusammenfassung zu verstehen, denn der »Name (hebr. ScheM, griech. O´NOMA) des HErrn« ist wörtl. das Genannte und umfasst daher alles Weitere, was die Heilige Schrift uns vom Wesen Gottes offenbart hat.
»Besser ein guter Name als gutes Salböl« erkannte schon Salomo (Pred.7:1 ELB) und der Name des HErrn ist sogar »wie ausgegossenes Salböl« (Hoh.1:3), also ein Wohlgeruch für jeden Vorbeikommenden. Der Name soll also eine spontane Reaktion im Gehirn auslösen, vergleichbar dem Namen einer bekannten Marke, mit der man bestimmte Erinnerungen und Erwartungen verknüpft. Man nennt dies auch eine Konnotation, d.h. der gesamte Begriffsinhalt eines Namens mit seinen emotionalen und affektiven Nebenbedeutungen, die bei der Verwendung eines Namens bewusst oder unbewusst mitschwingen (z.B. Mallorca, Hitler oder Hiroshima).
Der Name des HErrn war durch die Ereignisse in Ägypten schon bald auch bei den heidnischen Völkern hochgeachtet und wertgeschätzt (Jos.9:9). Die anderen Völker waren sogar richtig neidisch auf Israel, dass sie eine von Gott auserwählte Nation waren, die einen so berühmten Gott hatten, mit einem so ausgezeichneten Renommee. Und das ist genau die biblische Definition von »Name«, nämlich ein »guter Ruf«! Man verband mit dem Namen Gottes nicht nur Heiligkeit, Macht und Stärke, sondern auch Treue, Liebe, Barmherzigkeit und Gerechtigkeit. Sogar die Heiden kamen von weit her, um den Gott Israels in Seinem Tempel anzubeten, weil Sein Ruf bis zu ihnen gelangt ist (2.Chr.6:32, Jes.56:6).
Die Kinder Israel waren also sehr bevorrechtigt vor allen anderen Ländern der Erde, dass sie »nach dem Namen des HErrn genannt« wurden und dadurch an Seinem Ruhm teilhaben durften (5.Mo.28:10). Der HErr wollte sie sogar »zur höchsten über alle Nationen der Erde« machen, wenn sie der Stimme des HErrn fleißig gehorchen und darauf achten würden, »alle Seine Gebote zu tun« (5.Mo.28:1). Aber leider vergaßen die Kinder Israel immer wieder, was sie eigentlich an ihrem Gott hatten. Sie erwiesen sich als UNWÜRDIG, den Namen des HErrn zu tragen. Gott hatte sie immer wieder gewarnt, dass sie Seinen heiligen Namen nicht entweihen sollten (3.Mo.18:21, 19:12, 20:3, 21:6, 22:2, 22:32 »Und ihr sollt Meinen heiligen Namen nicht entweihen, damit Ich geheiligt werde inmitten der Kinder Israel«). Aber genau das taten sie immer wieder: »Beständig, den ganzen Tag, wird Mein Name gelästert« (Jes.52:5 ELB). Und selbst noch, als Er sie bestrafte und in Gefangenschaft brachte, änderten sie nicht ihr Verhalten: »Und als sie zu den Nationen kamen … entweihten sie Meinen heiligen Namen, indem man von ihnen sagte: Des HErrn Volk sind diese, und aus Seinem Lande sind sie gezogen! Aber Ich habe Mich Meines heiligen Namens erbarmt, welchen das Haus Israel entweiht hat unter den Nationen, wohin sie kamen« (Hes.36:21 ELB).
Am Ende musste der HErr dann um Seines heiligen Namens willen, d.h. um Seiner Selbst willen, Seinen Namen wieder heiligen, »damit er nicht länger entweiht werde vor den Augen der Nationen« (Hes. 20:9+14+22+39). Zuvor hatte schon Jeremia entsprechend gebetet: »Wenn unsere Ungerechtigkeiten gegen uns zeugen, HErr, so handle um Deines Namens willen; denn unsere Abtrünnigkeiten sind zahlreich, gegen DICH haben wir gesündigt … Verschmähe uns nicht um Deines Namens willen, entehre nicht den Thron Deiner Herrlichkeit; gedenke, brich nicht Deinen Bund mit uns!« (Jer.14:7+21 ELB). Wenn wir nichts mehr haben, das wir vor Gott als Grund vorbringen könnten, um Ihn zum Eingreifen zu bewegen, dann können auch wir Ihn immer wieder daran erinnern, dass der Name Gottes selbst schon ein verpflichtender Grund zum Handeln ist: »Hilf uns, Gott unseres Heils, um der Herrlichkeit Deines Namens willen; und errette uns und vergib unsere Sünden um Deines Namens willen« (Ps.79:9 ELB).
Diese erneute Heiligung Seines Namens erreichte der HErr dadurch, dass Er nicht mehr zuließ, dass sie Seinen heiligen Namen je mehr aussprechen würden: »Siehe, Ich habe bei Meinem großen Namen geschworen, spricht der HErr: Wenn je wieder Mein Name im Munde irgendeines Mannes von Juda genannt werden soll…« (Jer.44:26). Und tatsächlich geschah es von dort an, dass die Juden aufhörten, den Namen Gottes, also das Tetragramm JHWH (Jahwe), auszusprechen. Es wurde sogar als Verstoß gegen das 3. Gebot betrachtet, sodass die Kinder Israel sich gegenseitig immer wieder daran erinnern mussten: »Still! (w. Psst!), denn der Name des HErrn darf nicht erwähnt werden« (Am.6:10).
Exkurs: »HErr« statt »Jahwä´«
Bis heute sprechen die Juden den Namen Jahwes nicht mehr aus, sondern sagen stattdessen Adonai (= Herr), El-Olam (= der Ewige) oder sogar nur noch HaSchem (= der Name). So wurde dann auch bei der griechischen Übersetzung des Alten Testaments, in der Septuaginta (Abk. LXX), der Name JHWH mit KY´RIOS übersetzt (= der HErr, w. der Geltende). Dass dies Gott wohlgefällig war, wird auch dadurch bestätigt, dass auch der HErr Jesus und die Apostel in den Briefen des NT in den etwa 400 Zitaten aus dem Alten Testament den Namen JHWH immer wieder mit »HErr« wiedergegeben haben. Erst heutzutage ist es wieder Mode geworden, den Namen Gottes mit »Jahwä´« wiederzugeben, was sicherlich auch nicht falsch ist. Der Name »Jehova« hingegen beruht auf einer absichtlich falschen Vokalisation, indem die Masoreten im 12. Jh. die Vokale von Adonai, nämlich A-o-a-i zwischen die Konsonanten JHWH eingebaut haben, so dass man den Namen mit JaHoWaH transkribierte, aus welchem im 16. Jh. dann zum ersten Mal der Name »Jehova« entstand. Die korrekte Aussprache, wie sie auch von den Juden vor dem Exil noch gebraucht wurde, lautete aber wohl »Jahwä´«.
Was aber bedeutet eigentlich JHWH genau? Es ist abgeleitet vom hebräischen HaJa´H, das sowohl mit »sein« als auch mit »werden« übersetzt werden kann, in biblischen Zeiten jedoch nur »werden« bedeutete. Als Mose in 2.Mo.3:14 den HErrn am Horeb nach Seinem Namen fragte, antwortete Er: »אֶהְיֶה אֲשֶר אֶהְיֶה« (°äHöJä´H ˚aSchä´R °äHöJä´H = Ich-werde, welcher Ich-werde). Das Tetragramm JHWH lässt sich aber auch in der Kausativform (= Verursachungsform: Hifil) übersetzen als JaH(a)Wä´H = »der Werdenmachende« d.h., »der veranlasst zu werden« (F.H. Baader Wortbetrachtungen, 1986). Der HErr hat die Welt nicht nur aus dem Nichts erschaffen, sondern Er ist auch ein »wachsenmachender Gott«, wie wir es auch in 1.Kor.3:7 bestätigt finden. Und genauso verhält es sich auch mit Seiner neuen Schöpfung: ER hat uns aus dem Tode erweckt, als wir noch tief in Sünde verstrickt waren und erzieht uns heute, damit wir das werden, was Er für uns geplant hat, nämlich »heilig und untadelig vor Ihm zu sein in Liebe« (Eph.1:4).
Gott hat viele Namen in der Heiligen Schrift, aber der Name »Jahwä´« ist mit über 6800 Stellen noch am häufigsten erwähnt. Er wird aber nicht nur für den Vater gebraucht, sondern auch für den Sohn. In Joh.12:41 ist z.B. vom HErrn Jesus, die Rede, den der Prophet Jesaja in Seiner Herrlichkeit sah. In der Referenzstelle in Jesaja 6:5 sagt er aber am Ende: »Meine Augen haben Jahwä´ der Heerscharen gesehen«. Auch in Jes.45:24 ist wohl vom HErrn Jesus die Rede, wenn es dort eigentlich heißt: »Nur in Jahwä (Jahwä dem Sohn = Jesus) hat Er (Jahwä der Vater) mir zugesprochen Gerechtigkeit und Stärke«; denn der vorige Vers, wo es heißt, dass sich einmal alle Knie vor Jahwä beugen sollen, um Ihm zu schwören, wird ja auch in Phil.2:11 zitiert, und dort bezieht es sich auf den HErrn Jesus. Aber der Vater »hat Ihm einen Namen (i.S.v. Titel bzw. Auszeichnung) gegeben, der über jeden anderen Namen steht«, und dieser Name ist »HErr«!
Dieser Punkt ist nicht unerheblich, denn es gibt viele Christen heute, die den HErrn Jesus nur mit »Jesus« anreden, so wie es die Dämonen taten. Aber spätestens seit der Auferstehung gelten auch uns die Worte von Petrus: »Das ganze Haus Israel wisse nun zuverlässig, dass Gott Ihn sowohl zum HErrn als auch zum Christus gemacht hat, diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt« (Apg.2:36). So wie der Pharao dem Joseph alle Macht gab über Sein Reich und nur um den Thron größer war als Joseph (1.Mo.41:40), so hat Gott der Vater auch dem HErrn Jesus »alle Vollmacht gegeben im Himmel und auf Erden« (Mat. 28:18)«. Deshalb ist es purer Leichtsinn und Respektlosigkeit, wenn Gläubige sich heute erdreisten, diesen HErrn der Herren einfach mit »Jesus« anzusprechen, so als wäre Er gar nicht der HErr. Und alles, was wir tun, sollen wir in Seinem Namen tun, also aufgrund Seiner Beauftragung (Kol.3:17) bzw. in Übereinstimmung mit allem, was in der Bibel von und über Ihn genannt wird.
Etwas im Namen des HErrn tun
So wie das Volk Israel im Alten Bund das Vorrecht hatte, einen Tempel zu haben, der »nach dem Namen des HErrn genannt wurde« (1.Kön.8:43, Jer. 7:10-30), so sind wir im Neuen Bund selber ein »Tempel des Heiligen Geistes«, sowohl unser Leib (1.Kor.6:19), als auch die Gemeinde (1.Kor.3:16-17, 2.Kor.6:16). Der Name des HErrn ist vergleichbar mit der Bundeslade, die im Allerheiligsten steht. Und so wie die Kinder Israel darauf achten mussten, dass dieses Heiligtum nicht durch Sünden und Übertretungen der Vorschriften Gottes entweiht wurde, so müssen auch wir uns hüten, dass wir dem Namen des HErrn durch unseren Lebenswandel alle Ehre erweisen (2.Thes.1:12).
Etwas im Namen von jemandem anderes zu tun, bedeutet, in dessen Stellvertretung zu handeln. Wenn wir z.B. im Namen des HErrn Jesus um etwas bitten sollen, dann ist es so, als wenn der HErr Jesus selbst den Vater um etwas bitten würde, das dieser Ihm wohl kaum abschlagen wird. Es ist also eine Vollmacht, die der HErr uns erteilt hat, mit welcher wir heute Seinen Dienst für Gott weiterführen in Seiner leiblichen Abwesenheit. Wenn wir jemanden »im Namen des HErrn Jesus« taufen oder salben, dann deshalb, weil der HErr uns dafür beauftragt hat (Apg.10:48, Jak.5:14). Es ist also schon ein heiliges Vorrecht, dass der HErr uns mit einer solchen Vollmacht ausgestattet hat. Dies geht so weit, dass der HErr zu Seinen Jüngern sagte: »Was irgend ihr auf Erden binden werdet, wird im Himmel gebunden sein« (Mat.16:19, 18:18). Dieses »Binden« ist nicht ein »Binden dämonischer Kräfte«, wie es die Charismatiker glauben, sondern meint ein geistiges Binden (i.S.v. Verbannen) eines unbußfertigen Sünders aus der Gemeinde, das vom HErrn im Nachhinein als verbindlich anerkannt wird (vergl. 1.Kor. 5:1-5). Entsprechend ist ein »Lösen« nichts anderes, als ein Erlauben bzw. Rückgängigmachen eines von allen verhängten Ausschlusses (2.Kor.2:6-11).
Die Erhebung zum Wahnhaften
Das »Aussprechen zu Eitlem«, 2.Mose 20:7 »nicht erhebst-du ` (den) Namen Jahwäs deines Gottes zu Wahnhaftem« (hebr. Lo° TiSs(Ss)a´° °äT ScheM °äLoHäJKha La-Sch(Sch)a´W°) ist wörtlich ein »Erheben zum Wahnhaften«. »SchaW°« bedeutet nach der treffenden Definition von Martin Buber »das Fiktive (= Erdichtete, Ausgedachte), besonders das Fiktive, dem die Realität angemaßt wird, … «. Es hat die Grundbedeutung Zusammensturz (nach sich Ziehendes)/ (irgendwann in sich )Zusammenstürz(endes) und ist verwandt mit (oder die männliche Form von) dem hebr. Wort für den Holocaust SchO°a´H mit der Grundbedeutung Zusammensturz. SchaW° bezeichnet die vermeintliche, vermutete, unterstellte, konstruierte Wahrheit = Scheinwahrheit, im Unterschied zu Schä´QäR, Falschheit, Fälschung, falsch(e Darstell)ung, der bewussten Unwahrheit. SchaW°, Wahnhaftes, bedeutet auch Gehaltloses, Wertloses, Vergebliches, Nichtiges – also im Grunde einer Sache bewusst oder unbewusst einen Wert beimessen, der eigentlich kein Wert zukommt. Es ist also ein Wahn, entweder ein Selbstbetrug oder aber eine Täuschung anderer durch Vorspiegelung falscher Tatsachen. Wer in einem religiösen Wahn gefangen ist, betrügt in der Regel nicht nur sich selbst, sondern übt einen wertlosen Gottesdienst aus. Die Täuschung geschieht durch die Berufung auf den Namen des HErrn und damit auch auf alles was der HErr ihm angeblich gelehrt und geboten haben soll. Wer das Wort Gottes nicht wirklich kennt, lässt sich täuschen und nimmt diesen Wahn als von Gott gewirkt an.
Beispiele :
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Inkonsequenter Gottesdienst
Das »(Güte)Siegel Gottes«, also das Erkennungszeichen eines echten Gottesdienstes, wird im NT so beschrieben: »Jeder, der den Namen des HErrn nennt, stehe ab von Ungerechtigkeit« (2.Tim.2:19). Aber ist es überhaupt möglich, dass Gott einen Dienst für Ihn gar nicht anerkennt? Aber selbstverständlich! So schreibt Jakobus z.B.: »Wenn jemand fromm zu sein meint, seine Zunge aber nicht im Zaum hält, sondern sein Herz betrügt, dessen Frömmigkeit ist wertlos/vergeblich.« (Jak.1:26). Wir hatten auch bei Saul schon gesehen, dass sein eigenwilliger Gottesdienst in Gottes Augen nichts anderes als »Götzendienst« war, auch wenn er vorgeblich doch das Beste für den HErrn geben wollte (1.Sam.15:15.21). Die ganzen Kreuzzüge wurden unter dem Wahn geführt, dass Gott es so wollte (»Deus lo vult«). Aus der Bergpredigt wissen wir, wie groß die Gefahr ist, dass wir im Namen des HErrn gute Werke mit bösen vermischt tun können (Mat.7:22-23). Es war ja nicht so, dass das Weissagen/prophet(isch Red)en, die Dämonenaustreibung oder die Wunderwerke als solche schon Ursachen waren, dass der HErr sie »Übeltäter« nannte (w. Gesetzlosigkeit Wirkende), denn all diese Werke waren ja ausdrücklich von Gott geboten. Es handelte sich hier um hochaktive gesetzlose Christen, wie es sie heute zuhauf überall in den Gemeinden gibt. Ihre gerechten Taten wurden durch die Vermischung mit gesetzlosen Taten völlig wertlos.
Ja, sogar schlimmer noch: Gott hatte im Alten Bund geboten, dass die Israeliten nicht Kleidung »aus verschiedenartigem Stoff« anziehen sollten (5.Mo.22:11). Dieses Verbot wird heute ja gerne angeführt, um die Unmöglichkeit der Erfüllung des Gesetzes Moses zu veranschaulichen. Tatsächlich aber ist dieses – wie auch einige andere Gebote im AT – geistlich zu verstehen: Kleider stehen in der Bibel oft symbolisch für unsere Werke (z.B. Jes.64:5; Sach.3:3; Offenb.19:8). Die Mischung von guten, Gott wohlgefälligen, mit üblen Werken ist nicht Gott gefällig, sondern ekelt Ihn sogar (Offb.3:16).
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Eingebildete Geistesgaben
»Wolken und Wind, aber kein Regen; so ist, wer mit trügerischem Geschenk prahlt« (Spr.25:14). Die von Gott verheißenen Geistesgaben sind in der Tat »Geschenke«, die der HErr den Seinen damals als Vorgeschmack für die »(Wunder)Kräfte des künftigen Zeitalters« gab (Hebr.6:5), nämlich dem 1000jährigen Reich. Die Austeilung der Geistesgaben geschah i.d.R. durch Handauflegung der Apostel und ihrer Diener, damit Gott den Anfang Seines Wirkens an einem Ort oder an einer Personengruppe bestätigen konnte und »um dem Wort Seiner Gnade Zeugnis zu geben« (Apg.14:3). Petrus hatte vom HErrn die Schlüssel bekommen, um ihnen nacheinander die Tür zum Reich Gottes aufzuschließen: 1. Jerusalem, 2. Samaria, 3. den Nationen. Deshalb sagte Petrus auch nicht: »…wie auch bei allen anderen Gläubigen bisher«, sondern »…wie auch bei uns IM ANFANG« (Apg.11:15).
Paulus hatte das »Aufhören« der Zungenrede und das »(nach-und-nach) Abgetanwerden« jener Geistesgaben schon angekündigt, die nur dem Zwecke dienten, den Ungläubigen die Gottgemäßheit des gepredigten Wortes zu beweisen, da es sich damals um eine ganz neue Botschaft handelte (1.Kor.14:22); mit dem Neuen Testament haben wir inzwischen die »Vollendung« des Ratschlusses Gottes – zumindest in der Theorie – vollständig erlangt, so dass das damalige Stückwerk wie z.B. die Zungenrede »aufhören« konnte (1.Kor.13:8). Wer also heute noch vorgibt, in Zungen (d.h. in nicht erlernten Fremdsprachen) reden zu können oder ein Sprachrohr Gottes zu sein, dessen Sprachenrede sollte durch einen Ausleger vorgetragen und von allen geprüft werden. Grundsätzlich können wir nicht ausschließen, dass der HErr sie dem ein oder anderen noch schenken mag zur persönlichen Erbauung, aber wir sollten heute mehr denn je auf der Hut sein, bei all den falschen Propheten, die der HErr ja auch für die Endzeit angekündigt hat. Falsche Propheten hat es schon immer gegeben. Der HErr sagt: »Lasst euch… nicht täuschen; …sie weissagen euch falsch in Meinem Namen; Ich habe sie nicht gesandt, spricht der HErr« (Jer.29:9).
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Die Volxbibel
Als Gott die Kinder Israel in der Wüste mit dem Manna versorgte, da hing ihnen das zum Hals raus: »Und nun ist unsere Seele dürre; gar nichts ist da, nur auf das MaN sehen unsere Augen« (4.Mos.11:6). Mit anderen Worten: »Immer müssen wir das Gleiche essen, wir wollen auch mal was anderes!« Und das machten sie dann auch, indem sie sich alle möglichen Rezepte einfallen ließen, um das in ihren Augen fade Manna wieder etwas schmackhafter zu machen, was aber von Gott in als solches auch nicht kritisiert wurde (4.Mos.11:8).
Wenn man jahrelang gläubig ist, steht man ebenso in der Gefahr, dass man der schlichten Worte der Heiligen Schrift irgendwann überdrüssig wird. Das war möglicherweise auch das Motiv von Martin Dreyer, als er für die übersättigten Gläubigen in Deutschland vor einigen Jahren die Volxbibel schrieb. Die Behauptung, dass sie sich »besonders für junge Leute« eignen würde, ist ein Feigenblatt, hinter welchem sich die eigentlichen Motive nach Unterhaltung und Humor geschickt verstecken lassen. Ich habe jedenfalls selber noch keinen Jugendlichen gesehen, der in der Volxbibel liest, wohl aber viele erwachsene Christen.
Die Volxbibel ist im Grunde Schundliteratur, die sich im frommen Deckmantel gut verkaufen lässt. Es ist ein geschickter Schachzug des Teufels, weil er damit den letzten Rest an Gottesfurcht bei den Christen zerstört. Zudem ist es eine krasse Vermischung des Heiligen mit dem Trivialen, was Gott schon immer ein Gräuel war. In 1.Thess.5:22 wird uns geboten: »Von jeder Wahrnehmung* des Bösen/Schlechten enthaltet euch/habt Abstand« (*Wahrnehmung, die man aufnimmt, z.B. durch Fernsehen, Internet etc., aber auch durch ideologisch geprägte Literatur wie der Volxbibel). Sie ist auch keineswegs so harmlos, wie sie gerne vorgibt zu sein, sondern vermittelt ein völlig entstelltes Gottesbild, als wenn Gott ein Kumpel wäre, der alles locker sieht und vor dem man weder Respekt noch Ehrfurcht haben braucht.
Auch die Korinther waren als Griechen gierig und offen für alles Neue (Apg.17:21), weshalb sich Paulus große Sorgen um sie machte, weil sie dadurch sehr verführbar waren: »Ich fürchte aber, daß etwa, wie die Schlange Eva durch ihre List völlig täuschte, also auch eure Gedanken verderbt und abgewandt werden von der Einfalt gegen den Christus. Denn wenn der, welcher kommt, einen anderen Jesus predigt, den wir nicht gepredigt haben, oder ihr einen andersartigen Geist empfanget, den ihr nicht empfangen habt, oder ein andersartiges Evangelium, das ihr nicht angenommen habt, so ertrüget ihr es gut [w. so tragt ihr das (stolz als eine Errungenschaft) in die Höhe]. « (2. Kor.11:3-4).
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Der Israel-Fetischismus
Fetischismus ist ein abergläubischer Götzendienst, indem man sich durch Opferspenden für ein besonders begehrtes Objekt persönliche Vorteile verspricht, weil man meint, dass sich durch die Verehrung dieses Gegenstandes spirituelle Wirkungsmächte entfalten, die sich in irrationaler Weise irgendwie positiv für einen selber auswirken.
Seit der Erfüllung der biblischen Verheißung einer Rückkehr des jüdischen Volkes ins Land Israel und der damit verbundenen Staatsgründung im Jahr 1948, ist unter Christen ein regelrechter Hype entstanden. Ähnlich wie bei der islamischen Pilgerfahrt nach Mekka (Hadsch) reisen jedes Jahr Millionen von Christen aus aller Welt nach Jerusalem, um dadurch der Stadt Gottes besonders nahe zu sein. Dabei darf ein Besuch bei der vermuteten Grabstätte Jesu natürlich nicht fehlen auf dem Programm, obwohl doch der Engel zu den Jüngern sagte: »Was suchet ihr den Lebendigen unter den Toten? ER ist nicht hier, Er ist auferstanden! Erinnert euch doch…« (Luk.24:5). Diese Worte kamen einem lieben Bruder in den Sinn, als er Schlange stand bei der Grabeskirche in der Altstadt von Jerusalem. Daraufhin trat er aus der Schlange heraus und reiste zurück nach Deutschland.
Als Christen lieben wir Israel und beten für den Frieden Jerusalems (Ps.122:6). Die Juden sind zwar »Feinde hinsichtlich des Evangeliums«, aber sie sind zugleich auch »Geliebte hinsichtlich der Auserwählung/ Auswahl, um der Väter willen« (Röm. 11:28). Wir wissen, dass Gott sich noch eines sehr großen Teils der dann auf Erden lebenden Juden erbarmen wird, um ihnen die Augen zu öffnen vor der Wiederkunft unseres HErrn Jesus. Bis dahin aber sind es nur sehr wenige Juden, die sich heute schon bekehren. Die überwiegende Mehrzahl ist heute noch genauso verstockt wie damals, als sie riefen: »Hinweg mit diesem… Kreuzige, kreuzige Ihn!« (Luk.23:18+23). Das war nicht bloß ein Versehen, ein Missverständnis, sondern sie sagten sich: »Wir wollen nicht, dass dieser über uns herrsche!« (Luk.19:14). Den HErrn Jesus zu verwerfen, war ein Schwerverbrechen, denn Gott hatte durch Mose ja angekündigt: »Einen Propheten gleich dir will Ich ihnen… erwecken; und Ich will Meine Worte in Seinen Mund legen … der Mann, der nicht hören wird auf Meine Worte, die Er in Meinem Namen reden wird, von dem werde Ich es fordern« (5.Mo.18:18-19).
Vor diesem Hintergrund wundert es, warum so viele Christen heute einer blinden Israel-Euphorie verfallen sind. Es gibt sogar eine anerkanntes psychotische Erkrankung, die sich »Jerusalem-Syndrom« nennt, bei der Menschen beim Besuch der Stadt in Ekstase und Wahnvorstellungen geraten. Massenweise werden Israel-Zeitschriften unter das Volk gebracht und zu Spenden aufgerufen. Den Knesset-Politikern der Likud-Partei wird von evangelikaler Seite in der Regel ein Persil-Schein ausgestellt, mit dem sie machen können, was sie wollen, weil es ja die vermeintlichen Führer des Volkes Gottes sind. Wer auch nur ansatzweise das Vorgehen gegen die Palästinenser als Übertreibung sieht, wird sofort mit der Antisemitismus-Keule erschlagen.
Dabei nennt sogar der HErr Jesus selbst die ungläubigen Juden eine »Synagoge des Satans« (Offb.2:9, 3:9). Jerusalem ist zwar immer noch die »heilige Stadt«, aber es ist auch die »Stadt welche geistlicherweise Sodom und Ägypten heißt, wo auch ihr HErr gekreuzigt wurde« (Offb.11:8). Wer also immer noch an dieser Jerusalem-Nostalgie festhält, der sollte sich an die Worte erinnern, dass wir aus dem Lager hinausgehen sollen, um die Schmach des HErrn Jesus mitzutragen, der »ausserhalb des Tores gelitten hat.« »Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir« (Hebr.13:12-13). Das irdische Jerusalem ist noch immer »mit seinen Kindern in Knechtschaft« (Gal.4:25).
Viele echte Christen haben also eine »verknallte« Liebe zu Israel und Jerusalem, wie manche frisch Verliebte einseitig oder beidseitig. Daraus kann aber doch noch eine gesunde Liebe und Ehe werden. Die gesunde Gemeinde hat Geburtswehen um die Juden (Offb.12:1-2). Man muss allerdings auch feststellen, dass die Verstockung der Juden, die über Jahrhunderte zunächst immer weiter zugenommen hatte, durch die liebevolle Zuwendung der Philadelphia-Gemeinde inzwischen deutlich zurückgegangen ist (man vergleiche die geistliche Parallele in 1.Mo.38 und die Aussage Judas: »Sie ist gerechter als ich«); heute gibt es schon viele bekehrte Juden, und auch unter den ungläubigen Juden gibt es immer mehr, die die Christen immerhin als göttliche Stiftung sehen, so dass sich Offb.3:9 zunehmend erfüllt.
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Der messianisch verbrämte Judaismus
Eine ähnliche Erhebung zum Wahnhaften breitet sich heute durch die sozialen Medien in Form einer angeblichen Rückbesinnung auf die jüdischen Wurzeln aus. Anstatt zu den Ur-Anfängen der Gemeinde des Neuen Bundes zurückzukehren, schießen diese Gläubigen über das Ziel hinaus und wollen wieder zu dem Brauchtum des Alten Bundes zurückkehren, inkl. Einhaltung der Sabbatruhe, der jüdischen Festtage und der Speisegebote, die doch eigentlich nur »ein Schatten der zukünftigen Dinge sind« (Kol.2:17). Und weil man sich ja für echte Juden hält (gemäß Röm.2:28-29), setzen die Männer sich beim Gottesdienst eine Kipa auf, legen sich ein Gebetstuch um (obwohl sie dadurch ihr Haupt, nämlich Christus, entehren nach 1.Kor.11:4), tanzen jüdische Tänze, singen Lieder auf Hebräisch und lassen z.T. sogar ihre Söhne beschneiden, obwohl Paulus diesbezüglich ausdrücklich sagt: »Wenn ihr beschnitten werdet, wird euch Christus nichts nützen… ihr seid abgetrennt von dem Christus… ihr seid aus der Gnade gefallen« (Gal.4:3-4). Es ist also ein Spiel mit dem Feuer, wenn wir uns aus dem Alten Bund einige Rosinen herauspicken, obwohl uns diese dazu verpflichten, das ganze Gesetz zu halten, inkl. aller Brandopfer und Speisopfer.
In Bezug auf die buchstäbliche Einhaltung des Gesetzes hat Paulus zuvor geschrieben: »Für die Freiheit hat Christus uns frei gemacht; stehet nun fest und lasset euch nicht wieder unter einem Joch der Knechtschaft halten« (Gal.5:1). Diese Freiheit bewirkt auch heute noch bei vielen ein Unbehagen und Zweifel, ob die Beschneidung des Herzens wirklich ausreicht oder ob sie nicht lieber »auf Nummer sicher“ gehen sollten, zumal doch kein Jota vom Gesetz aufgelöst werden wird. Hinzu kommt auch die Sehnsucht nach Berechenbarkeit. Anstatt der Gnade Gottes zu vertrauen, möchten sie ihr Schicksal lieber selbst in die Hand nehmen und sich eine bessere Position beim HErrn verdienen.
Diese tiefe Unsicherheit (Unglauben) wird auch deutlich durch die seit kurzem in Mode gekommene, aber völlig überflüssige Verwendung der hebräischen Namen für Jesus Christus (Jehoschua HaMaschiach) oder vom Heiligen Geist (Ruach HaKadesch). Es sollte eigentlich bekannt sein, dass nicht nur Wörter, sondern auch Namen in andere Sprachen übersetzt werden können (z.B. Jakobus = James = Santiago). Daher liegt der Verdacht nahe, dass diese Übertreibung eigentlich nichts weiter als Angeberei ist. Wer hebräische Ausdrücke verwendet, möchte damit unbewusst suggerieren, dass er sich durch ein Zusatzmerkmal von anderen, mittelmäßigen Christen unterscheidet, indem er noch näher am HErrn dran ist.
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Endzeitkonferenzen
Gerade wenn man das Gefühl hat, sich vor allen möglichen Verführungen in der Endzeit gewappnet zu sehen, indem bei allen politischen und kulturellen Entwicklungen im Land auf dem neuesten Stand ist, umso größer ist die Gefahr, dass der Feind schon längst durch die Hintertür Einzug genommen hat. Denn der Feind will uns ablenken, damit wir unsere Zeit mit fruchtlosen Spekulationen vertrödeln, anstatt uns zu üben, ein Leben in Heiligung zu führen, damit wir den Verlockungen der Endzeit wirklich widerstehen können.
Es ist ja wirklich angenehm wohlig, im Kreise bekannter Gesichter das Gefühl zu haben, dazuzugehören, auf der richtigen Seite zu stehen, einen reservierten Platz auf der Rettungsarche ergattert zu haben, die einen sicher durch die Wogen der Endzeit manövriert. Dabei wird fast immer das Gleiche gepredigt, nämlich der Antichrist, weil es den Hörern danach in den Ohren kitzelt (2.Tim.4:3). Auch wenn die Themen schon über hundert Mal gehört wurden, so möchte man doch »immerdar lernen« (2.Tim.3:7). Selbstverständlich können solche Endzeitkonferenzen für Junggläubige eine gute Orientierung sein, zumal es ja heute auch eine Unzahl an Irrlehren in Bezug auf die Prophetie gibt. Auch gibt es natürlich in vielen evangelikalen Gemeinden eine regelrechte Abneigung gegen Auslegungen der Prophetie, weil man die Erfahrung von nichterfüllten Entrückungsterminen noch gut in Erinnerung hat. Ohne Frage: Das »prophetische Wort« ist grundsätzlich unentbehrlich – und gerade vor dem Hintergrund der dramatischen Entwicklungen umso mehr unverzichtbar. Aber für uns ältere Christen müssen immer darauf achten, dass es nicht einseitig nur noch der spannenden Unterhaltung dient, sondern immer noch motivierende Wirkungen auf unseren heutigen Alltag hat, wie geschrieben steht: »Seid aber Täter des Wortes und nicht allein Hörer, die sich selbst betrügen… Was nützt es, meine Brüder, wenn jemand sagt, er habe Glauben, hat aber keine Werke? Kann etwa der Glaube ihn erretten?« (Jak.1:22, 2:14).
Der Fehler liegt an sich nicht bei den Konferenzen als solchen, sondern in der im Wunschdenken behafteten Auslegung der Prophetie, die generell den Leidenskelch Christi unterschlägt (1.Mo.44:9): Man wägt sich ja in der falschen Hoffnung, gar nicht selbst in die Drangsalszeit zu kommen, da man ja angeblich zuvor entrückt werde, entgegen den vielen Zeugnissen im NT, die das Gegenteil zeigen (z.B. Mt.24:29-31, 1.Kor.15:52, 2.Thess.2:3, Offb.7:9+14 u.a.). Dadurch nimmt man eine egoistische Nach-uns-die-Sintflut-Haltung ein, so dass verständli-cherweise das Interesse an der Prophetie gerade bei jüngeren Familien deutlich nachgelassen hat, zumal diese oftmals weder die Zeit noch das Geld haben, um sich die z.T. teuren Freizeiten leisten zu können. Man kann den älteren Christen, die oft viel Zeit und Geld haben, empfehlen, lieber den jungen christlichen Familien jährlich eine Teilnahme an einer Freizeit zu finanzieren, denn diese werden ja viel eher von den endzeitlichen Ereignissen betroffen sein.