„Die Nacht ist weit vorgerückt, und der Tag ist nahe.
Laßt uns nun die Werke der Finsternis ablegen
und die Waffen des Lichts anziehen.“

(Röm.13:12)

– Jakob – von Gott erwählt und gesegnet

Jakob – von Gott erwählt und gesegnet,
…vom Bruder betrogen und verworfen

„… Elia, den Propheten, … Und er wird das Herz der Väter zu den Kindern und das Herz der Kinder zu ihren Vätern wenden, damit ich nicht komme und das Land mit dem Bann schlage.“ (Maleachi 3,23-24

Beim Frühstück liest meine Frau ein Kalenderblatt vor. Die schöne Verheißung an unseren Patriarch Jakob lautet in 1Mo 28,13-15: Ich bin der HERR … das Land, auf dem du liegst, dir will ich es geben und deiner Nachkommenschaft … Und siehe, ich bin mit dir, und ich will dich behüten überall, wohin du gehst, und dich in dieses Land zurückbringen; denn ich werde dich nicht verlassen, bis ich getan, was ich zu dir geredet habe. Aber schon der zweite Satz in dem Kalenderblatt machte traurig: „Mit listigem Betrug … erschlichen…“. War das denn wirklich so? Angeblich hätte unser gerechter Gott und Vater im Himmel einem betrügerischen, listigen Erbschleicher eine pauschale Verheißung quasi als Blankoscheck gegeben – so wird es heute gesagt und gerne gesehen. Aber die Schrift sagt uns, dass Gott eben nicht die Ungerechtigkeit billigt, sondern die segnet, die Ihm gehorchen (z.B. Apg 5,32).

War Jakob ein Erbschleicher? Wir wissen, dass dem Jakob der Erstgeburtssegen schon vor der Geburt zugesprochen wurde. Als erwachsener Mann hat er ihn dann vollkommen legal und loyal gekauft – da war keine Spur von Betrug dabei. Höchstens das Ausnutzen einer günstigen Situation. Die Szene zeigt uns, dass Jakob schon damals gottesfürchtig war, während Esau Gott verachtete. Deshalb wollte Esau von diesem „Deal“, auf den er sich da eingelassen hatte, den ersogar mit einem Eid bestätigte, später einfach nichts mehr wissen, sondern wollte seinen als zweiten geborenen Zwillingsbruder Jakob um diesen rechtens erworbenen Segen betrügen.

Isaak, der auch einer unserer Väter im Glauben ist, hat diese Gottesfurcht bei Jakob und diese Gottesverachtung bei Esau nicht sehr wichtig genommen. Auch die Erzählung Rebekkas von Gottes Verheißung: „… der Ältere wird dem Jüngeren dienen!“ war noch nicht rechtskräftig genug, den zuerst Geborenen nicht auch entsprechend zu segnen. Isaak hatte Esau mehr lieb – und zwar deshalb, weil ihm das von Esau erjagte Wild so gut geschmeckt hat. Aber Esau hätte es ihm sagen müssen, dass er den geplanten Segen bereits an Jakob verkauft hatte. Als die Mutter Rebekka die Betrugsabsichten Esaus erkannte, hielt sie es für nötig, der Gerechtigkeit Gottes nachzuhelfen und beschwor ihren Jakob, seinen Vater ebenfalls zu betrügen.

Davor schreckte Jakob zuerst zurück, war dann aber doch seiner Mutter gehorsam. Und Gott hat sich wegen Seines Planes dazu bekannt! Gott ließ es zu, dass Isaak getäuscht wurde, weil so der Betrüger Esau überlistet wurde (Ps 18,27). Noch am selben Tag hat Gott alle Erwartungen Rebekkas nicht nur bestätigt – sie wurden in dem von Isaak ausgesprochenen Segen noch weit übertroffen! Und danach sprach Isaak – von Gottes Souveränität offensichtlich schlagartig zur völligen Umkehr gebracht – von dem Segen für Jakob genau das Gegenteil über Esau aus!

Trotz all diesem großartigen Segen hat Gott dem Jakob aber niemals „bedingungslose Verheißungen“ gegeben, wie man das gerne so sagt. Gott liebt zwar alle Menschen bedingungslos – auch seine Feinde. Aber Seine Verheißungen gibt Er weder bedingungslos noch willkürlich. Schon bei Jakobs Großvater Abraham war dessen Glaube die Voraussetzung, also eine erfüllte Bedingung für die ihm zugerechnete Gerechtigkeit. Aus Hebräer 11 wissen wir, dass auch bei Jakob solcher Glaube vorlag. Auf seine Gottesfurcht und seinen Gehorsam habe ich oben bereits hingewiesen. Jakob erfüllte die Bedingungen, die Gott sehen wollte, und er erhielt überschwängliche Verheißungen!

Dachte Jakob nur an den eigenen Vorteil? Auch nach dem Segen und den großartigen Verheißungen, die Jakob auf der Flucht von Gott persönlich erhielt, war er dann bei Laban niemals auf eigene Faust oder mit „Schläue“ auf seinen Vorteil bedacht, wie es heute von manchen gelehrt wird. Er hat bei Laban „mit beiden Fäusten gearbeitet“ – wie man sagen könnte. Labans Vermögen hat sich dabei erstaunlich vermehrt, aber Jakob wurde zehnmal um seinen Lohn betrogen, wie es die Schrift sagt. Trotzdem hat er niemals Gewalt geübt, niemals „die Faust erhoben“, weder gedroht, noch sich unrechtmäßig durchgesetzt oder etwas erzwungen, wie manche den Eindruck erwecken. Auch die geschnitzten Stäbe in den Tränken der Mutterschafe waren keine List oder falsche Schlauheit. Wer damit Jakob einen faulen Trick unterstellt, muss voraussetzen, er hätte geglaubt, was die Schafe bei der Begattung sehen, das hätte einen direkten Einfluss auf ihr Erbgut – und solche Dummheit sei von Gott noch bestätigt worden! Aber Jakob war weder dumm, noch hat er versucht zu zaubern! Diese Stäbe deute ich als das ernste Gebet eines mehrfach betrogenen, demütigen Arbeiters.

Jakob bat Gott, ihm den Lohn, um den er betrogen wurde, nun durch das „Honorar“, das er auch hier wieder völlig legal aushandelte, ohne das Eingreifen von Menschenhand doch noch zu erstatten. Vielleicht geschah es in der Stille – Jakob schnitzte das, worum er betete, auf Holzstäbe, die er in die Tränkrinnen der kräftigen Schafe legte und bei den schwachen wegnahm. Gott hat über Bitten und Verstehen auf sein Gebet geantwortet. Jakob ließ diese Sache auch andere wissen, die sie mündlich bis auf Mose weiter gaben.

Hat Jakob seinen Onkel hintergangen? Niemals! Jakob hatte die beiden Töchter Labans „öffentlich rechtlich“ – nach dem damaligen Recht – geheiratet, obwohl er auch hier wieder betrogen wurde. Damit waren sie nicht mehr unter der Regie Labans, sondern unter der seinen. Er hatte den Brautpreis rechtmäßig bezahlt. Es war sein gutes Recht, nach den 20 Jahren, in denen er so oft betrogen wurde, von diesem Onkel wieder wegzuziehen – und musste es schließlich heimlich tun. Wieder war er auf der Flucht! Lea und Rahel waren scheinbar selbst froh, von diesem linkischen Vater endlich weg zu kommen – jedenfalls zogen sie gerne mit. Es ein „Hintergehen“ zu nennen – das ist die Art und Weise Labans.

Jakob war nicht frei von Sünde – auch er wurde zornig über Laban. Aber er hatte ihm seinen Wunsch, wegzuziehen, lange genug gesagt. Nun handelte er im aktuellen Auftrag Gottes. Lea und Rahel haben wohl ihren Vater hintergangen, Rahel hat sogar seinen „Hausgötzen“ entwendet. Aber bei der Terebinthe von Sichem musste Jakob diesen Teraphim und alles andere, was der Glaubenstreue zu Gott widersprach, vergraben. Esau hatte einst Mordabsichten. Vor ihm war Jakob um sein Leben geflohen – verständlicherweise hatte er jetzt Befürchtungen, ihm wieder zu begegnen. Aber wie versöhnungsbereit zeigte er sich! Musste Jakob auch danach „noch weitere … Erfahrungen machen“, um Gott „völlig zu vertrauen“, wie es jemand schrieb?

Jakob hatte schon bei seinem Vater Isaak begonnen, Gott zu vertrauen – sonst hätte er nicht so sehr viel Wert auf Gottes Segen gelegt. Nur gekannt hatte er Ihn noch nicht so gut, wie nach all diesen Erfahrungen – und wir dürfendurch die Offenbarungen des Herrn JESUS den Vater noch viel besser kennen! Jakob – Israel! Wenn wir doch nur mehr diesem Jakob, wie die Schrift ihn uns zeigt gleichen würden! Denn er war – wie später David – von seiner Kindheit an bewusst von Gott abhängig – und wenn auch wahrlich nicht frei von Sünden, so kann man ihm doch nicht unterstellen, auf seinen Wegen „nach eigenem Gutdünken“ gehandelt zu haben, sondern er war bereit, sich ganz Gottes Führung anzuvertrauen!

Auch er war einer „nach dem Herzen Gottes“, und Gott schämte sich nicht, sich den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs zu nennen und Gott selber nannte diesen Jakob „Israel“ (Gotteskämpfer), bezeichnet Sich selbst als Hüter Israels undsehr oft als Gott Israels. Gott ließ Jakobs Nachkommenschaft zu einem Volk werden, für das heute sogar ein eigener Staat mitten in dieser Welt besteht, der sogar Jakobs neuen Namen Israel trägt – von Gott erwählt und gesegnet, aber von der Welt betrogen und verworfen wie kein anderes Volk. Seit vielleicht 150 Jahren, oder eben seit etlichen Jahren, wird in der immer mehr laodizäisch werdenden Christenheit Jakob immer mehr schlecht gemacht. Aber auch von anderen Glaubensvätern werden immer mehr ihre Sünden so hervorgehoben, dass ein verzerrtes Bild entsteht.

Friedemann Bottesch

 

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