„Die Nacht ist weit vorgerückt, und der Tag ist nahe.
Laßt uns nun die Werke der Finsternis ablegen
und die Waffen des Lichts anziehen.“

(Röm.13:12)

– Gedanken aus den Apostelbriefen

Gedanken aus den Apostelbriefen

 

„Denn die Bedienung dieses Dienstes ist nicht nur eine Erfüllung des Mangels der Heiligen, sondern ist auch überströmend durch viele Danksagungen gegen Gott.“ (2.Kor.9:12)

Der Lohn des Gebens ist der Dank. Und da nicht nur die Gaben, sondern auch die Freigebigkeit von Gott kommt, ist Er auch letztlich der Empfänger allen Dankens. Danken ist zunächst mal ein Ausdruck aus einem Gefühl der Verpflichtung. Man empfindet Dankbarkeit jemandem gegenüber und möchte sich ihm erkenntlich zeigen. Das Wort Danken hat seinen Ursprung im Wort Denken (vergl. Gedanke). Man gedenkt des Guten, das man von jmd. empfangen hat und bekundet ihm zum Dank, dass es einem bewusst ist und man es nicht vergessen hat. Danken ist ein Überströmen von Dankbarkeit. Vielleicht kommt daher auch das ähnlich klingende Wort Tanken, das ja ebenso ein Auffüllen und Strömen beschreibt. Wer durch seine überströmende Dankbarkeit erfüllt (aufgetankt) ist, der bringt dies durch Danken zum Ausdruck und füllt dadurch auch denjenigen, der ihm etwas Gutes getan hat, so dass auch er aufgetankt weiter Gutes tun kann.

Was genau aber ist der Sprit (Spiritus = Geist), mit dem wir durch unser Bedanken andere Betanken? Hier hilft uns das griechische Wort für Dank weiter, nämlich ChA´RIS, das man sowohl mit Dank als auch mit Gnade übersetzen kann (vergl. ChA´RISMA = Gnadengabe). Was hat aber Dank mit Gnade zu tun? Danken ist das Bekenntnis, einen Gnadenerweis empfangen zu haben und beschenkt den anderen mit neuer Gnade bzw. Gunst. Wer viel Gnade empfangen hat, kann auch viel Gnade und Dank weitergeben. Andersherum gilt aber auch: „Wem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig“ (Luk.7:47). Das ist ja das Problem in der heutigen Gesellschaft, dass die Menschen wenig lieben und vergeben können, weil sie sich auch selbst nicht ausreichend geliebt und vergeben fühlen. Die Welt hat Mangel an Gnade, und wir können ihr soviel Gnade geben, weil wir uns immer wieder neu vom Thron der Gnade kostenlos betanken lassen (Hebr.4:16).

Das Wort ChA´RIS ist abgeleitet von dem Wort ChARA´ = Freude. ChARA´ ist die Freude, die man hat; und ChA´RIS ist die Freude, die man anderen bereitet. Wir kennen das ja alle zur Genüge, dass Freude im Grunde die höchste Motivation ist, um nicht nur irgendwas zu tun, sondern darüber auch noch Gutes für andere zu tun. Ein fröhlicher Geber liebt Gott und wird von Gott geliebt (2.Kor.9:7). Dem Volk Israel machte Gott den Vorwurf: „Dafür, dass du dem HErrn, deinem Gott, nicht mit Freude und mit einem fröhlichen Herzen gedient hast wegen des Überflusses an allem, wirst du deinen Feinden dienen, die der HErr gegen dich senden wird…“ (5.Mo.28:47-48a). Der Überfluss hätte eigentlich dazu führen müssen, dass sie dem HErrn mit noch mehr Hingabe und Freude dienen sollten, aber verpuffte in seiner Wirkung wie eine Fehlinvestition. Dabei war doch gerade die Freude und das fröhliche Herz das Geheimnis des Erfolges! „Betrübet euch nicht, denn die Freude am HErrn ist eure Stärke“ (Neh.8:10).

Kommen wir zurück zum Wort Denken. In Psalm 77 beklagt sich der schwer niedergeschlagene Asaph zunächst darüber, dass er sich von Gott verstoßen fühle und schon lange nicht mehr Seine Gnade erfahren habe (V.2-10). Doch dann entscheidet er sich dafür, über Gottes Handeln nachzudenken, und sein Herz wird auf einmal wieder froh: „Da stellte ich auf einmal fest: Genau darin besteht ja mein Krankmachen, dass ich in den letzten Jahren mich viel zu wenig an das Eingreifen des Höchsten in meinem Leben erinnert habe“ (V. 11). Mangelnder Glaube ist im Grunde ein Mangel am (Um-)Denken, denn der HErr Jesus sagte zu den Jüngern: „O ihr Undenkenden /Gedankenlosen und trägen Herzens, zu glauben an alles, was die Propheten geredet haben!“ (Luk.24:25). Wir danken Gott so wenig, weil wir zu wenig an all das denken, was Er Gutes für uns getan hat (Ps.103:2). Die Gedanken kommen aus dem Herzen (1.Chr.28:9, Ps.139:23, Mt.9:4), und wenn unser Herz träge geworden ist, dann suchen wir auch nicht die Stille, um an den HErrn zu denken, um Ihm zu für all das Gute zu danken. Und die Folge ist dann mangelnder Glaube, der wiederum zu mangelndem Bitten führt. Wenn wir aber nicht bitten, dann empfangen wir auch nichts (Jak.4:2), und haben dann auch keinen Anlass zum Dank. Wir sehen hier also einen Kreislauf, der wie eine Abwärtsspirale nach unten führt, aber genauso gut durch Buße nach oben führen könnte.

Meine Frau Ruth, die gerade eine Fortbildung in Echokardiologie macht (Ultraschalldiagnostik v. Herzkrankheiten), erklärte mir kürzlich die Funktionsweise des Herzens, und ich war überrascht, wie viele geistliche Parallelen unser Blutkreislauf mit unserem täglichen Leben als Christ hat: Das Herz besteht ja aus vier Kammern, durch die permanent Blut gepumpt wird. Das venöse Blut dringt zunächst in den Herzvorhof ein, was ungefähr gleichbedeutend ist, wie wenn wir abends nach Haus kommen und einfach nur noch müde sind, weil wir nicht mehr genügend Kraft haben. Von dort wird das Blut dann in die rechte Herzkammer gedrückt, von wo aus es dann mit Wucht in die Lunge gepumpt wird, um dort neue Kraft (den Odem Gottes) zu schöpfen. Und genauso ziehen uns auch alle Sorgen und Probleme ins Gebet (Lunge), wo wir innerlich zur Ruhe kommen.

In der Lunge findet nun ein Luftaustausch statt, nämlich der verbrauchte Kohlenstoff wird als CO2 bei jedem Ausatmen ausgeschieden, und zugleich bekommen wir mit jedem Atemzug neuen Sauerstoff, der den Körper mit Leben versorgt. Und so ist ja auch das Gebet ein Ablegen aller Nöte, Bitten und Gebetsanliegen, um daraufhin von Gott neue Gnade und Kraft zu empfangen für den neuen Tag. Das sauerstoff-angereicherte Blut fließt nun in den linken Vorhof, wird von dort in die linke Herzkammer gedrückt, von wo aus es dann mit viel Schmackes in die Aorta und von dort in die kleinen Arterien gepumpt wird. Im übertragenen Sinn haben wir uns vom HErrn nun so viel Kraft durch das Loben und Danken schenken lassen, dass wir voller Zuversicht und Freude in den neuen Tag gehen können. Auf dem Weg durch die Blutgefäße gibt das Blut nun wie ein Paketbote seinen Sauerstoff an alle Zellen des Körpers ab und empfängt von diesen verbrauchte Energie (CO2); zugleich nimmt es aber auch Nährstoffe aus dem Darm auf und verteilt sie auf dem Rückweg an sämtliche Zellen, um sie am Leben zu erhalten. Und so beschenkt auch ein Christ jeden Menschen durch die Freude am HErrn und die frohe Botschaft und hört sich durch Gespräche deren Nöte und Sorgen an, die er dann mitnimmt, um sie ins Gebet vor Gott zu bringen. Zugleich empfängt er auch durch das Lesen im Wort Gottes neue Impulse und gesunde Nahrung, um sie für sich und andere zu nutzen in diesem Liebesstrom. Beim Herzen angekommen, wiederholt sich der ganze Ablauf erneut. Dabei hat das Blut auf seinem Weg durch den Körper gerade einmal nur eine Minute zurückgelegt (bei körperlicher Anstrengung nur 20 Sekunden). Das Blut fließt – je nach körperlicher Belastung – mit 20 bis 100 cm/Sekunde durch die Aorta (das entspricht 1 – 4 km/h), während das Danken einen ganzen Tag anhält.

An diesem Vergleich wird uns deutlich, dass wir durch das Danken nicht nur Gott eine Freude bereiten, sondern zugleich auch Er uns mit neuer Freude und Gnade beschenkt, um sie an andere weiterzugeben. Wenn wir also das Gebet vernachlässigen, dann vernachlässigen wir damit auch unseren Dienst für andere, und unser Glaubensleben stirbt über kurz oder lang ab, weil es nicht mehr mit Gnade versorgt wurde. Ebenso tragisch kann eine geistliche „Thrombose“ zum Tod führen, wenn wir uns nämlich nicht mehr ausreichend um Gläubige kümmern, die uns mit ihren Problemen zu den Füßen liegen (Beinvenen-Gerinnsel!) und wir ihre Nöte nicht zum Thron der Gnade (Lunge) bringen, denn dadurch verklumpt sich das Gebetsanliegen zu einer „Embolie“ („Hineingeworfen“ vom DIA’BOLOS).

Ebenso gefährlich kann der üppige Lebenswandel für einen Christen werden, wenn nämlich durch mangelnde Bewegung im Dienst des HErrn und mit einer fettreichen Nahrung an fleischlichen Genüssen unsere Lebensbahn allmählich verdickt (5.Mo.32:15). Wenn sich die Verfettung auf das Herz (Gedankenwelt) auswirkt, man sich also ständig von ungesunder, geistiger Kost ernährt durch Filme und Nachrichten, führt dies zu einem plötzlichen „Herzinfarkt“ (geistlicher Tod vergl. Spr.4:23). Oder aber, wenn der Glaube sehr verkopft ist und man infolge mangelnden Gebets geistig verengt und unterversorgt ist, kann es auch zu einem geistlichen „Schlaganfall“ kommen, der eine jahrelange halbseitige Lähmung und geistliches Siechtum zur Folge haben kann. Wie wichtig ist es also, dass wir uns täglich von „den gesund machenden und gesund erhaltenden Worten unseres HErrn Jesus“ ernähren (1.Tim.6:3), durch Fleiß und gute Werke uns ausreichend bewegen (2.Petr.1:5-10) und vor allem durch Danksagung zum Vater immer wieder neue Kraft schöpfen, um wie ein am Wasser gepflanzter Baum stets Frucht zu bringen zu Seiner Zeit (Ps.1:3, 84:5-7)!

Bilder und Vergleiche können uns helfen, geistliche Vorgänge anschaulich zu machen. So wie das Auto rechtzeitig eine Tankstelle braucht, um nicht stehen zu bleiben, so sollten wir stets rechtzeitig die „Dankstelle“ in unserer Kammer aufsuchen, um mit Danksagung alle Anliegen vor Gott zu bringen. Der HErr Jesus ging regelmäßig auf einen Berg und verbrachte dort sogar die ganze Nacht, weil es so viel mit Gott zu Bereden gab! (Luk.6:12, 9:28).

 

 

„Der, der hinabgestiegen ist, ist derselbe, der auch hinaufgestiegen ist oben über alle Himmel, damit Er (ausnahmslos) alles vollständig erfüllen sollte“ (Eph.4:10)

Bei genauem Hinsehen spricht der zweite Teil dieses Satzes von dem eigentlichen Ziel und Zweck der Kreuzigung und Auferstehung Jesu und damit auch dem Sinn unserer Errettung. Wörtlich kann man auch übersetzen: „…damit Er (ausnahmslos) alle (Dinge, Verhältnisse und Wesen) vervollständige“. Das griechische Wort PLERO’Oo = füllen, anfüllen, vervollständigen – steht hier im Aorist, was einen Vorgang beschreibt, der vom Beginn bis zum Erreichen des Ziels abläuft. Eine vorhandene Menge soll durch eine Zugabe des Gleichen vollständig aufgefüllt werden, ob nun die Freude (Röm.15:13, Phil.2:2), das Evangelium (Röm.15:19), die Frucht der Gerechtigkeit (Phil.1:11), ein Tal (Luk.3:5), ein Maß (Mt.23:32) oder ein Fischernetz (Mt.13:48). Fehlendes oder ein Mangel soll ausgefüllt werden (Phil.4:19) und eine zuvor noch nicht reife Zeit soll mit dem Erreichen der Reife zum vollständigen Ziel kommen (Apg.7:23+30).

Gott hat nicht nur die Fülle, sondern Er bringt auch alles und alle zur ganzen Fülle, denn Er ist derjenige, „der alles IN ALLEN erfüllt“ (Eph.1:23). Gott macht keine halben Sachen. Wenn Er sich etwas vornimmt, dann bricht Er Sein Vorhaben nicht irgendwann vorzeitig ab, weil Er sich schon mit dem bis dahin Erreichten zufrieden gibt und nicht mehr mit einer Vervollständigung rechnet (Luk.14:29-30), sondern Er verfolgt es solange weiter, bis Er Seinen gesamten Ratschluss vollständig erreicht hat (Jes.46:10). Sein Ziel ist es, dass Er einmal „alles in allen“ sei (1.Kor.15:28), indem Er „(ausnahmslos) alle unter ein Haupt zusammenfassen will in dem Christus, was im Himmel und auf Erden ist, in Ihm“ (Eph.1:10). Und wenn Er hier von „den allen“ (griech. TA PANTA) mit Artikel spricht, dann meint Er tatsächlich „ausnahmslos alle“, im Gegensatz zu „allen“ ohne Artikel, die sich auch auf „alle (mit Ausnahmen)“ beziehen könnten.

Der Sinn unserer Errettung ist also, dass wir eines Tages „alle erfüllt werden zu der ganzen Fülle Gottes“ (Eph.3:19). Gott möchte in/in<mitten von> uns „wohnen und wandeln“ (2.Kor.6:16), also schalten und walten wie Er will, weil wir ganz Ihm gehören. Und um dies zu ermöglichen, soll der HErr Jesus immer mehr Gestalt in uns gewinnen, so dass wir Seine göttlichen Charaktereigenschaften annehmen. Die Gebote Gottes dienen uns dazu als nötige Orientierung, indem der Heilige Geist uns in den verschiedenen Lebenssituationen an diese erinnert, um die richtigen Entscheidungen zu treffen. Um uns nicht zu úberfordern, geschieht dieser Prozess der Vervollkommnung in vielen kleinen Lektionen, ähnlich wie bei den Klassenstufen in einer Schule. Diese Lektionen finden wir auch immer wieder stufenweise im Wort Gottes dargestellt. Schwester Monika Bär nennt in ihrer „Kleinen Begriffs- und Themenkonkordanz zur GtÜ“ (2012) unter dem Begriff „Vollerfüllung“ drei Beispiele, durch welche die „Rechtsforderung des Gesetzes in uns voll erfüllt“ wird (Röm.8:4):

  1. Vom Nicht-Abwerten (EÜ: nicht fluchen) zur Wertschätzung: Linie von 2.Mo.22:27 (einen Fürsten nicht abwerten) → über: auch nicht in Gedanken abwerten (Pred.10:20) → zu 1.Petr.2:17 Erweist allen Wertschätzung!“
  2. Vom Verbot der Unwahrheit zum Mitarbeiter der Wahrheit: Vom 9. Gebot, nicht als „falscher Zeuge“ aufzutreten (direkte Unwahrheit 2.Mo. 20:16 → über nicht als „Zeuge des Wahnhaften“ (Scheinwahrheit) auszusagen (5.Mo.5:20) → zur Aufforderung zur Wahrheit (Eph.4:25), um letztlich → zum „Mitarbeiter der Wahrheit“ zu werden (3.Joh.8).
  3. Vom Verbot des Bösen gegenüber Gott und dem Nächsten zur Liebe beiden gegenüber: Während die 10 Gebote nur das Böse gegenüber Gott und dem Nächsten verbieten, gebietet Gott schon kurze Zeit später die Liebe zum Nächsten (3.Mo.19:18) und knapp 40 Jahre später die Liebe zu Gott (5.Mo.6:5).“
 

 

„Doch der feste Grund Gottes steht und hat dieses Siegel: Der HErr kennt, die Sein sind; und: Jeder der den Namen des HErrn nennt, stehe ab von der Ungerechtigkeit!“ (2.Tim.2:19)

Als ich vor etwa 30 Jahren anfing, Spanisch zu lernen, war ich überrascht, als ich auf das spanische Wort „firma“ stieß, denn es bezeichnet nicht nur einen Betrieb, sondern bedeutet auch „Unterschrift“ (daher auch das Wort „firmieren“ = „unterzeichnen“). Was hat eine Firma mit einer Unterschrift gemeinsam? Man macht sich gar nicht so viel Gedanken darüber, aber der Name eines Unternehmens ist so ziemlich das Wichtigste überhaupt, denn durch ihn kommen die Geschäfte nicht nur zustande, sondern werden zugleich auch rechtlich beglaubigt, nämlich durch die Unterschrift unter den Kaufvertrag. Anstelle einer Unterschrift hat man um 3000 v.Chr. damit begonnen, Dokumente durch ein Siegel zu beglaubigen. Etwas Versiegeltes oder Unterschriebenes das GALT, und durfte nicht mehr verändert werden. Könige hatten einen Siegelring, durch den sie Gesetze erlassen konnten (1.Mo.41:42, 1.Kön.21:8, Est.8:2), Bündnisse wurden durch ein Siegel abgesichert (Neh.9:38, Gal.3:15), Kaufverträge wurden besiegelt (Jer.32:10-14) und ebenso prophetische Zeugnisse (Dan.9:24, 12:4, Offb.5:1-9). „Versiegelt mit dem Heiligen Geist“ bedeutet entsprechend ein von Gottes Seite abgesicherter Bund mit einem Gläubigen, an dem Gott Seinerseits nichts ändern wird (was aber nicht bedeutet, dass der Gläubige aufgrund seines freien Willens diese Versiegelung nicht vorzeitig aufbrechen könnte, indem er untreu wird und vom Glauben abfällt – vergl. Hebr.10:29).

Wer eine Vereinbarung mit seinem Namen unterschreibt, sich aber später nicht mehr an diese hält, dessen Name verliert an Wert. Wer hingegen immer zuverlässig ist, dessen Name (Ruf) gewinnt an Gewicht und Achtung. „Ein guter Name ist vorzüglicher als großer Reichtum“ (Spr.22:1). Für Unternehmen ist es überlebenswichtig, dass sie ihren Namen als Marke auf dem Markt etablieren, indem sie gezielt mit ihrem Namen werben. Marken stehen für Qualität und vermitteln dem Kunden ein Gefühl von Sicherheit, bieten aber zugleich die Möglichkeit, ein eigenes Prestige des guten Geschmacks nach außen zu tragen („Schau mal, der Herr Müller fährt einen Mercedes!“ „Ja, und seiner Frau hat er eine Handtasche von Vuilton gekauft!“). Wenn aber der Ruf eines Musikers oder Schauspielers erst einmal ruiniert ist, bekommt er keine Verträge mehr und kann auf der Straße landen (Andererseits kann eine rücksichtslose, polarisierende Wortwahl eine bereits bestehende Debatte zusätzlich anheizen und die Reihen von Freunden und Feinden fester zusammenschließen, so wie in diesen Tagen die Polemik von Donald Trump oder Pastor Olaf Latzel. Kontroverse Standpunkte sollte man auch nicht um jeden Preis unter den Teppich kehren, sondern sollten nötigenfalls ruhig zu Tage treten (1.Kor.11:19). Als Gläubige sollten wir zu dem stehen, was wir glauben und nicht aus Menschenfurcht unser Fähnchen nach dem Wind hängen, um uns vor der Verantwortung zu drücken. Wer den Namen des HErrn Jesus nennt, d.h. sich auf Ihn beruft und sich zu Ihm bekennt, der ist schuldig, auch vorbildlich zu leben und diesem heiligen Namen alle Ehre zu erweisen. Bruder Olaf sagte vor zwei Wochen in einer Predigt über das Vaterunser, dass die Bitte, der Name Gottes möge geheiligt werden, nicht bedeute, dass er noch nicht heilig sei, sondern dass er zusätzlich noch durch unser Leben geheiligt werden möge).

Das griechische Wort O’NOMA = Name enthält im Stamm die neutrale Form NOMA des männlichen Wortes NOMOS = Gesetz. Namen sind also etwas „Gesetztes“, also Gesetzgebendes und zugleich einer Gesetzesmacht unterworfen. Eine Unterschrift löst Gesetzesfolgen aus und legt einen Sachverhalt dauerhaft fest. In dem Wort „firma“ steckt ja entsprechend auch das Wort „firm“ = fest, vergl. auch „Firmament“ = Feststehendes. Zugleich aber wird durch die Zuordnung zwischen Namen und Wesen einer Person auch der Charakter einer Person oder eines Gegenstandes offenbart. Hinter einem Namen schwingt also immer auch zugleich das gute oder schlechte Ansehen mit, das diese Person in der Öffentlichkeit hat. Pergamon hatte an dem Namen des HErrn „festgehalten“ und sollte deshalb zur Belohnung einen „neuen Namen“ bekommen auf einem „weißen Stein“, d.h. ein wiederhergestellter Ruf (Offb.2:13+17). Philadelphia hatte den Namen des HErrn „nicht verleugnet“ und sollte deshalb den Namen Gottes und der Stadt Gottes bekommen, sowie den neuen Namen des HErrn Jesus (Offb.3:8+12). Mit anderen Worten: Der HErr erachtete sie für würdig, dass sie öffentlich mit Gott, der Stadt Jerusalems und mit Seiner Königswürde in Verbindung gebracht werden konnten, ohne dass Er sich ihrer schämen müsste. In Sardes gab es „einige Namen“, die sich nicht besudelt hatten wie die anderen und deshalb belohnt werden, denn „sie sind es wert“ (Offb.3:4).

Ebenso besteht aber auch immer wieder die Gefahr, dass wir uns als Christen zu Unrecht auf den Namen des HErrn berufen, und dadurch Seinen Namen entweihen (Hes.20:9+14+22+39, 36:20-23). Wie viele schreien heute leichtfertig: „IN JESUS NAME!“ aber verleugnen den HErrn durch ihre Taten (Tit.1:16), so dass Er sich am Ende nicht mehr zu ihnen bekennen kann (Mt.7:22-23)! Um Seinen Namen vor Missbrauch zu schützen, hatte Gott damals angeordnet, dass die Kinder Israel nicht mehr Seinen heiligen Namen aussprechen sollten (Jer.44:26, Hes.36:20-23, Am.6:10). Es fällt auch heute auf, dass der HErr bei vielen Christen nicht mehr mit Seinem Titel „HErr Jesus“ angeredet wird, sondern sie sprechen Ihn nur noch mit „Jesus“ an, was eine schwerwiegende Respektlosigkeit darstellt (vergl. Joh.13:13, Phil.2:9-11, 1.Kor.12:3). Bevor wir Ihn jedoch „HErr, HErr“ nennen, sollten wir dafür sorgen, dass wir Ihn auch HERR sein lassen in unserem Leben, indem Er über uns verfügen kann wie Er will.

Wer den Namen des HErrn in den Mund nimmt, der darf nichts Unrechtes mehr tun (2.Tim.2:19), sondern muss so leben wie auch der HErr Jesus selbst (1.Joh.2:6). Wer dies fortwährend und ohne Buße nicht tut, dessen Name wird nicht nur aus dem Buch des Lebens gelöscht werden (Offb.3:5), sondern er wird auch „in die Erde geschrieben werden“ (Jer.17:13, Joh.8:6), d.h. symbolisch: ihr Gedächtnis wird verschwinden. „Sein Gedächtnis verschwindet von der Erde, und auf der Fläche des Landes hat er keinen Namen“ (Hiob 18:17). Du hast Nationen/ Heiden gescholten, den Ungerechten/ Gesetzlosen verloren gegeben, ihren Namen ausgelöscht für äonisch und fortdauernd (EÜ für immer und ewig).“     „Name“ bedeutet in der Bibel vielfach und auch an dieser Stelle „Wesensbezeichnung„. „Nationen/ Heiden“ und „Ungerechter“ sind negative Wesensbezeichnungen, die mit der Wesensänderung der so Bezeichneten in der äonischen Gerichtsvollstreckung ihre Gültigkeit verlieren. Wenn sie so weit sind, dass sie „im Namen Jesu“ ( = Seiner Wesensbezeichung „JHWH ist Rettung„) ihre Kniee beugen und mit rückhaltloser innerer Zustimmung bekennen: „Herr ist Jesus Christus“ (Phil.2:9-11), dann sind ihre Wesensbezeichnungen „Nationen/ Heiden“ und „Gesetzloser“ ausgelöscht, aber nicht sie selbst.

 

„Ermahnt einander jeden Tag, solange es »Heute« heißt, damit nicht jemand unter euch verstockt wird durch den Betrug der Sünde!“ (Hebr.3:13)

Letztens rief der Pastor einer evangelikalen Freikirche meinen jüngeren Bruder Patrick an und beschwerte sich bei ihm, weil er es gewagt hatte, ihn auf Facebook öffentlich zu ermahnen. Mein Bruder hatte ihm zuvor geschrieben: „Lieber Ingo, … mir fällt schon seit langem auf, dass Du Dich auf Facebook immerzu nur feiern lässt… Du nutzt FB als Bühne… Aber wie kann man das eigene Handeln hinterfragen, wenn einem alle nur zujubeln und sagen: Toll gemacht!‘ Ich mag Dich, deshalb habe ich acht auf Dich. Fühle Dich bitte nicht angegriffen. Ich möchte nicht in einer Gemeinde sein, wo es nicht mehr möglich ist, kritisch zu hinterfragen. In den letzten 30 Jahren meines Christseins haben mich jene Brüder vorangebracht, die mir Korrektur boten.“ Daraufhin bekam Patrick Schmähungen von allen Seiten. Einer schrieb ihm z.B.: „Dummheit und Stolz sind geschnitzt aus demselben Holz! Gute Besserung!“ Der Pastor rief ihn abends um 22.30 Uhr an und kritisierte Patrick scharf, dass er ihn öffentlich bloßgestellt habe. Patrick fragte ihn daraufhin: „Wenn Du die öffentliche Lobhudelei von all Deinen 2.599 Anhängern erlaubst, dann solltest Du doch auch mal die eine kritische Stimme hören und nicht so beleidigt reagieren.“

In der Tat ist die Ermahnung ein Liebesdienst, der viel zu sehr vernachlässigt wird und dabei heute wichtiger ist als je zuvor; „…damit das Lahme nicht vom Weg abkomme, sondern vielmehr geheilt werde! Jaget dem Frieden nach mit ALLEN und der Heiligung, ohne die niemand den HErrn sehen wird! Und achtet darauf, dass niemand die Gnade Gottes versäumt, dass nicht etwa eine bittere Wurzel aufwächst und Unheil anrichtet und viele durch diese befleckt werden“ (Hebr.12:13-15). Solche ansteckenden und sich ausbreitenden Befleckungen in einer Gemeinde wurden im Alten Testament vorgeschattet durch einen „Aussatz am Haus“. Bei Verdacht sollte der Priester kommen und sich das Übel „besehen“, ob es ein „fressender Aussatz am Haus ist, der um sich gegriffen hat“ (3.Mose 14:44). Solche um sich fressenden Missstände in einer Gemeinde können z.B. durch „ungöttliches eitles Geschwätz“ entstehen, wovor Paulus seinen Zögling Timotheus warnt (2.Tim.2:16-17).

Wenn die der HErr vom „Aussatz des Hauses“ spricht, dann ist hier sicherlich nicht der medizinische Aussatz (d.h. Lepra) gemeint, denn dieser befällt nur Menschen. Vielmehr geht es entweder um den Hausschwamm (Pilzart) oder aber – was noch wahrscheinlicher ist – um Schimmel. Als Malermeister habe ich mal einen Lehrgang beim TÜV-Rheinland absolviert und dort einiges über die Schimmelbekämpfung, sowie über dessen Ursachen und Vermeidung gelernt. Schimmelsporen sind überall in der Luft, können an den Wänden jedoch erst dann ausbreiten, wenn genügend Feuchtigkeit vorhanden ist, die sich durch Kondensierung an der kalten Wand gebildet hat. Selbst wenn man ständig lüften würde, schlägt sich Kondensfeuchtigkeit an den unterkühlten Innenseiten der Außenwände nieder, da dort der sog. Taupunkt unterschritten wird. Je wärmer die Luft ist, desto mehr kann sie Feuchtigkeit speichern, bis irgendwann ein Sättigungsgrad erreicht ist. Eine gesunde Raumluft hat eine relative Luftfeuchtigkeit von 50 – 60 %. Wenn jedoch die Temperatur sinkt, steigt automatisch die relat. Luftfeuchtigkeit auf bis zu 100 %, so dass sich an den Wandinnenseiten winzige Tröpfchen bilden, die dann den Schimmelbewuchs begünstigen. Ohne Wärme nützt also auch das Lüften nichts, weil die Feuchtigkeit nicht gebunden werden kann. Ist die Luft jedoch warm, dann transportiert sie beim Lüften mit der Wärme auch die Feuchtigkeit nach draußen, so dass die Raumluft anschließend wieder trocken ist. Näheres dazu findest Du hier: https://www.podcast.de/podcast/308607/

Auf das Geistliche übertragen handelt es sich beim „Schimmel“ um Sünde oder falsche Lehre in der Gemeinde (vergl. „Sauerteig“). Wird diese nicht durch Ermahnung („Schimmelentferner“) bekämpft, dann breitet sie sich schnell aus und setzt sich fest. Irgendwann hilft auch kein Aufruf zur Buße mehr („Lüften“), denn man hat sich bereits verstockt („Stockflecken“ oder Spark ist nichts anderes als Schimmel). Um es gar nicht so weit kommen zu lassen, ist Liebe und Sanftmut notwendig („Wärme“), um auf die törichten Gedanken und Worte, die aus dem Fleisch kommen und im Raum umherschwirren („Feuchtigkeit“), daran zu hindern, Schaden anzurichten („Kondensierung“). Unbarmherzige Kritik und verbale Kränkungen („Kälte“) sorgt hingegen dafür, dass fleischliche Christen zur Sünde verleitet werden („Schimmelbildung“). Wenn eine Gemeinde nur aus fleischlichen und ungefestigten Christen besteht („aus Holz, Heu und Stroh1.Kor.3:12), dann lässt sich das Verderben kaum mehr aufhalten („der Schimmel nicht mehr abtöten“) und bei der nächstbesten Feuer-Prüfung, wie z.B. der antichristlichen Machtergreifung versagen solche Christen dann genauso, wie es viele schon im 3.Reich taten.

Wärmende Agape-Liebe kann also den Ausbruch einer um sich fressenden Sünden-Befleckung in der Gemeinde verhindern. Das griechische Wort PARA´KLESIN bedeutet aber nicht nur „Ermahnung“, sondern zugleich „Ermunterung“, „Erquickung“ oder „Zuspruch“ (wörtl. „BeiseiteRufen“). Der Heilige Geist ist der PARA´KLETOS, d.h. der Beiseite-Rufer. Ich stelle mir da immer einen Boxer-Coach vor, der nach jeder Runde dem Boxer sowohl Erfrischung spendet als auch Ratschläge erteilt, damit er fit wird für die nächste Runde. Genauso sollen wir uns aber auch in der Gemeinde untereinander verhalten. Wenn ein Bruder oder eine Schwester in Sünde lebt oder einer falschen Lehre anhängt, dann ist all meine Kritik vergeblich, wenn ich nicht zuerst sein/ihr Herz gewinnen will durch Liebe und Zuspruch. Die inbrünstige Agape-Liebe „bedeckt eine Menge von Sünden“ (1.Petr.4:8), d.h. sie umhüllt und (er)trägt das Unrecht, nimmt fremde Schuld auf sich und erleidet aus Liebe auch die Strafe um des anderen willen („Auf mir, mir, mein HErr, sei die Schuld!1.Sam.25:24, 2.Sam.14:9). Das ist die Gesinnung Christi (Phil.2:3-8). Vorbeugung und Vorsorge für ungefestigte Geschwister ist wesentlich heilsamer als nachträgliche Schadenbeseitigung durch Ermahnung und Kritik. Das Urteilen sollten wir lieber Gott überlassen, denn es ist gerechter und ausgewogener als unser. Und solange das gerechte Gericht Gottes noch nicht geschieht, können wir Menschen „gewinnen“, indem wir „das Netz zur rechten Seite auswerfen“ (d.h. auf die richtige Art und Weise fangen). Paulus sagt: „Ich bin allen alles geworden, damit ich auf allerlei Weise etliche errette“ (1.Kor.9:22). Das will auch ich mir vornehmen für die Zukunft.

„Darum richtet wieder auf die erschlafften Hände und die gelähmten Kniee und machet gerade Bahn für eure Füße!“ (Hebr.12:12-13a)

Die beiden oben genannten Anweisungen im Hebräerbrief sind Zitate aus Jesaja 35:3 und Spr.4:26 und sind keineswegs bloß tröstliche Empfehlungen, sondern unmissverständliche Aufforderungen zum Gebet. Denn in biblischen Zeiten erhob man zum Gebet seine Hände nach oben und kniete sich hin. Der Geist Gottes will uns hier in erster Linie also wieder an das regelmäßige Gebet erinnern, aber ganz nebenbei uns metaphorisch auf die richtige Haltung beim Gebet hinweisen. Die Hände der Hebräer waren ja nicht etwa wie bei Mose durch das viele Beten erschlafft, so dass sie abgestützt werden mussten, sondern sie waren im Laufe der Zeit einfach nicht mehr so oft erhoben worden, weil äußere Einflüsse sie davon abgehalten haben. Das griechische Verb für „erschlafft“ steht hier im Passiv und bedeutet wörtlich „die neben-gelassen-wordenen“ bzw. „lässig-gemacht-wordenen“. Es hat also einen schleichenden Prozess gegeben, in welchem man es nicht mehr für nötig gehalten hat, die Hände zum Gebet zu erheben, sowie seine Kniee zum Gebet zu beugen, da man dies vielleicht als überflüssige Äußerlichkeit angesehen hat. Mit der Geringschätzung der äußeren Gebetshaltung kommt aber unweigerlich auch eine Geringschätzung des Gebets an sich, denn das äußere Sein beeinflusst auch unser Bewusstsein. Ein Soldat, der es nicht für nötig hält, die richtige Haltung beim Apell einzunehmen, ist für den Militärdienst auf Dauer ungeeignet. Wer noch nicht einmal seine Handschale zum Empfang öffnen will, der wird wie bei der Prüfung Gideons für den Glaubenskampf von Gott ausgemustert (Richt.7:6-7).

Wenn wir etwas von Gott in Empfang nehmen wollen, sollten wir unsere Hände zum HErrn ausstrecken und öffnen, damit Er sie füllen kann (Ps.81:10); ebenso aber auch, wenn wir Gott etwas aus Seiner Fülle zurückgeben (Lob, Anbetung, Dank) strecken wir unsere gefüllten Hände zum HErrn aus (1.Chron.29:5). Seine „Hände aufzuheben“ (Ps.28:2, 63:4, 119:48, 134:2, 141:2), sie „auszustrecken zu Gott“ (Ps.68:31) oder sie zu Ihm „auszubreiten“ (Ps.88:9, 143:6) sind starke Bilder auf Ergebenheit. Es ist wie eine Kapitulation und ein Ausgeliefertsein, aber zugleich auch ein Ausdruck des Bettelns und Flehens, sowie der völligen Hilflosigkeit. Viele glauben, dass das Erheben der Hände nur alttestamentlich ist; aber auch im Neuen Bund haben wir die Aufforderung: „Ich will nun, dass die Männer an jedem Orte beten, indem sie heilige Hände aufheben ohne Zorn und zweifelnde Überlegung“ (1.Tim.2:8). Wir sollen diese Gebetshaltung also überall ohne Murren und „zweifelnde Überlegungen“ machen (vergl. Phil.2:14). Das griechische Wort DIA-LOGISM´OS meint ein dialogisches Hin- und Her-Abwägen, bei dem man bewusst alle möglichen Erwägungen ins Feld führt in der Hoffnung, diese als lästig empfundene Äußerlichkeit als überflüssig zu erklären. Stattdessen sollen wir in aller Einfalt und Ergebenheit ohne Hintergedanken „heilige Hände aufheben“. Das Adjektiv hO´SIOS bedeutet „heilig=gesonnen, loyal, verbundensheitstreu“. Offene Hände sollen unsere Reinheit und Unschuld bekunden. Wenn wir einem Menschen die Hand geben, beweisen wir ihm damit, dass unsere Absichten lauter sind und wir im Bilde gesprochen „nichts gegen ihn in der Hand haben“ oder heimtückisch vor ihm verbergen.

Ohne zweifelnde Überlegungen“ kann sich auch auf das „an jedem Ort“ beziehen. Kann man überhaupt an JEDEM Ort seine Hände zum Gebet erheben? Einmal ging ich in Lima mit drei Geschwistern auf den großen Plaza de Armas zum Predigen. Zwei von ihnen waren Pfingstler, die ich gerade erst beim Evangelisieren kennengelernt hatte. Bevor wir begannen, wollten wir noch gemeinsam beten, und ehe ich mich versah, beugten die Drei ihre Kniee mitten auf dem großen Platz und erhoben ihre Hände, so als würde jemand sie mit einer Waffe bedrohen. Hunderte von Menschen schauten auf uns, weshalb ich mich genierte, ebenfalls auf die Kniee zu gehen, sondern im Stehen mit ihnen betete. Doch diese Drei waren so einfältig, dass sie die vielen Blicke nicht spürten, sondern nur den HErrn sahen (Mt.17:8). Von den drei Musketieren stammt der wahre Spruch: „Ein Wunder kann nur der erleben, der unbeirrt an Wunder glaubt“; und auch diese drei Helden sprangen nach dem Gebet auf und fingen unerschrocken an, den HErrn zu bezeugen. Der erste begann mit den Worten: „Früher war ich homosexuell, aber der HErr hat mich von dieser Sünde befreit!“ Dann begann die nächste, eine ältere Schwester von etwa 70 Jahren: „Früher war ich Prostituierte, aber der HErr hat mich von dieser Schande frei gemacht…“ Und auch während ihrer Reden hatten sie die ganze Zeit eine Hand erhoben, so als wollten sie den Sieg Christi über die Welt verkünden.

Interessant ist, dass das „Händefalten“ in der Schrift immer nur im Sinne von Faulheit gemeint ist (Spr.6:10, 24:33, Pred.4:5). Es wäre jedoch leichtfertig und ungerecht, einem Christen, der beim Gebet seine Hände faltet, zu unterstellen, dass er geistlich faul sei, denn viele begründen diese Haltung ja zurecht damit, dass sie in Christus „zur Ruhe gekommen sind“ von ihren toten Werken, was ja durchaus auch ein schöner Gedanke ist. Wenn ich aber beim Gebet meine Hände verschließe, dann drücke ich damit u.U. unbewusst eine falsch eingeschätzte Sattheit aus: „Ich bin schon reich genug in Christus, und bin durch all mein Bibelwissen ausreichend wissend geworden, so dass ich keinen Bedarf mehr habe an irgendeiner Belehrung“ (Offb.3:17). Ich kannte mal einen älteren Bruder, der konnte beten „wie ein Weltmeister“. Wenn wir zusammen auf den Knien waren, hatte er keine Mühe, über eine Stunde am Stück laut zu beten, so dass mir schon bald der Rücken wehtat und ich mich abstützte. Irgendwann fiel mir auf, dass er eigentlich fast nur ein Bibelzitat an das andere reihte, so dass ich mich fragte, ob er eigentlich wirklich mit Gott redete oder mir nur einen Vortrag hielt. Einem anderen Bruder war aufgefallen, dass dieser Bruder auch kaum eine Bitte an Gott richtete, so dass man sich eigentlich fragen musste, warum er überhaupt betete. Das griechische Wort für Gebet PROS-ÄUChE´ bedeutet wörtlich Wunsch/Gelübde/feierliche=Zusage-zu Gott. Es ist ein Bitten, das natürlich immer auch mit Dank verbunden ist. Wenn ein Angestellter aber an die Tür seines Chefs klopft und ihm dann erstmal eine Stunde lang einen Vortrag hält, um ihm über seine Empfindungen zu berichten, dann wird der Chef ihm irgendwann auch ungeduldig sagen: „Ist ja alles schön und gut, aber WAS MÖCHTEST DU? Was kann ich für dich tun? Was ist dein Anliegen?

Wir sollen nicht „plappern wie die Nationen“, sondern dem HErrn konkrete Anliegen und Bitten vortragen, deren Erfüllung später auch überprüfbar ist, wie z.B. in 1.Sam.6:9 oder 1.Kön.18:43. „Ihr habt nicht, weil ihr nicht bittet“ (Jak. 4:2). Gott will von uns ernst gemeinte Anliegen bekommen und nicht bloß allgemein: „Wir bitten Dich für alle Deine Kinder auf der ganzen Erde.“ – Ja, um WAS denn? Auch wenn Gott schon alles weiß, was wir bedürfen, sollen wir Ihn dennoch konkret bitten, damit wir Ihm hinterher auch konkret danken können. Er will auch nicht immer nur schöne Phrasen hören, wie z.B. „Wir loben dich und preisen dich“, sondern wir sollen dann konkret sagen, WARUM und FÜR WAS wir Ihn loben und preisen. Und wenn wir Ihm alles gesagt haben, sollen wir – wenn möglich – noch weiter still in dieser Gebetshaltung verharren, so wie es Moses tat. Solange er die Arme erhob, hatte das Volk Gottes Sieg, aber sobald er die Arme sinken ließ, hatten die Feinde Gottes den Sieg (2.Mo.17:11) – Was für ein starkes Bild! Für die Welt mag das reiner Aberglaube sein, aber jedes Kind Gottes hat diese Erfahrung schon gemacht: Solange wir beten, kann uns nichts passieren (Mt.26:41). Das Gebet ist wie ein Ruhen im Heiligtum Gottes (2.Mo.33:11). Unser Bräutigam will dort unsere Stimme hören (Hohl.2:14, 8:13). Daniel betete dreimal am Tag zu Gott (Dan.6:10), und auch Petrus hatte feste Gebetszeiten (Apg.3:1, 10:9). Seit einigen Monaten versuchen meine Frau und ich uns streng daran zu halten, jeden Tag um 6:00 Uhr, 12:00 Uhr und 18:00 Uhr zu beten, besonders wegen der ständigen Schmerzen meiner Frau (Fibromyalgie). Wir haben festgestellt, dass Gott ihr nach jedem Gebet schon innerhalb einer halben Stunde danach Erleichterung verschafft für die nächsten sechs Stunden. Die Schmerzen meiner Frau sind sozusagen wie ein Gebetswecker, durch den wir erzogen werden, regelmäßig zu beten.

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