„Die Nacht ist weit vorgerückt, und der Tag ist nahe.
Laßt uns nun die Werke der Finsternis ablegen
und die Waffen des Lichts anziehen.“

(Röm.13:12)

– Wann wird die Gemeinde entrückt? 1

 Wann wird die Gemeinde entrückt? 
  ( vor oder nach den sieben Jahren der Drangsalszeit? )  Teil 1

 

 

Einleitung:  Der Ursprung der Vorentrückungslehre

Es ist kirchengeschichtlich erwiesen, dass die Lehre von einer geheimen Entrückung der Gemeinde vor der Drangalszeit („Vorentrückungslehre“) erst seit 1830 populär wurde; vorher gab es unter vielen bibeltreuen Gläubigen allgemein Übereinstimmung darüber, dass die Gemeinde die zukünftigen sieben Jahre der antichristlichen Herrschaft auf Erden verbleiben muss bis zu Wiederkunft Christi, um dann noch vor der letzten „Stunde des Zornes“ entrückt zu werden. Eines der ältesten und gebildetsten Mitglieder der frühen Brüderbewegung, S.P. Tregelles, der zugleich auch ein hervorragender Kenner des griechischen Urtextes und des gesamten kirchlichen Altertums war, schreibt dazu: „Ich weiß nichts davon, dass es je die definierte Lehre von der geheimen Entrückung der Gemeinde anlässlich eines geheimen Kommens Christi gab, ehe sie als ‚Offenbarungswort‘ in Herrn Irvings Kirche vorgebracht wurde – was man dort als die Stimme des Geistes annahm. Ob Letzteres nun je behauptet wurde oder nicht, jedenfalls hatte diese moderne Lehre… ihren Ursprung in jener vorgeblichen Offenbarung. Sie entstammt nicht der Heiligen Schrift, sondern dem, was man fälschlicherweise dem Geiste Gottes zuschrieb…“ (S.P.Tregelles „The Hope of Christ second Coming, 1864, S.35).

Einer der ersten und zugleich bekanntesten Verfechter der Vorentrückenslehre, John Nelson DARBY (1800-1882), hat als Vater der englischen Brüdernewegung seinen Kindern diese Lehre gleichsam in die Wiege hineingelegt. Sie ist heute aber nicht nur zum selbstverständlichen Gemeingut der Brüdergemeinden geworden, sondern auch die meisten anderen christlichen Gruppierungen haben sie als unveräußerliches Herzstück der christlichen Hoffnung übernommen. Ist aber eine Lehre nur deshalb wahr, weil sie von der Mehrheit der Christen heute vertreten wird? Birgt nicht gerade der Mangel an Widerspruch die Gefahr in sich, dass sie unzureichend oder gar nicht geprüft einfach übernommen wird? Diesem Mangel soll aber nun – mit Gottes Hilfe – in Folgendem abgeholfen werden!

Zuvor sollten wir uns aber grundsätzlich über die Ursachen einer falschen Belehrung im Klaren sein. Ich sehe dabei vor allem zwei:

1.) Der bequeme Wunsch, an traditionellen Gewohnheiten und Ansichten der Väter festzuhalten. Dieser Wunsch ist m.E. die häufigste Ursache von Voreingenommenheit, wenn es darum geht, unbiblische Überlieferungen aufzugeben, wenn man von solchen überführt wird. Dabei spielt auch die Furcht vor dem Ausschluss aus der Gemeinde oder das Aufbrechen von Familienbanden eine nicht zu unterschätzene Rolle. Was nicht sein darf, kann auch nicht sein…

2.) Die durch Isolation erschwerte Möglichkeit eines objektiven Prüfens alternativer Auslegungen. Die Gründe liegen klar auf der Hand: wenn man sich aufgrund eines exklusiven (= sektiererischen) Selbstverständnisses von anderen Christen absondert, oder wenn man sich zufolge eines als Genügsamkeit verbrämten Desinteresses weigert, sich mit kontroverser Literatur auseinanderzusetzen, dann ist es für einen Außenstehenden fast unmöglich, mit kritischen Argumenten Denkfehler in der eigenen Lehre aufzudecken und eine bessere Sichtweise anzubieten. Wer aber die Fenster und Türen seines Hauses verbarrikadiert und folglich immer nur seinen eigenen Atem einatmet, muss sich vorsehen, dass er daran nicht erstickt!

Es gilt also, diese Mechanismen zu erkennen und ihnen mit Offenheit und Selbstkritik entgegenzuwirken. Es ist bedauerlich, dass wir Befangenheiten bei anderen in der Regel viel leichter durchschauen können, als bei uns selbst. Möge der HErr uns also Aufrichtigkeit schenken, dass wir weder uns noch unseren Lehrern Unfehlbarkeit anmaßen, sondern wie die Juden von Beröa mit unvoreingenommener Bereitwilligkeit das Geschriebene prüfen, ob es sich also verhält (Apg.17:11)!

 

Ist „Ankunft“ und „Erscheinung“ dasselbe?

In diesem – wie auch in den folgenden – Kapiteln beziehe ich mich in meiner Widerlegung der Vorentrückungslehre ausschließlich auf die Argumente von Bruder Christian Briem aus seinem Buch „Die Entrückung der Gläubigen“ mit dem Untertitel „Gehen Kinder Gottes durch die große Drangsalzeit?“ (zu beziehen bei „Christliche Schriftenverbreitung“, Postfach 100153, 42499 Hückeswagen). Da ich diesen Bruder nicht persönlich kenne, möchte ich mich in meinen Stellungnahmen umso mehr um Sachlichkeit bemühen. Es geht mir nicht darum, die Person dieses Bruders zu bewerten oder gar in Frage zu stellen, sondern allein seine Lehre. Natürlich fällt es nicht immer leicht, zwischen Person und Sache zu unterscheiden, zumal die Argumente eines Lehrbuches häufig auch Rückschlüsse auf die Integrität seines Autors zulassen, aber es ist dem HErrn allein vorbehalten, ein angemessenes Urteil zu fällen (1.Kor.4:5). Unsere alleinige Pflicht und Schuldigkeit ist es, einander zu lieben (Röm.13:8).

Wenn man in einem Duden für sinn- und sachverwandte Wörter unter dem Stichwort „Ankunft“ nachschaut, dann wird man neben den Worten „Eintreffen, Einzug, Kommen, Eintritt, Antritt, Auftreten, Anmarsch und Landung auch den Ausdruck „Erscheinen“ vorfinden. Demnach handelt es sich um sog. „Synonyme“, d.h. um Worte, die das gleiche bedeuten. Der Heilige Geist hat sich in der Heiligen Schrift sehr häufig solcher Parallelwörter bedient, um der unermesslichen Gedankenfülle jedes einzelnen Satzes auch noch einen dichterischen Glanz zu verleihen.

Wer aber die Bibel dazu missbrauchen will, um seine selbsterdachte Lehre biblisch zu begründen, dem stehen neben vielerlei Möglichkeiten auch die Kunst der Wortklauberei zur Verfügung. Jedenfalls scheint mir, dass die Brüder, die die Vorentrückungslehre vertreten, auffallend häufig auf diese Methode zurückgegriffen haben, wie wir auch in den folgenden Kapiteln noch sehen werden.

So macht Bruder Christian Briem (von nun an einfach mit „CB“ abgekürzt) in seinem oben genannten Buch einen Unterschied zwischen den Worten „Ankunft“ und „Erscheinung“. Das hat natürlich seinen guten Grund: Ch.B. glaubt nämlich nicht an eine punktuell einmalige Wiederkunft Christi, sondern sieht Sein Kommen in zwei Etappen geschehen, die zeitlich ganze sieben Jahre voneinander getrennt liegen, nämlich vor und nach der großen Drangsalszeit. Die erste Etappe belegt er hierbei mit dem Begriff „Erscheinung“ und die zweite mit „Ankunft“.

Diese scheinbar willkürliche Zuteilung wäre sicherlich gerechtfertigt, wenn auch wirklich alle Verse, in denen diese Ausdrücke vorkommen, von ihrem Inhalt her bestätigen, dass diese Begriffsfestlegung zutrifft. Wenn man sich auf die von Bruder Ch.B. zusammengestellte Aufteilung solcher Bibelverse in zwei Gruppen verlassen könnte, dann hat es tatsächlich den Anschein, als sei hier von zwei verschiedenen Ereignissen die Rede (S.44-45). Für die erste „Gruppe“ hat er sich folgende Verse ausgewählt: 2. Petr.1:16, Apg.2:19-20, 2.Thes.1:6-8, 2.Thes.2:2-3, Mat.13:39, 2.Thes.2:8, 2.Tim.4:1. CB schreibt dazu (S. 46):

In der ersten Gruppe werden Ausdrücke wie ‚Tag des Herrn‘, ‚Ankunft‘, ‚Offenbarung‘, ‚Ernte‘, ‚Erscheinung‘, ‚Erscheinung Seiner Ankunft‘ verwendet. Sie stehen durchweg mit Ausübung von Macht und Gericht in Verbindung. Die Zitate der ersten Gruppe beschreiben also den ‚Tag des Herrn‘, was eher für die ungläubige Welt bedeuten wird.“

Bevor ich dazu Stellung nehmen, möchte ich auch noch die zweite Gruppe anführen, die angeblich ausschließlich die erste Etappe des Kommens des Herrn beschreiben soll: 1.Tim.6:14, 2.Tim.4:8, 1.Kor.1:7-8, 2.Kor.1:14, 1.Petr.1:7, 4:13, Phil.1:6, 2:16, 1.Joh.2:28. CB räumt zwar ein, dass auch hier die Worte „Erscheinung“, „Offenbarung“ und „Ankunft“ vorkommen, betont aber, dass es in diesen Versen mehrheitlich um das „Erscheinen“ bzw. „Offenbarwerden“ des Herrn für die Gläubigen geht.

Man stellt sich zunächst einmal die Frage, was Bruder CB hier eigentlich beweisen will. Natürlich hat die Wiederkunft unseres HErrn zwei Aspekte: Wenn die Sonne aufgeht und heiß wird, vertrocknet das Gras während die Früchte am Baum süß werden. Diese zwei Ansichten ein und desselben Kommens Christi finden wir in 2.Thes.1:7-8 und Offb.14:11-13 gemeinsam erwähnt. Daher wäre es nicht schlüssig, von zwei verschiedenen Kommen Christi zu sprechen.

Auch ein Unterschied zwischen „Erscheinung“ und „Ankunft“ lässt sich schwerlich nachvollziehen, denn einerseits wird das Wort „Erscheinung“ auch im Zusammenhang mit Gericht gebraucht (), und andererseits wird das Wort „Ankunft“ auch unmissverständlich in Bezug auf die Entrückung genannt: „… wir, die Lebenden, die übrig bleiben bis zur Ankunft des HErrn… werden mit ihnen entrückt“ (1.Thes.4:15+17). Das hat auch Bruder CB gemerkt, deshalb hat er die Theorie aufgestellt, dass man nur aus dem jeweiligen Zusammenhang entnehmen kann, um welche „Etappe“ des Kommens Christi es sich handelt. Er schreibt: „Wenn der Ausdruck ohne irgendeine Beifügung benutzt wird, die auf „Offenbarung“, „Sichtbarwerden“, „Macht“, „Gericht“, „Verantwortlichkeit“ oder „Belohnung“ schließen lässt, dann steht er mit dem Kommen des Herrn zu Entrückung der Gläubigen in Verbindung. Weist jedoch der Zusammenhang auf derartige Gedanken hin, dann handelt es sich ausnahmslos um die zweite Seite Seines Kommens…“ (S.21).

Abgesehen davon, dass Bruder CB auch mit dieser Regel seine These von einem zweimaligen Wiederkommen des HErrn nicht beweisen kann, so scheint er auch zu übersehen, dass in Matth. 24 sowohl vom Gericht als auch von der Entrückung die Rede ist, und zwar in dieser Reihenfolge: „Nach der Drangsal jener Tage wird die Sonne verfinstert werden… Und dann wird das Zeichen des Sohnes des Menschen am Himmel erscheinen; und dann werden wehklagen alle Stimme des Landes… Und Er wird Seine Engel aussenden mit starkem Posaunenschall, und sie werden seine Auserwählten versammeln…“ (Vers 29-31). Letzteres ist zweifellos die Entrückung der Gläubigen bei der „letzten Posaune“ (1.Kor.15:52).

Dass die Ankunft des HErrn in jedem Falle für alle sichtbar sein wird, geht aus Vers 27 hervor, wo sie mit einem Blitz verglichen wird, der von Osten nach Westen scheint. Ebenso ist auch klar, dass mit der Ankunft des HErrn auch unsere Entrückung stattfindet (vergl. 1.Kor.15:23), auch wenn diese nicht wie z.B. in 2.Thes.2:1 mit der Ankunft in einem Atemzug genannt wird. Auch die Zuordnung „Belohnung = zweite Etappe“ funktioniert in 2.Tim.4:1+8 nicht mehr, wo die „Krone der Gerechtigkeit“ schon bei der Erscheinung verliehen wird.

Deshalb können wir die eingangs gestellte Frage mit „Ja“ beantworten, dass „Ankunft“ und „Erscheinung“ dasselbe bedeuten, nämlich die Einmalige und ununterbrochene Wiederkunft Christi am Ende der Trübsalszeit. Wir dürfen dem Worte glauben, wie es geschrieben steht und brauchen uns nicht auf willkürliche Spekulationen und unüberschaubare Ausklügelungen einlassen (Pred.7:29).

 

 

Ist die „siebte Posaune“ und die „letzte Posaune“ dasselbe?

Es hat dem HErrn Jesus wohlgefallen, das „prophetische Wort“ über die Ereignisse der letzten Jahre vor Seiner Wiederkunft im Buche der Offenbarrung niederschreiben zu lassen, damit sie uns nicht beunruhigen, sondern erkennen lassen, dass unsere Erlösung naht. Aber schon bevor die Offenbarung durch Johannes im Jahre 90 n.Chr. niedergeschrieben wurde, hat der Heilige Geist die ersten Gemeinden durch Paulus und die Propheten über das vorherige Kommen des Antichristen (2.Thess.2:5) und andere damit verbundene Ereignisse aufgeklärt, damit sie ALLEZEIT bereit seien (2.Petr.3:1-13). Zu dieser prophetischen Allgemeinkenntnis gehörte auch das Wissen um die „sieben Posaunen“, die in den letzten sieben Jahren den „Count-down“ des kommenden Christus ankündigen. Die siebte und damit letzte Posaune ist ähnlich wie beim Fall der Mauern von Jericho, ein Zeichen des Aufbruchs des Volkes Gottes und ist schon im AT unter den Festen (wörtl. „bestimmte Zeiten“) des HErrn in 3.Mose 23 vorgeschattet (V.23-25).

In 1.Kor.15:51-52 lesen wir von unserer Entrückung: „Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: wir werden zwar nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden, in einem Nu, in einem Augenblick, bei der LETZTEN Posaune; denn posaunen wird es, und die Toten werden auferweckt werden unverweslich, und wir werden verwandelt werden“.

Wenn Paulus hier von der „letzten Posaune“ spricht, dann setzt er voraus, dass die Korinther bereits wissen, dass es am Ende mehrmals posaunen wird, nämlich siebenmal, wie wir vom Buche der Offenbarrung her wissen. Damit wird einmal mehr klar, dass die Entrückung nicht vor den sieben Jahren, sondern DANACH stattfindet, sonst würden nach der letzten Posaune ja noch mal sieben weitere kommen.

Hier muss Bruder CB natürlich widersprechen, weil sonst ja seine Lehre widerlegt wäre. Er schreibt (S. 28-29): „Beachten wir: die ‚letzte Posaune‘ hat nichts mit der ’siebten Posaune‘ von Offenbarung 11 zu tun… von anderen Erwägungen und Zusammenhängen einmal ganz abgesehen, macht schon ein Gedanke die ganze Haltlosigkeit solche Argumentation deutlich: der Apostel Paulus schrieb seinen ersten Brief an die Korinther mehr als 30 Jahre bevor Johannes auf Patmos die Offenbarung erhielt. Niemand von den Gläubigen in Korinth konnte also etwas über die ‚Siegel‘, ‚Posaunen‘ und ‚Zornesschalen‘ der Offenbarung kennen… Mussten solche Symbole der Versammlung in Korinth nicht völlig unverständlich sein? Musste ihre Verwendung den Gläubigen nicht unlösbare Rätsel aufgeben?“ –

Ich denke, solche „unlösbaren Rätsel“ ergeben sich ja gerade erst aufgrund der völlig willkürlichen Behauptung, dass es sich um verschiedene Posaunen handele. Wo wird denn sonst noch eine Posaunenzahl genannt, bei welcher die letzte identisch ist mit der „letzten Posaune“ in 1.Kor.15:52? Warum denn bloß immer so kompliziert und verkrampft, wo doch alles so einfach ist?!! Das eine – von den angeblich vielen – Argumenten von Bruder CB lässt sich leicht erklären:

– In Phil. 4:3 heißt es z.B. am Ende: „… und meinen übrigen Mitarbeitern, deren Namen im Buche des Lebens sind“. Woher wusste denn Paulus von der Existenz dieses Buches, die doch erst dem Johannes viel später offenbart wird?

– Wie konnte Johannes den HErrn schon auf der Erde als „Lamm Gottes“ bezeichnen, wo er Ihn doch erst viel später als Lamm sieht?

– Wer hatte dem Petrus gesagt, dass der HErr Jesus der „Morgenstern“ ist, wo Er sich doch erst in Offb.22:16 als solchen vorstellt? (2.Petr.1:19).

– Wie konnte Paulus wissen, dass wir einmal „Engel richten“ werden (1.Kor.6:3)?

– Oder woher wusste er schon von den „himmlischen Jerusalem“ (Gal. 4:26, Hebr.12:22)?

Wenn man schon den Heiligen Geist als Offenbarer prophetischer Geheimnisse ganz außer Acht lassen will, müsste man sich doch zumindest fragen, wie die Evangelienschreiber von den Worten wissen konnten, die der HErr Jesus im Garten Gethsemane betete, da doch niemand dabei war! Und wenn man bedenkt, dass Johannes sein Evangelium erst um 98 n. Chr. geschrieben hat, wie konnte er sich nach fast 70 Jahren noch an alle Einzelheiten erinnern, wenn es ihm nicht der Heilige Geist geoffenbart hätte?!

Wir dürfen – ja müssen sogar – also davon ausgehen, dass der Geist Gottes den ersten Heiligen der Urgemeinde viele Dinge eingegeben hat, die wir heute im Offenbarungsbuch niedergeschrieben finden (vergl. auch 1.Tim.4:1). Nicht alle diese Dinge werden aber in den Briefen namentlich erwähnt. Dennoch können wir aber voraussetzen, dass Paulus während seiner Besuche in den Gemeinden den prophetischen Ratschluss Gottes vollständig verkündigt hat (Apg.20:27). So konnte er z.B. den Thessalonichern schreiben: „Erinnert ihr euch nicht, dass ich dies zu euch sagte, als ich noch bei euch war? Und jetzt wisset ihr…“ (2.Thess.2:5).

Wenn wir nun noch einmal zu 1.Kor.15:51-52 zurückkehren, so lesen wir dort nicht nur, WANN der Zeitpunkt der Entrückung sein wird, sondern erfahren auch, WER an dieser teilhaben wird („alle„) bzw. in welchem Zeitraum oder ob evtl. in mehreren Stufen („in einem Nu, in einem Augenblick„). Eine stufenweise Entrückung ließe sich aus diesem Vers zumindest nicht ableiten. Wie wir jedoch noch später sehen werden, ist Bruder C. B. der Auffassung, dass es zwei Entrückungen gibt, die erste vor den sieben Jahren für die „Gläubigen der Gnadenzeit“ und die zweite für die Märtyrer aus der antichristlichen Drangsalszeit. Ein lieber Bruder schrieb zu dieser Frage: „Das aber ist in Spannung mit 1.Kor.15; denn ein Märtyrer der Drangsalszeit ist für mich ein „Toter in Christo“(1.Thess.4:16). Gerade im Hinblick auf diese sagt Offb.14:33 ‚Glückselig die Toten, die im HErrn sterben, von nun an!‘ Von den ‚Toten in Christo‘ sagt 1.Kor.15:52, dass sie auferstehen werden ‚en atomo‘, d.h. in einem unendlich kurzen Zeitaugenblick, bei der ‚letzten Posaune‘. Was immer auch diese Posaune sein mag, die LETZTE ist es allemal! Danach kommt keine mehr. Die zwei unschuldigen Wörtlein ‚en atomo‘ stehen in schärfstem Gegensatz zu einer Abfolge mehrere Etappen innerhalb der Ersten Auferstehung.

 

Ist der „letzte Tag“ und der „Tag des Herrn“ dasselbe?

In 2.Tess. 2:1-3 lesen wir: „Wir bitten euch aber, Brüder, wegen der Ankunft unseres HErrn Jesus Christus ist und unseres Versammeltwerdens zu Ihm hin, dass ihr nicht schnell erschüttert werdet in der Gesinnung, noch erschrecket… als ob der Tag des HErrn (schon) da wäre (wörtl.: „… (schon) Stand genommen hat, d.h. schon begonnen hätte). Lasst euch von niemandem auf irgend eine Weise verführen, denn dieser Tag kommt nicht, es sei denn, dass zuerst der Abfall komme und geoffenbart worden sei der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens…“

Was war der Anlass dieser Worte? Die Thessalonicher hatten vermutlich z.T. aufgehört zu arbeiten (vergl. Kap. 3), weil sie sich von einigen bereden ließen und wohl auch den ersten Brief an sie dahingehend missverstanden hatten, dass der HErr Jesus jeden Moment wiederkommen könnte und sie sich deshalb auf eine falsche Weise darauf vorbereiten wollten. Sie hatten dabei ganz vergessen, dass vor dem Kommen des HErrn und unseres damit verbundenen „Versammeltwerdens zu Ihm hin“, d.h. vor diesem sog. „Tag des HErrn„, doch noch „zuerst der Abfall“ kommt und der „Sohn des Verderbens“ (= der Antichrist) geoffenbart werden muss. Die Worte „erschüttert“ oder „erschreckt“ lassen darauf schließen, dass sie sich sogar dahingehend beängstigen ließen, dass man ihnen sagte, die Auferstehung und Entrückung sei schon geschehen, und sie seien immer noch auf der Erde, weil der HErr sie als nicht würdig genug erachtet hätte. Dadurch war der Glaube schon bei etlichen zerstört, weil sie einer tiefen Verzweiflung anheimfielen (2.Tim.2:18).

Paulus und seine zwei Gefährten hatten sie schon im ersten Kapitel beruhigt, dass unsere Entrückung noch aussteht. Für alle Verfolgung, die sie erlitten, war ihnen „Ruhe“ verheißen, „mit uns bei der Offenbarrung des HErrn Jesus vom Himmel, mit den Engeln Seiner Macht, wenn Er Vergeltung gibt … Wenn Er kommen wird, um an jenem Tage verherrlicht zu werden in Seinen Heiligen und bewundert in allen, die (-bis dahin-) geglaubt haben, und zu denen sollten auch sie gehören. Das bemerkenswerte hier ist, dass die Vergeltung für die Gläubigen und Ungläubigen an demselben Tag geübt wird, nämlich durch und aufgrund der Wiederkunft des HErrn Jesus: das erinnert uns an Matth. 24, wo auch von den Leiden der Endzeit die Rede ist, die wir bis zur Wiederkunft des HErrn erdulden müssen. In diesem Zusammenhang sagt der HErr: „Wer aber ausharrt bis ans Ende, dieser wird errettet werden“ (Matth. 24:13). Dieses Ende ist zweifellos die Wiederkunft des HErrn Jesus am Ende der Drangsalsperiode. Dieses Gebot finden wir immer wieder in NT: Matth.10:22, 2.Kor.1:13, Hebr.6:11, Offb.2:26.

Ist es nicht wunderbar, dass wir weder Tag noch Stunde wissen, damit wir allzeit bereit sind! Gott hat weder falsche Hoffnungen geweckt, noch uns Anlass zum Sich-niederlassen oder Einrichten gegeben. Gottes Volk soll sich nicht an Zeiten oder Zeitpunkten orientieren, sondern allezeit in einem wachsenden Zustand verharren (Apg.1:7). Dies wurde den Thessalonichern auch schon im ersten Brief mitgeteilt, dass es ständiger Wachsamkeit bedurfte, damit jener Tag sie „nicht wie ein Dieb ergreife“ (1.Thess.5:1-4) – wohl gemerkt: nicht der HErr selbst ist der Dieb, sondern „der Tag des HErrn“ kommt wie ein Dieb in der Nacht. Das plötzliche Verderben, das dann über die Ungläubigen kommt, ist nicht die „große Drangsalszeit“, sondern die „Stunde des Zorns“, auf die ich noch näher eingehen werde. Wir werden zwar vor diesen Zornesergüssen noch entrückt, weil „wir nicht zum Zorn gesetzt sind“ (5:9), aber die siebenjährige Drangsal wird uns nicht erspart bleiben; wir sollten vielmehr „wissen, dass wir DAZU gesetzt sind“ (1.Thess.3:3).

Interessant ist hier, dass die Schreiber vom „Tag des HErrn“ wieder in Zusammenhang mit der Entrückung sprechen (Kap.4:13-18), was darauf schließen lässt, dass der „Tag des HErrn“ mit der Entrückung der Gläubigen beginnt. Das ist auch im Einklang mit Joh.6:39-40, wo der HErr uns verheißt: „Und ich werde ihn auferwecken am letzten Tage„.

Dieser „letzte Tag“ ist vermutlich ein Synonym für das Tausendjährige Reich, dem letzten Jahrtausend der Ruhe, vergleichbar dem siebten Schöpfungstag, nach 6000jähriger Menschheitsgeschichte (2.Petr.3:8). Ebenso ist auch der Ausdruck „Tag Jesu Christi“, „Tag Christi“ oder „Tag des HErrn Jesus“ nichts anderes als dieser „Tag des Herrn“, dieses Jahrtausends der Ruhe, wenn der HErr Jesus als König über die ganze Erde herrschen wird (2.Kor.1:14, Phil.1:6, 2:16, 1.Kor.1:7-8). Es wäre doch völlig abwegig und künstlich zu behaupten, dass der „Tag des HErrn“ und der „Tag des HErrn Jesus“ oder der „letzte Tag“ drei verschiedene Zeiträume beschreibt. Wie könnte man dies auch mit der Bibel belegen!?

Aber genau das behauptet Br. CB (vergl. S. 30/31). Unmöglich kann für ihn ja die Entrückung am „Tag des HErrn“ stattfinden, weil er dann ja eingestehen müsste nach 2. Tess. 2:1-5, dass vor unserer Entrückung noch erst der Antichrist kommen müsse. Da kommt es ihm schon sehr gelegen, dass wenigstens in 1.Kor.1:7 + 8 oder in 2.Kor.1:14 nicht der Ausdruck „Tag des HErrn“ erwähnt wird, sondern das Wort „Tag des HErrn Jesus“ bzw. „Tag unseres HErrn Jesus“ gebraucht wird (wenn das nicht Wortklauberei ist!). Während er den „Tag des HErrn Jesus“ als den Tag die Entrückung, der angeblich vor den sieben Jahren der Drangsal kommt, festlegt (S. 46), behauptet er von dem „letzten Tag“ (Joh.6:39, 11:24, 12:48), dass dieser einen Zeitraum von 1007 Jahren umfasst, nämlich die sieben Jahre Drangsal plus das 1000-jährige Reich. Das Eingeständnis, dass der letzte Tag nichts anderes als der Tag des HErrn (das ist das 1000-jährige Reich), kann Bruder CB wiederum nicht machen, weil er sonst ja zugeben müsste, dass die Entrückung zum Tausendjährigen Reich gehört.

Bei einer so willkürlich ausgelegten Begriffsbestimmung darf die heute weitverbreitete Offenbarunsgverdrossenheit unter den Gläubigen nicht verwundern, denn wie wollte man einem Laien denn verständlich machen, dass es sich bei einem prophetisch verheißenen „Tag“ mal um einen Zeitpunkt und mal um verschiedene Zeiträume handelt? Hat Paulus in seinen Briefen wirklich so haarspalterisch differenzierte Zeitbegriffe vor Augen gehabt, oder ging es ihm nicht vielmehr immer wieder um diesen einen künftigen Äon, der schon im A.T. meistens nur „Tag des Herrn“ genannt wird? Und warum sollte es dem Heiligen Geist nicht erlaubt sein, dafür auch verschiedene Synonyme zu verwenden?

Einen berechtigten Unterschied in der Symbolsprache der Bibel sehen wir höchstens zwischen den Ausdrücken „Tag“ und „Stunde“, wobei es sich bei dem ersten um eine Epoche handelt und bei dem zweiten um einen kurzen, entscheidenden Zeitpunkt (Moment), der gegebenenfalls eine Epoche einleitet (z.B. Joh.5:25). Aber gerade da macht CB keinen Unterschied (S. 31 Anm.), indem er Joh.16:25-26 als Beleg für ihre Bedeutungsgleichheit anführt (Vers 26 bezieht sich aber auf den „Tag“ in V. 23. Hingegen ist die Redewendung „Es kommt die Stunde…“ vom HErrn Jesus in V.25 so zu verstehen: „Es wird eine Zeit anbrechen, da…“. Die Punktualität des Wortes „Stunde“ wird gerade in Joh.16:21 deutlich). Wenn es sich beim Wort „Stunde“ aber nicht um eine langjährig andauernde Epoche handelt, sondern nur um eine kurze, entscheidende PHASE, die sich höchstens – wie im Falle der Festnahme und Kreuzigung des HErrn – auf einige Stunden erstreckt (Luk.22:53), dann ist auch klar, dass es sich bei der „Stunde der Versuchung“ in Offb.3:10 nicht um die siebenjährige Drangsalszeit handeln kann, sondern nur um die auch später erwähnte „Stunde Seines Gerichts“ (Offb. 14:7+15, 18:10+16), die sich erst nach unserer Entrückung am Ende der Drangsalzeit abspielen wird und die uns in der Passionsgeschichte des HErrn vorgeschattet ist.

Der parallele Gebrauch der Worte „Ankunft/Versammeltwerden“ und „Tag des HErrn“ in 2.Thess.2:1-3 müsste eigentlich schon Grund genug sein, unsere Entrückung als ein Ereignis innerhalb des Tages des HErrn anzusehen. Früher haben die Vertreter der Vorentrückungslehre  die Parallelität der Worte „Ankunft“ und „Tag des HErrn“ auch anerkannt damals ging ihre Argumentation  vielmehr dahingehend, dass sie behaupteten, dass die „Ankunft“ des HErrn und „unser Versammeltwerden zu Ihm hin“ nicht zur selben Zeit stattfindet sondern zeitlich sieben Jahre auseinander liegt. Die Tatsache jedoch, dass beide Ereignisse in einem „Atemzug“ genannt werden, hat sie wohl dazu veranlasst, sich etwas Neues einfallen zu lassen.

Von daher ist es wohl auch erklärbar, dass Bruder CB die Worte in 2.Thess.2:1-3 ganz anders „versteht“:

Ist das nicht bezeichnend? Hier wird die ‚Ankunft unseres Herrn‘ in Gegensatz gesetzt (*!?) zum ‚Tag des Herrn‘. Unmöglich anzunehmen, dass beide Dinge dasselbe sind, dass der Apostel wegen der einen Sache bittet, um zu sagen, dass gerade diese Sache noch nicht da ist (* welch eine Logik!?) … Der Apostel bittet sie wegen des Ereignisses, das noch vor diesen Tag eintreten muss (* Das steht da doch gar nicht!), sich nicht erschüttern zu lassen. Schön auch zu sehen, wie im ersten Vers die Ankunft unseres HErrn Jesus Christus mit ‚unserem Versammeltwerden zu Ihm hin‘ erklärt wird.“ –

(* Anmerkungen und Hervorhebungen von mir, S. P.)

Ich möchte es Euch Geschwistern selber überlassen, sich eine Meinung zu bilden über diesen „bezeichnenden Gegensatz“, den man „unmöglich anders“ verstehen könne…

Ebenso mutet es sonderbar an, wenn man liest, wie Bruder CB die Kapitel 4 und 5 vom 1.Thessalonicherbrief versteht (S. 42):

Es nützt dem Verständnis über unseren Gegenstand sehr, wenn man beachtet, dass der ganze Abschnitt in 1.Thess.4, der die neue Offenbarung über die Entrückung der Gläubigen enthält (Verse 15-18), gedanklich eine Einschaltung darstellt. Vorher hatte der Apostel von dem Bringen der Gläubigen ‚mit Ihm‘ gesprochen (Vers 14), und in Kapitel 5, Vers 1, greift er den Faden wieder auf und spricht von ‚Zeiten und Zeitpunkten‘ und vom ‚Tag des HErrn‘.“ (Hervorhebungen von mir)

Ob es dem Verständnis nützt oder dieses vielmehr erschwert, wenn man Verse aus einem Zusammenhang herausgreift, um sie dem Leser als Einschaltung zu verkaufen, sei dahingestellt; jedenfalls beginnt der Abschnitt über die Entrückung in 1.Thess.4 nicht erst in Vers 15, sondern bereits in Vers 13! Das „mit Ihm“ in Vers 14 ist in der Tat bedeutsam und unterstreicht die Tatsache, dass unsere Entrückung und unser „Mit-Ihm-gebracht-werden“ (d.i. Sein Kommen mit uns auf die Erde) zwei unmittelbar aufeinanderfolgende Ereignisse sind (mehr darüber im nächsten Kapitel). Von einer offensichtlichen Einschaltung könne man eher bei den Versen 1-3 vom 5. Kapitel sprechen, in denen von der ungläubigen Welt geschrieben wird. Der Gegensatz zwischen „sie“ und „ihr“, den Bruder CB auf S. 53 betont, bedeutet ja nicht, dass nicht auch wir von dem in Vers 2 erwähnten „Tag des HErrn“ betroffen sind, auf den auch noch einmal in Vers 4 Bezug genommen wird. Wir gehen diesem „Tag“ genauso entgegen wie die Ungläubigen, nur dass uns eben dieser Tag nicht – wie bei den übrigen – wie ein Dieb ergreifen wird, sondern wie etwas, auf das man schon lange gewartet hat (vergl. Matth. 24:43).

Die von CB auf Seite 42 erdachte „Einschaltung“ ist auch nicht dadurch belegt, dass er erklärt, dass „die Wahrheit von der Entrückung erst dem Apostel Paulus neu kundgemacht wurde.“ Die Tatsache nämlich, dass ein Ereignis, dass bisher unbekannt war (wie z.B. die Entrückung), an dem selben Tag stattfindet, an dem auch bisher bekannte Ereignisse stattfinden (z.B. die Zonesschalen), darf nicht zu dem Trugschluss führen, dass sich dieses sonst an einem anderen Tag abspielen muss. Es ist auch nicht richtig, wie Bruder CB auf S. 47 behauptet, dass der „Tag des HErrn“ schon deshalb nichts mit uns zu tun habe, weil es einen „Tag der Rache“ bzw. einen „Tag des Grimmes“ sei (Jes. 61:2; Zeph.1:14-18 – hier wird er übrigens auch als „Tag der Posaune“ bezeichnet!). Warum können zwei diametrale, sich widersprechende Ereignisse wie die Hochzeit des Lammes und der Zorn Gottes nicht an dem selben Tag geschehen? Werden nicht auch heute Hochzeiten an Tagen gefeiert, an denen woanders Krieg herrscht? Gerade das macht ja den Tag der Offenbarrung des Wesens Gottes aus, nämlich seine Gegensätzlichkeit (Polarität): Zorn und Liebe, Gnade und Rache, die doch in völliger Harmonie miteinander sind.

Außerdem wird ja gerade im AT bezeugt – und das dürfen wir nicht übersehen – das der „Tag Christi“ nicht nur ein Tag der Rache ist, denn das ist er ja nur zu Beginn; im Verlauf des 1000-jährigen Reiches wird sich ja das Blatt wenden, und es wird Sein wundersamer Frieden einkehren, der sogar Auswirkungen auf die Flora und Fauna hat. Lesen wir doch nur im Buch Jesaja die Kapitel 11, 12, 25, 26, 35, etc.! So ist es auch weniger verwunderlich, dass sich – trotz all der anfänglichen Schrecknisse, die dieser Tag mit sich bringen wird – Abraham sich über ihn freuen konnte, als er ihn im Geiste sah (Joh. 8:56).

Ist es nicht auffällig, wie häufig Bruder CB immer wieder versucht, Zusammenhänge in der Schrift zu zerlegen und sie in äußerst willkürlicher Art und Weise seinem Lehrgebäude zuzuteilen. Wer aber nach Gutdünken die Bedeutungen von Begriffen festlegt und künstlich Unterschiede in Texte hinein interpretiert, dem wird es kaum erspart bleiben, Widerspruch hervorzurufen. Ein Beispiel:

Auf S. 54 zitiert CB aus Tit.2:13, wovon der „glückseligen Hoffnung UND Erscheinung der Herrlichkeit“ des HErrn die Rede ist. Dazu schreibt er in einer mir völlig unverständlich Logik: „Hier ist die ‚glückselige Hoffnung‘ deutlich von der ‚Erscheinung der Herrlichkeit Christi‘ unterschieden…“ Wer denn, bitte schön, kann das so verstehen? Welcher unvoreingenommene Leser würde auf solch eine Idee kommen? Der müsste ja dann konsequenterweise auch die Worte „unser Gott und Vater“ (Eph.1:3), dass Gott nicht unser Vater sei!   Ich könnte noch viele ähnliche Beispiele anführen, wo dieser Redestil gebraucht wird, aber das scheint mir nicht nötig zu sein. Es ist ganz offensichtlich, wie Bruder CB hier versucht, seine Theorie zu belegen, dass „die erste Auferstehung sich in mehreren Schritten vollzieht“ (S. 32). Ich finde aber nirgendwo in der Bibel geschrieben: „die Toten in Christo werden nacheinander auferstehen.“

 

1. Exkurs: WER holt denn WEN ab?

Auf S. 48 schreibt Bruder CB: „Während dieser Tag von überaus ernsten sichtbaren Zeichen begleitet sein wird (vgl. Joel 2:30), hören wir in Bezug auf die Entrückung überhaupt nichts von solchen Zeichen. Sie wird vielmehr von der Welt unbemerkt vor sich gehen, nur die Folgen werden von den Menschen wahrgenommen werden: Die Kinder Gottes sind hier nicht mehr auffindbar. Aber wenn Er mit den Wolken kommt, um die Welt zu richten, wird ‚jedes Auge‘ Ihn sehen, auch ‚die Ihn durchstochen haben‘ (Offb.1:7).“

Abgesehen davon, dass das plötzliche Verschwinden von vielleicht 5-10 Millionen Menschen auf der Erde nicht gerade „unbemerkt“ vonstattengehen kann, so lesen wir in 1.Thes. 4:16 sehr wohl von solchen „Zeichen“, die unsere Entrückung ankündigen: ein „gebietender Zuruf“, die „Stimme eines Erzengels“ und „die Posaune Gottes“. Dieser Abschnitt (1.Thess.4:13-18) verdient überhaupt noch viel mehr Aufmerksamkeit, spricht er doch wie kein anderer von dem Ablauf unserer Entrückung. Deshalb möchte ich noch einmal im Folgenden den genauen Ablauf skizzieren:

Das Ziel der Entrückung ist, wie wir am Ende von Vers 17 lesen, dass wir von da ab immer „mit dem HErrn“ seien (dasselbe Wort „mit“ steht auch in Vers 14 und bedeutet wörtlich „samt, nebst, zusammen mit oder inklusive“ – gr. „syn“). In Vers 14 fällt auf, dass der HErr Jesus nicht eigentlich „kommt“ sondern „wir mit Ihm gebracht werden„. Das erinnert uns an Hebr. 1:6, „Wenn Er (d.i. Gott) den Erstgeborenen wiederum in den Erdkreis einführt…“. Genauso wie der HErr bei Seinem ersten Kommen in die Welt „hineingeführt wurde“ und von ihr aufgehoben wurde in den Himmel, so wird Er auch „wiederum“ auf die Erde kommen, ohne eine Verzögerung von sieben Jahren (vergleiche Apg. 1:11). Der HErr Jesus wird nicht in der Luft stehen bleiben, um dann, wenn Er uns dort „abgeholt“ hat, wieder in den Himmel zurückzukehren. Wenn das so wäre, dann könnte man wirklich von einem zweimaligen Kommen Christi sprechen.

Leider wird diese unbegründete und unsinnige Auffassung heute immer wieder in Form eines Pfeilmodels in Heilsplan-Panoramen dargestellt. Es wird endlich Zeit, dass dieses Pfeilpiktogramm korrigiert wird, wie ich es auf der Umschlagseite getan habe. Während der HErr vom Himmel „herabsteigt“, werden wir wie die „klugen Jungfrauen“ bei der Entrückung „in Wolken hinweg gerissen werden zur Abholung des HErrn in die Luft“ (V.17). Das griechische Wort „apantesis“ kann man neben „Abholung“ auch mit „Begegnung“ oder „Entgegengehen“ übersetzen.

Prof. F.F. Bruce von der Brüdergemeinde (!) schreibt dazu:

Wenn in hellenistische Zeit ein Würdenträger (der Regierung) einer Stadt einen offiziellen Besuch (parusia) abstattete, zogen ihm die führenden Bürger entgegen, um ihn willkommen zu heißen und auf dem letzten Stück des Weges zu geleiten. Das nannte man die ‚apantesis‘. Das Wort wird mit ähnlichem Sinn in Matth.25:6 und Apg.28:15 gebraucht. Es ist ein sprechendes Bild: der HErr wird von den Seinen das letzte Stück auf Seinem Weg zu Erde begleitet, wobei die jetzt von den Toten Auferweckten und die, die am Leben geblieben waren, vereint werden.“ („Kommentar zur Bibel“, Band 4, S.442, Brockhaus).

Es ist also nicht der HErr, der die Gemeinde abholt, sondern die Gemeinde, die den HErrn abholt. Das Kommen Christi ist demnach sowohl ein Kommen FÜR die Seinen, als auch ein Kommen MIT den Seinen. Von dem Zeitpunkt der Begegnung des HErrn mit Seiner Braut in der Luft werden wir fortan immer „mit Ihm zusammen sein“ (V.17b). Von diesem Augenblick an kann das Kommen unseres HErrn ohne Verzögerung fortgesetzt werden. Es besteht überhaupt kein Hinweis in 1.Thes.4 und 5, dass der HErr dann erst noch einmal mit Seiner Braut für sieben Jahre in den Himmel zurückkehrt. Bitte, liebe Brüder: wo steht das überhaupt sonst geschrieben? Wer gibt uns das Recht, eine Kurve nach oben zu ziehen, wenn die Bibel es nicht tut? Vielmehr erfüllen sich doch dann die wunderbaren Verheißungen: „Dann wird der HErr, mein Gott, kommen und alle Heiligen mit ihm“ (Sach.14:5) – „Wenn Er kommt, um an jenem Tage verherrlicht zu werden in Seinen Heiligen und bewundert in allen denen, die geglaubt haben“ (2.Thes.1:10) – „Wenn aber der Christus, unser Leben, geoffenbart werden wird, dann werdet auch ihr mit Ihm geoffenbart werden in Herrlichkeit (Kol.3:4) – „Und nun Kinder, bleibt in Ihm, auf das wir, wenn er geoffenbart wird, Freimütigkeit haben und nicht vor Ihm beschämt werden bei Seiner Ankunft“ (1.Joh.2:28) – „Das sehnsüchtige Harren der Schöpfung wartet auf die Offenbarung des Söhne Gottes.“ (Römer 8:19) –

Wir erwarten den HErrn aus den Himmeln, der uns zwar nicht vor der kommenden Drangsal, wohl aber von dem kommenden Zorn befreien wird (1.Thes.1:10).

 

2. Exkurs: WER hält denn WEN auf? 

Es ist erstaunlich, daß sich in dem Buch von Bruder Christian Briem (C. B.) überhaupt keine Auslegung von 2.Thes.2:7 findet, denn immerhin gehört dieser Vers ja zu den Hauptargumenten für eine angebliche Vorentrückung, bzw. geheime Entrückung. Was hat das zu bedeuten? Darf man vermuten, daß sich Bruder C. B. schon im Vorfeld seiner Manuskriptfassung darüber im Klaren war, dass dieses Argument schon vor längerer Zeit durch ein genaueres Grundtext-Studium entkräftet und widerlegt wurde? Doch für die Brüder, die nicht wissen, worum es hierbei geht, möchte ich kurz die ursprüngliche Argumentation aufzeigen, um dann den Irrtum klarzulegen:

Es heißt dort in 2.Thes.2:7: „Denn schon ist das Geheimnis der Gesetzlosigkeit wirksam; nur ist jetzt der, welcher zurückhält, bis er aus dem Wege ist.“ Hier gibt es also jemanden, der jemand anderes zurückhält, und dieser „jemand“ muss erst „aus dem Wege geschafft werden. Für die Anhänger der Vorentrückungslehre ist klar: Der Heilige Geist hält heute noch durch die Anwesenheit der Gemeinde auf der Erde das Kommen des Antichristen auf; ist die Gemeinde aber mit dem Heiligen Geist dann „aus dem Wege“ geschafft durch die Entrückung, dann kann auch der Antichrist kommen und seine siebenjährige Herrschaft antreten.

Wenn diese etwas wage Auslegung stimmen sollte, dann würde sie ein direkter Widerspruch zu dem sein, was wir in den ersten drei Versen dieses Kapitels lesen, die wir bereits betrachtet haben. Dort heißt es ja, daß der „Tag des HERRN“ und damit auch unser „Versammeltwerden zu Ihm hin“ nicht eher kommen werden, als wenn nicht zuvor der „Abfall“ und der „Antichrist“ kommen. Also irgendwas scheint da nicht zu stimmen.

Eine andere Schwierigkeit besteht in der Tatsache, daß die Gemeinde oder der Heilige Geist doch gar nicht in diesem Abschnitt erwähnt wird. Es gibt auch sonst im N.T. keine Stelle, die besagt, daß der Heilige Geist heute das Kommen des Antichristen aufhält. Im Gegenteil: In dem Gleichnis vom Unkraut in Mat. 13:24-30 bezeugt der HERR, daß das Böse in Anwesenheit der Gemeinde bis zur „Ernte“ ausreift, d.h. bis zur „Vollendung des Zeitalters“. Wieder ein Beweis dafür, daß unsere Entrückung erst nach Vollendung dieses Äons stattfindet und nicht schon sieben Jahre vorher.

Ein weiteres gewichtiges Argument gegen die Hypothese, dass der Heilige Geist der „Aufhaltende“ sei, der aus dem Wege geschafft werden müsse, hat ein lieber Bruder einmal er erklärt: „Nach der Entrückung der Gemeinde mit Wegnahme des Geistes soll ja der abgerissene Faden Israels wieder angesponnen werden. Die Bekehrung des ganzen Volkes steht noch bevor. Auch sollten sich die ‚Evangelisten des Reiches‘ an die Arbeit machen. Das aber setzt doch voraus, dass der Geist wieder da ist. Wie sollte sich sonst jemand bekehren? Und wer könnte auch etwas Geistliches tun, wenn der Geist nicht da ist? Auch der Antichrist hätte nichts, wogegen er so richtig „anti“ sein könnte, denn mit dem Geist ist auch alles Geistliche von der Welt genommen.“

Wenn wir uns jedoch nicht auf Spekulationen einlassen wollen, sondern eine biblische Antwort finden wollen auf die Frage, WER hier in V.7 eigentlich WEN aufhält, sollten wir uns erst einmal fragen, was denn überhaupt das Thema dieses Kapitels ist. Dazu lesen wir in Vers 1: „…wegen der Ankunft unseres HERRN JESUS CHRISTUS…“. Es geht also nicht vorrangig um das Kommen des Antichristen, sondern um die Ankunft CHRISTI. Der Antichrist wird erst in V. 3 erwähnt, und zwar als ein solcher, der zuerst kommen muss, d.h. der demnach indirekt das Kommen des HERRN JESUS aufhält bzw. „zurückhält“. Nach dieser Erklärung heißt es dann in Vers 6: „Und jetzt wisset ihr, was zurückhält“, nämlich der zuvor angekündigte Abfall und die Offenbarung des Antichristen, „auf daß Er zu Seiner Zeit geoffenbart werde“, d.i. natürlich der HERR JESUS. In Vers 7 räumen die Schreiber zwar zunächst ein, daß das „Geheimnis der Gesetzlosigkeit“ (nämlich der Geist des Antichristen) schon auf der Erde ist, aber es fehlt noch an der personifizierten Offenbarung des Gesetzlosen selbst.

Die verborgene Wirksamkeit des antichristlichen Geistes tritt heute immer mehr zu Tage, je näher das Kommen unseres HERRN herbei rückt. Nun stellt sich jedoch noch die Frage, was mit der sonderbaren Redewendung gemeint ist: „…nur ist jetzt der, welcher zurückhält, bis er aus dem Wege ist.“ Wenn – wie wir gesehen haben – der Antichrist der „Zurückhaltende“ ist, wie kann er dann „aus dem Wege“ geräumt werden?

Um schwierige Stellen besser zu verstehen, ist es oft hilfreich, eine griechische Interlinear-Übersetzung zur Hand zu nehmen, die es auch dem Laien erlaubt zu prüfen, was im Grundtext wirklich geschrieben steht. Gott hat uns ja keine originalgetreue Übersetzung verheißen, sondern hat uns den verbindlichen Originaltext in griechischer Sprache gegeben, um im Zweifelsfall die Übersetzungen auf ihre Genauigkeit hin zu überprüfen. Wenn die lieben Brüder der sog. „Brüdergemeinden“ dies auch bei dieser Stelle getan hätten, wären sie wohl nicht auf die Idee gekommen, daß es sich um den Heiligen Geist handelt; denn es steht dort gar nicht: „…bis er aus dem Wege ist“ sondern es heißt wörtlich: „…bis er aus der Mitte werde“ bzw. „hervorkommt!

Und schon ergibt sich ein ganz anderer Sinn: der Antichrist, der die Ankunft unseres HERRN zurückhält, weil er eher kommen muss, ist solange im Verborgenen wirksam, bis er zu Beginn der sieben Jahre aus der Mitte der Menschen hervorgeht! Das griechische Wort „genetai“ (= „werden“) hat auch die Bedeutung von „geboren werden“ (vgl. „Genetik“) oder „hervorkommen“ (z.B. in Mat. 21:19; Mark. 1:11; Luk. 9:35; Gal. 4:4; Röm. 1:3). Nirgendwo hat es die Bedeutung von „abschaffen“ oder „wegnehmen“!

Dieses Verständnis lässt sich auch einfach mit der Schrift belegen: So heißt es im Danielbuch immer wieder: „Ein König wird aufstehen, frechen Angesichts und der Ränke kundig“ (Dan.7:24 /8:23). Dies ist zweifellos der Antichrist. Ebenso lesen wir in Offb. 13:1 „Und ich sah aus dem Meere ein Tier aufsteigen, welches zehn Hörner und sieben Köpfe hatte“. Ob der Antichrist auch natürlich geboren wird oder plötzlich in Erscheinung tritt, lässt sich nicht genau sagen, wahrscheinlich ist jedoch das Erstere, denn auch der HERR wurde ja normal geboren. Demnach könnte er sogar schon auf der Welt sein.

Nachdem der Antichrist „geboren“ und „aufgestiegen“ ist, wird er auch als „Gesetzloser geoffenbart“ (Vers 8). Dann heißt es von ihm, daß er in „aller Macht und allen Zeichen und Wundern der Lüge und in allem Betrug der Ungerechtigkeit“ auftreten wird. Durch seinen „Betrug“ werden allerdings nur die getäuscht werden können, die ohnehin verloren gehen werden, „weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht annahmen“ (V.9-10). Wenn aber die Gläubigen nicht mehr auf der Erde sind, wozu dann noch all dieses Theater? Wen kann der Antichrist denn noch betrügen wollen, wenn ohnehin nur noch solche auf der Erde sind, die wegen ihres Unglaubens Betrogene sind? Wie kann er sie noch verführen wollen, wenn sie ihm doch ohnehin schon gehören? (vgl. 2.Kor.4:4). Solch ein Vorhaben macht doch nur wirklich Sinn, wenn es noch Gläubige auf der Erde geben wird, die man verführen kann! Da sind wir auch schon bei der nächsten Frage:

 

3. Exkurs: WER fällt von WAS ab?

In 2.Thess. 2:3 haben wir gelesen, daß vor dem „Tag des HERRN“ noch „der Abfall“ kommen müsse. Was ist mit diesem „Abfall“ gemeint? Da uns die Schreiber keine näheren Erklärungen geben, setzen sie voraus, daß wir es schon wissen (können). Tatsächlich kündigt uns das N.T. ja an sehr vielen Stellen an, daß in den letzten Tagen viele verführt werden und abfallen, und zwar „vom Glauben„! So heißt es in 1.Tim.4:1: „Der Geist aber sagt ausdrücklich, dass in späteren (wörtl.“hysterischen“) Zeiten etliche von dem Glauben abfallen, indem sie achten auf verführerische Geister und Lehren von Dämonen…“ Diese „etlichen“ sind eindeutig Christen, zumindest solche, welche dies vorgeben zu sein. Wie könnte ein Ungläubiger vom Glauben abfallen, wenn er doch nie Glauben gehabt hat? Ein Apfel fällt ja schließlich auch nicht vom Kirschbaum ab!

Von daher ist es mir einfach unverständlich, wie Brüder wie z.B. M. Jaegle in seinem Büchlein „Christi nahe gekommene Wiederkunft“(1988) behaupten kann, daß es sich bei dem „Abfall“ in 2.Thes.2:3 um einen „Abfall der Gesamtmenschheit“ handele (S. 20-24). Von WAS soll die Welt denn bitte schon abfallen? Etwa von ihrem Anspruch, ein sog. „christliches Abendland“ zu sein? Diesen Anspruch hat sie doch ohnehin nie verdient, sondern sich selber angemaßt; bestenfalls war Europa bisher ein „kirchlich-religiöses Abendland“. Deutlich ist zwar auch in der Welt seit ca. 200 Jahren ein zunehmender Abfall von biblischen Normen feststellbar (vgl. Offb.17:16), aber eine „pseudo-christliche Gesellschaft hatte von der Bibel sowieso nie eine Verheißung. Daher ist es für uns heute auch kaum interessant, wenn sie immer mehr an christlich-verbrämter Substanz verliert und zum vorchristlichen Heidentum zurückkehrt. Damit wird sie zumindest wieder ihrer ursprünglichen Natur treu: Das römische Weltreich lässt sich von den Wunden heilen, die ihm die katholische Kirche zugefügt hat (Offb. 13:3).

Es liegt dabei klar auf der Hand, warum sie diesen „Abfall“ nur als einen Abfall der ungläubigen Menschheit deuten können, denn wenn sie zugestehen würden, daß es sich hier nur um einen Abfall der Gläubigen vom Glauben handeln kann, dann müssten sie sich ja auch eingestehen, daß bei der Offenbarung des Antichristen noch Gläubige auf der Erde sind, die wirklich abfallen können. Dabei ist es ohnehin völlig unnötig, den „Abfall“ in die Zeit des Antichristen zu verlegen, nur weil beide Ereignisse in einem Satz genannt werden. Wir sollten doch nicht übersehen, daß die Versammlung CHRISTI von Anfang an durch Vermischung mit den Ungläubigen und mit falschen Lehren von ihrem ursprünglichen Zustand abgefallen ist. Dieser Abfall wurde immer wieder vom HERRN und seinen Aposteln vorhergesagt: Matth.13:24-33; Apg.20:29+30; 2.Kor.11:2-4; 2.Tim.3:1-9+13 /4:3+4; 2.Petr.3:3-9; 1.Joh.2:18 /4:1-6; 2.Joh.7. Der HERR JESUS sagte für die Zeit des Endes: „Sehet zu, daß euch niemand verführe! denn viele werden unter Meinem Namen kommen und sagen: Ich bin der Christus! und sie werden viele verführen.“ (Matth. 24:5). Ein Ungläubiger kann ja gar nicht mehr verführt werden, weil er ja schon verführt und betrogen ist.

Einzelne Erweckungen – die jedoch auch nur zeitlich und örtlich begrenzt waren – sollten uns nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Braut CHRISTI bis heute noch nicht zubereitet ist für die Wiederkunft unseres HERRN. Diese Zubereitung muss und wird aber geschehen, und zwar durch die Leiden der siebenjährigen Drangsalszeit (Offb.12:6/ 19:7; Mat.25:7; 2.Petr.3:9; Hohel.3:6/ 8:5). Deshalb sagten Barnabas und Paulus uns auch, „dass wir durch viele Trübsale in das Reich Gottes eingehen müssen.“ (Apg.14:22).

Es ist typisch für das anmaßende Selbstverständnis der Brüdergemeinden heute, daß Bruder C. B. auf S. 82 seines Buches bezeugt: „Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass dieser Ruf (gemeint ist der sog.“Mitternachtsruf“ in Mat. 25:6) bereits ergangen ist.“ (Fettdr. v. m.) Er bezieht sich bei dieser Behauptung auf die Erweckung in England vor 150 Jahren, aus der bezeichnenderweise die Brüderbewegung hervorgegangen ist. Wer gibt ihm aber bloß diese „tiefe Überzeugung“? Wer gibt ihm das Recht so zu tun, als ob mit Entstehen der Brüdergemeinden die Gläubigen insgesamt aus dem Schlafe erwacht sind? Der Text in Mat. 25:1-13 lässt eine – auf den Ruf hin folgende – Verzögerung von nochmal mehr als 150 Jahren kaum erkennen: Aus Vers 10 ließe sich eher der Schluss ziehen, daß eine Umkehr nach dem „Mitternachtsruf“ nicht mehr möglich sein wird; denn der Nachdruck wird ja gerade auf ein „Zu-spät“ gelegt. Außerdem müsste man bei obiger Auslegung dann davon ausgehen, daß die Christen heute wachsamer und zubereiteter sind als in den Jahrhunderten zuvor, aber das Gegenteil ist leider der Fall!

Nicht nur geht das Selbstverständnis der Brüdergemeinden an der heute allgemeinen Realität des „Laodicäa“-Christentums vorbei, sondern es widerspricht auch den Worten ihres Begründers, John Nelson Darby, der selber eingeräumt hat, daß der Abfall der Christenheit bis heute andauert (vgl. „Gemeinde Jesu in Knechtsgestalt“, S.364+365).

 

 

 

 

 

Vorheriger Beitrag
– Der Wille Gottes
Nächster Beitrag
– Müssen Christen noch die Gebote des Alten Bundes befolgen?

Inhaltsverzeichnis

Etwas nicht gefunden?

Neuste Beiträge

Gastbeiträge

„Der ist kein Narr, der aufgibt, was er nicht behalten kann, damit er gewinnt, was er nicht verlieren kann.“

(Jim Elliott)